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Die Prinzessin und der Tyrann [Tora x OC]

von

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Immer schön frech sein

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Tief durchatmen! Als würde das etwas daran ändern, dass der Schulsprecher mich dabei erwischt hatte zu spät zum Unterricht zu erscheinen. Ja, das konnte es tatsächlich. Ich musste nur cool bleiben. So cool wie ein Kühlschrank. Aber nicht wie unserer, der ging nämlich in regelmäßigen Abständen kaputt. Man durfte mir die Aufregung nicht anmerken, die ich in jenem Moment verspürte. Bislang hatte ich den Schulsprecher immer nur flüchtig und von weitem gesehen. Jemand wie ich konnte ihm nicht auffallen, und das war gut so. Auffallen war sowieso das Letzte, was ich wollte. Außerdem haftete ihm etwas sehr Unangenehmes an, das erkannte ich auf den ersten Blick. Etwas durchweg Unsympathisches, das verriet mir meine brillante Menschenkenntnis. Doch jetzt war es zu spät. Nun konnte ich nur noch hoffen Schlimmeres abwenden zu können, indem ich seine Zurechtweisung wegen meiner unbeabsichtigten Verspätung einfach brav über mich ergehen ließ. Fertig, so leicht war das. So leicht war es aber leider gar nicht! Als er nichts sagte, trat mir allmählich der kalte Schweiß auf die Stirn. Aber ich blieb ja cool.

„Dir ist klar, dass du zu spät bist?“, fragte er schließlich kühl wie ein Eisblock. Glasklar.

„Pünktlichkeit ist das A und O dieser Eliteschule. Hast du etwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?“, wollte er mit ernster Miene wissen. Dabei erweckte er in der Gegenwart von anderen einen nahezu freundlichen Eindruck. Doch dass dieser täuschen konnte, verriet mir der Ausdruck seiner ungewöhnlichen grünen Augen und ich wusste sofort; er liebte es Menschen zu quälen. Und noch etwas ging mir dabei durch den Kopf: War das hier etwa ein Gerichtssaal? Musste ich mich verteidigen? Mich vor ihm rechtfertigen, aus welchem Grund ich heute spät dran war? Auch wenn ich sonst so pünktlich war wie ein Uhrwerk? Musste ich deshalb einen Anwalt fordern? Erwartungsvoll blickte er mich an. Ich musste mir genau überlegen, was ich sagte. Ein einziger Fehler und ich brachte mich in weitere unnötige Schwierigkeiten.

„Oder kannst du etwa nicht sprechen?“, hakte er im nächsten Moment spöttisch nach, was meinen sonst strapazierfähigen Geduldsfaden endgültig reißen ließ.

„Du bist doch auch zu spät dran, oder etwa nicht? Wie lautet deine Rechtfertigung?“, schoss es unüberlegt aus mir heraus. Verdammt, Hime Hiya, unauffällig! Doch da war sie wieder. Diese Seite an mir, die ich am liebsten vermieden hätte, um mir keinen zusätzlichen Ärger einzuhandeln. Das Mädchen mit der großen Klappe, das immer dann auftrat, wenn es am ungünstigsten war. Das hätte ich wirklich nicht sagen sollen. Stattdessen hätte ich mir lieber etwas aus den Fingern gezogen, mich kleinlaut entschuldigt und wäre ihn wenigstens losgeworden. Auf diese Weise wusste ich wirklich nicht, wohin das führen sollte.

Herablassend lächelte der Schulsprecher mich an. Allein die Tatsache, dass er meine Worte auf diese Weise belächelte, zeugte davon, dass ich absolut das Verkehrteste gesagt hatte, was ich in diesem Moment hatte hervorbringen können. Mein Problem, ich konnte einfach nicht mit Jungs reden, weil ich sie zu sehr hasste. Deshalb war mein neuer Job im Maid Latte auch so ideal – man verstehe die Ironie dahinter! Aber zurück zu meinem akuten Hauptproblem – Igarashi.

„Nenn mir deinen Namen“, forderte er finster zu erfahren. Insgeheim wusste ich, dass ich es bitter bereuen würde, falls ich ihm diesen tatsächlich nannte. Aber das würde ich vermutlich sowieso.

Irgendein falscher Name musste mir einfallen, irgendeiner. Mein Instinkt riet mir praktisch dazu ihm einen Bären aufzubinden. Allein wegen meines Selbsterhaltungstriebs. Egal ob er später herausfand, dass ich gelogen hatte oder nicht. Hauptsache ich kam jetzt noch einmal davon. Leider fiel mir absolut kein Name ein und ich war auch sonst viel zu ehrlich, um es zu riskieren. Verflixt!

