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The Conversion

von

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Infiziert

Dass es allerdings nicht nur die yirkanische Version von Bienen und Blümchen gewesen war was Issrin zu schaffen machte sollte ich erst etwas später am Abend erfahren. Genauer gesagt in der darauffolgenden Nacht denn ich wachte auf und stellte überrascht fest dass mein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde. Sofort dachte ich panisch an Issrin doch sie antwortete nicht.

Stattdessen nahm ich ihre Emotionen wahr die sie sonst immer gut vor mir verbergen konnte. Ich spürte wie elend und schwach sie sich fühlte und ihre ganze beklemmende Furcht die sich bald in Todesangst verwandelte. Kein Zweifel, die Yirk in meinem Kopf war offensichtlich durch irgendetwas ziemlich mitgenommen . Möglicherweise würde sie sogar sterben.
 

Das machte es natürlich auch für mich nicht einfacher ruhig zu bleiben besonders weil ich wusste dass das Leben meiner Familie und auch mein eigenes nicht mehr viel wert waren wenn dieser Kreatur irgendetwas zustieß und sie nicht zum erwarteten Zeitpunkt am Yirkpool auftauchte. Meine Mutter, meine kleine Schwester und ich würden entweder unauffällig bei einem arrangierten Unfall getötet werden oder zu Controllern gemacht denn das Imperium konnte es sich nicht leisten dass auch nur einer von uns herumlief und erzählte was er wusste.

Auch dass wir nichts weiter als normale Durchschnittsbürger waren denen ohnehin niemand glauben würde spielte keine Rolle. Es gab kein Entrinnen.
 

Issrin hatte es mir ganz zu anfangs oft genug gesagt, damals als ich es hin und wieder noch gewagt hatte sie herauszufordern .

<Ja …>

Sagte nun auch endlich ihre inzwischen nur zu vertraute Stimme und sie "klang " ungewohnt schwach fast leise.

< …Sie werden euch… umbringen wenn ich sterbe .Du… wirst also… keine Freude an deiner kurzen Freiheit haben…hilf mir Mensch....>

Wie bitte?, ihr helfen ?!,

Dachte ich verwirrt und versuchte verzweifelt meinen zitternden Körper ruhig zu stellen doch obwohl eindeutig ich die Kontrolle hatte funktionierte es nicht .
 

Ich konnte einfach nicht aufhören und meine Zähne schlugen heftig klappernd aufeinander als hätte ich einen starken Schüttelfrost.

Wie bitte soll ich Irgendjemandem helfen in diesem Zustand und abgesehen davon weiß ich ja noch nicht einmal was mit der Yirk los ist!.

<Voor-Har...>

Antwortete Issrin schleppend auf meine Gedanken.

<Wie bitte?>, fragte ich.

<V o o r- H a r ?, Hört sich irgendwie an wie eine Krankheit.>

< Das ist es. Die Infektion... verläuft tödlich ohne… die notwendige Behandlung>

<Na dann los!. Mach dass ich zu zittern aufhöre und geh zu deinen Leuten. Du weißt schon, das m ä c h t i g e Yirkimperium, Die Herren der Galaxie und so weiter. Die werden dich sicher behandeln> Gab ich ziemlich ungerührt zurück .

<Nein! > Stöhnte Issrin entsetzt .

<Visser Neunundzwanzig ist hauptverantwortlich... auf... auf diesem Kontinent aber...Visser Drei... ist immer noch der… höchstrangige Anführer der Erdinvasion... Voor Har ist...so gut wie ausgerottet... Man...man würde ihm den Vorfall melden. Vermutlich würde der Visser auf der Stelle den Befehl geben mich… zu liquidieren. Mich und alle niederrangigen Yirks die… die mit mir Kontakt hatten. Ihre Wirte würden sterben und damit auch d u. Ich bin noch sehr jung. Viel zu wertlos um Serum an mich zu verschwenden. Visser Drei… hatte keine Skrupel seine besten Leute verhungern zu lassen .Ein kandronahungriger Wertloser weniger. Er wird... mich nicht retten...Ich habe...gegen das Protokoll gehandelt...habe deine Familie verschont... Du...schuldest mir...etwas!>
 

-Kandrona ?, Leute verhungern lassen?.

Das was Issrin mir erzählte ergab für mich keinen Sinn.

