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B.I.T.C.H.E.S.

Aquarell
von

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S okovian twin

Ihre Beziehung brachte die Bedeutung des Wortes Seelenverwandt auf ein ganz neues Level. Jeder wusste, dass Wanda und [Y/N] ein Herz und eine Seele waren, manche der Avengers gingen sogar so weit zu behaupten, sie würden sich ein Gehirn teilen.

Was vermutlich nicht einmal gelogen war.

Zwar war Wanda für ihre Fähigkeiten bekannt, doch seit die beiden ein Paar waren, schienen sich ihre Köpfe miteinander verbunden zu haben. Was Wanda wusste, wusste auch [Y/N] und was [Y/N] wusste, wusste auch Wanda – eine furchtbar nervige Kombination, wenn man die anderen Teammitglieder fragte, die darunter zu leiden hatten.
 

Wenn sie zum Beispiel an einem freien Tag zusammen am Esstisch saßen und niemand ein Wort sprach, so kommunizierten die beiden doch miteinander, ohne Rücksicht auf Verluste.

An einem Tag war es sogar so weit gekommen, dass das verhaltene Kichern Tony dermaßen auf den Sack ging, dass er beinahe den Tisch umgeworfen hätte. In dem Moment hatte er es vielleicht nicht geschafft, weil Thor seinen Hammer auf der Platte geparkt hatte, doch drei Teller hatten diesen Tag nicht überlebt.

Tony beinahe auch nicht, weil einer dieser mit Essen bestückten Teller, zufällig Natasha gehörte.
 

In der Beziehung der beiden, so wie sie sie führten, gab es weder Geheimnisse noch irgendeine Art von Scham. Sie teilten wirklich alles und waren durch ihr kleines, mentales Band enger miteinander verbunden, als es vielleicht der Normalfall wäre.

[Y/N] teilte ihre Gedanken offen mit und andersherum war es ebenso. Und das, obwohl wirklich nur einer von ihnen mit diesem Talent ausgestattet war.
 

Aber natürlich hatte das ganze auch seine Schattenseiten, hin und wieder gab es Streit, wenn sie mal anderer Meinung zu gewissen Dingen waren.

Irgendwann renkte sich auch das wieder ein. Es waren immer nur Meinungsverschiedenheiten, die man überwinden konnte. Nie etwas überaus dramatisches.

Vermutlich, weil sie sich so gut kannten.

Es gab Dinge die schlimmer waren. Wesentlich schlimmer.
 


 

Der Wecker hatte noch nicht einmal geklingelt und doch war sie schon wach. Sonnenstrahlen lugten durch die Vorhänge und zauberten lange Rechtecke auf den flauschigen Teppich vor dem Bett. Kleine Staubkörner tanzten in dem Licht und ließen diese frühmorgendliche Szenerie unwirklich erscheinen.

Trotz der Jahreszeit war es angenehm kühl in dem Zimmer, sogar im Bett mit den unzähligen Kissen und der leichten Schlafdecke.

Die einzige Wärme, die sich in diesem Moment richtig anfühlte, stammte von Wanda.
 

Die Beine ineinander verschlungen und mit ihren Fingern spielend, betrachtete [Y/N] ihre schlafende Freundin. Ihre langen, braunen Haare hingen ihr ins Gesicht und bewegten sich leicht mit jedem Atemzug. Sie sah so friedlich aus, unbekümmert, so wie sie sie damals kennengelernt hatte.

Mit einem leichten Schmunzeln beugte sie sich vor und hauchte Wanda einen Kuss auf die Stirn. Diese drehte sich auf den Rücken und gab ein leises Grummeln von sich, als sie sich streckte.
 

Schon als sie aufwachte, hätte [Y/N] es merken müssen, den leichten Druck im Kopf, das klitzekleine Gefühl im Magen, als würde etwas nicht stimmen.

Manchmal kam es schleichend, man merkte es viel zu spät.

„Guten Morgen, du Schlafmütze”, grinste [Y/N] und hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen, was sie nur mit einem Schmunzeln quittierte, „Hast du Hunger?”

Wanda antwortete nicht, nickte aber direkt.
 

Einen Moment blieb sie still liegen und betrachtete ihre Freundin abermals, wollte fragen, ob es ihr gut ging, weil sie bis dato nicht sonderlich viele Lebenszeichen von sich gegeben hatte, doch auch wenn ihre Lippen verschlossen blieben, antwortete Wanda dieses Mal.

Mir geht es gut, vielleicht... vielleicht habe ich es gestern nur ein bisschen übertrieben”, leise hallte ihre Stimme in [Y/N]s Kopf wider und die blauen Augen fixierten sie, als wolle sie keinen Zweifel daran lassen, dass es ihr auch wirklich, wirklich gut ging.

Manchmal merkte man es nicht, aber sie hätte es merken müssen.
 

Das mulmige Gefühl in ihrem Magen wurde ein bisschen stärker, trotzdem glitt [Y/N] vom Bett und eilte aus dem Schlafzimmer, damit sie etwas zum frühstücken aus der Küche holen konnte.

Soweit sie wusste, war heute einer der seltenen freien Tage, an dem keiner vom Team irgendwelchen Verpflichtungen nachkommen musste und bis jetzt hatten sie auch das Glück, dass niemand versucht hatte die Weltherrschaft an sich zu reißen, geschweige denn ihren schönen Heimatplaneten zu vernichten.
 

Sanft kam der Fahrstuhl, mit dem sie hochgefahren war, auf entsprechender Ebene zum Stehen. Die Türen öffneten sich leise, doch konnte sie schon die aufgeregten Stimmen aus der Küche hören.

„Das trinke ich nicht. Wozu? Ich gehöre nicht zu eurem Club der alten Säcke”, das war unverkennbar die Stimme von Pietro und seine Tonlage, sowie die dank seines Akzentes verzerrten Wörter brachten sie zum Schmunzeln.

Neugierig wagte sie erst einen Blick in die Küche und sah, wie er zwischen Tony, Steve und Bucky stand und herumzeterte, als gäbe es keinen Morgen mehr.
 

„Willst du mich etwa mit den beiden Hundertjährigen auf eine Stufe stellen?”, Tony wollte ihm schon eins über die Rübe ziehen, aber binnen eines Augenblicks war Pietro auf der anderen Seite der Theke.

Kurz herrschte Stille zwischen ihnen, in der die drei Älteren einander böse anfunkelten. Auch wenn Tony vom äußerlichen her sichtlich älter war, konnte man den beiden Soldaten nicht abstreiten, dass ihre besten Tage schon ein gutes Jahrhundert zurück lagen.
 

Gerade, als [Y/N] in die Küche spazierte, schob Tony ein Glas über die Theke, in dem eine fast schwarze Flüssigkeit schwappte. Sie kannte diese Proteinshakes, die Tony immer zu sich nahm, er hatte auch schon mal versucht, ihr einen anzudrehen.

Leider war sie nicht so schnell gewesen wie Pietro, geschweige denn so stark und dreist, wie Thor, der damals aus lauter Gehässigkeit Mjolnir vor der Kaffeemaschine platziert hatte.

Fast eine halbe Woche lang hatte keiner mehr den richtig guten Kaffee trinken können. Zum Glück hatte es da keine Verletzten gegeben, auch wenn der ein oder andere schon nervlich am Ende war.
 

„Ja natürlich, alter Mann. Du hast auch nicht mehr lange!”, wetterte Pietro weiter und schob das Glas wieder auf die andere Seite zurück, wo es nur knapp vor der Kante stehen blieb.

„Na warte, du kleiner-”, das Genie der Gruppe wollte die Diskussion scheinbar schon weiterführen, als ihr Quasi-Bruder auf sie aufmerksam wurde und sie sofort herzlich mit einem breiten Grinsen begrüßte – in dem Moment wahrscheinlich auch nur so herzlich, weil er von sich ablenken wollte: „Hey, wenn das nicht die bessere Hälfte meiner beiden Lieblingsfrauen ist!”

Während [Y/N] bei den Worten noch ihre Augen verdrehte, legte er bereits den Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.
 

„Was können wir für dich tun?”, fragte Steve mit einem freundlichen Lächeln, während Tony beleidigt nach dem Glas griff und den Shake selbst austrank.

„Ich wollte nur was zu essen für uns holen. Glaube wir verbringen den Tag heute mal im Bett”, sie befreite sich aus Pietros Umarmung und steuerte direkt den Kühlschrank an, damit sie ein paar Kleinigkeiten vorbereiten und mitnehmen konnte.

„So genau wollte ich das gar nicht wissen”, grummelte Tony hinter seinem Glas und verzog leicht das Gesicht. Sofern man es jemals wagen sollte ihn zu fragen, würde er natürlich behaupten, dass dieser Shake super lecker ist.
 

„Wäre aber vielleicht besser”, Bucky schnappte sich auch etwas aus dem Kühlschrank, wo dieser gerade offen war, „Du siehst etwas blass um die Nase aus.”

Mit einem Stirnrunzeln sah sie den Älteren an und als wären diese Worte der Trigger gewesen, merkte sie es auf einmal mit voller Wucht. Das Drücken in ihrem Kopf schien zu explodieren und unausstehlicher Schmerz machte sich breit, der Geruch der Lebensmittel war überwältigend und verursachte eine solche Übelkeit, dass sie sich sofort, hier und jetzt, hätte übergeben können.

Manchmal kam es schleichend und dann war es so plötzlich da, sodass man nicht rechtzeitig hatte reagieren können.
 

Es fühlte sich an, als würde man ihren Kopf spalten und unbewusst stieß sie einen lauten Schrei aus, als sie zur Seite taumelte, versuchte sich an der Kante der Theke zu halten, bevor sie hart auf den Boden aufschlug und alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde.

„Scheiße, [Y/N] ist alles okay?”, so schnell wie er war, war Pietro der Erste an ihrer Seite und stützte sie, als sie vorsichtig versuchte wieder auf die Beine zu kommen.

Nun hatte sie jegliche Farbe im Gesicht verloren und ihre Gliedmaßen zitterten, als hätte man sie unter Storm gestellt. Vier Paar Augen sahen sie besorgt an, als sie auch noch, fast wie auf Kommando, anfing in Schweiß auszubrechen.
 

„Wasser”, murmelte Steve fast zu sich selbst, als er schnell ein Glas aus dem Schrank holte und es mit kaltem Wasser aus dem Hahn füllte. Pietro und Bucky stützten sie, führten sie in langsamen Tempo zu einem der Stühle an der Theke, während Tony seiner KI Anweisungen gab, dass er das Licht ein wenig dimmen und die Klimaanlage aufdrehen sollte.

Allerdings saß [Y/N] noch nicht einmal richtig, da begann sie panisch, den Kopf zu schütteln, als eine weitere Welle der Übelkeit über sie hingwegschwappte und binnen weniger Sekunde war sie über der Spüle und begann zu würgen.
 

Der saure Geschmack war ekelerregend, aber immerhin fühlte sie sich sofort ein bisschen besser. Wenn sie ehrlich sein sollte, sogar sehr viel besser. Sie nahm das Glas von Steve und spülte sich vorerst provisorisch den Mund aus, fuhr sich mit der Hand über die vor Schweiß glänzende Stirn.

Einen Moment verharrte [Y/N] ruhig über der Spüle und atmete tief durch. Die kühle Luft der Klimaanlage half ungemein, trotzdem spürte sie noch immer das dumpfe Pochen in den Schläfen und das mulmige Gefühl in der Magengegend.
 

„Hier”, Tony, der kurzzeitig verschwunden war, ohne das sie es bemerkt hatte, reichte ihr Zahnbürste und Pasta, was sie dankend annahm. Sie reinigte zeitgleich Zähne und Spülbecken. Zum Glück, oder immerhin, war nicht viel rausgekommen und der minzige Geschmack der Zahnpasta beruhigte sie, ließ sie sich nicht mehr so eklig fühlen.

„Alles wieder gut? Was war das?”, Pietro, der sich nach all der Zeit mittlerweile genauso fürsorglich ihr gegenüber zeigte, wie seiner Schwester, musste unbedingt sicher gehen, dass alles wieder in Ordnung war. Man hörte die Sorge und das Mitleid nur zu gut heraus.

Eine warme Hand legte sich auf ihren Rücken und streichelte ihn beruhigend, als in ihrem Kopf plötzlich leise Worte widerhallten: „Es tut mir leid, [Y/N], ich glaube mir-
 

Abrupt brachen die Worte ab und eine neue Welle des Schmerzes machte sich in ihrem Kopf breit, gerade als sie verstand. Verstand, was genau hier los war.

Sie krallte sich so fest an die Oberfläche, dass ihre Knöchel weiß hervor traten und die Jungs sahen noch besorgter aus, als sie heftig schlucken musste.

„Ich bin nicht krank, mir geht es gut. Eigentlich”, sagte sie leise, „Es ist Wanda.”

Die darauffolgende Stille war fast greifbar, denn jeder wusste, was das zu bedeuten hatte.

Wenn es Wanda schlecht ging, würde es früher oder später allen schlecht gehen. Mehr oder weniger.
 

Dank dieser innigen Verbindung, die sie beide tagein, tagaus miteinander teilten, konnte es für [Y/N] wirklich unerträglich sein, da wollte sie sich gar nicht erst vorstellen, wie ihre Freundin sich fühlte. Die anderen Teammitglieder hatten nicht nur unter ihrer beiden Anfälle zu leiden, denn auch wenn es Wanda immer schlechter ging, schien es, als hätte sie ihre Kräfte nicht mehr komplett unter Kontrolle.

Während eines Ausbruchs hatte nicht nur Clint einmal einen Teller an den Kopf gekriegt und ab und zu war es sogar geschehen, dass sie mit dieser psychischen Qual auch andere quasi angesteckt hatte – so wie es nun gerade bei [Y/N] der Fall war.
 

„Scheiße, okay”, Steve fuhr sich durch seine kurzen, blonden Haare und blickte sich um, während er überlegte, wie sie am besten vorgehen konnten, „Vielleicht halten wir euch so weit wie möglich auseinander und besorgen ein paar Medikamente.”

So richtig überzeugt klang er nicht, doch die anderen pflichteten ihm sofort bei.

„Wahrscheinlich ist es nur ein Kater”, warf Tony ein, „Gestern hat sie es wirklich ein wenig übertrieben”, sein Blick ging sofort zu Pietro und kleine Erinnerungsfetzen drängten sich durch die Schmerzen an die Oberfläche.

Pietro hatte vermutlich nicht die größte Schuld, auch wenn er fest davon ausgegangen war, Thor unter den Tisch trinken zu können, was am Ende nicht mal zu dritt geklappt hatte, nachdem er seine Schwester und [Y/N] dazu geholt hatte.
 

War wirklich eine dumme Idee gewesen und jetzt konnte sie den Preis dafür zahlen. Zwar wusste sie ebenso gut, dass es nur logisch und für alle am besten war, wenn sie und Wanda getrennt wurden, damit sie die Quälerei nicht doppelt durchleben mussten, doch automatisch sträubte sie sich dagegen, als man sie wieder zu einer anderen Sitzgelegenheit schob, denn wenn es ihrer Freundin schon schlecht ging, dann sollte sie es sein, die sich um sie kümmert und ihr Beistand leistete.
 

Steve drückte sie in die weichen Kissen der Couch und eilte zurück zum Küchenbereich, um Wasser für Tee aufzusetzen. Mit einem kleinen Schwindelgefühl drehte [Y/N] sich nach ihm um und bemerkte, dass die anderen schon weg waren. So wie sie die Jungs kannte, war Tony sicherlich geflüchtet, um seine Maschinen zu beschützen und Pietro kramte alles an Medikamenten zusammen, das er finden konnte.

Bei Bucky war sie sich nicht so sicher, vielleicht versteckte er sich ebenfalls, oder besorgte irgendwelche Sachen, die noch nützlich werden könnten.
 

Ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen, als sie sich erhob, aber Steve schien es kaum zu bemerken, so sehr war er damit beschäftigt die passende Tütensuppe gegen Magenschmerzen aus dem Schrank zu kramen.

An und für sich keine schlechte Idee, sie sollte auch mal bei ihnen oben in der mickrigen Küche - die es auf jeder Etage gab und die entsprechend mager bestückt war – gucken, ob sie nicht etwas Gutes in die Richtung fand.
 

So leise sie konnte, schlich sie zurück zum Flur und dann zum Aufzug. Jeder Schritt fühlte sich so schwer an, aber immerhin konnte sie sagen, dass sich ihr Magen ein wenig beruhigt hatte. Der Kopf tat nach wie vor weh.

Als sich die Türen des Fahrstuhls schloßen und er langsam nach unten fuhr, merkte sie bereits, wie die Kopfschmerzen wieder heftiger wurden. Hauptsache ihr wurde nicht wieder so schlecht, dachte sie leise bei sich, bekam aber direkt darauf eine Antwort: „Vielleicht solltest du nicht so stur sein und lieber oben bleiben.”
 

Ein Schmunzeln zeigte sich auf ihren Lippen: „Vielleicht sollte ich das. Aber mir geht es im Grunde gut, um dich mach ich mir aber Sorgen.”

Brauchst du nicht. Tony hatte schon recht, ich hab es sicher nur übetrieben.”

Aber dann lass mich wenigstens bei dir sein, dir beistehen.”

Ich weiß das zu schätzen, [Y/N], aber ich will auch nicht, dass es dir so schlecht geht.”

Hey, ich hab der ganzen Sache doch zugestimmt, oder nicht? Sowas können wir dann auch gemeinsam durchstehen.”
 

Als sich die Türen des Fahrstuhls wieder öffneten, war die Stille, die ihr entgegenkam unheimlich erdrückend.

Zuerst eilte sie in die Küche, damit sie, wie versprochen, etwas zu Essen holen konnte. Fürsorglich bereitete sie in der kleinen Küchenecke Tee und Suppe zu, packte es, zusammen mit ein bisschen Salzgebäck auf ein großes, hölzernes Tablett, damit sie es auch heile ins Schlafzimmer bekam.

Salz sollte ja gut für den Magen sein, wenn es einem schlecht ging.
 

Einen Moment hielt sie inne und betrachtete die Kleinigkeiten, versuchte herauszufinden, ob sie wirklich dazu in der Lage war, dieses Zimmer zu betreten, ohne direkt in Ohnmacht zu fallen.

Die Übelkeit hatte ein wenig nachgelassen, zumindest hatte sie nicht mehr das Bedürfnis, sich zu übergeben. Aber der Kopf machte ihr Sorgen, dumpfes Pochen und Lichtempfindlichkeit, als hätte sie einen Anflug von Migräne.

Bei dem Gedanken lief es ihr heiß und kalt den Rücken hinunter.

Es gab Tage, da hatte sie selbst mit dieser Krankheit zu kämpfen und es war sicher keine schöne Sache.
 

Nochmals atmete sie ein paar Mal tief ein und merkte, dass sich JARVIS auch hier um die Klimaanlage gekümmert hatte. Schnell, bevor sie es sich doch nochmal anders überlegen konnte, fasste sie das Tablett an den Hänkeln und trug es hinüber zum Schlafzimmer.

Sie hatte definitiv schon Schlimmeres durchgestanden. Verdammt, es gab mal eine Mission, bei der sie fast ihren rechten Arm verloren hätte, da würde sie das hier auch noch durchstehen können.
 

Lautlos ließ sich die Tür zum Schlafzimmer öffnen. Es war weder stickig, noch roch es irgendwie anders unangenehm, eine ziemliche Erleichterung, wenn sie bedachte, dass sie selbst sich hatte übergeben müssen.

Wanda lag noch immer, oder schon wieder, im Bett, fast genauso, wie sie sie verlassen hatte. Die braunen Haare lagen wild über den Kopfkissen, einen Arm hatte sie über die Stirn gelegt, als wäre ihr alles zu anstrengend. Konnte [Y/N] sehr gut nachvollziehen, denn je näher sie ihrer Freundin kam, umso schlechter schien es auch ihr zu gehen.

Aber sie lächelten beide.
 

„Du Idiotin”, Wandas Stimme klang schwach und brüchig, als sie versuchte sich aufzusetzen, kaum das [Y/N] mit dem Tablett zur ihr ans Bett kam.

„Ja, aber immer noch deine”, antwortete sie, fast ebenso schwach und zog den kleinen Beistelltisch ein wenig näher, um das Tablett darauf abzustellen.

So von Angesicht zu Angesicht, konnte man sofort erkennen, dass es der Hexe wesentlich schlechter ging und ein Gefühl der Beruhigung machte sich breit, als sie realisierte, dass sie doch das Richtige getan hatte und hier zu ihr hoch gekommen war.
 

Vorsichtig nahm sie die übergroße Tasse am Henkel, in der die Suppe hin und her schwappte und reichte sie an Wanda weiter, die erst fühlte und sie dann in die Hände nahm. Langsam nippte sie an der warmen Brühe und schloß die Augen, als sie den Geschmack genoss.

[Y/N] wusste, dass sie aufgrund ihrer Abstammung lieber etwas aß, was mehr Gewürze und auch ein wenig Schärfe hatte, aber gegen eine gute Brühe konnte man bei Magenschmerzen wirklich nichts falsch machen.

Es brauchte einen Moment, aber sie konnte spüren, wie sich ihr Magen beruhigte und auch [Y/N] wagte es nun, nach den Salzstangen zu greifen und ein paar davon zu knabbern, während sie an Wandas Seite krabbelte und es sich dort gemütlich machte.

Am Ende sollten sie es eh ausschlafen und dann wäre alles wieder gut.
 

