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Theater des Lebens

Never was and neber will be
von

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Lips of an Angel

Unruhig sah Constantin aus dem Fenster. Es war schon lange dunkel und eigentlich wollte er morgen ausgeruht sein, doch er konnte nicht schlafen. Immer wieder sah er auf sein Handy, dessen Display im Dunkeln schwach leuchtete. Die Nachricht sprang ihm geradezu ins Auge: Ich will dich sehen. Arisha

Es überraschte ihn, dass ausgerechnet sie ihm eine solche SMS schrieb. Hatten sie sich nicht alles gesagt?

Vor nahezu zwei Monaten hatte sie ihm erklärt, dass ihre Liebe nur vorgespielt gewesen war, damit sie an Informationen über die Templer kam. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Warum jetzt diese Nachricht? Constantin spürte leichte Wut in sich aufsteigen. War das immer noch ein Teil ihres Spiels?

Und trotzdem wollte er nichts mehr, als Arisha wiederzusehen, denn was er auch versuchte, er konnte sie nicht vergessen. Er besaß noch immer ihr Foto und nachts hielten ihn die Erinnerungen an ihr Lachen, ihren Blick und ihre Berührungen ihn wach. Das alles konnte doch nicht nur gespielt gewesen sein.

„Constantin?“, kam eine verschlafene Stimme von Richtung Bett. „Wieso bist du noch wach?“ Hannah blickte mit verstrubbelten Haaren zu ihrem Freund. Sie war sehr hübsch, hatte große, grüne Augen und blonde, glatte Haare, wenn sie nicht gerade aus dem Schlaf gerissen wurde. Aber sie hatte keinen Ausdruck, ihr fehlte das, was er an Arisha immer so geliebt hatte.

Außerdem war ihre gesamte Beziehung die reinste Show. Er hatte sie eingeladen, weil er versucht hatte, über Arisha hinwegzukommen und sie hatte angenommen, weil sie unbedingt einen Freund brauchte, wenn sie mit ihren Freundinnen mithalten wollte. Zu Hannahs großer Freude, war ihr Plan aufgegangen, ihre Freundinnen waren begeistert, da sie sich einen Kerl gegriffen hatte, der eine Klassenstufe höher war und bald sein ABI machen würde.

Constantin hingegen hielt die Tarnung Hannah zuliebe aufrecht. Er hatte schon lange begriffen, dass eine neue Freundin ihn auch nicht über Arisha hinwegbrachte, aber er wollte Hannah nicht als Tröster ausgenutzt haben. Wenigstens bis zum Jahresende würde er versuchen, noch mit ihr zusammenzubleiben.

Entschuldigend lächelte er Hannah zu. Es war ein falsches Lächeln, doch sie merkte es nichts. „Es ist alles in Ordnung. Ich bin einfach nicht müde.“ Auch das war gelogen, er wäre auf der Stelle eingeschlafen, wenn ihm nicht tausend Fragen durch den Kopf geschwirrt wären.

Hannah verschränkte die Arme unter ihrem Kissen und sah zu ihm. „Willst du dich nicht langsam hinlegen?“

„Doch, doch, ich komme gleich.“ Schnell tippte er etwas auf seinem Handy, dann schaltete er es aus und ging zum Bett, wo er sich neben Hanna legte.

Sie kuschelte sich an ihn und schloss wieder die Augen, doch Constantin, der einen Arm um sie gelegt hatte, blieb noch einige Zeit wach und dachte über seine Worte nach.

Morgen, um 15 Uhr bei den Hügeln. Constantin
 

Im Stillen verfluchte sich Constantin dafür, dass er nicht schon lange eine Klimaanlage hatte einbauen lassen. Die Luft in seinem Wagen war stickig und kochend heiß, noch dazu klemmte sein Fenster, sodass er es nicht einmal öffnen konnte. Hannah wusste nichts von seinem kleinen Ausflug, sie war heute Morgen nicht aufgestanden, mit der Begründung, sie habe Kopfschmerzen. Das hieß aber auch, dass er abends nicht zur Party musste, zu der sie ihn unbedingt hatte mitschleifen wollen.

Seine Gedanken wechselten von Hannah zu Arisha. Endlich, nach zwei Monaten, würde er sie wiedersehen, aber er konnte sich nicht vorstellen, was sie ihm sagen wollte. Den Gedanken, dass sie ihn in eine Falle locken wollte, wies er vehement von sich. Wenn sie ihn hätte töten wollen, hätte sie das damals schon tun können, stattdessen hatte sie sich umgedreht und war ohne ein weiteres Wort gegangen.

Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, denn die Erinnerungen an diesen Tag schmerzten ihn noch immer. Er hätte sein Leben für sie gegeben, war bereit gewesen den Orden zu verlassen und mit ihr an einen Ort zu gehen, an dem man sie nicht finden würde und sie…er brach den Gedanken ab. Das alles würde sich jetzt noch klären, es machte also keinen Sinn, wenn er sich darüber den Kopf zerbrach.

Seufzend spielte er an seinem Radio herum, bis er einen Sender gefunden hatte, der nicht die ganze Zeit von Rauschen unterbrochen wurde. Gedankenverloren lauschte er der zwanghaft fröhlichen Stimme des Moderators und den Liedern, die er alle bestimmt schon ein Dutzend Mal gehört hatte. Irgendwann konzentrierte er sich einfach auf die Straße und blendete die Musik aus. Erst als er etwas Unbekanntes hörte, horchte er auf.

It's funny that you're calling me tonight

And, yes, I've dreamt of you too

And does he know you're talking to me?

Will it start a fight?

No I don't think she has a clue

Hastig stellte er das Radio aus, doch das Lied hatte seinen Gedankengang bereits wieder angekurbelt. Wieso, zum Teufel, meldete sie sich jetzt wieder? Lag auch sie nachts wach und sah sein Gesicht vor sich, so wie er das ihre sah? Vermisste sie ihn?

Und dann war da auch noch Shareef, ihr Bruder. Er würde niemals zulassen, dass seine Schwester sich in Gefahr begab. Also würde er alles tun, um zu verhindern, dass die Beiden sich trafen. Entweder hatte sie ihn also angelogen oder sich fortgeschlichen…oder sie kam gar nicht erst.

Und was würde aus Hannah werden? Er hatte nicht vor, sie zu verletzten, aber er wusste nicht wie sie reagieren würde, sollte sie je von Arisha erfahren. Fast war er froh, dass sie krank im Bett lag.

Nachdenklich hielt er das Auto an und stieg aus. Die Hügel waren für ihn mit Erinnerungen an die vergangene Zeit verbunden, die Zeit mit Arisha. Erwartungsvoll begann er die schmalen Steinstufen hinaufzusteigen.

Seine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Sie saß oben im Gras -genauso zeitlos schön, wie er sie in Erinnerung hatte- hatte ihm den Rücken zugedreht und blickte über die Landschaft. Erst als er oben angekommen war, begann sie zu sprechen. „Du bist gekommen.“ Sie sah zu ihm. „Ich hätte es nicht erwartet.“

„Warum bist du dann hier?“

Sie blieb ihm die Antwort schuldig und sah wortlos zu, wie er sich neben ihr niederließ.

„Was willst du?“ Fragend sah er sie an.

„Mit dir reden.“

„Worüber?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dich wiedersehen.“, antwortete sie ausweichend.

„Du hast gesagt, du hättest mich nie geliebt. Es war gelogen, oder?“

Keine Antwort.

„Warum?“

„Ich kann es dir nicht sagen?“

„Kannst du es nicht oder willst du es nicht?“

Eine Weile blickte sie ihn schweigend an. „Sie wollten dich töten.“, sagte sie schließlich. „Wenn du noch einmal aufgetaucht wärst, hätte ich dir nicht mehr helfen können. Also musste ich das verhindern.“

Constantin starrte sie an. „Du wolltest was? Mein Leben retten?“

Arisha senkte den Kopf. „Ich kann verstehen, wenn du mir nicht glaubst. Ich würde es auch nicht tun. Aber wenn ich erfahren hätte, dass du getötet wurdest und ich es hätte verhindern können…“ Ihre Stimme verlor sich.

„Nein, das ist es nicht.“ Er legte eine Hand an ihre Wange und drehte ihren Kopf zu ihm. „Nur…mein Leben bedeutet mir wenig, wenn ich dafür bei dir sein kann. Und wenn sie mich deswegen töten wollen, dann ist es eben so, das kann man nicht ändern. Aber ich sterbe lieber in der Gewissheit, dass du mich liebst als in dem Glauben, dass du nur mit mir gespielt hast.“

Sprachlos sah Arisha ihn an. Alle ihre Ängste und Zweifel schienen in diesem Moment lächerlich, ebenso wie die schlaflosen Nächte, die sie verbracht hatte mit der Sorge, ob er ihr je verzeihen konnte.

Und seine gewohnte Nähe ließ ihr Herz wieder heftiger schlagen, wie immer, wenn sie bei ihm gewesen war. Wortlos zog er zu sich und presste seine Lippen auf ihre. Hannah, die Templer und die Prieuré waren ihm egal. Für ihn war nur wichtig, dass er Arishas Verhalten endlich verstand.

Genau in diesem Moment begann sein Handy zu vibrieren. Entschuldigend löste er sich von ihr und zog das Plastikteil aus seiner Hosentasche. Hannah. Hastig drückte er den Anruf fort und wandte sich wieder an Arisha. „Heute Abend ist eine Feier. Willst du kommen?“

Da Hannah ja krank war, konnte er das ruhig machen.

„Gut.“, sagte er erfreut, nachdem Arisha ihre Zustimmung gegeben hatte. „Da wäre allerdings noch etwas.“ Eine Weile überlegte er, wie er es ausdrücken sollte. „Als du damals einfach so gegangen bist…ich.“ Er brach ab, fand einfach nicht die richtigen Worte. „Ich bin mit einer anderen zusammen.“, sagte er schließlich. „Weil ich versucht habe, dich zu vergessen, aber das hat nicht geklappt. Und ich werde sie verlassen, aber du musst mir versprechen nie mehr so etwas zu tun. Und bitte gib mir Zeit, ich möchte sie nicht verletzen.“ Das er damit aber Arisha verletzte, war ihm auch klar, doch irgendwie musste er das jetzt wieder gerade biegen.

Kurz schien eine Art Schatten über ihr Gesicht zu huschen, doch sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich würde ewig auf dich warten.“, flüsterte sie und zog ihn zu sich.

Glücklich küsste Constantin sie. All seine Vorsätze, von wegen, er würde bis Jahresende mit Hannah zusammenbleiben, schmolzen dahin. Eigentlich hatte er sich nur selbst etwas vorgemacht.
 

Zu seinem Pech ging es Hannah gegen Abend wieder besser, sodass sie darauf bestand, ihn zur Party zu begleiten. Widerwillig fügte er sich und überlegte, wie er das Arisha erklären sollte. Anfangs konnte er sie nirgends entdecken, was vielleicht auch daran lag, dass Hannas ständiges Gequatsche ihn ablenkte. Schließlich löste sie sich von seiner Seite, um zu ihrer Clique zu gehen, die irgendwo weiter rechts stand und in eine wilde Diskussion vertieft war.

Constantin suchte allein weiter, sehr zu seiner Erleichterung. Schließlich entdeckte er Arisha an einen Baum gelehnt.

„Ich dachte, ich halte mich besser im Hintergrund, solange deine Freundin dabei ist.“, meinte sie und ließ dabei nicht erkennen, was sie dachte.

„Tut mir Leid.“ Er stellte sich zu ihr, legte einen Arm um ihre Hüfte und genoss es, endlich wieder bei ihr zu sein. „Heute Morgen sah es noch so aus, als würde sie nicht mitkommen und ich hatte gehofft, mit dir allein zu sein.“

Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Das kannst du doch.“ Sie drehte sich zu ihm um und ging einen Schritt nach links, sodass sie im Schatten des Baumes nicht mehr zu sehen war. Spielerisch zog sie ihn zu sich und legte eine Hand in seinen Nacken. „Und jetzt?“

Statt einer Antwort küsste er sie verlangend. Er hatte viel zu lange auf sie verzichten müssen. Vorsichtig drückte er sie an den Baum und strich ihr durchs Haar.

Arisha unternahm nichts dagegen, sondern erwiderte den Kuss. Sie schloss die Augen. Dieses Mädchen, dass die ganze Zeit an Constantins Seite gehangen hatte, war ihr egal, sie wusste, dass Constantins Liebe ihr galt. Ihr einziges Problem war, dass sie hier nicht allein waren. Sanft, aber bestimmt drückte sie ihn von sich. „Besser, wenn wir das nicht hier machen.“, sagte sie leise.

„Mir ist egal, wer uns sieht.“, erwiderte er. „Von mir aus kann die ganze Welt wissen, dass wir zusammen sind.“

Sie lächelte traurig. „Dann würden wir Probleme kriegen.“ Sie spähte aus dem Schatten des Baumes heraus. „Ich glaube, deine Freundin sucht dich.“

Er wollte nicht fort. „Und wenn schon.“ Wieder gab er ihr einen kurzen Kuss. „Du weißt, dass sie mir nichts bedeutet. Ich ihr auch nicht, davon mal abgesehen.“

Hannahs Ohren waren besser, als er gedacht hatte, jedenfalls hatte sie die letzten Worte aufgeschnappt und stand nun vor Wut glühend neben ihnen. „Ich hab dich gesucht.“, jammerte sie vorwurfsvoll und ließ ihren Blick eifersüchtig über Arisha gleiten, die ihn ausdruckslos erwiderte. Wenn es darum ging, wer den stärkeren Charakter hatte, gewann Arisha zweifelsohne und das schien auch Hannah zu merken, denn sie drehte den Kopf abrupt zu Constantin. „Was soll das?“, fragte sie schneidend.

Constantin bereute seine Worte trotz Hannahs offensichtlicher Wut nicht. Gut, er hatte gesagt, er wolle sie nicht verletzen, aber das war geradezu unmöglich. „Darf ich dir Arisha vorstellen?“, fragte er in möglichst gleichgültigem Ton.

„Mir ist egal wie sie heißt.“, fauchte Hannah. „Machst du das immer, dass du hinter meinem Rücken mit einer anderen rum machst?“

Constantin schüttelte seufzend den Kopf. „Hannah, tut mir Leid, aber ich liebe sie.“

Die Blonde starrte ihn sprachlos an, während Arisha sich jeglichen Kommentars enthielt. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stolzierte davon.

Eine Weile sahen sich Arisha und Constantin schweigend an, dann fing Constantin an zu lachen. „Das ging einfach. Sie wird drüber hinwegkommen und rennt wahrscheinlich morgen schon mit dem Star der Schule herum.“

Auch Arisha lächelte nun, anscheinend erleichtert, dass Constantin das so schnell hinter sich gebracht hatte. „Hast du ihr die Treue geschworen?“, fragte sie scherzhaft.

„Nein.“, beteurte er. “Nie. Aber bei dir tue ich es.” Er zögerte kurz. „Wann musst du zurück?”

“Eigentlich jetzt.” Sie klang bedauernd.

“Ich fahr dich.”, bot er an.

Sie wollte schon etwas erwidern, doch er legte ihr den Finger auf die Lippen. „Wir hatten ausgemacht, nichts mehr über Gefahren wegen des Ordens zu sagen.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, zog er sie mit zu seinem Auto.

Als er den Motor startete, drang ein, inzwischen bekanntes, Lied aus den Boxen. Lächelnd sah er zu Arisha, dann fuhr er los.
 

It's really good to hear your voice say my name

It sounds so sweet

Coming from the lips of an angel

Hearing those words it makes me weak
 

And I never wanna say goodbye

But girl you make it hard to be faithful

With the lips of an angel
 

~~~

Lyrics von Hinder



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ea
2007-07-03T17:28:23+00:00 03.07.2007 19:28
wow, endlich mal ein happy end
die beiden haben das auch wirklich verdient :)
schreib mal ne fortsetzung :)
Von: abgemeldet
2007-07-03T15:39:30+00:00 03.07.2007 17:39
Echt sehr schön!
Und sie bekommen sich doch!
*ein happy end seh*
Schreib bitte weiter


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