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Der Zirkel der Macht - Buch 1
von

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Kapitel 4

4
 

Eva war verwirrt. Es war alles so unglaublich, so phantastisch. Es gab keine Magie, keine Drachen und keine Wiedergeburten. Die Welt folgte einfachen Naturgesetzen. Das wusste jeder. Zauberei – das war doch alles nur Aberglaube! Erneut konzentrierte sie sich auf ihre Schulaufgaben. Der Vektor A bestand aus der Summe der Vektoren B und C. Wenn man also die beiden X-Achsen addierte... Genau so funktionierte das Universum, genau wie diese Vektoren. Man konnte sie addieren, subtrahieren, sie berechnen. Die Zeit kann nicht einfach stehen bleiben. Das kann einfach nicht sein! Entnervt presste sie ihre Fingerkuppen gegen ihre Schläfen, atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf ihre Vektoren. Ohne sich weiter ablenken zu lassen beendete sie die Aufgabe. Als sie gerade fertig war überkam es sie. Mit einem mal konnte sie die Urkraft wieder spüren, die sie durchströmt hatte. Schwachsinn!, dachte sie. Es gibt keine Urkraft. Das ist alles... ach keine Ahnung, irgendetwas halt. Du glaubst das doch nicht wirklich, oder?

Ein Kampf tobte in ihrem Geist. Ihre Weltsicht, die sie über Jahre hinweg entwickelt hatte rang mit der Erfahrung, das Übersinnliche berührt zu haben. Einmal gewann die eine Seite die Oberhand, dann wieder die andere. Mühsam beendete sie den Rest ihrer Hausaufgabe. Sie wusste, dass das so nicht weitergehen konnte. Sie suchte Beas Nummer aus ihrem Adressbuch, holte das Telefon aus dem Wohnzimmer und rief an.

Bea wusste natürlich noch, wer Eva war und als sie ihr sagte, dass sie jemanden brauchte, mit dem sie sprechen konnte lud Bea sie ein, doch einfach vorbeizukommen. Eva nahm dankbar an und sie vereinbarten, dass sie sich gleich auf den Weg machen würde. Sie räumte ihre Schulsachen weg, packte ihr Adressbuch zurück in sein Fach in ihrer Tasche und holte ihre Jacke aus dem Schrank.

"Gehst du noch weg?", fragte ihre Mutter sie, als sie zur Tür ging.

"Ja. Ich besuche noch eine Freundin."

"Sind deine Hausaufgaben fertig?"

"Ja, natürlich."

"Na gut, aber komm nicht zu spät nach Hause!"

"Mach ich, Mama." Mit diesen Worten war sie verschwunden.
 

***
 

Bea war eben dabei, einen Schnitt für ein neues Kleid zu entwerfen, als es an der Türe klingelte. Den Bleistift in der Hand lief sie in den Flur und drückte auf den Türöffner. Sie öffnete die Wohnungstüre einen Spalt weit und ging zurück ins Wohnzimmer. Als sie sich gerade wieder auf den Schnitt der Ärmel konzentriert hatte, hörte sie ein zögerliches Rufen aus Richtung des Eingangs. "Komm rein und mach zu!", rief sie in die Richtung.

Kurz darauf stand Eva in ihrem Wohnzimmer. Bewundernd sah sie den rotschwarzen Seidenkimono an, den Bea an hatte. Sie hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht, weshalb ein Bein unter dem Stoff hervorragte. "Setzt dich!", sagte sie ohne aufzublicken. Eva tat wie ihr geheißen. Schweigend sah sie sich um. Sie war schon einmal hier gewesen, aber das Zimmer faszinierte sie immer noch. Bei Nacht kamen die Dinge, die Bea hier angesammelt hatte bei weitem besser zur Geltung. Etliche Kerzen brannten in gusseisernen und silbernen Kerzenhaltern, die Lavalampe glühte vor sich hin und Dutzende exotischer Gegenstände verliehen dem Raum ein wenig das Flair, nicht von dieser Welt zu sein.

