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Kein Ende in Sicht

von

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Sie stand dem Wesen immer noch gegenüber. Sie hatte leichte Schürfungen durch seine Krallen erlitten. Die Wunden brannten leicht, sie wagte es aber nicht sich zu bewegen. Zu groß war ihre Furcht. Das Wesen blickte sie mit seinen stumpfglänzenden, kleinen, dummen Augen an.

Seine Nüstern bewegten sich. Es witterte sie, ihr Fleisch, ihr Blut.

Ihr wurde schwindlig, wenn sie jetzt ohnmächtig werden würde, wäre alles verloren und sie wäre diesem schrecklichem Wesen ausgeliefert.

Plötzliche Sinneseindrücke erdrückten sie förmlich. Sie roch den abstoßenden, leicht fischigen Gestank seines Körpers. Sie sah seine weißen Haare, die unordentlich im Wind wehten in einem hellem grellen Licht, der Mond schien nur auf sie zu scheinen.

Das Wesen hob gerade seine Krallen und schnupperte an ihnen. Es richtete sich sofort wieder an Hitomi und starrte sie mit, soweit sie es erkennen konnte, zusammengekniffenen Augen an.

Es hatte sich ihren Geruch gemerkt.

Sie blickte sich um. Wo waren nur Van und Runa? Sie müssen ihr doch helfen.

Doch sie erblickte keinen Einzelnen von ihnen. Sie waren verschwunden oder hatte sie sich von ihnen entfernt?

Die Dunkelheit hatte sich verstärkt. Es schien ihr als wenn nie wieder etwas ihr Herz erweichen könnte. Kein Gefühl würde sie je erreichen, außer dieser Furcht vor diesem Wesen. Warum zögerte es? Es witterte immer noch. Es stand bewegungslos vor ihr auf dieser schwarzen Ebene. Sie sah nichts außer dem Wesen und der Dunkelheit. Der Wald war vollständig verschwunden, sie erblickte nur dieses abstoßende Wesen, es bleckte seine Zähne und angeeckelt konnte sie eine deutliche gelben, leicht dunkle Färbung auf ihnen erkennen.

Es tat einige schwerfällige Schritte in ihre Richtung. Die Erde bebte unter seinem Gewicht, es hinterließ tiefe Fußabdrücke in dem lockerem Boden.

Sie konnte sich immer noch nicht bewegen und blieb wie versteinert stehen. Sie blickte das Wesen verzweifelt mit Tränen in den Augen an.
 

"Majestät," "Ja? Sprich zu mir." "Sie werden geprüft, so wie Ihr es befohlen habt." "Gut." Sie trat an ihr Fenster.

Die Nacht war gerade heran gebrochen und eine kleine Kerze erleuchtete das übergroße, dunkle Zimmer.

"Majestät?" Sie drehte sich ungeduldig zu ihrer Untergebenen um. "Was ist? Du kannst dir die Förmlichkeiten schenken, sprich einfach." "Aber Majestät," "Sprich einfach. Ich kann nicht ewig warten, auch wenn es mir manchmal so vorkommt." Traurig wandte sie sich um und schaute aus ihrem Fenster.

"Majestät, was wünscht Ihr mit ihnen zu machen, wenn sie die Prüfung bestehen?" Sie drehte sich um und blickte ihr fest in ihr Gesicht. "Frag' noch einmal, wenn es so weit ist." Ihre Augen blitzten in der Dunkelheit.
 

Sie öffnete ihren Mund erneut. Wenn sie doch nur schreien könnte, es würde etwas ändern. Sie könnte sich von dieser schrecklichen Dimension befreien oder einfach nur Hilfe holen.

Das Wesen hatte sich in den letzten Minuten nicht gerührt. Es starrte sie immer wieder an.

Sie schloß ihre Augen erneut, wenn es doch nur etwas bringen würde.

Wenn doch wenigstens diese Ungewissheit beseitigt werden würde. Dann wüsste sie wenigstens, was mit ihr passieren sollte. Sie wollte wissen, ob es sie nun angreifen würde oder nicht. Es sollte nicht einfach nur vor ihr stehen bleiben und sie verwundert anblinzeln.

Es sollte sie jetzt angreifen, auf der Stelle oder es sollte es ganz sein lassen. Wie auf Geheiß stürzte es auf und zückte seine Krallen. Es kam ihr immer näher, sie konnte deutlich das Klappern seiner ungeduldigen, schweren Krallen hören.

Stoß einfach zu, dann wäre alles erledigt. Mach es. Wenn ich schon sterben soll, dann jetzt. Mutig richtete sie sich auf und blickte dem Monster stolz entgegen. Sie konnte den nahenden Tod spüren. Ja, jetzt, sie würde von dieser Ungewissheit erlöst werden.

Ein Gefühl von stärkstem Glück überschwemmte sie. Eine grelle Lichtquelle schoß aus dem Boden. Sie erhellte die bisher unüberwindbare Dunkelheit. Die Dunkelheit, die sie dazu gebracht hatte solche Sachen zu denken löste sich auf und verschwand in einer noch nicht erhellten Ecke dieser Ecke.

