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Once upon a Winter

Sirius x Bella Winterwichteln 2019
von

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Winter - Wahrheiten

Narzissa versuchte den nächsten Tag über, das Gespräch vom Vorabend fortzuführen, weshalb Bella beschloss, ihr aus den Weg zu gehen. Genauso wie sie jeden möglichen Blickkontakt mit ihrer Tante vermied, der sie am Vorabend so verbissen widersprochen hatte. Sie schämte sich etwas dafür, ihre Forderungen ignoriert zu haben.

Bella war deshalb froh, als Rodolphus und Lucius am Vormittag ankamen, denn das bedeutete, die erste große Runde würde bald eröffnet werden.

Orion erschien eine gute Stunde später mit seinem Sohn und nach und nach trudelten auch die weiteren Verwandten ein. Sogar ihr Großvater Pollux gab sich die Ehre.

Bella führte oberflächliche Konversation mit ihnen und machte innerlich drei Kreuze, da niemand sonst das Thema Kinder erwähnte.

Das Stimmengewirr der Familie Black löste die bisherige Stille im Haus ab und zeigte Bella einmal mehr den extremen Kontrast zu ihrem normalen Leben. Es gab selten Besuch im Anwesen der Lestranges und so belebt war es höchstens an einem ihrer Geburtstage.

Sie war nicht unbedingt böse deshalb, aber die Zeit, die sie so ganz allein dort verbrachte, langweilte sie, und hin und wieder etwas Klatsch und Tratsch zu hören, war ganz schön.

Sie interessierte sich vornehmlich für die möglichen Vermählungen der anderen reinblütigen Familien und ob es dort jemanden gab, der in Betracht zog, dieses Erbe in den Schmutz zu ziehen.

Durch ihre Schwester wusste sie bereits von der Vermählung James Potters mit einem Schlammblut und wie sie nun erfuhr, hatten sie mittlerweile sogar schon ein Kind. Dessen Pate Sirius sein sollte.

»Na, das passt zu diesem Muggelfreund«, sagte sie so laut, dass es jeder hören konnte.

Sirius, der sich gerade mit Alphard unterhielt, horchte kurz auf, konzentrierte sich anschließend aber wieder auf sein Gespräch, als wäre nichts gewesen.

»Ich kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, ob das stimmt«, fuhr Cassiopeia fort. Sie war ihre Großtante, eine alleinstehende ältere Dame und immer bestens über alles informiert, was die Magierwelt anging. Bella wusste nicht, wie Cassiopeia einer Heirat entgangen war und sie hatte auch nie gefragt. Es war ein offenes Geheimnis, dass Großvater Pollux noch heute sauer deswegen war.

»Charlus erzählt wenig darüber. Selbstredend. Ein Potter, der ein Schlammblut heiratet. Ich kann es noch immer nicht fassen.«

»Wobei du sagen musst, dass die Potters schon einige seltsame Anwandlungen hatten«, erwiderte Bella. »Erinnere dich nur an Henry Potter zu seiner Zeit im Zauberergamot. Ein Glück ist der alte Greis längst ausgemustert worden.«

»Da kann ich nicht widersprechen. Allein der Name ist schon besorgniserregend.«

Bella konnte nur zustimmen. Es war ein durch und durch gewöhnlicher Muggelnachname. Dass sich eine reinblütige Familie nicht schämte, ihn zu tragen.

Natürlich war es undenkbar, ihn zu ändern, nur weil Muggel sich einbildeten, ihn tragen zu müssen.

»Vielen Dank, dass ihr so zahlreich erschienen seid!«, donnerte Orions Stimme plötzlich durch das Wohnzimmer. Gerade kamen Narzissa und Lucius aus dem ersten Stock hinunter, ihren Sohn in der Wiege vor sich schwebend.

»Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, uns in den Speisesaal zu begeben. Rodolphus und Lucius dürften eine Menge zu berichten haben. Schließlich tagte das Zaubergamot in einer wichtigen Angelegenheit. Wir möchten gerne Details hören.«

Bella verdrehte die Augen, als sie sah, wie Lucius mit stolzgeschwellter Brust an ihnen allen vorbeilief und zu Orion aufschloss. Auch ihr Ehemann hatte sich zu ihrem Onkel gesellt und gemeinsam gingen die drei vorweg in den Speisesaal.

Bella folgte ihnen zusammen mit dem Rest der Familie.

Sie suchte den Weg zu Narzissa, die ihr ein angespanntes Lächeln schenkte. Wahrscheinlich hatte Lucius sie bereits informiert, da er es kaum hatte abwarten können, vor seiner Frau anzugeben. Es schienen keine guten Neuigkeiten zu sein. Damit war zumindest ein Punkt auf der Agenda, die nur die Ältesten oder einflussreichsten Teilnehmer kannten, bereits uninteressant.

Sie ließen sich nacheinander auf ihren Stühlen nieder und zu ihrem Missfallen saß sie Sirius direkt gegenüber.

Der Tisch war zwar breit genug, um ihm nicht zu nahe zu kommen - anders als am Vortag - aber sie konnte seine Anwesenheit dennoch zu deutlich spüren. Sie versuchte dieses Gefühl zu ignorieren und sich auf die drei Männer am anderen Ende des Tisches zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht lange.

Sie wandte ihren Kopf in seine Richtung und … blickte direkt in seine grauen Augen. Dieser kurze Moment reichte aus und Wut kroch in ihr hoch. Wobei diese sich mehr gegen sie selbst als gegen ihn richtete. Sie verstand sich und ihre Reaktion auf ihn nicht.

Aber auch er war ihr ein Rätsel.

Warum war er ihr am Vorabend doch gefolgt?

War er neugierig gewesen, wohin sie ging? Hatte er gedacht, sie würde sich aus Frust irgendwelche minderwertigen Muggel suchen und sie verhexen? Für wie dumm hielt er sie eigentlich?

Sie hatte genauso wenig das Bedürfnis, nach Askaban zu gehen wie der Rest der Zauberergemeinschaft.

Aber sollte er sich ruhig den Kopf darüber zerbrechen. Bella hoffte zumindest, dass er das gerade tat. Es würde sie glücklich machen, zu wissen, dass er vergebens überlegte, wohin sie verschwunden war.

Sie hielt es schließlich für höchst unwahrscheinlich, dass er auf die Lösung kommen würde.

Nicht, dass es etwas Verbotenes war. Sie war einige hundert Meter hinter dem Anwesen wieder aufgetaucht und einfach spazieren gegangen.

Aber er sollte ruhig vermuten, sie habe etwas Schreckliches getan oder sich in die Drei Besen zurückgezogen, um in Ruhe zu trinken.

Die Idee war ihr tatsächlich gekommen, aber sie hatte keine Lust auf eine stickige Spelunke gehabt und es wäre anstrengend geworden, da mindestens die Hälfte der Anwesenden sie gekannt hätte.

Es war ihr plötzlich lieber gewesen, wieder alleine zu sein. Von der Stille umgeben, hatte sie in Ruhe über Walburgas und Narzissas Worte nachdenken können und war zu dem Entschluss gekommen, noch ein wenig zu warten, bevor sie einen Heiler im St. Mungos aufsuchen würde.

Sie hatte nach Ausreden für diese Entscheidung gesucht, aber es war ihr keine in den Sinn gekommen, die nicht wie eine komplette Lüge geklungen hatte.

Sie wollte schlicht nicht gehen, weil sie dankbar war, kein Kind austragen zu müssen. Natürlich war es früher oder später notwendig, aber solange sie es noch vermeiden konnte, würde sie es tun.

Sie war über ihre eigene Feigheit entsetzt und auch darüber, dass sie wider ihrer Aufgabe in der Familie handelte, aber für den Moment konnte sie sich so akzeptieren.
 

Für Sirius war es eine Qual, die Gespräche am vollen Tisch anhören zu müssen. Dieser Bastard von Lucius rühmte sich mit Aussagen, von denen alle wussten, dass er sie niemals offen aussprechen würde.

Die Malfoys waren dafür bekannt, groß zu tönen und wenig zu machen. Wieso seine Mutter zugelassen hatte, dass einer von ihnen eine Black ehelichte, verstand er nicht. Reinblütig hin oder her - zumal es berechtigte Zweifel daran gab.

Und Sirius, der selbst nichts auf die Abstammung gab, wünschte sich in diesem konkreten Fall, diese Gerüchte würden sich als wahr herausstellen. Wie sehr er diesem selbstgefälligen Angeber die Schmach gönnen würde.

Eine andere Hausnummer war Bellatrix’ Ehemann. Er sonnte sich zwar ebenfalls im Schein der Aufmerksamkeit, aber jedes Wort, dass er nun sagte, hatte er sicher auch in der Verhandlung ausgesprochen.

Die Abfälligkeit über Muggelgeborene, die aus jeder einzelnen Silbe quoll, widerte ihn an.

Sein Blick huschte, ohne dass es kontrollieren konnte, zu Bellatrix, die zu seinem Leid genau gegenüber saß.

Er rechnete damit, sie bei jedem zweiten Satz über die Unfähigkeit des Ministeriums, sie vor zu vielen Muggelgeborene zu schützen, bekräftigend nicken zu sehen. Doch sie schien in Gedanken versunken zu sein. Ihr Blick war zwar auf die beiden Männer am kurzen Ende des Tisches gerichtet, aber es wirkte, als würde sie durch sie hindurchblicken.

Ihre vollen rosefarbenen Lippen, die leider schon das ein oder andere Mal seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

Was ihr wohl gerade im Kopf herum ging?

Sie hatte doch nicht … Sirius war in der vergangenen Nacht nach dem kurzen Absacker im Pub, im Schutz eines Alarmzaubers, durch die dunklen Zimmer und Gänge des Hauses gestreift, um nach dem Gold seines Vorfahren zu suchen. Und selbst als er sich weit nach Mitternacht schließlich in sein Bett begeben hatte, war sie noch nicht wieder zurück gewesen.

Und nun sah sie aus als hätte sie etwas verbrochen. Aus Wut ein paar Muggel erschreckt oder, schlimmer noch, verhext.

Nein, so dumm war sie nicht.

Aber was sollte dann die angespannte Miene? Sie sah ein wenig wie ein kleines Kind aus, das etwas angestellt hatte und kurz davor war, erwischt zu werden.

Sie weckte mit ihrer untypischen Haltung seine Neugier.

Offensichtlich bemerkte Bellatrix seinen Blick, denn sie erwiderte ihn einen kurzen Moment, bevor ihr Gesicht sich wieder nach vorne drehte.

Es war nur ein kurzer Augenkontakt gewesen, kaum ein Wimpernschlag, aber das hatte bereits gereicht, um ihm all ihre Abneigung zeigen zu können. Eine Fähigkeit, die er von niemand anderen kannte. Sie faszinierte ihn wirklich und das ärgerte ihn. Gewaltig. Zumal sie nun eine selbstgefällige Miene aufsetze und nichts mehr von der Anspannung zu sehen war. Was ging nur in ihrem Kopf vor?

»Sirius!«

Die laute Stimme seiner Mutter riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte auf.

»Ja?«

»Wie sieht deine derzeitige Beziehung zu James Potter aus?" Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Ah, auf diese Frage hatte er bereits gewartet und konnte sie für alle Anwesenden zufriedenstellend beantworten, ohne zu lügen: " Ich habe seit Juli nichts mehr von ihm gehört."

"Lüg doch nicht", erwiderte Bella bissig und nun sah jeder zu ihr.

"Redest du von diesem Gerücht, dass ihr vorhin besprochen habt?"

"Also ist es nur ein Gerücht?" Es war sein Vater, der nun das Wort ergriff und langsam war es ermüdend, seiner Verwandtschaft dabei zuzuschauen wie sie gaffend dem Wortwechsel folgten.

"Offensichtlich", antwortete er ruhig.

"Das glaubt dir doch sowieso keiner."

"Meine liebe Cousine", sagte Sirius wieder an Bellatrix gerichtet, "welchen Grund hätte ich, zu lügen?"

Tatsache war, James und er hatten letzten Sommer beschlossen, den Kontakt abzubrechen, um Sirius nicht dem Risiko auszusetzen, vor Erreichen seines Ziels aus der Familie verstoßen zu werden.

Also wusste er nicht einmal, ob er Pate sein sollte oder nicht. Für ihn stand das allerdings gar nicht zur Debatte.

"Warum bist du noch hier, obwohl du offenkundig kein Verständnis für uns hast?", stellte Bellatrix provozierend die Gegenfrage.

Sirius funkelte sie wütend an und sie erwiderte den Blick nicht weniger intensiv. Das ihm zu bekannte Feuer loderte wieder in ihren Augen und er fragte sich, ob sie es nur bei Streitereien mit ihm hatte oder auch im Bett.

Falscher Gedanke zum schlechtesten Zeitpunkt, Sirius!

»Diese Frage gebe ich gerne an meine Mutter weiter.«

Bellatrix öffnete ihren Mund, wurde aber mit einem unwirschen »Bellatrix« von Orion zum Schweigen gebracht.

Stille. Einige der Anwesenden hielten sogar die Luft an. Sie waren gespannt auf Walburgas Antwort, die lange auf sich warten ließ.

»Was ist besser, als einen Rebellen zu überzeugen?«, sagte sie schließlich und beendete somit das Thema.

Es war dennoch eine seltsame Atmosphäre, die sich während der restlichen Versammlung und des anschließenden Abendessens im Raum hielt. Es wurde wenig gesprochen und Sirius machte drei Kreuze als schließlich der Feuerwhiskey serviert wurde. Er brauchte dringend Alkohol und ein Blick zu seiner unsäglichen Cousine bestätigte, dass es ihr ähnlich ging.

Ein Tropfen der Flüssigkeit lief ihren Mundwinkel hinunter, da sie das Glas in einem Zug leerte und er erwischte sich dabei, wie er darüber nachdachte, ihn wegzulecken. Darauf brauchte er dringend ein zweites Glas.
 

Zum ersten Mal seit dem Morgen war es still im Haus. Niemand lief mehr durch die Gänge, Narzissas Baby hatte aufgehört zu schreien - oder war mit einem Stummzauber belegt worden - und auch Rodolphus neben ihr schlief tief und fest.

Bella konnte nicht einschlafen. Immer wenn sie ihre Augen schloss, sah sie die grauen von Sirius vor sich. Sie wünschte, sie könnte diesen arroganten Blick in ihnen wegzaubern oder ihn wenigstens einmal so zusetzen, dass sie ihn verletzte.

Es war ein seltsamer Gedanke, aus dem sie selbst nicht schlau wurde, aber er hielt sie wach und irgendwann, es war sicher bereits nach ein Uhr, schob sie die Decke von sich und stand leise auf. Sie zog sich an und schlich aus dem Raum und auf den Gang, wo sie kurz stehen blieb, um zu lauschen, ob noch jemand anderes sich rührte. Aber es blieb still.

Zur Sicherheit, da sie um die knarrenden Dielen wusste, belegte sie den Gang mit einem Zauber, der für die nächsten zehn Minuten jeden Laut verschlucken würde.

Unten angekommen nahm sie sich ihren Mantel und warf ihn sich über die Schultern. Sie öffnete vorsichtig die Tür und stöhnte genervt auf, als sie sah, dass es erneut geschneit hatte. Mittlerweile war der Schnee wadenhoch und mürrisch zauberte sie sich einen Weg hindurch.

Sie wusste nicht genau, wohin sie eigentlich gehen wollte und lief auch noch weiter als sie die Grundstücksgrenze längst überschritten hatte und hätte apparieren können.

Wenn sie nur gewusst hätte wohin. Sie wollte nicht allein sein und darüber nachdenken, wie lange sie es noch vermeiden konnte, schwanger zu werden. Sirius’ Augen waren ein zusätzlicher Faktor, der sie davon abhielt.

In ihre gängigen Lokalitäten konnte sie allerdings nicht gehen, da sie noch immer denselben Vorbehalt dagegen hatte wie am Vorabend. Sie wollte niemanden sehen, der sie kannte.

