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Loneliness

von

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Kapitel 6

Kapitel 6
 

Am späten Abend wachte Jun langsam wieder in dem Krankenzimmer auf, und wusste zunächst gar nicht, wo sie war. Erst als eine Krankenschwester sie fragte, wie sie sich fühlte, fiel ihr alles wieder ein. Sie konnte und wollte es immer noch nicht wahrhaben, dass ihr Freund nicht mehr lebte.

Demnach beantwortete sie die Frage der Schwester kurz und knapp und drehte sich zur Seite um ihre Tränen zu verstecken.
 

Die Schwester ging leise aus dem Zimmer, um dem Arzt zu sagen, dass Jun wieder auf wäre. Der sprach dann auch sofort mit der Internatsdirektorin und dem Vertrauenslehrer Bokensen, wobei sich der Bokensen eher zurückhielt. "Mrs. Livag? Mr Bokensen? Jun ist mittlerweile auf, aber ich denke nicht, dass sie irgendjemanden sehen will. Die Beruhigungstablette hat zwar über den ersten Schock hinweg geholfen, aber jetzt muss sie eben versuchen, mit dem ersten Gedanken klarzukommen."

"Die Ärmste, Sie tut mir so leid. Hatten die beiden ein enges Verhältnis zueinander?", fragte die Direktorin.

"Oh ja, so wie ich mitbekommen habe. Sie scheint mit ihm zusammen gewesen zu sein."

"Oh je. Ist ja noch schlimmer! Können wir sie denn mit ins Internat nehmen?"

"Ja, aber auf jeden Fall sollte sie zunächst nicht im Unterricht mitmachen und auch von ihren Mitschülern sollte sie am besten in Ruhe gelassen werden und auf keinen Fall sollten ihr Gespräche aufgezwungen werden. Sie als ihr Vertrauenslehrer, Mr. Bokensen, sollten sich natürlich schon immer bereit für ein Gespräch mit ihr bereit. halten."

"Ja, ist natürlich klar."

"Okay, gut. Dann können Sie schon wieder mit ihr zurück ins Internat gehen. Ich verschreibe ihr aber zur Sicherheit noch diese Beruhigungstabletten."

So gingen die beiden Lehrer zu Jun in das Krankenzimmer, während der Arzt eine Packung Beruhigungstabletten für Jun holte.
 

Wenige Minuten später saß Jun wie hypnotisiert auf der Rückbank des Wagens und starrte aus dem Fenster hinaus. Man bekam aber nicht den Eindruck, als ob sie die Landschaft beobachten würde. Ihr Blick war regelrecht leer, aber glasig von den vielen Tränen, den Tränenströmen die ohne irgendwelche Laute ihre Wangen herunter liefen.
 

Einige Tage später ging es Jun noch genauso schlecht. Sie blickte apathisch in der Gegend herum, lag auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und zu Gesprächen mit ihren Mitbewohnern, den Vertrauenslehrern oder gar ihrer Freundin Miriél war sie nicht bereit. Manche machten sich schon richtige Sorgen um sie, weil man sie kaum noch zu Gesicht bekam, nicht einmal zu den Essenszeiten. Es kam auch immer öfter vor, dass sie den ganzen Tag auf ihrem Zimmer oder am See verbrachte. Das einzige was sie in der Zeit noch in den Magen bekam waren die Beruhigungstabletten, von denen sie täglich gut 5 Stück nahm und das Glas Wasser dazu.
 

Es war wieder mal so ein Tag, an dem sie ihre gesamte Umgebung vergaß. Nach den Unterrichtsstunden versuchten Jean und Marc mit ihr mal zu reden, um ihr ein paar Arbeitsblätter zu geben. Aber das endete nur in einem lautstarken Anschreien von Jun.
 

Am Nachmittag saßen die beiden Jungs dann zusammen am See und beobachteten aus der Ferne Jun, die die Beine angezogen und ihren Kopf darauf legend wie immer interesselos auf das Wasser blickte.

"Ich würd ihr gerne helfen. Sie tut mir echt so wahnsinnig leid.", gab Jean leise zu.

"Na toll... Sie lässt ja niemanden an sich heran. Was genau ist denn da vor den 2 Wochen passiert? Mittlerweile dürfte sie doch wieder ansprechbar sein."

"Ist sie aber wohl nicht..."

"Dann soll sie mir doch egal sein. Sicher, sie ist eigentlich ein nettes Girl, aber mehr als Hilfe anbieten kann man auch nicht."

"Mensch Marc! Guck sie doch mal an! Ich weiß zwar nicht, was du siehst, aber ich seh da ein kleines, sonst wirklich hübsches Mädchen, das zurzeit aber leider nur einem Häufchen Elend gleich sieht, aber trotzdem unbedingt Hilfe braucht. Sag bloß du merkst nicht auch, dass immer weniger an ihr dran ist."

"Doch, ich sehs schon! Aber wenn du ihr unbedingt helfen willst, dann gib mir mal nen Tipp wie. Sie lässt ja niemanden an sich ran."

"Ich weiß auch nichts. Oh mann... Meinst du die Livag sagt uns mal, was mit ihr los ist?"
 

"Was soll mit wem los sein?", fragte plötzlich eine Stimme hinter den Jungs.

Jean und Marc drehten sich beide gleich um und erkannten Rachel und Jane hinter ihnen.

"Oh, Rachel, Jane! Wir machen uns Gedanken über Jun. Guckt mal da rüber. Ihr geht's von Tag zu Tag mieser."

Rachel setzte sich neben die beiden Jungs und schaute in die Richtung, in die Jean ihr wies.

"Ich weiß. Aber die Livag erzählt uns auch nicht mehr. Deshalb wollten wir ja zu euch kommen. Ihr seid doch Schülersprecher. Habt ihr nicht ne Idee, wie wir ihr helfen können?"

Beide Jungs schüttelten bekümmert ihre Köpfe. "Nein... Wir wollten ihr heut nur paar Arbeitsblätter geben, die wir so bekommen haben, aber... Shit, was hat sie jetzt?? Schnell, guckt mal... Die geht ja ab..."
 

Die beiden Mädels und Jungs sprangen auf und rannten sofort zu ihr. Jun suchte aufgelöst nach ihren Tabletten, die sie gerade wieder nehmen wollte, aber weil sie so zitterte, sofort wieder verlor. Marc packte sie von hinten und versuchte sie zu beruhigen, aber Jun wurde vollkommen hysterisch und biss ihn fest in seine Hand, wobei ihr Fläschchen mit den Tabletten hinunter ins Wasser fiel.

Aufgebracht schrie sie laut wilde Beschimpfungen an Marc und die anderen hin. Dann versuchte Jean sie zu fassen und zu beruhigen. Jean hatte sie fester im Griff und so wurde aus ihrem Gekreische ein hysterisches Schluchzen und Weinen. Sie sackte dann runter auf den Boden und während Jean sie immer noch fest hielt und an sich drückte, wurde sie langsam wieder ruhiger.

Jean merkte das auch und ließ Jun langsam los, in der Angst, sie würde gleich wieder um sich schlagen. Aber dem war nicht so. Sie kippte eher um und Jean nahm sie dann vorsichtig fest in den Arm. Dann merkte er auch, dass ihr hysterisches Weinen zu einem ganz normalen wurde und flüsterte ihr leise zu:

"Ganz ruhig, Jun. Shhhhhh... Alles wird wieder gut. Du bist nicht alleine."
 

Da kamen dann auch 2 Lehrer, die sich sofort erkundigten, was mit Jun losgewesen ist.

Marc erklärte dann sofort: "Jun ist völlig ausgeflippt, weil sie ihre Tabletten nicht nehmen konnte. Aber Jean hat sie mittlerweile wieder beruhigt."

Der eine Lehrer, Bokensen, nickte ihm zu und trat dann an Jun heran. Er versuchte sie Jean abzunehmen, aber Jun begann schon wieder um sich zu schlagen. "Lassen sie mal, Herr Bokensen. Soll ich sie ins Krankenzimmer bringen?"

