Zum Inhalt der Seite

Der Schatten des Doktors

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Spur ins Nichts?

Zwei Monate nach der Trennung

*******************************
 

„Irgendwie verstehe ich das Mädchen nicht“, murmelte Peter Tyler ratlos zu seiner Frau. „Erst schickt sie John zum Teufel und jetzt macht sie sich doch Sorgen um ihn? Was will … unsere Tochter … eigentlich?“
 

Jackie rückte auf dem Sofa näher an ihren Mann heran und legte einen Arm um ihn. „Das Schatz sind die Dinge, die du erst noch lernen musst, weil du nie damit konfrontiert warst. Kinder tun selten das, was sie sollen und noch weniger das, was uns vernünftig erscheint. Dazu kommt, dass Rose das wohl endgültig aufgegeben hat, seit sie mit diesen Traumtänzer von Doktor zusammen gekommen ist …“

Sie legte ihren Kopf an seine Schulter.

„Außerdem kann man Gefühle nicht steuern, wenn sie immer noch vorhanden sind.Wären wir rein von unserer Vernunft gesteuert geblieben, dann hätten wir wohl auch nicht so einfach, ja quasi problemlos zusammenfinden können, oder was meinst du?“
 

„Schatz, wo du recht hast, hast du recht.“ Peter küsste seine Frau zärtlich auf die Wange. Für einen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht, dann jedoch lächelte er wieder. „Du bist das Beste, was mir passieren konnte nach all dem …“
 

Jackie ergriff seine Hand. Sie wusste wie ernst dieser Augenblick für sie beide war. Gerade wenn die Erinnerungen an die vergangenen Jahre sie beide einholten und dazu zwangen, sich bewusst zu machen, dass sie ja eigentlich nicht wirklich zueinander gehört hätten, wenn nicht das Schicksal in Gestalt des Doktors und des hiesigen Torchwood- Instituts zugeschlagen hätte, kamen auch kleine Zweifel und Ängste hoch.
 

Aber glücklicherweise waren die schnell wieder vergessen … schließlich war das die Vergangenheit und sie lebten nun einmal in der Gegenwart und konnen die Zukunft selbst gestalten. Punkt!
 

Dennoch waren ihr die Gedanken selbst unangenehm, deshalb wechselte sie schnell das Thema und kam zu etwas anderem, was ihr genau so unter den Fingern brannte.

„Was hat eigentlich der Privatdetektiv, den du angeheuert hast, dieser Mr. Jacks … nein … Jameson über Johns Verschwinden herausfinden können?“, fragte sie neugierig. „Seit Rose und du heute morgen bei ihm vorbeigeschaut habt, ist sie kaum noch ansprechbar, liegt entweder in ihrem Bett und starrt gegen die Wand oder läuft im Zimmer auf und ab, wie ein gefangenes Raubtier.“

Sie seufzte.

„Das gefällt mir gar nicht. Sie ist nahe daran, zu platzen … und ich bin mir sicher, dann handelt sie, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. So war sie nämlich immer schon.“
 

„Er hat leider nichts herausfinden können, was uns aufatmen lässt, sondern die ganze Sache nur noch verschlimmert befürchte ich. Aber von Anfang an … “ Pete holte tief Luft, ehe er weiter sprach.
 

„Nachdem John vor vier Wochen wie angekündigt die Wohnung aufgegeben hat, ist er erst einmal Richtung Cambridge gefahren, das hat Jameson schon einmal zweifelsfrei durch die Überwachungskameras auf der Autobahn feststellen können.

Es war ebenfalls nicht schwierig, zu ermitteln, dass sich ein John Smith, auf den die Beschreibung passt, dort in einem kleineren Hotel einquartiert hat. Die Angestellten haben mit ein wenig freundlicher Unterstützung in bunten Scheinen erzählt, was sie so mitbekommen haben.

Sie schilderten ihn alle als recht höflich und zuvorkommend, aber wichtiger ist wohl, dass er gegenüber den Damen und Herren an der Rezeption erwähnt hat, dass er ein paar historische Studien unternehmen wollte, aber sich hier noch nicht so gut auskenne. Deshalb haben sie ihm ein paar einschlägige Adressen gegeben, bei denen er weitere Erkundigungen einziehen könnte.

Jameson hat ebenfalls um diese gebeten und an den entsprechenden Stellen nachgehakt. Die längste Zeit hat sich unser John dabei wohl im Stadtarchiv aufgehalten, aber die Dame mit der er sich wohl immer unterhalten hat, scheint im Moment Urlaub zu haben und weg gefahren zu sein. Aber der Detektiv will am Ball bleiben und mit ihr sprechen, sobald sie zurück ist. Jedenfalls gibt es in dieser Hinsicht noch keine brauchbaren Ergebnisse, leider ...“

Er runzelte die Stirn. „Das könnte letztendlich vielleicht doch von geringerer Bedeutung sein, ich glaube es aber nicht … vor allem, weil es unter Umständen die einzige Spur ist, die uns geblieben sein könnte.“
 

„Das meinst du doch nicht etwa ernst, oder ?“ Jackie horchte auf und sah ihren Mann eindringlich an. „“Was hat er denn noch heraus gefunden?“
 

„Jetzt wird es richtig seltsam.“ Pete holte tief Luft. „So wie es aussieht, hat John vor zehn Tagen plötzlich und unerwartet alle Zelte in Cambridge abgebrochen. Die Dame an der Rezeption erwähnte, dass sie das Gefühl gehabt hätte, ein anderer Mann stünde vor ihr, weil er ungewöhnlich arrogant und herrisch aufgetreten sein, ganz anders als noch am Vortag. Auch vor dem Hotel habe er sich gegenüber dem Personal rücksichtslos verhalten und sei mit überhöhter Geschwindigkeit davon gebraust.

Aber da der Gast natürlich König ist, vor allem wenn er die Hotelrechnung gleich bar bezahlt … habe sie sich keine weiteren Gedanken gemacht, um ihren Ärger schnell herunterzuschlucken und alles zu vergessen, denn er habe ihr einfach nur noch Angst gemacht mit seinen kalten Augen und dem grausamen Zug um seinen Mund … “
 

Jackie schüttelte den Kopf. „Ich habe schon erlebt, dass der Doktor herablassend, ruppig und barsch werden konnte, wenn er mit seinen Feinden Tacheles redete … aber gegenüber Leuten, die ihm nichts wollen oder sogar unschuldig sind, hat er sich anders verhalten … und vor allem - John habe ich niemals so erlebt, selbst nicht, wenn er sauer war. Dann ist er vielleicht ausgeflippt und hat herumgeschrien … aber Angst gemacht hat er keinem.“
 

„Ich weiß, wir haben ihn in den letzten Jahren ja gut genug kennenlernen können.“ Pete nickte zustimmend und sprach dann weiter: „Das Schlimmste aber kommt noch … Ein paar Tage später haben ein paar Jugendliche, beim Herumstöbern, ein ausgebranntes Auto, das dem gleichen Wagentypus entspricht gefunden – mitten zwischen in den Überresten einer Halle auf einem heruntergekommen Firmen-Grundstück nördlich von Cambridge.

Nur noch der völlig verzogene und halb zusammengeschmolzene Metallrahmen sei erhalten geblieben Jemand habe gründliche Arbeit geleistet, um alles, was eine Identifikation des Wagens möglich gemacht hätte, zu zerstören … – wenn man einer kurzen Notiz in der Lokalzeitung glauben will. Die sprach auch davon, dass aber nichts in der direkten Umgebung darauf hingewiesen habe, dass der Wagen an der Stelle abgefackelt worden sei, obwohl es Fahrspuren gegeben habe.