"Schau mal! Wie findest du es?" Mit diesen Worten reichte Bea ihr ihren Block. Das Kleid darauf hatte wirklich Stil. Eva konnte es kaum glauben, dass Bea es gerade eben entworfen hatte.

"Und, was führt dich her?", leitete Bea unmittelbar über.

"Ich brauche jemanden zum reden."

"Ja?"

"Diese ganze Sache mit der Magie und allem macht mir zu schaffen", erklärte Eva.

"Das ist ganz normal. Das geht wahrscheinlich den meisten so."

"Dir auch? Als es bei dir angefangen hat?"

Bea überlegte kurz, dann erwiderte sie:

"Eigentlich nicht. Für mich war es vor allem eine Erleichterung. Auf einmal war da etwas, das mir Halt gegeben hat."

"Du hattest überhaupt keine Probleme damit, plötzlich mit was umgehen zu müssen, das du vorher für Aberglauben gehalten hast?", fragte Eva ernsthaft erstaunt.

"Nö!" Die Antwort war gleichermaßen kurz wie aussagekräftig.

Als Eva sie fragend anschaute ergänzte Bea erläuternd:

"Ich hab nie daran geglaubt, dass es nichts Übernatürliches geben kann. Ich hab mich schon vor meinem Erwachen mit Hexerei und Hinduismus beschäftigt."

Eva war sprachlos. Bisher hatte sie Leute, die so etwas erzählten immer als Spinner abgetan und sie ignoriert. Das war gewesen, bevor sie die Kraft des Universums am eigenen Körper gespürt hatte.

An ihren eigenen Überzeugungen zweifelnd lauschte Eva Beas weiteren Ausführungen. Bea erzählte ihr von ihrer Suche nach einem Sinn im Leben. Natürlich war sie sich dessen damals noch nicht bewusst, aber ihr fehlte der Halt. Ziellos trieb sie durchs Leben, ließ sich treiben. Sie hatte sich nie Gedanken über ihre Zukunft gemacht, hatte stets geträumt und sich niemals den Herausforderungen des Lebens gestellt. Sie ging nicht sehr ins Detail, aber es war offensichtlich, dass sie froh war, ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben.

"Heute ist das alles anders. Ich brauche nicht mehr zu träumen. Jetzt tue ich das, wovon ich früher geträumt habe", schloss sie.

"Ich wünschte, ich wäre mir so sicher. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll."

"Glaube an die Magie! Das ist das Beste, das du tun kannst."

"So einfach ist das nicht..."

"Hör auf, dir Gedanken darüber zu machen! Die Magie musst du spüren. Komm mit, wir versuchen es einfach." Mit diesen Worten legte sie ihren Block und den Stift, den sie immer noch in der Hand hielt weg und zog Eva mit sich aus dem Zimmer, den Flur lang, die Treppe hoch.

Bald darauf knieten sie beide im Zentrum des Pentagramms, das hier im Boden eingelassen war. Um sie herum brannten Ritualkerzen und eine weitere, kleine Kerze befand sich unmittelbar zwischen ihnen.

"Versuche die Flamme zu spüren!", leitete Bea ihre neue Freundin an.

"Ich versuche es ja, aber es geht nicht", kam die Antwort zurück.

"Du musst ganz in die Flamme eintauschen, dich in sie versenken, mit ihr eins werden."

Sekunden vergingen, in denen das einzige Geräusch das Knistern der Kerzen war.

"Ich schaffe es nicht", ertönte schließlich wieder Evas Stimme.

"Pass auf, ich zeige dir, wie es geht."

Bea schloss ihre Augen und die Flamme begann zu tanzen.

"Ich spüre etwas", erklang Evas überraschte Stimme.

"Was?"

"Ich höre ... eine Melodie."

"Eine Melodie?", fragte Bea, mit einem merkwürdigen Unterton.

"Ja eine Melodie. Ich bin mir ganz sicher."