"Na, dich scheint sie ja anscheinend eher an sich heranzulassen. Ja, dann bring sie mal rauf ins Krankenzimmer."
 

Gesagt, getan. Jean nahm Jun auf den Arm und trug sie dann ins Krankenzimmer. Während ihr dann eine Beruhigungsspritze gegeben wurde, wegen der sie auch kurze Zeit später einschlief, saßen Marc und Jean und Rachel, Lynette und Amelie im Büro von der Livag und forderten endlich zu erfahren, was mit Jun los wäre, dass sie so hysterisch werden würde und fast schon ein "menschliches Wrack", wie die Gruppe sie schon nannte, wäre.

"Also gut... Ich denke jetzt ist man euch auf jeden Fall ne Erklärung schuldig. Dass es Jun so mies geht, konnte ja niemand ahnen. Aber bitte, es muss jetzt nicht in der ganzen Schule rumgehen, was mit ihr ist, ja? Sie hat es so schon schwer genug."
 

Wie im Chor versprachen die fünf, dass sie nichts sagen werden, bevor die Direktorin weiterfuhr: "Vor 2 Wochen ist ja die beste Freundin von ihr mit ihrer Schwester gekommen, um Jun mit ins Krankenhaus in den nächsten Ort zu nehmen, weil ein weiterer Freund von ihnen einen Autounfall auf dem Weg zu Jun hatte. Dieser junge Mann, der übrigens Jannik heißt, ist aber nicht nur so ein ziemlich guter Freund, Bekannter, von ihr, sondern Juns Freund, Partner-Freund, wenn ihr versteht was ich meine. Bei dem Unfall hatte er ziemlich starke innere Kopfverletzungen, denen er wenig später im Krankenhaus sogar erlag. Jun hatte zwar natürlich noch die Gelegenheit mit Jannik zu sprechen, aber weil dieser Jannik ihr so nahe stand, nimmt es sie ziemlich mit, dass er nun tot sein soll. Aber dass es gleich so schlimm ist, wussten wir ja auch nicht."
 

Die Reaktion ihrer Zuhörer waren alle dieselbe: Sie blickten sich wortlos und machten sich zum Teil Vorwürfe, was sie über Jun gesagt hatten.

"Oh mann... Und ich hab noch gesagt, die soll mal nicht so nen Aufstand machen...", bemerkte Marc zuerst.

"Du konntest ja nichts dafür, Marc! Hast ja wie die anderen auch nicht gewusst, was mit ihr los ist.", beruhigte ihn die Direktorin und nahm ihm die Schuldzuweisung.

"Ja schon... Aber trotzdem."

"Ich denke sie würde es dir verzeihen können. Bei dir muss ich mich übrigens bedanken, Jean. Du hast sie vorhin am Bootssteg ja wieder sehr gut unter Kontrolle gebracht."

Jean winkte nur ab. "Kein Problem! So wie sie drauf war, musste man ja einfach was tun, und sie tat mir auch schon so leid."

"Okay, ich denke das hat mal wieder gezeigt, was für ein guter Schülersprecher du bist. Aber jetzt, ich will euch ja nicht rauswerfen, aber ich müsste mit dem Krankenhaus noch reden, was wir mit Jun machen sollen. Noch mal können wir es uns nicht leistet, dass sie so nen Anfall bekommt."

"Ja, ist gut. Auf wiedersehen."
 

Dann gingen die 5 aus dem Büro und trennten sich gleich davor. Die Mädels gingen in ihr Zimmer, und die Jungs in den Aufenthaltsraum.
 

"Also wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich sagen, da steckt doch mehr dahinter, dass du Jun so beruhigen konntest neulich und auch nicht gleich aufgegeben hast, stimmt's Jean?", fragte Marc ihn einige Tage später, als sie wieder in dem Aufenthaltsraum saßen.

"Hey ey! Auf was für Ideen kommst du hier denn?"

"Na ich mein ja nur. Wenn du ihr was zuflüsterst, solltest halt aufpassen, dass es wir anderen nicht auch mitbekommen."

"Ich hab ihr nur geholfen. Du weißt ja selber wie mies es ihr da ging und dass sie fast vor nem Nervenzusammenbruch stand. Soll man die da einfach sich selber überlassen?"

"Oh oh! Gib's doch zu, du hast dich in das Mädel verknallt."

"Denk was du willst! Ich weiß auf jeden Fall, dass Jun eine gute Freundin ist und auch ziemlich nett, aber verknallt bin ich in Jun nicht und werd ich auch nicht so schnell. Wenn sie Hilfe braucht, oder jemanden zum zuhören, dann kann sie gerne zu mir kommen. Das hab ich ihr auch gesagt am nächsten Tag."
 

Dieses letzte Geständnis hätte Jean lieber nicht so laut sagen sollen, denn gerade in dem Moment wollte Jun in den Aufenthaltsraum, und bekam somit alles mit. In Tränen aufgelöst rannte sie wieder zurück in ihr Zimmer und weinte in ihr Kissen hinein. Auch wenn sie es sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wusste, oder sich gar Gedanken darüber machte, dass sie mehr für Jean emfpand. Sie spürte nur, dass das, was Jean zuvor gesagt hatte, sie verletzte.

Die nächste Zeit mied sie Jean deshalb sehr, zwar bedankte sie sich noch bei ihm für seine Hilfe, aber sonst wich sie ihm gegenüber immer aus. Sie hielt sich sowieso wieder weiter zurück, weil sie die ganze Zeit an Jannik, ihren Freund denken musste. Selbst ihre Zimmer-Mitbewohnerinnen kamen nicht mehr an sie heran. Sie fragten oft, was mit ihr los sei, aber als Antwort erhielten sie meistens immer dasselbe: Nichts ist! Und wenn, dann will ich darüber nicht reden.
 

Jun konnte schließlich erst 3 Monate nach dem Tod ihres Freundes wieder zum Unterricht gehen und sich auch gut darauf konzentrieren. Sie hatte es natürlich schon früher versucht, im Unterricht aufzupassen und danach ihre Hausaufgaben zu machen, aber da war sie erst recht so mit den Nerven am Ende, dass man sie meistens versuchte zu schonen.

Jetzt war sie aber größtenteils damit fertig geworden und konnte sich wieder auf schulisches konzentrieren. Der Einstieg für sie war allerdings ziemlich schwer, weil sie den in diesen 3 Monaten durchgenommenen Stoff nicht sofort auf Anhieb verstand. Sehr selten ließ sie sich dabei helfen und sich was erklären.

Eines hatte sie aber in den letzten 3 Monaten auch erkannt: Irgendwo schlugen in ihr doch paar Gefühle für den größten Mädchenschwarm des Internats: Jean. Wann immer es möglich war, ließ sie sich nun doch von ihm helfen, wobei sie auch immer gleich ihre Chance darin sah, einen Flirt mit ihm zu starten. Es kam aber auch nicht selten vor, dass sie sich von Marc helfen ließ und den über Jean ausquetschte. Jun wollte ja alles über Jean wissen. Sie wusste selbst nicht, wieso sie sich so hingezogen fühlte zu ihm. Letztendlich schrieb sie dies aber allein der Tatsache zu, dass er sich für sie interessierte, wie es ihr ging. Er war gut für sie, in seiner Nähe fühlte sie sich wohl und konnte ihren früheren Freund zwar nicht vergessen, aber kam zumindest damit klar. Sie wusste noch nicht, dass dabei wieder höhere Mächte wirkten.
 

Heute war wieder mal so ein Tag, an dem sie sich nicht unter Kontrolle hielt und während dem ganzen Unterricht zu Jean blickte und ihn beobachtete. Was ihr Englischlehrer über die amerikanische Geschichte, vor allem über die berühmten Bauwerke in der Hauptstadt erzählte, ging ihr hinten vorbei. Für sie zählte in dieser Stunde wieder mal nur Jean.

"... So, I ask you, when did the construction of the most famous building of our country start? And how do we call it? We had it in the last class. Could you give me the answer... Jun?"

Jun wurde durch diesen Aufruf brutal aus ihren Gedanken gerissen und alle Augen, selbst die von Jean, richteten sich auf sie, wodurch sie auf einen Schlag knallrot wurde. Jetzt noch eine Antwort abgeben, die sowieso die falsche sein würde, konnte sie sich jetzt ersparen.

Den Rest der Stunde über versteckte sie sich hinter ihrem Englischbuch und wünschte nur noch sehnlichst das Ende der Stunde, und den auch damit folgenden Schluss des gesamten Unterrichts dieses Tages.

Als es dann endlich klingelte, packte sie schleunigst ihre Sachen zusammen, und verschwand dann gleich in ihrem Zimmer.
 

Währenddessen trafen sich ihre Mitbewohnerinnen noch in dem Aufenthaltsraum, in den auch später die Clique von Jean und Marc kam. Die einzige, die noch halbwegs Jun verstehen konnte, war Rachel und teilte ihren Verdacht auch ihren Freundinnen mit: "Hey Mädels... Ich hab da schon so ne Ahnung, was mit Jun ist... Ihr ganzes verträumtes Verhalten deutet nur noch darauf hin, dass unsere Jun verliebt ist."

Überrascht wurde sie von allen Seiten angeblickt, als sie absetzte und schmunzelte, bevor sie fortfuhr: "Und ich denke, ich weiß auch in wen... In Jean!"

"Damit könntest du recht haben... Es deutet ja so ziemlich alles darauf hin und genug Kontakt hat sie ja zu ihm.", gab Jane nachdenklich dazu.

"Eben! Aber ich glaub auch, dass Jun bei Jean keine Chance hat, wie jede von uns Mädels hier... Nachdem er jetzt die 5 Monate mit Lauren zusammen war, legt er keinen großen Wert mehr auf ne Neue."
 

Und so redeten die 3 Mädels noch weiter über Jun und ihren wahrscheinlich heimlichen Schwarm Jean. Und irgendwann beschlossen sie auch, Jun etwas zu helfen, um Jeans Herz zu erobern.

"Eigentlich würde ich Jean ja selber für mich haben wollen, aber ich hab da noch weniger Chancen als Jun..."

"Tja, Jane... So isser halt... Aber was wollen wir sonst mit Jean machen?"

"Was ist mit Jean???", ertönte plötzlich eine ihnen vertraute Stimme vom Nebentisch: Marc hatte wohl ihr Gespräch mitbekommen.

Wie ertappt blickten sich die Mädchen mit hochroten Gesichtern um und stammelten: "Ähm... Nix nix Marc... Ist nicht wichtig."

Der aber stand auf, nahm einen Stuhl und setze sich an den Tisch der 3 Mädchen. "Ihr seht aber nicht so aus... Also los, nun sagt mal, was ihr wieder mit Jean habt... Der ist ja, wie ihr seht, eben weggegangen."
 

Rachel und Jane sahen sich schweigend an, während Amelie langsam begann: "Ähm... Ja.. Also, Jean hat dir ja bestimmt erzählt, was heut bei uns in Englisch los war, oder?"

Stirnrunzelnd antwortete Marc: "Ja, hat er... Seit wann träumt denn Jun schon wieder so während dem Unterricht? Sie ist doch eigentlich bekannt dafür, dass sie am besten aufpasst. Ich dachte sie könnte dem Unterrichtsgeschehen jetzt schon wieder relativ gut folgen?"

"Tja, kann sie ja eigentlich auch wieder, einigermaßen zumindest... Und genau deshalb fragten wir uns auch, was sie hat... Bis wir eben zu einer Erkenntnis kamen, das heißt Rachel kam eher darauf."

Als Marc Rachel dann anschaute, nahm sie das Wort und erwiderte: "Ja... Aber, Marc, wehe du sagst Jean was davon, oder sprichst gar Jun darauf an... Es ist nur eine Vermutung bis jetzt."

"Ja, okay... Ich versprechs euch... Ich schweige wie ein Grab."

"Danke... Also, ich glaube, Jun hat sich in Jean verliebt, aber der legt nicht gerade großen Wert drauf, eine neue Freundin zu bekommen. Lauren als seine letzte reicht ihm zurzeit vollkommen, stimmts?"

Marc schmunzelte und antwortete: "Ihr Mädels kommt ja echt auf alles Mögliche... Aber ich muss zugeben... Seit Jun ihren Zusammenbruch unten am See hatte und Jean sie so beruhigt hatte und ihr geholfen hat, denke ich auch, dass bei Jean mehr ist... Jun allerdings hab ich schon länger angemerkt, dass sie was von unserem lieben Jean will... Ihr wisst ja, dass ich ihr auch oft helfe, und da fragt sie mich meistens immer irgendwas über ihn..."

"Na dann brauchen die beiden nur nen kleinen Anstoß und der Rest geht dann von alleine.", grinste Jane.

"Ganz so einfach ist es nicht... Ich hab Jean mal darauf angesprochen, ob er was von Jun will, und da hat er das heftig abgewehrt und mir gesagt, er will überhaupt nichts von Jun. Sie ist eine gute Freundin für ihn und mehr nicht."

Rachel stand auf und überlegte ein paar Minuten... "Wie gut seit ihr Jungs eigentlich darin, jemanden zu verkuppeln, Marc?"

"Wenn's sein muss, klappt das auch bei uns mal. Wieso? Hast du jetzt vor, die beiden zu verkuppeln?"

"Ja, hab ich! Und ich denke zu viert werden wir das auch schaffen... Hoff ich zumindest."
 

Gesagt, getan. Ab diesem Tag dann versuchten sie Jun mit Jean zu verkuppeln... Aber dabei waren sie nicht erfolgreich... Jean wollte anscheinend wirklich nichts von Jun, oder sich gar verkuppeln lassen, oder - was die Mädels dachten - hatte nicht den Mut dazu, zu seinen Gefühlen zu stehen. Jun wollte dafür von ihm umso mehr... Dadurch, dass sie keine Chance bei Jean hatte, zog sie sich wieder mehr zurück und weinte meistens die ganze Nacht durch.
 

Dann kam alles anders. Ihre Klasse bekam einige Tage frei und die Schule gab den Schülern auch viele Möglichkeiten, die Tage ohne Langeweile zu überstehen. Jun hatte sich in eine Liste eingetragen, in der nicht viele waren. Jun war zwar seit Jahren nicht mehr geritten, aber dafür, um ihn Ruhe die 3 Tage verbringen könnte, wollte sie es gerne wieder anfangen.

Als die Gruppe, in der zu Juns Verwunderung auch Jean war, dann in den Reitstall kam, hatte es Jun gleich eine rundum weiße reinrassige Stute angetan. Norival war ihr Name. Jun nahm dann auch Norival für diese 3 Tage. Jean indessen wählte für sich ein völlig schwarzes Pferd aus.
 

Nachdem Jun sich am zweiten freien Tag ihre Reiterausrüstung angezogen hatte, stieg sie auf ihr Pferd und ritt gleich los. Anfangs blieb sie noch mit ihrer Gruppe zusammen, dann allerdings trennte sie sich in einem kleinen Waldstück von dieser und ritt im Galopp weiter am Waldrand entlang. Sie merkte nicht,

dass Jean hinter ihr herritt, zu diesem Zeitpunkt zumindest nicht.
 

Kurze Zeit später allerdings ritt sie über freies Gelände zu einem gegenüberliegenden Wald. Da merkte sie dann auch ihren Verfolger. Sie schrie zurück, er solle sie in Ruhe lassen und trieb ihre Stute immer schneller an. Jean machte sich schon Sorgen um Jun und versuchte mit ihr mitzuhalten, was ihm notdürftig auch gelang.

