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Falling Blossoms

von

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Violet

We were never meant to be

That’s why I love you so
 


 

Manchmal passierten Dinge einfach, obwohl sie nicht geplant waren. Was nicht bedeuten musste, dass es schlecht war, nur unerwartet. Mayu gähnte leise, bevor er sich auf die Seite drehte, dass er Issay betrachten konnte, welcher neben ihm lag und immer noch friedlich schlief. Er hätte nie damit gerechnet, dass ausgerechnet so ein Wesen in sein Leben kommen und dann auch noch bleiben würde. Sie passten eigentlich nicht mal richtig zusammen. Zumindest wusste er von keiner Hexe, die eine glückliche Beziehung führen würde. Es passte einfach nicht. Sie mussten frei sein, eins mit ihrem Element und nicht viele Wesen waren stark genug um damit zurecht zu kommen. Langsam ließ Mayu die Finger über den Körper seines Gegenübers gleiten, wobei er an dessen Brust stoppte und lächeln musste. Dieses Herz, welches in einem ruhigen Takt vor sich hin schlug, gehörte ihm und seitdem hatte sich alles in seinem Leben verändert. Er war aus der Unterwelt in Paris nach London gezogen, sie hatten sich ein wunderschönes Haus etwas außerhalb gekauft und auch wenn es am Anfang eine große Umstellung für ihn gewesen war, in der Menschenwelt zu leben, genoß er es mittlerweile wahnsinnig. Er hatte gar nicht gewusst, was für amüsante Dinge die Menschen in den letzten zweihundert Jahren erfunden hatten. Issay hatte ihm alles gezeigt und er konnte sich seitdem nicht mehr vorstellen, zurück nach Paris zu gehen. Die Jahre in der Unterwelt waren schön gewesen, aber rückblickend betrachtet wahnsinnig langweilig.
 

Hier konnten sie jeden Tag etwas anderes erleben, es gab keine Wiederholungen eines einsamen Lebens, sie gestalteten sich alles immer wieder neu und er liebte es. Sogar seine anfängliche Furcht, dass er mit seinen blauen Haaren unangenehmen Fragen ausgesetzt wäre, hatte Issay vertrieben und mittlerweile waren sie in der Nachbarschaft so bekannt, dass niemand auch nur schief schaute, wenn sie unterwegs waren. Es war schön, nicht sofort für das erkannt zu werden, was er war. In Paris hingegen, hatte er keine ruhige Minute gehabt. Zu viele Wesen, welche seine Hilfe in Anspruch hatten nehmen wollen, weil es keine andere Hexe gegeben hatte. Täglich Zauber wirken. Es war so ermüdend gewesen. Issay hatte ihn befreit und er würde ihm ewig dankbar sein. Summend streckte sich Mayu, bevor er aufstand, kurz ins Bad verschwand und sich dann auf den Weg in die Küche machte, um Kaffee aufzusetzen. Zur Tarnung hatten sie hier neue Berufe angenommen aber das Wochenende hatten sie beide frei und er hatte vor, das Beste daraus zu machen. Theoretisch würden sie beide nicht arbeiten müssen, er hatte genug Geld das letzte Jahrhundert über angehäuft, dass es für den Rest seines Lebens reichen würde, aber Menschen waren nun mal um einiges neugieriger als magische Wesen. Während die Kaffeemaschine arbeitete, hatte er den Tisch gedeckt und gerade darüber nachgedacht, seinen Liebsten zu wecken als er Schritte auf der Treppe hörte und sich grinsend umdrehte um Issay mit einem fröhlichen „Guten Morgen.“ Zu begrüßen. Dieser starrte ihn für einige Sekunden an, dann ließ er sich auf einen ihrer Küchenstühle fallen und Mayu griff lachend nach einer Tasse um den Kaffee zu übergießen. Das würde sich wohl nie ändern. Ohne Kaffee war Issay einfach nicht zu gebrauchen.
 

Drei Stunden später hatten sie ausgiebig gefrühstückt, sich umgezogen, noch etwas gekuschelt und er war es gewesen, der Issay aus dem Haus getrieben hatte, auch wenn sich Mayu bewusst war, dass es für seinen Liebsten schwer war, unter Menschen zu gehen. Es war viel zu schönes Wetter um zuhause zu bleiben. Hand in Hand schlenderten sie schließlich durch den Hydepark und Mayu hatte sich eng an seinen Freund gekuschelt, den Kopf an dessen Schulter gelehnt und ließ schmunzelnd den Blick etwas schweifen. „Weißt du, ich bin froh, dass du mich gebeten hast, mitzukommen. Vielleicht war ich zu lange in der Unterwelt, aber es fühlt sich an, als hättest du mir erst die Augen geöffnet und gezeigt, welche Schönheit es hier geben kann.“ Issay lachte leise und Mayu erschauderte etwas als einen Kuss auf die Stirn bekam. „Das liegt wohl eher daran, dass hier alles sterblich ist. Verfall gibt es nur in der Menschenwelt und der Hauch des Todes, welcher alles gefangen hält, ist so morbide, dass er für uns einem unbekannten Zauber nahe kommt.“ Mayu gab einen zustimmenden Laut von sich, immerhin in der Unterwelt gab es so etwas nicht.
 