Dass ich ihr etwas "schuldig war stimmte zwar, im weitesten Sinn, aber trotzdem...-
 

<Hör auf deine dummen Fragen zu stellen, M e n s c h… Für W i r t e ist Voor-Har ungefährlich, aber sie sind…Überträger und austauschbar wie rangniedere Yirks. Kein infizierter Wirt wird einem neuen Yirk zugeteilt. Du weißt.... was mit dir und deiner Familie geschieht wenn...Wenn du zulässt dass ich sterbe.>

<Ja ich weiß> Langsam wurde ich sauer.
 

<Aber wie zur Hölle soll ich dir helfen?, ich zittere wie eine Verrückte und kann mich nicht bewegen. Zu den Yirks kann ich dich nicht bringen und mein Hausarzt versteht sicher auch nichts von ausserirdischen Hirnparasiten. >

<Bring mich zu Yaheen Zwei-Zwei-Vier .... J u l i a N a v r á t i l o v á . Du weißt w o. Sie wird wissen was zu tun ist …T u es Mensch . Ich komme jetzt. Kann... nicht mehr. Hilfe…B i t t e ! .>
 

Issrins letztes Wort ging in ein gequältes mentales Ächzen über und ich hatte das Gefühl sie würde es nicht mehr lange durchhalten mit mir zu sprechen.

<Halt !, was heißt das du k o m m s t jetzt ?>

Fragte ich sie panisch und voll böser Ahnungen .

<Meinst du damit etwa aus mir r a u s ?!. Ja und was soll ich dann bitte mit dir machen?.Wie soll ich meiner Mutter erklären was du bist und wohin ich gehe?.Bitte sag mir dass ich mich irre.> Doch ich bekam keine Antwort mehr.

Stattdessen fühlte ich diesen inzwischen nur zu bekannten fiesen Druck im Ohr den ich auch immer spürte wenn Issrin sich dazu bereitmachte eine Runde im Yrkpool zu schwimmen. Nur dass hier kein Yirkpool war sondern mein Bett!.
 

Entsetzt griff ich an mein ohr und stellte fest dass ein Fitzelchen nasses glitschig- warmes Fleisch bereits herausglitt . Schnell hielt ich mir selbst den Mund zu um nicht zu schreien und musste mich gleichzeitig fast übergeben als noch der Rest von Issrins Leib aus meinem Ohr flutschte , eine warme Schleimspur quer über meinem Gesicht hinterließ und anschließend mit einem leisen Rascheln auf meinen Kopfpolster plumpste.
 

Das Zittern hatte augenblicklich aufgehört sowie sie ganz aus mir raus war doch das war mir in diesem Moment schlagartig egal. Hastig und mit nervösen Fingern tastete ich eine gefühlte Ewigkeit nach dem Knopf an meiner Nachttischlampe.

Irgendwie hatte ich nämlich die kindische Hoffnung es würde alles sofort besser werden wenn ich erst Licht aufdrehte doch so war es nicht. Ganz und gar nicht denn das erste was ich sah war Issrin in ihrer natürlichen Gestalt und das war kein schöner Anblick.
 

Ich meine sicher, ich hatte schon öfters Yirks im Yirkpool gesehen oder wenn sie ihre Wirte verließen um zu schwimmen aber immer nur sehr kurz oder meinen eigenen Yirk aus den Augenwinkeln und nie von Nahem. Jetzt war das anders.

Da auf meinem Polster lag etwas das auf den ersten Blick an eine dicke Nacktschnecke oder vielleicht auch an einen Blutegel erinnerte . Es war cirka fünfzehn Zentimeter lang.
 

Nichts weiter als ein Klumpen wabbliges, graugrünes Fleisch überzogen mit einer dicken Schicht widerlichen, leicht gelblichen Schleims der bereits etwas anzutrocknen begann .

Und glaubt mir, ich bin eigentlich überhaupt nicht zimperlich bin sondern sogar eher eins von diesen taffen Mädels die auch mit Blut, Spinnen und sonstigem Viehzeugs keine Probleme haben aber trotzdem konnte ich in diesem Moment irgendwie nicht verhindern dass sich mein Magen schmerzhaft zusammen krampfte wenn ich mir vorstellte dass diesesDing gerade noch in meinem Kopf gewesen war.
 

Ich fühlte die Körperflüssigkeiten dieses Wesens buchstäblich in meinem Schädel brennen, in meinem Ohr , auf meinem Gesicht! .
 

Gleichzeitig stieg eine heiße Blase meinen Hals empor und ich lief ohne länger darüber nachzudenken aus meinem Zimmer. Die Tür warf ich einfach hinter mir zu und verbarrikadierte mich stattdessen im Bad.

Dort übergab ich mich erst mal und wusch mich anschließend wie eine eine Besessene.

Der Schleim ließ sich mit Seife leicht entfernen doch auch als nichts mehr davon zu sehen war , hatte ich immer noch das Gefühl es an mir zu spüren. In mir ...
 

Grünbraune Augen, ein schmales etwas langweiliges blasses Gesicht und dichte dunkelbraune Locken die mir fast bis zur Schulter reichten.

Ich .

Eine halbe Ewigkeit starrte ich einfach nur in den Spiegel weil ich es konnte.
 

Mit zitternden Händen umklammerte ich dabei den Rand des Waschbeckens und spielte einen kurzen schrecklichen Moment mit dem Gedanken die Yirk in meinem Zimmer einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Immerhin hatte sie es bei Gott verdient und abgesehen davon könnte ich mit dieser hilflosen , ekligen Schnecke als Beweis an die Öffentlichkeit gehen und danach versuchen mit meiner Familie unterzutauchen oder in eine Art Zeugenschutzprogramm zu kommen.

Sicher gab es sowas auch in meinem Fall.

Was aber wenn alles schiefging? .Wenn der Erste an den ich mich wandte ebenfalls ein Feind in einem menschlichen Körper war?.

Schließlich sieht man es den Leuten von aussen nicht an ob noch etwas Anderes in ihren Köpfen haust und genau das ist eben das größte Problem mit der Yirkhörigkeit: Sie wirken wie jeder andere Mensch auch. Sie können Jeder sein.
 

Wenn einer von Issrins Yirkkollegen herausfand was ich wusste- dass ich alles wusste weil ich ein entflohener Wirt war -war ich geliefert und meine Familie sowieso.

Und abgesehen davon dass ein öffentlicher Fernsehauftritt allein schon deshalb keine Option war die ich ernsthaft in Betracht ziehen konnte , war Issrin trotz allem was sie mir angetan hatte auch ein intelligentes, empfindungsfähiges Wesen und ich glaubte sie inzwischen zumindest ein bisschen zu kennen .
 

Ich hatte ihre Todesangst gespürt und wie schlecht es ihr ging und auch dass sie fest darauf vertraute ich würde ihr helfen. Schließlich hatte sie sich mir sogar vollkommen ausgeliefert in der Hoffnung ich würde sie von ihren Qualen erlösen .

Sie hatte Konsequenzen und eine Anschuldigung ein "Wirts-Sympathisant" zu sein mehr als einmal riskiert in dem sie die Infestation meiner nächsten Angehörigen , wenn auch nicht verweigert , zumindest doch auf unbestimmte Zeit "hinausgezögert" hatte und nicht alles war schlecht gewesen.

Unsere Gespräche, ihre Vorliebe für die einen oder anderen "menschlichen" Dinge...
 

War ich denn auch nur einen Deut besser als die Yirks wenn ich sie jetzt einfach qualvoll sterben ließ?. Besonders diese trockene Umgebung in der sie sich momentan befand musste die reinste Folter für sie sein. Als jemand der in einer kleinen Aquaristik tagtäglich mit Tieren arbeitete von denen Manche- zumindest äußerlich- Issrin sehr ähnlich waren konnte ich mir das nur zu gut vorstellen und es war falsch.
 

Egal ob man nun ein Außerirdischer war , ein Tier oder ein Mensch. Jemanden derart würdelos dem Tod zu überlassen war nicht richtig .
 

Deshalb beschloss ich schließlich auch meinem Feind tatsächlich zu helfen.

Ohne noch lange darüber nachzudenken flitzte ich also leise aus dem Bad, und tastete mich über die Treppe vorwärts hinunter in unsere kleine Küche.

Dort suchte ich im silbrigen Licht des Vollmondes der durch die Fenster herein schien und alles in blasses, magisches Licht tauchte nach einem möglichst großen Gefrierbeutel und einem Gummiband. Den Beutel füllte ich schließlich zu einem Drittel mit lauwarmen Leitungswasser und tappte damit , sorgsam darauf achtend nichts zu verschütten wieder die Treppe hinauf.

Was das Wasser betraf folgte ich ehrlich gesagt eigentlich mehr einem Instinkt als tatsächlichem Wissen denn Issrin hatte mir ja leider nicht mehr mitteilen können wie ich sie denn nun zu diesem Yaheen transportieren sollte. Ich wusste also nicht ob ich das Richtige tat aber besser als sie weiter austrocknen zu lassen war das Wasser bestimmt allemal.

Als ich endlich wieder in meinem Zimmer ankam war der Körper der Yirk auch bereits ganz matt.

Die schützende Schleimschicht die ihre empfindliche Haut vor dem Austrocknen schützte war beinahe vollkommen verschwunden. Besonders deshalb weil sie- vermutlich in Panik- von meinem Polster herunter gekrochen war und sich dabei mehrere Male überschlagen hatte . Außerdem bewegte sie sich nicht mehr. Auch als ich sie schließlich vorsichtig mit dem Finger antippte lag sie weiterhin da wie tot und überall an ihrem kleinen schneckenartigen Körper klebten Fusseln .

Vielleicht war es bereits zu spät und ich hatte zu lange gewartet. Hastig und mit gut angefeuchteten Händen griff ich nach der Kreatur und hob sie hoch.

Das war gar nicht so leicht da ihre körpereigenen Sekrete wenn sie zu trocken zu wurden stark kleberartige Eigenschaften annahmen, aber schließlich schaffte ich es doch Issrin vom Stoff meiner Bettdecke zu lösen ohne sie zu verletzen. Vorsichtig setzte ich ihren nach wie vor reglosen Körper ins Wasser und verschloss anschließend den Beutel mit etwas Luftvorrat ausgestattet mit dem Gummiband. Dann wartete ich. Hoffte einfach auf irgendeine Regung doch vergebens.

Es war vorbei.

Zu spät.

Die Yirk war tot.

Was nun?.
 

Sollte ich sofort meine Familie wecken und mit ihnen das Land verlassen?

Würden sie mir glauben?.

Wo sollten wir hin?.

Würden wir überhaupt bis zum Flughafen kommen?

In welchen Winkel der Welt sollten wir fliehen? Wo uns verstecken?.

Wo waren Issrins Artgenossen noch nicht ?.
 

Verzweifelt stellte ich den Sack mit dem leblos darin treibenden Alien auf meinen Schreibtisch.

Ich fühlte mich schäbig und mies.

Sicher Issrin und ich waren keine Freunde gewesen , ganz sicher nicht aber ich wollte einfach keine Mörderin sein.

Auch dann nicht wenn der Getötete sein Ende mehr als verdient hatte.

Mit Tränen in den Augen starrte ich auf meine Hände die ebenfalls mit ihrem trockenen, klebrigen Schleim überzogen waren und versuchte schließlich sie an meinem Nachthemd abzuwischen doch es ging einfach nicht ab.
 

Tief in Gedanken versunken und wie betäubt vor Schock dass die Yirk gestorben war jetzt wo ich eigentlich beschlossen hatte genau das zu verhindern saß ich also am Rand meines Bettes und nahm nur aus den Augenwinkeln die sachte Bewegung im inneren des Beutels wahr. Erst hielt ich es ja für eine Täuschung doch als ich endlich richtig hin sah , bemerkte ich dass Isssrin sich langsam aber doch wieder zu regen begann .Sie war doch nicht tot.
 

Gottseidank!.

Schnell sprang ich auf und schnappte mir den Beutel so hastig dass die Yirk in seinem Inneren erst mal ordentlich durchgerüttelt wurde.

Auch als ich die Treppe hinunter lief ging es ihr nicht viel besser da ich mich erst als ich mein Rad eilig aus der Garage holte weit genug beruhigt hatte um mich zusammenzureißen. Doch erst als ich wie eine Irre unsere Auffahrt hinunter radelte wurde mir wirklich klar dass ich gar nicht wusste wo ich eigentlich hin musste.

Du weißt wo.

Das hatte Issrin gesagt aber die Wahrheit war dass ich nichts wusste. Yaheen, der Name kam mir zwar irgendwie bekannt vor denn es war ein Yirk den ich gut kannte oder besser gesagt Issrin kannte ihn aber sonst...

Eine vage Erinnerung kam in mir hoch je länger ich darüber nachdachte.
 

Ich sah ein großes Haus.

Ein Hochhaus.

Eine kleine Seitenstraße kurz bevor man den Stadtpark erreichte. Ich sah mich selbst die Straße entlanggehen und an ihrem Ende rechts abbiegen.

Bingo!

„Ich hab´s!“ Rief ich über mich selbst erstaunt und legte eine Hand schützend auf Issrins Beutel im Radkorb vor mir während ich noch kräftiger in die Pedale trat.
 

Erst als das Hochhaus aus meiner "Erinnerung" sichtbar wurde machte ich langsamer. Kurz vor dem Ziel schob ich nur noch und als ich mein Rad endlich im Radständer vor dem Haus geparkt hatte und vor der ziemlich massiv wirkenden Eingangstür stand wo ich nach ewigem Suchen unter all den Klingelschildern endlich den Namen Julia Navrátilová gefunden hatte wagte ich lange Zeit nicht tatsächlich zu drücken und starrte stattdessen das rostige Gitter der Gegensprechanlage an als läge darin irgendwo das Zentrum der Welt. Immerhin wusste ich ja auch nicht was mich erwartete.
 

Die meisten Yirks waren es bestimmt nicht gewohnt dass plötzlich freie Wirte ihnen mitten in der Nacht einen an Voor-Har erkrankten Artgenossen in einer Plastiktüte vorbeibrachten. Doch Überlegungen hin oder her, Issrins Wasser kühlte immer mehr aus und ich wusste nicht das was mit ihr geschehen würde wenn es vielleicht zu kalt wurde.

Dieser Yaheen war ihre -unsere- einzige Chance.

Deshalb drückte ich Irgendwann nach einer halben Ewigkeit schließlich doch.

Einige Minuten später als sich niemand meldete noch einmal etwas energischer.

“Ja?. Wer ist da?“

Sagte plötzlich eine verschlafene und nicht gerade freundliche Frauenstimme wenige Sekunden später .

“ Hallo…" Antwortete ich leise. „Ich…ich komme wegen Issrin."
 

Eigentlich hatte ich das Gefühl keinen Ton herauszubringen und irgendwie nur zu flüstern aber die Person am anderen Ende hörte mich trotzdem .

„Issrin - Ya-Terash?, tamel voi ne?“Gab sie in einer seltsamen Sprache zurück und es klang wie eine Frage.

„Tut mir leid, ich…ich verstehe Sie nicht . Könnten Sie bitte trotzdem die Tür aufmachen?. Issrin hat mich hergeschickt….Sie ist…Sie ist wirklich sehr krank und sie wird vielleicht sogar sterben wenn Sie nichts tun.“

Erst nur Schweigen. Dann endlich wieder ein Knacken in den Lautsprechern der Gegensprechanlage und ein lauter Summerton der anzeigte dass die Haustür nun geöffnet war.

„Achter Stock . Nimm den Fahrstuhl.“ Sagte die Stimme wieder .
 

Ich nickte nur automatisch obwohl ich wusste dass Yaheen es nicht sehen konnte und betrat das Haus. Drinnen war es muffig und still. Meine Schritte hallten auf dem Weg zum Aufzug unnatürlich laut durch das leere, dunkle Treppenhaus.

Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen aber wagte es auch nicht Licht zu machen da aus den Wohnungen rundherum hie und da menschliche Geräusche zu mir durchdrangen.
 

In meiner Vorstellung konnte ich sie sehen: Menschen die gemeinsam zu Abend aßen, Familien die miteinander lachten und alte Leute die vor dem viel zu laut aufgedrehten Fernseher hockten. Ein fremdes, merkwürdiges Mädchen dass nur mit Nachthemd, dünner Zip-Jacke, Jogginghosen und Sneakers bekleidet eine noch viel merkwürdigere Tüte vor sich hertragend durch ihr Wohnhaus schlich würde ihnen bestimmt verdächtig vorkommen und Aufmerksamkeit erregen war das letzte was ich wollte .
 

Die Kabine war leer und getaucht in fahles flackerndes Licht als die Tür des Aufzuges endlich rumpelnd aufging .Dennoch wickelte ich Issrins Plastikbeutel vorsichtshalber in meine Jacke denn der Weg in den achten Stock war lang und ich wollte nicht riskieren dass irgendeiner von Yaheens Nachbarn der spätabends den Fahrstuhl noch benutzte einen Yirk in seiner natürlichen Gestalt sah.

Überhaupt war ich nach wie vor sehr nervös und es wurde nicht besser als ich, endlich im achten aus dem Aufzug stieg. Aber dank Issrins Yirkkollegen musste ich die Wohnung wenigstens nicht mehr im Dunkeln suchen denn die zweite Tür auf der linken Seite des langen engen Flurs der vor mir lag war nur leicht angelehnt und ein schmaler Lichtkranz drang zu mir hinaus ins Dunkel.
 

Drinnen war es jedoch merkwürdig still und auch als ich mich erst leise bemerkbar machte und anschließend eintrat meldete sich niemand.

„Hallo?“ Fragte ich dennoch unsicher nach dem ich die Tür leise hinter mir geschlossen hatte.

Ich stand nun in einer winzigen Garderobe. Rechts und links neben mir war jeweils eine geschlossene Tür -vermutlich Bade und Schlafzimmer- und vor mir lag eine gemütliche kleine Wohnküche.

Alles war in angenehmen gelb, beige und Rottönen gehalten.

Am Kühlschrank der modernen Einbauküche hingen ein Kalender und eine Einkaufsliste. Bilder schmückten die Wände, auf einem schmalen Kasten an der Wand thronte ein keiner Fernseher.

Teppich, Sofa, Couchtisch…

Es war so sauber und gemütlich.
 

So erschreckend normal, fast wie ein Bild aus einem Möbelkatalog.

Kaum zu glauben dass hier ein parasitärer Außerirdischer lebte der vorhatte die gesamte Menschheit zu versklaven.
 

Gerade wollte ich zum Sofa hinüber gehen und Issrins Beutel auf dem davor stehenden, niedrigen Holztisch abstellen da meine Hände die sich vor Aufregung bereits krampfhaft daran klammerten langsam taub wurden als ich plötzlich einen kalten, metallischen Gegenstand in meinem Rücken spürte..

„Halt den Mund!" zischte eine Stimme hinter mir und ich fühlte warmen Atem ganz nahe an meinem Ohr.

„Keinen Laut, oder ich werde dich vernichten!.“

Yaheen! dachte ich stumm und ich wusste auch was das für ein Gegenstand war der sich da schmerzhaft zwischen meine Rippen bohrte: Ein Draconstrahler.

„Bitte…ich bin wegen Issrin hier!"Versuchte ich trotz der Gefahr zu erklären „Sie ist…-"

„Still sage ich!“

Yaheen gab mir einen unbarmherzigen Stoß dass ich stolperte.

„Sei still und setz dich!. "
 

Langsam, ganz langsam und am Boden kniend wandte ich mich um und sah vor mir eine hochgewachsene junge Frau mit glatten dunkelbraunen Haaren die ihr bis zu den Schultern reichten .

Ihre Haut hatte eine leichte Bräune und sie war schlank.

Allerdings meine ich mit schlank nicht so dürr, schlaksig und flachbrüstig wie ich .

Sie war viel mehr athletisch mit wohlgeformten Kurven.
 

Ihre großen dunkelbraunen Augen musterten mich kalt und die vollen Lippen waren nichts weiter als ein schmaler Strich als sie immer noch mit dem Draconstrahler auf mich zielend zischte „Ich sagte setz dich, Mensch. Hast du keine Manieren?. “
 

Yaheens Blick wanderte weiter und sah endlich auch den Beutel mit ihrem Artgenossen in seinem Inneren.

Er war mir mit samt meiner Jacke darüber aus den Händen gerutscht als ich hingefallen war. Sofort nahm sie ihn an sich und betrachtete die stark geschwächte und sich mittlerweile kaum mehr bewegende Issrin während ich auf der Couch Platz nahm.

“Was ist geschehen?“ Fragte Yaheen sich selbst – nicht mich denn sie sah mich dabei nicht einmal an.
 

Ich antwortete ihr trotzdem .

Erzählte von Issrins Verdacht an Voor-Har zu leiden, von dem Zitteranfall und wie sie schließlich unter Schmerzen meinen Körper verlassen und ich sie anschließend auf ihre Bitte hin hier her gebracht hatte. Ich fügte auch hinzu dass ich es getan hatte weil ich wusste was mit mir geschehen würde wenn ich sie sterben ließ und auch weil ich es nicht mit meinem Gewissen hätte vereinbaren können sie einfach im Stich zu lassen.

Nur dass ich die Yirk davor eine gute Viertelstunde in meinem Bett liegen gelassen hatte um darüber nachzudenken ließ ich klugerweise aus.
 

„Voor-Har... Filshig ya seerow-veehal!" murmelte Yaheen nur und für ein paar Sekunden war das alles was sie sagte.

Dabei starrte sie an mir vorbei ins Leere und ich hatte schon Angst sie würde gar nichts weiter mehr tun als sie plötzlich fortfuhr „Es war richtig das zu tun. Auch das Wasser . Alles war richtig. Jetzt muss Issrin Neun-Acht-Fünf behandelt werden, möglichst bald und auch der infizierte Wirtskörper. Du . Allerdings habe ich kein Serum hier. Es unauthorisiert zu besorgen ist kompliziert. Selbst für mich .“
 

Ihre Stimme klang dabei merkwürdig ungelenk.

Wahrscheinlich weil sie es nicht gewohnt war als Yirk mit normalen Menschen zu sprechen. Allerdings hörte sie während sie sprach auch endlich auf mit dem Draconstrahler auf mich zu zielen und steckte die Waffe stattdessen in die Tasche des grauen Morgenmantels den sie ihrem Wirtskörper in aller Eile übergestreift hatte. Darunter trug sie einen blauen Satinpyjama und ihre nackten Füße steckten in flauschig weißen Pantoffeln.

Das fiel mir auch erst jetzt auf wo sich meine Anspannung allmählich legte und ich musste unwillkürlich grinsen.
 

Yaheen bemerkte es nicht da sie mir inzwischen den Rücken zugedreht hatte, Sie stand nun bei der Küchenzeile und der Beutel mit Issrin lag neben ihr auf der Anrichte während die frisches Wasser in eine weiße, viereckige Plastikform laufen ließ in die sie die Yirk schließlich auch setzte.
 

„Wie lange ist dieser Yirk nun schon ohne Kandrona ?"

Fragte sie mich als sie fertig war.

Die Gummihandschuhe die sie während der ganzen Aktion getragen hatte, hatte sie sowie Issrin versorgt war sofort ausgezogen und wie auch den Beutel mit spitzen Fingern im Müll entsorgt um sich danach eine halbe Ewigkeit und mit viel Seife ihre Hände zu waschen.

Mit Voor-Har verstanden die Yirks also anscheinend wirklich absolut keinen Spaß.
 

„Kandrona?" fragte ich verwirrt. „Davon hat Issrin auch irgendetwas gesagt aber ich hab gedacht sie wäre vielleicht im Delirium. Leider weiß ich nicht was das ist . "

„ Ya kannro-noor dapsen-veelek !."
 

Yaheen seufzte kurz bevor sie in meiner Sprache fortfuhr „Der Yirkpool Mensch!. Wann hat Issrin Neun-Acht-Fünf zuletzt den Yirkpool aufgesucht?“

„Heute. ...Heute Nachmittag." Antwortete ich.

"Gut. Dann ist noch Zeit. Wenn es mir gelingt das Medikament zu besorgen habe ich es morgen."

„Okay," hastig stand ich auf. " Und wenn Sie es nicht schaffen?, ich weiß ich sollte das wahrscheinlich nicht fragen aber…-“

„Ja das solltest du nicht.“ unterbrach Yaheen mich ernst. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern während sie fortfuhr

„Keine Zeit für Erklärungen. Geh!. Geh nachhause und komm wieder. Morgen ,sechzehn Uhr. Keine Minute später. Wenn es mir gelingt unentdeckt zu bleiben erwarte ich dich hier. Verzögerungen werde ich nicht tolerieren und solltest du gar auf die Idee kommen an Flucht zu denken werde ich dich suchen. Ich werde dich finden und für deinen Verrat sehr langsam töten."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BloodyOyster
2018-09-19T20:11:38+00:00 19.09.2018 22:11
Hi.
Kapitel zu Kapitel wird's immer interessanter, lese nun täglich eins. :-D
LG



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