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Shadow Crows

Abenteuer in luftigen Höhen
von

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Blue Clove muss noch warten

Johns Sicht:
 

Schnell wie der Blitz stellten sich Hideaki und Hiroki vor ihren Käpt’n. Hiroki schnappte sich Yuudais Arm, verdrehte ihn so, dass Yuudai nichts mehr machen konnte und führte ihn mit sanfter Gewalt bis an die Wand, wo Yuudai auch schon fluchend vor Schmerz in sich zusammen sackte. Hideaki half Katsumi wieder aufzustehen. Er stützte ihn und brachte seinen Käpt’n wieder rein in die Kantine. Umeko, Minoru und ich kamen ihnen entgegen.
 

„Katsumi-san! Geht es dir gut?“, kam es gleich von Minoru. Umeko half Hideaki den Ältesten von ihnen zu stützen. Als sie Katsumi auf einem der Stühle absetzten, kam auch schon Itoe mit warmem Wasser für das Säubern der Wunden, aus der Küche zurück. Es waren nicht viele Wunden, doch trotzdem sollte man diese desinfizieren. Schließlich wollten wir ja nicht, dass sich diese entzünden.
 

Ich kniete mich etwas hinunter, wollte gerade nach dem Waschlappen greifen um ihn ins warme Wasser zu tunken, als Hideaki mich noch mal zurückhielt. Ich sah verdattert zu ihm hoch und richtete mich wieder auf. „Was ist?“, fragte ich ihn. Hideaki zeigte in Richtung Hiroki und Yuudai und meinte: „Ich glaube du solltest dich besser um Yuu kümmern. Er hat viel mehr abbekommen als der Käpt’n. Itoe und ich werden uns schon um Katsumi kümmern.“
 

Anfangs sträubte ich mich noch zu Yuudai zu gehen, doch dann riss ich mich zusammen und hetzte Richtung Küche. Ich schielte etwas zu Yuudai hinüber, während ich noch schnell eine zweite Schüssel mit lauwarmem Wasser holte und zu ihm ging. Hiroki versuchte in der Zwischenzeit Yuudai zu beruhigen, was aber kaum möglich war. Yuudai wehrte und fluchte die ganze Zeit herum. Er ließ in diesem Zustand einfach niemanden an ihn heran und wehrte jede Versuchung ab.
 

„Mensch! Wieso müsst ihr auch auf einander los gehen? Wie kleine Kinder!“, meckerte ich Kopf schüttelnd, während ich versuchte Yuudai etwas zu bändigen. Anfangs ging es auch bei mir so ziemlich in die Hose, doch irgendwann sah dieser Idiot vor mir ein, dass es keinen Sinn hatte sich zu weheren. Seufzend tunkte ich den Waschlappen in das lauwarme Wasser ein und wrang ihn danach gut aus. Ganz langsam tupfte ich über Yuudais Wunden und wusch ihn nach ’ner Zeit immer wieder im Wasser richtig gut aus.
 

„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte Hiroki, welcher bis jetzt nur zusah und mein tun gut beobachtet hatte. Ich sah zu ihm hoch. Nun wo ich vor Yuudai kniete, schien mir Hiroki noch größer als er sonst war. Irgendwie komisch. „Ja. Du könntest meinen Verbandskasten und das Desinfektionsmittel holen. Die Sachen sind in meinem Zimmer unter dem Bett.“, erklärte ich Hiroki. Dieser nickte und machte sich auf den Weg ans obere Deck.
 

Schmollend verschränkte Yuudai seine Arme vor der Brust und breitete seine Beine auf dem dreckigen Boden weiter aus. Langsam wurde mir diese Position ziemlich unangenehm, weswegen ich mich einfach auf Yuudais Schoß setzte. Wäre dieser nicht so zugerichtet würde ich bestimmt nie auf die Idee komme mich freiwillig auf ihm so auszubreiten, doch in diesem Moment war mir dies völlig egal. Die Behandlung meiner Patienten hatte bei mir immer höchste Priorität!
 

Schnaubend wrang ich wieder den Lappen aus und strich mir selber eine nervende Strähne aus dem Gesicht. „Gott! Dein Kinn ist auf jeden Fall im Eimer. Das brauch wirklich länger um zu verheilen…“, erklärte ich dem eingeschnappten Yuudai. Dieser aber schwieg einfach nur und schien mich zudem auch noch zu ignorieren. Seufzend schloss ich kurz meine Augen. Irgendwie verstand ich so gut wie nie, weswegen der Kerl mich so auf dem Kika hatte. Es wäre wirklich viel schöner, wenn wir uns richtig anfreunden könnten, aber wie es wohl schien konnte ich mir das abschminken.
 