Sie erblickte Van, ihren Van wie er völlig verwirrt in ihre Richtung schaute und sie fragend an blickte. Sie schrie ihm entgegen: "Vernichte dieses Wesen! Es hat diese Ebene erschaffen. Wir kommen hier nicht raus, wenn du es nicht erledigst!" Er schaute sie noch kurz ein wenig verwirrt an. Entschlossen sprang er dem Wesen entgegen, das sich schützend eine seiner Pranken vor sein unansehnliches Gesicht hielt, diese ungewohnte Helligkeit, ja dieses Licht überhaupt, diese Hoffnung, die dabei mitschwang, irritierten es. In dieser ungewohnten Umgebung war es seinem Eindringling, Van, hoffnungslos unterlegen.

Es verlor seine Kräfte, sie strömten aus seinem Körper. Van tastete automatisch an seine Hüfte, er hatte vergessen, dass er sein Schwert schon vor Jahren abgelegt hatte. Er konnte seinen Sprung gerade noch bremsen, wenn er jetzt doch nur sein Schwert bei sich hätte. Wenn. Ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit durchströmte ihn.

Er dachte angestrengt an sein Schwert, wenn er es nur bei sich hätte.

Bei diesem letzem Gedanken, erschien plötzlich ein weitere, aber viel kleinere Lichtsäule und sein Schwert, das er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte lag vor ihm, als wenn er es gerade eben erst aus seinen Händen gegeben hätte.

Van beugte sich und griff nach ihm.

Das Wesen atmete immer schwerer, die Dunkelheit löste sich buchstäblich auf.

Es verlor seine Energiequelle, es brauchte die Nacht, die Dunkelheit, die Furcht.

Van musste es erledigen jetzt, es hatte Hitomi verletzt. Es musste büssen.

Er sprang dem Unwesen mit einem kraftvollem Kampfschrei entgegen um es nun endlich zu erledigen. Er schloss seine Augen und spürte wie er immer höher sprang. Ein deutliches Ratschen ertönte, sein Hemd zerriss. Seine unschuldigen, weißen Flügel breiteten sich wie von selbst aus.

Er wollte es gar nicht, er hatte sie bisher noch nie in einem Kampf benutzt.

Es musste einmal passieren.

Er hatte die Höhe von dem was er für den Bauch dieser Kreatur hielt, erreicht. Er winkelte sein Schwert an und stieß kraftvoll zu.

Es gab einen schmerzvollen, verzweifelten Schrei von sich. Blut spritzte ihm entgegen und traf seine Flügel, seine weißen, unschuldig wirkenden Flügel.

Das Wesen schwankte, es verlor seinen Halt. Es fiel und richtete sich nicht mehr auf.

Es war nach nur so kurzer Zeit besiegt. Es schien ihm zu einfach zu sein. Es musste eine Falle sein. Er drehte sich mühelos in der Luft um und suchte Hitomi, seine Hitomi.

Obwohl der Raum mittlerweile grell erleuchtet war, konnte er sie erst nach einigen Sekunden erkennen, eine kleine, dunkle Gestalt in diesem endlos scheinendem Raum.

Er flog ihr entgegen, er sah, dass sich ihr hoffnungsloses Gesicht genau so wie der Raum erhellt hatte. Ihre Trostlosigkeit war verschwunden. Sie strahlte ihm entgegen. Sie lief ihm entgegen. Erschöpft ließ er sich auf den Boden gleiten. Sie lächelte ihm entgegen. "Wir können jetzt gehen, oder?" Er schloss seine Augen und nickte erschöpft.

Ein noch viel grelleres Licht, als das das den Raum erleuchtete, erschien. Es strömte eine unvergessliche und erlösende Hoffnung aus. Es erfasste sie sanft und trug sie weit weg von dieser schrecklichen Dimension.
 

Sie lag auf festem Boden, sie spürte jede Unebenheit.

Sie öffnete ihre Augen, war es nur ein Traum gewesen? Sie richtete sich mühsam auf und schaute sich um.

Sie war wieder an ihrem Rastplatz. Es hatte sich nichts verändert, es sah noch genau so aus.

Die Sonne schien nun schon seit Stunden, aber sie hatte sie erst jetzt bemerkt, so fest war ihr Schlaf gewesen. Sie blinzelte verschlafen in dem hellem Sonnenlicht. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. Das Lager fiel ihr sofort in die Augen.

Es schien als wenn nur sie die Nacht hier verbracht hätte.

Missmutig stellte sie sich an einen naheliegenden Baum, sie betrachtete ihn kurz, bis sie plötzlich mit einem deutlichem Schrecken, Einkerbungen in der Rinde erkannte. Panik durchflutete sie.

Es waren vier tiefe, deutlich sichtbare Kratzer, die zu dicht nebeneinander lagen um natürlichem Ursprungs zu sein.

Es war also doch kein Traum gewesen.

Sie hatte es doch so sehr gehofft.



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