Man konnte sich die Unsterblichkeit einfach erkaufen, sein Aussehen verändern, wenn es nicht mehr der Vorstellung entsprach. Eine langweilige Art der Perfektion. Er hatte es selbst erlebt. Für sein Alter sah er kaum anders aus, als ein Mensch in der Blüte seines Lebens, genau wie Issay. Durchaus war es ein Vorteil, dass niemand heraus finden konnte, dass das nette Pärchen dunkle Geheimnisse verbarg, aber es juckte Mayu teils in den Fingern, etwas zu tun, dass ihr friedliches Zusammenleben würde gefährden können. Selbst hier und jetzt spürte er die Magie nur zu deutlich, welche in seinen Adern floss, sich in dem Boden unter seinen Füßen fand und automatisch schlug er den Weg zu dem großen See ein, welcher längst einer seiner Lieblingsplätze in ihrer Wohnungsnähe geworden war. Issay schwieg, aber er sah die Blicke, welche dieser einigen Menschen schenkte, die ihnen entgegen kamen und schmunzelte innerlich. Sie konnten einem Leid tun, aber dafür würde er etwas für diese Kreaturen empfinden müssen und dem war nicht so. Dafür waren sie ihm viel zu egal. Am See angekommen, ging Mayu mit einem leisen Seufzen in die Knie und ließ die Finger durch das kalte Wasser gleiten. Wären sie allein gewesen, hätte er sich ausgezogen, um zu schwimmen, aber dafür würde er wohl noch etwas warten müssen. So beließ er es dabei, das Wasser vor sich tanzen zu lassen, kleine Wellen zu formen und durchsichtige Kugeln, welche knapp über der Oberfläche schwebten und begannen sich um ihn zu drehen, wie die Monde um einen Planeten. „Wunderschön.“ Mayu erwiderte den liebevollen Kuss, den er bekam, löste sich allerdings schnell wieder und blinzelte Issay unschuldig an. „Das sagst du nur, weil du Angst hast, nass zu werden.“
 

Issay hob eine Augenbraue und Mayu legte den Kopf schief, während die Wasserkugeln jetzt begannen den größeren Mann zu umkreisen. „Wenn ich mich vor so einer Kleinigkeit fürchten würde, hätte ich mir nicht unbedingt eine Wasserhexe anlachen sollen.“ Für einen Moment kamen die Kugeln noch näher, dann zerfielen sie in der Luft und Mayu schloss die Augen, als der feine Sprühnebel sie beide traf. „Das ist ein durchaus interessantes Argument, mein Lieber. Jedoch soll es ja auch Masochisten geben.“ Im nächsten Moment gab er einen erschrockenen Laut von sich, als Issay ihn hochgehoben und über seine Schulter geworfen hatte - und einen zweiten, als sein Freund mit ihm in den See sprang. Es war ein Schock, die Kälte kam zu unerwartet aber schließlich hatte Mayu eine Wasserkugel um seinen eigenen Kopf geformt, dass er atmen konnte und schüttelte lachend den Kopf, wobei seine dunkelblauen Haare elegant durchs Wasser schwebten. „Du bist unmöglich.“ Einer der Vorteile, dass Issay kein Mensch war, bestand darin, dass dieser nicht atmen musste und genau das nutzte Mayu, um seinen Freund verlangend zu küssen, während die Wasserkugel um seinen Kopf sich auszubreiten begann und sie schließlich komplett umschloss. Einem Menschen wäre dieser Anblick vermutlich vorgekommen, wie das Material aus einem Alptraum oder einem Fantasiefilm…
 

Erst als ein paar neugierige Fische versuchten, sie anzustupsen, lösten sie sich wieder voneinander und durch ein Fingerschnipsen Mayus fanden sie sich direkt danach am gegenüberliegenden Ufer wieder. „Mhm, was mach ich nur mit dir?“ Er zuckte mit den Schultern und gab im nächsten Moment einen erschrockenen Laut von sich, als Issay ihm auf den Hintern gehauen hatte. „Du solltest öfters ins kalte Wasser springen, dass scheint deine alten Knochen endlich mal zu beleben.“ Darauf folgte direkt noch ein Schlag und lachend hatte sich Mayu von seinem Liebsten weggerollt, dass er aufspringen und los rennen konnte. Lange dauerte es nicht, bis Issay ihm folgte und schließlich wurde er eng an diesen gezogen und drehte sich murrend um, dass er ihn erneut küssen konnte. „Ich glaub du bist nicht ausgelastet, Mi-chan. Du bist eindeutig zu frech.“ Nur kurz ließ Mayu den Blick schweifen, dann leckte er Issay über die Nase und streckte sich ordentlich, völlig ignorierend, wie perplex Issay ihn gerade anstarrte. „Du liebst mich genau so wie ich bin. Also beschwer dich nicht. Wer ist mir denn nachgerannt wie ein verliebter Esel?“ Mayu schnaubte leise und wandte sich ab um ein Blumenbeet näher zu untersuchen, so bekam er nicht mit, wie sich auf Issays Lippen ein liebevolles Lächeln formte. „Und ich würde es jederzeit wieder tun.“ Sicherlich waren sie ein sehr interessantes Gespann, aber das hieß nicht, dass sie zusammen nicht glücklich waren, eher im Gegenteil.
 

Den restlichen Tag verbrachten sie damit, weiter durch den Park zu schlendern, nachdem sie sich auf dem Rasen zusammengekuschelt hatten, um wieder trocken zu werden und durch die Stadt zu streifen, bis sie abends zurück nach hause kamen, wobei Mayu vorsichtig eine wunderschöne Skulptur auf ihrem Wohnzimmertisch abstellte. Aus welchem Material sie bestand, konnte er nicht sagen, aber sie wirkte so zerbrechlich wie Glas. Es war ein Schwan, in einem so durchscheinenden blau gehalten, dass man denken mochte, es wäre Wasser. Vielleicht einer der Gründe, wieso er sie nicht hatte stehen lassen können, als sie an einem alten Trödelladen vorbei gekommen waren. Eventuell hatte er sie auch mitnehmen wollen, weil sie Magie abstrahlte und es ihn vollkommen fasziniert hatte, so etwas in der Menschenwelt zu finden. Immerhin, hier war Magie so selten wie Regen in der Wüste. An einigen Ecken konnte man sie spüren, aber sie hatten bisher kein einziges übernatürliches Wesen getroffen. Ob diese sich bedeckt hielten und versteckten? Er hatte keine Ahnung, er hatte sich nie wirklich mit der Politik ihrer Welt befasst, aber es war auch nie wichtig gewesen. Mayu summte leise, während er die Finger über das filigran gearbeitete Federkleid gleiten ließ.
 

Er hätte schwören können, etwas Wärme spüren zu können, aber das war sicherlich nur Einbildung und er wandte sich ab, bevor er die Träne sehen konnte, welche im Auge des Tieres glitzerte und vor wenigen Sekunden noch nicht da gewesen war. „Issay?“ Mayu runzelte die Stirn, als er keine Antwort erhielt und er fand seinen Liebsten schließlich im Schlafzimmer, wo er so intensiv nach draußen starrte, dass es wirkte, als wäre er komplett eingefroren. Erst, als er ihn an der Schulter berührte, wandte er sich ihm wieder zu und Mayu seufzte, als er merkte, dass Issays Augen sich komplett schwarz gefärbt hatten, die Pupille war verschwunden und er hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu starren. Am Anfang hatte ihn dieser Anblick erschreckt, mittlerweile wusste er, was dieser zu bedeuten hatte. „Wer?“ Die Stimme seines Liebsten klang hohl, als würde sie von weit weg kommen, kaum anders ein Rascheln im Laub und trotzdem verstand er jedes Wort klar und deutlich. „Unsere Nachbarn.“ Es war schade um sie, ja. Das alte Ehepaar welches neben ihnen wohnte, hatte sie so freundlich aufgenommen gehabt, aber das war eben das Los der Menschen. Sterblichkeit. „Wartest du auf IHN?“ ER war gewissermaßen Issays Boss - der Seelensammler, der Tod. Sein Liebster konnte nur sehen, dass Menschen starben, aber nicht aktiv eingreifen. Nur dann veränderte sich auch dessen Gestalt zu dem, was er jetzt sehen konnte. Eine formlose Schattengestalt, mit schwarzen, undurchdringlichen Augen und grauen, zerfetzten Flügeln. Es stimmte, dass der Tod seine Schatten voraus warf, aber anders als es den Menschen überhaupt bewusst war. Issay nickte stumm und Machi legte seinem Freund kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er das Zimmer wieder verließ. Es war keine gute Idee, dem Tod bei der Arbeit zuzusehen.
 

Zwar hatte er selbst den Vorteil, niemals sterben zu müssen, sollte nicht jemand entscheiden seinem Leben ein Ende zu setzen, aber selbst ihm lief es eiskalt über den Rücken wenn er den Sensenmann sehen musste. Lieber verschwand er in ihren Garten und befreite sein Kräuterbeet von Ungeziefer. Das war noch etwas, womit ihn Issay immer aufzog. Dass er eigentlich keine Wasserhexe, sondern eine Kräuterhexe war und schmunzelnd ließ Mayu die Finger über die Blätter seiner Zitronenmelisse gleiten. Irgendwie hatte sein Freund ja Recht, aber er hatte keine Ahnung, ob seine Liebe zur Natur allein seinen Fähigkeiten geschuldet war, oder eher der Tatsache, dass es in der Unterwelt kein grün gegeben hatte. Kein natürliches, alles dort unten war künstlich, selbst die Pflanzen und Bäume. Da war es etwas völlig anderes, einem Setzling zuzusehen, wie er sich gegen die Welt behaupten musste und größer und stärker wurde…Als ihn ein kalter Hauch streifte, erschauderte Mayu etwas und verzog das Gesicht. Es war vorbei. Das, was Menschen als nahenden, kalten Hauch des Todes bezeichneten, waren eigentlich die Seelen, welche diese Welt verließen. Keine Minute später zog Issay ihn in seine Arme und mit geschlossenen Augen lehnte sich Mayu an dessen Brust und verschränkte ihre Finger miteinander. „Alles in Ordnung?“ Kurz zögerte er, dann zuckte er mit den Schultern. „Es ist nur jedes Mal seltsam für mich. Wir passen so gar nicht zusammen, Issay. Es gibt zig Wesen, die besser geeignet wären für eine Beziehung mit dir, aber du hast dich für mich entschieden und manchmal muss ich mich einfach fragen, wieso. Besonders, wenn ich deine Fähigkeiten mitbekomme.“
 

Issay schwieg und für einen Moment verharrten sie so, dann wurde Mayu an der Schulter gepackt und herum gedreht, dass sie sich gegenseitig in die Augen sehen konnten. „Ich habe mich für dich entschieden, weil in dir ein Licht brennt, das mein Dasein mehr erhellt, als es jemand anderes je könnte, Michan. Durch dich weiß ich, was Liebe ist, denn sie führt mich immer wieder nachhause, zu dir. Hätten wir uns nicht getroffen, wüsste ich bis heute nicht, was Gefühle sind. Du hast mich aus der grauenvollen Starre gerissen, in welcher Schatten für gewöhnlich ihr Leben fristen und wenn ich dich hätte gehen lassen, würde ich mit mir selbst nicht mehr leben können. Du bist einzigartig, Mayu. Was kümmert uns, was die Gesellschaft sagt, solange wir uns haben?“ Mayu atmete tief durch, kam jedoch nicht dazu etwas zu sagen, weil er bereits geküsst wurde und er vergrub die Finger in Issays Oberteil um ihn noch enger an sich zu ziehen während er den Kuss gierig erwiderte. Sicherlich hatte sein Liebster Recht. Aber er war nun mal in einer Umgebung aufgewachsen, in der Beziehungen vorher bestimmt waren und Paare verschiedener Wesen nie lange zusammen blieben. Es war schwer, diesen Gedanken keine Macht zu verleihen. Je länger sie sich küssten, desto leiser wurde die Stimme in seinem Inneren jedoch, bis sie schließlich komplett verschwunden war und Mayu sich lächelnd an seinen Freund schmiegte und das Gesicht an dessen Brust vergrub. Ja, zuhause. In dem Punkt musste er ihm zustimmen, hätte er Issay nie kennen gelernt oder ihm eine Chance gegeben, hätte er keine Ahnung, was dieses Wort bedeutete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EndlessRain
2019-10-03T18:30:51+00:00 03.10.2019 20:30
Hawwww Q___Q
Omg wie niedlich die Beiden sind ;o;
*fiept leise*
Ich finde die Beiden passen ja verdammt gut zusammen u.u
Und Issay wird sich auch gut um seine kleine Hexe kümmern <3
Hach … es inspiriert mich jedes Mal deine FFs zu lesen T___________T
Bin gespannt wie es weiter geht und was noch man noch alles über Mayu und Issay erfährt >w<
Vor allen Dingen … dass Issay ihm nachgerannt ist wie ein verliebter Esel … xD
Aber wer kann einer Hexe auch schon widerstehen? xD ♥


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