Die Kerze hörte auf zu tanzen. Bea öffnete ihre Augen. Und Eva konnte darin ein merkwürdiges Funkeln sehen, nicht wirklich feindselig, eher misstrauisch, und fast ein wenig begierig. Eva traute sich aber nicht, nachzufragen, und so wartete sie geduldig auf Beas nächste Frage:

"Spürst du es immer noch?"

"Ja, ganz schwach."

Sie wiederholten die Übung und Eva gelang es, die Melodie immer deutlicher zu hören. Nach etwas mehr als eine Stunde hatten sie das Gefühl, dass es für heute genug war. Eva war gekommen in der Hoffnung, Antworten zu finden und sie hatte eine erste Antwort erhalten. Diese musste sie nun zunächst einmal verarbeiten, ehe sie sich neuen Antworten stellen konnte.

"Hast du das bei den Anderen auch gemacht?", fragte sie Bea, als sie die Kerzen aufräumten. Bea war wieder so freundlich und nett wie zuvor, und Eva war zunehmend der Meinung, dass sie sich die plötzliche Anspannung, die sie bei Bea zu sehen geglaubt hatte, als sie die Melodie das erste Mal erwähnt hatte, nur eingebildet hatte.

"Bei Alex schon. Er hatte ähnliche Probleme wie du, das Übersinnliche zu akzeptieren. Dana brauchte mich nicht, sie schaffte es alleine."

"Und du? Woher kannst du zaubern?"

"Ach, weißt du, ich habe einen guten Lehrer."

"Den Drachen?"

"Genau den."

"Und wo ist er? Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier irgendwo ein Drache leben soll."

"Das tut er auch nicht. Er lebt in seiner eigenen Dimension. Niemand kann ihn dort erreichen außer er erlaubt es ihnen."

"So wie dir?"

"Genau"

"Aber warum?"

Als Antwort schüttelte Bea nur ihren Kopf.

"Es gibt kein Verstehen. So ist es halt. Du musst es einfach akzeptieren."

Eva sah sie sprachlos an. Hundert mögliche Antworten gingen ihr durch den Kopf. Keine von ihnen war der Situation angemessen.

"Wenn du wirklich Antworten suchst gibt es nur einen Ort, an dem du sie finden kannst", erklärte Bea ihr schließlich. "Gehe in dich. Erforsche deine Gefühle, ergründe deine Träume. Erkenntnis kann nur aus dir selbst kommen!"

Minuten vergingen, in denen Eva über das nachdachte, was sie eben gehört hatte. Schließlich fragte sie:

"Wenn Erkenntnis nur von Innen kommen kann, wozu hast du dann die ganzen Bücher?"

"Wissen und Erkenntnis sind nicht das selbe. Wenn du wissen willst, wo dein Platz ist, lausche nach innen. Wenn du wissen willst, wo Rom liegt, schau in einen Atlas."

Eva glaubte zu verstehen.

Sie hatte genug gehört für heute.

Banalere Dinge rückten in den Mittelpunkt ihrer Unterhaltung. Bea erzählte von ihrer Arbeit und Eva hörte aufmerksam zu. Sie ging noch immer zur Schule und hatte kein Bild davon, wie es im Arbeitsleben wirklich aussah. Dass Bea diese Wohnung selbst bezahlte, nur mit dem Geld, dass sie mit dem Entwerfen von Kleidern verdiente fand sie besonders interessant.

"Du hättest einmal unsere alte Wohnung sehen sollen", erklärte Bea ihr. "Früher habe ich mit meinem Ex zusammengewohnt. Wir hatten zusammen nicht einmal halb so viel wie ich jetzt alleine verdiene."

"Was ist aus ihm geworden?"

"Wir haben uns getrennt."

"Warum?"

Bea erzählte ihr die Geschichte.