Die Kopfschmerzen würden sie sicher noch ein wenig davon abhalten die Augen zu schließen, aber sie spürte die Erschöpfung deutlich in den Gliedmaßen.

Eine warme Hand legte sich auf ihre und sie blickte hoch, in die Augen ihrer Freundin: „Du bist immer noch eine Idiotin, aber Danke.”

„Das kann ich nur zurück geben”, murmelte [Y/N] und dachte sich ihren Teil zum vorangegangenen Abend, was Wanda zum Kichern brachte.

„Nächstes Mal keinen Alkohol.”

„Das sagen sie immer.”
 

Die Brünette stellte die riesige Tasse wieder zurück an ihren Platz und schön aufgewärmt kuschelte sie sich ebenfalls unter die Decke. Eng umschlungen, Stirn an Stirn, lagen sie nun da und versuchten zu schlafen und so die Schmerzen zu vergessen.

„Wie geht es dir?”, fragte Wanda kaum hörbar.

„Wahrscheinlich besser als dir”, murmelte [Y/N] als Antwort und schloß die Augen, damit sie sich schnell erholen konnte, „Ich meine, dem Magen gehts gut, aber die Kopfschmerzen...”

„Nervig, ich weiß. Also können wir die nächsten Tage gar nicht heimlich lästern.”

Der Scherz war wirklich schlecht, aber sie zog trotzdem einen Mundwinkel hoch.
 

Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas und es hatte für einen kurzen Moment wirklich den Anschein, als würde alles besser werden, als mit einem Mal die Tür des Zimmers mit einem lauten Knall aufflog und jemand aufgebracht rief: „Ich hab sie gefunden! Ich wusste es!”

Direkt im selben Moment, als die Tür mit der Wand kollidierte, explodierte der Schmerz in ihrer beider Köpfe und mit mehr als verärgerten Blicken, da man sie gerade beim Entspannen gestört hatte, blickten sie zu den Eindringlingen.
 

Die vier Jungs, denen [Y/N] bereits in der Gemeinschaftsküche begegnet war, standen im Türrahmen, die Arme voll beladen mit Handtüchern, Essen und Medikamenten, die sie wieder auf die Beine bringen sollten.

„Ich hab sie nur einmal kurz aus den Augen gelassen”, Steve klang vollkommen neben der Spur, als hätte er das schlimmste Verbrechen des Jahrhunderts begangen.

„Und das hast du jetzt davon”, brummte Tony, der aussah, als würde er jetzt gerade lieber woanders sein.

„Noch ist kein Geschirr kaputt gegangen.”
 

Beide Frauen verdrehten die Augen, aber Wanda war diejenige, die als Erste ihre Worte wieder fand: „Vielen Dank, für die Störung, Jungs.”

„Ja, wir wollten uns gerade wieder schlafen legen.”

Ein allgemeines Seufzen der Erleichterung war zu hören und Pietro im Hintergrund, wie er immer wieder rief: „Oh, surioară!”, bevor sie alle vorsichtig ihre Sachen im Raum abluden und still und leise wieder rückwärts aus dem Raum schlichen, als hätten sie Panik, dass ihnen gleich wirklich die Tasse entgegengeflogen kam.
 

Das ganze Trara war ja ganz nett, wo sie sich alle solche Sorgen machten – wenn auch eher um ihre eigene Haut, wie es schien – aber manches Mal übertrieben sie es wirklich ein wenig. Nach der Suppe, der angenehmen Luft im Raum, wirkte einiges schon ein wenig leichter, als es im Augenblick tatsächlich der Fall war.

Die Müdigkeit holte sie doch schneller ein, als gedacht und bald würde es nur noch eine unangenehme Erinnerung sein, so wie vieles anderes auch.

Es war eben wirklich nur ein Kater, wie Tony gesagt hatte.

Das würden sie zusammen auch noch überleben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N: surioară – Schwesterherz Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EL-CK
2019-02-17T11:11:48+00:00 17.02.2019 12:11
Trotz der doch recht unangenehmen Situation in der sich die beiden befinden - ein Kater ist ja so schon schlimm aber dann auch noch doppelt..... - ist die Story richtig süß geworden....
Antwort von:  GodOfMischief
18.02.2019 12:00
Hallo c:
Danke für deinen Kommentar~
Ich kann dir da nur Recht geben, ich würde so einen Kater auf keinen Fall teilen wollen. Als wenn einer nicht schon schlimm genug ist... :')

lg


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