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Flammen-Hexe

von

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Warum war ich noch am Leben? Der Lastwagen hatte mich voll erwischt. An meinem linken Arm lief Blut hinunter und er wirkte auch etwas verdreht. Ein paar Meter weiter sah ich einen knochigen kleinen Baum. Ich stand langsam auf und wagte ein paar Schritte in seine Richtung. Neben mir bemerkte ich meine blaue Reisetasche, sie war etwas dreckig, aber hatte im Großen und Ganzen die Kollision mit dem Lastwagen gut überstanden. Im Gegensatz zu mir. Meine Rippen brachten mich um, die ein oder andere war bestimmt gebrochen. Ich zog sie hinter mir her, oder versuchte es zumindest. In dem Moment war ich nicht mehr so froh darüber sie so voll gestopft zu haben. Ich versuchte die Leichen, die meinen Weg kreuzten, so gut wie möglich auszublenden. Am Baum angekommen setzte ich mich und spürte dankbar seine Stütze im Rücken.  

Verdammt tut das weh! 

Mir war kalt und es fing an zu regnen. Zu Hause war es bereits dunkel gewesen aber hier sah es wie später Nachmittag aus. War ich so lange bewusstlos gewesen? 

Etwas entfernt bewegte sich etwas. Zwischen den leblosen Körpern lief etwas umher. Menschen, drei Männer. Sie durchwühlten die Leichen. Ich wollte um Hilfe rufen, tat es aber nicht. Denn mir dämmerte, dass vielleicht diese Männer diese armen Leute so zugerichtet haben könnten. 

Ich bekam es mit der Angst, aber bevor diese überhaupt richtig da war kam ihr die Übelkeit zuvor. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, denn ich erkannte wie diese Leute gestorben waren. Alle auf unterschiedliche Art und Weise. Sie wurden gefoltert, einige hatten keine Augen mehr, anderen fehlten Nase und Ohren. Tränen schossen mir in die Augen und ich begriff, dass ich hier weg musste. Als ich meine Tasche greifen und weglaufen wollte, sah ich ein paar Füße vor mir auf dem Boden. 

Die Männer die eben noch die Leichen durchwühlt hatten standen jetzt genau vor mir. 

Einer der Männer, der größere, sagte etwas, doch ich verstand ihn nicht. 

Dann kniete sich einer vor mich und schien mich etwas zu fragen. 

Ich schüttelte bloß den Kopf, denn ich verstand ihre Sprache nicht. 

„Was haben Sie gesagt?“, versuchte ich es, doch die drei Männer sahen mich nur verwundert an. 

Ein anderer fragte mich, was so ähnlich klang wie das von dem zuvor, doch auch ihn verstand ich nicht. Langsam wurde ich nervös. 

Die drei sahen sich einen Moment lang an bevor ein breites Grinsen ihren ernsten Mienen wich. 

Ich versuchte langsam von ihnen wegzukriechen. Doch einer bemerkte es und hielt mein Bein fest. 

Ich verstand nicht, was er zu den anderen beiden sagte, doch ich konnte es mir denken. Ich strampelte, versuchte mich loszureißen, doch sie stürzten sich auf mich. Einer drückte mich auf den Boden während ein anderer meine Jacke aufriss und an meinem Pullover zerrte.  

Plötzlich schreckten sie zurück. 

Die Sonne hatte sich einen Weg durch die Wolken gebahnt und ließ meine nassen Haare jetzt noch röter als sonst erstrahlen. 

„Raga!“, rief einer der anderen voller Schrecken. Der kleine schmächtigere von den dreien versuchte irgendwie auf den großen bulligen einzureden und ihn von mir wegzuzerren. 

Doch dieser bewegte sich keinen Millimeter und blieb weiter auf mir sitzen. Ich versuchte irgendwie von ihm weg zu kommen ,doch er drückte mich wieder auf den Boden. Ich schrie auf, denn er stemmte sich mit seinen vollen Gewicht auf meinen verletzten Arm. 

Ihm lief der Speichel aus dem Mund und sein Blick hatte nichts menschliches mehr an sich. Wieder strampelte ich, versuchte mich zu wehren. 

Doch die beiden anderen drückten mich wieder zu Boden. 

Wieder schrie ich und einer der beiden bemerkte das Blut an meinem Arm. 

Doch das kümmerte den Größeren nicht. 

Er stand auf und begann seine Hose zu öffnen. 

Als er nach meiner griff, zog ich mein Bein unter ihm hervor und versetzte ihm einen Tritt ins Gesicht. 

Der große bullige, der sehr wahrscheinlich ihr Anführer war, packte mich an den Haaren. Dann holte er ein Messer hervor. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Kopf wurde unnatürlich nach hinten gezogen. 

Dann zerschnitt er meine Jeans. 

„Nein!!! Aufhören!!!“, schrie ich, doch auch meine Tränen die angefangen hatten zu fließen, brachten sie nicht dazu. 

Wieder sagte er irgendwas. 

Er drehte mein linkes Bein nach außen und schnitt mit dem Messer die Innenseite meines Oberschenkels auf.  Wieder schrie ich, erst vor Schmerzen, dann um Hilfe. 

Aber keine der Leichen würde plötzlich aufspringen und mir helfen. Der Schnitt war tief und das Blut lief wie Wasser aus meinem Venen. 

Er legte das Messer an meinem anderen Bein an und ich verstand was er meinte. 

Wenn ich mich weiter wehre, schneidet er auch in mein anderes Bein. 

„Nein, bitte...“, mein Rufen war nur noch ein Flüstern, meine Kraftreserven verbraucht. 

Die anderen beiden hatten mich bereits losgelassen und der große zog meine Hüften zu sich heran. 

Ich schloss meine Augen. 

Ich betete, dass es schnell vorbei und mein erstes Mal nicht so schmerzhaft sein würde.... 

 

Doch der Schmerz kam nicht. 

Stattdessen fühlte ich, wie das ganze Gewicht des Mannes mich zu erdrücken drohte. Als ich die Augen öffnete steckte ein Pfeil in seinem Kopf. Die beiden anderen ereilte ein ähnliches Schicksal und sie vielen leblos zu Boden. 

 

Eine Stimme sagte etwas in der gleichen seltsamen fremden Sprache die ich noch nie zuvor gehört hatte.  

Kräftige Arme zogen mich unter der Leiche hervor. Eine Frau hockte sich neben mich und schaute nach der Schnittwunde an meinem Bein. 

Sie redete zu einem Mann mit blonden langen Haaren. 

Die Frau legte mir einen engen Verband an. Sie schien eine Ärztin zu sein. Ich konnte gerade noch die Augen offen halten, doch als mich zwei der vielen Männer hoch hoben, hielt ich den Schmerz nicht mehr aus und viel dankbar in eine tiefe Ohnmacht. 

 

Ich weiß nicht, wie lange ich ohne Bewusstsein war, doch als ich aufwachte lag ich auf einem polternden Pferdekarren. Über mir ein großes Stück Stoff, das wohl als Decke dienen sollte. Ich versuchte mich auszusetzen und wurde schmerzhaft daran erinnert, dass mein Arm und meine Rippen verletzt waren. 

Jemand rief mir etwas zu. 

Ein Mann auf einem Pferd ritt neben mir her. Ich konnte ihn nicht ganz erkennen, denn vor meinen Augen drehte sich alles, Übelkeit kam in mir hoch und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig über den Karren beugen, bevor ich mich übergab. Eine Hand rieb mir den Rücken und eine andere hielt mir eine Holzschale mit Wasser entgegen. Ei-ne Frau mit langen schwarzen Haaren redete beruhigend auf mich ein. Ich trank das Wasser und verschluckte mich. Beim Husten schmerzten meine Rippen und ich hielt mir die Seite. 

Dann sah ich meine zerrissene Jeans und wurden daran erinnert, warum ich hier überhaupt saß. 

Die Tränen kamen so plötzlich wie die Erinnerung an das Geschehene. Sie liefen wie ein Wasserfall meine Wangen entlang. Schluchzend und hicksend überkamen mich die Ereignisse der letzten Stunden. Die Frau die mir eben noch den Rücken gestreichelt hatte, nahm mich wie eine Mutter tröstend in die Arme. 

 

Während der weiteren Fahrt schlief ich ein paar mal ein. Ich wusste nicht wohin wir unterwegs waren oder warum. Ich träumte von meiner Mutter und wie sie versucht hatte mein Leben zu kontrollieren. Und auf einmal fand ich es gar nicht mehr so schlimm. 

Doch die Träume endeten alle auf die selbe Art und Weise, mit dem Gesicht meines Peinigers, der mich gequält und beinahe auch vergewaltigt hätte. 

Abends rasteten wir an einem kleinen See, wo die Pferde trinken und grasen konnten. Die Männer fingen Fische und machten ein Feuer, um sie zu braten. 

Ich hasse Fisch... 

Einige versuchten mit mir zu reden, doch vergebens, es war eine Sprache, die ich noch nie zuvor irgendwo gehört geschweige denn darüber gelesen hatte. 

Als alle schliefen, nahm ich mir ein Handtuch aus meiner Tasche, die Gott sein dank nicht ihrem Schicksal überlassen wurde und ging zum See. 

Keine Ahnung, was die mir da gegeben hatten, aber ich hatte kaum noch Schmerzen. 

Ich suchte nach einer flachen, dicht bewachsenen Stelle, wo man mich nicht sehen würde. Nachdem ich eine gefunden hatte, vergewisserte ich mich abermals, dass mich niemand sah und zog mich aus. 

Im schwachen Mondlicht konnte man die dunklen blauen Flecken, die auf meinem Körper prangten, deutlich sehen. 

Auch einige Handabdrücke waren dabei. Bei dem Gedanken daran, dass dieser Kerl mich überall angefasst hatte, wurde mir speiübel. 

Wegen der offenen Wunde an meinem Bein wagte ich es nicht ganz ins Wasser zu gehen, also musste eine Katzenwäsche genügen. 

Die Stellen, die zu sehr schmerzten, ließ ich aus. 

Als ich fast fertig war, hörte ich ein Geräusch. Hinter mir stand der junge Mann mit den langen blonden Haaren. Sie waren zu einem Zopf zusammengebunden und fielen ihm fließend über die Schulter. 

Er starrte mich an. 

Aus meiner Schreckstarre erwacht griff ich hastig nach meinem Handtuch.  

„Bleib'  wo du bist!“, rief ich und bedeckte mich mit dem Handtuch. Doch er kam auf mich zu. 

„Nein, komm... komm nicht näher!“ 

Ich stolperte aus dem Wasser zu meinen Sachen. Dann stand er hinter mir und legte mir eine Hand auf meine Schulter. Ich verstand sofort das sein lockerer griff nur Tarnung war. Er würde zupacken wenn ich wegrennen sollte. Mit der anderen Hand schob er meine Haare beiseite und legte sie mir über die Schulter. So standen wir eine Weile lang da, ich nackt mit einem Handtuch und er, der meinen Rücken betrachtete. Dann fuhr er mit seinen Fingern meine Wirbelsäule entlang. Als er bei den Rippen ankam zog ich scharf die Luft zwischen meinen Zähnen ein. 

Es war, als wenn ich ein Kaninchen wäre, das vom Fuchs betrachtet würde und dieser überlegte ob er es nun fressen sollte oder nicht. 

Als er wider Erwarten meine Schulter losließ, schnappte ich mir meine Sachen und verschwand in dem nächsten Gebüsch. Er blieb dort alleine stehen, bis auch er sich umdrehte und ging. 

 

Wieder vollständig bekleidet ging ich zum Lager zurück. Der blonde Mann schlief, ich glaube sein Name war Suun. Aber ich bin mir nicht sicher ob das jetzt sein Name war oder nur ein Wort ihrer Sprache. 

Des weiteren war er besser gekleidet als die anderen Männer. Daher vermutete ich, dass er adelig oder etwas ähnliches sein musste. Doch obwohl er mich gerettet hatte, machte er mir Angst. 

Ich war schon fast wieder eingeschlafen, als ein Pfeil einen der Männer traf. Ich schrie auf und prompt war das ganze Lager wach. Keine Sekunde später fielen dutzende Banditen in das Lager ein. 

Zwanzig oder vielleicht dreißig Männer kämpften mit den unseren. Ich griff mir meine Sachen und stopfte sie in meine Tasche zurück, bereit um mein Leben zu laufen. Etwas traf mich am Kopf und ich ging zu Boden. Einer der Banditen hatte mich niedergeschlagen und stürzte mit einem Messer auf mich zu. Bevor das Messer meine Kehle erreichte hielt ich seinen Arm so gut es ging fest. 

Es kam gefährlich näher und seine Spitze ließ bereits etwas Blut meinen Hals hinablaufen. Tausende Gefühle brachen über mich hinein. Angst, Wut, Verzweiflung und viele andere. Doch eines übertraf sie alle, der Drang zu überleben. 

Auf einmal brannte es in meinem inneren und ich gab diesem Drang nach. Plötzlich wurde es gleißend hell und der Mann, der eben noch auf mir lag und mich mit einem Messer töten wollte, stand im Flammen. 

Er schrie, stürzte von mir herunter und wälzte sich über den Boden. Doch das Feuer ging nicht aus, auch ich war damit eingehüllt, doch für mich war es nicht heiß. Es war warm, es umhüllte und beschützte mich, wie eine Mutter ihr Kind umsorgte. Der Bandit rührte sich nicht mehr, er war tot. Ich hatte einen Menschen umgebracht. 

Zitternd voller Angst stand ich auf, das Feuer um mich herum war erloschen. Suun stand etwas von mir entfernt und starrte mich schockiert an. Was sah er jetzt in mir? Ein Monster? Den Teufel? Würde auch er mich töten wollen? 

Ich griff nach meiner Tasche und lief in den Wald. Noch von weitem hörte ich sie kämpfen. Sie kämpften um ihrer aller Leben und ich hatte, wie auch immer ich es gemacht hatte, eines von ihnen genommen. 

In Panik geraten rannte ich. Durch das schwache Mondlicht konnte ich die Bäume vor mir gerade so erkennen dass ich nicht gegen sie lief. 

Ich rannte immer weiter. 

Ich bemerkte gar nicht wie die Wunde an meinem Bein sich öffnete und das Blut mir die Wade hinunter lief. 

Dann brach plötzlich der Boden unter mir weg und es wurde eiskalt. Ich wurde von der Strömung eines Flusses erfasst und etwas traf meinen Kopf. Dann wurde alles schwarz. 

 

 

Als ich die Augen für einen Moment aufschlug sah ich ein paar nackte Füße vor mir. Ich hörte etwas rascheln und jemand hob mich sachte vom Boden hoch. 

Ich spürte nichts, mein gesamter Körper war taub. In starken Armen, die mich vorsichtig trugen, schloss ich die Augen und mein Bewusstsein driftete davon. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sakunya
2017-09-03T22:03:19+00:00 04.09.2017 00:03
Oh Gott das ist so spannend! Bitte schreib weiter! T.T


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