„Hime... Hiya“, erwiderte ich mit möglichst fester Stimme. Jetzt kannte er meinen richtigen Namen. Das konnte nur schlecht sein. Seine Mundwinkel zuckten verächtlich.

„Sehr interessant, Hime. Allerdings frage ich mich, ob die Prinzessin tatsächlich so kalt ist, wie sie sich gibt“, gab er mit einem süffisanten Grinsen zurück. Bitte, bitte - lass es schnell vorbei gehen! Wenn mein Schicksal Gnade mit mir hatte, würde es mich dem nicht länger aussetzen! Ich wollte mich auf der Stelle unsichtbar machen, aber das ging leider nicht, das wusste ich nur allzu gut. Sonst hätte ich dieses Mittel bereits wesentlich früher genutzt. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig als ihn trotzig anzublicken. Vermutlich glaubte er ich würde lediglich schmollen, aber ich meinte es bitterernst.

„Komm in der Pause in das Zimmer des Schülerrats. Nichterscheinen wird hart bestraft“, setzte er seiner Aufforderung trocken hinzu. Im nächsten Moment wandte er sich zum Gehen um. Sein plötzliches Desinteresse daran mich wegen meiner Verspätung zurechtzuweisen behagte mir nicht. Viel eher beunruhigte es mich zutiefst. Zu ändern war es aber leider nicht. Bevor ich von meinem Lehrer noch mehr Ärger kassierte, ging ich besser in meine Klasse. Leider ging mir diese unerfreuliche Begegnung mit dem Schulsprecher den ganzen Vormittag nicht mehr aus dem Kopf. Was er wohl von mir wollte?
 

Am besten ich brachte diese unschöne Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich. Leute wie Igarashi verloren schnell das Interesse, besonders wenn man sich willig zeigte zu kooperieren, obwohl das für mich natürlich nicht in Frage kam. Das kannte man ja. Mir wurde trotzdem ganz bange, als ich den Gang betrat, der hauptsächlich vom Schülerrat genutzt wurde. Das musste man sich mal vorstellen, an meiner alten Schule hatten die Mitglieder des Schülerrats ein kleines, enges Klassenzimmer gehabt. Hier gab es gleich einen ganzen Flur, der vor Prunk und Reichtum nur so triefte. Aber wir befanden uns hier schließlich immer noch an der Miyabigaoka. Obwohl ich noch relativ neu war, wusste ich, wo sich das Zimmer des Schulsprechers befand. Auf halbem Weg kam mir Maki Kanade entgegen. Ebenfalls ein nicht ganz unbekanntes Gesicht. Er war der Vizesprecher, sozusagen Igarashis rechte Hand oder vielleicht doch eher sein Diener? Auch er schien nicht gerade der angenehmste Zeitgenosse zu sein. Immerhin war er mir gegenüber wesentlich freundlicher gesinnt als Igarashi.

„Tora erwartet dich bereits“, verkündete er als würde er mich ebenfalls kennen. Auch wenn es die ersten Worte waren, die Kanade an mich richtete. Dabei lächelte er nahezu verheißungsvoll. Schreck lass nach! Da verspätete man sich mal um ein paar Minuten und prompt bekam man die grenzenlose Langeweile der Reichen zu spüren. Fairness sah anders aus. Doch ich würde Igarashi erhobenen Hauptes gegenübertreten. Kanade führte mich in das überraschend große Zimmer des Schulsprechers, wobei er zunächst an die Tür klopfte und eine Antwort abwartete. Nachdem ich den imposanten Raum betreten hatte, schloss er die Tür von außen. Erstaunt blickte ich mich um. Unsere Wohnung passte hier mit Sicherheit mindestens zwei Mal rein, oder sogar noch häufiger. Es war so lächerlich groß, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder schreiend wegrennen sollte. Ich entschied mich ein paar Schritte näher an den Schreibtisch zu treten, an dem Igarashi mit selbstgefälliger Miene saß. Erst jetzt registrierte ich, was da vor ihm lag. Unterlagen. Schlagartig beschlich mich eine üble Vorahnung…

„Hime Hiya, Stipendiaten, sechzehn Jahre jung“, begann er mit einem gefährlichen Unterton aufzuzählen, bei dem sich meine Nackenhaare sträubten. Kapitulieren würde ich nicht, ganz gleich welche oder wie viele Informationen er meiner Schulakte entnahm, die da vor ihm lag.

„Stipendiaten haben den Vorteil, dass sie sich die Aufnahme an diesem Institut selbst verdient haben. Basierend auf ihren Leistungen!“, entfuhr es mir unwillkürlich energisch, um dem direkt entgegenzuwirken. Falls er beabsichtigte diesen Umstand als Argument gegen mich anzubringen. Nein, ich hatte es schon wieder getan. Mein loses Mundwerk konnte aber auch lästig sein. Finster lachte Igarashi in sich hinein.

„Tatsächlich? Interessant... Wirklich imponierend, was sich jemand traut, der die Spielregeln noch nicht kennt“, gab er mindestens ebenso dreist zurück.

„Welche Spielregeln? Für eine Schule?“, zweifelte ich perplex. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl. Bedauerlicherweise nicht von seinem hohen Ross. Es musste ihm wahnsinnig gut gefallen in mehrfacher Hinsicht größer zu sein als ich.

„Mädchen wie dich kenne ich“, verkündete er herablassend.

„Du kennst mich überhaupt NICHT, Igarashi!“, widersprach ich ihm mit verengtem Blick. Das tat er wirklich nicht. Okay, mein Glück. Wenn ich mich jetzt an meinen ersten Tag im Maid Latte erinnerte, daran hätte dieser reiche Schnösel mit Sicherheit seine helle Freude gehabt. Allerdings würde ich den Teufel tun ihm das auf die Nase zu binden. Er wusste rein gar nichts von mir.

Der feine Schulsprecher hatte nicht die leiseste Ahnung von meinem Leben oder davon, wer ich war. Dafür musterte er mich jedoch abfällig. Seine Arroganz war einfach nur ätzend. Aber irgendwie auch einschüchternd. Nur das durfte man bissigen Hunden eben nicht zeigen.

„Was unterscheidet dich denn von anderen Mädchen? Was hebt dich von diesen geldgierigen, langweiligen Weibern ab, die allesamt käuflich sind?“, wollte er herablassend wissen, was er nicht nur auf mich bezog, sondern offenbar auf alle weiblichen Geschöpfe dieses Planeten. Meine Pupillen weiteten sich bei so viel Feindseligkeit.

„Ist es nicht so, dass du dieses Stipendium ohne zu zögern angenommen hast? Du bekommst hier alles von dieser Fakultät bezahlt und behauptest dennoch, dass ich dich nicht kenne? Dich oder deine gierigen Motive?“, fuhr er unbeirrt fort. Damit ging er eindeutig zu weit. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Für wen hielt er sich eigentlich? Ging er etwa mit allen Frauen so um?

„Daran ist nichts ungewöhnlich oder verwerflich. Schließlich habe ich mir dieses Stipendium hart erarbeitet und verdiene es. Und wenn du schon meine Akte so gründlich untersucht hast, wirst du mit Sicherheit festgestellt haben, dass sich die Mühe gelohnt hat und ich meine Leistungen trotz des enormen Pensums problemlos halten kann“, setzte ich trotzig entgegen. Vielleicht ließen sich die anderen Schüler von ihm unterbuttern, ich tat es nicht. Ganz gleich ob meine Worte ihn nur noch wütender machten. Schließlich hatte ich ein Recht auf meine eigene Meinung. Anstatt jedoch vor Zorn zu explodieren, lachte er einfach ungehalten los, sodass ich ihn erstaunt anstarrte.

„Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich deinen Mut bewundern sollte, oder deine Dummheit“, lachte er, sobald er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. War das etwa eine Drohung? Nein, das war eindeutig mehr als das. Es klang sogar ganz nach einem Versprechen. Finster starrte ich mein Gegenüber an. Oder eben so düster wie ich konnte. Darin war ich noch nie besonders gut gewesen.

„Dafür dass du zu spät gekommen bist, wirst du eine Woche lang den Laufburschen für den Schülerrat spielen“, verkündete Igarashi mein Urteil.

„Wie bitte? Die Drecksarbeit für euch erledigen? Vergiss es!“, widersprach ich zischend. Lieber Klappe halten, Hime. Damit machte ich es nur noch schlimmer. Allerdings war es für diese Einsicht längst zu spät. Tora Igarashi grinste süffisant.

„Für deine Frechheit gibt es sechs weitere Wochen“, verkündete er grinsend, „Und es werden nur noch mehr, solange du dich widersetzt, Hime. Nur ein Wort von mir genügt und du fliegst hochkant von dieser Schule. Das ist die Macht, über die die Familie Igarashi verfügt.“

Mit einer Drohung dieses Kalibers hatte ich nicht gerechnet. Obschon ich seine Worte keine Sekunde lang anzweifelte. Traurig genug, dass wir in einer Welt lebten, in der es möglich war. Ich schäumte vor Wut, wollte es allerdings nicht noch schlimmer machen. Hier war alles möglich. Besonders bei dem Sohn einer einflussreichen Familie wie der seinen. Der Konzern der Igarashis war weltbekannt und soweit ich wusste investierten sie auch sehr viel in die Miyabigaoka. Folglich hatten sie hier einiges zu melden. Vermutlich sogar noch mehr als die Schulbehörde.

Ich dachte an meine arme, kranke Mutter und biss mir auf die Zunge, um mir eine weitere spitze Bemerkung zu verkneifen. Wenn ich ihr zusätzlichen Ärger bereitete – ich, die eigentlich eine Stütze für sie sein sollte -, dann war das nicht sehr fortschrittlich für ihre Genesung. Also schluckte ich jeglichen Kommentar einfach runter und nickte nur stumm. Alles andere hätte dazu geführt, dass ich ausgerastet wäre. Voller Selbstgefälligkeit lächelte der arrogante Schulsprecher.

„Du beginnst morgen früh und hast dich in jeder Pause und nach Schulschluss hier einzufinden. Jetzt kannst du gehen“, mit einer scheuchenden Handbewegung entließ er mich. Als interessiere er sich plötzlich nicht mehr für mich. Rückwärts ging ich zur Tür, weil ich wusste, dass man einem bissigen Hund wie ihm niemals den Rücken kehren durfte, was er mit Sicherheit registrierte. Dabei hätte ich ihn besser mit einem blutrünstigen Tiger vergleichen sollen. Nur raus hier! Ganz schnell!
 

Im Maid Latte wurde ich mir der Ironie des Schicksals bewusst. Während ich in dem niedlichen Kostüm des Cafés arbeitete, schoss mir dieser Gedanke unweigerlich durch den Kopf. Schon komisch, ich wollte so wenig wie möglich auffallen und hatte mir einen gewaltigen Brocken eingefangen, der mich zudem auch noch bei der Arbeit behinderte. Insgesamt gingen mir während dieser Schicht zwei Tassen zu Bruch, weil ich daran dachte, wie negativ Igarashi meinen Werdegang beeinflussen konnte – blieb nur noch zu hoffen, dass er schnell das Interesse daran verlor mich zu terrorisieren. Satsuki sah meinen Missgeschicken mit viel Verständnis entgegen, doch die Blicke der anderen Maids, insbesondere von Honoka, sprachen Bände, was ich möglichst zu ignorieren versuchte.

Misa kam an diesem Tag etwas später als am Tag zuvor. Mit ihr an der Seite ging mir die Arbeit wesentlich einfacherer von der Hand. Anstatt meinen tristen Gedanken nachzuhängen, versuchte ich mich auf die Gäste zu konzentrieren. Aber wann immer ein neuer Gast das Café betrat, hatte ich Igarashis herablassende Miene vor Augen. Dieses Bild musste ich irgendwie abschütteln. Jedenfalls fiel es mir heute schwerer meinen Text zu sagen als an meinem allerersten Arbeitstag. Dabei hatte es gut angefangen. Jedes Mal sobald die Türglocke ertönte, zuckte ich leicht zusammen, weil ich fürchtete, man wäre mir auf die Schliche gekommen. Das war doch dumm! Ich hatte heute zum ersten Mal mit dem Schulsprecher der Miyabigaoka gesprochen – okay, ich hatte mich mit ihm angelegt – und hatte schon Angst davor, was geschah, sollte er mein kleines Geheimnis aufdecken. Ha ha, wie nett! Als die Tür sich erneut öffnete, begrüßte ich den nächsten Gast entsprechend. „Willkommen, schön dass Sie da sind“, verkündete ich mit einem lieblichen Lächeln – Satsuki fand, dass ich das gut drauf hatte. Der Junge nickte nur schweigend, ging geradewegs an mir vorbei und setzte sich an einen Tisch. Anscheinend kannte er sich hier noch besser aus als ich.

Satsuki hatte gemeint ich könnte nichts dafür, dass ich die Stammgäste noch nicht kannte, da ich ja noch neu war. Aber es war mir trotzdem peinlich so wenig zu wissen. Doch die Show musste weiter gehen – oder in diesem Fall eher das Geschäft. Deshalb folgte ich dem blonden Jungen an den Tisch, um seine Bestellung aufzunehmen. Wobei mir auffiel, dass er ziemlich gutaussehend war.

„Was darf ich Ihnen heute bringen?“, wollte ich mit einem freundlichen Lächeln wissen. Aber er blieb so teilnahmslos, dass es mich fast schon aufregte. Nicht weil ich eine andere Reaktion erwartet hätte, sondern weil ich seine mangelnde Erwiderung nahezu unfreundlich fand. Monoton nannte er seine Bestellung und schien tatsächlich häufiger hier zu sein, da er nicht einmal eine Speisekarte benötigte. Als ich ihm seinen georderten Eisbecher an den Tisch brachte, bemerkte ich, dass Misaki bei ihm stand. Ob ich einfach hingehen sollte? Natürlich... schließlich war er ja Gast und hatte etwas bei mir bestellt.

„Du sollst doch nicht so oft herkommen, Usui!“, hörte ich Misa gerade tadeln. Klang sie irgendwie aufgeregt, wenn nicht sogar verärgert? Anscheinend kannten sie sich bereits. Natürlich taten sie das, wenn es sich um einen Stammgast handelte. Doch irgendetwas verriet mir, dass wesentlich mehr dahinter stecken musste.

„Aber ich hatte so eine Sehnsucht nach dir, Misa“, verkündete er halb spöttisch, worauf Misa sofort eine liebliche Röte ins Gesicht stieg, die ihr gut stand. Auch wenn es ihr nicht ähnlich sah. Das brachte mich unweigerlich zum Lächeln. Trotzdem beschloss ich sie zu unterbrechen, indem ich den Eisbecher vor ihm auf dem Tisch abstellte.

„Hier ist Ihre Bestellung“, verkündete ich freundlich und wollte mich gerade zum Gehen abwenden, um die beiden wieder allein zu lassen, als Misa sich räusperte.

„Warte bitte einen Augenblick, ich stelle euch einander vor. Also das ist Hime unsere neue Maid“, wandte sie sich an den Jungen, der seinen Löffel in das Eis steckte und aß als würde ihn nichts anderes interessieren. „Und den da darfst du perverses Alien nennen. Das ist er nämlich“, erklärte Misa matt und fuchtelte wie wild mit den Armen umher. Diese Unsicherheit war zwar für sie sehr ungewöhnlich, stand ihr aber ganz gut zu Gesicht.

„Steht das auch in deinem Ausweis?“, konterte ich. Noch immer aß er unbeteiligt sein Eis.

„Na ja, eigentlich heißt er Takumi Usui“, seufzte Misa geradezu ergeben.

„Seid ihr etwa ein Paar?“, erkundigte ich mich neugierig, worauf dieser Usui endlich von seiner Süßspeise aufblickte. Misa hingegen wurde noch panischer.

„Nein, nein! Absolut nicht! Wir kennen uns nur zufällig, und er ist nur rein zufällig ein perverses Alien, das immer im unpassenden Moment auftaucht!“, wehrte sie energisch ab. Für meinen Geschmack ein wenig zu heftig.

„Ich bin ihr Stalker“, erklärte Usui mit matter Stimme, worauf ich losprusten musste.

Eigentlich waren Stalker nicht gerade witzig. Erst recht nicht, wenn man bedachte, dass meine Mutter und ich sozusagen unsere eigenen Stalker hatten, vor denen wir uns versteckten, die es allerdings nur auf Geld abgesehen hatten. Mal abgesehen von einer Ausnahme vielleicht.

Doch irgendwie waren Misaki und er das perfekte Paar. Und das musste etwas heißen, wenn sogar ich das dachte. Ich, die so etwas eigentlich nicht interessierte.

„Nett dich kennenzulernen, Stalker-Alien-Usui. Aber ich mach mich trotzdem besser wieder an die Arbeit“, wandte ich mich an Misa, die noch immer schmollte. Ich wollte nicht, dass irgendjemand dachte ich würde trödeln oder faulenzen. Frei war mein Kopf allerdings noch lange nicht, aber diese Begegnung mit Usui und Misaki hatte mich wirklich etwas aufgeheitert und abgelenkt. Jetzt konnte ich auch neuen Mut fassen, was mein kleines Problem in der Schule betraf. Nur dass es leider alles andere als winzig war.
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Hime jetzt tatsächlich ein ernsthaftes Problem hat? Was denkt ihr? Komplett anzeigen

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