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Demonheart

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh je, schon wieder so viel Zeit vergangen. Dafür hab ich jetzt 18 Sorten Plätzchen für Weihnachten. Ist auch was ... Komplett anzeigen

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Akt II - Das Leben danach: 4-3

4-3: DANTE
 

Er wusste, wessen Stimme er hören würde, noch ehe er den Hörer abnahm.

»Devil May Cry.«

»Dante.«

Er war es. Natürlich. Dante spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Ein widerliches Gefühl, das er nicht oft ertragen musste.

»Was willst du?«

Seufzen. »Na, was wohl. Wo bleibst du? Es führt kein Weg dran vorbei.«

Dante wusste, dass die beiden Anderen ihn beobachteten. »Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, werfe ich alle Prinzipien über Bord. Das weißt du hoffentlich.«

»Ich weiß«, war die gleichgültige Reaktion. »Ich krümme gar nichts an ihr. Aber sie bleibt hier, bis du und ich uns persönlich gesprochen haben.«

»Wir sprechen uns doch gerade persönlich.« Im Hintergrund hörte er Trish giften wie eine bissige Stute. Wie üblich war sie nicht kleinzukriegen.

Wieder ein Seufzen. »Sei doch bitte kein Klugscheißer. Was ich von dir will, wird dir nicht weh tun, dir nicht – also warum, bei allen guten Geistern, wehrst du dich so dagegen? Hab ich dir nicht genug Gründe genannt, warum wir es tun sollten? Wovor hast du bloß solche Angst?«

»Angst?«, wiederholte Dante unüblich leise, und das Bild vom tobenden Devil Jin drängte sich ihm auf, warum auch immer. »Du denkst, ich hab Angst?« Angst war ein Zustand geistiger Selbstentfremdung, den er hasste und der in seinem Leben keinen Platz hatte.

Der Impuls kam, bevor er über ihn reflektieren konnte, und er knallte den Hörer wieder auf die Gabel, so dass er beinahe in der Mitte durchbrach. »Hört mal zu«, sagte er zu Jin und Yuri, mühsam beherrscht. »Ich sag euch jetzt, was Sache ist.«
 

Die beiden jüngeren Männer musterten ihn stumm. Jin sah ohnehin die meiste Zeit aus, als fühlte er sich unwohl und wollte er mit seiner Umgebung so wenig wie möglich in Berührung kommen; Yuri hing mehr, als dass er saß, lümmelnd alle Viere von sich gestreckt, seinen Mantel über den nackten Schultern. Wie für Asiaten typisch waren seine Augen braun, doch hinter ihnen glomm ein dämmriges Rot, klar und dunkel wie ein kräftiger Wein. Beide, Jin und Yuri, steckten bis zum Hals in irgendeinem Elend, das Dante am liebsten nicht weiter ausgegraben hätte – doch eine Hand wusch die andere, wenn es um solche Dinge ging, und wenn er sie für sich einspannen wollte, musste er ihnen ebenfalls helfen, wie anstrengend und nutzlos auch immer es sein würde.

Im Augenblick zählten erst mal nur Trish und seine verdammte Würde.

Er ging zum Schreibtisch und hob den unförmigen Papierstapel, der dort lag, mit beiden Armen an. Mindestens die Hälfte der losen Zettel war nur Tarnung, eine chaotische, wahllos angehäufte Barrikade gegen neugierige Blicke. Unter ihr kam ein aufgeschlagener Foliant zum Vorschein: dunkel vergilbte Seiten mit schwarzen, wie verbrannt aussehenden Rändern, in engen Reihen beschrieben mit einer fremdartigen Schrift, die sich nur schwer von der schlammigen Farbe des rauen Pergaments abhob.

Jin und Yuri beugten sich vor, und letzterer wollte wissen: »Und was für ein Buch ist das?«

»Eins, das ich von einer Insel namens Mallet Island mitgebracht habe. Da gab’s eine verlassene Festung, und die Bibliothek war voll mit uralten Büchern über Mythen, Religion, Hexerei und solches Zeug.«

»Nett, aber das beantwortet meine Frage nicht. Das Ding sieht nicht nach Gute-Nacht-Geschichten aus.«

Dante hob das Buch hoch und trug es zum Couchtisch. Der Deckel aus hartem Leder lag schwer in seinen Armen, und wie immer hatte er das Gefühl, den Buchrücken besonders stützen zu müssen, damit er nicht mitsamt den Seiten aus seinem bröseligen Leim fiel. »Wenn ich richtig liege«, erklärte er, sobald der Kodex sicher abgelegt war, »ist es was Besonderes, nämlich eine Abschrift des Buchs Henoch, das in Qumran aufgesammelt wurde, einer halbzerfallenen Siedlung am Toten Meer. Wenn es so ist, dann weiß jedenfalls niemand, dass ich es habe. Der Rest der Welt glaubt, es wäre bei irgendeinem Privatsammler. Wenn also die Cops rauskriegen, dass es hier liegt … tja, dann hatte ich es die längste Zeit, würde ich sagen.«

Yuri musterte das schwere Buch mit sichtlichem Widerwillen, als würden alte Bücher grundsätzlich seine Abneigung erregen.

Jin sah leidenschaftslos zu. »Also kannst du es lesen?«, fragte er schließlich.

»Das ist Aramäisch.« Dante schnitt eine missgestimmte Grimasse. »Ich bin Dämonenjäger, kein Dämonologe. Ich lese in meiner Freizeit eher selten apokalyptische Bücher. Zwar hab ich eine Art Glossar –« Er nickte zu seinem Schreibtisch, wo, wie er wusste, zwischen dem losen Papier auch brauchbare Dinge lagen. »– für einzelne Wörter und eine Kurzgrammatik, eine Übersetzungshilfe sozusagen. Hilft mir aber nicht viel dabei, Sinn in die Sätze zu kriegen.« Was er eigentlich brauchte, war die hundertste Auflage von Aramäisch für Idioten.

Jin sah ihn an; klar, der roch den Braten schon. »Wozu das Ganze? Hat es mit ihm zu tun … dem Entführer deiner Freundin?«

»Entführer? Freundin?«, echote Yuri argwöhnisch, doch Dante beachtete ihn nicht.

»Richtig«, beantwortete er die Frage, und auf seiner Zunge war derselbe fade Geschmack wie an dem Abend, als jener Mann ihn zum ersten Mal in seinem Büro aufgesucht hatte. »Mein irgendwie größenwahnsinniger Widersacher versucht, einen Dämon namens Azazel zu erwecken. Und falls er damit Erfolg hat, wüsste ich über diesen Dämon gerne Bescheid. Der scheint kein entspannter Typ zu sein.« Er tippte auf den Buchdeckel. »Das Buch Henoch ist eine der wenigen Quellen, in der es Informationen zu Azazel gibt. Er taucht hier in zwei Abschnitten auf: The Book of the Watchers und The Book of Dream Visions. So viel zur Rezeption. Die genauen Inhalte sind anscheinend geheim. Ich hab versucht, eine Übersetzung oder wenigstens eine aufbereitete Edition zu kriegen, aber nichts zu machen.«

»Hast du denn bisher schon irgendwas übersetzt?«, hakte Yuri nach, den die Chose offenbar interessierte. »Eine Zeile? Ein paar Wörter?«

»Nicht der Rede wert, fürchte ich. Irgendwo hier heißt es, Azazels Geschenke an die Menschen hätten die ganze Welt verdorben, und er wäre der Ursprung aller Sünde. Oder so.« Dante tippte auf die Stelle auf der offenen Seite. Die mittelaramäische Sprache war in einer Schrift niedergeschrieben, die mit der lateinischen keine sichtbaren Ähnlichkeiten aufwies. Die Linien, Schnörkel und Haken, hier und da versehen mit kratzspurenartigen Diakritika, sahen aus, als stammten sie von einem fremden Planeten. Dante fühlte sich unwohl, wenn er die Symbole untersuchte, was sein Vorankommen mit der Übersetzung massiv behinderte. Der Text auf diesem Pergament war ihm aus irgendeinem Grund zuwider, er weckte seine Abscheu, ohne dass Dante seinen Inhalt überhaupt kannte. Wann immer er mit der Abfassung arbeitete, hatte er das Gefühl, in eine dunkle Ecke zu starren, in der ein unförmiger Schatten hockte.

Ein Rascheln ließ sie beide aufhorchen. Yuri hatte sich unter das Sofa gebeugt und von dort eine halbleere Tüte Popcorn zutage gefördert. Eben richtete er sich wieder auf und beschnupperte den Inhalt neugierig. »Was ist das?«, fragte er, als er die Blicke bemerkte.

Dante seufzte. »Finde es raus.«
 

»Warum will er Azazel beschwören?«, fragte Jin. Immerhin einer, den die Sache wirklich interessierte – aber gut, er war diesbezüglich ja auch einen Deal eingegangen.

»Wie ich schon sagte, er hat was verloren.« Dante wusste selbst, dass diese Erklärung völlig unbrauchbar war. »Und er hat von mir verlangt, dass ich es ihm zurückbringe.« Nicht zu sehr ins Detail gehen, ermahnte er sich. Als er dieses Gesuch abgelehnt hatte, hatte er nicht wissen können, welchen Erdrutsch er damit lostreten würde. »Ich weiß nicht, was Azazel stattdessen für ihn tun kann. Dieses Teil des Puzzels fehlt mir. Jedenfalls, um Azazel in unsere Welt zu rufen, muss er Chaos schaffen. Das bedeutet, er versucht Dinge aufzulösen, die Ordnung haben. Er löst Unruhen aus. Er hat rausgefunden, wie man mit simplen Ritualen kleinere Teufel ruft. Leider ist das gewissermaßen sein Fachgebiet«, fügte er düster hinzu.

Jin schien klar zu sein, welche Art von Problematik dies bedeutete. »Dann kann er also Chaos schaffen.«

»Wenn er’s drauf anlegt. Aber wie viel davon braucht er? Was weiß ich. Deshalb klebe ich an diesem Text.«

Yuri kaute knirschend ein weiteres Popcorn und merkte an: »Er ist also ein typischer Bösewicht, wie die Geschichte ihn immer wieder ausspuckt, wie? Verliert was Geliebtes – einen Menschen bestimmt –, dreht durch, will einen Dämon beschwören …« Er schüttelte den Kopf und griff erneut in die Tüte. »Mann, das nervt.«

Dante sagte nichts dazu. Teilweise entsprach Yuris Analyse der Wahrheit, aber teilweise auch nicht. Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte er den Blick Jin Kazamas, dem offenbar klar wurde, dass er hier mit Männern zusammen saß, denen es zur Gewohnheit geworden war, Schurken, die Teufel beschworen, das Handwerk zu legen.

»Diese Typen sterben einfach nicht aus.« Mürrisch wühlte Yuri durch die trockene Knabberei.

»Du sagst es.«

»Wir bremsen wir den Furzer?«

»Ach, dabei willst du helfen?«

»Ich kenn mich aus.«

Dante musterte ihn herablassend. »Na, dann sag mir, was er braucht, um Azazel zu beschwören. Wenn du’s weißt, bist du im Team.«

Yuri grinste, den Mund voll Popcorn, sein Blick mindestens genauso überheblich wie Dantes eigener. »Er braucht natürlich irgendein altes, verbotenes Manuskript.«

Volltreffer. Dante streckte sich und seufzte langgezogen. »Na schön … Willkommen im Club.« Heißt aber nicht, dass ich dich ab jetzt ernst nehme, dachte er.

Jin deutete auf die Kopie des Äthiopischen Henochbuches. »Ist es das?«

»Nah, das sind nur Beschreibungen«, winkte Dante ab. »Um einen Teufel aus der Unterwelt einzuschleusen, muss man ein Oneirisches Tor öffnen. Das verlangt Vorbereitung. Und je nach Art des Teufels existieren verschiedene Invokationstexte. Hab schon viele gesehen, es gibt etliche.«

»Sag schon«, drängte Yuri. »Ich kenn die meisten. Kann sogar sein, dass ich das Buch selber versteckt habe und dir sagen kann, wo es ist.«

»Ah, dann bitte: Er braucht die letzte komplette Abschrift der Tafel von Dschaizan.«

Einen Augenblick lang brüteten Yuri und Jin gleichermaßen über diesem Begriff. Dann gestand Yuri: »Okay, die kenne ich nicht. Muss neu entdeckt sein.«

»Ich habe davon gehört«, sagte Jin und hob seine markanten Brauen. »Eine Tafel mit einem Text, den niemand lesen kann. Die Symbole sind gänzlich unbekannt. Es gibt zwei Abschriften.«

»Richtig.« Dante nickte. »Ich hab’s recherchiert … gründlich, für meine Verhältnisse. Von wegen neu: Die Tafel wurde 1827 in Dschaizan entdeckt und von einem britischen Typen namens George P. Thalford auf Papier übertragen. Von der Abschrift gab’s zwei Kopien. Eine war ein ganz kleiner Druck, kleiner als meine Hand …« Er hielt sie hoch und zeigte mit der anderen die imaginäre Oberkante des Buches an. »… und ist zusammen mit einem Okkultisten namens Harley Warren irgendwohin verschwunden – in sein Grab, in die Unterwelt, wohin auch immer, beide sind einfach weg. Die andere Abschrift liegt in Yale und ist ein Facsimile, also ein Abdruck der Original-Handschrift von diesem Thalford. Leider fehlt da der gesamte Mittelteil, keiner weiß warum. Ist also unvollständig.«

»Wo ist das Original?«, fragte Jin. »Die direkte Abschrift des Forschers von der Tafel?«

»Gute Frage. Die lag zusammen mit der Tafel weggeschlossen in der Universität von Kairo. Jetzt ratet mal, was passiert ist?«

»Gestohlen.«

»Na klar.«

»Seit wann?«

»1836.«

»Und du glaubst«, folgerte Yuri, »dass dein Irrer sie irgendwo aufgetrieben hat und damit seinen Dämon beschwören will.«

»Er behauptet zumindest, er hätte sie. Gesehen hab ich sie nicht. Außerdem ist völlig unbekannt, wozu der Text gut ist, da die Zeichen ja keiner lesen kann.« Dante hob die Schultern.

»Wie beim Voynich-Manuskript«, sagte Jin.

»Ja, aber die Symbole ähneln sich nicht.«

»Wie hätte er etwas so lange Verschwundenes aufspüren können?«

Wieder zuckte Dante die Schultern. Was sollte er auch sonst tun? »Kann sein, dass er Connections zu einer Verbindung wie Skull & Bones hat, schließlich wird denen reichlich okkulter Quatsch vorgeworfen. Keine Ahnung.«

»Mal zurück zu deinem Irren«, nahm Yuri den Faden wieder auf. »Kennst du seinen Namen?«

»Sicher. Sein Name ist Aidan Sarris. Er stammt nicht von hier.«

»Wie hat er dein Mädchen geschnappt?« Yuri hatte das Popcorn abgestellt, sich bequem auf der Couch zurückgelehnt und seine nackten Füße halb über dem niedrigen Tisch ausgestreckt.

»Was weiß ich«, erwiderte Dante missmutig. »Oh, und ja, fühl dich wie zu Hause.« Ihm entging nicht Jins leicht missbilligender Ausdruck, bei dem auch jene gewisse Augenbraue wieder einmal mit beansprucht wurde. »Sie kam einfach von einem Einsatz nicht zurück. Klar, manchmal stürzt sie in einer Boutique ab, wie Frauen das so machen, aber –«

»Sie ist einfach weg und du gehst sie nicht retten, Mann?«, unterbrach Yuri ihn entgeistert.

Dante schnaubte. »Lass es mich so sagen: Trish ist eigentlich nicht die Art Frau, die man retten muss.« Vielleicht stellte Yuri sich jedes Mädchen wie eine Jungfrau in Nöten vor, doch nichts und niemand konnte sich Trish auch nur unbemerkt nähern.

Als wäre Yuris Frage nicht unpassend genug gewesen, stellte Jin diese gleich darauf in den Schatten: »Warum tötest du diesen Mann nicht?«

Dante betrachtete ihn verblüfft. Seltsam, diese Japaner. »Weil Mord in meinem Leistungskatalog nicht gelistet ist.«

»Angenommen, du findest sein Versteck. Was wirst du tun – ihn Ärzten übergeben? Wenn er verrückt ist?«

»Er ist … nicht verrückt. Das ist ja das Problem. Er ist nicht verrückt, nicht größenwahnsinnig, nicht böse. Er ist verzweifelt.«

»Und du weißt also wirklich nicht, was es ist, das er verloren hat?«, fragte Yuri spöttisch. »Ich glaub dir kein Wort.«

Dante konnte sich nicht helfen; er traute diesem Junkie-Gesicht nicht über den Weg.

»Aber egal, ist ja dein Problem. Was ist, werden wir gegen ihn kämpfen?«

»Pah, und das von dir, den ich hertragen musste wie einen Sack Kartoffeln. Kannst du überhaupt kämpfen?«

»He, ich hab die Welt gerettet. Zweimal.« Yuri hielt zwei Finger hoch, als machte dies die Behauptung glaubwürdiger. »Ich kann kämpfen. Aber natürlich nur, wenn du meine Waffen holst.«

»Eins nach dem anderen, Rotzlöffel. Vorher muss ich rausfinden, wo er ist. Er geht davon aus, dass ich es weiß.«

»Aber du hast keine Ahnung. Das ist natürlich ’ne tolle Ausgangslage. Hast du keine anderen Freunde, die dir helfen können?«

»Sind im Augenblick alle nicht da.« Das Thema behagte Dante nicht sonderlich. Dass er aufgrund seines Berufes auf Fremde bedrohlich wirken konnte, machte das Leben für einen Teufelsjäger nicht gerade einfacher. Wer die Mühe auf sich nahm, ihn kennen zu lernen, machte in aller Regel keine schlechten Erfahrungen; dennoch gab es genügend Orte in der Stadt, an denen er sich nicht willkommen fühlte. »Ich hab ein paar, aber die sind viel unterwegs. Meine frühere Partnerin zum Beispiel arbeitet gerade in Fort Detrick mit irgendwelchen Wissenschaftlern.« Die bittere Wahrheit war: Im Moment war er allein.

»Was ist mit dem Polizeichef?«, fragte Jin.

»Fordham? Bah, den will ich da nicht drin haben. Klar wissen die Cops, dass hinter vielen kleineren Verbrechen Sarris stecken muss, aber ohne Beweise können die nichts machen. Wahrscheinlich sind Cops deswegen immer schlecht gelaunt.« Fordham war das beste Beispiel dafür. »Was dich betrifft, Kazama.« Er tippte Jin gegen die Brust, was diesen zurückweichen ließ. Berührungen waren wirklich nicht sein Ding. »Kannst du mit irgendeiner Art von Waffe umgehen?«

»Ich brauche keine«, entgegnete Jin ruhig.

»Ich meinte nicht Devil, sondern dich. Dass der deine Muskeln benutzen kann, weiß ich.«

»Ich kann es auch.« Jin erwiderte Dantes Blick so unbeeindruckt wie immer. »Ich will nicht großspurig sein, aber ich bin nur deshalb der Inhaber der Mishima Zaibatsu, weil ich als Bester aus dem größten Mixed-Martial-Arts-Turnier der Welt hervorgegangen bin.« Ein Schatten huschte über sein jugendliches Gesicht. Fast sah es aus, als bereite die Aussprache dieser Tatsache ihm körperliche Schmerzen. Dante begriff: Jin war nicht gerne reich, und er war auch nicht gerne ein Anführer. Er akzeptierte diese Rolle nur aus einer Art Ehrgefühl heraus.

»Du bist ausgewiesener König aller Kämpfer?«, fragte Yuri entzückt.

»Sozusagen.« Jin wich seinem Blick aus.

Dante ließ seine schwere Hand auf die Tischplatte fallen. »Zurück zum Thema. Wir brauchen einen Plan. Letzter Punkt auf der Tagesordnung: Ich hab ein Gerät, das alle Telefongespräche aufzeichnet, und während ich weg war, hat unser Freund was drauf gesprochen. Interessiert, was er gesagt hat? Ich zeig’s euch.«
 

Zäh wie dunkler Sirup ertönte Sarris’ freundliche Stimme: »He, Dante. Ich glaube, du vermisst etwas. Oder?«

»Er ist es wirklich«, murmelte Jin. »Der Mann aus der Kirche.«

Unerfreut nahm Dante seinen Finger von der Stopp-Taste. Gleich würde er Trish hören, wie sie stolz verkündete, dass sie bis zum Abend wieder bei ihm zu Hause wäre.

Jin und Yuri lauschten aufmerksam. Keiner von beiden bewegte einen Muskel, bis das geseufzte »Bis dann« inmitten von Störgeräuschen verklungen war.

»Es klingt irgendwie … hohl«, diagnostizierte Jin schließlich, den Kopf leicht schräg gelegt, als könnte er in dieser Haltung besser horchen. »Können wir Trish noch mal hören?«

»Wenn’s sein muss.« Dante drückte zwei Tasten, um die Wiedergabe zu wiederholen.

Erneut lauschten sie.

»Großer Raum, hohe Decke?«, fragte Yuri.

»Ja, so weit war ich auch schon.«

»Da ist eine Art Summen«, sagte Jin mit abwesendem Blick. »Als ob große Maschinen arbeiten.«

»Hmmm.« Dante konzentrierte sich auf das, was er für einen Störton gehalten hatte, ein leises Brummen von äußerst niedriger Frequenz. Es wurde in regelmäßigen Abständen unterbrochen von einem ganz kleinen, mechanischen Geräusch, das wie blip klang. Dieser Ton, und dazu der blecherne Hall, als Trish dazwischen rief … »Ich kenne es. Aber ich weiß nicht, woher.« Jäh stieg eine ungeduldige Wut in ihm hoch. »Wo auch immer das ist, ich war schon mal da.« Es musste vor Jahren gewesen sein. »Ich muss nachdenken«, brummte er. Etwas Anregendes würde seiner Erinnerung vielleicht auf die Sprünge helfen. »Will sonst noch jemand was zu trinken? Ich meine was Richtiges.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
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