Zum Inhalt der Seite

Coda

Sam x Bucky
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Oneshot spielt nach dem Kampf gegen die Dora Milaje in Folge 4, aber noch vor dem Telefonat zwischen Sam und Sarah. :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Loyalty

Sie hatten Zemo verloren.

Obwohl sie die umliegenden Straßen und Gassen nach dem Kampf gegen die Dora Milaje schnell und effizient nach ihm abgesucht hatte, fehlte jede Spur von ihm, und schließlich gaben sie auf und trafen sich wieder in seinem Apartment.

„Das hätte wesentlich besser laufen können“, murmelte Bucky und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, während er den Blick über das zerstörte Mobiliar schweifen ließ.

„Wem sagst du das“, meinte Sam und ließ sich seufzend auf die Couch sinken. „Aber mit Walkers Einmischung hat keiner von uns gerechnet. Dank ihm sind wir nun wieder bei null.“

„Ja“, sagte Bucky mit ungewöhnlich rauer Stimme und Sam warf ihm einen besorgten Blick zu.

Der Ausdruck auf Buckys Gesicht war eine Mischung aus Schmerz, Trauer und Wut, die sich Sam trotz der Umstände nicht ganz erklären konnte.

„Alles okay?“, fragte er behutsam. Und fügte nach kurzem Nachdenken hinzu: „Was macht der Arm?“

Die Frage schien Bucky für einen Moment aus seinen Gedanken zu reißen und sein Blick fiel auf die schwarz-goldenen Vibraniumplatten, die sich mit leisem Klacken wellenförmig seinen Arm hinunter verschoben, bevor sie wieder zur Ruhe kamen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Sam, ob dies eine bewusst von Bucky gelenkte Bewegung war oder ein automatischer Prozess der komplexen Mechanik. Es gab noch immer vieles, was er nicht über diesen Teil von Bucky wusste – doch wie sich heute gezeigt hatte, war er offenbar nicht der einzige.

„Er funktioniert“, erwiderte Bucky kurz angebunden, als wollte er nicht mehr zu diesem Thema sagen.

Und normalerweise würde es Sam auch dabei belassen, wäre da nicht immer noch dieser niedergeschlagene, verletzte Ausdruck auf Buckys Gesicht.

„Das war nicht meine Frage und das weißt du auch“, sagte er leise.

„Sam...“, begann Bucky warnend, doch ohne wirkliche Schärfe dahinter, und Sam fuhr fort:

„Die Begegnung mit...“ Wie war noch mal ihr Name? „... Ayo hat dich völlig aus der Bahn geworfen, Buck. Ich mache mir lediglich Sorgen um meinen Partner.“

Bucky öffnete den Mund, um zu widersprechen, und Sam hob schnell die Hände.

„Sorry! Sorry. Um meinen Kollegen, meine ich.“

Sam konnte nicht leugnen, dass es ein wenig schmerzte, dass Bucky sich so vehement weigerte, ihn als Partner zu bezeichnen, auch wenn sie technisch gesehen welche waren. Aber das lag vermutlich daran, dass der letzte Mensch, den Bucky als Partner betrachtet hatte, Steve Rogers gewesen war – und das allein war eine ganz eigene Kiste voller Leid und Schmerz und Verlust, und Sam würde sich hüten, sie auch nur zu berühren.

Bucky schien für eine Weile mit sich selbst zu kämpfen, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, sich Sam anzuvertrauen, und seiner Angewohnheit, seinen Schmerz in sich hineinzufressen, und Sam versuchte nicht, ihn in die eine oder die andere Richtung zu drängen, sondern wartete geduldig, bis er eine Entscheidung getroffen hatte.

Doch schließlich siegte der Teil von Bucky, der reden wollte, und mit einem Seufzen ließ sich Bucky neben Sam auf die Couch sinken. Ein warmes Gefühl machte sich in Sam breit: Stolz. Er war stolz auf den anderen Mann – darauf, dass es ihm immer leichter fiel, sich mitzuteilen, wenn es ihm schlecht ging. Denn niemand wusste besser als Sam, was für ein langwieriger Prozess es sein konnte, nach einer traumatischen Erfahrung wieder Zugang zu seiner eigenen Gefühlswelt zu finden und diese in Worte zu fassen.

„Ich hätte Ayo nicht herausfordern sollen“, sagte Bucky. „Ich wünschte, wir wären uns nicht auf diese Weise wiederbegegnet. Zwischen den Operationen in Wakanda war sie stets für mich da und sie hat mich auch während des Heilungsprozesses danach noch begleitet, obwohl sie es nicht hätte tun müssen. Ich habe ihr viel zu verdanken.“

„Du machst dir Sorgen, dass die Sache mit Zemo eure Freundschaft zerstört hat“, vermutete Sam.

Buckys Mundwinkel zuckte kurz.

„Freundschaft ist das falsche Wort, wenn es um die Dora Milaje geht“, erwiderte er. „Ihre Loyalität gilt einzig und allein dem König von Wakanda.“

Er lehnte den Kopf zurück und starrte an die Decke. „Aber ja, ich befürchte, dass ich es mir spätestens jetzt mit ihr verdorben habe. Das hat die Sache mit dem Arm nur zu deutlich bewiesen. Sie hätte mich in Wakanda jederzeit auf diese Weise kampfunfähig machen können, sie hatte bis dahin nur keinen Grund dafür, weil sie mich nie als Feind betrachtet hat. Jetzt hingegen...“

„Bucky.“

Der andere Mann drehte Sam das Gesicht zu und sah ihn müde an.

Sam musste dem Drang widerstehen, die Hand zu heben und mit dem Daumen die Sorgenfalten zwischen Buckys Augenbrauen glattzustreichen.

„T’Challa hat dir damals aus freien Stücken seine Hilfe angeboten“, sagte er stattdessen. „Ebenso wie Ayo. Ich verstehe, dass du das Gefühl hast, ihnen etwas schuldig zu sein, aber... das bist du nicht. Und so, wie ich T’Challa einschätze, würde er das auch nicht wollen. Nicht, nachdem er ein Heer von Wissenschaftlern damit beauftragt hat, dir deine Autonomie zurückzugeben.“

Er schenkte Bucky ein Lächeln. „Es ist dein gutes Recht, eine andere Haltung zu haben, als Wakanda, und andere Entscheidungen zu treffen, als das Königreich sie treffen würde. Das mag Ayo nicht gefallen, aber Buck... das ist nicht dein Problem.“

Bucky starrte ihn für einen Moment an, doch schließlich konnte Sam sehen, wie sich seine Züge etwas entspannten.

„Du hast Recht“, murmelte Bucky. „So habe ich das bisher nicht betrachtet.“

„Das liegt daran, dass du ein Idiot bist“, stichelte Sam voller Zuneigung, jetzt, da sich die Unterhaltung wieder auf sicherem Terrain bewegte.

Und dass du mehr fühlst, als du es dir selbst jemals eingestehen würdest.

Aber das sprach er nicht aus.

Doch als er Buckys warmes Lächeln sah, war er sich nicht länger sicher, ob der andere Mann ihn nicht vielleicht doch gehört hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück