Teil 4 (der verschollene)
Nach nur einer Stunde an der Rennbahn. Hitomi machte gerade ihre Aufwärmübungen, während Yosho nur am Rand der Ascherbahn stand und interessiert anschaute. "Dir gefällt meine Laufmontur?" "Ja, so etwas sieht man nicht oft und besonders nicht in dieser Zusammenstellung." Er deutet auf ihre viel zu enge und ebenso kurze schwarze Laufhose und ihr noch engeres Lauftop, das gerade noch so die ebenso wichtigen Stellen bedeckte um Peinlichkeiten beim Laufen zu vermeiden. "Entsteht etwa der geringste Luftwiderstand, wenn man so halbnackt läuft?" "Vielleicht will ich dich auch nur einfach ablenken und so einfacher gewinnen," "Nette Idee."
Er unterstrich seinen unmöglichen Ton mit einer ebenso unmöglichen Grimasse.
"Oh, es wird schon dunkel, möchtest du immer noch laufen?" "Yosho, wer von uns beiden wollte denn nun laufen, du oder ich? Ich bin allzeit bereit, egal bei welchem Wetter oder welcher Tageszeit." "Werd bloß nicht übermütig. Welche Bahn möchtest du eigentlich nehmen? Die innere oder äußere?" "Ich nehm' gern die äußere." "Gut, dann sollten wir jetzt an den Start gehen ,oder?" Sie nickte nur. "Wie weit laufen wir eigentlich?" "Wie wär's am Anfang mit 100 Metern?" Er nickte.
Sie gingen zum Start, Yosho an der inneren Bahn, und sie an der äußeren Bahn.
Sie blickten sich gegenseitig an und nickten.( Das war das Zeichen zum Start) Beide hoben ihre Beine und winkelten ihre Arme an. Sie legten rasch an Tempo zu, so dass sie vergaßen, dass sie nur eine relativ kurze Strecke laufen wollten. Für nur kurze Zeit gewann Hitomi so an Tempo, dass sie kurz führte, aber Yosho holte rasch wieder auf. Sie erreichten gerade gleichzeitig die 150 Meter-Marke, als sie Zuschauer bekamen.
Sie stoppten ruckartig. "Warum hört ihr denn schon auf? Wir wollten euch doch nur zu sehen!" "Amano, was machst du denn hier?""Yukari und ich waren gerade im Park als wir euch gesehen haben." "Lügner, das ist unmöglich! Yosho, hast du das etwa mit ihm abgemacht?" Sie wandte ihr wütendes Gesicht in Yoshos Richtung."Ja."
"Wir haben jetzt aber kein eindeutiges Ergebnis." Amono kam auf sie zu Yukari befand sich weit hinter ihm. "Das war großartig! Ihr seid absolut gleich starke Gegner. Das ist erstaunlich bei dem Niveau." " Das heißt, dass wir nur Gleichstand erreicht haben?" "Das scheint mir so." Yosho nickte ihr zu. "Also keine Entscheidung oder möchtest du noch einmal laufen?" "Nein, aber wir können ja mal im Kendo gegeneinander antreten." "Du kannst Kendo? Du als Mädchen?" Inzwischen war auch Yukari eingetroffen und gesellte sich zu der kleinen Truppe. "Sie hat vor zwei Jahren angefangen, wusstest du das nicht?" "Das hat mir ja niemand erzählt." "Du hättest fragen können." "Aber woher hätte ich, denn das wissen sollen?"
Es waren schon einige Minuten vergangen, als sie ihre Sachen packten und aufbrachen. "Hitomi, soll ich dich nach Hause begleiten? In dem Aufzug kannst du hier nicht alleine rumlaufen." "Du musst, dann aber doch auch allein nach Hause gehen. Wie wäre es wenn du einfach bei mir übernachtest?" "Hitomi, ich muss auch alleine nach Hause gehen. Kann ich nicht auch bei dir übernachten?" "Yosho, du Perversling. Vergiss es!" Sie hob ihre Hand und verpasste ihm eine kräftige Kopfnuss. "Puh, wenn du nicht willst dann geh' ich eben zu Amano." "Wie alt ist er? Zwanzig oder zwei? Er benimmt sich wie ein Kindergartenkind. Aber sogar die benehmen sich besser!" Drohend hob sie ihre zusammengeballte Faust in Richtung Yosho. "Hitomi, beruhig' dich, das bringt doch nichts." Sie klopfte beruhigend auf Hitomis Schulter. "Du hast mir noch nicht geantwortet, wir wurden ja unterbrochen."
"In Ordnung. Kann ich ja mal wieder machen. Dann sind wir beide auch mal zur Abwechslung alleine ohne die beiden Jungs." Sie blickt rasch nach rechts, zu Yosho und Amano. "Können wir noch mal zum Park gehen, ich muss dort dringend hin." "Warum?" "Keine Ahnung, aber ich spüre, dass etwas Wichtiges passieren wird." "Du bist aber geheimnisvoll, hattest du etwa eine Vision?" "Yukari, so etwas hatte ich lange nicht mehr. Es ist eher ein unangenehmes Gefühl, dass ich etwas sehr Bedeutendes verpasse, wenn ich jetzt nicht in den Park gehe." Yukari nickte. "Du und deine Vorahnungen. Dann kann ich ja wohl nichts anderes machen.
Jungs, wir verabschieden uns. Wir gehen heute den kürzeren Weg durch den Park." "Können wir nicht mitkommen?" "Das ist doch nur ein Umweg für euch! Wiedersehen bis morgen!" Sie winkten den beiden hinter und schlugen nun den Trampelpfad von der Straße in den Park ein. "Gehen wir zu deiner Bank?" Sie nickte. "Sie ist dort hinten unter dem großem Gingko am anderen Ende ." Sie liefen an mehren verliebten Pärchen vorbei, die sich verlegen anblickten und ihre Hände ineinander verschränkt hatten. "Bei dem Anblick fühl mich einsam ohne Amano." "Hallo, fang' bitte nicht so an." "Hätt' ich ihm doch richtig auf Wiedersehen gesagt, was er jetzt wohl denkt?" "Yukari, er liebt dich , er wird nichts Schlimmes von dir denken." "Oh mein Handy klingelt. Entschuldige kurz." "Und wer ist dran? Lass mich raten Amano?" "Nein," eine kurze Pause folgte "Es ist Yosho. Er möchte mit dir sprechen."
"Hitomi, du hast dich gar nicht verabschiedet." "Es ist dir das so wichtig, dass du mich nur eine Minute nachdem wir uns getrennt haben, sofort anrufen musst. Dann möchte ich dir jetzt kurz und knapp, auf Wiedersehen sagen." "Ist das ein endgültiger Abschiedsgruß?" "Was meinst du damit?" "Ich habe das Gefühl, dass etwas passieren wird." Er begann sehr undeutlich zu sprechen. "Ich denke, dass ich dich in nächster Zeit nicht mehr sehen werde." "Yosho, hör auf so zu nuscheln! Du hast angerufen und nun möchte ich dich auch verstehen." "Ich hab' gesagt, dass ich dich vermissen werde." "Vermissen?" "Ja, Yukari hat mir von deinem Freund erzählt. Ich hab' anfangs gedacht, dass ich dazu bringen könnte ihn zu vergessen, aber du scheinst es nicht zu tun." "Ich weiß nicht von wem du sprichst." "Verstell' dich nicht, das weißt du ganz genau." "Warum hast du überhaupt angerufen?" "Wie gesagt ich hab' das Gefühl, dass du heute zu ihm zurück kehren wirst." Dann folgte totale Stille. "Er hat aufgelegt! Was erlaubt der sich! Erst tut er so geheimnisvoll und am Ende legt er einfach auf." "Was hat er denn gesagt? Es muss doch einen Grund geben." "Na von wegen, er wird mich vermissen und dann noch indirekt, er wird nichts dagegen haben wenn ich zu Van zurückkehre. Sag' mal warum hast du ihm von Van erzählt und überhaupt wieviel?" "Er hat mich mal gefragt, ob du einen Freund hast." " Was hast du ihm denn erzählt?" "Ich hab' gesagt, dass du indirekt einen Freund hast, der weit entfernt von dir lebt." "Warum hast du ihm das erzählt?" "Wie gesagt, er hat gefragt und dann antwortet man doch! Und überhaupt es ist besser wenn du deinem Van nicht nachtrauerst, sondern dein eigenes Leben lebst und ihn in guten Erinnerungen behältst." "So denkst du also." Sie wandte ihren Blick von Yukaris Gesicht auf den Vollmond. "Ich habe doch versuchst ihn zu vergessen, aber es ging nicht." "Vielleicht ist es besser wenn du ihn nicht vergisst sondern wie gesagt ihn einfach in guten Erinnerungen behältst." Hitomi nickte resignierend. "Das ist wahrscheinlich wirklich besser. Wollen wir nach Hause gehen? Mir wird kalt" <Und ich möchte mich nicht mehr über Van unterhalten> "Na in dem Aufzug, ist es ja kein Wunder." Sie deutete auf Hitomis schwarzen Sportdress. Yukari erhob sich gerade von der schmalen Bank, als plötzlich wie aus dem Nichts eine helle blendende Lichtsäule erschien.
In ihrem Innern befand sich ein junger Mann, der Hitomi an den Handgelenken packte und mit sich zog. Er blickte sie lächelnd an und sagte kurz und knapp: "Komm' mit."
Doch wie erhofft, erfasste die Lichtsäule nicht nur Hitomi, sondern auch Yukari.
Die Lichtsäule trug die beiden Mädchen und den jungen Mann in eine weit, weit entfernte Welt.