Als ich wieder meine Augen öffnete sahen mich grünbraune Irden intensiv an. Sie musterten mich gründlich und zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kalter Schauer jagte mir den Rücken runter. Shitt! Wieso glotzt der mich schon wieder so an?! Ich hasse das! Kann er das nicht mal lassen? Nervosität breitete sich in mir aus und ich tauchte wieder den Lappen in das Wasser.
 

Dieses Mal ließ ich ihn dort auch drin. Ich trocknete meine Hände an meiner Hose ab und fuhr mit meinen linken Zeige- und Mittelfinger unter Yuudais Stirnband. Ganz langsam streifte ich es ihm ab und wie befürchtet fand ich unter dem Stirnband eine ziemlich große Platzwunde. Er musste wohl mit der Stirn auf diese Trümmerhaufen gefallen sein.
 

Yuudai ließ seinen Blick immer noch nicht von mir ab. Leicht verkrampfte ich mich, als ich spürte wie eine von Yuudais Händen mein Oberschenkel entlangfuhr. Was sollte das den jetzt werden? Sag mal, hatte der sie nicht mehr alle? Hatte er doch irgendwie Gehirnschäden? Angewidert stierte ich auf seine Hand und schlug sie sogleich auch wieder weg.
 

„Jetzt hör mal gut zu! Bild dir bloß nichts drauf ein, nur weil ich dir jetzt helfe. Ich mache das nur weil du kläglicher Weise mein Kamerad bist. Und soweit ich weiß, hab ich dir das schon mal gesagt!“, ermahnte ich Yuudai, der mit finsterem Blick vor mir saß. „Dann setzt dich nicht einfach auf meinen Schoß! Du bist übertrieben schwer, verdammt! Was frist du? Steine?“, spie Yuudai mich förmlich mit giftigem Unterton an. Entnervt griff ich nach der Schüssel mit lauwarmen Wasser, stand auf und machte mich vom Acker. Ich hatte zu Teufel noch mal keinen Nerv für diesen arroganten, widerlichen Idioten!
 

Mein Weg führte mich zur Küche wo ich auch gleich das dreckige Wasser Blut Gemisch in den Abfluss kippte und neues Wasser in die Schüssel laufen ließ. „Verdammt! Das ist echt zu viel für einen Tag! Dabei wollten wir heute doch aufbrechen um Blue Clove zu finden…“, murmelte ich verstimmt vor mich hin. Leicht kraftlos lehnte ich mich an der Theke an. Ich sah über die vielen dreckigen Gläser, Teller und Bestecke hinweg und sah zur Tür die zur Kantine führte. Akinas Küche war praktischer Weise direkt mit der Kantine verbunden. Man konnte über der gegenüberliegenden Theke hinweg die Mahlzeiten in die Kantine ausgeben, oder sie ganz einfach hinüber bringen.
 

Schweigend beobachtete ich die Anderen die sich bis auf Takumi, Yuudai, Hiroki und Akina alle um unseren Skipper befanden und seufzte lustlos aus. Die Tür zur Küche, wo ich mich gerade befand wurde aufgerissen. Akina dampfte wütend hinein und öffnete den Kühlschrank. Dabei beobachtete ich unsere Köchin wie sie sich einen Pudding schnappte und wütend nach einem Teelöffel griff.
 

„Schlecht gelaunt?“, erkundigte ich mich. Akina blickte von ihrem Pudding auf, direkt in mein Gesicht. Sie seufzte verstimmt und meinte: „Tja… Sieht man mir wohl gut an, was?“ Ich nickte belustigt, musste dann aber auch selber laut aufseufzen. „Und was ist mit dir, John-kun?“, fragte sie mich.
 

Ich fuhr mir mit geschlossenen Augen durchs Haar, öffneten sie danach wieder und lächelte der Köchin wieder zu. „Ach ist eigentlich immer das Selbe…“, antwortete ich mit schwachem Lächeln auf den Lippen. Jenes Lächeln erstarb aber wieder als die Tür aufgemacht wurde und ich durch den Türspalt Yuudai sehen konnte.
 

Hiroki stand im Türrahmen und deutete auf den Verbandskasten. Ich ging gleich auf ihn zu, schnappte mir den Kasten und lächelte Hiroki herzlich an. „Danke fürs holen! Warst mir eine große Hilfe!“, sprach ich mit sanfter Stimme. Wenigstens gab es noch vernünftige Leute hier am Bord. Nicht das die anderen alle unvernünftig waren, aber eine Person reichte schon um mir den Tag zu verderben.
 

Eine zierliche Hand schlug freundschaftlich auf meine Schulter. „Keine Sorge! Das wirst du schon überstehen. Später wenn alles erledigt ist spendiere ich dir ein Stück meiner selbstgemachten Schokoladentorte!“, heiterte mich Akina auch gleich wieder auf. Hiroki, welcher nicht zu der gesprächigen Sorte Mensch gehörte, deutete auf sich selbst und fragte kurz gehalten: „Ich auch?“ Er hatte ein dezentes Lächeln aufgesetzt und beugte sich leicht zu uns vor.
 

Akina lachte herzlich auf und wuschelte ihm einmal gründlich durch die Haare. „Sicherlich! Kommt später einfach hier zur Küche und holt ihn euch ab, aber sagt ja nichts den Anderen!“, ermahnte Akina uns noch, bevor sie wieder einen Löffel von dem Pudding nahm. Meine Augen funkelten auf. „Super! Ich freu mich schon!“, äußerte ich mich mit einem strahlenden Grinsen auf dem Gesicht. Akina lachte wieder freudig auf und fing nun auch bei mir an mir durch Haar zu wuscheln, als ich auf einmal registrierte, dass der Wasserhahn immer noch an war.
 

~ ~ ~
 

Grinsend hopste ich mit der Wasserschüssel und dem Verbandskasten in der Hand zu Yuudai. Er hockte immer noch stillschweigend auf dem Boden und zeichnete mit seinem rechten Zeigefinger merkwürdige Zeichen in den staubigen Dreck der von der kaputten Wand stammte.
 

„Hä? Du bist wieder da?!“, murmelte Yuudai. Ich verdrehte genervt meine Augen und sagte: „Natürlich! Deine Wunde ist schließlich noch nicht verbunden! Ich bin Arzt und muss mich nun mal um Verletzungen kümmern.“ Vor Yuudai blieb ich stehen und legte alle Utensilien auf dem staubigen Boden ab. Ich ging in die Hocke, öffnete den Verbandskasten, nahm das Desinfektionsmittel heraus und schnappte mir den nassen Lappen der in der Wasserschüssel herum trieb.
 

Sanft tupfte ich auf Yuudais Platzwunde, entfernte den Dreck und die Fussel seines Stirnbandes aus der Wunde und träufelte etwas Desinfektionsmittel auf das halbwegs saubere Ende des Lappens. Ich desinfizierte die Platzwunde und verband danach jene Verletzung an Yuudais Stirn.
 

„So. Fürs erste sollte das reichen. Falls noch was sein sollte komm zu mir.“, wandte ich mich nun wieder persönlich an den wandelnden Alptraum. So bezeichnete zumindest ich selber den Kerl vor mir. Ich packte wieder meine Sachen zusammen, schloss den Verbandskasten und richtete mich wieder auf. Noch bevor ich zurück zu Katsumi ging, blieb ich kurz mit dem Rücken zu Yuudai stehen und seufzte.
 

„Übrigens ist beschlossen,… dass du mit Minoru die Zimmer tauschst.“, murmelte ich noch zähneknirschend, ging danach aber zurück zu den Anderen in die Kantine. Ich musste wirklich mit mir ringen um diesen beschissenen Satz anständig aus mir heraus zu bekommen. Die nächste Zeit auf diesem Luftschiff wird bestimmt die reinste Hölle sein.
 

Yuudais Sicht:
 

Übrigens ist beschlossen,… dass du mit Minoru die Zimmer tauschst. Johns Worte hallten in meinem Kopf wieder. Ich schüttelte mich. Warte mal. Minoru war doch Johns Zimmergenosse… also musste ich nun, wo Minoru mit mir tauschen würde… mit John in ein Zimmer!!! Ich riss meine Augen schockiert auf. Nein! Das kommt gar nicht Infrage! Nie im Leben! Nur über meine Leiche!
 

Wütend blickte ich zu John und Katsumi hinüber. Ich konnte es einfach nicht fassen. Erst hatte ich Katsumi am Hals und nun auch noch diesen mickrige Hanswurst! Brodelnd vor Wut richtete ich mich auf, steckte mein Stirnband ein und stampfte wütend die Treppe hoch. Takumi stand mit Akina mitten auf dem Deck und diskutierte mit ihr in voller Lautstärke. „Was meinst du mit ’Ich kann die Tür nicht reparieren’! Willst du mich verarschen? Du bist doch der Zimmermann! Wenn nicht du, wer sonst?!“, brüllte Akina bitterböse.
 

„Sei doch nicht so böse… Wir haben nun mal nicht das richtige Holz hier an Deck. Besser gesagt nicht genügend… Unsere Vorräte an Holzplatten sind doch letzte Woche wegen Yuudais Wutausbruch verbraucht worden… Ich musste die ganze Wand reparieren… ähm…“, murmelte Takumi verängstigt. Er hatte schützend seine Arme vor sein Gesicht gehalten und sackte leicht in sich zusammen. Neben Akina sah unser Zimmermann aus wie ein kleiner Welpe. Dies ließ mich schmunzeln.
 

„Hey Akina. Lass doch Takumi in Ruhe. Der Arme wird schon ganz blass wegen deiner Angst einflößenden Fratze.“, gesellte ich mich zu den beiden. Man sah schon förmlich wie Akinas Wutader anschwillt. Sie verschränkte wütend ihre Arme vor ihrer Brust und stampfte die Treppe hinunter. Doch bevor sie ganz verschwand reckte sie ihren Kopf noch mal durch die Luke und keifte: „Schau dich doch mal an! Deine Fresse sieht noch beschissener aus als meine, Hackfresse!“
 

Mit verschränkten Armen, knirschenden Zähnen und geschlossenen Augen wünschte ich Akina die schlimmste Pest an den Hals. Von allen hier an Bord konnte ich sie am aller wenigsten ausstehen. Selbst John war mir lieber als diese aggressive Kuh! Schnaubend stemmte ich meine Arme in die Hüfte und drehte mich zu Takumi.
 

„Na, hat sie dich wegen der Kantinentür auseinander genommen?“, erkundigte ich mich seufzend. Meine Hand wanderte an die pochende Schläfe und massierte diese etwas. Takumi nickte nur dezent grinsend und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. „Aber du siehst auch ziemlich auseinander genommen aus.“, meinte er und stupste mich an.
 

„Katsumi hat echt volle Arbeit geleistet, was?“, grummelnd schritt ich auf das Schanzkleid des Schiffes zu. Dort lehnte ich mich etwas mit dem Rücken an und genoss es, die frische Brise durch mein Haar wehen zu lassen. Etwas ruhiger als vorher sah ich zu den Wolken und beobachtete sie beim weiterziehen. Momentan machte die schöne Raven eine Pause und stand, oder flog auf der Stelle. „Hm…“, brummte ich.
 

Takumi lachte schallend auf. „Willst wohl nicht zugeben, dass du gegen den Skipper verloren hast, was?“, erfreute sich der Zimmermann an meiner Reaktion. Zähneknirschend sah ich nun

zu ihm und konterte bissig: „Wenigstens konnte ich mich währen und hab mich nicht von ’nem Mädel runter machen lassen!“
 

Takumis lachen erstarb. Er steckte peinlich berührt seine Hände in seine Latzhose und zog eine ziemlich übertriebene Schnute. „Hey… Ich kann doch keine Mädchen schlagen, oder in dem Fall gegen sie Kämpfen… Erst recht nicht wenn die um einiges Jünger sind als ich.“, murmelte der brauäugige Handwerker. Seufzend sah ich wieder auf die vorüber ziehenden Wolken.
 

„Ob wir uns heute noch auf dem Weg nach Blue Clove machen?“, wisperte ich mit gesenkten Haupt eher zu mir selbst. „Keine Sorge. Wenn es heute nicht los geht, gibt es immer noch einen morgigen Tag um den Anker einzuholen.“, ermutigte mich Takumi und lehnte sich nun auch an die feste Reling. Grinsend blicke er mir entgegen und schlug noch einmal freundschaftlich auf meinen Rücken.
 

„Ja…“, raunte ich verstimmt. Wegen mir vertrödeln wir so viel Zeit. Wir hätten wenigstens einen viertel des Weges zurücklegen können, hätte ich nicht so ’n Stress gemacht. Reuevoll seufzte ich auf und sah wieder in die schneeweißen, flauschig ausschauenden Wolken. Bald aber werden wir Blue Clove endlich finden!
 

Fortsetzung folgt...



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