An einem Steinrutsch, der tief hinunter führte, aber scheute Norival plötzlich und Jun wurde abgeworfen. Sie fiel zuerst rücklings auf einen Stein, wodurch sie ihren Helm verlor und rutschte dann den Hang weiter hinunter. Jean beobachtete zuerst geschockt ihren Unfall, sprang von seinem Pferd und versuchte Jun sofort zu helfen. Von oben konnte er ihre Hand nicht erreichen und deshalb rutschte er vorsichtig neben Jun, um so mit ihr ganz runter zu kommen. An einem losen Stein, an dem Jun sich festhalten wollte, glitt sie aber ab und rutschte das letzte Stück runter auf den Boden, wieder mit ihrem Kopf auf einen Stein.

Jean, in dem mittlerweile auch schon Panik aufstieg, sprang das Stück zu Jun runter auf den Boden und stürzte gleich neben Jun. Dass er sich seinen Knöchel verstauchte, machte ihm recht wenig aus, er wollte jetzt nur noch Jun helfen. Er kniete sich sofort neben sie, nahm ihren Kopf vorsichtig auf seinen Schoß und stellte erleichtert fest, dass sie keine Kopfverletzung hatte, außer ein paar kleinen Schrammen. Allerdings war sie bewusstlos geworden. Jean versuchte sie mit Zureden wieder aufzuwecken, was ihm auch gleich gelang.

"Oh mann, Jun... Alles okay? Tut dir was weh?"

Jun schüttelte ihren Kopf und richtete sich langsam mit Jeans Hilfe wieder auf.

"Du machst mir echt Sachen, Jun. Wieso wolltest du denn vor mir weglaufen?"

"Ich weiß es nicht... Vielleicht, weil ich einfach keine Lust hatte, mit dir zu reden... Nachdem du mich in letzter Zeit schon so ignorierst."

"Hey, ich ignorier dich doch nicht..."
 

Dann folgten ein paar Minuten Stille. Das einzige, was zu hören war, war das Schnauben der beiden Pferde, die hoch über ihnen ab Abhang standen.

Jean blickte dann in Juns klare blaue Augen, und fragte leise: "Jun...? Stimmt es, dass du dich in mich verliebt hast?"

An ihrem Rotwerden und ihrem nachfolgendem Schweigen, konnte er sich die Antwort dann schon denken... Daher nahm er Jun etwas zurückhaltend in die Arme und drückte sie an sich. Jun erwiderte seine Umarmung und schloss glücklich ihre Augen.

Nachdem sie einige Minuten so dran saßen, bemerkte Jean mit einem Lächeln: "Jetzt durfte ich dir schon wieder helfen... Dass uns das nicht zur Gewohnheit wird, gell?"

"Na ja, aber man wird doch gern von so einem süßen Typen gerettet.", grinste Jun ihn an.

Jean erwiderte Juns Grinsen und beugte sich dann plötzlich zu ihrem Gesicht runter und begann sie zärtlich zu küssen. Jun, davon zunächst sehr überrascht, riss ihre Augen auf, schloss sie dann aber auch gleich wieder und erwiderte die Küsse.

Nach für Jun unendlich langer Zeit standen sie dann endlich wieder auf und kletterten vorsichtig den Hang hinauf. Jean setzte Jun dann auf sein Pferd und weil sie doch noch etwas schwach auf den Beinen war, setzte er sich gleich hinter Jun. Die schmiegte sich sofort an ihn und schloss wieder ihre Augen.

Während sie dann zurückritten, küssten sie sich immer wieder und irgendwann flüsterte Jean ihr leise die 3 berühmten Worte ins Ohr: "Ich liebe dich!"
 

Am Reiterhof zurück, sattelten die beiden einfach ihre Pferde ab, gingen dann zurück ins Internat, wo Jun sich in dem Arztzimmer erst mal verarzten ließ und verschwanden dann an den Bootssteg am See. Die verwunderten Blicke und Fragen ihrer Mitschüler umgingen sie. Sollten die doch denken, was sie wollen. Sie beide waren nun glücklich, und das Glück konnte ihnen niemand nehmen, nicht mal Lauren, Jeans Ex, die am Abend im Aufenthaltsraum ihre blöden Sprüche abließ. Aber Jean verteidigte seine neue Freundin natürlich vor der und ihren Freundinnen.



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