Zum Inhalt der Seite

Wenn Ostern sein Frühling findet

Die Hüter des Lichts
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 4 – Das Leben überfordert

 

Es waren ein paar Wochen vergangen seit Sophie den Osterhasen gesehen hatte, und er fehlte ihr sehr. Nicht das sie ihn jemals oft zu Gesicht bekommen hatte, doch hatte sie das leere Gefühl eines schwarzen Flecks in ihrem Herzen. Sie glaubte die Verbindung zu ihm verloren zu haben, hatte kein Gespür mehr. Fühlte sich nur noch von ihm verlassen.

 

Dafür lief es mit Brad sehr schön, er war immerzu gutgelaunt und ging in die Arbeit, da die Geschäfte gut liefen. Wenigstens das, dachte sie sich, wenn sie wieder an Hase denken musste. In ihrer Arbeit verlief es ebenfalls gut, und ihre Chefin überlegte ob sie nicht mehr Verantwortung übernehmen sollte.

 

Sophie könnte nicht glücklicher sein, doch überkam sie in den letzten Tagen manchmal eine Art Panikattacke. Sie wusste nicht so recht was es war, oder woran es lag. Aber manches Mal hatte sie im Unterleib ein komisches Gefühl, obgleich es so sacht war, das sie sich bereits einredete das sie es sich nur einbildete.

Irgendwann dachte sie sich das es vielleicht etwas anderes war.

 

Vielleicht die Blase?

 

Wie Hase schon richtig erkannt hatte, hatte sie in letzter Zeit nicht gesund ausgesehen, doch hatte es sich inzwischen gelegt, wenn sie auch noch etwas blass wirkte.

 

Eines Abends als sie im Wohnzimmer saß, Brad kochte gerade für sie beide, zappte sie durch die Sender des Fernsehers und blieb an einer Talkshow hängen. Eine Frau war von einem One-Night-Stand schwanger geworden, doch der Kerl glaubte nicht daran, da er doch verhütet hatte. Die üblichen Streitereien, Beschimpfungen und Versöhnungsversuche wie in jeder Sendung. Doch das Thema ließ einen Schalter in Sophies Kopf umschalten.

 

Schwanger.

 

Schwanger?

 

Wieder ergriff sie die Panik und sie suchte nach ihrem Handy, welches unter den Couchkissen lag. Kurz in den Kalender nachgesehen beruhigte sie sich wieder, ihre Periode müsste erst in vier Tagen kommen und auch sonst wüsste sie nicht wie es dazu hätte kommen sollen.

Da sie durch die Geschäfte des Öfteren mehr Geld verloren als einnahmen, waren Geldprobleme an der Tagesordnung und Brad war mit seinem unersättlichen Magen ein kleiner Gourmet und kaufte teurer ein als es klug wäre, und das Schlimme daran war, das er es zwar kaufte, aber oft nicht zubereitete.

Also lagen die Süßkartoffeln, die Muscheln, der Lachs, das Lamm im Kühlschrank herum, bis man es zum Schluss wegwerfen musste. Nicht jedes Mal war das der Fall, aber auch nicht gerade selten.

Durch diesen Geldmangel war es mit der Verhütung so eine Sache. Volljährig wie sie war musste sie die Pille selbst zahlen oder man griff auf Kondome zurück, wobei sich Brad darüber gern beschwerte. Blieb ihnen nichts, so vermied sie es mit ihm Sex zu haben in der errechneten fruchtbaren Zeit oder aber, oder aber er zog ihn vorher heraus, was ihr aber jedes Mal solch eine Angst bescherte, das sie danach aufsprang und sich wusch.

 

Nun aber solche Panikattacken, wo es keine geben brauchte?

 

Hatte sie etwas übersehen oder falsch gemacht?

 

Wann hatten sie Sex gehabt in diesem Zyklus?

 

Noch einmal überprüfte sie ihren Zykluskalender, nicht immer trug sie ein wann sie Geschlechtsverkehr hatte, doch erinnerte sie sich an jedes einzelne Mal.

 

Nein... konnte es... tatsächlich... sein?

 

Sie hatte sich vor lauter Geilheit um Tage geirrt, als Brad sie gefragt hatte ob er seinen vollen Spaß haben durfte.

 

Wieder setzte die Panik ein, baute sich immer mehr auf. Sie hörte die Beschimpfungen der Schwangeren aus der Talkshow, hörte Brad in der Küche herum hantieren, doch wurde es sogleich von dem lauten Rauschen des Blutes in ihren Ohren übertönt. Sophie fühlte sich elend und begann zu zittern.