"Wir haben uns gestritten. Steffen hat's einfach nicht verstanden, dass ich meinem Job aufgegeben habe. 'Du bist verrückt!', hat er mir an den Kopf geschmissen. 'Wir brauchen das Geld!' Ich habe versucht ihm zu erklären, dass ich meine wahre Bestimmung suche und er hat mich eine Spinnerin genannt. In dem Moment wurde mir klar, dass wir nicht mehr zusammenpassen. Zwei Wochen später bin ich wieder bei meinem Eltern eingezogen. Ich hatte es einfach leid. Ich fand's furchtbar, mit welcher Sturheit er versucht hat, mir meine Träume auszureden. Da ist er dann wirklich ausgerastet. Ich bin ihm danach aus dem Weg gegangen und nach ein paar Wochen hat er mich dann auch in Ruhe gelassen.

Letzten Sommer sind wir uns noch mal zufällig über den Weg gefallen. Er war richtig nett und alles und wollte wissen, wie es mir geht. Ich hab damals bereits Mode designt und konnte ganz gut davon leben. Mein Leben hatte sich vollständig verändert. Seins überhaupt nicht. In dem Moment wurde mir klar, dass wir keine Zukunft mehr hatten. Ich konnte mit ihm einfach nicht mehr anfangen und er mit mir auch nicht mehr."

Mehr wollte sie aber offenbar nicht mehr dazu sagen, denn jetzt fragte sie ihrerseits:

"Und was ist mir dir? Hast du einen Freund?"

Mit einem sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen schüttelte Eva den Kopf.

"Na, dann hast du ja jetzt vielleicht deine Chance", erklärte ihr Bea lachend.

"Wieso? Was meinst du?"

"Hat Alex sich noch nicht an dich rangemacht?"

"Wie kommst du darauf?"

"Ach weißt du, er versucht es doch bei allen Mädchen..."

Eva war sprachlos. Derartige Direktheit war sie nicht gewohnt.
 

***
 

Viele Dinge gingen Eva durch den Kopf, als sie die Türe aufsperrte.

"Weißt du eigentlich, wie spät es ist?!", riss die Stimme ihres Vaters sie aus ihren Gedanken.

"Tut mir leid, wir haben uns verquatscht...", versuchte sie sich herauszureden.

"Das ist keine Entschuldigung, junge Dame!", erklärte er streng. "Du hast morgen Schule und es ist schon nach 11. Hast du wenigstens deine Hausaufgaben alle fertig?"

"Natürlich, Papa." Evas Hausaufgaben waren immer fertig.

"Dann ab ins Bett mit dir!", sagte er, diesmal in etwas freundlicherem Tonfall.

Sie verschwand in ihrem Zimmer, legte ihre Kleider wie immer ordentlich auf ihrem Stuhl zusammen und ging zu Bett.

Sie versuchte zu schlafen, aber ihre Gedanken kamen einfach nicht zur Ruhe. All das, was Bea ihr heute erzählt hatte schwirrte wirr umher. Die Erinnerung an ihre Zauberübungen kam hinzu. Ganz leise konnte sie die Melodie in ihrem Kopf noch immer hören. Die Ereignisse des vergangenen Freitags kamen ihr erneut in den Sinn, so gut sie sich an sie erinnern konnte. Jetzt, da sie bewusst darauf achtete fiel ihr auf, dass sie auch damals bereits die Melodie hatte hören können. Oder bildete sie sich das nur ein? Erneut überkamen sie Zweifel. Stunden vergingen. Sie tauchte tiefer und tiefer in ihre Gedanken ab.

Plötzlich klärte sich das Bild. Sie stand erneut vor dem schwarzen Spiegel. Sie befand sich im selben, dunkelblau erleuchteten Nichtraum und der Spiegel reflektierte die selbe Schwärze wie schon einmal zuvor.

Sie wollte sich dem Spiegel nähern, doch irgendetwas hielt sie zurück. Sie wusste nicht, was es war. Vielleicht war es Angst. Beas Worte hallten in ihrem Bewusstsein wieder:

Gehe in dich. Erforsche deine Gefühle, ergründe deine Träume. Erkenntnis kann nur aus dir selbst kommen!

Langsam näherte sie sich dem Spiegel. Er blieb dunkel. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Sie berührte ihn. Ihre Hand drang ein. Sie spürte keinen Widerstand. Langsam drang sie ganz in ihn ein. Dunkelheit umgab sie.

Ein winziger Lichtpunkt erschien aus dem Nichts. Ein zweiter erschien, dann ein dritter. Sie konnte Strukturen erkennen, es waren keine Lichtpunkte, es waren Gedanken, Bedeutungen. Sie versuchte sie zusammenzusetzen. Weitere Lichtpunkte erschienen. Sie versuchte auch sie zusammenzusetzen. Sie wusste, dass das Bild unvollständig war. Um es zusammenzusetzen brauchte sie alle Teile, nicht nur ein paar. Wie auf ihren Wunsch hin erschienen mehr Teile, viele mehr. Sie begann Hoffnung zu schöpfen. Vielleicht gelang es ihr tatsächlich, das Rätsel zu lösen. Sie begann die Teile zu sortieren, zu strukturieren und anzuordnen. Es gab noch immer Lücken. Sie wollte die fehlenden Teile haben. Ihrem Wunsch entsprechend erschienen sie. Es waren aber immer noch nicht alle. Sie rief sie zu sich. Zu Tausenden, bald zu Millionen strömten sie in den Raum um sie. Bald kamen sie schneller, als sie sie ordnen konnte. Ein wilder Tanz begann. Milliarden von Gedanken umkreisten sie, so viele, dass sie die Strukturen, die sie bereits geschaffen hatte aus den Augen verlor und es wurden mit jedem Moment immer noch mehr. Sie kämpfte gegen sie an. Ihr wurde bereits schwindlig, aber sie kämpfte noch immer. Sie versuchte, eine größere Struktur zu finden, aber auch das gelang ihr nicht. Plötzlich saß sie wieder im Pentagramm in Beas Beschwörungsraum. In Ihrer Hand hielt sie eine Kerze. Es war ihre Aufgabe, die Kerze in Schwingung zu versetzen. Sie konnte die Melodie in ihrem Kopf hören, ergriff sie und veränderte sie. Die Kerze begann ganz leicht zu flackern. Sie vergrößerte ihre Anstrengungen, die Flamme flackerte nicht länger. Je mehr sie sich bemühte, um so ruhiger wurde die Flamme. Schließlich erstarrte sie. Die Flamme erstarrte. Die Flamme. Erstarte. Die Disco. Die Stimme ihrer Mutter erklang: Du bist um Mitternacht zu Hause, verstanden? Die Flamme begann sich zu verändern. Du solltest um Mitternacht zu Hause sein! Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht. Die Flamme gewann immer klarere Konturen. Du machst das gut, mein Schatz. Streng dich noch mehr an, dann schaffst du es! Sie strengte sich an. Sie konzentrierte sich, sammelte ihre Gedanken. Mit reiner Willenskraft kontrollierte sie die Flamme. Sie versuchte, sich ihr zu wiedersetzen, aber sie war stärker. Es war eine reine Frage der Disziplin. Langsam gewann Eva die Oberhand. Die Konturen der Flamme klärten sich immer mehr auf, ihre Form wurde immer symmetrischer und schließlich hatte sie es geschafft: Die Flamme hatte die Form eines absolut regelmäßigen Tropfens angenommen. Befriedigt trat sie einen Schritt zurück, um ihr Machwerk in seiner vollen Schönheit zu bewundern. In dem Moment entglitt sie ihrer Kontrolle. Sie wusste, was nun geschehen musste, noch ehe es begann. Sie hatte es schon einmal erlebt, am vergangenen Freitag, in der Disco.

Die Flamme blähte sich auf, verlor jede klare Form, begann alles zu verschlingen. Dann blieb die Zeit stehen. Eva erstarrte, noch bei Bewusstsein, aber unfähig, sich zu bewegen sah sie sich der Flamme gegenüber, wusste, dass sie sie verschlingen würde, sollte die Zeit jemals weiterlaufen.

Als Eva am nächsten Morgen erwachte konnte sie sich nur noch an Bruchstücke ihres Traumes erinnern. Sie wusste jedoch, dass sie versagt hatte.



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