Tja, und jetzt kommt das Interessante … obwohl die einheimische Polizei gegenüber der Presse wohl recht geschwätzig gewesen war - mauerte man gegenüber Jameson schon bei den ersten Anfragen – und als er genauer nachhakte, standen kurze Zeit später unsere Freunde von Torchwood auf der Matte und haben ihn aufgefordert, sich nicht länger mit diesem Fall zu beschäftigen, da sie das übernommen hätten.“
 

„Torchwood?“ Jackie horchte auf. „Nach allem, was ich von denen gehört und was ich mit denen erlebt habe, wundert mich das gar nicht! Meinst du, die stecken dahinter?“
 

„Das kann ich dir nicht mit Verlass sagen. Unsere Firma hat zwar einen Deal mit Torchwood, aber der neue Chef ist mir noch nicht ganz koscher. Ich kann ihn nicht wirklich einschätzen, deshalb wage ich es ihm zuzutrauen, dass er sich John geschnappt hat. Immerhin haben sie ihn nie wirklich aus den Augen gelassen. Auf der anderen Seite , bestätigt es, das mehr hinter der ganzen Sache steckt, als wir denken …“
 

„Du meinst, John könnte mit Leuten aneinander geraten sein, die nicht von dieser Welt stammen?“ Jackie schluckte. „Auch verdammt, ich dachte, wir hätten endlich vor Cybermen, außerirdischen Invasionen und all dem anderem Kram Ruhe!“
 

„Ich habe auch darauf gehofft, dass uns dies vergönnt sei, aber nun können wir das erst einmal nicht ändern.“ Peter Tyler seufzte.„Ich wünschte nur, Mickey wäre noch hier und hätte uns mit seinen Fähigkeiten als Hacker weiter unterstützen können, dann hätten wir das nicht aus der Familie tragen und andere mit hineinziehen müssen. Deshalb habe ich Jameson dann doch John Geheimnummer gegeben, obwohl ich Rose versprochen hatte, es nicht zu tun … “

Die Pause, die folgte war bedeutungsschwer.

„Und was soll ich sagen … das Mobiltelefon hat Cambridge nie verlassen. Einer seiner Mitarbeiter hat es gestern am Rand der Stadt aus dem Ufergestrüpp des River Cam gefischt. Ein Teil der persönlichen Daten und Fotos – gerade die aus den letzten zwei Monaten sind gelöscht … und die Mailbox ist vor neun Tagen manuell von dem Gerät aus abgeschaltet worden. Das ist eigentlich nicht der „Stil“ unserer Freunde – sie hätten es ganz aus dem Verkehr gezogen und völlig auseinander genommen, um an alle Daten zu kommen, die es enthält – und wären mit Sicherheit kurze Zeit später bei uns aufgetaucht, um Rose oder uns auf den Zahn zu fühlen. Aber so scheinen sie auch nicht alles zu wissen und noch jemand anderes mit zu mischen.“
 

Jackie schüttelte fassungslos den Kopf. „Das ist alles einfach nur seltsam und einfach irgendwie nicht zusammen …“ Sie starrte ihren Mann mit großen Augen an. „ … es sei denn, jemand hat die Absicht so seltsame Spuren zu hinterlassen und abzuwarten, was für ein Fisch jetzt anbeißt, nachdem er den ersten geschnappt hat!“
 

„Das befürchte ich auch …“, murmelte Pete ernst. Im nächsten Moment hob er den Kopf und eine Hand, gebot ihr, ganz still zu sein. Aber sie brauchte die Aufforderung nicht einmal – denn auch sie hatte das Geräusch von Außen gehört.
 

„Rose, oh nein! Verflucht noch mal, jetzt ist sie geplatzt!“
 

Jackie war schneller auf den Beinen als ihr Mann, rannte zur Tür und an dem verblüfften Butler vorbei, der gerade hatte anklopfen wollen. Pete folgte ihr ohne weitere Umschweife und eilte ebenfalls an dem verdattert dreinblickenden Mann vorbei, der sich aber schon im nächsten Moment wieder fasste und dann ruhig seiner Herrschaft folgte.
 

„Ich hätte es kommen sehen müssen!“ Jackie riss die große Tür auf, stürmte hinaus und blieb mitten auf der breiten Eingangstreppe stehen. Sie stieß einen wütenden Schrei aus „Rose! Komm zur Vernunft, Liebes! Es nutzt nichts, jetzt so überstürzt zu handeln.“
 

Pete wollte erst auf den Kiesweg stürmen und sich dem aus der Garage schießenden Wagen in den Weg stellen, unterließ es aber, als er erkannte, dass er sie so nicht aufhalten würde. Sie bog gerade mit überhöhtem Tempo und nicht gerade langsamer werdend auf das große Eingangstor zu, dass sich langsam zu öffnen begann.
 

Vielleicht konnte er noch … Peter Tyler schüttelte den Kopf. Es würde auf jeden Fall zu spät sein, um den Schließmechanismus zu aktivieren, und auch die Überlegung, in sein Auto zu steigen und ihr zu folgen verwarf er schnell wieder. So sah er an der Seite seiner Frau mit an, wie Rose in schwungvoller Fahrt das Anwesen verließ.
 

Jackie stieß mit geballten Fäusten einen weiteren Fluch aus und wandte sich dann schnaubend dem Butler zu, weil sie nun ein Ventil für ihre Anspannung brauchte. „Warum haben Sie uns nicht Bescheid gesagt, James!“
 

Doch der distinguierte ältere Mann bewahrte auch in diesem Moment die Fassung, die man seinem Beruf nachsagte. Er hielt einen Brief hoch, den er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. „Madam, verzeihen Sie, aber Ihre Tochter hat mich darum gebeten, Ihnen nichts von ihrer Abreise mitzuteilen. Sie sagte, sie würde Ihnen in diesem Schreiben alles erklären.“
 

Damit nahm der Butler auf seine ruhige Art Jackie den Wind aus den Segeln. Diese seufzte und rupfte ihm immer noch aufgedreht den Brief aus den Fingern. Dann zog sie ein Blatt aus dem Umschlag und entfaltete es mit zitternden Fingern.
 

„Wir brauchen Sie nicht mehr, James“, entließ Pete derweil ruhig den anderen Mann und legte einen Arm um seine Frau, um mit ihr gemeinsam zu lesen, was ihnen Rose als Erklärung für ihre plötzliche Flucht hinterlassen hatte.
 


 

Liebe Mom, lieber Dad,
 

Es tut mir leid, dass ich mich einfach so davon stehle, aber ich halte es nicht länger aus, einfach nur herumzusitzen und abzuwarten, andere für uns arbeiten zu lassen. Denn ich weiß, ich muss etwas tun, um wieder gut zu machen, was ich angerichtet habe.
 

Ich weiß jetzt, dass ich John in den letzten Jahren großes Unrecht getan habe, da ich ihm nie eine Chance gegeben habe, mein Herz zu gewinnen. Denn ich habe in ihm immer nur den Doktor gesehen und nicht wahrhaben wollen, dass er eine eigene Persönlichkeit ist, war wütend auf ihn, weil er nicht das war, was ich in ihm sah.
 

Durch die Trennung habe ich erst richtig Öl ins Feuer gegossen. Was auch immer gesucht hat, ich bin es, die ihn diese Lage brachte. Und deshalb muss ich ihm beistehen, ihn retten, wenn ich kann, damit wir noch einmal von neuem anfangen können.
 

Deshalb bitte ich Euch, mich weder jetzt noch später aufzuhalten und meinen Weg gehen zu lassen, wohin dieser auch immer führen mag. Ich fürchte mich nicht vor den Gefahren, denn wie ihr wisst, habe ich gelernt, damit umzugehen , glaube ich jedenfalls
 

Ich werde mich wieder bei Euch melden, sobald ich kann.
 

In festem Vertrauen auf Eure Liebe und Euer Verständnis

Rose



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück