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Missys Kopfkissenbuch

Die wechselvoll leidenschaftliche Beziehung zwischen Master und Doctor
von

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Ganz in meiner Hand!

ch starrte auf die vertrocknete Hülle hinunter, in die ich dich verwandelt hatte, den Sack aus Haut und Knochen, zu dem ein Timelord normalerweise erst wurde, wenn er wirklich am Ende seiner Zeit stand und man seine Anwesenheit in Tagen zählen konnte.
 

So wie ich dich an der Seite von Lucy auslachte und verspottete, würde ich das zu verhindern wissen, denn ich hatte längst beschlossen die Qual des Dahinsiechens für dich länger andauern zu lassen. Denn so wie ich dir die Energie genommen hatte, konnte ich dir auch Quentchen davon wieder geben, damit du nicht ganz dahinschwinden würdest.
 

Doch tat ich das nicht nur, weil ich mich an deinem kläglichen Anblick weiten wollte, sondern auch, weil ich dich nicht los lassen konnte. Nur aus diesem Grund sperrte ich dich in einen Käfig, nachdem ich mich versichert hatte, dass du nicht unerwartet regenerieren und meine Pläne damit über den Haufen werfen würdest.
 

Nein, ich wollte, dass du hilflos miterlebst, wie ich all das zerstörte, was du so lange beschützt und gehütet hattest. Den Menschen dagegen wollte ich Tag für Tag vor Augen halten, dass ihr Held und Retter ihnen nicht mehr zur Hilfe eilen konnte. Nicht nur diese jämmerlichen Sterblichen, auch du solltest dadurch jede Hoffnung verlieren.

Ich erwartete, dass dich der Anblick der leidenden und sterbenden Erdlinge, die vor deinen Augen in Toclafane verwandelt wurden, wenn ich es für angemessen hielt, dich endlich zerbrechen, dich zerstören sollte …
 

Das hätte meinem Sieg perfekt gemacht und war der einzige Grund, der mich im kommenden Jahr voran trieb, genau so wie meine ständig zunehmende innere Unruhe.
 

Obwohl du selbst keine Anstalten mehr machtest aufzubegehren, blieb ich vorsichtig, denn auch wenn du untätig und stumm in deinem Gefängnis hocktest, auf das Ende zu warten schienst wie eine verwelkende Pflanze, musste das nicht bedeuten, dass du wirklich aufgegeben hättest - dazu kannte ich dich viel zu gut.
 

Deshalb zermarterte ich mir mehr als einmal den Kopf was Martha Jones eigentlich da draußen trieb. Sie wanderte auf der Welt umher – aber keiner ihrer Besuche schien Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen zu haben.
 

Warum? Was ging da hinter den Kulissen vor sich? Sammelte sich etwa eine Art Widerstand, nur um im geeigneten Moment zuzuschlagen? Ich verstärkte meine Anstrengungen das herauszufinden … allerdings ohne ein nennenswertes Ergebnis, trotz meiner Spione und Kollaborateure. Ihre Antworten auf meine Frage waren durchweg unbefriedigend, was ich sie jedes Mal sehr schnell spüren ließ.
 

Unterdessen dröhnten die Trommeln immer heftiger in meinem Kopf und machten mich launisch und wütend, weil sie etwas forderten, was ich ihnen nicht geben wollte: Töte ihn. Jetzt und hier, wo es kein Entkommen gibt: TÖTE IHN!
 

Nein! Nein und NEIN!

Ich selbst würde ganz allein bestimmen, wann und wie ich deiner jämmerlichen Existenz ein Ende bereiten würde.

ICH allein!
 

Erinnerst du dich … wann immer sich zu viel Anspannung und Zorn in mir sammelte, tauchte ich bei dir auf und überschüttete dich mit Hohn und Spott, erzählte oder zeigte dir genüsslich, welche Taten meine Toclafane auf der Welt schon wieder vollbracht hatten. Gerade wenn andere anwesend waren, wurde ich besonders ausfallend und gemein, wollte ich mich doch von meiner „besten“ Seite zeigen und so die Herrschaft des Schreckens ein für alle Mal manifestieren.
 

Es gab jedoch auch die „anderen Male“ in denen ich den Saal, in dem du wie ein Beutestück ausgestellt warst, heimlich und vor allem ganz allein aufsuchte. Ich setzte mich in deine Nähe und beobachtete schweigend das Häufchen Elend, das es bewusst vermied, mich anzusehen, ja mich überhaupt wahrnehmen zu wollen.
 

Warum tat ich das? Ganz einfach: In diesen kostbaren Stunden gewann ich Abstand von dem Drängen, das in mir wühlte, kam endlich wieder zu klarem Verstand, der mir erlaubte, zu ergründen, warum mich die Trommeln nicht in Ruhe ließen und woher sie eigentlich kamen, auch wenn ich da nur wenige Schritte weiter kam.
 

Gleichzeitig erwachten schwere Zweifel in mir. Fragen, die mich mehr und mehr beschäftigten, je mehr Zeit verging.
 

War Harold Saxon überhaupt noch ich selbst? Oder tanzte ich längst an den Strippen eines Unbekannten, der mich durch das Pochen und Hämmern in meinem Kopf beeinflusste, das mich seit meiner Kindheit begleitete, aber eigentlich gar kein Teil von mir war?
 

Jenes Drängen mit dem ich besser fuhr, wenn es nicht da war, so wie zu Yanas Zeiten, auch wenn ich den guten alten Professor gleichzeitig vergessen wollte, ehe sich mir sein moralischer Unsinn und seine Freundlichkeit zu den Menschen wieder unnötig aufdrängte und mich in meinen Gemeinheiten ausbremsen wollte?
 

Hatte ich wirklich von mir aus gewollt, dass es so weit kommt? Dass ich dich am Rand des Todes gefangen hielt, anstatt dir die Kraft zurückzugeben, weil dies der einzige Kompromiss zu dem Tod war, den mein innerer Zwang eigentlich verlangte? Lenkte mich die ganze Zeit schon jemand in eine bestimmte Richtung und zwang mich immer mehr dazu an seinen, nicht an meinen Zielen zu arbeiten?
 

Konnte und wollte ich so einfach zulassen, dass ich jetzt jede Erinnerung und jedes Gefühl verriet, das ich eigentlich tief genug in Inneren meiner Seele eingeschlossen glaubte, um beides nicht auch noch von dem Hämmern in meinem Geist pervertieren zu lassen?
 

Ja, ich war vielleicht am Höhepunkt meiner Macht, der absolute Herrscher einer Welt und bald schon des Universums, wenn die Paradox-Maschine weiter so gut arbeitete, wie jetzt - aber wollte der Triumph überhaupt noch schmecken … jetzt wo dein Widerstandsgeist fehlte, nicht einmal mehr ein Funke von Rebellion in deinen Augen zu erkennen war? Wenn ich niemanden hatte, der sich ebenbürtig mit mir maß und mich herausforderte, so wie in der guten alten Zeit, als du noch der weißhaarige Lockenkopf im Rüschenhemd warst?
 

Was machte den Sieg plötzlich so fade?

Warum fühlte er sich so bitter, so falsch an?

Hatte deine Gleichgültigkeit mir gegenüber damit zu tun?

Dein stilles Warten auf das unvermeidliche Ende?
 

Eine Antwort darauf erhielt ich nicht. Weder von dir – so sehr ich dich auch anschrie und beleidigte, noch von Jack Harkness, den ich auf alle erdenklichen Arten folterte und sterben ließ, nur um dann mitzuerleben, dass nichts und niemand ihn auf Dauer auslöschen konnte, nicht einmal das Feuer eines Hochofens.
 

Für einige Zeit fand ich Abelenkung darin, die Zeitanomalie, die er darstellte zu untersuchen und ein wenig herum zu experimentieren. Als ich jedoch alles, was mir in den Sinn kam, an ihm ausgetestet hatte – und das war nicht wenig - kehrte jedoch die Langeweile und damit auch die Unruhe zurück.
 

Ja da war es wieder da - das nervöse Pochen und Ziehen in meinem Kopf! Es wurde mit jedem Mal unerträglicher und trieb mich dazu, mir immer mehr Gemeinheiten gegenüber den Erdlingen auszudenken, immer seltener bei klarem Verstand zu bleiben und mich gegen sein Verlangen zu wehren.
 

Und das ließ mich langsam verzweifeln. Ich wusste, ich musste dem ein Ende machen, wenn ich mich nicht bald ganz im Klang der Trommeln verlieren wollte – aber ich wusste einfach nicht mehr wie ich das noch bewerkstelligen sollte.
 

Da du der einzige warst, in dessen Nähe ich wenigstens etwas klar denken konnte, zog es mich immer öfter zu deinen Käfig. Doch noch sperrte sich mein Stolz dagegen, mich dir zu offenbaren und dich um Hilfe zu bitten, würde ich damit doch meine größte Schwäche offenbaren. Und so blieb ich standhaft, auch wenn ich spürte, dass ich den ständigen Kampf um meinen Geist langsam zu verlieren begann …
 

… bis zu jener Nacht, in der ich das Nagen an meiner Seele nicht länger aushielt. Ich verließ das Bett, in dem Lucy nach unserem letzten leidenschaftlich-intimen Beisammensein, selig schlief und schlich mich zu dir.
 

Sofort schwand der Druck in meinem Geist und ich konnte freier atmen, konnte mich nun endlich dazu durchringen, dir alles zu erzählen und in einem letzten verzweifelten Aufbegehren um deine Hilfe zu bitten.
 

Denn ich hatte nicht vergessen, dass du in unserer gemeinsamen Jugend auf Gallifrey der Kopf mit den wirklich guten Ideen gewesen bist, durch die unsere Streiche erst richtig raffiniert wurden, dass es dir auch später als Renegat immer wieder gelungen war, auch in den ausweglosen Situationen mit heiler Haut zu entkommen.
 

Nicht zuletzt spekulierte ich darauf, dass deine Herzen nicht schon all zu eingetrocknet waren, um deine moralischen Regeln zu vergessen, und du mir trotz allem helfen würdest … um des festen Bandes willen, das zwischen uns existierte.
 

Und leugne nicht – so sehr wir uns bekämpft haben mögen, so sehr Wut und Hass zwischen uns standen - wirklich den anderen aufgeben aufgeben und ein für alle mal tot sehen wollen, das hat keiner von uns beiden. Weder du noch ich!
 

Vorsichtig trat ich an den Käfig heran und öffnete die Tür, so dass uns keine keine physischen Barrieren mehr trennten. Ich hatte keine Angst, dass du mich überwältigen würdest, denn dafür warst du bereits viel zu schwach, dass sah ich deiner zusammengesunkenen Gestalt an.
 

Selbst auf die Berührung meiner Hände hast du kaum noch reagiert, was Angst in mir aufsteigen ließ. Kam ich bereits zu spät? Warst du schon an der letzten Grenze angekommen?
 

Deshalb hielt ich dich vorsichtig fest, als ich dich zu mir hin zog, hob mit den Fingern ganz sanft dein Kinn an und sah dir eine in eine Weile in die halb geöffneten braunen Augen, die inzwischen jeden Glanz verloren hatten. „Na komm schon! Ich weiß genau, dass du noch nicht erloschen bist, als hör auf, dich tot zu stellen!“
 

Aber ob meine Provokation wirken würde? Ungeduldig suchte ich nach einem intensiveren Lebenszeichen, als denen, die ich zunächst aufstöberte und atmete erleichtert auf, als endlich ein schwacher aber trotziger Funke in meiner Wahrnehmung aufblitzte.
 

Rassilon sei Dank – das war mein Theta. Auch in der Stunde der größten Schwäche wütend und stur genug, um sich weiterhin an sein Leben zu klammern!
 

Dann lehnte ich dich kurz entschlossen an das Gitter, um beide Hände frei zu haben und deinen Kopf zwischen sie zu nehmen, damit ich meine Stirn an die deine legen und mit dir Kontakt aufnehmen konnte. „Und nun … hab keine Angst, denn das, was ich jetzt vorhabe, tue ich für uns beide!“
 

Mein Bewusstsein traf auf keinerlei Widerstand, als ich die Verbindungen zu deinem Geist knüpfte. Trotzdem schreckte ich bei der ersten Berührung überrascht zurück. Denn zunächst sah ich nur tiefe Schatten und ertastete einen einen großen Scherbenhaufen. Auch ohne dass ich in ihm herumwühlen musste, flogen mir bereits einige Splitter entgegen und drangen in meinem Geist ein, bevor ich das verhindern konnte.
 

Ich schrie entsetzt auf. „WAS ist das?“
 

Das tiefste Innere deiner Seele drängte mir plötzlich Erinnerungen auf, die du mir im wachen Zustand vermutlich niemals preis gegeben hättest, so als sei es froh, sie endlich mit jemandem teilen zu können, der vielleicht verstehen würde, was tief in dir versteckt lauerte …
 

„Beim Auge der Harmonie! DAS ist es also?“, entfuhr es mir gegen meinen Willen, denn ich wurde in diesem Moment bis ins tiefste Mark erschüttert. Die mir aufgezwungenen, wenn auch zum großen Teil bruchstückhaften Enthüllungen ließen mich in diesem Augenblick sogar vergessen, was mich selbst quälte!
 

Jetzt wunderte mich nicht mehr, warum du diesmal so leicht aufgegeben und dich so in deinem Inneren verkrochen hattest … deine Selbstsicherheit und deine Stärke besaßen deutliche Sprünge. Diese waren weitaus größer als während deiner fünften Inkarnation, auch wenn du sie besser vor der Welt zu verstecken wusstest.
 

Ich konnte und wollte es nicht glauben. Du hattest ES tatsächlich getan – Der „gute Mann“ in dir hatte die letzte Grenze überschritten! - und dabei eine Schuld auf dich geladen, die selbst ich nicht hätte tragen wollen …
 

Gallifrey zu zerstören, um dem Zeitkrieg ein Ende zu machen und damit das Universum zu retten … dass war wirklich mehr als ein Akt der Verzweiflung und des Wahnsinns, das war der komplette Irrsinn, nein das …
 

Ich fand nicht wirklich Worte die deiner Tat gerecht werden würden, aber ich konnte dich deswegen trotzdem nicht verachten und verfluchten, weil ich wusste, dass du es bestimmt nicht leichtfertig getan hattest und schon gar nicht aus reiner Lust an der Zerstörung.„Bei allen Sonnen. Theta, warum gerade diese Schuld?“, fragte ich in die Stille hinein und schwieg dann wieder, denn die tiefen Narben in deiner Seele, die durch Selbstvorwürfe immer wieder aufreißenden Wunden, waren unübersehbar.
 

So sehr wir beide immer wieder gegen die Zwänge unserer Heimat gekämpft hatten und gegen die Gesetze rebelliert, die der Hohe Rat aufgestellt hatte – Gallifrey auf diese Weise zu verlieren, das war das Schlimmste, was ein Timelord erleben konnte … und vor allem tun konnte! Vor allem jemand so Feinfühliges wie du, der sonst immer die Bewahrung jeglichen Lebens – egal um welchen Preis - an erste Stelle gesetzt hatte und nicht einmal in der Lage gewesen war. Davros aufzuhalten, bevor er die Daleks überhaupt erst auf den Weg hätte schicken können.
 

Ich trat tiefer in das Dunkel seiner Seele ein und fühlte mich dir so eng verbunden wie noch nie. Mein boshaftes Ich lachte zufrieden über die Schande, aber ich ließ seinen Triumph nicht nach außen dringen. Dafür war ich nicht gekommen.
 

Musste mich da noch wundern, was aus dir geworden war, warum du dein Schicksal in meiner Hand bisher so gleichgültig ertragen hattest? Denn auch wenn ich mein dunkles Ich immer gehegt und gepflegt hatte, wenn ich niederen Rassen gegenüber nicht so viele Skrupel besaß … mich hätte eine solche Tat auch aus der Bahn gerissen und innerlich verbrannt, auch wenn ich es jetzt noch leugnen wollte, wenn meine schwarze Seite das verneinte.
 

Plötzlich horchte ich auf, denn ich musste erstaunt feststellen, dass die Trommeln in meinem Inneren verstummt waren. Es war nicht mein kleiner dunkler Triumph, der mir die Stärke gab, sie aus mir zu verbannen, auch kein Mitleid, sondern viel mehr der drängende Wunsch dich – nun wo der Engel in den Abgrund gestürzt war – aufzufangen, deine Last mit dir zu teilen und …
 

Eine ganze Flut von Gefühlen brach über mich hinein und ließ mich alles um uns herum vergessen, denn nun gab es nur noch diesen Moment.
 

Ich weiß nicht, wer von uns den Anfang machte, ob du oder ich, aber unsere Seelen fanden sich jetzt plötzlich in den unverbrauchten, wenn auch geisterhaften Körpern unserer derzeitigen Inkarnationen wieder. Wir standen in einer diffusen, grauen Welt in der nur wir beide Bestand und Farbe hatte … alles andere verblasste zu wabernden Nebelschwaden zu unseren Füßen.
 

Wir sprachen weder ein Wort, noch sahen wir uns überhaupt an. Stattdessen stürzten wir aufeinander zu und suchten die Nähe des anderen in einer sehnsuchtsvollen Umarmung. Wir lebten durch die Wärme und Berührung des anderen wieder auf, lehnten uns mit den Köpfen an starke Schultern und atmeten die Aura des anderen wie den süßen Duft einer Blume.
 

Zart streichelnde Hände jagten kalte und warme Schauer über unsere nackte Haut, vermittelten das Gefühl von Glück, von Nähe und Zuneigung, das wir in der wirklichen Welt nicht erleben durften. Hungrige Lippen berührten einander immer wieder, um den Schmerz und die Furcht des anderen zu trinken, so als würden wir damit unser beider Leid damit lindern können.
 

Wir berührten Facetten unserer Seele, die wir bisher vor dem anderen bewusst versteckt hatten, unsere Sehnsüchte aber auch unsere tiefsten Ängste. „Ich werde dich beschützen. Du musst keine Furcht mehr haben, denn ich kann dir zeigen, wie man lernt, mit seiner dunklen Seite umzugehen“, wisperte ich, als ich tief in dich hinein sehen durfte.
 

Mich erstaunte, dass auch jetzt noch – wo du so viel erlebt und gesehen hattest - deine größte Triebfeder immer noch die Angst vor der Dunkelheit und dem Unheimlichen war war, während du gleichzeitig von mir erfuhrst, dass ich Zeit meiner Leben immer nur um deine Anerkennung gekämpft habe. „Koschei … oh Koschei, das hast du niemals tun müssen … denn ich habe nie aufgegeben, an dich zu glauben“, hast du im Gegenzug in mein Ohr gewispert.
 

So wie sich unsere imaginären Glieder miteinander verwoben, verschmolzen auch unsere Seelen und ließen alle Barrieren fallen, die jemals zwischen uns bestanden hatten.
 

Jeder von uns umschloss den Mittelpunkt der Leidenschaft des anderen mit dem Mund. Unsere Zungen tanzten um den harten Beweis der Liebe zueinander, gaben und nahmen zugleich, dass was wir brauchten.
 

In dem Moment in dem wir beide gleichzeitig den Gipfel unserer Gefühle erreichten, schmeckten wir nicht nur die Lebensessenz des anderen auf unseren Lippen, dieser intime Augenblick schuf ein enges Band, dessen wir uns erst viel später bewusst werden sollten … in den wirklich stürmischen Zeiten …
 

Als wir dann endlich Hand in Hand in den Abgrund unseres Verlangens sprangen, sorgte der tiefe Fall allerdings erst einmal dafür, dass unsere enge Verbindung mit schmerzhafte Wucht zerbarst und uns bis ins Mark erschüttert zurückließ.
 

Der Sturz in die Realität und eben so harte Aufprall in das Hier und Jetzt, führte dazu, dass du dich aus Scham über deine Offenheit und die Angst vor meiner Reaktion auf die Enthüllung deiner Schwächen und deines dunklen Geheimnisses, noch tiefer in dich zurückzogst.
 

Ich selbst rechnete nicht damit, dass der kurze Moment der Freiheit von IHNEN schreckliche Folgen hatte. Die Hände an meine Schläfen gepresst floh ich zurück in den Raum, den ich mit Lucy teilte und spürte, wie das Hämmern meine letzten geistigen Barrieren bersten ließ, als sich der Klang der Trommeln mit Wucht Bahn brach.
 

Denn indem ich mich dir im Moment unserer engsten Bindung weit geöffnet hatte, hatte ich auch dieser verhängnisvollen Macht Zugang in den letzten freien Teil meiner Seele gewährt, den sie noch nicht hatten beherrschen können.
 

Dafür musste ich teuer bezahlen. Ich verlor die Kontrolle über mich … und das wenige in mir, was noch ich selbst war, sehnte sich jetzt nur nach dem Ende, der Befreiung durch den Tod. Denn als Marionette wollte ich nicht weiter leben, schon gar nicht, wenn du nicht mehr da sein würdest, weil nun eines sicher war – Lange würde das Andere dich nicht mehr leben lassen.
 

Deshalb bat ich Lucy in den letzten klaren Augenblicken, die meinem Geist gewährt wurden, um eine Akt der Liebe: „Töte mich … schieße mich nieder, wenn es so weit ist, meine Liebste. Es muss sein, ums beide zu befreien.“
 

Aber ich rechnete nicht damit, dass das Andere in mir längst ein Hintertürchen ersonnen hatte, falls auf den letzten Schritten zur absoluten Macht noch etwas schief gehen sollte, wie ich schmerzhaft erfahren sollte. Denn damals ahnte ich nur dunkel … so oder so hatte ich weiter zu leben, wenn ich den Zweck erfüllen sollte, den mir die Trommeln immer unerbittlicher diktierten, wie auch immer der aussehen würde.
 

An dem Tag, genau ein Jahr nachdem ich die Paradox-Maschine eingeschaltet hatte, sollte sich dein Schicksal erfüllen. Sollte diese Welt mit dir sterben und mir endlich die Macht über das Universum geben, damit ich den Weg für meinen eigentlichen Meister bereiten konnte, der als dunkle Figur in den Schatten stand und mir diesen Wunsch gnadenlos einhämmerte.
 

So sah zumindest der Plan aus, der sich in meinem Geist immer klarer ausformte und doch nur durch fremde Hand diktiert wurde, der durch nichts und niemanden mehr aufgehalten werden konnte.
 

Weit gefehlt!
 

Glaube mir, ich habe gleichzeitig vor Wut geschrienen und vor Freude gelacht, als genau das Letzte geschah. Das Ziel vor Augen, rechnete ich nicht damit, dass Martha Jones wiederkehrte und sich mir das Geheimnis eröffnete, dass sie in all den Monaten mit sich herum getragen hatte.
 

„Ich glaube an den Doktor!“ Ein Satz, der in der Stunde meines Triumphs alles in sein Gegenteil verkehrte. Die Hoffnung und Zuversicht eines ganzen Planeten sammelte sich in diesen wenigen Worten.
 

Mystischer Unsinn in den Augen unseres nüchtern denkenden Volkes – ersonnen durch abergläubische Spinner wie die Schwesternschaft von Karn – aber doch zu einem Zeitpunkt wie diesem mächtiger als jede Technologie die ich kannte. Ich musste deshalb fassungslos mit ansehen, wie sich der Glaube der Menschen in eine Wolke von Energie verwandelte und dir genau das zurück gab, was ich dir genommen hatte.
 

Durch den schimmernden Hauch hast du dich in den jungen Timelord voller Saft und Kraft zurück verwandelt, in den Theta, den ich kannte und liebte. Mein Äußeres mochte fluchen und böse Reden schwingen, aber ein kleiner Funke meiner Seele lachte … lachte und fühlte sich frei, obwohl dem nicht so war, im Gegenteil!
 

Aber bald, bald würde ich es sein!
 

Als du mich mit deinen flammenden Reden in die Ecke treiben wolltest, sah ich Lucy nur an, und sie wusste, was zu tun war. Der Schmerz der Kugel, die eines meiner Herzen traf, war wie eine Erlösung.
 

Denn jetzt hatte ich für einen kleinen Moment die Oberhand und ließ mich fallen. Ausgerechnet deine Arme fingen mich auf, deine Stimme drängte mich, zu regenerieren … aber nein … ich wollte das nicht, ich wollte in deinen Armen mein Leben aushauchen, als letzten Akt meines freien Willens.
 

Ich suchte deine Augen und erklärte mit ersterbender Stimme „Nein“, denn ich wollte deinen von Tränen verschleierten Blick mit mir in das endlose Dunkel nehmen, deine Verzweiflung und Trauer über den nahenden Verlust – nicht nur des letzten deiner Art, der dich besser verstand als jedes andere Wesen im Universum, sondern vor allem über das Hinscheiden des besten Freundes, deines Seelenbruders … und Geliebten.
 

Dieses Wissen, diese Gefühle nahm ich mit, als ich meine körperliche Existenz verlor und statt den ewigen Frieden zu spüren nun endgültig dem Wahnsinn anheim fiel.
 

Eingesperrt in dem Ring, der gegen meinen Willen meine Seelenessenz aufnahm, konnte ich den Trommeln nun gar nicht mehr entgehen sondern musste mich ihnen voll und ganz unterwerfen und mich selbst in ihnen verlieren.
 

Eine andere Wahl ließen sie mir nicht, auch nicht die Chance, das Ritual zu verweigern, durch das ich nur ein Erdenjahr später in die Welt zurückkehrte. Mein Marionetten-Ich hatte es mit der kalten Brillianz eines Timelords geplant und durch treue Handlanger vorbereiten lassen, um endlich das zu tun, was die Trommeln verlangten.
 

Aber wie immer spielte der menschliche Faktor eine entscheidende Rolle, um den festgelegten Weg in die Zukunft zu vereiteln. Ein zweites Mal sorgte Lucy, dafür, dass nicht alles so lief, wie es sollte, und so der Griff um meinen Geist nicht umfassend wurde.
 

Wieder blieb ein Funke meines Willens unabhängig von dem Drängen. So bekam ich bei wachem Bewusstsein mit, was Ursprung und Quelle des Befehls war, der mich Zeit meines Lebens begleitet hatte.
 

Und auch wenn ich erst einmal nicht viel dagegen tun konnte, weil ich weiter beherrscht wurde, ich versuchte doch, dich zu warnen. Weißt du noch, wie verzweifelt ich dich auf der Schutthalde zu mir gerufen habe – immer nur für Sekunden bei Verstand? Wie ich für einen kostbaren, klaren Augenblick, das mit dir teilte, was in mir wühlte und damit endlich die entscheidenden Hinweise gab, damit du zur Stelle sein konntest, wenn es so weit war …
 

Ein unangenehmer Nebeneffekt des nicht vollständig durchgeführten Rituals war leider die ständig schwindende Lebensenergie meines neuen Körpers, die ich ständig ersetzen musste. Deshalb wurde ich auch zu einem Monster, dass völlig instinktgesteuert alles für die Ankunft meines Meisters und das von ihm vorherbestimmte Ende der Zeit vorbereitete.
 

Leichen pflasterten meine letzten Tage – aber nicht einmal ein frisches, noch pulsierendes menschliches Herz konnte meinen Hunger stillen, noch genügten die Unmengen von Nahrung, die ich in mich hinein stopfte.

Ja, ich war jetzt vielleicht eine abgrundtief böse Kreatur, die dann auch noch einer ganzen Welt ihren Willen und ihr Gesicht aufzwang, aber ich war auch ein Opfer … das Werkzeug eines anderen, der noch mehr Schaden anrichten würde und dazu bereit war, ein ganzes Universum zu opfern, um das zu bekommen, was er wollte.
 

Jetzt erst enthüllte sich das Verbrechen, das Rassilon an mir begangen hatte. Er hatte die Trommeln – den Herzschlag eines Timelords – schon in meiner Kindheit – beim Blick in das ungebändigte Schisma - in mich brennen lassen.
 

So war ich, der ich mich immer für den Master gehalten hatte, durch die bittere Ironie des Schicksal, tatsächlich Zeit meiner Leben einer seiner Sklaven, um den er nun keinen weiteren Gedanken verschwenden würde. Ich erkannte diese Wahrheit, als sich die Tore öffneten und er aus ihm heraus trat.
 

Ja ich hatte getan, was ich sollte, aber ich war in seinen Augen zu unwichtig geworden, zu abscheulich in meinem Taten, um weiter Teil seines Plans zu sein. Er betrachtete mich als unwürdig und entschied mit einem kurzen Gedanken, dass ich nicht dazu gehören sollte, wenn er unser Volk mit in eine neue Existenzebene nahm, um damit vor allem sich in ein allmächtiges Wesen zu verwandeln, das von niemandem mehr aufgehalten werden würde.
 

Du standest in diesem Moment der Wahrheit genau zwischen uns … gefangen in Zweifeln und Misstrauen, was du von der ganzen Situation oder gar ihm und mir halten solltest. Ich in kämpfte in diesem Moment gegen die Raserei in mir an, um notfalls das Zünglein an der Waage zu spielen.
 

Und ja – ich täuschte mich nicht. Wieder siegte das Herz meines Theta über die Schuldgefühle des Timelords, der nun die Möglichkeit gehabt hätte, um sein Volk zu retten und seine Tat ungeschehen zu machen.
 

In dem Moment, in dem du deine Hand in meine Richtung ausgestreckt hat, war dein Schicksal ebenfalls besiegelt … wenn es das nicht ohnehin schon gewesen war. Fast schien es mir, als freue er sich über diese Gelegenheit. Denn für den erneuten Verrat an seiner Sache, an seinem Gesetzen und seiner Person würde Rassilon dich jetzt mit Genuss persönlich töten.
 

Daraus machte er keinen Hehl, als er seinen blau glühenden Handschuh gegen dich erhob.
 

Ich kannte diese Art von Waffen und wusste, dass ein Treffer die vollständige Auslöschung des Opfers bedeutete. Eine Regeneration würde es dann nicht mehr geben. Deshalb blieb mir nur noch eine Wahl – und ich traf die Entscheidung für uns gerne.
 

Dein Vertrauen und das Band, dass sich erst vor kurzem wieder neu zwischen uns geschmiedet hatte, gab mir in diesem Moment die Kraft, die Kontrolle endgültig abzuschütteln und wieder der zu sein, der ich einstmals war und immer sein wollte – dein bester Freund!
 

„Geh mir aus dem Weg!“, rief ich deshalb laut in den Raum hinein und zog Rassilons Aufmerksamkeit auf mich. Dann warf ich all meine verbleibende Energie gegen ihn, auch wenn das mein Ende bedeutete.
 

Mochte mich der Gründervater unserer Zivilisation jetzt auch eiskalt mit seinem blauen Feuer auslöschen, während uns weißes Licht einhüllte und aus der Realität fortzog – ich wollte nicht dahinschwinden, ohne diesem Mistkerl noch einmal ordentlich in den Hintern zu treten und …
 

… dir mit meinen letzten Atemzügen beweisen, dass ich trotz allem, was zwischen uns vorgefallen war, nun auch selbst bereit war, alles für dich und unsere Liebe aufzugeben – selbst meine verbliebenen Leben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LDrache
2018-10-29T21:18:49+00:00 29.10.2018 22:18
es ist wirklich sehr spannend und super Idee das alles mal aus Masters sicht zu sehen...super geschrieben...mal was anderes...mach nur weiter so ...;)
Antwort von:  Tamy-kitsune
06.11.2018 12:40
Vielen lieben dank für deinen weiteren Kommentar. Die Geschichte ist ja nun abgeschlossen. Und es war mir auch wichtig, aus der Sicht des Masters zu schreiben. Denn immerhin hat man gerade bei Classic Who oft das Gefühl, er sei vom Doctor besessen. Besonders in der Ära von Pertwee kann man das wunderbar in sein Verhalten hinein interpretieren.

Das war im Prinzip auch der Auslöser für die ganze Geschichte! Und Missy kann ja nun mit weiblichem Humor auf ihre männliche Seite blicken!


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