Als sie schließlich am Rand eines Muggeldorfes ankam, steckte sie ihren Zauberstab weg und durchstreifte die Gassen, in der Hoffnung, eine Kneipe zu finden, die ihr zusagte.

Sie rechnete aber nicht damit, da Muggelsachen sie noch nie interessiert hatten. Hauptsache irgendeine Absteige.

Sie war, wie immer, wenn sie in einer Gegend war, die kaum Magie beherbergte, angewidert und auf eine seltsame Art neugierig.

Es war ein Trauerspiel wie sehr sich diese Menschen abmühen mussten, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, aber sie taten es. Etwas, das Bella noch nie verstanden hatte.

Doch sie wollte an diesem Abend nicht weiter über Dinge nachdenken, die sie verwirrten oder wütend machten. Stattdessen beschloss sie, einfach in die Kneipe zu gehen, aus der gerade ein paar betrunkene Männer hinaustorkelten.

Es war stickig im Inneren des Raumes, obwohl er größer war als das Gebäude von außen hätte vermuten lassen. Bella versuchte möglichst keinen der anderen Gäste zu berühren und schlängelte sich durch die Masse. Sie fand einen Platz direkt an der Bar und warf einen Blick auf die Getränke, die es hier gab.

Nichts davon hatte sie bisher getrunken, also beschloss sie, es einfach mit Irish Whiskey zu versuchen. Er klang zumindest nach etwas, das sie kannte. Sie hoffte einfach darauf, er würde Feuerwhiskey ähnlich sein, obwohl sie es Muggeln nicht zutraute, etwas zu erschaffen, dass so gut war wie das magische Pendant.

Sie wechselte nur die nötigsten Worte mit dem Barkeeper und achte nicht weiter auf ihre Umgebung. Sie warf allerdings einer älteren Dame einen bösen Blick zu, die sich auf den freien Barstuhl neben ihr hatte setzen wollen.

Sie wollte nicht allein sein, brauchte den Lärm und den Alkohol, um ihre Gedanken zu übertönen, aber Gesellschaft in unmittelbarer Nähe war ihr dennoch zuwider.

Sie trank den ersten Irish Whiskey in einem Zug leer und musste gestehen, dass er wirklich sehr gut war - davon durfte nie jemand etwas erfahren. Sie hob das leere Glas nach oben und bestellte sich einen zweiten. Anschließend einen Dritten. Der Muggel füllte immer nur das untere Drittel des Glases. Wie sollte sie da ihre Gedanken zum Verstummen bringen?

»Du könntest einfach einen Doppelten bestellen«, schlug ihr irgendwann eine ihr zu bekannte Stimme vor und Bella sprang beinahe in die Luft vor Schreck.

Langsam drehte sie sich zum Urheber dieses Satzes und legte ihre ganze Abscheu in den Blick.

»Was machst du hier?«, schrie sie bissig. Es war viel zu laut hier drinnen, um sich unterhalten zu können. Aber sie wollte sich auch gar nicht unterhalten. Warum also hatte sie geantwortet?

Weil sie nicht anders konnte. Sie musste ihm antworten. Sirius Black war der einzige Mensch, mit dem es nie langweilig wurde.

Ob es ihr gefiel oder nicht, sie fühlte sich nie lebendiger als während ihrer Auseinandersetzungen.

Sie genoss es, mit anzusehen, wie er wütend wurde. Ihn hochzuschaukeln und herauszufinden wie weit er ging. Es war ein berauschendes Gefühl. Und etwas, das sie sich noch nie zuvor selbst eingestanden hatte.

»Dasselbe könnte ich dich fragen.«

»Ich brauche Alkohol, wie du siehst«, sagte Bellatrix.

»In einem Muggeldorf?«

»Ja und?«

Sirius hob ungläubig eine Augenbraue.

»Ich wüsste nicht, dass ich eine Erlaubnis brauche, um eine Muggelkneipe aufzusuchen.«

Sirius schwieg einen Moment. Er musterte sie ausgiebig und ihr Magen zog sich bei seinem Blick zusammen. Vielleicht lag es auch am Alkohol.

Oh, wie sie hoffte, dass es daran lag.

»Ich hoffe, du weißt, wie man sich in einer Bar benimmt.« Er hob herausfordernd eine Augenbraue und wartete auf ihre Antwort. Bella schnaubte laut auf.

»Schau nicht so arrogant. Das ist nicht mein erster Kontakt mit diesen Lebewesen.«

»Sicher. Aber du weißt, dass sie keine Galleonen nehmen oder?« Das Bedürfnis, ihm die Augen auszukratzen, wurde laut.

»Wirklich?« Er sollte wütend werden, nicht sie.

Bella griff in ihre Manteltasche und zog ein paar Pfundnoten heraus. Sie wedelte vor Sirius’ Gesicht damit herum und knallte sie anschließend auf den Tresen.

Danach rutschte sie von ihrem Hocker. Sie nahm das Glas in die Hand, prostete ihm zu und trank es mit einem Mal aus.

»Einen schönen Abend noch, werter Cousin.«

Bella verstand nicht, warum sie so wütend geworden war. Natürlich war es eine Beleidigung ihres Verstandes gewesen, sie zu fragen, ob sie überhaupt wusste, mit welchen Mitteln Muggel zahlten. Aber es stand dennoch in keiner Relation zu ihrem Verhalten.
 

Sirius starrte seiner Cousine einen Augenblick irritiert nach. Er hätte nie im Leben damit gerechnet, sie an so einem Ort zu treffen. Allein unter all den Muggeln. Er war sich noch immer nicht sicher, ob es nicht doch eine Fata Morgana gewesen war.

Nein, sie war echt gewesen. Die Flammen in ihren Augen, wann immer er sie zur Weißglut brachte, konnte er sich nicht selbst ausdenken. Sie wären niemals so intensiv, so leidenschaftlich.

Aber dass sie so schnell das Schlachtfeld verließ, verwirrte ihn.

Bevor er wusste, was er tat, folgte er ihrem Beispiel, bezahlte die drei Gläser Bourbon, indem er ein paar Pfund auf den Tresen legte, und folgte ihr nach draußen.

Die kalte Winterluft schlug ihm ins Gesicht, kaum dass er die Tür geöffnet hatte, und er fragte sich, ob Bellatrix bereits disappariert war.

Doch sie stand einige Meter entfernt von ihm und lehnte gegen eins der Backsteinhäuser.

Der Frischluftschock schien ihr gewaltig zuzusetzen.

»Seit wann verträgst du denn so wenig?«, fragte er sie, weil er keine Gelegenheit verpassen konnte, sie zu piesacken.

»Halt den Mund«, zischte sie und warf ihm einen tödlichen Blick zu. Ihre Augen waren leicht gerötet und sie wirkte bleich.

»Bellatrix.« Von sich selbst überrascht, überbrückte er den Abstand zwischen ihnen und sah sie besorgt an. Er konnte sich nicht erinnern, seine Cousine jemals in einem solchen Zustand erlebt zu haben.

»Was mischen diese Scheißmuggel bitte in ihren Alkohol?«

»Eigentlich nichts anderes als wir«, antwortete ehrlich und erntete dafür einen weiteren tödlichen Blick.

Es war seltsam, es begeisterte ihn gar nicht, sie so schwach vor sich stehen zu sehen. Ihm wäre es lieber, sie würde wieder die Kontrolle über sich erhalten und ihm saftiges Kontra geben.

»Soll ich dir helfen?«, fragte er von sich selbst überrascht. Bellatrix schien es nicht anders zu gehen. Ihre Augen weiteten sich einen kurzen Augenblick, bevor sie sich wieder im Griff hatte.

Das musste man ihr lassen. Obwohl ihr schlecht war und mit den Auswirkungen ihres Alkoholkonsums klarkommen musste, verhielt sie sich beinahe normal.

»Ich brauche deine Hilfe nicht«, erwiderte sie und stellte sich gerade hin. Sie blickte ihn von oben herab an, ihre Augen glasig, aber ihr Wille ungebrochen. Ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. So gefiel sie ihm schon viel besser. Da konnte er sich wenigstens wieder richtig mit ihr zoffen.

»Das sehe ich anders.«

»Was weißt du schon. Ich hab schon ganz andere Situationen überwunden.«

»Du sagst es: andere.«

Bellatrix schien über etwas nachzudenken und er konnte sehen, dass sie unschlüssig war, ob sie es sagen sollte oder nicht. Gespannt wartete Sirius darauf und bereitete sich auf alles vor, was sie ihm an den Kopf werfen konnte, um ihn wütend zu machen.

»Dafür, dass du diese Familie so zu hassen scheinst, bist du gerne unter uns. Kann es sein, dass du es einfach genießt, den Rebellen zu mimen?«

Aber das traf ihn unvorbereitet. Und allein der Gedanke, dass jemand denken konnte, er wollte nur rebellisch wirken, sich aber gar nicht wirklich gegen sie auflehnen, ärgerte ihn. Natürlich sollte es ihn nicht wundern, nachdem er die letzten Jahre so verbissen um sein Gold gekämpft und Aussagen widerwillig hinuntergeschluckt hatte, die seinen sicheren Ausschluss aus der Familie bedeutet hätten. Aber er hatte nie komplett klein beigegeben.

Und darum sagte er die folgenden Worte, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen sie für ihn haben könnten: »Du weißt gar nichts über mich. Ich leide jeden verdammten Tag, den ich in dieser schrecklichen Familie gefangen bin.«

»Du leidest? Du bist gefangen?«, fragte sie bissig. »Du bist derjenige, der sagen und tun kann was er will, ohne dass es je Konsequenzen gibt. Ich wurde sogar, ohne gefragt zu werden, mit einem Mann verheiratet, der schnarchlangweilig ist und sich einen Scheiß für mich interessiert. Von mir wird erwartet, Kinder zu bekommen, die ich gar nicht möchte. Nicht von dir!«

Sirius war von diesen ehrlichen Worten tief beeindruckt und gleichzeitig fühlte er sich verarscht.

»Du leidest, weil du dich dafür entschieden hast, Blut über alles zu stellen«, erwiderte er deshalb. »Alles was du tust, gerade auch deine Ehe, tust du nur für diese schreckliche Familie. Das hast du dir selbst ausgesucht. Es dankt dir keiner. Sie machen dich höchstens fertig, weil du es nicht hinbekommst, dich schwängern zu lassen.«

»Noch nicht trocken hinter den Ohren und willst mir erklären, wie das Leben funktioniert? Du ruhst dich auf dem Gold deiner Familie aus, die du eigentlich hasst. Komm zur Besinnung. Du bist genauso wie wir alle.«

»Genauso wie ihr? Nein. Anders als ihr bin ich nicht von meiner Herkunft verblendet. Was habt ihr alle schon groß vorzuzeigen, außer einem Stammbaum?«

Sie funkelte ihn wütend an und er erwiderte den Blick nicht weniger intensiv. Es war beinahe so als ob man die Blitze zwischen ihnen sehen konnte. Ein Landstreicher, der an ihnen vorbeilief, verschwand schnell um die nächste Ecke, da die Spannung zwischen ihnen auch für Außenstehende sichtbar war.

Etwas tief in Sirius Inneren regte sich als er wieder dieses Feuer in ihren dunklen Augen sah. Sie stand viel zu nah vor ihm und ihr eigenwilliger Duft nach Sandelholz, der sich mit dem Geruch von Irish Whiskey vermischte, kroch ihm in die Nase.

Diese Frau hatte ihn schon immer irre gemacht, aber das … das war neu. Oder nicht? Er wusste es ehrlich gesagt nicht mehr.

Seit er denken konnte, war er nur zu gerne Streitereien mit ihr eingegangen. Es reizte ihn, sie zu dem Punkt zu treiben, an dem sie explodierte. Die Emotionen aus ihr herauszukitzeln. Aber er konnte sich nicht erinnern, sie jemals so wütend gesehen zu haben - und das fand er äußerst anziehend.

Vielleicht lag es an dem Alkohol, den er selbst konsumiert hatte. Aber es störte ihn nicht, dass er in diesem unglaublich unpassenden Moment Bellatrix weibliche Reize wahrnahm.

Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet und durch die Kälte waren ihre Wangen gerötet. Sie sah verboten gut aus und er wusste nicht mehr, ob es die Wut in ihm oder ihr ansprechendes Äußeres war, das sein Blut hochkochen ließ.

»Bist du fertig mit deinen Ausreden?«, fragte Bellatrix schließlich. Atemlos. Warum das? Egal.

Es spielte plötzlich keine Rolle mehr. Sirius ging den letzten Schritt, der noch fehlte, um die Lücke zwischen ihnen zu schließen, auf sie zu und sah sie eindringlich an.

»Sicher nicht.«

Und dann küsste er sie fest auf den Mund.

Seine Augen waren noch offen, er wollte unbedingt ihre Reaktion sehen. Bellatrix enttäuschte ihn nicht. Sie starrte ihn fassungslos an, versuchte aber nicht, ihn von sich zu stoßen. Stattdessen stand sie still da und ließ es über sich ergehen.

Sirius Ehrgeiz war geweckt und er drang mit seiner Zunge in ihren noch immer leicht geöffneten Mund ein. Halb erwartete er, sie würde zubeißen. Doch erneut geschah kurz nichts.

Und dann … stöhnte sie auf und schloss die Augen. Sie lehnte sich gegen ihn und ihre Arme umschlangen seinen Nacken.

Sirius Hände fanden den Weg zu ihrer Hüfte und er zog sie näher an sich. Es war ein aufregendes Gefühl ihren Körper an seinem zu spüren; ihre Brüste, die sich gegen ihn pressten.

Er vertiefte den Kuss weiter und bekam nur wie durch Nebel mit, dass Bellatrix Finger durch seine Haare fuhren.

»Du machst mich wahnsinnig, Bella«, flüsterte er als er sich schließlich für einen Augenblick von ihr trennte, um nach Luft zu schnappen.

Ein süffisantes Grinsen umspielte ihre Lippen.

»Seit wann darfst du mich so nennen?«, fragte sie herausfordernd und als Antwort verschloss er ihre Lippen wieder mit den seinen.

Es waren nur Berührungen auf Kleidung, Küsse auf den Mund, aber es erregte Sirius gewaltig.

Jede andere Frau hätte er längst in die nächste Gasse geschoben und hätte sie dort, an die Wand drückend, genommen.

Aber mit Bella war es etwas anderes. Er genoss ihre Berührungen intensiver, wollte sich Zeit lassen, herausfinden wie weit sie ging. Und war gespannt, wer von ihnen die Führung übernehmen würde.

»He, du Jungspund«, ertönte plötzlich eine lallende Stimme neben ihnen. Sie sprangen auseinander und sahen sich schwer atmend fassungslos an.

»Wenn du fertig bist … gib sie mir!«

Sie lösten ihren Blickkontakt und wandten sich dem Mann zu, der sie unterbrochen hatte. Er kam auf sie zu, Bellas Körper musternd. Nicht, dass ihm der Sabber aus dem Mund gelaufen wäre. Seine Augen zogen sie bereits aus.

Bevor Sirius es verhindern konnte, griff Bella ins Innere ihrer Tasche und zog ihren Zauberstab hervor. Sie zielte damit auf den Betrunkenen, der gar nicht realisierte, was sie tat und es wohl sowieso nicht verstanden hätte.

»Du widerlicher Muggel!«

»Bella, nein!«, rief Sirius, griff nach ihrem Arm und disapparierte mit ihr.

»Lass mich los, du Verräter!« rief sie, kaum dass sie an der Grundstücksgrenze angelangt waren. Sie zog zeitgleich ihren Arm aus seiner Umklammerung, ohne dass er die Möglichkeit gehabt hätte, diese von selbst zu lösen und stapfte wütend davon.

Sirius blickte ihr nach, wartete ein paar Minuten in der Kälte, um sich abzukühlen und ging anschließend ebenfalls zurück zum Anwesen.

Er war von was auch immer das gerade gewesen war verwirrt. Nein, das war das falsche Wort. Er war entsetzt. Über sich, über Bellatrix Reaktion. Einfach über alles.

Was in Merlins Namen hatte ihn da nur geritten?



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