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B.I.T.C.H.E.S.

Aquarell
von

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S upersoldier

Sehnsucht.

Verrostet.

Siebzehn.

Tagesanbruch.

Schmelzofen.

Neun.

Gütig.

Heimkehr.

Eins.

Güterwagon.
 

Wer hätte gedacht, dass nur zehn einfache Worte nötig waren, um ganze Leben zu zerstören?

Es hatte schon fast etwas lachhaftes.

Wenn man so darüber nachdachte, hatte es wirklich etwas...
 


 

„Ehrlich gesagt, fühle ich mich nicht wohl dabei“, Bucky schnürte seine Stiefel und ließ ein Militärmesser darin verschwinden, bevor er sich seinen Schusswaffen zuwandte.

Für einen kurzen Moment war nur das leise Surren seines Metallarmes in der stickigen Umkleide zu hören.

[Y/N] trat um die Spinde, die in der Mitte des Raumes aufgereiht waren herum und sah ihren Freund an: „Dann solltest du hier bleiben.“

Auch wenn er unsicher aussah, schaffte er es dennoch, sie mit einem kleinen, süffisanten Lächeln kurz anzusehen: „Aber wer beschützt dann mein Mädchen?“
 

Sie verdrehte übertrieben ihre [E/C] Augen: „Dein Mädchen beschützt dein Mädchen“, ihre Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter, glitt hinab über das kühle Metall. Mit einem zufriedenen Schmunzeln stellte sie fest, dass er unter ihrer Berührung gar nicht mehr zusammen zuckte.

Zu Beginn ihrer Beziehung ein ernstes Problem, nicht etwa, weil er Angst hatte, sie mit dem Arm zu verletzten, eher weil es so lange her war, dass man ihm eine solche Zuneigung gezeigt hatte.
 

„Das weiß ich doch. Ich finde trotzdem, dass du nicht mitkommen solltest“, er war vollkommen ruhig, trotzdem konnte sie aus seiner Stimme die Bitte zu gut heraus hören und kurz flammte der Ärger in ihr hoch.

„Wenn, dann solltest du hier bleiben“, fast schon trotzig kamen die Worte über ihre Lippen und sie zog die Hand wieder zurück, verschränkte die Arme vor der Brust.

Bucky schüttelte nur den Kopf, als wolle er sagen, dass diese Option nicht mal zur Wahl stand.
 

Worauf sie sich hier vorbereiteten, war kein normaler Auftrag, oder eine Mission, wie sie immer wieder vorkam.

Es hatte Monate, Jahre gedauert, bis sie diesen Mann ausfindig gemacht hatten, der sich dank der eigens konstruierten Kryotechnik vom Roten Raum, dann übernommen von HYDRA, hatte konservieren lassen, ausfindig machten.

Es war der Tag, an dem der Winter Soldier seinem Schöpfer gegenüber trat.
 

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihrer Starre und sie wandten den Blick in die Richtung. Steve steckte seinen blonden Schopf in die Umkleide: „Abflug in zwei Minuten.“

„Jawohl“, kam es von beiden wie aus einem Mund zurück.

Steve betrachtete sie einen Moment lang, nickte schließlich und war schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden.
 

Bucky wandte sich wieder zu ihr um, konnte ihr aber nicht in die Augen sehen. Er wirkte als, würde ihm etwas auf der Seele lasten, dass er entweder nicht recht zuordnen konnte, oder er traute sich nicht, es zu sagen.

Die Stimmung war zum zerreißen gespannt und [Y/N] hätte sie am liebsten zuerst gebrochen, einfach um ein wenig Rückhalt zu geben und zu bekommen. Alles würde sicher gut werden.

Doch sagte Bucky etwas, was sie nie wieder loslassen würde: „Ich kann es nicht versprechen, aber wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, dann-“, er pausierte für einen kurzen Moment und sah ihr so intensiv in die Augen, dass es ihr eiskalt über den Rücken lief, „töte mich bitte.“
 


 

Der Schmerz, den sie in seinen Augen gesehen hatte, ließ sie nicht mehr los. Ein gebrochener Mann, der mit allen Konsequenzen rechnete und sein Schicksal hinnahm, wenn es so kommen sollte.

Sie wich den Blicken des Teams aus und richtete ihre [E/C] Augen starr auf die holografische Karte, die auf den Tisch in der Mitte des Quinjets projizierte wurde. Sie spürte die Anwesenheit ihres Freundes zu deutlich, die Wärme seines Körpers schien sich durch ihren Anzug zu brennen und unauslöschliche Narben auf ihrer Haut zu hinterlassen.
 

Sie könnte es auf keinen Fall so hinnehmen. Vor allem seine Bitte stieß ihr bitter auf. Wie konnte er es wagen, so etwas von ihr zu verlangen? Wie könnte sie dem jemals nachkommen?

In ihrer ganzen Dienstzeit hatte sie sich nie mit einer solchen Situation auseinandersetzen müssen. Zwar hatte man sie geschult und dahingehend unterrichtet, wie man sich in einer solchen Situation zu verhalten hätte, sie hatte sogar Geschichten von anderen Agenten gehört, die hatten handeln müssen, aber sie war nicht dazu in der Lage.

Sie würde es nicht tun können, komme was wolle.

Eher würde sie-
 

„Agent [L/N], hast du verstanden?“, Steves Stimme donnerte durch den begrenzten Raum und sie schreckte auf, suchte in den Gesichtern der Anderen nach irgendwelchen Anzeichen, ob sie was wichtiges verpasst hätte, doch Natasha schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Tony scannt die Anlage, Agent Romanoff und ich bilden die Vorhut, sammeln Daten, scannen, schalten so viele aus, wie wir können, lautlos. Die anderen bilden die Nachhut. Bruce ist der Notfallplan. Alles wie immer“, ratterte sie tonlos herunter und versuchte den Blickkontakt zum Captain zu halten.
 

„Zehn Minuten bis zur Landung“, tönte Clint vom Cockpit aus und fummelte an den Knöpfchen und Schalterchen herum, „Tarnmodus aktiviert, Restweg wird ermittelt und soweit alles im grünen Bereich.“

[Y/N] riss den Blick von ihrem Anführer, als dieser seine Zustimmung kundtat und die Gruppe sich wieder zerschlug, jeder seinen eigenen Dingen und Vorbereitungen nachging.

In dieser Zeit, kurz vor der Landung, ging jeder noch mal in sich, wiederholte gedanklich den Plan und seine Aufgaben, die er erledigen musste, checkte zur Sicherheit auch noch mal seine Waffen und jeglichen anderen Schnick Schnack, den er bei sich tragen würde.
 

Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, hochkonzentriert ihre Schockarmbänder zu untersuchen. Ziemlich nützliche Dinger, vor allem in einem Handgemenge.

Nach ihrem kleinen Aussetzer konnte sie davon ausgehen, dass Steve jetzt besonders ein Auge auf sie werfen würde. Lächerlich, ein dummer, kleiner Fehler. Auch wenn sie wusste, dass Natasha es ihr nicht übel nahm, sie hatten schon oft genug zusammen gearbeitet und konnten sich blind aufeinander verlassen. Heute sollte das nicht anders werden.

Warum auch? Es würde zu keinen großen Zwischenfällen kommen.
 

„Initiiere Landung“, Clint, noch immer voll in seinem Element, murmelte die Worte eher, doch in der Stille des Fliegers war er nur zu gut zu hören. Es brauchte keine Sekunde, da spürte sie die altbekannte Wärme an ihrer Seite und sah zu ihrem Freund auf, der sich halb über sie beugte: „Du schaffst das.“

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und erst wollte sie etwas freches antworten, natürlich würde sie es schaffen, doch ihre Gedanken wanderten schnell wieder zu seinen Worten, die er vor ihrem Start hatte verlauten lassen und ihr Lächeln erstarb: „Es wird schon nichts schief gehen.“

„Natürlich“, immerhin schien er guter Dinge zu sein und mit einem Lächeln drückte er einen sanften Kuss auf ihre Schläfe. Seine Haare kitzelten an ihrer Nase und in einem überwältigenden Schwall von Gefühlen, schlang sie die Arme um ihn.
 

Sanft setzte der Quinjet auf dem Boden auf und es blieb still, bis von Clint das Okay kam. Bei jeder dieser Missionen landeten sie in einer entsprechenden Entfernung der Basis, scannten die Umgebung nach irgendwelchen Gefahren, wie Geschütztürme, oder patrouillierende Wachen, aber hier schien freie Bahn zu sein. Vielleicht eine Falle, vielleicht war dieser Ort auch schon seit längerem eher verwahrlost.

Den Rest mussten sie zu Fuß zurück legen.

Die letzten Sekunden fühlten sich wie eine Ewigkeit an, bevor sie endlich loslegen konnten und das gesamte Team, bis auf Bruce den Jet verließ und den Rest der Strecke hinter sich brachte.
 

Draußen war es kalt, bitterlich kalt, Schnee bedeckte den Boden, frisch gefallen und es sah nicht so aus, als hätte sich vor kurzem jemand hier herum getrieben. Zwar war der Schnee gerade mal ein paar Zentimeter hoch, doch das genügte schon um das Vorankommen mühsamer als nötig zu machen.

Auch wechselten sie kein Wort, würde nur unnötige Aufmerksamkeit auf sie ziehen, sollten sie jemanden oder etwas übersehen haben, später würden sie sich über ihr Headset verständigen können.

Schlussendlich war der Weg doch länger, als sie vermutet hatten und durch die natürlichen Bedingungen – der Schnee und die unebene Fläche – waren sie bereits ein wenig erschöpft, bis Steve endlich den Befehl zum Anhalten gab.
 

[Y/N] blickte auf und sah zwischen den Bäumen und der Dunkelheit die alte Anlage von HYDRA. Ein flaches Gebäude, wie eine Militärbasis, auf dessen Dach sich der Schnee schon häufte. Ein Wunder, dass es noch nicht eingebrochen war.

An und für sich sah das einsame Gebäude nicht wirklich groß aus, aber bereits vergangene Missionen hatten sie gelehrt, dass sich die Basen ihres Feindes tief in die Erde gruben. Manches Mal Kilometer tief und breit, mit unzähligen verschachtelten Gängen, ein kompletter Irrgarten, als wolle man Feinde so in den Wahnsinn treiben.

Vermutlich würde es ihr auf ewig ein Rätsel bleiben, wie diese Leute sich selbst darin zurecht fanden.
 

Steve hatte Tony losgeschickt, um die Lage im Inneren checken zu lassen und nach einer weiteren Bestätigung machten sie und Natasha sich auf den Weg.

Tief unter der Erde herrschte noch Leben, hektischen Treiben, nicht zwangsläufig, weil man sie entdeckt hatte, aber irgendwas ging da vor sich. Natasha und sie arbeiteten sich vorsichtig weiter nach unten, mussten sich jedoch beeilen, solange man sie noch nicht entdeckt hatte.

Wie tief sie schlussendlich gelangt waren, bevor sie auf die ersten Menschen trafen, konnten sie beide nicht sagen, aber durch die ständigen Updates, die sie miteinander austauschten, wussten sie immerhin, dass auch das zweite Team bereits auf dem Weg war.
 

Schnelles und leises ausschalten, bloß keine Aufmerksamkeit erregen und schließlich kurz und knapp Bericht erstatten. Genau nach diesem Schema arbeiteten sie sich weiter vor, bevor sie sich quasi in der Mitte treffen wollten, während Tony sie von Außen auf dem Laufenden hielt.

Nur irgendwie lief irgendwann, irgendwas schief.

Wie immer, wenn es um eine wichtige Mission ging.

Es fing damit an, dass Tony sich nur noch sporadisch meldete und wenn, dann war er kaum zu verstehen, als wenn sie keinen rechten Empfang zueinander hatten, ein Ding der Unmöglichkeit, immerhin war seine Technologie mit eine der besten der Welt.
 

Es gab nur einen kurzen Moment der Unachtsamkeit und einer der Handlanger hatte sie entdeckt, es brauchte nicht mal einen Augenblick, dann ging der Alarm los und es fühlte sich an, als würde die Hölle über sie zusammenbrechen.

„Agent Romanoff? Was ist da los?“, die Stimme von Cap hallte in ihrem Ohr wider, ständig unterbrochen von statischem Rauschen.

„Da der Alarm losgegangen ist, würde ich mal sagen eine Menge“, antwortete die Rothaarige und wickelte ihre Beine um den Hals des ersten Typen in ihrer Nähe, kaum dass die Horde durch die Tür brach.
 

[Y/N] hatte selbst alle Hände voll zu tun, wortwörtlich, weil gut fünf Männer gleichzeitig auf sie losgingen. Und wieder einmal retteten sie die Schockarmbänder mit denen sie den Ersten auf den Boden legte, doch da hatte der zweite schon seine Waffe gezückt und es war sicherlich mehr Glück als Verstand, dass die Kugel sie nicht traf. Sie griff nach seinem Handgelenk, drehte sich in seine Arme und verpasste ihm einen harten Schlag mit dem Ellbogen ins Gesicht, der ihn nach hinten warf. Mit festem Griff entriss sie ihm die Waffe und richtete sie auf seine Komparsen.

Es reichten genau drei Schüsse und ein weiterer Schlag mit dem Ellbogen, damit auch die restlichen vier auf dem Boden lagen.
 

„Wir müssen weiter“, sie hatte nicht mal genug Zeit, um durchzuatmen, da herrschte Natasha sie schon an und hastete an ihr vorbei, „Steve, kannst du mich hören?“

Zu zweit schlugen sie sich durch ein weiteres Stockwerk und gut zwei Dutzend weiterer HYDRA-Agenten, aber eine Antwort kam nicht. Sie tauschten einen Blick miteinander und Natasha versuchte nun Bruce zu erreichen, oder Tony, aber keiner gab einen Mucks von sich.

„Scheiße“, in dem leisen Fluch seitens Natasha war der vollkommene Hass dieser Situation gebündelt, nach außen hin schien sie immer noch ruhig und professionell.

Sie waren komplett von den Anderen abgeschnitten und jetzt mussten sie selbst entscheiden, wie sie vorgehen sollten.
 

„Ich werde vorgehen“, Natasha war äußerlich noch immer vollkommen ruhig, nur das Heben einer ihrer Augenbrauen, deutete an, was für Sorgen sie sich machen musste, „Du gehst zum Treffpunkt.“

Bei diesen Anweisungen brachte [Y/N] nicht viel mehr als ein Nicken zustande. Klar, wäre sie lieber mit Natasha mitgegangen und sie machte sich ebensolche Sorgen um ihre Kollegin, wie um sich selbst, aber viel mehr konnte sie auch nicht dagegen sagen.

Sie war noch nicht lange dabei und für jeden war Steve der Teamleader, aber direkt danach kam für sie persönlich Natasha. Ihr hatte sie viel zu verdanken und sie vertraute ihr, wenn Natasha also sagte, sie würde das alleine hinkriegen, dann kriegte sie das auch alleine hin.
 

Schließlich trennten die beiden sich und [Y/N] eilte in die entgegengesetzte Richtung, um den Rest des Teams ausfindig zu machen und sie zu unterstützen, da sie scheinbar in größerer Not waren. Doch kaum hatte sie die oberste Stufe der Treppe ins obere Stockwerk erreicht, in dem sie nun laut Zeitplan sein sollten, ging das Licht aus.

Stocksteif blieb sie in der Dunkelheit stehen und lauschte. Totenstille.

Vorsichtig tastete sie nach der Wand, um sich irgendwie zu orientieren. Sie versuchte ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber so tief unter der Erde, ohne irgendeine, noch so winzige, Lichtquelle, fast schon ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Ganz langsam schob sie sich vorwärts, die einzigen Geräusche waren jetzt das leise Tappen ihrer Schuhe und ihr Atem, der stoßweise ging. Für ihren Geschmack war sie viel zu laut, aber irgendwelche anderen Geräusche konnte sie nicht ausmachen. Bis urplötzlich der Notstrom ansprang und die dunklen Gänge in ein unheimliches rotes Licht tauchte.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. In der Dunkelheit hatte sie es gerade mal einen Meter vorwärts geschafft und ein mulmiges Gefühl sagte ihr, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
 

Noch immer vollkommen angespannt nahm sie die Waffe aus dem Halfter und entsicherte sie, besser als wenn sie im Nachhinein irgendwas bereuen würde. Aber da sie noch immer alleine war, wagte [Y/N] sich noch weiter vor, sie musste die anderen finden und automatisch fuhr ihre freie Hand an ihr Ohr, wo das Earpiece steckte, in der schwachen Hoffnung noch jemanden erreichen zu können, da hörte sie das schwache Klicken hinter ihr und gerade als sie herumwirbelte, wurde auch schon auf sie geschossen.
 

Der Knall hallte in ihrem Kopf wider, das Blut rauschte in ihren Ohren und das Adrenalin übertrumpfte gerade so den Schmerz in ihrem Schenkel, als die Kugel sie streifte, als sie sich gerade aus der Schussbahn gerollt hatte.

Zeit sich zu orientieren hatte sie nicht und sie richtete schlicht die Waffe in die vermutete Richtung, um selbst ein paar Kugeln auf ihren Angreifer zu feuern, die ihr ein wenig Zeit verschafften, um sich aufzurappeln. Ihr rechtes Bein konnte ihr Gewicht kaum tragen, aber sie musste die Zähne zusammenbeißen und gegen den Mistkerl antreten, der auf sie geschossen hatte, wenn sie lebend zum Team finden wollte.
 

Der Schütze war hinter ihr die Treppe heraufgekommen und hatte keinen Moment gezögert, kaum dass der Notfallstrom wieder angegangen war, also würde sie es auch nicht tun. Scheinbar war er ihren Kugeln ausgewichen, sie hörte keine Schmerzenslaute, bei den Blindgängern, die sie abgefeuert hatte, aber auch kein Wunder, wenn sie nicht traf.

Das würde sie jetzt nachholen, als sie den Lauf wieder auf seine breite Statur richtete und erneut feuerte, dieses Mal kontrollierter, doch er war schneller, als sie gedacht hatte und rollte sich aus der Schussbahn, als wäre das hier ein Kinderspiel.

Vielleicht lenkte der Schmerz sie auch zu sehr ab, oder das flackernde rot-schwarze Licht.
 

Konzentration, du schaffst das, dachte sie sich und wagte den Sprung in seine Richtung. Er durfte auf keinen Fall wieder auf die Beine kommen und somit die Chance haben, sie anzuvisieren. Sie warf sich mit ihrem ganzen Körper gegen ihn, griff zeitgleich nach der breiten Klinge an ihrem Gürtel und als sie merkte, dass er strauchelte, schnellte ihr Arm nach vorne, mit dem Ziel die Klinge tief in seinen Hals zu rammen.

Er blockte direkt ab, kaum das er wieder Halt fand, gegen die Wand gepresst und für einen Moment schien die Welt still zu stehen.
 

Kälte kroch langsam durch ihren Körper, als sie realisierte. Das leise aufglimmen von Hass in seinen stahlblauen Augen, die ansonsten so tot wirkten, als hätte man ihn seiner Seele beraubt.

Dieser kurze Moment, in der all ihre Albträume wahr wurden, genügten für Bucky um zum Gegenschlag auszuholen.

Er versetzte ihr einen harten rechten Haken in den Magen, der sie aufkeuchen ließ und unmittelbar ein Gefühl der Übelkeit hervor rief.

Bevor er ein weiteres Mal zuschlagen konnte, sprang sie lieber zurück und nun war sie es, die strauchelte, was er wiederum sofort zu seinem Vorteil nutzte und ebenfalls ein Messer zückte, bevor er auf sie losging.
 

Das ganze artete viel zu schnell aus und sie war mehr damit beschäftigt, seine Angriffe abzublocken anstatt selbst auszuholen. Sie konnte es nicht. Sie konnte ihn nicht töten, aber sie musste ihn aufhalten.

Aber wie konnte man eine Gehirnwäsche rückgängig machen?

Sie duckte sich unter seinen nächsten Hieb weg und versuchte wieder Abstand zu gewinnen. Nachdenken, sie musste nachdenken und zwar schnell, dieses Spiel hier konnte sie nicht ewig spielen. Aber egal wohin sie blickte und versuchte durch das schummrige rote Licht etwas zu erkennen, gab es hier in diesem Gang überhaupt nichts, außer ihre eigenen Waffen und ihr eigenes Können.
 

Überrascht riss sie ihre [E/C] Augen, als ihr plötzlich die Idee kam. Natürlich, ihre ganz besondere Waffe, die ihr schon so oft den Arsch gerettet hatte, die Schockarmbänder.

[Y/N] kniff die Lippen zusammen. Mit der richtigen Stärke konnte sie ihn vielleicht nicht nur behindern, indem sie seinen Metallarm nutzlos machte, sondern ihn auch noch ausknocken, aber nicht töten.

Bucky war ihr mittlerweile wieder gefährlich nahe gekommen und holte bereits zu einem tiefen Schlag aus, den sie mit ihrem Arm abblockte und ihn wieder mit einem kräftigen Tritt in den Magen auf Abstand brachte.
 

In dem winzigen Augenblick, in dem sie nicht so bedrängt wurde, versuchte sie die richtige Einstellung für ihre Armbänder zu finden, ehe sie einen weiteren Vorstoß wagte und seinen linken Arm anvisierte.

Bucky holte direkt aus, schwang die Klinge in ihre Richtung, der sie noch ausweichen konnte, holte direkt aus und tat es ihm mit einem Haken in die Nieren nach, direkt gefolgt von einem Schlag gegen sein Kinn, doch er sah es voraus und sie erwischte mit nur halber Kraft seine Wange.
 

Er bekam ihren Arm zu packen und mit einer solchen Kraft, dass er ihr die Schulter auskugelte, drehte er ihn ihr auf den Rücken. Der Schmerzensschrei hallte im gesamten Gang wider und Tränen traten ihr in die Augen.

[Y/N] blinzelte heftig, damit sie ihr nicht die Sicht trübten, doch binnen eines Augenblicks stand sie stocksteif da, als sie die kalte Klinge des Messers an ihrem Hals spürte, als sie spürte, wie ihre weiche Haut beim Schlucken über das Metall kratzte.
 

„Bucky. Bitte nicht.“

Sie konnte die Hitze spüren, die sein Körper ausstrahlte, gemischt mit dem Metall seines Armes, dessen Kälte nahtlos in die des Messers überzugehen schien. Ob ihre rauen Worte es waren, die ihn für einen winzigen Augenblick inne halten ließen, konnte sie nicht sagen, aber es war ihre Chance, die sie augenblicklich nutzte.

Ihr Arm schnellte hoch an das Metall und als der Stromschlag hindurchging, konnte sie es knistern hören.

Bucky schrie zwar nicht auf, wie denn auch, wenn er kein Gefühl in seinem linken Arm hatte, aber er ließ sie endlich los.
 

Ein schmerzliches Brennen machte sich an ihrem Hals breit, doch sie versuchte die Fassung zu behalten und direkt wieder auf ihn loszugehen, bevor er überhaupt verstanden hatte, was da mit seiner Prothese passiert war.

Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr eigener Herzschlag dröhnte in ihrem Kopf, als sie sich auf seinen Rücken schwang und die Armbänder an seinen Hals anlegte.

Sein ganzer Körper wurde von der Elektrizität erst durchgeschüttelt, bevor er stocksteif wurde. Er hatte die Zähne zusammengebissen und ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle. Man könnte förmlich spüren, wie er versuchte, dagegen anzukämpfen.
 

Innerlich flehte sie dafür, dass er ihr verzieh, als mit einem Mal alles sein Ende fand und er wie ein nasser Sack umkippte.

Der Schmerz als sie auf dem Boden aufschlug und unter seinem Körper begraben wurde, war noch nicht mal der schlimmste, aber sie knallte mit dem Kopf so hart gegen die Wand, dass sie für einen Moment Sterne sah.

„Scheiße“, ihre Hand fuhr zu dem brennenden Schmerz am Hals und sie spürte die warme Feuchtigkeit ihres Blutes. Vielleicht war der Schnitt ja nicht allzu tief.
 

Ihre [E/C] Augen fielen auf Bucky, der regungslos da lag. Sie versuchte ihn vorsichtig beiseite zu schieben, aber alleine diese Anstrengung brachte sie zum schwindeln und ihre Sicht wurde immer wieder gefährlich dunkel. Dazu noch die aufkommende Übelkeit und Erschöpfung.

Alleine würde sie ihn hier nie rausbekommen, aber sie hatte keinen Kontakt zu den Anderen.

Doch als sie kurz davor war, komplett zu verzweifeln, wurde es wieder dunkel, ehe sich mit einem stroboskopartigem Geflacker das Licht wieder anstellte.

„Kann mich jemand hören?“

Natashas Stimme hallte in ihrem Kopf nach, ehe wieder alles schwarz wurde.
 


 

[Y/N] klopfte das weiche Kissen auf und ließ den Kopf wieder darauf fallen. Ihr Blick fiel auf das Nachbarbett, aus dem Bucky sie beobachtete.

Die Mission war wohl ein Erfolg gewesen, auch wenn sie nach ihrem Zusammenstoß nicht mehr sonderlich viel davon mitgekriegt hatten. Aber auf Natasha war eben verlass und jetzt lagen sie beide auf der Krankenstation des Towers.

Tony hatte den Metallarm neu konfiguriert, er war wieder voll nutzbar und die fehlenden Haltegurte deuteten für sie darauf hin, dass er auch vom Kopf her wieder voll und ganz in Ordnung war.
 

Doktor Banner hatte ihr einen leichten Verband um den Hals herum angelegt und wie vermutet war der Schnitt nicht sonderlich tief, aber was ihm mehr Sorgen bereitete war die Kopfverletzung, die sie sich bei dem Sturz zugezogen hatte. Zwar hatte er bereits ein paar Tests gemacht, war aber kurz darauf gegangen, um vorsichtshalber das CT vorzubereiten.

Bucky, der das alles mitbekommen hatte, hatte noch kein Wort mit ihr gewechselt, aber seit Bruce das Zimmer verlassen hatte, lagen seine Augen mit einem unheimlich besorgten Blick auf ihr.
 

„Ich weiß nicht, ob du je wieder mit mir reden willst, denn entweder bist du jetzt sauer oder enttäuscht. Oder beides“, begann sie leise, weil sie sich nicht traute, in dieser Stille die Einzige zu sein, die das Wort erhob, „Aber schon vor der Mission wusste ich, dass ich dir diesen Gefallen nicht tun konnte und vielleicht ist meine Entscheidung egoistisch gewesen, aber genauso egoistisch war deine Bitte.“

Er wandte den Blick ab, was ihr einen Stich ins Herz versetzte und für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie vielleicht zu weit gegangen war, doch just in dem Moment betraten Steve und Bruce das Krankenzimmer. Der eine um seinem Freund Beistand zu leisten, der Andere, um sie zum CT zu begleiten.
 

Als Bruce die Bremsen des schmalen Bettes löste, um sie hinauszuschieben, schnellte ihr Arm hervor und griff nach Buckys Hand. Ihre Worte waren ein leises Flüstern, in der Hoffnung, dass nur er sie verstehen würde: „In der ganzen Sache bist du genau so ein Opfer, wie wir alle“, kurz flackerte ihr Blick hoch zu Steve, der neben dem Bett seines Freundes stand und dezent zur Seite blickte, dann sah sie wieder zu Bucky, dessen Gesichtszüge sich nicht verändert hatten.

Dafür fühlte sie aber den beruhigenden Druck seiner Hand, als er den Griff festigte.

„Vergiss niemals, wie viel du wert bist.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo (^-^/)
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ihr hattet euren Spaß damit.
Immerhin ist es vorerst das letzte Kapitel, zumindest für diesen Teil.
Den dritten Teil der Reihe wird es nicht geben, zumindest nicht so, wie er geplant war. Stattdessen wird der vierte Teil vorrücken und diesen Platz einnehmen.
Mit vielen neuen Charakteren und vielen neuen Kapiteln, die gefüllt werden.
Wann genau es weiter geht, kann ich noch nicht sagen, aber ich bin bereits fleißig am arbeiten~
Lasst euch überraschen :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  EL-CK
2019-04-10T12:23:00+00:00 10.04.2019 14:23
Wieder mal eine - nja "schön" klingt bei der Situation vll nicht ganz passend aber dennoch - schöne Story... es ist halt kompliziert wenn man die Freundin eines Supersoldaten wie Bucky ist....aber es freut mich, dass es nicht zum äußersten kommen musste...

ich bin schon auf neuen "dritten" Teil gespannt und würde mich auf eine Nachricht diesbezüglich freuen ;) ;)
Antwort von:  GodOfMischief
12.04.2019 01:21
Hallo ^-^
Vielen Dank für deinen Kommentar :)
Schön ist es ganz sicher nicht, aber so als Agentin/Heldin muss man ja auch mit allem rechnen. Ob überhaupt jemand in der Lage gewesen wäre, sowas zu Ende zu bringen?
(Außer Natasha vielleicht..?)

Wenn es so weit ist, schicke ich dir gerne eine Benachrichtigung :3

lg
Antwort von:  EL-CK
12.04.2019 20:20
Nat traut man iwie alles zu.. Aber das?!?! Nja vll...
Danke dir ^^


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