 

Scheiße. Das darf nicht sein. Das darf nicht sein. Scheiße.

 

„Hey Soph, kommst du probieren?“

 

„JA, ich komme...“ sagte sie und versuchte normal zu wirken.

 

Sie wollte noch nichts sagen, ehe sie nicht sicher war. Das war der schwerste Abend ihres Lebens.

 

***

 

Nervös lief Sophie im Badezimmer auf und ab, den Schwangerschaftsfrühtest in der Hand, welchem sie wie einen Shake schüttelte, als käme das Ergebnis dadurch schneller. Sie hatte sich mit dem nach Hause kommen beeilt, um einige Momente alleine zu haben, bevor Brad ankam.

 

Keine Panik, es wird alles gut. Bestimmt irre ich mich. Und es ist ja nicht einmal so das ich überfällig wäre, ich mach mir viel zu viele Gedanken. Am Ende beklage ich mich darüber, dass das raus geschmissenes Geld war. Hach ja, ob ich heute mal wieder koche? Ach was mach ich mir vor, so viel Glück werde ich nicht haben. Wie wird Brad reagieren? Ob er sich freuen wird? Was denk ich da, ich ende als alleinerziehende Mutter in einem Kabuff und werde fetten Menschen, die ihr Sozialgeld bergeweise für Fast Food ausgeben, Fritten servieren. Wann sind diese verdammten drei Minuten vorbei?

 

Sophie blickte auf die Uhr.

 

3...

 

2...

 

1...

 

Sie warf einen Blick auf den Test und ihr blieb die Luft weg.

 

Schwanger!

 

***

 

„Wie sollen wir das nur hinkriegen“, saß Brad zwei Stunden später auf der Couch und starrte vor sich hin, den Test in der Hand.

 

„Ich weiß es nicht“, sagte Sophie, die ebenso ratlos dasaß.

 

Brad rutschte zu Sophie, nahm ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. Diese warmen braunen Augen brannten sich in ihr Herz und ihre Knie wurden weich.

 

Hach, er will es wirklich mit mir durchziehen? Hase hat sich doch geirrt.

 

„Würdest du abtreiben?“

 

„Was?“

 

„Soph, ehrlich. Wie sollen wir das schaffen? Wir haben kaum Geld, die winzige Wohnung, ich... ich bin noch nicht bereit für ein Kind.“

 

„Aber... Wir...“, Sophie kamen die Tränen. „Wir sind doch selbst schuld, ich meine... das Kind kann doch nichts dafür, das... das wäre einfach feige.“

 

„Nein, das ist eine vernünftige Entscheidung. Sollen wir denn hier zu dritt Wohnen mit einem Kind oder gar in einem kleinen Loch am Rande der Stadt, abhängig von Sozielhilfe. Wenn du abtreiben würdest und wir noch zwei Jahre warten, dann könnten wir das Kind in die Welt setzen das du haben willst. In einer schönen großen Wohnung.“

 

„Nein, ich... ich weiß nicht es...“

 

„Komm schon, es wäre doch besser für uns und für das Kind das wir später haben.“

 

„Das kann ich nicht!“

 

Damit war für den Tag das Gespräch beendet.

 

 

***

 

Normalerweise war Brad in seiner Entscheidungskraft sehr anstrengend und dominant. Doch dieses Thema war so empfindlich, das selbst Brad nicht so recht wusste wie er sich verhalten sollte. Eigentlich versuchte er so sanft und lief wie möglich zu sein, was Sophie sehr genoss, doch blieb es nicht immer so schön. Wenn nach den lieben Worten und den sanften Zärtlichkeiten der Satz: Willst du nicht doch lieber Abtreiben?, folgte, dann war der Genuss schnell verflogen.

 

An einem Abend war es besonders schlimm. Brad hatte einen Freund vorgeschickt, der Sophie einreden sollte, das Brad selbst noch ein Kind war und das eine Abtreibung im Moment das Richtige wäre. Sophie lehnte ab und schwor auf das Ungeborene das die Vorstellung auch ohne Brad vonstatten gehen konnte. Sie war wild entschlossen wie noch nie in ihrem Leben.

 

Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber wo sie vorher befürchtete Brad einmal verlieren zu können, war es nun egal. Völlig egal, unwichtig, nichts weiter als reine Nebensache. Es gibt nur noch sie und das kleine Etwas, welches sanft gegen ihre Unterleibswand drückte.

 

Keine Sorge mein Kleines, wir packen das. Mama macht das schon... irgendwie.

 

Sanft strich sie über die kleine Wölbung. Mittlerweile war sie bereits bei ihrer Frauenärztin, die ihre Schwangerschaft bestätigt hatte und auch gleich ein Ultraschallbild gemacht hatte. Mit pochendem Ohr und flatterndem Herzen hatte sie dem Herzschlag dieses kleinen Würmchens gelauscht und später das Ultraschallbild Brad freudestrahlend vor die Nase gehalten.

 

Dieser war in zweierlei Hinsicht überwältigt. Mutig hatte er versucht mit dem Gedanken bald Vater zu werden klarzukommen, doch überfiel ihn immer wieder eine Panikattacke. Wie auch beim Anblick dieses Bildes.

 

„Oh Gott, wir schaffen das nie!“, sagte er und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.

 

„Ach was, das kriegen wir hin.“

 

„Bist du sicher das du nicht lieber...?“

 

„WAS?“

 

„Ich mein ja nur....“

 

„ICH BIN IN DER NEUNTEN WOCHE UND DU WILLST DAS ICH MAL EBEN SCHNELL SPONTAN ABTREIBE?“, schrie Sophie aufgebracht, wie sie es öfter in letzter Zeit tat.

 

Die Hormone spielten bei immer wieder verrückt, so das sie manchmal selbst erschrocken von sich war. Wenn sie nicht gerade gutgelaunt hüpfend durch die Wohnung lief, saß sie weinend im Bad auf dem Boden und verfluchte ihr Leben, nur um eine halbe Stunde später wieder singend durch die Wohnung zu rennen und alles um zu dekorieren.

 

Sie wollte sich freuen auf das Baby und auch ihre Familie die sie damit bald haben würde. Doch war es bei Brads Panikattacken schwer das zu genießen. Vor allem mit wem sollte sie darüber reden? Noch immer hatte sie es versäumt ihren Eltern zu sagen, sie wusste das sie Brad inzwischen in keinster Weise mögen, da sie von seinem Lebensstil erfahren haben. Ihre Freundin versteht sie nicht so wirklich da sie selbst noch nie in der Situation war, Brad nicht mochte und an und für sich noch sehr lange mit Kindern warten wollte.

 

In diesen Momenten fehlte ihr Hase ungemein. Ihre Freundschaft war nie sehr intim, denn was hätte sie ihm während ihrer Teenagerzeit erzählen sollen? Wie sehr sie von ihrer Menstruation genervt war, da sie schon so viele Höschen versaut hatten und ihre Mutter sie immer ermahnte ihren Zyklus aufzuschreiben, es wäre für die Frauenärztin wichtig. Kurze Striche, lange Striche, Punkte, sie hatte es sich nie merken können, tat aber auch alles dafür nicht hinzuhören, oder es auch zu vergessen.

 

Was Hase wohl tat?

 

***

 

Tage später war zwischen Brad und ihr irgendwie die Luft raus. Jeder Satz wurde generell falsch verstanden und wenn man nicht gerade herum schrie, dann ignorierte man sich. Brad war bis zum Bersten überfordert und wusste nicht besser damit umzugehen, als zu Streiten.

 

An diesem Abend war es besonders schlimm. Sophie lechzte nach Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit, Kuscheleinheiten und Liebe. Aber irgendwie wollte es nicht so recht klappen. Seit zwei Tagen schmerzte es im Unterleib noch mehr als sonst und sie wollte keine Tabletten nehmen, da sie befürchtete, sie könnte dem Kind schaden. Diese sich dehnenden Mutterbänder waren schon eine leidige Sache.

 

Als Sophie schon glaubte es könnte nicht mehr schlimmer kommen, kam es mal wieder anders als gedacht. Brad zog los um „Kohle ran zu schaffen“, wie er es nannte. Er war in den letzten Wochen geradezu besessen davon Geld zu machen, um genug für das Kind zu haben. Sophie fand es entzückend, doch war die Art und Weise des Ranschaffens ihr sehr unangenehm. Was war wenn es einmal schief ginge? Brad drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und sagte sie solle doch zu einer Freundin fahren, um nicht den Abend alleine zu verbringen.

 

Und so tat sie es auch.

 

Sie nahm das Auto von Brad, denn er benutzte sein Auto nie für diese Touren, wenigstens eine Sache die Sophie an der Sache gefiel um zu ihrer Freundin zu fahren. Ihre Freundin hatte sie zwar nicht bescheid gesagt, aber ab einer gewissen Uhrzeit unter der Woche war sie immer zu Haus anzutreffen.

 

Doch dieses Mal sollte sie nicht ankommen.

 

Ein paar Straßen weiter wurde sie von der Polizei angehalten. Unsicher ob eines der hinteren Lichter defekt sei, hielt Sophie standesgemäß an und hielt ihre Papiere bereit. Doch es war nichts, mit keinem der Lichter und auch sonst nicht die üblichen Strapazen mit den lieben Männern in blau. Sie waren von der Drogenfahndung und gewillt das ganze Auto auseinander zu nehmen, da sie ihr nicht glaubten nichts mit derlei Dingen zu tun zu haben. Die Sitze wurden zur Seite geschoben, hochgeklappt, das Handschuhfach durchsucht, der Kofferraum, ja selbst einen Schäferhund hatten sie dabei und es dauerte nicht lange bis er Alarm schlug.

 

***

 

Die Nacht hatte ihren Höhenpunkt gefunden und Sophie saß weinend in ihrem Schlafzimmer. Brad war nach einem Streit wieder hinausgestürmt. Er war wütend da sie einfach das Auto benutzt hatte, denn dieses wurde meist nur von ihm gefahren, da Sophie recht unsicher mit dem Auto fuhr und sie durch die Arbeit sowieso nur mit der Öffentlichen fuhr.

Noch dazu hatte sie ihn in ein Verhör verwickelt da er ihr immer versprochen hatte mit dem eigenen Auto niemals etwas zu transportieren, und dennoch hatte er es getan. Noch dazu war das Auto dem Beamten bekannt gewesen, weswegen sie sie angehalten hatten. Nun wurde sie aber als Tatverdächtige beschuldigt, sie hatte nun bald eine Klage am Hals, sie war schwanger und sie befürchtete das Brad ihr fremdging. Ein eigenartiges Gefühl hatte sie schon die letzten Tage gehabt, doch als die Polizisten ein ihr völlig unbekanntes Höschen aus dem Kofferraum präsentiert hatten – sie hatten geglaubt das es ihrer ist, der beweisen sollte das sie tief drinsteckt, da es mitsamt dem Gras versteckt gewesen war – bestätigte sich ihre Angst.

 

Brad aber behauptete nichts von dem Höschen zu wissen, ein Freund musste es versteckt haben, wegen dem Gras war es nur eine einmalige Sache gewesen, das Auto von Thomas war schon zu bekannt.

 

Je mehr Sophie fragen dazu gestellt hatte, weshalb ein Freund von ihm in seinem Auto herum schäckerte und weshalb sie nicht ein anderes Auto von einem anderen Freund genommen hatte, gerade jetzt wo sie schwanger war, wurde er zunehmend wütender.

 

„WARUM MUSS ICH MICH FÜR ALLES RECHTFERTIGEN?“, schrie er.

 

***

Eine Stunde später saß Sophie weinend in ihrem Schlafzimmer. Schlagartig hatte sich ihr Leben verändert.

 

Sie galt nun als Kriminelle und würde bald vom Gericht eine hohe Geldstrafe auferlegt bekommen.

 

Brad war stinksauer auf sie und hatte durchblicken lassen bald keine Lust mehr zu haben, noch dazu wusste sie nicht ob er nicht schon eine Geliebte hatte.

 

Und zu guter letzt war sie Schwanger und alleine in dieser ganzen Misere. Ihre Arbeit würde sie in zwei Wochen beenden, da sie als Schwangere nicht schwer heben durfte und ohne Brad war sie aufgeschmissen.

 

Was sollte sie nur tun?

 

Alles erschien ihr ungerecht und unfair, wie ein böser Alptraum.

 

Wieder diese Unterleibsschmerzen, wieso hört es nicht auf?

 

Weinend und zitternd, auf wackligen Beinen lief sie ins Bad um auf die Toilette zu gehen. Wenn die Blase einmal leer war würde es ihr vielleicht besser gehen.

 

Doch etwas stimmte nicht. Der Blick in ihrem Schlüpfer strafte sie Lügen, das konnte nicht sein. Mit rasendem Herzen und pochenden Ohren strich sie ihre Finger über ihre Vagina.

 

Das kann nicht sein! Nein, das kann nicht sein. Nein!

 

Doch war es keine Einbildung. Das Blut an ihren Fingern war echt.

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück