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The Conversion

von

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Sie sind hier!

Hallo.

Unser Name ist Louisa Newman .

Na ja, nicht wirklich Newman .

Louisa stimmt zwar irgendwie aber wenn ich ganz ehrlich zu euch sein soll muß ich zugeben dass dieser Name leider ein Scherz ist.

Die Anderen haben ihn sich ausgedacht.

Sicher denkt ihr jetzt ja klar und haltet mich für schizophren oder sonst irgendwie verrückt weil ich von mir selbst in der Mehrzahl spreche und mich unter falschem Namen vorstelle und ich kann das auch nur zu gut verstehen.
 

Doch leider irrt ihr euch denn so einfach ist das nicht und alles was ich euch jetzt erzählen werde ist wahr denn wenn ich "wir" sage meine ich tatsächlich zwei Wesen . Genauer gesagt einen Menschen- mich- und eine nicht irdische Lebensform mit der ich freiwillig meinen Körper teile.

Vorteile habe ich dadurch zwar keine denn sie ist ein Parasit aber na ja, was soll ich sagen?. Es bringt auch keine Nachteile und es tut nicht weh ein Wirt zu sein. Ausserdem wäre Isas Leben ohne mich ziemlich bescheiden und das könnte ich ihr nicht antun nach allem was wir zusammen durchgemacht haben .

Auch dann nicht wenn sie mir manchmal ziemlich auf den Keks geht und ich meinen Körper am liebsten sofort wieder für mich selbst haben möchte .
 

Mehr als tausendmal in der Woche wünsche ich mir mein altes Leben zurück wo so was wie eine fette Strafe fürs Schwarzfahren zu kriegen oder mit neuen Schuhen in einen fiesen Hundehaufen zu steigen so ziemlich zu den schlimmeren Dingen zählten die einem passieren konnten. Wir alle wollen das aber es ist unmöglich. Keiner von uns kann zurück. Auch Isa nicht denn sie kennen keine Gnade. Schon gar nicht mit Verrätern.
 

Ihren echten Namen für diese Geschichte zu verwenden ist übrigens nicht sonderlich gefährlich weder für sie noch für mich denn ihre richtige Bezeichnung kennt das Imperium natürlich bereits. Der Hohe Rat der Dreizehn hat mehrere Kopfjäger auf uns angesetzt und ihre nächsten Geschwister kaltblütig ermorden lassen als ihr Verrat öffentlich wurde.
 

Mein aktueller wahrer Name ist hingegen tatsächlich geheim. und ich darf ihn euch nicht sagen. Ich meine ich würde es natürlich gerne. Es wäre echt super wenn ich euch alles über mich sagen könnte und euch in mein momentanes Zuhause einladen dürfte denn das würde heißen dass der Krieg vorbei wäre und wir gewonnen hätten. Das wir keine Feinde mehr hätten.

Tja leider ist das nicht so und deshalb müßt ihr euch einfach damit begnügen dass ich Lou oder auch Louisa heiße wenn ihr meine Geschichte hören wollt.
 

Ich denke ihr müsst mir einfach glauben dass alles das ich euch jetzt erzählen werde die reine Wahrheit ist. Ihr müßt mir vertrauen auch wenn ich nicht einmal Orte nennen darf , Adressen oder den Namen der Stadt in der ich wohne . Sonst würden Isas Artgenossen uns leichter finden und was sie mit uns machen würden wenn sie uns dann erst einmal hätten will ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen .
 

Sie, die Yirks .

Denn wisst ihr, wir Menschen sind nicht allein im Universum und es hat auch keinen Sinn noch auf den Tag zu hoffen an dem irgendwelche freundlichen kleinen grauen Aliens endlich mal Kontakt mit unserer guten alten Erde aufnehmen denn das ist bereits geschehen. Sie sind hier und sie sind sie zwar wirklich ziemlich klein und sogar grau aber die meisten von ihnen sind leider keineswegs freundlich.

Heimtückisch wie eine tödliche Seuche sind die Yirks über die menschliche Rasse hergefallen. Heimlich. Lautlos. Versklavend.

Man möchte das kaum kaum glauben wenn man sie einmal In ihrer natürlichen Gestalt gesehen hat denn in dieser Existenz sind sie hilflos und schwach . Dazu noch blind und ausserhalb eines flüssigen Milieus zu kaum einer Bewegung fähig, also wirklich nicht besonders gefährlich.

Allerdings sind sie auch sehr intelligent und verfügen über die bemerkenswerte Fähigkeit über den Ohrkanal in das Gehirn eines anderen Wesens einzudringen wo sie dann die Kontrolle übernehmen und mit Kontrolle meine ich vollkommene Übernahme des Körpers und Geistes.
 

Das arme Wesen welches auf diese Weise infiltriert wurde weiß gar nicht wie ihm geschieht und ist ab sofort ein Gefangener in einem winzigen Winkel seines eigenen Verstandes.

Der Yirk nutzt fortan den Körper für seine eigenen Zwecke und als ob das noch nicht schlimm genug wäre kann er auch noch auf das Wissen und die Erinnerungen seines Wirtes nach Belieben zugreifen um nicht erkannt zu werden.

Die Tarnung ist perfekt. Ich weiß wovon ich spreche.

Sieben andere Welten haben die Yirks auf diese Weise bereits erobert und nun ist die Erde an der Reihe und in mitten dieser Gefahr in der die Menschheit schwebt beginnt meine Geschichte.
 

Alles fing an als ich grad mal achtzehn Jahre alt war. Damals war ich noch ein ziemliches Durchschnittsmädchen und mit Durchschnitt meine ich sowas wie unauffällig mit Allerweltsgesicht und langweilig. Jemand mit wenig sozialen Kontakten der irgendwo in der Mittelschicht rumdümpelt . In gewisser Hinsicht also ein perfektes Wirtsobjekt für die Yirks denn neben all dem anderen war ich auch ein Controller.

Das bedeutet ein Yirk hatte sich ohne mein Einverständnis in meinem Kopf eingenistet und kontrollierte von da an meinen Körper.

Als ob es gerade erst gestern gewesen wäre erinnere ich mich wie man mich durch ein geheimes Tunnelsystem viele Meter unter der Stadt gezerrt hatte.

Hinunter zum Yirkpool.
 

Ich dachte dass sie einfach nur ein paar Volltrottel sind die sich so eine Art makabren Scherz alias Freundschaftsklub-Initiationsritus mit mir erlauben.

So wie ein paar Stunden davor wo schon Ella versucht hatte mir mit irgend einer wirren Geschichte über Aliens Angst einzujagen. Natürlich hatte ich ihr kein Wort geglaubt und nur gelacht. Auch dann noch als sie gemeint hatte, sie würde es mir zeigen. Ich wollte weggehen aber sie ließen mich nicht und dann... dann hat sie es mir gezeigt. Mir und drei anderen "Vollmitglieds-Anwärtern...
 

Sie hielten mich zu viert fest : Michael, Lukas, Elena und Raphael. Jedenfalls dachte ich damals noch dass sie so heißen.

Doch nun als wir eine schier endlose Treppe und viele schmale Gänge später diese große unterirdische Halle erreichten , einen riesigen kuppelförmigen Saal irgendwo unter dem Volkspark und dem nächsten Einkaufszentrum begann ich mich zu fürchten und diese Furcht steigerte sich zur Panik , auch bei den Anderen . als wir ins Zentrum eben dieser Halle mehr getragen als geführt wurden.
 

Da waren plötzlich Käfige voll mit schreienden weinenden Menschen. Schreckliche riesige Monster mit schuppiger Echsenhaut und klingenartigen Hornfortsätzen an Armen und Beinen und mir wurde endgültig klar dass hier irgendetwas schrecklich falsch war. Leider war ich die Erste von uns die an der Reihe war.
 

Natürlich versuchte ich mich loszureißen, trat dabei um mich und schrie, doch ich kam nicht frei.

Schließlich als meine Kraft nachließ flehte ich die vier sogar an damit aufzuhören und mich gehen zu lassen. Doch stattdessen wurde ihr Griff nur noch fester während sie mich unbarmherzig auf eine Art stählernen Pier zerrten.
 

Gekonnt, fast so als würden sie das mehrmals die Woche tun rangen sie mich nieder und drückten meinen Kopf in eine Art kreisförmigen Pool direkt unter dem Pier.

Das Problem daran war nur dass dieser Pool nicht mit Wasser gefüllt war sondern mit irgendeiner lauwarmen seltsam bleifarbenen Flüssigkeit .Ich versuchte zu schreien doch da war nur noch diese undefinierbare ekelhafte Brühe. Sehr bald schon machte mich der Sauerstoffmangel ziemlich benommen und dann als ich wirklich das Gefühl hatte jeden Moment in der schleimigen Kloake zu ersticken fühlte ich eine Berührung an meinem Gesicht .
 

Erst nur ganz zart, beinahe sanft . Dann um einiges bestimmter wenige Sekunden später. Ein weicher, gallertartiger Körper- irgendein kleines Wesen- streifte meine Wange. Tastete sich schließlich vor bis zu meinem Ohr vor als würde es nach etwas suchen und dann ging alles sehr schnell.

Ein grauenhafter Schmerz machte mich beinahe ohnmächtig als das glitschige kalte Ding zu meinem grenzenlosen Entsetzen plötzlich begann sich zu verformen und in mein Ohr zu kriechen doch nur kurz denn es sonderte dabei auch irgendeine Art Sekret ab dass mein Ohr betäubte.

Natürlich fühlte ich trotzdem wie es weiterkroch, so ähnlich wie man selbst nach einer Narkose beim Zahnarzt die Behandlung immer noch spürt.

Doch der wahre Horror begann erst als ich es nicht mehr spürte denn von einer zur nächsten Sekunde hörten meine Beine einfach auf zu strampeln. Mein ganzer Körper entspannte sich. Er wurde vollkommen ruhig und richtete sich schließlich auf als meine vier Entführer ihren eisernen Griff endlich lockerten.

Wie man sich denken kann hatte ich schreckliche Angst.

Ich wollte davonlaufen. Ich wollte toben und schreien doch mein Mund blieb stumm.
 

Ich konnte zwar im Geist die Befehle bilden Mund bewegen, sprechen doch sie kamen nie dort an. Ich war nur noch sowas wie ein Zuschauer gefangen in meinem eigenen Körper und dieses Andere das nun statt meiner Regie führte fühlte sich anscheinend wohl. Es wollte nicht im geringsten weglaufen und sah stattdessen seelenruhig zu wie mit den anderen Drei nach mir das selbe gemacht wurde. Danach benutzte es mich oder besser gesagt meinen Kopf schließlich sogar dazu diejenigen die mir das gerade eben angetan hatten zuzunicken.
 

Meine Hände wurden ausgestreckt und griffen sich ein Handtuch dass Raphael mir reichte um damit die schleimige Brühe aus meinen Haaren zu rubbeln. Nach dem das Ding damit fertig war setzten sich meine Beine ohne mein Zutun in Bewegung und kurz darauf , zirka eine halbe Stunde später war ich wieder oben.
 

Oben in der Welt und unter unzähligen anderen Menschen die nicht einmal ansatzweise erahnen konnten was mir soeben von den Vollmitgliedern des so genannten „Freundschaftsklubs“ angetan worden war .

Wieder und wieder versuchte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück zu erlangen während dieser einfach weiterhin wie fremdgesteuert war .
 

Es will zu mir Nachhause!. Dieses Ding wird versuchen als ich durchzugehen und ich kann nichts dagegen tun.
 

Das wurde mir schlagartig klar als „ich“ meine Straße erreichte. Schließlich war meine Mama schon daheim. Sie hatte Hähnchen gemacht. Dazu Reis und Kartoffelsalat. Als Nachtisch würde es selbstgebackenen Apfelkuchen geben und während mein Körper da mit meiner Familie sitzen, essen und lachen würde, würde niemand auch nur ansatzweise ahnen dass das nicht ich war sondern dieses widerliche Etwas dass mich nun benutzte.
 

Vielleicht, so dachte ich weiter, wird es ihnen auch etwas antun. Meiner Mutter und meiner kleinen Schwester Emily!.
 

Ich fühlte grenzenloses Entsetzen wie eine dunkle Welle über mir zusammenschlagen und hatte gleichzeitig das Gefühl jeden Moment wahnsinnig zu werden wäre da nicht plötzlich diese Stimme gewesen oder besser gesagt diese andere Präsenz , denn das was ich hörte waren nicht wirklich Worte , viel mehr Gedanken .

Ja es fühlte sich tatsächlich so an als ob ich für mich selbst einfach über etwas nachdenken wurde.

Allerdings "sprach" es - was immer es auch war- mit einer mir fremden, seltsam androgynen Gedankenstimme.
 

Was ist das?

<Sei still, Mensch.> Sagte es nun zu mir .

<Ja, ich spreche mit dir. Wenn du kooperierst, werde ich weder dir noch deiner Sippe etwas an tun. Im Gegensatz zu einigen meiner Artgenossen halte ich nicht viel davon mein Eigentum zu beschädigen. Aber ich werde es tun wenn du mich dazu zwingst>
 

Eigentum ?! fragte oder besser gesagt dachte ich, viel zu verwirrt und schockiert um einen klaren Gedanken zu fassen .

Was soll das?, was ist das für eine verdammte Stimme in meinem Kopf?. Warum kann ich meinen Körper nicht mehr steuern. Wer tut mir das an?. Wie? Warum ? ist das ein Scherz?!.

< Nein. Kein Scherz und i c h tue es . Ich bin ein Yirk. Ein intelligentes Wesen von einem fremden Planeten und du bist jetzt mein Wirt . Dein Körper und Geist stehen unter meiner Kontrolle. Gib auf denn ich werde bleiben ,hier in deinem Kopf. Du kannst nichts dagegen tun .>
 

In meinem Kopf?! , natürlich !. Erst hatte es meinen Körper kontrolliert und jetzt sprach es auch noch mit mir. Bei G o t t. Irgendein ausserirdisches D i n g ist in meinem Gehirn!.

Nun fippte ich vollkommen aus.
 

Mir ist vollkommen egal was oder wer du bist und ich bin nicht dein Eigentum!. VERSCHWINDE!. Verschwinde aus meinem Kopf und hör auf mit mir zu reden! G ib mir die Kontrolle über meinen Körper wieder und kriech in den Dreck zurück aus dem du gekommen bist sonst schwör ich dir wirst du das bereuen. Du wirst es bereuen dass du mich überhaupt angerührt hast und ich werde einen Weg finden dich…-

<So viel Mühe. Soviel unnütze Verschwendung von Energie.>
 

Die Stimme unterbrach meine Gedanken. Diesmal klang sie erstaunt, fühlte sich verwirrt an ,fast schockiert. Gleichzeitig wirkte das Wesen unsicher, allerdings nur für einen Moment. Anstelle der Verwirrung war da jetzt Frustration aber auch Selbstsicherheit . Es wusste was zu tun war.

<Wenn Kontrolle alles ist was du möchtest, gut. >
 

Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich wie sich der Klammergriff des Yirks ein wenig lockerte.

Ich konnte meine Augäpfel wieder bewegen, meinen Kopf.

Ich hatte die Kontrolle über meine Lippen zurück!.

Meine Stimme ich könnte...-

<Ich denke nicht dass du das tun kannst. > Sagte der Yirk spöttisch und klang dabei fast wie meine kleine Schwester. < Das war ein sehr schlechtes Benehmen Mensch. Du kannst von Glück reden, dass ich so geduldig mit dir bin. >
 

Noch ehe ich auch nur einen Laut von mir gegeben hatte war alles wieder wie vorher . Ich war wieder ein Gefangener meiner Selbst.
 

NEEEIN!!!. nein!, nein!, nein!, nein! nein!

<Ich denke doch . > Da war ein Hauch von Bedauern, aber dafür viel mehr Ärger und schließlich Entspannung...Selbstsicherheit! Meine Emotionen waren ihm vertraut. Es wusste dass ich kurz davor war aufzugeben und die fiese Gedankenstimme wurde zu einem schaurigen Flüstern.

<Jede einzelne Ritze deines Gehirns vollkommen mit meinen Sekreten durchtränkt. Meine Neuronen sind fest verbunden mit deinen Nervenzellen . Ich kann jeden deiner Gedanken in meinen eigenen fühlen. Ich kann auf deine Erinnerung zugreifen und sie zu meinem Vorteil nutzen. Hör auf zu kämpfen. Dieser Körper gehört mir. >
 

N E I N!. Nein. Bestimmt träume ich das alles nur! Dachte ich krank vor Angst und Ekel stumm für mich selbst.

Das k a n n alles ganz einfach nicht wahr sein. So etwas gibt es nicht und es sitzt da auch sicher kein ekelhafter ausserirdischer Hirnparasit in meinem Kopf !. Sicher bin ich nur irgendwie übergeschnappt oder ich träume das alles nur. Ja!, genau das ist es !. Das ist alles nur irgendein verrückter Traum und jeden Moment werde ich aufwachen !. Ich werde aufwachen z u h a u s e in meinem Bett , ganz für mich allein und mich über das alles hier totlachen.
 

<Nein Mensch, L o u .>

Wieder die Stimme des Yirks in meinem Kopf. Sie klang nun sehr ernst und zum aller ersten Mal sprach sie mich auch direkt mit meinem Namen an ohne dass ich ihn verraten hätte.

<Kein Traum. Es ist eine Tatsache dass es für dich keine Möglichkeit gibt etwas an deinem momentanen Zustand zu ändern . Ich w e i ß auch dass du versuchst dich selbst zu belügen in dem du mich in der dritten Person ansprichst. Dass du dir einredest an einer Geisteskrankheit zu leiden aber es ist zwecklos . Dein Wille ist irrelevant. Du wirst meine Anwesenheit akzeptieren und als erstes Zeichen deiner Kapitulation wirst du mich ab sofort direkt ansprechen. Meine Bezeichnung lautet Issrin Neun-Acht-Fünf vom Ya-Terash-Pool, aber Ich gestatte dir mich Issrin zu nennen. Entweder du tust es oder du wirst deinen Ungehorsam bereuen.>
 

Ich soll es mit seinem N a m e n ansprechen?, dachte ich verwirrt und voller Angst vor dem was es mit mir machen würde wenn ich es nicht tat. Wie soll ich das machen?. Warum?.
 

< Du wirst es tun weil ich es w i l l . Als es darum ging mich zu beschimpfen und mir zu drohen, warst du weit weniger unentschlossen .>

Spottete der Yirk.

<Also gut I s s r i n > Sagte ich nun, und richtete meine volle Aufmerksamkeit auf diese körperlose Stimme. Gleichzeitig versuchte ich mich irgendwie zu beruhigen, obwohl ich in meinem tiefsten Inneren das Gefühl hatte jeden Moment auseinander zu brechen. <Was willst du von mir? >

<Dummes Menschenwesen hör auf meine Zeit zu verschwenden! Du w e i ß t es!. Beende den Widerstand . Akzeptiere mich. E r g i b dich . Noch sagst du niemals. Aber wie bereits erklärt hast du auf kurz oder lang keine andere Wahl . Abgesehen davon will ich mich nicht dazu gezwungen sehen dich zu brechen. Es widert mich an wenn Wirte geistig träge und abgestumpft sind. Vollkommen unfähig eine kompliziertere Unterhaltung zu führen oder auch nur zu d e n k e n. Wenn du dich ergibst kannst du ein gutes Leben haben. Sobald du mich von deiner Willigkeit überzeugt hast darfst du sogar diesen Körper wieder benutzen .Ich bin ein guter Meister und halte mehr vom Belohnen als von Strafen.>

<Kann sein, dass du ein guter Meister bist aber ich bin ein schlechter Sklave.>
 

Das Ding -Issrin- war entspannt und ich weiß nicht warum aber ich hatte das Gefühl seine Kontrolle hätte sich wieder gelockert so wie vorhin und es sei genau jetzt der richtige Moment. Ich setzte alles auf eine Karte und stemmte mich in einem letzten verzweifelten Aufbäumen mental gegen den Yirk.

Ich wehrte mich mit aller Kraft die ich irgendwie aufbringen konnte gegen die fremde Kontrolle und stellte mir gleichzeitig so fest wie ich konnte vor wie ich ich meinen eigenen Körper steuerte.

Wie es sich anfühlte, meine Hände zu bewegen, wie es war zu schreien.

LAUT! und so lange bis mir die Kehle brannte.
 

Leider allerdings nur mit mäßigem, beziehungsweise kaum sichtbaren Erfolg. Meine Fingerspitzen zitterten ein ganz kleines bisschen und die Gesichtsmuskeln rund um die Mundpartie ebenso .Mehr geschah nicht. Aber dennoch , obwohl es nicht viel war, kaum ein Erfolg und noch viel weniger ein Sieg schien es der außerirdische Sklaventreiber in meinem Kopf ganz und gar nicht lustig zu finden.
 

Die gerade noch beinahe entspannte gönnerhafte Laune seinerseits schlug plötzlich in rasende Wut um, in Panik!

Noch ehe ich es mich versah fühlte ich nur noch dass Es irgendetwas in meinem Gehirn aktivierte. Da war kein Schmerz und auch sonst nichts Physisches denn meinen Körper fühlte ich nur distanziert und wie von weit her .

Viel mehr war es so wie ich mir eine ausgewachsene Psychose oder einen drogenmäßigen Horrortrip vorstellte.

Alles was ich war schien einfach nur in Flammen zu stehen. In Aufruhr und gepeinigt von einer sich ins Unermessliche steigernden , grenzenlosen Todesangst. Issrins Wut fegte durch den mir verbliebenen Rest meines Verstandes wie eine Feuerwalze. Die Panikattacke schien mein Ich aufzulösen und riss mich schließlich fast auseinander.

Erst als ich vor Entsetzen ohnmächtig wurde hörte es auf.
 

Zu mir kam ich erst wieder ein paar Stunden später. Inzwischen war es draußen vollkommen dunkel geworden .Ich hatte ein Nachthemd an, lag frisch geduscht in meinem Bett und starrte zum Fenster hinaus oder besser gesagt Issrin sah hin und ich tat es auch da ich keine andere Wahl hatte.

Gleichzeitig tauchten vor meinem inneren Auge lägst vergangene Szenen aus meinem Leben auf während sich ohne mein zutun immer mehr Erinnerungen offneten Der Yirk- tastete sich geübt und mit unglaublicher Geschwindigkeit durch meinen Verstand um möglichst schnell alles über mich und mein Leben zu erfahren .Es fühlte sich fast so an wie Finger die routiniert durch einen schon zig male gelesenen Roman blättern und hundert prozentig wissen wo sie welchen Absatz finden.

<Du bist wach, gut. Noch mehr und ich hätte dich verletzt. Bedauerlicherweise war es notwendig. Du musstest diszipliniert werden und ich habe Erfahrung darin einen rebellischen Wirtsgeist niederzuschlagen . Eine weitere Konfrontation mit mir wäre nicht ratsam >

Sagte das Alien plötzlich zu mir als es meine nun wache Anwesenheit bemerkte und zog gleichzeitig die Aufmerksamkeit von meinen Erinnerungen zurück.

Die Bilderflut stoppte augenblicklich und ich spürte wie sich Issrins Verstand stattdessen voll und ganz meiner Person zuwandte.

Sie - inzwischen hatte ich nämlich entschieden dass dieses Wesen eindeutig eher weiblich als männlich wirkte- klang aufgeräumt und fast freundlich während sie fortfuhr :

< Ich bin nicht grausam . Daher wirst du einer erneuten Bestrafung auch entgehen wenn du dich an die Regel hälst: G e h o r c h e , nichts weiter. Deine Erzeugerin hat übrigens keinen Verdacht geschöpft . Warum sollte sie auch? Menschen glauben das was sie sehen... Ah .Natürlich ist da auch noch das Kleine die S c h w e s t e r . Sie hat mich über den Freundschaftsklub ausgefragt . Sie ist neugierig und denkt zu viel . Ich sollte mich mit ihr befassen um sie zu beruhigen.>

<NEIN!. lass Emily zufrieden!, du bist nicht ihre Schwester du dreckiges Monster! >

Schrie ich Issrin an noch ehe ich es verhindern konnte . Im selben Moment wo es aus mir heraus war bereute ich es bereits .

< B i t t e, sagte ich deshalb in Gedanken und versuchte mich zu beruhigen.

< Bitte Issrin ich flehe dich an, nicht Em. Nicht meine Familie . Mach mit mir was du willst , Ich werde mich ergeben und alles tun was du von mir verlangst, in Ordnung? aber bitte lass meine Familie aus dem Spiel .>
 

Panik kam in mir hoch als die Yirk nicht sofort antwortete denn sie sagte die Wahrheit.

Niemand würde bemerken oder auch nur jemals ahnen dass dieses achtzehnjährige, stille unauffällige Mädchen namens Lou in ihrem eigenen Kopf verloren war.

Alle würden auf die Scharade hereinfallen und diesem bösen Alien blind ins Messer laufen wenn es das nur wollte.
 

<Ja. >

Sagte Issrin schließlich nach dem sie mich lange genug hatte zappeln lassen .

<Niemand wird erfahren wer ich bin. W a s ich bin .Es bleibt ein Geheimnis hier in diesem Kopf. Was Emily betrifft, sie ist sicher. Das Kind und die Mutter sind unwichtig für uns und ich lasse sie in Ruhe. Für den M o m e n t . Dieser Moment lässt sich übrigens ausdehnen. Solange du gehorchst und sie keine Gefahr darstellen, werde i c h alles tun um deine Familie herauszuhalten. Darauf gebe ich dir mein Wort und ich habe die Angewohnheit meine Versprechen zu halten. Solltest du aber noch ein einziges Mal versuchen gegen meine Kontrolle zu rebellieren oder einen beleidigenden Gedanken d i r e k t an mich richten, wird deine Schwester der erste Wirtskörper sein den ich meinen Artgenossen bringe.>
 

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* A/N Die Geschichte habe ich auch FF.de hochgeladen, allerdings unter dem Pseudonym "Ravaari" Falls jemand sich über die Eingliederung der Geschichte unter "Sachthemen" wundert, mein FF-Bereich existiert hier leider nicht und ich habe auch nach längerem Suchen keine Kategorie "Literatur" oder "Bücher/Sonstige" gefunden...

Gefangen

Die darauffolgenden Tage und Wochen vergingen für mich wie im Traum. Issrin ging meinen normalen Alltagsbeschäftigungen nach, erledigte alle Aufgaben an meinem Lehrplatz vorbildlich, besuchte montags und dienstags die Berufsschule , half meiner Mama im Haushalt und ärgerte meine Schwester mit kleinen Neckereien während sie ihre Hausaufgaben kontrollierte.
 

Alle drei Tage brachte sie mich unter dem Vorwand ein Treffen des Freundschaftsklubs zu besuchen zurück zum Yirkpool. Da ich mich die meiste Zeit über „anständig“ verhielt und Issrin auch genug gegen mich in der Hand hatte um mich wahlweise zu erpressen oder mir anderwärtig das Leben zur Hölle zu machen "durfte" ich bereits nach kurzer Zeit sogar im offenen Bereich bei den anderen „freiwilligen Wirten“ sitzen.
 

Dort kann man essen, sich unterhalten und sogar fernsehen. Allerdings konnte ich nichts von all dem je genießen da immer noch genug Opfer der Yirks nur wenige Meter von mir entfernt in den Käfigen saßen die ich selbst nur zu gut kannte.
 

Sie weinten und schrien und versuchten sich zu befreien .

Letzteres besonders dann wenn es schließlich an der Zeit war und sie zur Reinfizierung wieder herausgeholt wurden .

Ich hatte jedes mal tiefstes Mitleid mit diesen Menschen. Fühlte mich schmutzig und feige. Wie ein Verräter an meiner eigenen Spezies da ich aus Angst selbst alles zu verlieren was mir wichtig war absolut nichts tat um ihnen zu helfen.

Issrin konnte meine Emotionen hingegen gar nicht verstehen wenn sie dann wieder zurück war .

Zurück in meinem Kopf.
 

Anstatt sie zu bemitleiden verhöhnte sie die unfreiwilligen Wirte sogar noch und ärgerte sich gleichzeitig maßlos über so viel Unvernunft. Schließlich könnte man es auch diesen Menschen um einiges komfortabler machen wenn sie einfach nur ihren sinnlosen Widerstand endlich aufgeben und mit dem Imperium kooperieren würden . Ich sagte nichts zu diesen Emotionen und Gedanken selbst wenn mein Yirk sie manchmal unter dem Vorwand nur eine "sinnvolle Unterhaltung" mit mir führen zu wollen mit voller Absicht direkt an mich richtete.

Das gehörte nämlich zu ihrem "Programm".
 

Sie wollte hie und da mit mir sprechen. Mich "fordern" damit mein Geist "rege" blieb wie sie es ausdrückte. Aber ich wusste inzwischen nur zu gut dass es sowieso absolut sinnlos war mit ihr über das Vorgehen ihrer Art zu diskutieren .

Einmal nur in unseren ersten gemeinsamen Tagen, als ich ihr noch arglos in die Falle gegangen war und mich doch darauf eingelassen hatte , als ich rebellisch und ungehorsam gewesen war wie meine Yirk es nannte- hatte sie sich auf das verlegt was sie mir gegenüber am besten beherrschte wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte oder ihr die Argumente ausgingen: Rohe brutale Gewalt.
 

In einem einzigen, furchtbaren Wutanfall hatte sie sich durch meine privaten Erinnerungen gewühlt wie ein Hund durch einen Pudding. Hatte unzählige intimste Bilder, Gedanken und Gefühle aus meinem Innersten ans Licht gezerrt und mich gedemütigt bis ich das Gefühl gehabt hatte ich- meine Seele - würde vollkommen nackt vor ihr stehen und demnächst vor Scham und Schmerz in zig Tausend Teile zerspringen .
 

Anschließend hatte sie es zwar bereut aber ich wusste auch sie würde es wieder tun wenn ich es übertrieb. Daher beschränkte ich mich mittlerweile auch einfach darauf alle negativen Emotionen beiseite zu schieben und einfach ganz für mich allein froh zu sein dieser Hölle namens Yirkpool -zumindest für ein paar Tage wieder- entkommen zu sein. Ich genoss die Welt um mich herum auch wenn ich sie nur gedämpft wahrnahm und manchmal wenn es noch nicht zu spät war brachte Issrin meinen Körper danach sogar in den nahegelegenen Park.
 

Dort ging sie eine Runde spazieren oder starrte einfach in den Sonnenuntergang und hing ihren Gedanken nach. Was in ihrem Kopf dabei vorging konnte ich nicht sagen denn ich konnte sie bei weitem nicht so gut „sehen“ wie sie mich aber manchmal drangen einpaar wenige vage Emotionen und Gedankenfetzen zu mir durch besonders wenn sie entspannt war.

Da war eine tiefe Zufriedenheit aber auch Wehmut und manchmal auch so eine Art Ungeduld und Zweifel. So auch wieder an diesem Tag.
 

Es war nun gut zwei Monate her seit Issrin das erste mal gewaltsam in meinen Körper eingedrungen war und sie zwang mich nun schon eine halbe Ewigkeit dazu zwei Mädchen zu beobachsten die gerade Frisbee spielten . Sich währenddessen natürlich sehr wohl bewusst wie sehr ich Bewegung inzwischen vermisste .

Allerdings sandte ich diesen Wunsch nicht direkt an die Yirk und versuchte auch nicht mich gegen sie aufzulehnen . Ja, wenn man es genau nimmt hatte ich meinen Widerstand seit jenem Abend wo sie mir unmissverständlich klar gemacht hatte dass die Unversehrtheit meiner kleinen Schwester ganz allein von meinem Verhalten abhing tatsächlich vollkommen aufgegeben und ertappte mich zu allem Überfluss manchmal sogar dabei dass ich dieser Kreatur in meinem Kopf fast dankbar war .
 

Immerhin konnte ich doch wirklich zufrieden sein wenn ich mein Schicksal mit dem anderer Wirte verglich die ich am Yirkpool getroffen hatte.

Bis auf dieses einzige Mal zu anfangs unserer "Begegnung" hatte Issrin mich nämlich kein einziges Mal mehr durch Beeinflussung von Emotionen gequält.

Sie verspottete mich auch nicht und ließ meine privaten Erinnerungen zufrieden solange ich sie nicht direkt provozierte. Eher ignorierte sie mich meistens sogar vollkommen und vor allem hielt sie ihr Versprechen und verschonte nach wie vor meine Familie .
 

Andere hatten weitaus grausamere Yirks die ihre Wirte ohne bestimmten Anlass oder sogar nur zu ihrer eigenen Belustigung quälten und bei den meisten Human-Controllern mit denen ich gesprochen hatte, egal ob freiwillige oder nicht, hatte man auch alle nächsten Angehörigen schnellstmöglich zu Wirten gemacht.

Es gehörte nämlich zu ihrem "Protokoll" . Infolgedessen würde meine Yirk sich auch nicht widersetzen können wenn Höherrangige es von ihr verlangten, und es war tatsächlich nur eine Vereinbarung zwischen ihr und mir, das war mir klar. Ein kleines Stückchen trügerischer Frieden, der jederzeit enden konnte.

Dennoch war ich froh darüber.

< Ja, Mensch. Sei dankbar. Es wird Zeit dass du erkennst, dass ich dich weit besser behandele als du es verdienst. Ich denke es ist soweit .>

Platze Issrin mitten in meine Gedanken hinein.

<Soweit?, wofür?>

Fragte ich verwirrt doch anstatt einer Antwort hatte ich plötzlich das Gefühl eine sehr lange in mir aufgebaute Anspannung würde sich mit einem mal endlich und ganz langsam lösen.

Gleichzeitig war mir kurzzeitig so als würde sich die Welt um mich herum drehen und ein extatisches wohlig warmes Gefühl lief kribbelnd durch meinen ganzen Körper sodass ich auf der Stelle eine Gänsehaut bekam .Überrascht stöhnte ich auf und sog gleichzeitig die Luft ein noch bevor ich merkte dass ich es tat.
 

Die Welt war auf einmal so viel heller, lauter und ich fühlte mich allem was mich umgab näher als jemals in meinem Leben zuvor. Aber nicht nur der Welt. Auch der Yirk in mir , ihren Emotionen , ihren Gedanken. Ein Teil der puren reinen Essenz ihrer Selbst schien in mich hinein zu strömen und es war eindeutig zu viel.

Es fühlte sich an wie geschmolzenes Blei dass mich von innen her zu verbrennen drohte und es machte mir unbeschreibliche Angst . Ich wollte dass es aufhörte. Sofort!.
 

Deshalb wehrte ich mich auch dagegen obwohl ich nicht einmal ansatz weise wusste was diese Yirk da eigentlich mit mir vor hatte.

„Issrin...nein!. ...Hör auf damit !... Bitte!, du verletzt mich!“

Keuchte ich immer noch schockiert und in Panik.

Mein Mund hatte sich bewegt aber erst wenige Sekunden später hatte ich, betäubt von all dem anderen das gerade eben noch auf mich eingestürmt war, die Kraft gehabt zu begreifen dass ich –tatsächlich ich -laut gesprochen hatte.
 

Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper zurück!.

<Dummes Tier!>. Zischte Issrin .

Sie war wütend auf mich . Sehr wütend ohne dass ich eigentlich so recht wusste warum . Doch das spielte keine Rolle.

Ich hatte sie verärgert und eigentlich -das wusste ich inzwischen- hatte ich nun mit irgendeiner Art von psychischer Folter zu rechnen aber seltsamerweise geschah das nicht.
 

Anstatt mir etwas anzutun zog sie sich sogar ebenso schnell wieder zurück wie sie sich mir auf so seltsame Weise "genähert" hatte und verbarg sich wieder hinter jener für mich undurchdringlichen Maske die ich bereits so gewohnt war während sie , zwar wieder etwas gefasster allerdings immer noch sehr reserviert fortfuhr .

< Mein A n g e b o t du erinnerst dich?. Ich werde dich gut behandeln, solang du gehorchst. Habe ich auch nur einen Moment das Gefühl du willst mich hintergehen, wirst es bereuen. Ich wollte dich für deine Kooperation belohnen, bevor ich dich verlasse.>

<Du verlässt mich?, wieso?>

Ich war verwirrt und alarmiert zugleich.

<Ja. Mein Training ist abgeschlossen.>

<Training ?!>

<Natürlich > Issrin lachte höhnisch.

< Denkst du das yirkanische Imperium hätte Interesse an einer schwachen Halbwüchsigen?.Nein, dieser Körper wird einem anderen Yirk gegeben um ihn an den Umgang mit einem menschlichen Wirt zu gewöhnen . D u bist das perfekte Übungsobjekt: Ein unwichtiger Zivilist. Einfach zu beseitigen falls ein Yirk seine Tarnung vernachlässigt. Niemand würde dich vermissen.>

„Meine Familie würde mich vermissen, meine Freunde!“
 

Rief ich zutiefst entsetzt von Issrins Worten doch ich empfing nichts von ihr außer noch viel mehr Ärger drapiert um ein winziges, kaum merkliches Körnchen Mitleid während sie mit samtig weicher Stimme als rede sie mit einem geistig degenerierten Kleinkind wiederholte:

<Ja ,wie ich sagte: N i e m a n d würde dich vermissen. Jetzt hör auf zu sprechen oder ich übernehme wieder die Kontrolle.>

<Warum tust du das?> Fragte ich trotzdem weiter, während ich durch den Park schlenderte, diesmal allerdings in Gedankensprache .

<Warum gibst du mir die Kontrolle über meinen Körper zurück?, verstößt das nicht gegen irgendeine yirkanische Regel, gegen eure Protokolle ?. Was passiert mit dir wenn dieser Kollege von dir den sie mir einpflanzen wollen wenn du weg bist in meinem Kopf sieht was du getan hast?. >

<Was soll passieren? . D u bist mein Eigentum. Das heißt ich kann solange ich hier bin mit machen was immer ich will.> Fauchte Issrin mich böse an.

< Keinen Yirk in diesem Universum interessiert es was ein Anderer seinem Wirt gestattet. Solange Ich dem Imperium gegenüber loyal bin und meinem Vorgesetzten diene, habe ich nichts zu befürchten.>

<Ich verstehe >

Sagte ich fröhlich und ohne es zu wollen, spürte ich wie sich ein Lächeln auf meine Lippen stahl .
 

Natürlich wusste ich dass es gefährlich für mich war in diesem Ton direkt an sie gerichtet "weiterzureden" aber ich konnte irgendwie einfach nicht aufhören.

< Dann ist das also nur deine Belohnung für mich weil du dank mir braven Sklaven schneller befördert worden bist . Deine Eltern werden begeistert sein. Haben Yirks überhaupt Eltern ?.>

<Natürlich . Allerdings hat sich unsere Art der Reproduktion anders entwickelt als eure. Unsere Erzeuger existieren nach der Geburt der Nachkommen nicht mehr..>

<Moment mal, du meinst sie sterben?!. Ihr lernt eure Eltern nie kennen>

<Ja>

<Wow> Sagte ich nur und versuchte mein Entsetzen über Issrins Worte weit von mir weg zu schieben während ich sarkastisch hinzufügte:

< Also wenn ich ein Yirk wäre würde ich glaube ich lieber ewig Jungfrau bleiben als mich so fortzupflanzen dass ich dann selbst dabei draufgehe. Ganz dumme evolutionäre Sackgasse sowas>

<Selbstverständlich würdest du das .> sagte Issrin inzwischen drohend.

<Du bist ei M e n s c h . Ein gruppenbildendes, egozentrisches Säugetier. Für dich ist es normal so zu denken. Verwickle mich nicht weiter in unsinnige Gespräche>

<Was?,>

Nun musste ich wirklich lachen.

<Das hat doch nichts damit zu tun das ich ein Mensch oder irgendein Säugetier bin kein intelligentes Wesen will sterben , schon gar nicht für Nachkommen die es nie kennen lernen wird .D u auch nicht . Das kannst du mir nicht erzählen .>

Doch Issrin sagte nichts mehr.

Anscheinend hatte ich ein empfindliches Thema erwischt denn sie war nun neben ziemlich verärgert auch noch beleidigt.

<Ich habe dich gewarnt nicht meine Geduld zu strapazieren, Mensch.> Fauchte sie anstatt einer Antwort nur und übernahm zu guter Letzt auch noch ohne jedes weitere Wort wieder die Kontrolle um mit meinem Körper nachhause zu gehen.

Infiziert

Dass es allerdings nicht nur die yirkanische Version von Bienen und Blümchen gewesen war was Issrin zu schaffen machte sollte ich erst etwas später am Abend erfahren. Genauer gesagt in der darauffolgenden Nacht denn ich wachte auf und stellte überrascht fest dass mein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde. Sofort dachte ich panisch an Issrin doch sie antwortete nicht.

Stattdessen nahm ich ihre Emotionen wahr die sie sonst immer gut vor mir verbergen konnte. Ich spürte wie elend und schwach sie sich fühlte und ihre ganze beklemmende Furcht die sich bald in Todesangst verwandelte. Kein Zweifel, die Yirk in meinem Kopf war offensichtlich durch irgendetwas ziemlich mitgenommen . Möglicherweise würde sie sogar sterben.
 

Das machte es natürlich auch für mich nicht einfacher ruhig zu bleiben besonders weil ich wusste dass das Leben meiner Familie und auch mein eigenes nicht mehr viel wert waren wenn dieser Kreatur irgendetwas zustieß und sie nicht zum erwarteten Zeitpunkt am Yirkpool auftauchte. Meine Mutter, meine kleine Schwester und ich würden entweder unauffällig bei einem arrangierten Unfall getötet werden oder zu Controllern gemacht denn das Imperium konnte es sich nicht leisten dass auch nur einer von uns herumlief und erzählte was er wusste.

Auch dass wir nichts weiter als normale Durchschnittsbürger waren denen ohnehin niemand glauben würde spielte keine Rolle. Es gab kein Entrinnen.
 

Issrin hatte es mir ganz zu anfangs oft genug gesagt, damals als ich es hin und wieder noch gewagt hatte sie herauszufordern .

<Ja …>

Sagte nun auch endlich ihre inzwischen nur zu vertraute Stimme und sie "klang " ungewohnt schwach fast leise.

< …Sie werden euch… umbringen wenn ich sterbe .Du… wirst also… keine Freude an deiner kurzen Freiheit haben…hilf mir Mensch....>

Wie bitte?, ihr helfen ?!,

Dachte ich verwirrt und versuchte verzweifelt meinen zitternden Körper ruhig zu stellen doch obwohl eindeutig ich die Kontrolle hatte funktionierte es nicht .
 

Ich konnte einfach nicht aufhören und meine Zähne schlugen heftig klappernd aufeinander als hätte ich einen starken Schüttelfrost.

Wie bitte soll ich Irgendjemandem helfen in diesem Zustand und abgesehen davon weiß ich ja noch nicht einmal was mit der Yirk los ist!.

<Voor-Har...>

Antwortete Issrin schleppend auf meine Gedanken.

<Wie bitte?>, fragte ich.

<V o o r- H a r ?, Hört sich irgendwie an wie eine Krankheit.>

< Das ist es. Die Infektion... verläuft tödlich ohne… die notwendige Behandlung>

<Na dann los!. Mach dass ich zu zittern aufhöre und geh zu deinen Leuten. Du weißt schon, das m ä c h t i g e Yirkimperium, Die Herren der Galaxie und so weiter. Die werden dich sicher behandeln> Gab ich ziemlich ungerührt zurück .

<Nein! > Stöhnte Issrin entsetzt .

<Visser Neunundzwanzig ist hauptverantwortlich... auf... auf diesem Kontinent aber...Visser Drei... ist immer noch der… höchstrangige Anführer der Erdinvasion... Voor Har ist...so gut wie ausgerottet... Man...man würde ihm den Vorfall melden. Vermutlich würde der Visser auf der Stelle den Befehl geben mich… zu liquidieren. Mich und alle niederrangigen Yirks die… die mit mir Kontakt hatten. Ihre Wirte würden sterben und damit auch d u. Ich bin noch sehr jung. Viel zu wertlos um Serum an mich zu verschwenden. Visser Drei… hatte keine Skrupel seine besten Leute verhungern zu lassen .Ein kandronahungriger Wertloser weniger. Er wird... mich nicht retten...Ich habe...gegen das Protokoll gehandelt...habe deine Familie verschont... Du...schuldest mir...etwas!>
 

-Kandrona ?, Leute verhungern lassen?.

Das was Issrin mir erzählte ergab für mich keinen Sinn.

Dass ich ihr etwas "schuldig war stimmte zwar, im weitesten Sinn, aber trotzdem...-
 

<Hör auf deine dummen Fragen zu stellen, M e n s c h… Für W i r t e ist Voor-Har ungefährlich, aber sie sind…Überträger und austauschbar wie rangniedere Yirks. Kein infizierter Wirt wird einem neuen Yirk zugeteilt. Du weißt.... was mit dir und deiner Familie geschieht wenn...Wenn du zulässt dass ich sterbe.>

<Ja ich weiß> Langsam wurde ich sauer.
 

<Aber wie zur Hölle soll ich dir helfen?, ich zittere wie eine Verrückte und kann mich nicht bewegen. Zu den Yirks kann ich dich nicht bringen und mein Hausarzt versteht sicher auch nichts von ausserirdischen Hirnparasiten. >

<Bring mich zu Yaheen Zwei-Zwei-Vier .... J u l i a N a v r á t i l o v á . Du weißt w o. Sie wird wissen was zu tun ist …T u es Mensch . Ich komme jetzt. Kann... nicht mehr. Hilfe…B i t t e ! .>
 

Issrins letztes Wort ging in ein gequältes mentales Ächzen über und ich hatte das Gefühl sie würde es nicht mehr lange durchhalten mit mir zu sprechen.

<Halt !, was heißt das du k o m m s t jetzt ?>

Fragte ich sie panisch und voll böser Ahnungen .

<Meinst du damit etwa aus mir r a u s ?!. Ja und was soll ich dann bitte mit dir machen?.Wie soll ich meiner Mutter erklären was du bist und wohin ich gehe?.Bitte sag mir dass ich mich irre.> Doch ich bekam keine Antwort mehr.

Stattdessen fühlte ich diesen inzwischen nur zu bekannten fiesen Druck im Ohr den ich auch immer spürte wenn Issrin sich dazu bereitmachte eine Runde im Yrkpool zu schwimmen. Nur dass hier kein Yirkpool war sondern mein Bett!.
 

Entsetzt griff ich an mein ohr und stellte fest dass ein Fitzelchen nasses glitschig- warmes Fleisch bereits herausglitt . Schnell hielt ich mir selbst den Mund zu um nicht zu schreien und musste mich gleichzeitig fast übergeben als noch der Rest von Issrins Leib aus meinem Ohr flutschte , eine warme Schleimspur quer über meinem Gesicht hinterließ und anschließend mit einem leisen Rascheln auf meinen Kopfpolster plumpste.
 

Das Zittern hatte augenblicklich aufgehört sowie sie ganz aus mir raus war doch das war mir in diesem Moment schlagartig egal. Hastig und mit nervösen Fingern tastete ich eine gefühlte Ewigkeit nach dem Knopf an meiner Nachttischlampe.

Irgendwie hatte ich nämlich die kindische Hoffnung es würde alles sofort besser werden wenn ich erst Licht aufdrehte doch so war es nicht. Ganz und gar nicht denn das erste was ich sah war Issrin in ihrer natürlichen Gestalt und das war kein schöner Anblick.
 

Ich meine sicher, ich hatte schon öfters Yirks im Yirkpool gesehen oder wenn sie ihre Wirte verließen um zu schwimmen aber immer nur sehr kurz oder meinen eigenen Yirk aus den Augenwinkeln und nie von Nahem. Jetzt war das anders.

Da auf meinem Polster lag etwas das auf den ersten Blick an eine dicke Nacktschnecke oder vielleicht auch an einen Blutegel erinnerte . Es war cirka fünfzehn Zentimeter lang.
 

Nichts weiter als ein Klumpen wabbliges, graugrünes Fleisch überzogen mit einer dicken Schicht widerlichen, leicht gelblichen Schleims der bereits etwas anzutrocknen begann .

Und glaubt mir, ich bin eigentlich überhaupt nicht zimperlich bin sondern sogar eher eins von diesen taffen Mädels die auch mit Blut, Spinnen und sonstigem Viehzeugs keine Probleme haben aber trotzdem konnte ich in diesem Moment irgendwie nicht verhindern dass sich mein Magen schmerzhaft zusammen krampfte wenn ich mir vorstellte dass diesesDing gerade noch in meinem Kopf gewesen war.
 

Ich fühlte die Körperflüssigkeiten dieses Wesens buchstäblich in meinem Schädel brennen, in meinem Ohr , auf meinem Gesicht! .
 

Gleichzeitig stieg eine heiße Blase meinen Hals empor und ich lief ohne länger darüber nachzudenken aus meinem Zimmer. Die Tür warf ich einfach hinter mir zu und verbarrikadierte mich stattdessen im Bad.

Dort übergab ich mich erst mal und wusch mich anschließend wie eine eine Besessene.

Der Schleim ließ sich mit Seife leicht entfernen doch auch als nichts mehr davon zu sehen war , hatte ich immer noch das Gefühl es an mir zu spüren. In mir ...
 

Grünbraune Augen, ein schmales etwas langweiliges blasses Gesicht und dichte dunkelbraune Locken die mir fast bis zur Schulter reichten.

Ich .

Eine halbe Ewigkeit starrte ich einfach nur in den Spiegel weil ich es konnte.
 

Mit zitternden Händen umklammerte ich dabei den Rand des Waschbeckens und spielte einen kurzen schrecklichen Moment mit dem Gedanken die Yirk in meinem Zimmer einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Immerhin hatte sie es bei Gott verdient und abgesehen davon könnte ich mit dieser hilflosen , ekligen Schnecke als Beweis an die Öffentlichkeit gehen und danach versuchen mit meiner Familie unterzutauchen oder in eine Art Zeugenschutzprogramm zu kommen.

Sicher gab es sowas auch in meinem Fall.

Was aber wenn alles schiefging? .Wenn der Erste an den ich mich wandte ebenfalls ein Feind in einem menschlichen Körper war?.

Schließlich sieht man es den Leuten von aussen nicht an ob noch etwas Anderes in ihren Köpfen haust und genau das ist eben das größte Problem mit der Yirkhörigkeit: Sie wirken wie jeder andere Mensch auch. Sie können Jeder sein.
 

Wenn einer von Issrins Yirkkollegen herausfand was ich wusste- dass ich alles wusste weil ich ein entflohener Wirt war -war ich geliefert und meine Familie sowieso.

Und abgesehen davon dass ein öffentlicher Fernsehauftritt allein schon deshalb keine Option war die ich ernsthaft in Betracht ziehen konnte , war Issrin trotz allem was sie mir angetan hatte auch ein intelligentes, empfindungsfähiges Wesen und ich glaubte sie inzwischen zumindest ein bisschen zu kennen .
 

Ich hatte ihre Todesangst gespürt und wie schlecht es ihr ging und auch dass sie fest darauf vertraute ich würde ihr helfen. Schließlich hatte sie sich mir sogar vollkommen ausgeliefert in der Hoffnung ich würde sie von ihren Qualen erlösen .

Sie hatte Konsequenzen und eine Anschuldigung ein "Wirts-Sympathisant" zu sein mehr als einmal riskiert in dem sie die Infestation meiner nächsten Angehörigen , wenn auch nicht verweigert , zumindest doch auf unbestimmte Zeit "hinausgezögert" hatte und nicht alles war schlecht gewesen.

Unsere Gespräche, ihre Vorliebe für die einen oder anderen "menschlichen" Dinge...
 

War ich denn auch nur einen Deut besser als die Yirks wenn ich sie jetzt einfach qualvoll sterben ließ?. Besonders diese trockene Umgebung in der sie sich momentan befand musste die reinste Folter für sie sein. Als jemand der in einer kleinen Aquaristik tagtäglich mit Tieren arbeitete von denen Manche- zumindest äußerlich- Issrin sehr ähnlich waren konnte ich mir das nur zu gut vorstellen und es war falsch.
 

Egal ob man nun ein Außerirdischer war , ein Tier oder ein Mensch. Jemanden derart würdelos dem Tod zu überlassen war nicht richtig .
 

Deshalb beschloss ich schließlich auch meinem Feind tatsächlich zu helfen.

Ohne noch lange darüber nachzudenken flitzte ich also leise aus dem Bad, und tastete mich über die Treppe vorwärts hinunter in unsere kleine Küche.

Dort suchte ich im silbrigen Licht des Vollmondes der durch die Fenster herein schien und alles in blasses, magisches Licht tauchte nach einem möglichst großen Gefrierbeutel und einem Gummiband. Den Beutel füllte ich schließlich zu einem Drittel mit lauwarmen Leitungswasser und tappte damit , sorgsam darauf achtend nichts zu verschütten wieder die Treppe hinauf.

Was das Wasser betraf folgte ich ehrlich gesagt eigentlich mehr einem Instinkt als tatsächlichem Wissen denn Issrin hatte mir ja leider nicht mehr mitteilen können wie ich sie denn nun zu diesem Yaheen transportieren sollte. Ich wusste also nicht ob ich das Richtige tat aber besser als sie weiter austrocknen zu lassen war das Wasser bestimmt allemal.

Als ich endlich wieder in meinem Zimmer ankam war der Körper der Yirk auch bereits ganz matt.

Die schützende Schleimschicht die ihre empfindliche Haut vor dem Austrocknen schützte war beinahe vollkommen verschwunden. Besonders deshalb weil sie- vermutlich in Panik- von meinem Polster herunter gekrochen war und sich dabei mehrere Male überschlagen hatte . Außerdem bewegte sie sich nicht mehr. Auch als ich sie schließlich vorsichtig mit dem Finger antippte lag sie weiterhin da wie tot und überall an ihrem kleinen schneckenartigen Körper klebten Fusseln .

Vielleicht war es bereits zu spät und ich hatte zu lange gewartet. Hastig und mit gut angefeuchteten Händen griff ich nach der Kreatur und hob sie hoch.

Das war gar nicht so leicht da ihre körpereigenen Sekrete wenn sie zu trocken zu wurden stark kleberartige Eigenschaften annahmen, aber schließlich schaffte ich es doch Issrin vom Stoff meiner Bettdecke zu lösen ohne sie zu verletzen. Vorsichtig setzte ich ihren nach wie vor reglosen Körper ins Wasser und verschloss anschließend den Beutel mit etwas Luftvorrat ausgestattet mit dem Gummiband. Dann wartete ich. Hoffte einfach auf irgendeine Regung doch vergebens.

Es war vorbei.

Zu spät.

Die Yirk war tot.

Was nun?.
 

Sollte ich sofort meine Familie wecken und mit ihnen das Land verlassen?

Würden sie mir glauben?.

Wo sollten wir hin?.

Würden wir überhaupt bis zum Flughafen kommen?

In welchen Winkel der Welt sollten wir fliehen? Wo uns verstecken?.

Wo waren Issrins Artgenossen noch nicht ?.
 

Verzweifelt stellte ich den Sack mit dem leblos darin treibenden Alien auf meinen Schreibtisch.

Ich fühlte mich schäbig und mies.

Sicher Issrin und ich waren keine Freunde gewesen , ganz sicher nicht aber ich wollte einfach keine Mörderin sein.

Auch dann nicht wenn der Getötete sein Ende mehr als verdient hatte.

Mit Tränen in den Augen starrte ich auf meine Hände die ebenfalls mit ihrem trockenen, klebrigen Schleim überzogen waren und versuchte schließlich sie an meinem Nachthemd abzuwischen doch es ging einfach nicht ab.
 

Tief in Gedanken versunken und wie betäubt vor Schock dass die Yirk gestorben war jetzt wo ich eigentlich beschlossen hatte genau das zu verhindern saß ich also am Rand meines Bettes und nahm nur aus den Augenwinkeln die sachte Bewegung im inneren des Beutels wahr. Erst hielt ich es ja für eine Täuschung doch als ich endlich richtig hin sah , bemerkte ich dass Isssrin sich langsam aber doch wieder zu regen begann .Sie war doch nicht tot.
 

Gottseidank!.

Schnell sprang ich auf und schnappte mir den Beutel so hastig dass die Yirk in seinem Inneren erst mal ordentlich durchgerüttelt wurde.

Auch als ich die Treppe hinunter lief ging es ihr nicht viel besser da ich mich erst als ich mein Rad eilig aus der Garage holte weit genug beruhigt hatte um mich zusammenzureißen. Doch erst als ich wie eine Irre unsere Auffahrt hinunter radelte wurde mir wirklich klar dass ich gar nicht wusste wo ich eigentlich hin musste.

Du weißt wo.

Das hatte Issrin gesagt aber die Wahrheit war dass ich nichts wusste. Yaheen, der Name kam mir zwar irgendwie bekannt vor denn es war ein Yirk den ich gut kannte oder besser gesagt Issrin kannte ihn aber sonst...

Eine vage Erinnerung kam in mir hoch je länger ich darüber nachdachte.
 

Ich sah ein großes Haus.

Ein Hochhaus.

Eine kleine Seitenstraße kurz bevor man den Stadtpark erreichte. Ich sah mich selbst die Straße entlanggehen und an ihrem Ende rechts abbiegen.

Bingo!

„Ich hab´s!“ Rief ich über mich selbst erstaunt und legte eine Hand schützend auf Issrins Beutel im Radkorb vor mir während ich noch kräftiger in die Pedale trat.
 

Erst als das Hochhaus aus meiner "Erinnerung" sichtbar wurde machte ich langsamer. Kurz vor dem Ziel schob ich nur noch und als ich mein Rad endlich im Radständer vor dem Haus geparkt hatte und vor der ziemlich massiv wirkenden Eingangstür stand wo ich nach ewigem Suchen unter all den Klingelschildern endlich den Namen Julia Navrátilová gefunden hatte wagte ich lange Zeit nicht tatsächlich zu drücken und starrte stattdessen das rostige Gitter der Gegensprechanlage an als läge darin irgendwo das Zentrum der Welt. Immerhin wusste ich ja auch nicht was mich erwartete.
 

Die meisten Yirks waren es bestimmt nicht gewohnt dass plötzlich freie Wirte ihnen mitten in der Nacht einen an Voor-Har erkrankten Artgenossen in einer Plastiktüte vorbeibrachten. Doch Überlegungen hin oder her, Issrins Wasser kühlte immer mehr aus und ich wusste nicht das was mit ihr geschehen würde wenn es vielleicht zu kalt wurde.

Dieser Yaheen war ihre -unsere- einzige Chance.

Deshalb drückte ich Irgendwann nach einer halben Ewigkeit schließlich doch.

Einige Minuten später als sich niemand meldete noch einmal etwas energischer.

“Ja?. Wer ist da?“

Sagte plötzlich eine verschlafene und nicht gerade freundliche Frauenstimme wenige Sekunden später .

“ Hallo…" Antwortete ich leise. „Ich…ich komme wegen Issrin."
 

Eigentlich hatte ich das Gefühl keinen Ton herauszubringen und irgendwie nur zu flüstern aber die Person am anderen Ende hörte mich trotzdem .

„Issrin - Ya-Terash?, tamel voi ne?“Gab sie in einer seltsamen Sprache zurück und es klang wie eine Frage.

„Tut mir leid, ich…ich verstehe Sie nicht . Könnten Sie bitte trotzdem die Tür aufmachen?. Issrin hat mich hergeschickt….Sie ist…Sie ist wirklich sehr krank und sie wird vielleicht sogar sterben wenn Sie nichts tun.“

Erst nur Schweigen. Dann endlich wieder ein Knacken in den Lautsprechern der Gegensprechanlage und ein lauter Summerton der anzeigte dass die Haustür nun geöffnet war.

„Achter Stock . Nimm den Fahrstuhl.“ Sagte die Stimme wieder .
 

Ich nickte nur automatisch obwohl ich wusste dass Yaheen es nicht sehen konnte und betrat das Haus. Drinnen war es muffig und still. Meine Schritte hallten auf dem Weg zum Aufzug unnatürlich laut durch das leere, dunkle Treppenhaus.

Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen aber wagte es auch nicht Licht zu machen da aus den Wohnungen rundherum hie und da menschliche Geräusche zu mir durchdrangen.
 

In meiner Vorstellung konnte ich sie sehen: Menschen die gemeinsam zu Abend aßen, Familien die miteinander lachten und alte Leute die vor dem viel zu laut aufgedrehten Fernseher hockten. Ein fremdes, merkwürdiges Mädchen dass nur mit Nachthemd, dünner Zip-Jacke, Jogginghosen und Sneakers bekleidet eine noch viel merkwürdigere Tüte vor sich hertragend durch ihr Wohnhaus schlich würde ihnen bestimmt verdächtig vorkommen und Aufmerksamkeit erregen war das letzte was ich wollte .
 

Die Kabine war leer und getaucht in fahles flackerndes Licht als die Tür des Aufzuges endlich rumpelnd aufging .Dennoch wickelte ich Issrins Plastikbeutel vorsichtshalber in meine Jacke denn der Weg in den achten Stock war lang und ich wollte nicht riskieren dass irgendeiner von Yaheens Nachbarn der spätabends den Fahrstuhl noch benutzte einen Yirk in seiner natürlichen Gestalt sah.

Überhaupt war ich nach wie vor sehr nervös und es wurde nicht besser als ich, endlich im achten aus dem Aufzug stieg. Aber dank Issrins Yirkkollegen musste ich die Wohnung wenigstens nicht mehr im Dunkeln suchen denn die zweite Tür auf der linken Seite des langen engen Flurs der vor mir lag war nur leicht angelehnt und ein schmaler Lichtkranz drang zu mir hinaus ins Dunkel.
 

Drinnen war es jedoch merkwürdig still und auch als ich mich erst leise bemerkbar machte und anschließend eintrat meldete sich niemand.

„Hallo?“ Fragte ich dennoch unsicher nach dem ich die Tür leise hinter mir geschlossen hatte.

Ich stand nun in einer winzigen Garderobe. Rechts und links neben mir war jeweils eine geschlossene Tür -vermutlich Bade und Schlafzimmer- und vor mir lag eine gemütliche kleine Wohnküche.

Alles war in angenehmen gelb, beige und Rottönen gehalten.

Am Kühlschrank der modernen Einbauküche hingen ein Kalender und eine Einkaufsliste. Bilder schmückten die Wände, auf einem schmalen Kasten an der Wand thronte ein keiner Fernseher.

Teppich, Sofa, Couchtisch…

Es war so sauber und gemütlich.
 

So erschreckend normal, fast wie ein Bild aus einem Möbelkatalog.

Kaum zu glauben dass hier ein parasitärer Außerirdischer lebte der vorhatte die gesamte Menschheit zu versklaven.
 

Gerade wollte ich zum Sofa hinüber gehen und Issrins Beutel auf dem davor stehenden, niedrigen Holztisch abstellen da meine Hände die sich vor Aufregung bereits krampfhaft daran klammerten langsam taub wurden als ich plötzlich einen kalten, metallischen Gegenstand in meinem Rücken spürte..

„Halt den Mund!" zischte eine Stimme hinter mir und ich fühlte warmen Atem ganz nahe an meinem Ohr.

„Keinen Laut, oder ich werde dich vernichten!.“

Yaheen! dachte ich stumm und ich wusste auch was das für ein Gegenstand war der sich da schmerzhaft zwischen meine Rippen bohrte: Ein Draconstrahler.

„Bitte…ich bin wegen Issrin hier!"Versuchte ich trotz der Gefahr zu erklären „Sie ist…-"

„Still sage ich!“

Yaheen gab mir einen unbarmherzigen Stoß dass ich stolperte.

„Sei still und setz dich!. "
 

Langsam, ganz langsam und am Boden kniend wandte ich mich um und sah vor mir eine hochgewachsene junge Frau mit glatten dunkelbraunen Haaren die ihr bis zu den Schultern reichten .

Ihre Haut hatte eine leichte Bräune und sie war schlank.

Allerdings meine ich mit schlank nicht so dürr, schlaksig und flachbrüstig wie ich .

Sie war viel mehr athletisch mit wohlgeformten Kurven.
 

Ihre großen dunkelbraunen Augen musterten mich kalt und die vollen Lippen waren nichts weiter als ein schmaler Strich als sie immer noch mit dem Draconstrahler auf mich zielend zischte „Ich sagte setz dich, Mensch. Hast du keine Manieren?. “
 

Yaheens Blick wanderte weiter und sah endlich auch den Beutel mit ihrem Artgenossen in seinem Inneren.

Er war mir mit samt meiner Jacke darüber aus den Händen gerutscht als ich hingefallen war. Sofort nahm sie ihn an sich und betrachtete die stark geschwächte und sich mittlerweile kaum mehr bewegende Issrin während ich auf der Couch Platz nahm.

“Was ist geschehen?“ Fragte Yaheen sich selbst – nicht mich denn sie sah mich dabei nicht einmal an.
 

Ich antwortete ihr trotzdem .

Erzählte von Issrins Verdacht an Voor-Har zu leiden, von dem Zitteranfall und wie sie schließlich unter Schmerzen meinen Körper verlassen und ich sie anschließend auf ihre Bitte hin hier her gebracht hatte. Ich fügte auch hinzu dass ich es getan hatte weil ich wusste was mit mir geschehen würde wenn ich sie sterben ließ und auch weil ich es nicht mit meinem Gewissen hätte vereinbaren können sie einfach im Stich zu lassen.

Nur dass ich die Yirk davor eine gute Viertelstunde in meinem Bett liegen gelassen hatte um darüber nachzudenken ließ ich klugerweise aus.
 

„Voor-Har... Filshig ya seerow-veehal!" murmelte Yaheen nur und für ein paar Sekunden war das alles was sie sagte.

Dabei starrte sie an mir vorbei ins Leere und ich hatte schon Angst sie würde gar nichts weiter mehr tun als sie plötzlich fortfuhr „Es war richtig das zu tun. Auch das Wasser . Alles war richtig. Jetzt muss Issrin Neun-Acht-Fünf behandelt werden, möglichst bald und auch der infizierte Wirtskörper. Du . Allerdings habe ich kein Serum hier. Es unauthorisiert zu besorgen ist kompliziert. Selbst für mich .“
 

Ihre Stimme klang dabei merkwürdig ungelenk.

Wahrscheinlich weil sie es nicht gewohnt war als Yirk mit normalen Menschen zu sprechen. Allerdings hörte sie während sie sprach auch endlich auf mit dem Draconstrahler auf mich zu zielen und steckte die Waffe stattdessen in die Tasche des grauen Morgenmantels den sie ihrem Wirtskörper in aller Eile übergestreift hatte. Darunter trug sie einen blauen Satinpyjama und ihre nackten Füße steckten in flauschig weißen Pantoffeln.

Das fiel mir auch erst jetzt auf wo sich meine Anspannung allmählich legte und ich musste unwillkürlich grinsen.
 

Yaheen bemerkte es nicht da sie mir inzwischen den Rücken zugedreht hatte, Sie stand nun bei der Küchenzeile und der Beutel mit Issrin lag neben ihr auf der Anrichte während die frisches Wasser in eine weiße, viereckige Plastikform laufen ließ in die sie die Yirk schließlich auch setzte.
 

„Wie lange ist dieser Yirk nun schon ohne Kandrona ?"

Fragte sie mich als sie fertig war.

Die Gummihandschuhe die sie während der ganzen Aktion getragen hatte, hatte sie sowie Issrin versorgt war sofort ausgezogen und wie auch den Beutel mit spitzen Fingern im Müll entsorgt um sich danach eine halbe Ewigkeit und mit viel Seife ihre Hände zu waschen.

Mit Voor-Har verstanden die Yirks also anscheinend wirklich absolut keinen Spaß.
 

„Kandrona?" fragte ich verwirrt. „Davon hat Issrin auch irgendetwas gesagt aber ich hab gedacht sie wäre vielleicht im Delirium. Leider weiß ich nicht was das ist . "

„ Ya kannro-noor dapsen-veelek !."
 

Yaheen seufzte kurz bevor sie in meiner Sprache fortfuhr „Der Yirkpool Mensch!. Wann hat Issrin Neun-Acht-Fünf zuletzt den Yirkpool aufgesucht?“

„Heute. ...Heute Nachmittag." Antwortete ich.

"Gut. Dann ist noch Zeit. Wenn es mir gelingt das Medikament zu besorgen habe ich es morgen."

„Okay," hastig stand ich auf. " Und wenn Sie es nicht schaffen?, ich weiß ich sollte das wahrscheinlich nicht fragen aber…-“

„Ja das solltest du nicht.“ unterbrach Yaheen mich ernst. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern während sie fortfuhr

„Keine Zeit für Erklärungen. Geh!. Geh nachhause und komm wieder. Morgen ,sechzehn Uhr. Keine Minute später. Wenn es mir gelingt unentdeckt zu bleiben erwarte ich dich hier. Verzögerungen werde ich nicht tolerieren und solltest du gar auf die Idee kommen an Flucht zu denken werde ich dich suchen. Ich werde dich finden und für deinen Verrat sehr langsam töten."

Angst und Hoffnung

Ich weiß nicht wie ich es schaffte nachhause zu kommen und mich einfach wieder ins Bett zu legen geschweige denn am nächsten Tag zu meinen Arbeitsplatz zu fahren und mich auch dort die ganze Zeit über so zu verhalten als sei nichts geschehen aber irgendwie gelang es mir doch.

Auch wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenken musste ob sie Yaheen bereits geschnappt hatten und wann sie mich holen kommen würden. Jeder Kunde , das war mir bewusst konnte einer von ihnen sein. Deshalb bekam ich auch jedes Mal wenn irgendjemand mich bat ihm zu helfen sein gerade eben gekauftes Aquarium zum Auto zu tragen beinahe einen Herzinfarkt und fragte mich ob man mich erst entführen und dann töten , oder umgekehrt gleich auf dem Parkplatz unauffällig eliminieren und anschließend entsorgen würde.

Denn die Yirks- auch das wusste ich dank Issrin nur zu gut - verfügen über hoch technische Waffen.

Unter anderem besitzen sie auch handliche wirklich winzig kleine Draconstrahler und jeder dieser Draconstrahler verfügt wiederum über drei Stufen: Betäuben, verletzen, atomisieren .
 

Ein Schuss damit auf der letzten Einstellungsmöglichkeit und von mir würde nichts überbleiben außer einige wenige Moleküle.

Man würde niemals eine Leiche finden oder auch nur ahnen was mit mir geschehen war. Stattdessen wurde man eine Weile nach einem lebenden Mädchen suchen. Einem Teenager der ohne ersichtlichen Grund durchgebrannt war wie es ja manchmal tatsächlich vorkommt.

Allerdings auch das nur kurz denn die Yirks hatten bereits die Polizei unterwandert und würden meinen Fall möglichst bald abhaken und zum Cold Case erklären lassen- zum ungelösten Fall.
 

Doch es geschah nichts dergleichen. Der Tag verging ohne besondere Vorkommnisse und als mein Chef und ich um fünfzehn Uhr dreißig den Laden dicht machten war ich immer noch am Leben .

Von meinem Arbeitsplatz im Zentrum zu Yaheens Wohnung brauchte ich mit dem Rad selbst wenn ich so langsam fuhr dass ich fast umfiel allerhöchstens zwanzig Minuten doch ich war so nervös dass ich viel schneller unterwegs war .
 

Als ich schließlich ankam war es erst zwanzig vor Vier und obwohl es bereits Herbst war war es angenehm warm.

Eine leichte Brise wehte und blies goldgelbe und tiefrote Laubblätter über den Gehsteig. Die Tür des Hochhauses war aufgespreizt und als ich eintrat stieg mir ein angenehmer leichter Duft von Zitrone in die Nase . Jemand hat den Boden gewischt und die Fenster geputzt, dachte ich während ich, -diesmal zu Fuß- die Stufen hochging.
 

Allerdings hatte dieser jemand die Treppengeländer und die Fensterbänke anscheinend vergessen denn sie sahen als einzige noch grau und matt aus während im Licht der langsam untergehenden Sonne die Staubkörner tanzten. Da an der Wand!, ein Wort, Irgendein Hausbewohner hatte etwas mit Filzstift an die Wand gekrakelt aber ich konnte es nicht lesen ,Hier ein erdiger Handabdruck. Schmutzige kleine Kinderfinger.Im nächsten Stock standen bunte Gummistiefel vor der Tür.

Kleine blaugelb gemusterte Bernhard und Bianca-Gummistiefel.

Ob sie wohl dem Kind gehörten dass weiter unten die Wand angeschmiert hatte?
 

Fieberhaft sah ich mich um, versuchte krampfhaft Dinge zu finden über die ich nachdenken konnte um mich abzulenken doch es funktionierte nicht wirklich.

Viel zu schnell war ich wieder oben direkt vor Yaheens Wohnung .

Meine Finger zitterten fürchterlich als ich mich anschickte zu klingeln doch ich kam nicht dazu denn noch ehe ich den Knopf berührt hatte öffnete Issrins Kollegin schwungvoll die Tür und zog mich am Arm hinein.
 

„Du bist sehr pünktlich, gut. Issrin Neun-Acht-Fünf hat sich erholt. Ich habe die Behandlung nun seit zwölf Stunden in regelmäßigen Intervallen durchgeführt. Jetzt muß dieselbe Prozedur an dir erfolgen“Sagte Yaheen und zog, kaum dass die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war einen seltsamen silbrig weißen zylinderförmigen Gegenstand aus der Hosentasche ihrer schwarzen Jeans .

Er war ungefähr so dünn wie mein kleiner Finger , vielleicht zehn Zentimeter lang und lief an einem Ende spitz zu . Ja, auf den ersten Blick sah es tatsächlich aus wie ein ganz normaler Kugelschreiber aber es war keiner .

Das wusste ich ganz sicher in dem Moment wo Yaheen plötzlich hinter mich trat und mir das Ding ohne jeden weiteren Kommentar tief ins rechte Nasenloch schob und mit tief meine ich wirklich schmerzhaft tief.

Irgendetwas Flüssiges , eine Art Spray wurde mir im Bruchteil einer Sekunde in die Nase gesprüht.

Es fühlte sich so furchtbar kalt an dass ich auf der Stelle grauenvolle Kopfschmerzen bekam, gleichzeitig erfüllte ein ekelhafter unglaublich bitterer Geschmack meinen Rachen und machte meine Zunge ganz taub.

Meine Augen tränten und brannten wie verrückt und ich versuchte mich , geschockt von der groben Behandlung, instinktiv zu befreien doch Yaheen hielt mich mit einer unglaublichen Kraft die man ihrem Wirtskörper so gar nicht zugetraut hätte unbarmherzig im Schwitzkasten und erstickte meine Schreie im dicken Ärmel ihres roten Wollpullovers.

Erst als sie auch mit der anderen Seite fertig war ließ sie mich wieder los .
 

„Diese Behandlung muss nun alle zwei Stunden zuverlässig wiederholt werden, auch nachts . Morgen um vier Uhr bist du nicht mehr infektiös. Du wirst dann wieder hier sein und ich werde die Reimplantierung vornehmen. Danach wirst du dich sofort zum Yirkpool begeben. Es ist zwar noch sehr früh im Zyklus aber die Krankheit hat Issrin-Neun-Acht-Fünf sehr geschwächt. Sie braucht die Kandronastrahlen dringend." Dann reichte sie mir den Zylinder und sah mir sehr genau dabei zu wie ich ihn in meine Jackentasche steckte bevor sie fortfuhr: " Allerdings sollte wenn möglich niemand merken dass du es bist. Immerhin hast du unfreiwillig begonnen. Du bist erst seit Kurzem ein observierter Volontär was an schon sehr ungewöhnlich ist . Dich nun derart kooperativ zu zeigen könnte einige hochrangige Yirks davon überzeugen sich näher mit Issrin Neun-Acht-Fünf zu befassen .Ich zum Beispiel würde das tun. "

Irgendwie hörte ich gar nicht richtig zu was sie mir da erklärte während ich verzweifelt hustend nach freiem ungehinderten Atem rang. „In…in Ordnung. Einen Yirk spielen der die ganze Zeit mich spielt … das bekomme ich hin.“ Krächzte ich trotzdem als ich endlich wieder Luft bekam.
 

Gleichzeitig ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte den Plastikbehälter in dem ich Issrin zuletzt gesehen hatte schließlich auf dem Fensterbrett neben der Küchenzeile.

Noch ehe ich recht wusste warum lief ich hinüber und sah hinein.

Sonnenlicht glitzerte im Wasser und Issrin sah viel weniger unförmig aus sondern eher um einiges länger und schmäler als in der schicksalhaften Nacht auf meinem Kopfpolster.

Und während sie sich immer noch langsam aber dennoch schon deutlich fitter durchs klare Wasser schlängelte stellte ich auch überrascht fest dass sie Irgendwie gar kein bisschen mehr schleimig oder eklig aussah sondern einfach nur neutral.

Wie irgendein Tier in seinem normalen Lebensraum eben.

Natürlich war mir dennoch klar dass ein Yirk kein Tier war.

Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn und bei dem Gedanken dass ich sie schon morgen früh wieder zurück in meinen Kopf lassen musste, egal ob ich das wollte oder nicht schüttelte es mich innerlich vor Abneigung .
 

„ Du solltest belohnt werden , Mensch." Sagte Yaheen plötzlich direkt hinter mir.

Ihre Stimme war kalt und emotionslos, eben so ihr Blick als ich mich nach ihr umdrehte. Aber dennoch sah sie mir das erste Mal auch wirklich in die Augen während sie fortfuhr:

„Wäre die Erde eine bereits eroberte Welt würde ich dich zur Freien machen lassen. Du könntest leben wie es sich für deine Art geziemt an einem speziellen Ort zusammen mit anderen deiner Spezies. Bedauerlicherweise ist dieser Planet aber nach wie vor nicht ganz in unserer Gewalt .Daher muß ich ignorieren was du getan hast ."

„Ja,.. ja ich verstehe. .“ flüsterte ich nur weil ich nicht wusste was ich sonst darauf antworten sollte und fühlte gleichzeitig einen schmerzhaften Kloß in meiner Kehle.
 

Ja , ja ich weiß.

Ich verliere mich in Details.

Schweife ab und komme immer mehr vom Thema weg.

Ich werde mich bemühen das jetzt nicht mehr zu tun, versprochen.

Was ich euch aber trotzdem noch erzählen will ist wie es sich anfühlt wenn so ein Yirk in euren Kopf kriecht.

Durch das Ohr direkt in euer Gehirn und dort die Kontrolle übernimmt.
 

Ganz am Anfang habe ich euch ja erklärt wie ich zum ersten Mal infiziert wurde. Dass mein Kopf reingetaucht wurde in den Yirkpool und Issrin so in mich hineinschlüpfte.

Ich habe auch erklärt dass sie dabei das ganze Gewebe rundherum irgendwie betäubt hat was sicher auch gut war weil ich sonst vermutlich vor Schmerzen gestorben wäre während sie ihren nassen , kalten , glitschigen Schneckenleib in mich rein zwängte.

Was ich aber noch nicht erwähnt habe ist dass es sich auch anfühlt als ob man irgendwie gelähmt wird .

Immer mehr in kleinen Stufen und das ist ein ziemlich erschreckendes unglaublich fieses Gefühl.
 

Ich meine, der Yirk berührt dein Gehirn und auf einmal merkst du dass du deinen linken Arm nicht mehr bewegen kannst.

Er kriecht weiter und du spürst deinen rechten Fuß nicht mehr. Das Ding erobert langsam einfach immer mehr von deinem Körper.

Ohne dass du auch nur irgendwas dagegen machen kannst breitet es sich schießlich flach wie eine lebende Hülle über dein ganzes Gehirn aus .

Schmiegt sich eng in alle Ritzen und Spalten und lässt gleichzeitig so ganz nebenbei spezielle Körperflüssigkeiten die als eine Art Kontaktmittel dienen in jede vorhandene Nische einsickern bevor es zu guter Letzt die vollständige Kontrolle über deinen Körper, dein Wissen und deine Erinnerungen übernimmt.
 

Alles das davor dein Leben war, deine Erinnerungen und Gedanken gehört fortan dem Yirk der in deinem Gedächtnis herumwühlen und alles darin Befindliche auch beliebig auswählen und abspielen kann als wäre dein Verstand nichts weiter als ein Haufen alter Videokassetten. Keine sehr schöne Vorstellung nicht wahr?.
 

Tja , aber leider ist es wahr und ganz genauso erging es auch mir am darauffolgenden noch sehr frühen Morgen als Yaheen Issrin wieder zurück in meinen Kopf setzte. Allerdings war die Yirk wirklich sehr geschwächt sodass sie gar nicht erst dazu fähig war die Kontrolle zu übernehmen wodurch das Gefühl für meinen eigenen Körper relativ schnell wieder zu mir zurückkehrte.

Ich blieb dann auch noch zirka eine Stunde in Yaheens Wohnung und sie lud mich sogar ein mit ihr zusammen zu frühstücken.

Na ja, einladen war jetzt vielleicht auch das falsche Wort dafür.

Vielmehr stellte sie einfach wortlos einige Lebensmittel vor mich hin und schien irgendwie durch mich hindurch oder an mir vorbei zu sehen während ich aß.
 

Ehrlich gesagt bekam ich sowieso kaum einen Bissen runter .

Viel zu sehr hatte ich mich innerhalb eines Tages wieder an den Luxus gewöhnt vollständig alleine in meinem eigenen Körper zu sein.

Das schwache Aufglimmen von Issrins Präsenz war mir mehr als unangenehm und ganz nebenbei musste ich nun auch noch ernsthaft darüber nachdenken welches Leben diese Frau die mir da gegenüber saß tatsächlich führte.

Nicht der Yirk namens Yaheen Zwei-Zwei-Vier der ihren Körper kontrollierte sondern Julia Navratilova . Die echte, wahre Person.
 

Ja ich weiß , irgendwo viel zu viele komplizierte Gedanken für vier Uhr morgens.

Deshalb war auch irgendwo beinahe froh als es endlich Zeit wurde zum Yirkpool aufzubrechen.

Dank meines unfreiwilligen Lebens als Controller kannte ich bereits eine Menge Eingänge zu diesem unterirdischen Labyrinth und einer davon war ob man es jetzt glaubt oder nicht ein Mc Donalds – Restaurant.
 

Ich werde euch jetzt nicht unbedingt auf die Nase binden wo sich dieses Restaurant befindet.

Ihr müsst mir einfach vertrauen dass es da ist, irgendwo in einer Stadt deren Namen ich ebenfalls nicht verraten werde.

Vielleicht ist es sogar eure Stadt, wer weiß?.

Ihr werdet es auf jeden Fall niemals erfahren .

Zu eurer eigenen Sicherheit.

18-11.4-1

- Generation 700, mittlerer Zyklus, Tag 96,4 / 18-11.4-1

- Erddatum: 22.09.1999 , (Gregorianischer Kalender, Kontinent: Europa)
 

Meine Bezeichnung lautet Issrin Neun-Acht-Fünf Ya-Terash, Identifikationsnummer Sechshundertfünfundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig -Eins-Acht-Drei.

Das ist der letzte Eintrag in mein Erden-Tagebuch.
 

Ich weiß, ich sollte es unterlassen, besonders jetzt kurz vor Beginn meines ersten wahren Dienstes für das Imperium.

Yirks schreiben keine Tagebücher, aber die Menschen tun es.

Besonders Halbwüchsige wie mein Übungsobjekt.

Es hat eine Affinität dafür und besitzt neben einem Tagebuch auch noch viele andere schriftliche Dateien auf demselben tragbaren primitiven Computer den auch ich im Moment benutze.

Mich wie dieser Klasse Fünf-Wirt zu verhalten ist nach wie vor Teil meiner Tarnung.
 

Abgesehen davon wird dieser Bericht, den ich heute um ausführlicher verfassen werde als alle anderen davor, mir helfen meine Gedanken zu ordnen .

Es wird mir helfen der Unsicherheit Herr zu werden.

Aber vor allem wird er -trotz seiner Präzision- keine Aufmerksamkeit erregen.
 

Das jüngere Geschwister-Objekt studiert diese Datei in regelmäßigen Abständen ausführlich mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis.

Trotzdem hegt es nach wie vor keinen Verdacht gegen mich.
 

Natürlich nicht.

Die Menschen sind nichts weiter als eine primitive Klasse-Fünf Spezies.

Unfähig ihr Sonnensystem zu verlassen, ahnen sie nicht was auf ihrem Planeten vor sich geht.

Zusätzlich legen menschliche Observatoren -wie in einem anderen Eintrag von mir bereits erwähnt - auch kaum Wert auf Disziplin und der biologische Elternteil meines Wirts akzeptiert das was die Menschen als" Privatsphäre " bezeichnen .
 

Ich befinde mich nun bereits seit vierundsechzig irdischen Tagen auf dem zweitkleinsten Kontinent dieses Planeten und habe mich bereits gut an meinen neuen Körper gewöhnt .

Das einzige dass mir nach wie vor Schwierigkeiten bereitet ist der Wirtsverstand.

Manchmal wenn ich seine Gedanken in meinen eigenen höre und seine Emotionen und Ansichten in mich hineinfließen lasse habe ich kurzzeitig das Gefühl ich hätte es mit einer mir ebenbürtigen Intelligenz zu tun.
 

ich habe dieses mit den Menschen einhergehende Phänomen bereits beschrieben und es ist ein Trugschluss.

Ich weiß es .

Aber selbst wenn man versteht was es ist, ist es schwer sich dauerhaft dagegen zu wehren.

Besonders dann wenn man sich wie ich im Übergang befindet.
 

Ich leide unter den damit verbundenen Stimmungsschwankungen und an unangemessener Emotionalität.

Letzteres besonders meinem menschlichen Wirtskörper gegenüber. Viel zu oft habe ich den Wunsch mich mitzuteilen. Mit einem Gleichgestellten die Verbindung zu teilen.
 

Über Dreizehntausendvierhunderteinundzwanzig Körper haben wir hier an unserem Standort bereits für das Imperium gewonnen .

In der brodelnden Masse des unterirdischen Pools sind wir dementsprechend viele . Aber trotzdem komme ich niemandem nahe.
 

Oft sehe ich nachts zum Himmel hoch.

Ich betrachte die Sterne und denke dabei an meine nächsten Geschwister. Von Geburt an wird ein Yirk darauf vorbereitet den Imperium zu dienen .

Genauso wie ich durchlaufen sie ihre Ausbildungen auf fremden Welten weit empfernt von unserem Geburtspool .
 

Aber trotzdem fühle ich einen Schmerz wenn ich an sie denke. Ich sehne mich danach mit ihnen zu sprechen.

Ich wünschte ich könnte sie berühren und meine Sorgen teilen .
 

Aber Einsamkeit das ist das Schicksal welches der Nessirk für unseren Bund gewählt hat. Früher oder später erfahren dieses Gefühl alle von uns die in die Neunhunderter kommen . Alle deren Aufgabe es ist aktiv zu dienen.
 

Allein bin ich auf diesem Planeten und auf mich selbst gestellt.

Bis auf den vierten Nessirk in Visser Neunundzwanzigs zweiter Einheit habe ich keine mir bekannten Verwandten die auf der Erde stationiert sind.

Unsere Nahrungszyklen sind nicht dieselben und selbst wenn sie es wären wäre er immer noch vor allem anderen mein unmittelbarer Vorgesetzter.

Ein erfahrener Soldat dessen Karriere ich gerade dabei bin ernsthaft zu gefährden.
 

Wahrscheinlich ist mein mir selbst auferlegtes unnatürliches Einsiedlertum mit ein Grund für das was heute beinahe geschehen ist.

Neben einer Art Unwohlsein dass mich schon seit dem Morgen peinigt fühlte ich mich in den letzten Tagen schwach und allein.

Nur deshalb habe ich mich dazu hinreißen lassen meinem Übungsobjekt gefährlich nahe zu kommen.

Dazu verstärkte ich den Kontakt mit dem Menschen um ein vielfaches mehr als nötig. .

Ich berührte das mindere Innerste dieses Wirts und gestattete ihm anschließend sogar die alleinige Kontrolle über den Körper.
 

Tatsächlich war ich kurz davor dieser Kreatur Dinge zu übermitteln die für einen meiner Art bestimmt sind, nicht für den minderbemittelten Geist eines Wirts.

Ich befand mich in der Öffentlichkeit und riskierte enttarnt zu werden .

Zu meinem Glück handelte das Objekt exakt so wie man es von dem unterlegenen Tier dass es ist erwarten würde: Es stieß mich grob von sich, flüchtete sich in belanglose Gespräche.
 

Letztendlich verspottete es mich für meine Freundlichkeit.

Entgegen aller Empfehlungen unterließ ich es das Objekt zu disziplinieren.

Schließlich lag der Fehler eindeutig bei mir.

Es geschieht mir recht verletzt zu werden wenn ich mich auf ein primitives Tier einlasse.
 

Demnächst, sobald sich Zeit dafür findet werde ich den Nessirk bezüglich meiner Verfehlung um eine persönliche Audienz ersuchen müssen.

Er wird mich besser verstehen können als irgendjemand sonst.

Aber vor allem werde ich die verdiente Strafe für meine Unfähigkeit erhalten.

Schließlich habe ich mich freiwillig gemeldet .
 

Ich war voreilig . Jetzt ist es zu spät.

Meine Entscheidung zu widerrufen oder um Aufschub zu bitten würde unvorhersehbare negative Auswirkungen sowohl auf meinen Observator als auch auf meine Bundgeschwister haben.

Die Schande würde grenzenlos sein.

Das ist eine Option die ich nicht akzeptieren kann.
 

Deshalb beginnt bereits in wenigen Tagen meine erste Mission.

Meine Aufgabe wird darin bestehen möglichst unbemerkt an eine große Menge nützlichen Bargeldes zu kommen.
 

Bargeld oder einfach nur Geld. Diese Worte bezeichnen eine abstrakte Variante des Tauschhandels den die Menschen eigentlich ständig betreiben.

Auf der Erde, insbesondere in den Ländern die sich als zivilisiert bezeichnen, funktioniert genau genommen nichts ohne dieses Geld .

Deshalb soll ich einen ganz bestimmten ausgewachsenen Menschen übernehmen: Ein Individuum das über ein Vermögen von Zweikomma fünf Milliarden in der hier üblichen Landeswährung verfügt.

(-Landeswährung wiederum ist die Bezeichnung für die in einer bestimmten mit festen Grenzen abgesteckten Gegend gebräuchliche Form von Geld.)
 

Es erwartet mich die übliche Standardprozedur: Infiltration eines inkooperativen Wirts und sofortige Nutzung aller seiner Fähigkeiten und Mittel für unsere Zwecke.

Doch bevor die Infestation erfolgen kann, muss dieser Mensch –ein Mann- betäubt und entführt werden denn er ist eine berühmtes und relativ mächtiges Individuum ist in seiner Welt. Eine Art Anführer der es gewohnt ist über andere zu befehlen.

Noch dazu ist er um ein Vielfaches älter als ich .

Besitzt eine starke Persönlickeit.

Deshalb wird er, egal wie sehr ich mich vor ihm auch zu maskieren versuche bald erkennen dass ich ein Halbwüchsiger meiner Spezies bin.

Niemals wird er sich freiwillig ergeben.

Dezentes Vorgehen unmöglich. Kooperation keine Alternative.
 

Das hat man mir natürlich erst im Nachhinein mitgeteilt und ich habe strikte Anweisung den Wirtsverstand sowie die Übernahme dieses Körpers erfolgt ist einer massiv autoritären Behandlung nach Esrin-Va-Ma zu unterziehen um seinen Widerstand dauerhaft zu neutralisieren .
 

Die Vorlaufphase dieser Prozedur wird über zwei Tage lang meine vollste Aufmerksamkeit erfordern um zuerst mehrere gute Angriffspunkte zu finden.

Ist das erreicht wird der menschliche Geist kollabieren sobald die Esrin-Va-Ma innerhalb der darauffolgenden Latenzzeit von fünf bis zehn Kandrona-Zyklen unter gezielter, langsamer und vollständiger Inzision des Wirtsverstandes ihren Höhepunkt erreicht hat.
 

Das Resultat: Der Wirt verliert die Fähigkeit Gliedmaßen zu kontrollieren, zu sprechen oder auch nur kompliziertere Gedanken zu konstruieren. Nicht einmal während meiner Abwesenheit wird er dazu in der Lage sein .
 

Immerhin ist mein neuer Körper auch sehr präsent in der Öffentlichkeit . Die Symptome einer Wirtsrebellion könnte von anderen Menschen als Zeichen für Drogenmissbrauch Krankheit oder Wahnsinn gelten. Daher wird dieses Vorgehen notwendig sein um meiner Arbeit nachgehen zu können.
 

Besonders Yirks in den Zweihundertern verwenden eine abgeschwächte Form der Esrin-Va-Ma –Technik als normale Routineprozedur um den Wirt zu brechen.

Auch bei Wirten die mit weniger drastischen Mitteln gefügig gemacht werden könnten nur um Zeit zu sparen. Ich kenne das Verfahren nur aus der Theorie.
 

Natürlich wurde ich seit meiner frühesten Existenz angeleitet wie alle anderen Yirks nach Seerow .

Mein Bund wurde darin unterwiesen dass Wirte ein notwendiges Mittel zum Zweck sind.

Dass sie unterlegen sind und auf keinen Fall Gleichgestellte.

Schließlich ist mein Observator ein treuer Diener des Rates und ein strikter Verfechter unserer Lehren.

Aber man vermittelte uns auch dass es unnötig ist das Schwache grundlos zu quälen.
 

Daher bin ich um einen gewaltfreien Umgang mit meinen Wirten bemüht.

Immer habe mich der Pression oder der Disziplinierung durch gezielte psychische Agitation von Emotionen und Erinnerungsengrammen bedient.
 

Ich empfinde habe es als wichtig, alle natürlichen Funktionen eines Wirts gut zu erhalten.

Habe die Anwesenheit einer zweiten Präsenz immer dem stummen Dahinvegetieren eines gebrochenen Verstandes vorgezogen .

Ich finde keinen Gefallen am quälen, wie die meisten meiner Art .
 

Doch dieses Mal habe ich die Anweisung dieser naturgegebenen Präferenz nicht nachzugeben. Meine Aufgabe erfordert vollkommene Passivität von der ersten Minute an.

Im Grunde ist es unnötig darüber nachzudenken.

Ich bin ein Initiant in den Ersten Reihen .

Mein Daseinszweck besteht darin Befehle ausführen und dem Imperium dienen.

Ich weiß ich sollte ich dankbar sein.

Ich sollte glücklich und beruhigt sein über die Einfachheit meiner ersten Aufgabe die mich zu einem vollwertigen Soldaten machen wird aber ich bin es nicht.
 

Jeder Gedanke an diesen aufsäßigen Menschen ängstigt mich.

Nur Visser Drei und die Grausamkeiten welche er Gerüchten zufolge seinen Untergebenen antut schaffen es diese Gefühle zu übertreffen, obwohl er sich nicht einmal auf diesem Kontinent befindet .
 

- Improvisiert replizierter Auszug aus dem Erdentagebuch von Issrin Ya-Terash , Sechshundertfünfundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig -Eins-Acht-Drei -

Yirk-Pool

Da es grad erst halb sechs war als ich ankam und viele Leute -auch Controller- sich nun gerade erst aus ihren Betten erhoben war ich bis auf einige wenige Gäste auch beinahe allein dort und kam sofort dran.
 

Eine slawisch aussehende magere und ziemlich stark geschminkte Frau mit blond gefärbten Haaren und riesigen Ohrringen fragte mich nach meiner Bestellung und ich teilte ihr mit möglichst lockerer Stimme mit dass ich gerne ein Happy Meal mit einer Extraportion Happy hätte .

Sie lachte gekünstelt als hätte Sie diesen schalen Witz schon mindestens hunderte Male gehört was wie ich wusste auch stimmte denn ein Happy Meal mit einer Extraportion Happy war das Passwort zum Yirkpool.
 

So als würde ich tatsächlich gleich etwas zu essen bekommen stellte die yirkanische Mc Donalds Mitarbeiterin eines dieser nummerierten „Bitte Warten“-Kärtchen auf mein Tablett und ich meinerseits nickte ihr nur zu und verschwand Richtung Toilette .

Dort befand sich gleich neben dem Tischchen im Wickelraum eine unscheinbare Tür die eigentlich immer abgesperrt war .
 

Kein normaler Mensch hätte dahinter jemals etwas anderes als einen Haufen Putzzeug vermutet doch ich wusste es besser .

Mit Schwung öffnete ich sie also, trat ein und hörte kaum dass sie wieder hinter mir ins Schloss fiel wie die Tür abermals verriegelt wurde. Natürlich ebenfalls automatisch. Irgendein unsichtbares Gerät scannte den Yirk in meinem Kopf und während ein schwaches Licht sich über mir an der Decke flackernd einschaltete deaktivierte sich gleichzeitig auch das mit einem täuschend echt wirkenden Hologramm versehene Kraftfeld und direkt vor mir, mitten im Boden zwischen Besen , Mopp, Reinigungsmitteln und Kübeln erschien ein riesiges Loch das aussah als als hätte man einfach mal schnell eine kleine Bombe fallen lassen.
 

Eine ziemlich steile , primitive Treppe mit schmalen schiefen Stufen führte tief hinunter in die Erde und obwohl ich schon unzählige Male dort unten gewesen war und wusste was mich gleich erwarten würde fröstelte ich am ganzen Körper .

Ich musste mich wirklich überwinden da runter zu gehen und als ich das dann geschafft hatte und bereits nach wenigen Metern die ich gegangen war diese typische, leicht faulig riechende warme stickige Luft zu mir hochstieg musste ich mich noch mal heftigst zusammenreißen um nicht sofort wieder umzudrehen .
 

Um mich herum war es sehr bald schon fast vollständig dunkel. Da war grade genug Licht dass ich nicht über meine eigenen Füsse stolperte doch als sich meine Augen schließlich daran gewöhnt hatten wurde es etwas besser.

Allerdings fiel als ich die Hälfte des Weges bereits geschafft hatte ein dass Issrin eventuell zu schwach sein könnte um nich überhaupt zu verlassen.
 

Yaheen hatte zwar gemeint es wäre alles in Ordnung aber ich hatte bisher tatsächlich noch kein einziges Mal mit der Yirk gesprochen denn mehr als vage Emotionen und immer wieder sehr undeutliche, zusammenhanglose Gedanken nahm ich nicht von ihr wahr.

Vielleicht würde ich wenn ich Pech hatte einfach auf dem stählernen Pier knien, meinen Kopf über die Brühe halten und Issrin würde einfach nicht aus meinem Ohr kommen. Eine absulut schreckliche Vorstellung .

Gleichzeitig jedoch während ich die eben beschriebene Szene in meinem Kopf ohne es zu wollen munter weiter mit Details ausschmückte brach eine merkwürdige Emotion zu mir durch de gar nicht zu meiner restlichen Panik zu passen schien: Grenzenlose Belustigung.

Issrin!. Dachte ich erleichtert.
 

Sie lachte mich zwar gerade absolut gnadenlos aus aber ich war ihr in diesem Moment unglaublich dankbar dafür.

Schließlich verwandelten sich die lehmigen Wände um mich herum immer mehr in massiven Stein. Ich sah das unheimliche, violette Leuchten am Ende der Treppe vor mir und glaubte sogar schon die zähe Brühe des Yirkpools gegen den Rand des Beckens schwappen zu hören. Irgendetwas ging mir jedoch ab. . Das wurde mir schlagartig klar . Doch was es genau war wusste ich erst als ich den Poolsaal beinahe erreicht hatte:

Es war einfach zu leise. Viel zu leise denn bis auf ein kaum merkliches , so gut wie nicht hörbares Schluchzen dass genauso gut hätte eingebildet sein können war da nichts.

Keine Hilferufe, kein lautstarkes Weinen.

Keine Schreie der unfreiwilligen Wirte wie ich es sonst gewohnt war . Ohne es wirklich zu wollen beschleunigte ich meine Schritte und war schließlich am Ziel. Vor mir weitete sich der schmale Gang zu einer weiten Halle.

Da war der Pool, die Käfige und der Bereich für die freiwilligen Wirte .
 

Auch diese seltsamen über zwei meter großen echsenartigen Kreaturen mit ihren unzähligen Klingenartigen Hornfortsätzen am ganzen Körper welche normalerweise die sich wehrenden Menschen in die Käfige sperrten oder ihre Köpfe zur Reinfizierung in den Pool drückten .

Aber seltsamer weise war ansonsten alles so gut wie leer. Eine hand voll Menschen saß zwar eingesperrt hinter Gittern aber sie weinten nur leise und kaum merklich vor sich hin und Ich muss zugeben ich war ein wenig unsicher denn normalerweise herrscht am Yirkpool ständig Hochbetrieb und so sehr ich das Ganze auch verabscheute hatte ich doch gehofft mich unter der Masse vielleicht etwas weniger auffällig zu machen , mich ein wenig verstecken zu können doch ich hatte keine Wahl.
 

Jetzt war ich bereits hier und einfach wieder zu gehen würde erst recht alle Aufmerksamkeit auf mich lenken besonders da die Klingenmonster meine Wenigkeit bereits entdeckt hatten und mich nun erwartungsvoll musterten.

Ausserdem spürte ich Issrins wachsende Ungeduld plötzlich so intensiv in mir dass es kaum noch auszuhalten war. Mit leicht zittrigen Knien trat ich also zum Pier der mir am nächsten war und versuchte möglichst entspannt zu wirken. Ruhig und selbstsicher. Eben wie ein typischer Yirk der sich gerade darauf vorbereitet eine Runde schwimmen zu gehen.

"Bezeichnung Issrin - Neun-Acht-Fünf, Ya-Terash. Identifikationsnummer: Sechshundertfünfundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig- Eins-Acht-Drei, Wirtsstatus: Volontär , Code Drei-Zweihundertvierzig -Vierhunderteinundfünfzig-Dreizehntausend-vierhunderteinundzwanzig -Punkt-Zwei-Dreiundfünfzig." Sagte ich.

Gleichzeitig verfluchte ich dabei stumm das offensichtliche Faible der Yirks für Zahlen und dankte Gott umso mehr inständig dafür dass Yaheen mich gezwungen hatte diese ganzen verdammten Nummern unzählige Male aufzusagen .

"A gash. Kommen!." Grunzte das Klingenmonster vor mir schließlich ungeduldig als ich mich nicht gleich rührte. Als es schließlich soweit war half es mir mich niederzuknien.

Das Monster hielt mich nur sehr sanft fest mit seinen riesigen dinosaurierartigen Klauen während ich mich, den Kopf mit einem Ohr zur seltsamen bleifarbenen Flüssigkeit des Pools hin geneigt, routiniert etwas nach vorne beugte.
 

Beinahe sofort spürte ich auch schon wie Issrin sich auf den Weg machte .

Kurz kitzelte es in meinem Ohr als ihr kleiner Yirkkörper vollständig herausglitt und mit einem leisen Platscher im Pool landete. Eine ganze Menge dünner, warmer Schleim kam auch gleich noch hinterher und wie immer nahm auch dieses Mal das Klingenmonster eine Probe davon mit einer Art Wattestäbchen.
 

Würg! dachte ich nur denn das Sekret zog dabei einen ekelhaften fast zwanzig Zentimeter langen Faden der aussah wie rohes Eiklar und an meiner Wange kleben blieb während das Dino-Alien oder bessergesagt Issrins Yirk- Kumpan mit einem seltsamen Gerät das an seinem Hüftgürtel befestigt war seelenruhig seinen Abstrich scannte.

Aber ich bemühte mich natürlich auch meinen Ekel möglichst zu unterdrücken als ich schließlich die Erlaubnis bekam aufzustehen und gleich darauf zum freien Bereich hinüber wankte.
 

Eigentlich hatte ich mir sofort mit dem Ärmel den Schleim von der Backe wischen wollen sowie ich ausser Sichtweite des Klingenmonsters war doch plötzlich fühlte ich mich derartig erschöpft und müde dass es nur bei einem sehr halbherzigen Versuch blieb .

Kollaborateure

Der Platz an dem die Volontären wie die Yirks uns nennen sich aufhalten dürfen ist eigentlich ein ganz angenehmer Ort.

Nun ja das heißt insofern es irgendwo am Yirkpool überhaupt angenehm sein kann .Da gibt es nämlich erst einmal einen relativ hohen aus schwarzen Furnierholz bestehenden Sichtschutz der durch ein davorgelegtes Gleet-Bio-Kraftfeld welches nur Menschen und Yirks durchschreiten können auch alle Yirkpooltypischen Geräusche ausblendet. Das bedeutet dahinter gibt es keine Schreie, kein Weinen, nichts .

Es ist einfach nur vollkommen still.

Man kann sich also an die kleinen ebenfalls schwarzen Tischchen auf bequeme rote Sessel setzen , sich mit anderen Freiwilligen unterhalten, in den bereitliegenden Zeitungen blättern , Fernsehschauen oder auch essen denn kleine Knabbereien wie Erdnüsse oder Kekse stehen immer bereit. Genauso wie Kannen mit Saft, oder kaltem Tee und Plastikbecher . An jenem Tag war es im Freiwilligen-Bereich allerdings nicht nur wegen des Gleet-Bio-Kraftfelds still sondern vordergründig deshalb weil ich vollkommen alleine dort war.

Der Fernseher lief nicht, die Zeitschriften lagen fein säuberlich auf geraden , unangetasteten Stapeln und die Häppchenteller waren noch bis zum Rand gefüllt.
 

Ziemlich verwirrt über diese ganze Yirkpool- untypische Atmosphäre aber irgendwo auch erleichtert mit niemandem reden zu müssen ließ ich mich in einen der Sessel sinken und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück an die Wand hinter mir. Eine ganze Weile rührte ich mich nicht. Ich fühlte wie die stickige Wärme welche ein wenig mit dem Klima eines gut beheizten Hallenbades vergleichbar ist mich einlullte und genoss es einfach nur ganz für mich alleine zu sein -etwas das wenn man das Leben eines Controllers führt ohnehin viel zu selten der Fall ist- bis ich plötzlich vom Geräusch von Schritten und einer erwachsenen wispernden und einer anderen kichernden Kinderstimme aufgeschreckt wurde.

Hastiger als beabsichtigt riss ich die Augen auf und starrte in die Gesichter zweier Menschen. Einer davon war eine ältere Frau. Sie war mitte vierzig , und circa einssiebzig groß.

Ihre glatten, rotbraunen Haare trug sie in einem praktischen Kurzhaarschnitt und ihr Körper war schlank, muskulös und ziemlich burschikos. Das Gesicht war etwas zu langgeraten, ebenso wie die Nase .

Aber sie hatte freundliche graublaue Augen und ihre schmalen Lippen waren zu einem kaum merklichen Lächeln verzogen. Ihre Kleidung bestand aus einfachen aber sehr robust wirkenden schwarzglänzenden Schuhen, einer blauen Stoffhose mit einem schwarzen Gürtel die ein bisschen an eine Uniform erinnerte und einem schlichten weißen T-Shirt.

Das Mädchen neben ihr war ihr exaktes Spiegelbild nur um mindestens dreißig Jahre jünger und mit schulterlangen leicht lockigen Haaren.

Sie war in ein schwarzes langärmliges Top gekleidet und trug unter einer verdammt kurzen fransigen Jeanshose eine großteils dunkel gefärbte Strumpfhose die unterhalb der Knie von lustigen, weißen Blümchen und rosa Ringelstreifen verziert wurden . Ihre Füße steckten in bereits etwas abgetragenen quietschpinken Hello-Kitti-Turnschuhen und lässig über der Schulter trug sie passend dazu eine kleine zartrosa Kinderhandtasche.

Natürlich ebenfalls mit Hello Kitty-Motiv.

Mutter undTochter!.

Der Gedanke war in meinem Kopf bevor ich irgendetwas sagen konnte. Gleichzeitig schockierte mich die Tatsache ein derart junges Mädchen hier im Volontär-Bereich anzutreffen der maßen dass mir einfach nur der Mund offen stand.

Bestimmt sah ich ziemlich belämmert aus.
 

„Ich hoffe wir haben dich nicht gestört.“

Sagte die fremde Frau schließlich als sie nach einigen Sekunden anscheinend das Gefühl hatte ich müsste jetzt endlich mal mit Starren fertig sein .

„Nein…nein!,

Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich ein wenig zusammen zu reißen.

„Ich hatte nur wenig Schlaf in den letzten zwei Nächten das ist alles. Ausserdem ist es hier unten immer so warm und feucht. Einfach perfekt zum Einschlafen." „Ja hier unten ist es wirklich immer ziemlich warm oder?.“

Das kleine Mädchen fing wieder an zu kichern, doch die Frau sah sie tadelnd an woraufhin das Kind sofort verstummte. „Entschuldige bitte."

Sagte sie nun wieder zu mir.

„Elli ist einfach nur ein wenig überdreht. Sie ist meine Tochter .Ich heiße übrigens Petra. Wartest du auf Jemanden oder Dürfen wir uns ein wenig zu dir setzen?“

„Sicher setzen Sie sich , kein Problem.Ich bin Lou.“

„Hallo Lou.“

Die beiden setzten sich an meinen Tisch und Petra schenkte sich etwas Tee in einen Plastikbecher ein während sie fortfuhr:

„Du bist neu hier, nicht wahr?. Wir beide sind nämlich immer um dieselbe Uhrzeit hier und wir haben dich noch nie gesehen.“

"Nein, nicht neu nur das erste mal so bald hier. Es ging dieses Mal einfach nicht anders. Sagen Sie, ist es wirklich immer so ruhig so früh am Morgen?."

"Ja ,immer. Der Morgen ist für die Junior- Volontäre da. Du wirst also bald noch ein paar mehr sehen die genauso jung, oder sogar jünger sind als Elli . Was das Sie betrifft fände ich es übrigens nett wenn wir das in der oberen Welt lassen könnten "

Petra schien nur mit den Augen zu lächeln und ich fühlte mich ertappt.

"Genau hier sind wir alle per Du. "

Schaltete sich nun auch das Mädchen wieder ein.

"Außerdem bin ich schon zehn .Ich mache sogar schon Recruiting. Hast du auch Kinder?"

"Nein,"

Ohne es zu wollen musste ich lachen.

"Ich bin erst achtzehn, das wär´ doch einbisschen früh für Kinder. Aber ich habe eine Schwester die ein bisschen älter ist als du."

"Cool. Wie alt ist deine Schwester?, ist sie auch ein Wirt?, wie heißt denn dein Yirk? "

"Emily ist zwölf und nein sie ist kein Wirt.Es....der Yirk- heißt Issrin Neun-Acht-Fünf."

Meine Stimme zitterte etwas als ich diesen Namen aussprach und gleichzeitig hatte ich das Gefühl als hätte ich Glasscherben verschluckt angesichts der Unbefangenheit dieses Kindes.
 

Ich meine sie redete so über das Ganze als ginge es dabei um sowas wie die Pfadfinder oder darum im Ferienlager das Zelt mit irgendeinem anderen Mädchen zu teilen.

Es klang nicht die Spur nach dem Alptraum den ich nun bereits seit über zwei Monaten erlebte.
 

Die Kleine schien meine gedrückte Stimmung allerdings gar nicht zu bemerken denn sie hätte bestimmt munter noch ein paar weitere Fragen gestellt, hätte ihre Mutter ihr nicht eine Hand auf die Schulter gelegt.

"Was ist denn Mama?, ich will ja nur ein bisschen mit ihr reden!.Sie darf mich dann auch was wegen Alf fragen. Ich w e i ß dass sie das will!. "

Motzte Elli, ganz offensichtlich etwas missmutig darüber dass ihre Mum ihr einfach so den Wind aus den Segeln genommen hatte.

"Ja , mein Schatz, sicher"

Sagte Petra sanft aber bestimmt zu ihrer Tochter.

"Aber ich glaube das alles ist Lou gerade ein bisschen zu viel. Sie ist keine so jungen Leute gewohnt die Freiwillige sind .Ja vielleicht ist sie auch selber noch nicht lange volontär ."

An mich gerichtet sagte sie:

"Es tut mir wirklich sehr, sehr leid Lou. Ich kann nicht mehr tun als mich noch einmal für sie zu entschuldigen. Wenn du willst dass wir gehen dann setzen wir uns an einen anderen Tisch und...-"

"Nein,"

Unterbrach ich Petra schnell .

"Bitte. Ihre To-…ähm ich meine d e i n e Tochter, sie hat ja Recht. Ich war wirklich ziemlich erschrocken, dass sie freiwillig ist...Tut mir Leid Elli."

"Schon gut . Ganz am Anfang als meine Mama mir das alles so erzählt hat, mit den Ausserirdischen und mich dann auch mitgenommen hat dass ich ein Wirt werde hab ich wirklich ziemlich Angst davor gehabt . Ich war da auch noch jünger und hab ein bisschen geweint und so . Die ersten paar Mal auf jeden Fall wie der Yirk in mein Ohr gekommen ist weil dann ja die Hände und Füße so taub werden und weil es halt auch kurz weh tut und schon ein bisschen strange ist . Aber jetzt finde ich es ganz okay . Alf ist total nett zu mir , fast wie eine große Schwester und sie kann total schnell alles lernen und meine Mathe und Deutscharbeiten so schreiben dass ich endlich auch mal Einsen habe."

"Alf?"

Fragte ich ein bisschen verwirrt und musste an diese zottlige braune Plüschpuppe aus dem Fernsehen denken die irgendwie aussieht, wie ein Bär mit Salzstangennase.

"Ja. Wie Alf vom Planet Melmak ."

Elli grinste .

"Ich meine, eigentlich heißt sie ja Aleeraf vom Noor-Esol-Pool und dann kommen noch ihre ganzen Identifikationszahlen aber das konnte ich mir ganz am Anfang nicht merken. Mir ist immer nur Alf eingefallen und jetzt ist das halt ihr Spitzname. Außerdem passt es irgendwie weil Alf ja auch ein Alien ist und bei den anderen Kindern haben die Yirks auch fast alle irgendwelche abgekürzten Namen. "
 

Wie auf ein Stichwort tauchten nun auch noch andere Volontäre auf, mindestens um die dreißig und alles Kinder annähernd in Ellis Alter von denen nicht einmal alle in Begleitung ihrer Eltern oder älterer Geschwister hier waren .

„Hey José !,"

Rief Elli einem kleinen ausländisch aussehenden Jungen mit langen dunkelbraunen Haaren zu der vielleicht gerade mal in die vierte Klasse ging.

„Wie geht’s Norgi ? .Hast du Relaxo und Sichlor heute endlich mal dabei?“

„ Norgi geht es gut und du kannst die Pokemon haben wenn du dein GB-Link Kabel nicht vergessen hast. Aber ich will ein gutes Vulnona dafür haben und ein Level- Dreißig Snobilikat. Mindestens“

Gab der Bub grinsend zurück .

„Du bist ein richtiger Geizhals, Jose´!“

Lachend schnappte sich Elli ihre kleine Umhängetasche und ging nach dem sie mir noch ein kurzes „Bye!“ zugerufen hatte hinüber zu den anderen Kindern die am anderen Ende des Freiwilligen-Bereichs bereits eilig ein paar Tische zusammenschoben.
 

Nun war ich mit Petra allein und wir schwiegen Beide. Sie nippte immer wieder gedankenverloren an ihrem Tee und ich knabberte da ich langsam doch Hunger bekam an einem kleinen Haselnusskeks der überraschend lecker schmeckte.

„Der Name meines Yirks lautet Estran Vier-Eins-Null vom Sulp-Niaar Pool.“

Sagte Petra plötzlich als ich mich eigentlich schon an den Gedanken gewohnt hatte dass wir beide einfach so sitzen bleiben und dann wenn es an der Zeit wäre einfach wieder gehen würden ohne dass ein weiteres Wort gewechselt worden war.

Vor Schreck fiel ich beinahe vom Stuhl doch die Frau beachtete mich gar nicht während sie fort fuhr.

„Estran ist ein freier leitender Supervisor des yirkanischen Geheimdienstes. Du hingegen teilst dein Leben im Moment mit einem Kadetten des Imperiums. Soldatenfraktion fünfte Klasse, erster Grad wenn ich die Rangnummer richtig in Erinnerung habe.“

„Ja, ich meine Ich weiß nicht. Vielleicht. Ist das denn wichtig? “

Fragte ich etwas verwundert über das Thema.

„Nein. Aber ich möchte nur für den Fall dass wir uns nun öfter hier begegnen, dass du verstehst warum ich ihnen meine Tochter gegeben habe .Dass ich kein Monster bin. Genauso wenig wie die anderen Eltern oder die Geschwister der freiwilligen Kinder . Ich fand es besser , es würde volontär gehen wenn es schon sein musste.

Die Yirks sind inzwischen kurz davor wirklich hohe Positionen auf diesem Planeten zu besetzen: Berühmtheiten, Generäle, Präsidenten...Deshalb holen einige auch bereits ihre Verwandten auf die Erde, ihre Familien sozusagen. Viele Zivilisten und Junge die mit den Kriegen bisher nicht das Geringste zu tun hatten. Aleeraf war damals selbst fast noch ein Kind und bekam Elli als ihren ersten permanenten Wirt zugewiesen. Das war sehr passend. “

„Sie holen Ihre Verwandten auf die Erde?!“

Wiederholte ich nur und merkte gleichzeitig wie mir alle Farbe aus dem Gesicht wich. „Aber das hieße ja dann dass…-“

„Ja ."

Petra schenkte sich noch etwas Tee nach.

„Der Krieg ist für sie so gut wie gewonnen. Bestenfalls gebe ich der Menschheit noch ein weiteres Jahr und auch wenn du mich jetzt für einen Deserteur hälst kann ich dir nur sagen dass ich sehr froh über den Sieg der Yirks bin .Das solltest du auch sein."

"Was?!" ,

Flüsterte ich und konnte gar nicht glauben was ich da grade gehört hatte. Ich meine sicher, ich war bei den Freiwilligen und hatte auch schon mal den einen oder anderen Wirt reden hören, er hätte eigentlich kein Problem damit einen Yirk im Kopf zu haben. Besonders dann wenn dieser Yirk dem Volontär privat auch des öfteren erlaubte seinen Körper zu benutzen und vom Charakter her kein total psychopatischer Irrer war kam das vor. Aber die Hoffnung dass die Menschheit irgendwann doch noch dahinter steigen und diese ganze Invasionssache kräftig vereiteln würde teilten wir dennoch alle .
 

Das da aber jetzt jemand vor mir saß, ein atmendes , menschliches Wesen und mir völlig ungerührt ins Gesicht schleuderte wir hätten verloren und es wäre auch noch okay traf mich wie ein harter Schlag .

Ich war so schockiert dass ich kurzfristig sogar vergaß zu kauen und mich ziemlich böse an meinem Keks verschluckte .

"Oje, das war jetzt anscheinend ein wenig zu viel für den Anfang." Murmelte Petra

Rasch stand sie auf und holte einen frischen Becher und goss mir geistesgegenwärtig etwas Saft ein .

"Hier ."

Sagte sie und ich nahm das Gefäß aus ihrer Hand . Setzte es gehorsam an meine Lippen und trank obwohl ich dieser Frau die nun wieder vor mir saß das Getränk am liebsten ins Gesicht geschüttet hätte.

"Ich weiß das was ich sage muß für dich sehr nach Gehirnwäsche klingen ." Sagte Petra schließlich als ich wieder halb wegs Luft bekam "Aber du bist auch noch sehr jung und noch nicht lange freiwillig. Ausserdem weißt so gut wie nichts über die Yirks ."

" Da gibt es auch nicht viel zu wissen , krächzte ich mit immer noch leicht verlegter Kehle.

"Böse Aliens kriechen den Menschen ins Gehirn und wollen unseren ganzen Planeten erobern. Ich bin nur hier weil ich muß, nicht weil ich es möchte."

"So? und warum bist du dann eine Freiwillige und sitzt nicht im Käfig wie all die anderen die es nicht besser wissen?."

"Das würde ich, glauben Sie mir! "

Fauchte ich Petra an.

"Hätte ich niemanden, wäre ich allein würde ich dort sitzen. Ich verhalte mich nur ruhig weil ich meine Familie beschützen will. Wie die meisten Volontären übrigens die keine feigen Verräter sind wie Sie!“

Das Sie verwendete ich mit vollster Absicht weil es mir extremst gegen den Strich ging sowas wie diese Person auch noch weiterhin zu dutzen.
 

Doch Petra kümmerte sich nicht darum .

Völlig gleichmütig und so als hätte ich gar nichts gesagt fuhr sie fort:

"Weißt du Lou, als ich Estran kennenlernte, als sie mich zu sechst festhielten und meinen Kopf in den Pool drückten war ich auch nicht gerade begeistert. In der oberen Welt arbeite ich viel in der Öffentlichkeit. Also hatte Estran eigentlich die Anweisung bekommen meinen Willen zu brechen damit ich keine Schwierigkeiten machen konnte . Aber in ihrer Position hatte sie auch einen relativ großen Kompetenzspielraum und tat stattdessen etwas ganz anderes um mich gefügig zu machen : Sie öffnete sich mir, erklärte mir warum ihr Volk zu uns auf die Erde gekommen ist . Zeigte es mir in ihrer Erinnerung und der Ort den ich sah war wunderschön. Es handelte sich um einen anderen Planeten , Den ersten Planeten. Seine Bewohner waren uns sehr ähnlich als die Yirks kamen und sie wurden alle erobert wie wir jetzt .Der Krieg war schlimm. Sehr schlimm aber nach dem er erst gewonnen war , nach dem die Bewohner sich ergeben hatten und das Militär abgezogen wurde und als schließlich die ersten Nachkommen in den dort errichteten Pools geboren wurden und mehr und mehr Zivilisten kamen um die Bewohner dieser Welt als Wirte zu nehmen wurde es besser. Sie haben eine etwas kürzere Lebenserwartung als wir Menschen und heute lebt kein einziger Nahara mehr der sich noch an das Töten der letzten Zeugen erinnert. Stattdessen herrscht großer Frieden zwischen allen . Dank der hochentwickelten Medizin der Yirks gibt keine Seuchen mehr .Die Nahara haben keine Hungersnöte zu fürchten und auch keine Kriege .Es gibt weder Religionen, noch Geld und auch sonst keinen unnötigen Reichtum der den Verstand vernebelt. Alles was wir aufgebaut haben all die Lügen und das unnütze Wissen dass wir tagtäglich in die Köpfe unserer Kinder pflanzen wird verschwinden wenn die Yirks die Erde erst vollständig übernommen haben . Alle Menschen dieser Welt werden vereint sein in Einfachheit und dafür müssen wir lediglich unsere Körper mit ihnen teilen"
 

Ohne jede Vorwarnung beugte Petra sich weit über den Tisch. Ihre weitaufgerissenen Augen schienen vor Euphorie zu leuchten und beinah war mir als könnte ich in ihnen das Bild dieser wunderschönen neuen Welt direkt vor mir sehen während sie nun fast flüsternd hinzufügte :

„Schon bevor ich Estrans Wirt wurde war ich Kriminalhauptkommissarin bei der Mordkommission. Ich habe unzählige Leichen gesehen. Blut und Perversionen die man sich nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen möchte. Rache, Eifersucht, Habgier Neid und natürlich die Befriedigung des Geschlechtstriebes sind die Hauptgründe der Menschen einander umzubringen . Ja , du hast Recht Lou. Ich habe mich von meiner eigenen Spezies abgewandt. Ich habe die Menschheit verraten aber es brauchte nicht erst die Yirks dazu."
 

Im ersten Moment war ich einfach baff. Ja ich glaube es gibt kein besseres Wort dafür um es zu beschreiben denn was Petra sagte klang einerseits so verdreht und falsch und andererseits auch wieder so überzeugend und wahr dass es mir eiskalt den Rücken runter lief . Ich meine manche Menschen sind wirklich ganz schön kranke Tiere und auf der Welt geschehen schlimme Dinge. Jeder der sich am abend regelmäßig die Nachrichten reinzieht oder zumindest manchmal die Zeitung liest weiß das.

Aber deshalb waren wir doch nicht alle potentielle Täter!. Die meisten Menschen die jetzt gerade von den Yirks versklavt wurden waren keine Kettensägenmörder sondern einfach irgendwelche Normalos die dem Freundschaftsklub oder was auch immer vielleicht einfach beigetreten waren weil sie einsam waren oder wegen irgendjemandem den sie toll fanden .

So wie ich diesen einen Jungen toll gefunden hatte . Sie hatten vielleicht keine "Alfs" in ihren Köpfen wie Elli sondern wurden gequält und litten unter dem was mit ihnen geschah. Ich wusste es , immerhin war ich zu anfangs auch in den Käfigen gesessen und hatte mit solchen Leuten gesprochen.
 

Genau das sagte ich auch Petra als ich mich weitgehend gefasst hatte. Dieses mal sehr ruhig denn meine anfängliche Wut auf sie war, auch wenn ich den bloßen Gedanken daran die Yirks könnten tatsächlich siegen schrecklich fand , so gut wie verraucht.

"Ja, besonders Soldaten die noch von der Heimatwelt stammen oder niederrangige Yirks die von ihren Vorgesetzten als Fußabtreter benutzt werden sind nicht gerade für ihre Sanftheit berühmt .Aber irgendwann werden auch diese Menschen sich mit ihrem neuen Schicksal abfinden. Dann wird es keine Notwendigkeit mehr geben sie zu disziplinieren oder einzusperren. Ganz abgesehen davon sind die Zivilisten nicht im Geringsten wie das Militär. Sie entscheiden schlussendlich auch was von der Präkultur erhalten bleibt.“
 

Disziplinieren...

Wie sehr ich dieses harmlose Wort das die Yirks für ihre widerliche Psychofolter benutzen inzwischen hasse dachte ich voller Ekel und es schüttelte mich um so mehr es aus dem Mund eines anderen Menschen zu hören.

Was mich aber dennoch sehr interessierte war dass diese Frau über alles was die Yirks betraf anscheinend mehr als nur gut Bescheid wusste.

„Präkultur?, damit sind wir Menschen gemeint oder?“ Fragte ich deshalb.

„ Ja .Die ersten Veerik- so werden die Zivilisten auch genannt- besichtigen die Erde bereits wie Touristen und fast alle von ihnen teilen den westlichen Sinn für Humor . Weiters lieben sie unser Essen, verhätscheln ihre Wirte fast so sehr wie wir unsere Haustiere und freuen sich wie kleine Kinder über ein Stück Schokolade. Letzteres grassiert selbst unter den hochrangigen Militärs derart dass der Rat der Dreizehn die Süßigkeit beinahe schon als Droge klassifizieren und verbieten lassen wollte . Du siehst also ein paar der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit - Komödien , Süßigkeiten und Fastfood- werden erhalten beiben. Auch dann noch wenn sich die ersten Yirks mit Milka vom Am´rika-Washington-Pool vorstellen.“

Der letzte Satz von Petra klang heiter und wie ein Scherz. Leider war mir gar nicht nach Lachen zu Mute.

„Keine Sorge Lou. Sagte sie deshalb mit nun wieder ernsterer Miene.

" Wir werden es gut haben wenn der Krieg erst gewonnen ist. Allerdings wird es noch eine Weile dauern bis es tatsächlich so weit ist und ich würde dir dringendst raten mit Issrin Neun-Acht-Fünf Frieden zu schließen . Immerhin herrscht unter den Kadetten und niederen Soldaten eine hohe Fluktuationsrate bezüglich der Wirte. Der Yirk dem du zugewiesen wurdest dient dem Imperium noch nicht lange. also kann es auch bei euch bald soweit sein und es hat Vorteile für dich als volontär und passiv zu gelten, besonders bei der Zuteilung kann Issrin bei ihren Vorgesetzten dann ein gutes Wort für dich einlegen denn kein Yirk der als Quäler bekannt ist erhält einen passiven Volontär .Keiner ihrer Lieutenants oder Commander würde jemals so dumm sein und einen solchen Körper leichtsinnig verschwenden "

"Was meinen Sie mit Frieden schließen?"

War alles was ich herausbrachte .

"Genau das was ich sagte.“

Petra streckte sich kurz und gähnte bevor sie fortfuhr:

"Du weißt es natürlich nicht, aber fast alle der jungen Kadetten hier auf der Erde haben zuvor noch nie einen Planeten betreten. Sie werden auf Poolschiffen geboren und wachsen anschließend im Weltraum auf. Der Wirtskontakt dort hält sich sehr in Grenzen und wird auf ein Minimum beschränkt . Zusätzlich sind die Körper die benutzt werden alle entweder in dem Wissen aufgewachsen eines Tages dem Imperium zu dienen oder gebrochen. Wenn diese Yirks dann hier her kommen müssen sie ohne jede eigene praktische Erfahrung mit meist unfreiwilligen, rebellierenden Freigeborenen zurechtkommen. Versagen wird nicht toleriert. "

"Sie meinen sie quälen die Menschen nur aus Stress und tun Dinge die sie wenn der Wirt von anfang an kooperiert hätte niemals getan hätten?, Sagte ich und hätte um ein Haar gelacht . "Ach bitte, das ist doch lächerlich!"

"Nein, ist es nicht. Allein schon dass du offensichtlich nicht teilgebrochen oder sonst wie dauerhaft verletzt wurdest ist ein Zeichen dafür dass du an einen eher akkuraten Kadetten gelangt bist. Nicht alle von ihnen halten dem Druck der auf ihnen lastet derartig gut stand "

Petra warf einen kurzen Blick auf ihre Tochter bevor sie etwas leiser fortfuhr:

"Denn von Einheimischen entdeckt zu werden, ja sogar schon Verdacht zu erregen bedeutet die Todesstrafe, ganz egal ob Kadett oder nicht . Manche der Visser- ihre Generäle- sind grausam und deshalb ist es eine Tatsache dass du einer unangenehmen Konfrontation entgehen kannst wenn du volontär bleibst und es dem Yirk so einfach wie möglich machst. Auch deine Familie wird vermutlich verschont solange du nicht rebellierst und keinem hochrangigen Yirk mit wichtigen Aufgaben zugewiesen wirst der fürchten müsste enttarnt zu werden wie es bei mir und Elli der Fall war ."

"Ich verstehe."

Murmelte ich.

Eigentlich hatte ich noch mehr fragen wollen als eine monotone Computerstimme aus kleinen Lautsprechern über mir meinen Namen und den dazugehörigen Wirtscode nannte.

Es war zeit wieder in die "obere Welt" zurückzukehren.

Eine Bitte

Die Reinfizierung verlief kurz und fast schmerzlos.

Überhaupt war Issrin wirklich wieder fit da sie den Eintritt in meinen Körper im Gegensatz zum frühen Morgen in Yaheens Wohnung dieses Mal gleich beim ersten Anlauf schaffte.

Sie übernahm auch sofort ohne Probleme die vollständige Kontrolle und überflog routiniert meine Erinnerungen die ich angelegt hatte als sie nicht in meinem Kopf war, während wir durch einen völlig anderen Ausgang als den welchen ich bei meiner Ankunft gewählt hatte, wieder nach oben gingen.

Allerdings schwieg sie und wirkte völlig in ihre eigenen Gedanken versunken . Auch noch als wir schließlich aus einer öffentlichen Toilette mitten in der Stadt wieder hinaus ins Freie .traten.
 

Inzwischen war es halb neun, die Sonne blinzelte hinter den Wolken hervor und eine Menge Menschen waren bereits unterwegs um shoppen zu gehen oder um Familie und Freunde zu besuchen.

Ein typischer Samstagmorgen.
 

Meine eigene Familie würde mich nicht vermissen da ich ihnen geistesgegenwärtig einen Zettel geschrieben hatte ich würde mit ein paar Freundinnen das schöne Wetter ausnutzen und wandern gehen. Sogar Regenkleidung und einen Rucksack hatte ich mitgenommen um meine kleine Notlüge echter wirken zu lassen und da ich meine Mutter normalerweise nicht anschwindelte würde auch niemand an mir zweifeln.

Lügen.

Wiederholte ich stumm für mich selbst in dem allzu vertrauten kleinen Winkel meines eigenen Verstandes den Issrin mir zugesprochen hatte und musste unwillkürlich wieder an Petra denken.

Diese Frau war entweder unter der Quälerei ihres Yirks oder durch die Schreckensbilder ihres Berufes vollkommen verrückt geworden , ganz ohne Zweifel .
 

Aber trotzdem ließen mich manche der Dinge die sie mir erzählt hatte nicht los.

Was wusste ich denn tatsächlich über das Wesen welches mich nun seit über zwei Monaten fremdsteuerte?.

Erst hatte der Hass überwogen. Die Angst .

Aber nun wo der erste Widerwille sich gelegt hatte und der Resignation gewichen war, war da auch eine gewisse Neugier.

Wie dachte diese Kreatur ? Was fühlte sie ?

Stimmte es was Petra sagte und hatte die Yirk bevor sie in meinen Körper eingedrungen war tatsächlich auf einem Raumschiff irgendwo im Weltraum gelebt?.

Wie alt war sie?.

Sie...

War sie überhaupt eine Sie oder ein Er?

Oder vielleicht auch keines von Beiden?
 

<Es war ein Fehler mit dieser Estran Vier-Eins-Null Ya Sulp-Niaar zu sprechen . >

Issrin!.

Das erste Mal seit über einer halben Stunde wo sie nun wieder in meinem Kopf war redete sie wieder mit mir .

Sie klang ziemlich ungehalten und reagierte noch dazu auf Gedanken die nicht direkt an sie addressiert waren. Das kam nur sehr selten vor.

< Ja , ich bin u n g e h a l t e n weil du nichts besseres zu tun hast als dich an einen freien Supervisor des yirkanischen Geheimdienstes zu wenden. Auch wenn du d e n ks t du hast mit einem Wirt gesprochen,. Mit Sicherheit war es ein Yirk. Auch dieses Kind, E l l i. Sie wollten Vertrauen aufbauen. Dir Informationen entlocken. Bestimmt besteht bereits ein Verdacht gegen mich. Oder gegen Yaheen Zwei -Zwei -Vier. Ich habe eine Voor-Harr-Infektion verschwiegen, Sie hat mich gedeckt anstatt die Erkrankung zu melden . Darauf steht die Todesstrafe!>

Die Yirk war nun wirklich wütend, aber da war noch ein anderes Gefühl dass vermutlich zu heftig war und deshalb - zumindest teilweise- zu mir durchsickerte: Nackte Angst und ein Teil von mir hatte trotz allem Mitleid mit ihr.
 

<Biite beruhige dich Issrin . Es k a n n sein dass es so ist aber noch ist nichts passiert. Wir sind in den Yirkpool rein und ohne Probleme wieder herausgekommen. Würde mich abgesehen davon sowieso interessieren wie du und Yaheen das ganze lange geheim halten wollt. Ich meine es ist in meinem K o p f und jeder Yirk der nach dir dort ist kann sich meine Erinnerungen ansehen und dich verraten. > Sagte ich deshalb .

<Natürtlich k ö n n t e mein Nachfolger das > Erwiederte Issrin kalt.

<Aber es brächte ihm mehr Schwierigkeiten als Nutzen . Ausserdem hat Yaheen Zwei-Zwei-Vier bestimmt bereits Vorkehrungen getroffen. Sie wird diesen Körper einem niederrangigen Yirk zuteilen dem sie entweder hundertprozentig vertauen oder wenn nicht das zmindest derart unter Druck setzen kann dass er schweigt. Abgesehen davon ist neben meiner eigenen keine weitere Voor-Har-Infektion aufgetreten. Sie ist nicht dumm, ganz im Gegensatz zu d i r . Deine unnötige Emotionalität macht dich redselig. blind und unvorsichtig.>

<Ja stimmt, wir Menschen sind wirklich ziemlich sentimental, aber ihr Yirks auch nicht wahr?.Ich meine ich kenn mich nicht wirklich damit aus aber du sagst ja selber Yaheen hätte dich melden müssen warum hat sie das nicht getan?>

Issrin gab mir keine Antwort, doch ihr Zorn über meinen ihrer Meinung nach respektlosen Tonfall flammte heftig in mir auf .
 

Ich wusste wenn ich es nicht sein ließ konnte das sehr unschön für mich enden aber es gelang mir einfach nicht mich zu bremsen.

<Ja, und ich bin mir sicher sie hat das Medikament mit dem sie uns behandelt hat auch nicht eben mal in der Apotheke um die Ecke gekauft.

"Es u n a u t h o r i s i e r t zu besorgen ist kompliziert", erinnerst du dich oder sollte ich lieber sagen erinnerst du dich d u r c h mich?. >

<Halt den Mund!>

Nur zu deutlich fühlte ich wie Issrin plötzlich nach etwas tastete dem sie sich schon lange nicht mehr bedient hatte.

Es war völlig klar: Sie würde mich bestrafen wenn ich noch einen einzigen Gedanken ungefragt an sie richtete und so sehr ich mich vor dem fürchtete was sie mir damit antun konnte so sehr war ich gleichzeitig auch enttäuscht .
 

Irgendwie hatte ich es nämlich für einen winzigen Moment tatsächlich gewagt zu denken dass nicht mal ein Yirk so tief sinken würde jemanden Schmerzen zufügen der ihm gerade erst das Leben gerettet hatte. Ich hatte viel mehr gehofft sie wäre mir vielleicht sogar irgendwie dankbar und wir wären gewissermaßen quitt.
 

<Stell dich nicht dümmer als du bist Mensch. Ich w e i ß was du gefühlt hast. Was du t u n wolltest .> Issrins Gedankenstimme war nicht mehr als ein feindseliges Zischen .

Ihre Wut stieg unterdessen sogar noch weiter aber sie zog ihre Aufnerksankeit wenigstens von diesem einen bestimmten Teil meines Gehirnes zurück. Stattdressen wandte sie sich einem anderen zu...
 

Flash!

...Ein schmales, blasses Gesicht und dichte dunkelbraune Locken die fast bis zur Schulter reichen. Schmale, farblose Lippen. Grünbraune Augen blicken mir aus dem Spiegel entgegen ... Ich!

Ja Ich. Ich sollte diese eklige Schnecke eigentlich ihrem Schicksal überlassen .Meine Hände beben und ich umklammere den Rand des Waschbeckens fester damit ich zu zittern aufhöre. Ja ,ja! das sollte ich wirklich tun oder noch besser: Das Ding der Öffentlichkeit zeigen Immerhin liegt da in meinem Bett grade der ultimative Beweis für eine ausserirdische Invasion. Zumindest solang dieses hilflose , widerliche Alien noch lebt . Ich bin ein Mensch, ich muß es tun für mich und meine gesamte Rasse. Danach sollte ich versuchen mit meiner Familie unterzutauchen oder in eine art Zeugenschutzprogramm zu kommen Aber... was ist wenn der Erste an den ich mich wende auch ein Yirk ist. Dann bin ich tot und Mama und Em sowieso. Man weiß nie wer sie sind, wo sie sind. Ausserdem-...

Stille. Dunkelheit.
 

Ebenso schnell wie sie gekommen waren verblassten die Bilder wieder. Genauso wie die damit verbundenen Emotionen und Gedanken. Meine Emotionen und Gedanken.

Issrin hatte eine meiner Erinnerungen geöffnet .

Ich kannte das bereits nur zu gut denn sie tat dasselbe beinahe ständig um ihre Rolle zu spielen und als Mensch durchzugehen .

Aber nur selten machte sie es auch so dass ich ebenfalls sehen konnte was sie gerade betrachtete und ich fühlte mich auf einmal sehr müde. Sehr schwach.

<Wie ich sehe hast du genug um endlich mit deinen Frechheiten aufzuhören .Das ist gut.> Stellte die Yirk zufrieden fest <Denn du wolltest mich sterben lassen. Wäre nicht deine Familie hättest du es getan . Dich zur Freien machen ha!. Du verdienst es nicht frei zu sein!.>

<Es tut mir leid> Sagte ich nur und war zu deprimiert um mehr zu tun.
 

Ich wusste zwar dass es ein Symptom war das mit dieser Art von psychischer Folter einher ging welche Issrin gerade gegen mich angewandt hatte aber da war auch noch etwas anderes:

Ich konnte nicht mehr.

Dieser ewige Kampf den ich ohnehin nicht gewinnen konnte machte mich krank.

All dieser sinnlose Hass!.

Viele Wochen schon hatte in mir die dunkle Ahnung mehr und mehr Gestallt angenommen dass ich wohl für immer ein Sklave sein würde. Issrin hatte das schließlich sogar bestätigt und ich fürchtete mich vor der Zukunft die mich erwartete.
 

Ich meine sicher, die meisten Yirks waren relativ dezent und verachteten Artgenossen die ihre Wirte zu ihrem eigenen sadistischen Vergnügen quälten ungefähr in der selben Art und Weise wie wir normalen Menschen Leute hassen die sich daran aufgeilen Pferde oder Hunde zu schlagen. Aber im Gegensatz zur Spezies Homo Sapiens kümmert sich bei den Yirks keiner groß darum.
 

Einige wenige schimpfen vielleicht hinter vorgehaltener Hand über solche Quäler, andere- noch viel wenigere- bemitleiden den Wirt möglicherweise sogar aber niemand würde jemals auch nur ansatzweise auf die Idee kommen einzuschreiten denn ein Wirt das hatte ich sehr schnell gelernt gilt als Privatangelegenheit des ihn besetzenden Yirks. Als sein Eigentum. Nichts da also mit Tierschutzgesetzen für Human-Controller und die Zeit die ich noch mit Issrin hatte und wenigstens halbwegs wusste woran ich war, war begrenzt. Ich hatte keine Ahnung wann sie mich endgültig verlassen und wer danach kommen würde.

Daher wollte ich nun tatsächlich mit jeder Faser meines Selbst das was Petra angesprochen hatte: Frieden zwischen uns.
 

<Issrin ich weiß ich kann nicht ungeschehen machen was ich dir fast angetan habe aber ich möchte Frieden mit dir schließen und falls alles stimmt was Petra über die Raumschiffe erzählt hat würde ich dir auch gerne meinen Planeten zeigen. Nicht diese Stadt hier oder den mickrigen Park sondern die richtige Natur. Unsere Wälder und die Tiere die dort leben. Wir könnten das heute tun. Das wäre sogar praktisch weil wir gutes Wetter haben und Mama ja sowieso denkt ich gehe mit Freunden wandern. Mir ist klar geworden, dass ich nie mehr frei sein werde. Wenn du weiterziehst wird man mir einen anderen Yirk verpassen und niemand wird mir sagen, worauf ich mich einstellen muss. Ich weiß, ich bin nur ein Wirt und habe kein Recht irgendwelche Ansprüche zu stellen , du hast es mir oft genug gesagt . Aber wenn es schon so sein muß möchte ich dich wenigstens um etwas bitten: Ich möchte lernen wie Petra gelernt hat und alles über die Yirks wissen. Über euer Leben, eure Kultur, einfach alles. Natürlich nur wenn es erlaubt ist und du mir meine Fragen beantworten möchtest.>

Sandte ich meine Gedanken direkt an die Yirk.
 

Eine ganze Weile antwortete sie nicht.

Ich spürte nur wie sie – wenn auch immer noch mit unterschwelligem Zorn - weiter die Straße entlangging und meine Emotionen betrachtete.
 

Eine halbe Ewigkeit schien in den wenigen Sekunden zu vergehen die ich auf irgendeine Regung wartete als Issrin endlich sagte <Dein Vorsatz in allen Ehren Mensch, aber du hörst mir nicht zu. Den Wirt hast du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals kennengelernt sondern nur Supervisor Estran Ya-Sulp-Niaar. Was den Rest betrifft : Dein Angebot, diesen F r i e d e n nehme ich an. Aber alles Andere wäre verschwendete Zeit. Immerhin warst du bereits mehrmals an dem Ort an den du mich führen willst .Ich kenne ihn durch dich ohne je dort gewesen zu sein und dir alles zu erklären was du wissen möchtest wäre zwar nicht verboten aber ungewöhnlich und es würde lange dauern .S e h r viel länger als die verbleibenden fünf Tage mit heute bis dieser Körper einem anderen Yirk zugeteilt wird. Vielleicht werde ich einen T e i l deiner Fragen bis dahin beantworten. Möglicherweise auch nicht. Ich werde darüber nachdenken.>

<Danke Issrin .Ich bin dir sehr dankbar dass du mir zugehört hast und über meine Bitte wenigstens nachdenkst>,

obwohl ich wusste wie sinnlos es war versuchte ich instinktiv meine Enttäuschung vor der Yirk zu verbergen während ich sehr vorsichtig fortfuhr

<Aber eigene Erfahrungen sind denke ich doch etwas ganz anderes als bereits vorhandenes Wissen aus einem fremden Gehirn zu ziehen. Das heißt jetzt nicht dass ich dich damit belästigen will oder dir sage was du tun sollst aber ich war zuletzt mit meiner Mama und Emily dort, genau drei Tage bevor…->

<Drei Tage bevor du mein Eigentum wurdest. Deshalb möchtest du es wieder tun. Es ist wie ein Ritual. Du denkst dass... Bei Seerows Kandrona, du denkst dass es dir Glück bringen wird. G l ü c k!, ha, ha ha!. Was für ein lächerlicher Gedanke.!. >

<Ja das ist es wahrscheinlich wirklich aber mir würde es trotzdem sehr viel bedeuten dort hinzugehen .Ich wäre dir sehr dankbar dafür. >
 

Issrin schwieg wieder. Ich konnte förmlich spüren wie sie meine Emotionen in sich aufnahm und überlegte.

Plötzlich sagte sie <Gut. Ich werde zu diesen Ort gehen. Aber du solltest nicht zuviel erwarten. Vermutlich wirst du über meine Reaktion enttäuscht sein>

18-5.4-1

- Generation 700, mittlerer Zyklus, Tag 90,4 / 18-5.4-1

- Erddatum: 13.09.1999 , (Gregorianischer Kalender, Kontinent: Europa)
 

Bücher sind eine faszinierende Erfindung der Menschen.

Sie erlauben durch simples Umblättern den sofortigen Zugriff auf jede nur denkbare Art von Information.

Dadurch sind sie auch viel effektiver i als ihre Computer.

Seltsamerweise halten die Menschen ihre umständliche Technologie für praktischer als Bücher.

Ähnlich verhält es sich auch bei vielen anderen Bereichen ihrer Kultur wo sie einen mühsamen, unnötigen Weg dem Einfachen vor ziehen.
 

Unter anderen wird das bei der Anleitung ihrer Nachkommen sichtbar denn menschliche Observatoren (Meistens zwei verschieden geschlechtliche Adulte die Eltern genannt werden und mit den Nachkommen direkt verwandt sind) sehen es ab dem ersten Lebenstag ihrer Zöglinge als ihre Pflicht an, den Nachwuchs zu fördern.
 

Für einen Yirk hat dieses Verhalten wenig mit echter Anleitung gemeinsam denn die Jungen werden beinahe ständig gelobt auch wenn sie nichts geleistet haben .

Gleichzeitig wird versucht "etwas aus ihnen zu machen".
 

Das bedeutet, sowohl die Eltern als auch die L e h r e r - (andere meist nicht verwandte Anleitende verschiedenen Geschlechts )- arbeiten gezielt daran offensichtliche Schwächen der Nachkommen auszugleichen.

Sie nehmen R ü c k s i c h t darauf und sind der festen Überzeugung dass jedes Einzelwesen die selben Chancen verdient .
 

Eine Idee auf die ein yirkanischer Mentor niemals kommen würde.

Abgesehen davon dass es vollkommen lächerlich ist, ist es auch unnötig sich um ein einzelnes, offensichtlich schwaches Individuum zu bemühen.
 

Besonders wenn es auch mit einer niederen Aufgabe entsprechend seiner Fähigkeiten durchaus zufrieden und vor allem n ü t z l i c h wäre.

Unsere Art der Erziehung verläuft sehr viel einfacher und vollkommen anders.
 

Yirks akzeptieren die Natur der ihnen unterstellten Zöglinge schlicht als das was sie ist und sorgen sogar aktiv dafür, dass sie erhalten bleibt.

Ein in sich gekehrter Charakter der wenig Eigeninitiative zeigt, wird von dem Augenblick wo diese Eigenschaften spürbar werden dazu angeregt sich in genau diese Richtung weiter zu entwickeln.
 

Solche Yirks nehmen nur wenig Anteil an Verbindungen.

Sie sind daraus resultierend ungebildet und enden meist als Zivilisten.

Manchmal werden sie auch in passiven niederen Verwaltungs oder Organisationsdiensten auf einem bereits eroberten Planeten oder an Bord eines unbedeutenden Raumschiffs im Nirgendwo der Galaxie stationiert .
 

Aber ein starker ehrgeiziger Charakter erhält schon sehr früh einen Wirtskörper und damit verbunden verantwortungsvolle Aufgaben.

Zusätzlich Aufmerksamkeit von anderen und übermäßiges Lob.

Ihm werden viele Verbindungen zuteil wodurch er sein Wissen laufend erweitern und seine gute psychische Konstitution noch weiter stärken kann.
 

Oft habe ich mich gefragt, was für eine Art Charakter ich selbst sein werde wenn mein Liquid ausgereift ist.

Ich weiß ich es nicht.
 

Vermutlich bin ich aus der Art geschlagen.

Unberechenbar.

G e f ä h r l i c h für die Leben meiner nahen und nächsten Verwandten.

Ich ahne es und auch mein Vormund scheint es so zu sehen.

Es muß so sein.
 

Schließlich hegen Observatoren nur eine sehr lockere und distanzierte Zuneigung für ihre Zöglinge .

Meine nächsten Geschwister und ich sind nichts weiter als eine Bürde die der Nessirk tragen muß.

Warum sollte er ausgerechnet mich als einzigen meines Bundes stets in seiner unmittelbaren Nähe haben wollen?.

Ich bin nicht degradiert worden wie Enis , Aber ich wurde auch nicht befördert wie Yarash.
 

Vermutlich bin ich ein mittelmäßiger Initiant in den ersten Reihen des Imperiums.

Allein schon der Umgang mit meinem Wirt, mein Interesse für diese Menschen, nicht zuletzt mein nach wie vor bestehender Verstoß gegen unsere Protokolle, zeigen noch einen ganz anderen, erschreckenden Teil meiner Natur.

Ich erledige ich meine Aufgaben gewissenhaft.

Mir unterlaufen keine Fehler.

Aber dennoch gibt es keine andere Erklärung dafür.
 

Der einzige logische Grund für das Verhalten meines Vormundes ist Furcht.
 

- Improvisiert replizierter Auszug aus dem Erdentagebuch von Issrin Ya-Terash Sechshundertfünfundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig- Eins-Acht-Drei -

Abgrund

<Filshig!. Das ist ein schrecklicher Planet!. Wir werden ihn zähmen und den Großteil dieser nutzlosen Vegetation eliminieren wenn wir ihn übernommen haben!.>

Fluchte Issrin in meinem Kopf nach dem sie nun bereits zum zweiten Mal über eine Wurzel gestolpert war.
 

Da es schon eine ganze Weile bergauf ging keuchte sie mittlerweile auch vor Anstrengung.

Der Schweiß lief ihr in Strömen runter und brannte in den winzigen Kratzern an meinen Armen die sie sich zugezogen hatte als sie in einem kleinen Dornengestrüpp hängen geblieben war .

Erst waren wir mit der Bahn gefahren.

Dann eine weile durch ein wenig besiedeltes Gebiet gelaufen, vorbei an Wiesen und Feldern.

Mittlerweile waren wir im Wald.

<Du bist wohl nicht oft in der Natur>

Sagte ich zu der Yirk und musste gleichzeitig für mich selbst ein wenig lachen.

Sicher ich – mein Körper- war auch nicht gerade super fit aber Issrin stellte sich teilweise wirklich derart ungeschickt an dass einem schon das Zusehen weh tat.
 

<Nein .Im Gegensatz zu dir habe ich keine besondere Vorliebe für Dreck und Wildnis. Ich kann nicht verstehen was an dieser Tätigkeit erholsam sein soll. Nichts als Anstrengung und Quälerei, da hätte ich auch gleich auf der Ya-Terash oder an Bord des Kommandoschiffes bleiben können>

<Ya-Terash?, ist das ein Ort?. Ich dachte das ist dein Name?> Fragte ich etwas verwirrt.

<Ja, mein Name. Der Name meines Geburtspools und des Schiffes auf dem sich dieser Pool befindet>
 

Während sie mit mir sprach ging Issrin zu einem großen, mit Algen und Moos bewachsenen Stein hinüber und setzte sich darauf.

Sie war wirklich ziemlich erschöpft .
 

Ich aber wusste nicht recht was ich nun denken sollte .

Ich meine noch vor ein paar Stunden war diese Yirk meiner Bitte mehr über ihr Volk erfahren zu wollen ziemlich abweisend gegenübergestanden und jetzt redete sie da einfach so von irgendwelchen Raumschiffen?.

Hat sie ihre Meinung etwa so schnell geändert?.

<Ja> Issrin lachte.

< Immerhin bist du nur ein Wirt .Ungefährlich und machtlos .Niemand interessiert was du weißt .>
 

Instinktiv fuhr ich zusammen.

Leichter Ärger über Issrins Worte kam in mir hoch. Allerdings nur kurz denn erstens hatte sie schon wesentlich schlimmere Dinge zu mir gesagt und zweitens war ich ihre zeitweise sehr herablassende Art mir gegenüber bereits mehr als gewohnt .

Daher beruhigte ich mich auch fast im selben moment wieder weit genug um Fragen stellen zu können.

<Es stimmt also?, ihr werdet alle auf Raumschiffen geboren und die Erde ist die erste Welt die du siehst?>

<Nein nicht alle von uns . Insgesamt habe ich bereits auf zwei Schiffen gedient aber die Erde ist mein erster Planet>. Issrin lachte kurz bevor sie fortfuhr :

<E r d e . Bevor mir ein menschlicher Körper zugeteilt wurde konnte ich diesen Namen nicht verstehen. Auch alle anderen niederen Initianten, die leitenden Offiziere und der Captain an Bord von Visser Neunundzwanzigs Kommandoschiff übersetzten es auch einfach nur mit S h i g oder N a n. Das bedeutet Dreck oder Boden. Daher rechnete ich nicht mit einer Welt deren Oberfläche zu zwe Dritteln mit Wasser bedeckt ist. Als ich das erste Mal auf die Information zugriff, war mein erster Gedanke Diese Klasse- Fünf -Wirte hätten ihn “Wasser“ nennen sollen, das ergäbe dann wenigstens Sinn. >

<Kann ich irgendwie verstehen, ich hab das mit E r d e auch nie ganz kapiert. Wahrscheinlich hat es aber eher was mit Land zu tun als mit Boden oder Dreck. >
 

Ohne es zu wollen musste ich in Gedanken ein wenig lachen während ich weitersprach. <Und bist du alleine auf die Erde gekommen oder hast du sowas wie eine Familie oder Geschwister hier?>

<Ja. ich habe hundertsieben Poolgeschwister .Davon gehören achtzehn zu meinem Pulk und zwei von ihnen sind wie ich an den selben Observator gebunden. Zu meinem Bedauern und deren Freude befindet sich allerdings keines meiner näheren nahen oder sehr nahen Geschwister hier auf dieser Welt.>

<W i e b i t t e ?!>

P o o l g e s c h w i s t e r , P u l k ?...-
 

Obwohl ich jedes Wort das Issrin gerade eben für ihre Erklärung verwendet hatte verstand , war ich doch immer noch genau so schlau wie vorher.

Die Yirk imitierte mental ein verlegenes Lachen in meinem Kopf und zwar im selben Moment wo sie meine Verwirrung registrierte.

<Für gewöhnlich erklären wir solche Dinge nicht derart detailliert unseren W i r t e n und N o r m a l e r w e i s e stellt auch kein W i r t diese Fragen . Du solltest dich also geehrt fühlen und mir nicht meine Wortwahl vorwerfen, Mensch. >

<Okay> Ein wenig beleidigt über das ziemlich abfällige "Wirt " stellte ich mir vor einen tiefen Atemzug zu nehmen und damit meinen Ärger zu vertreiben.

<Ist schon klar aber es wäre schön wenn du mir das alles trotzdem bitte noch mal von vorne erklären könntest so dass ich es auch verstehe. Außerdem möchte ich dich um noch etwas bitten .>

<Noch eine Bitte. Worum?.> Fragte Issrin und ihre Gedankenstimme klang leicht genervt und übellaunig .

<Du hast keinen Grund undankbar zu sein. >

<Ja das stimmt und meine Bitte soll auch auf keinen Fall so wirken als ob ich irgendwie undankbar, respektlos oder sowas wäre . Nein, ich bin dir sogar sehr dankbar dafür dass du dir die Zeit dafür nimmst mich direkt zu fragen anstatt den Grund für meine Bitte einfach in meinen Gedanken zu lesen wie du es sonst immer tust. Aber na ja… es ist nur so dass es mich verletzt von dir ständig nur W i r t oder M e n s c h genannt zu werden verstehst du?. >

<Ich verstehe . Ich f ü h l e es .>

Gab die Yiirk überrascht zurück und griff nun doch auf mein momentanes Empfinden und Denken zu.

<Du willst dass ich dich mit deinem Namen anspreche und das wo du nur vor wenigen Tagen diese Option noch um vieles schlimmer empfunden hättest als jede andere Bezeichnung die ich bisher für dich gewählt habe. Menschen. Ihr seid seltsame und widersprüchliche Kreaturen. Sehr unlogisch .>

<Ja das sind wir wohl > Antwortete ich mit einem vorsichtigen, mentalen Lächeln.

<Und ich dachte auch wirklich es wäre schrecklich deine Stimme zu hören wie sie meinen Namen sagt aber mittlerweile habe ich irgendwie das Gefühl wenn du mich nur einziges Mal noch Wirt oder Mensch nennst drehe ich einfach durch. Ich meine auch wenn ich vielleicht dein Sklave bin habe ich immer noch einen Namen den mir niemand nehmen kann. Ich bin kein Ding Issrin. >

<Nein, du bist eine Lebensform.>
 

Seltsame konfuse Emotionen drangen zu mir durch.

Belustigung. Verwirrung und ein Anflug von freundlichem Spott.

<Dennoch hast du nach den Doktrin des Yirk-Imperiums keinerlei Rechte und bist mein Eigentum. Aber ich bin kein Quäler und du kooperierst. Deshalb werde ich dich ab jetzt Lou nennen.>

<Danke.>

<Ja. und ich werde noch mehr tun was deine Dankbarkeit verdient. Wehr dich nicht. Es wird dich nicht verletzen>

Fügte Issrin hinzu und wieder wie kurz vor ihrer Voor-Har-Erkrankung im Park bemerkte ich dieses Lösen von einer Art Spannung.

Wieder dieses Nähegefühl zu Issrin und der Welt um mich herum.
 

Dieses Mal hatte sie mich allerdings vorgewarnt und ging eindeutig sanfter vor als beim letzten Mal und dann plötzlich hatte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück.

"Was?, Wieso?" Fragte ich verwirrt und erschrak über den Klang meiner eigenen Stimme.

<Dumme Lou! V e e l e k . Soll ich laufen u n d erzählen?.> Antwortete die Yirk lachend in meinem Kopf .

<D u wolltest hier her kommen, also sei dankbar und genieße es!. Genieße den D r e c k. Meine Verwandtschaftsverhältnisse wirken nur auf den ersten Blick kompliziert denn Poolgeschwister sind- wie das Wort schon sagt- Yirks die aus dem selben Pool stammen. Davon gibt es selbst in meinem Fall bestimmt mehr als hundertsieben , aber nur so viele von ihnen wurden auch zur selben Zeit wie ich geboren und gelten daher als mir näher. Pulkgeschwister hingegen sind Yirks die aus dem selben genetischen Material bestehen. Pulk kommt dem Wort auch am nöchsten das wir selbst dafür verwenden. Bundgeschwister schließlich sind eine gewisse Anzahl von Yirks aus demselben oder verschiedenen Pulks die kurz nach ihrer Geburt von demselben Vormund in Observation genommen werden.>

<Okay, jetzt habe ich es verstanden .Hört sich nach ziemlich viel Familie an aber eure Kindererziehung… na ja, dieses „in O b s e r v a t i o n nehmen“ klingt nicht gerade freundlich>

<Ist es nicht. Der Vormund hegt nämlich auch wenn er meist ein Elterngeschwister oder ein Cousin des Bundes ist nicht die selben Gefühle für die jungen Yirks wie ihr Menschen für eure Nachkommen. Viel mehr geht es um Anleitung denn bei uns kann sowohl die Ehre als auch die Schande retrograd und anterograd weitergegeben werden. Gruppenbestrafungen oder Hinrichungen gleich mehrerer nahverwandter Yirks ist etwas vollkommen Normales .So hat sich auch erst die Sitte entwickelt immer eine bestimmte Anzahl der Geschwisternachkommen oder Cousins anzuleiten. Dadurch gilt man nämlich nicht mehr als direkt verwandt mit dem Rest des Pulks und hat diese Wenigen unter Kontrolle damit sie keinen oder nur sehr wenig Schaden anrichten können.>

<Moment mal!> ich war gelinde gesagt etwas schockiert .

<Nur damit ich das richtig verstehe : Bei euch Yirks werden Leute für Sachen umgebracht die sie gar nicht getan haben sondern nur irgendjemand der rein zufällig mit ihnen v e r- w a n d t ist?. D u könntest umgebracht werden wenn zum Beispiel dein Vormund irgend etwas macht dass seine Obersten nicht ganz so prickelnd finden?!>

<Natürlichh. Je nach schwere der Schuld könnten auch alle meine Bundgeschwister und der ehemalige Bund meines Vormundes samt ihrer Zöglinge hingerichtet werden oder auch umgekehrt. >
 

Issrin lachte über meine mehr als offensichtliches Entsetzen während sie fortfuhr:

<Und M e n s c h e n sperren unzählige ihrer Artgenosen ein Leben lang in Käfige für Dinge die sie nicht getan haben. Wo also ist der Unterschied?>

<Der Unterschied besteht darin dass wir sie wenigstens nur e i n s p e r r e n , Issrin. Wir lassen sie am Leben und bringen ihre Familien nicht um >

Antwortete ich knapp denn auch wenn mir durchaus bewusst war dass ich mit einem Alien sprach und etnische Vorstellungen bestimmt nicht überall im Universum die selben waren empfand ich eine tiefe Abneigung gegen das yirkanische Rechtssystem.
 

<Natürlich , > Höhnte die Yirk die meine Emotionen so wahrnahm als wären es ihre eigenen.

< Es war abzusehen dass du so reagieren wirst. Menschen verschwenden im Gegensatz zu uns massenhaft Zeit für Gerichtsverhandlungen. Unnötige Inhaftierung und Ernährung tausender einzelner unbedeutender Individuem stehen an der Tagesordnung anstatt sich ihrer einfach zu entledigen . Ihr seid hoffnungslos individualistische sieben milliarden Einzelwesen. Verblüffend und grotesk zu gleich.>
 

Doch ich antwortete ihr nicht mehr.

Stattdessen ging ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend eine etwas tückische Steigung hinauf und dafür brauchte ich meine ganze Konzentration. Immerhin befanden wir uns ja längst nicht mehr auf einem markierten Wanderweg sondern viel mehr mitten im unwegsamen Gelände weit fernab anderer Menschen und während der schmale Weg auf meiner rechten Seite in ein eher seichtes Gefälle überging herrschte links neben mir gähnende Leere. Zwar war es kein richtiger Abgrund aber doch ein sehr steiler steiniger Abhang.
 

In den letzten paar Tagen hatte es oft geregnet und die Erde war weich und rutschig deshab war mir auch zemlich mulmig. Vielleicht passierte es ja gerade deshalb, weil ich etwas unsicher war. Vielleicht aber auch weil es einfach viel zu selten vorkam dass ich selbst meinen eigenen Körper steuerte. Iich weiß es nicht.
 

Alles was ich sicher sagen kann ist dass ich plötzlich ins Schlittern kam, stürzte und eben besagten Abhang hinunterrutschte Panisch tastete ich um mich versuchte irgendwo Halt zu finden aber wie gesagt die Erde war komplett aufgeweicht. Es gab nichts woran ich mich wirklich festhalten konnte und ich -wir- wären an diesemTag bestimmt in den Tod gestürzt wäre es mir nicht doch irgendwie wie durch ein Wunder gelungen mich im letzten Moment an einer dicken Wurzel die wunderbarer weise aus dem Boden hervorragte, festzuklammern. Allerdings war ich auch nur sehr kurz erleichtert denn der Weg lag nun cirka einen halben Meter über mir und meine Schuhe fanden auf dem nassen Gras dass den Abhang in eine einzige glitschige Rutschbahn verwandelte keinen Halt. Wir würden also dennoch sterben oder zumindest schwer verletzt unten ankommen so viel war mir klar denn ich konnte mein Gewicht nicht ewig so halten und auch Issrin nicht die schließlich als meine Kräfte nachließen die Kontrolle übernahm.

< Ich... ich werde fallen!>

Schrie sie vollkommen panisch in meinem Kopf.
 

Bereits nach cirka zehn Minuten fühlte ich wenn auch nur gedämmt aber doch stark genug um zu wissen was es bedeutete, den stechenden Schmerz in meinen Händen , das Ziehen in meinen überlasteten Gelenken.

So werde ich also sterben dachte ich für mich selbst.
 

ich spürte wie Issrins Griff um die Wurzel sich erst nur langsam und schließlich so gut wie komplett löste. Ich wusste jeden Moment würden wir fallen und dann...

Dann hörte einfach alles auf.

Ich weiß nicht wie ich es sonst beschreiben soll aber wir bewegten uns nicht länger obwohl wir eigentlich bereits fallen sollten und ich spürte auch Issrins Gegenwart in meinem Kopf nicht mehr!.
 

Verwirrt schielte ich zu meinen Füßen runter.

Dorthin wo eigentlich nichts sein sollte und merkte dass ich nicht mehr nach unten hing. Ich stand mit meinen Zehenspitzen einfach so mitten in der Luft als wäre da so etwas wie ein Boden während mein Bauch auf dem nassen Gras lag .

<Was...was ist geschehen ?>

Die stimme der Yirk war in meinen Gedanken obwohl ich sie nicht mehr fühlen konnte.

Suchend und merkwürdigerweise seltsam ruhig sah ich mich um.

Immer noch wie eine Ballerina auf den Zehen im Nichts balancierend - und stellte fest dass Issrin allerhöchstens einen halben Meter von mir entfernt schwebte. Ja richtig gelesen. Sie war nicht mehr in mir und ihr schneckenartiger grauer Körper hing genauso wie ich selbst einfach so in der Luft.

Aber das war noch nicht alles!.

Die Wolken am Himmel bewegten sich nicht mehr, die Blätter rauschten nicht. Kein Wind wehte und die so eben noch über uns fliegenden Krähen waren mitten in der Bewegung erstarrt wie auf einem Foto oder als hätte irgendjemand bei einem Videofilm die Stopptaste gedrückt.
 

"Okay"

Murmelte ich leise für mich selbst nur um irgendetwas zu hören und ließ endlich die Baumwurzel los da ich mich ja nicht länger festzuhalten brauchte .

"Also wenn das jetzt ein Traum ist wäre es langsam mal Zeit aufzuwachen. Ich mach mir nämlich grad fast in die Hose und es ist mir auch völlig egal ob das jetzt mein oder dein Traum ist Issrin. Ich habe keine Lust ihn noch eine Sekunde weiter zu träumen!."

<Lou? ich höre dich aber ich kann nichts sehen. Nichts fühlen. Da sind keine Gedanken in meinen, keine Emotionen. Kein Kontakt. Die einzig logische Schlußfolgerung wäre, dass ich mich nicht mehr in meinem Körpers befinde . Aber...wenn das so ist ... dürfte ich nicht mit dir kommunizieren können. Ausserdem nehme ich Formen wahr. Bäume und andere Dinge aber keine weiteren Lebewesen. Da ist kein warmer Körper , kein Geruch, Vibrationen oder Sonnenwärme. Keine Kälte, kein Wind... Ein sensorisches Vakuum. >

Antwortete die Yirk wieder mit Gedankensprache auf meine lautgesprochenen Worte.

"Ja das ist echt verrückt und ich nehme an dass du auch nicht weißt was hier los ist." sagte ich wieder.
 

Das sie mich als ihren Körper betitelt hatte irgnorierte ich geflissentlich denn momentan hatte ich wirklich andere Sorgen als mich an solchen Kleinigkeiten aufzuhängen.

<Nein. Ich weiß nur dass ich mich a u ß e r h a l b befinde .Ich muss gestehen, dass es mir Angst macht .>
 

WIE? DAS WORT ANGST VON EINEM TAPFEREN SOLDATEN DER MÄCHTIGSTEN RASSE DES GESAMTEN UNIVERSUMS?.
 

"WAAAAS?!" Schrie ich in Panik und auch Issrin neben mir zog sich erschrocken zusammen.

Machte Bewegungen als wolle sie schwimmen.

Oder wegkriechen. Natürlich kam sie kaum vom Fleck. Genauso wenig wie ich.
 

Schließlich hatte ich im ersten Moment genauso versucht davonzulaufen und ich konnte zwar aufrecht stehen aber mehr auch nicht .

Wir Beide waren einfach wie festgeklebt .

So gut wie bewegungsunfähig und gefangen in der Luft die momentan gar keine normale Luft war.

Vollkommen wehrlos wie zwei Insekten die an einer Fliegenfalle kleben .
 

NEIN LOU.KEINE FALLE. ES GIBT KEINEN GRUND SICH ZU FÜRCHTEN. AUCH FÜR DICH NICHT ISSRIN NEUN-ACHT-FÜNF . DRITTE VON ACHTZEHN DES YA-TERASH POOLS. JUNGE HERRIN DER TAXXONS . BEZWINGERIN DER HORK BAJIRS. INITIANT ERSTEN GRADES IN DER DRITTEN REIHE DES YIRKANISCHEN IMPERIUMS.
 

<Es...es kennt meine Bezeichnung und meinen Rang und... und es spricht zu mir!... Es ist in meinen Gedanken . Ich spüre es in meinem V e r s t a n d !.>

Presste Issrin schockiert hervor und ich wusste auch wenn ich es im Moment nicht spürte sehr genau wie sie sich fühlte denn diese Stimme oder was auch immer es war, war eigentlich gar keine Stimme.

Nicht einmal so was wie Gedankensprache denn es kam seltsamerweise von nirgendwo und überall gleichzeitig.

Außerdem waren es auch keine Worte in dem Sinn sondern eher so etwas wie eine Fusion aus Emotionen und einer unvorstellbaren, riesigen uralten Macht die sich direkt in meinen eigenen Gedanken ausbreitete.

Da mein Gehirn die eigentliche Sprache dieser Macht allerdings nicht einmal ansatzweise verstehen konnte übersetzte es sie irgendwie in Worte.
 

KEINE ANGST.
 

"Sagte" es wieder.
 

ICH WERDE NUN IN EINER GESTALLT ERSCHEINEN DIE IHR SEHEN UND VERSTEHEN KÖNNT.
 

Und dann geschah wieder etwas Merkwürdiges.

Die Luft direkt vor mir, hinter mir rings um mich... überall begann seltsam zu flirren.

Fast wie an einem sehr heißen Sommertag oder wie Wasser in das man einen Stein wirft und wurde sie beiseite geschoben . Fast so als ob die Luft irgendwie eine Art Vorhang wäre den man einfach weg schieben kann und dann... ich weiß nicht wie ich das was dann kam beschreiben soll.
 

Wichtig ist nur dass E r erschien.

E r hatte zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf der sehr menschlich aussah genauso wie sein Gesicht .

Da war eine Nase , Augen und ein Mund wenngleich auch die Augen nur zwei gähnende schwarze Löcher waren in denen dutzende Sterne zu funkeln schienen . Seine Ohren waren lang und spitz und sein Haar war sehr lang . Da er klein war , vielleicht gerade mal einen Meter zehn hoch, reichte es ihm beinahe bis zu den Fersen und es war so strahlend weiß dass ich erst einmal blinzeln musste.

Genauso wie seine Haut.

Ich meine die war zwar nicht weiß sondern blau aber sie leuchtete ebenfalls.

Beinahe so als ob die ganze Gestallt direkt vor uns nur aus Licht zu bestehen schien obwohl sie eindeutig einen festen Körper hatte.
 

Gekleidet- falls man das überhaupt so nennen kann- war er in etwas das zwar in seiner Form wie eine Art Kutte aussah aber es bestand weniger aus Stoff sondern viel mehr aus einer Art Energie die wie schimmernder, silbrig weißer Nebel um ihn herum waberte während er ebenso wie ich direkt vor uns in der Luft stand.

<Ein Humanoid!.>

Zischte Issrin und bewies mir damit -wie auch immer sie sich mit ihren Yirk- Sinnen orientierte- dass diese Gestallt nun echt war.

"Ja" flüsterte ich "Und was für einer!."

< Ich s p ü r e es .Da ist eine Art von Energie. Wärme. Hitze... L e b e n d i g aber auch nicht .Ich weiß es nicht. Vermutlich kenne ich kein Wort dafür, aber etwas sehr Mächtiges strömt aus diesem Körper . N e i n !. Dieser Körper scheint aus dieser Energie zu bestehen! Es ist ...->

"Gib es auf Issrin -Neun-Acht-Fünf." Unterbrach der Fremde sie nun plötzlich.

"Du kannst nicht einmal ansatzweise verstehen was ich bin. Und du auch nicht Lou . Ihr Beide nicht."

"Gut." Ich war seltsamerweise die Erste die Ihre Sprache wiederfand.

"Ich kapiere es wahrscheinlich wirklich nicht aber ziemlich sicher sind Sie irgend so was wie ein Gott und allmächtig. Ich meine Sie können die Zeit anhalten und mich hier in der Luft schweben lassen. Sie können einen Yirk einfach so aus meinem Körper entfernen und ihm eine Stimme geben damit ich ihn höre obwohl er nicht mehr in meinem Kopf ist!. "

"Ja, das kann ich ."

<S c h w e b e n ?!,> Quiekte Issrin und ich hatte sie bisher wirklich noch nie wirklich quieken gehört

<. Das würde vieles erklären >

Ihre Gedankenstimme klang irgendwie zittrig und sehr, sehr verunsichert doch ich antwortete ihr nicht.

Stattessen redete ich an den Fremden gerichtet weiter .

"Okay und warum, warum machen Sie das alles?. Was wollen Sie von mir?"

"Nicht nur von dir Lou. Von euch."

Der Blaue lächelte etwas "Ich bin hier weil ihr etwas entscheiden müsst."

<Was entscheiden?>

Fragte nun auch Issrin .
 

Der Fremde sagte nichts.

Starrte den schneckenartigen Leib der Yirk eine ganze Weile nur mit seinen Augen an die gar keine Augen waren bevor er endlich fortfuhr

"Normalerweise mischen wir uns nicht in die Belange anderer empfindungsfähiger Wesen ein aber diese Regel wurde bereits mehrmals verletzt. Von einer anderen Macht als unserer .Ich bin nur hier um zu berichtigen und zu geben was verloren gegangen ist .Irgendwann würdet ihr diese Macht ohnehin bekommen also greife ich nur insofern ein in dem ich euch frage ob ihr sie jetzt wollt. Eure Entscheidung wird die Leben vieler anderer beeinflussen. Das Schicksal womöglich in die richtigen Bahnen lenken und damit vielleicht den angerichteten Schaden teilweise wieder korrigieren. "

<Welche Macht ? Welche Entscheidung?.>
 

Issrins lautlose Gedankenstimme bebte zwar nach wie vor vor Angst aber sie war nun auch wütend.

"Sei ruhig, Issrin Neun-Acht-Fünf Ya-Terash."

Sagte der Blaue nun an sie gerichtet und dann plötzlich ohne jede Vorwarnung tat er es wieder: Er brachte die stillstehende Luft zum Beben und plötzlich hingen wir nicht mehr über einem sehr steilen Abhang mitten im Wald sondern befanden uns mitten auf einer fremden Straße und vor mir lag ein verlassenes Baugrundstück.

Vergangenheit

Es war ein richtig großes Gelände und wurde an zwei Seiten von Bäumen umsäumt. Hinter uns lag sowas wie eine Schnellstraße und auf der gegenüberliegenden Seite ein riesiger Gebäudekomplex.

Möglicherweise war es ein Einkaufszentrum , genau wusste ich es nicht denn auch wenn ich für einen Sekundenbruchteil das Gefühl hatte gerade eine Art Deja-vu zu erleben und irgendwann schon einmal hier gewesen zu sein war mir im nächsten Augenblick klar dass ich mich irrte.
 

Diese Gegend war mir vollkommen fremd.

Außerdem war es nicht mehr mittag sondern Nacht.
 

<Wo sind wir?. Der Wald ist verschwunden. Alles bewegt sich und es gibt wieder Gerüche , Leben und Vibrationen. Aber ich weiß nicht... Dennoch alles gedämmt . Als wäre ich Beobachter aber kein Teil davon.> Sagte Issrin .

Sie schwebte noch immer neben mir in der Luft was ich seltsam fand da ich selber nun laufen konnte.
 

" Also was genau du jetzt mit deinem Gerede von irgendwelchen Gerüchen und Vibrationen meinst weiß ich zwar nicht aber mit einem zumindest hast du Recht: Wir sind nicht mehr im Wald. Dieser Kerl- E r- Der Blaue, er hat... Er hat uns anscheinend irgendwie rausgezappt. Jetzt stehen wir vor irgend sowas wie einer vergessenen Baustelle irgendwo in einer Gegend die ich nicht kenne . Ich meine da vor mir sehe ich lauter halbfertige Ruinen und irgendwelche verrosteten Stahlteile.

Ausserdem gibt es haufenweise riesige Betonröhren und uralte halbvergammelte Baumaschienen da drinnen sogar einen riesigen Kran und na ja... irgendwas sagt mir auch ich soll da jetzt reingehen obwohl das das letzte ist was ich tun will "

<Ich verstehe.> Issrin immitierte mental ein Seufzen und ihre Gedankenstimme klang ein ganz kleines Bisschen verlegen als sie fortfuhr:

<Vermutlich will der Fremde mich in meinem momentanen Zustand belassen.

Bestimmt kann ich auch nicht von dir erwarten dass du mich an meinen ursprünglichen Ort zurücksetzt aber -nun, du hast noch diese Flasche voll Wasser in dem Rucksack .Ich möchte dass du mich damit feucht hälst und trägst. >

"Was? ich soll dich in eine zweihundertfünfzig Mililiter Flasche stecken?!"

Fragte ich ungläubig.

"Ich meine okay immer noch besser als dich in meinen Kopf zu lassen aber das ist dann sicher nicht wirklich bequem."

<Nein.>

sagte Issrin nun in einem deutlich schärferen Ton.

< Ich s a g t e dass du mich in deinen Händen tragen und das Wasser zum wiederholten Anfeuchten verwenden sollst. Die Flasche wäre der bequemere Weg aber sie würde meine eigenen Sinne behindern und ich soll eine Entscheidung treffen . Wie aber kann ich dass wenn ich von meiner Umwelt abgeschottet bin und angewiesen auf die unzureichenden Informationen eines Menschen?.Du könntest du mir Dinge verschweigen und Ich habe augenblicklich keinerlei Zugriff auf deinen Verstand. Keine Möglichkeit den Wahrheitsgehalt deiner Aussagen zu überprüfen.>

"Moment mal!,"

ich musste ob der Irrsinnigkeit dieser ganzen Situation fast lachen .

"Ich meine wir werden gerettet von irgendeinem allmächtigen Ding, dann beamt es uns hier her an einen unheimlichen Ort den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe und d u hast nichts besseres zu tun als zu glauben ich würde dich verarschen?!"

<Natürlich . >

Sagte Issrin völlig ungerührt.

<Immerhin bist du die Angehörige einer feindlichen Wirtsspezies die nur darauf wartet mich zu verraten. Versuche erst gar nicht es zu leugnen. Ich kenne dich besser als du dich selbst . Auch diese Art von Waffenstillstand die du mit mir ausgehandelt hast tut dabei nichts zur Sache. Ebenso wenig wie die momentane Situation hervorgerufen durch dieses Energiewesen. Ich traue dir nicht.>

"Oh Mann, das kann doch alles nicht wahr sein, also gut."

Da ich wusste wie wenig Sinn es hatte mit der Yirk zu diskutieren holte ich einfach die Flasche aus meinem Rucksack und steckte sie nach dem ich etwas davon über meine Handflächen gegossen hatte in meine Jackentasche. Dann nahm ich Issrin an mich.
 

Erst hatte ich mich ja mit dem Gedanken getröstet ich würde sie wahrscheinlich sowieso nicht tragen können weil der Blaue es vielleicht nicht wollte aber so war es nicht. Leider.

Ich pflückte Issrin einfach aus der Luft wie einen Apfel .

Wie einen glitschigen, nassen Apfel der eigentlich eine Yirkschnecke war.

Eine Yirkschnecke die trotz meiner feuchten Hände fleißig ziemlich viel dünnen, kalten Schleim produzierte.
 

Inzwischen hatte ich das Baugelände betreten und ich kann euch nur sagen das war ein ziemlich unheimlicher Ort.

Ständig knackte quietschte oder raschelte es irgendwo und noch dazu waren überall am Boden kleine Erdhügel und tiefe Löcher die sich mit ekligem stinkig braunem Brackasser gefüllt hatten.

Da ich verständlicherweise nicht gerade scharf darauf war in eins davon zu stolpern musste ich natürlich sehr aufpassen.

Doch das ist gar nicht so leicht wenn man mit zwei Händen voll Yirk und Schleim über ein stockdunkles, unbekanntes Gelände schleicht.
 

"Ich weiß du kannst wahrscheinlich nichts dafür aber kannst du bitte bitte vielleicht trotzdem damit aufhören...Irgendwie?"

Sagte ich schließlich bemüht diplomatisch nach dem ich abgelenkt von Ekel und Angst fast in einen Riesenhaufen Scherben aus zerbrochenen Schnapsflaschen gefallen war.
 

Ein hauchdünner Faden Schleim lief währenddessen zwischen meinen Fingern durch und tropfte sehr langsam nach unten .

<Womit ?>

Fragte die Yirk mich verwirrt und zwar genau im selben Moment wo der feuchtglänzende Klecks mit einem leisen Plitsch direkt auf meinem Schuh landete .

"Na damit diesen ganzen Schlei...ähm... dieses ganze . Sekret zu produzieren!. Ich meine ich hab dich in den letzten fünfzehn Minuten dreimal mit Wasser übergossen. So schlimm kann es gar nicht sein."

<Es liegt nicht an der Trockenheit sondern daran dass diese Umgebung nicht gerade zu meiner Beruhigung beiträgt .Die Absonderung dieses Sekrets ist eine Abwehrreaktion und das Äquivalent zum menschlichen Schwitzen. Ich kann es nicht unterbinden. Aber die Flüssigkeit wird dir nicht schaden und ist gleichzeitig auch um ein Vielfaches sauberer als jede nur denkbare Absonderung die ein menschlicher Körper hervorbringt. Sehr unlogisch sich d a v o r zu ekeln und eine Kreatur wie du zu sein.>

Erklärte Issrin mir.

Ich wollte eigentlich irgendetwas Schagfertiges darauf erwidern aber ich kam nicht dazu denn plötzlich waren wir nicht mehr allein.
 

Wenige Meter vor uns entdeckte ich eine Gruppe ziemlich junger Leute, Kinder.

Sie standen vor einem seltsamen Gebilde dass ungefähr so lang war wie ein kleiner Bus .

Das Vordere Ende sah aus wie eine Art Cockpit und hatte die Form einer Eichel.

Am hinteren Ende dieser „Eichel“ befand sich ein langer schmaler Schaft der aufwärts gebogen und nach vorne gekrümmt war und in ein nadelspitzes Ende mündete.

"Wahnsinn, ich glaube das ist ein Raumschiff!"Flüsterte ich und bekam fast keinen Ton heraus.

<Ein Raumschiff?. Vermutlich bin ich zu weit entfernt um die Formen zu erfassen . Näher!>

" Nein das geht nicht sonst entdecken sie uns. Da ist nämlich nicht nur ein Raumschiff sondern auch noch ein paar Jugendliche die rundherum stehen."
 

Hastig versuchte ich mich hinter einer niedrigen Mauer zu verstecken um nicht entdeckt zu werden als plötzlich ein frischer Wind aufkam.

Das zerfledderte Deckblatt einer Zeitung angeweht irgendwo von nirgendwo landete direkt vor meinen Füßen und nur durch Zufall entdeckten meine Augen das Datum und gleichzeitig während ich kurzzeitig wie gebannt darauf starrte wusste ich was passiert war :Der Blaue hatte uns nicht nur an einen anderen Ort geschickt sondern auch in eine andere Zeit!.
 

Das hier war das Jahr Neunzehnsechsundneunzig, die Vergangenheit!.

Diese anderen Leute , Kinder oder was auch immer waren also wahrscheinlich gar nicht in der Lage uns zu sehen!.

Erleichtert aber dennoch mit einem sehr flauen Gefühl im Magen beschloß ich dass es sicher gut war mir das anzusehen allerdings hatte ich inzwischen absolut keine Lust mehr Issrin zu tragen oder zu warten wann es Mister Allmächtig einfallen würde mich von ihrem Schleim zun befreien und sie mit einem Fingerschnipsen oder sonst was wieder zurück in meinen Kopf zu setzen also tat ich das kurzerhand selbst .
 

Okay, ein wenig seltsam war es zwar schon und ich musste mich ziemlich überwinden mir die Yirk eigenhändig so an mein Ohr zu führen damit sie erst meinen Gehörgang erspüren und anschließend hinein gleiten konnte weil das eigentlich bis vor kurzem noch das Letzte war was ich jemals freiwillig hatte tun wollen.

Aber mir fiel im Moment einfach keine bessere Lösung ein um meine Hände frei zu bekommen .

Schneller als sonst übernahm sie sowie die Verbindungen hergestellt waren auch gleich die Kontrolle und überflog mein Kurzzeitgedächtnis noch während sie sich oder besser gesagt uns schließlich mitten zwischen diese fremden Kinder stellte.
 

Wie vermutet konnten sie uns auch tatsächlich nicht wahrnehmen.

Wir waren nichts weiter als unbekannte Statisten die in einem Film mitspielten in dem sie keine Rolle hatten.

Einerseits war ich ja sehr froh darüber aber andererseits war es schon sehr merkwürdig beinahe auf Tuchfühlung mit anderen Menschen zu gehen die einen nicht sehen oder hören konnten. Vorsichtig ausgedrückt.

<Hast du so ein Schiff schon mal irgendwo gesehen?> Fragte ich deshalb nach einer Weile Issrin.

Einfach um mich von dem seltsamen schaurigen Gefühl abzulenken dass sich angesichts dieser ganzen gespenstischen Zeitreisesightseeing-Tour in mir breit machte .

< Natürlich habe ich das. Das sind Andaliten. A n d a l i t e n !, der Bodensatz unter den niedersten der niederen Kreaturen des Universums. >

Zischte die Yirk und während sie das Schiff durch meine zusammengekniffenen Augen musterte als käme es direkt aus der Hölle waren passend dazu die Emotionen welche zu mir herüber schwappten so voller Zorn, Hass und Abscheu dass es mich irgendwie ganz krank machte .
 

Ich meine sicher hatte ich schon den einen oder anderen ihrer Wutanfälle miterleben dürfen. Wer dann wenn nicht ich da ich oft genug auch der Auslöser dafür gewesen war . Aber es war im Vergleich zu dem was sie jetzt fühlte stets der reinste Kindergeburtstag gewesen. Moderate Wut und vergänglich.

Das was sie für diese Andaliten empfand schien mir- so verrückt das jetzt auch klingen mag- nicht nur alleine von ihr selbst zu kommen sondern bereits über mehrere hunderte Male von verschiedensten Individuen vervielfacht und weitergegeben worden zu sein. Ultimativer Hass. Unverdaut immer wieder nach oben befördert. Stets neubelebt um nicht zu sagen zelebriert und alt.
 

Vielleicht kennt ihr ja diesen Spruch wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund irgendwann auch in dich hinein. Tja, genauso fühlte ich mich in diesem Moment und dann nach einer Weile musste ich mit Schrecken sogar erkennen dass ich zu lange in die Untiefen geschaut hatte und ein winzig kleiner Teil dieses ewigschwelenden Hasses nun auch auf mich überging.
 

Die Kinder um mich herum, fünf an der Zahl waren hingegen vollkommen unvoreingenommen und starrten das Raumschiff vor ihnen einfach nur mit großen Augen und offenstehenden Mündern an als an der glatten Seite der Kuppelsektion erst ein schmaler Lichtspalt und schließlich ein großer kreisförmiger Eingang erschien .

Wir sahen ebenfalls hin und mein erster Gedanke als der Alien nach draußen trat waren die Zentauren aus der Sage denn wie die Zentauren auch hatte dieser Außerirdische einen menschenähnlichen Torso der in einen vierbeinigen behuften Tierkörper überging.

Allerdings war dieser "Tierkörper" durchgehend mit einem kurzen gelbbraun-blauen Fell bedeckt und auch viel weniger wuchtig als der eines Pferdes .Ehrlich gesagt erinnerte er sogar mehr an die schlanke Grazie eines Hirschs.

Das Gesicht des Außerirdischen war weitgehend menschenähnlich nur dass es anstelle eines Mundes drei senkrechte Schlitze hatte und zwei fühlerartige Fortsätze aif der Stirn an deren Enden jeweils ein zusätzliches Auge thronte.

Zwei normale Augen hatte das Wesen nämlich auch noch und zwar genau da wo auch wir Menschen sie haben .

Aber das Irrste ,das absolut Irrste war der Schwanz. Er war lang, kraftvoll , vornüber gebogen wie der eines Skorpions und hatte einen messerscharfen Stachel an seiner Spitze.

So, das ist also ein Andalit dachte ich.

"Hallo sagte plötzlich eines der Kids , ein etwas zu groß geratener schlaksiger Junge mit zerzaustem Blondschopf und verträumten braunen Augen. und riss mich aus meinen Gedanken. Ich- wir sahen ihn an und merkten dass er lächelte.

<Hallo>

Antwortete nun auch der Andalit .
 

Erst war ich ein wenig verwirrt aber dann wurde mir klar dass es Telepathie sein musste . War ja nur logisch wenn man bedachte dass diese Andaliten-Aliens keinen Mund haben. Außerdem klang es auch fast genauso wie Issrins Gedankensprache .Allerdings fühlte es sich nicht ganz so nah an.

Also nicht so wie fremde Gedanken in meinen eigenen sondern wirklich wie ganz normale gesprochene Wörter nur eben ohne Ton .

Irgendeine seltsame lautlose Stimme die nur im Kopf hörbar war.

"Hi"

Meldeten sich nun auch die übrigen Teenager .
 

Die Szene hätte glatt aus einem kitschigen Film sein können, wäre mir nicht plötzlich aufgefallen dass der Andalit nicht gerade sicher auf den Beinen war .

Plötzlich stolperte er sogar bei dem Versuch aus dem Schiff zu kommen und fiel zu Boden.

Der schlaksige Junge der ihm am nächsten war versuchte zwar ihm wieder aufzuhelfen doch es gelang ihm nicht.

"Seht mal, er ist verletzt!" Rief jetzt auch eines der beiden Mädchen in der Gruppe.

Sie war relativ klein, stämmig und dunkelhäutig mit kurzen Kraushaar und sie zeigte auf eine riesige übel aussehende Brandwunde welche die rechte Seite des Andaliten fast zur Hälfte bedeckte.

<Ja ich sterbe die Verletzung ist tödlich.>

Gab der Alien zurück und brachte damit eine Diskussion inneralb der Gruppe in Gang.
 

Ein Junge mit kinnlangen schwarzbraunen Haaren und intelligenten kohlschwarzen Augen den die anderen Marco nannten schlug vor einen Krankenwagen zu rufen.

Das dunkelhäutige kleine Mädchen welches Cassie hieß wollte die Wunde mit dem Hemd ihres Kumpels bandagieren und der wiederrum ein großer blasser Junge mit braunen glatten Haaren und sehr ernsten dunkelbraunen Augen- er hieß Jake- flippte völlig aus.

Er schrie den Andaliten verzweifelt an dass er nicht sterben dürfe da er der erste und einzige Ausserirdische sei der die Erde je besucht hatte .

Doch der Alien wandte nur traurig den Blick ab und schien seine letzten Kräfte zu sammeln während er sagte:

<Ich bin nicht der erste. Es gibt noch andere aber sie sind nicht wie ich. >

Dann schrie er auf in lautlosem schmerz und Issrin taumelte überrascht und schockiert zugleich zurück denn obwohl wir ausserhalb dieser Zeitlinie existierten und nicht aktiv am Geschehen teilnehmen konnten hatten wir für den Bruchteil einer Sekunde doch körperlich gefühlt wie dieser Andalit starb.

<Sie sind nicht wie ich, und auch nicht wie ihr>

Begann er als er sich wieder etwas gefasst hatte wieder zu sprechen <Sie heißen Yirks und sie sie sind gekommen um euch zu vernichten. Viele sind bereits hier. Tausende. Vielleicht sogar noch mehr.>
 

<Andalitsche Propaganda.> Raunte Issrin in meinem Kopf.

<Wir brauchen W i r t e keine Leichen. Abgesehen davon versteht dieser verlogene Abschaum einiges mehr davon andere Spezies zu ermorden. Andaliten sind vermutlich die einzige Rasse in der gesamten Galaxie die andere Wesen verrät und ermordet um ihnen zu helfen.>

Doch ich hörte ihr nicht zu.

Stattdessen lauschte ich was Marco sagte, denn er sprach jetzt.

"Und wieso hat sie keiner bemerkt?, das hätte doch sicher irgendwer in der Schule erzählt"

<Ihr versteht nicht, die Stimme des Andaliten wurde langsam schwächer aber er sprach trotzdem weiter.

<Yirks sind anders Sie haben keinen Körper wie euren oder meinen. Sie leben in... in den Gehirnen anderer Rassen und kontrollieren so ihre Körper . Ohne einen Wirt sind sie nahezu kraflos . Sie sind...>

Vermutlich fiel ihm nun kein weiterer Begriff mehr ein um den Kindern die Yirks angemessen zu beschreiben .Deshalb schloß er seine vier Augen.
 

Er konzentrierte sich offenbar und plötzlich- wie auch vorhin als wir mit dem Sterben des Aliens direkt konfrontiert worden waren- erschien ein helles Bild auch in meinen Kopf . Was ich darauf erkannte schockierte mich nicht sonderlich denn ich war an den Anblick eines Yirks ja mittlerweile bereits gewohnt .
 

Ganz anders als die Kids denn sie sahen ihren entsetzten Gesichtern nach zu urteilen momentan genau dasselbe wie ich.

"Das war jetzt wohl ein Yirk. Entweder das oder ein ekliger, dicker Klumpen aus schleimigen Kaugummi." Sagte Marco schließlich.

Er hatte sich als erster wieder gefasst und der Tonfall war trocken. Aber sein Gesicht sah selbst im warmen goldenen Schein des Andalitenschiffs sehr blass und elend aus.

"Moment mal, soll das etwa heißen diese Dinger übernehmen M e n s c h e n ?. Diese widerlichen Viecher kriechen irgendwie in ihre Köpfe und übernehmen ihre Körper?!" schaltete sich nun das zweite Mädchen ein. Ihr Name war Rachel.

Sie war groß und blond, vom Körperbau her athletisch und ziemlich hübsch.
 

Na ja zumindest soweit ich dieses "hübsch" als Hetero- Mädchen beurteilen kann.

<Ja.>

Fuhr der Andalit fort.

< Wir hatten eigentlich gehofft sie aufhalten zu können aber ganze Flotten ihrer Kampfdrohnen erwarteten uns bereits als unser Kuppelschiff den Z-Raum verließ. Wir wussten von ihrem Mutterschiff und waren für die Kampfdrohnen gerüstet, doch die Yirks überraschten uns. Sie hatten in einem Krater eures Mondes ein mächtiges Kommandoschiff versteckt. Wir nahmen zwar den Kampf auf aber wir haben verloren. Sie haben mich sicher bereits aufgespürt und bald werden sie hier sein , um alle Spuren von mir und meinem Schiff zu tilgen. Mein Volk wird zwar Hilfe schicken aber das kann ein Jahr dauern, vielleicht auch länger. Bis dahin werden die Yirks diesen Planeten bereits in ihrer Gewalt haben und dann gibt es keine Hoffnung mehr. Keine Krieger und keine Rettung ...Es sei denn...>

"Es sei denn was?" Fragte Jake.

<Einer von euch muss in mein Schiff gehen .Dort befindet sich ein ganz einfaches blaues Kästchen. Bringt es mir rasch!.Die Yirks werden bald hier sein.>

Gab der Andalit zurück.
 

Kurz sahen die Kinder sich bloß gegenseitig an und ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie ihnen zu Mute war. Wer war schon taff genug einfach so irgendein außerirdisches Raumschiff zu betreten.

Erst schien es auch so als könnten sie sich nicht entscheiden doch schließlich ging Jake. Er verschwand im Inneren des Andalitenschiffes und kehrte nach wenigen Minuten zurück. In seinen Händen trug er eine seltsame blaue Box mit vielleicht zehn Zentimetern Kantenlänge.

<Ein E s c a f i l-Würfel>

Flüsterte Issrin ungläubig und ehrfürchtig zugleich und suchte mit meinen Augen hastig die Umgebung ab .

< Nur ein sterbender Andalit. E i n e r und er gibt Technologie an eine unbekannte Fremdspezies weiter ...Wie damals Seerow an den frühen Rat!. Bei Noor, die andalitischen Banditen sind keine Andaliten sondern M e n s c h e n?!. Die Eroberung dieser Welt wurde sabotiert von fünf lächerlichen Kindern und dieser D a p s e n Esplin schaffte es nicht sie aufzuhalten?!.>
 

Ich verstand natürlich kein Wort von dem was sie sagte und da sie vor Entsetzen über ihre gerade gemachte Entdeckung - was auch immer es für eine war- ihre Aufmerksamkeit von dem was gerade mit den Kids geschah kurzzeitig abgewandt hatte bekam auch ich nicht mit was passierte .

Als Issrin dann schließlich wieder hinsah hörte ich den Andaliten nur noch sagen :

<Wollt ihr diese Macht bekommen?>

Daraufhin diskutierten die Kinder wieder untereinander wie verrückt das nicht alles sei und dass das was sie gerade erlebten eigentlich nur ein Traum sein konnte .

Es kam auch irgendwas vor von wegen sich in Tiere zu verwandeln oder so ähnlich. Doch schließlich und endlich entschieden sie sich alle dafür das Geschenk des Andaliten anzunehmen und jeder von ihnen berührte eine Seite dieses Escafil-Würfels mit einer Hand. Zum Schluss auch der Andalit selbst.
 

"Was ist das?" Frage Rachel plötzlich .

Sie hatte als erste die Hand von dem Würfel wieder weggezogen und sah nun zum Himmel hinauf. Issrin folgte ihrem Blick und sogar ich wusste sofort was das Mädchen gemeint hatte denn dort, hoch oben zwischen den Sternen jagten zwei winzige leuchtendrote Lichtpunkte über den Himmel.

Schließlich hielten sie einfach so in der Luft, zogen eine Schleife und näherten sich uns nun von hinten. Fast wie Hunde die eine Witterung aufnahmen.

< Die Kampfdrohnen von Visser Drei und vermutlich auch sein Kommandoschiff . Damals war er der einzige Visser der mit diesem Planeten betraut war. Jetzt kommt er um diesen Andaliten zur Strecke zu bringen. Hier liegt und stirbt Elfangor das Tier>

Sagte Issrin zu mir und seltsamerweise ging von ihr eine ähnliche Abscheu und Angst aus wie von dem am Boden liegenden Andaliten der den fünf Kindern wenn auch mit etwas anderen Worten gerade dasselbe sagte.

Dann liefen die Teenies los.

Alle bis auf den strubbeligen Jungen der noch immer die Hand des Andaliten hielt und ihn anscheinend nicht verlassen wollte.

Sie rannten als hinge ihr Leben davon ab- was es bestimmt auch tat- während die Kampfdrohnen herabsanken und mit ihnen auch noch ein weiteres Schiff das etwas größer war .

Schließlich als die anderen panisch seinen Namen schrien lief auch der eine Junge noch weg.

Wenige Sekunden bevor plötzlich wie aus dem Nichts ein roter Lichtstrahl erschien. Es war so etwas wie eine Beleuchtung von einer der Kampfdrohnen .

Der Strahl fiel auf den sterbenden Alien und sein Schiff.

An der zweiten Kampfdrohne leuchtete nun ebenfalls etwas auf und im selben Augenblick wurde Andalit eingehüllt von gleißend hellen Licht.
 

Issrin stand mit meinem Körper einfach nur da wie erstarrt.

Ich konnte zwar ihre Gedanken nicht lesen wie sie meine aber ich spürte wie ihr die Gänsehaut meinen Nacken empor kroch und sie schaudern machte.

Issrin Neun-Acht-Fünf hatte panische Angst vor Visser Drei obwohl dieser Visser ein Yirk war wie sie selbst und uns wie auch zuvor die Kinder und der Andalit nicht im Geringsten bemerken würde.

Erkenntnis

Langsam schwebten die Kampfdrohnen tiefer herab und während ich sie durch meine Augen die im moment nicht meine waren musterte wurde mir auch sofort klar woher sie ihren Namen hatten denn sie sahen aus wie Käfer ohne Beine. Vorne hatten sie kleine runde Fenster und an beiden Seiten des "Kopfes" lange gezackte Speere die an Flügel erinnerten.

Schleißlich landeten sie rechts und links vom Schiff des Andaliten den Issrin Elfangor das Tier genant hatte. Danach ging auch das Kommandoschiff tiefer runter und landete schließlich auf einer verrosteten Planierraupe die sich dabei zischend in Luft auflöste.
 

Mit der Vermutung dass es nur etwas größer war als die Kampfdrohnen hatte ich mich leider geirrt , das wurde mir nun schlagartig klar als ich sie nebeneinander sah denn während die anderen Beiden Yirk-Ufos eher in die Gewichtsklasse des Andalitenschiffs fielen war das Kommandoschiff cirka zehnmal so groß und hatte eine große Röhrenartige Hauptsektion an welcher eine riesige dreieckige Spitze ansetzte.

Hinten waren zwei wie monströse, Krummsäbel geformte Flügel.
 

Als sich nach einigen Sekunden schließlich eine Tür öffnete hörte ich plötzlich eines der Mädchen schreien denn die Kinder kauerten nicht weit von uns versteckt hinter der selben niedrigen Mauer hinter der ich zu anfangs auch mit Issrin gesessen war .

Irgendwer von den anderen erstickte schließlich ihren Schrei und das war auch verdammt gut so denn pötzlich sprangen ein paar Klingenmonster aus dem Schiff und ich wusste aus Erfahrung dass sie ziemlich gut hören konnten.

<Hork-Bajir-Controller> Hörte ich den Andaliten plötzlich wieder auch wenn seine Stimme inzwischen sehr.leise war.

<Die Hork-Bajirs sind gute Leute, trotz ihres furchterregenden Aussehens .Leider wurden sie alle von den Yirks versklavt. Sie verdienen Mitleid.>

Hork-Bajirs...

So heißen die Dinger also sagte ich mir.

Doch ich hatte gar keine Zeit weiter darüber nachzudenken da plötzlich noch andere Aliens aus dem Kommandoschiff gewuselt kamen die ich bisher nur sehr selten am Yirk-Pool gesehen hatte.

Sie sahen aus wie riesige Hundertfüßer mit unzähligen von Beinen auf denen die hinteren zwei Drittel ihrer Körper lagen.

Das vordere Drittel hielten sie aufrecht und hier besaßen sie auch nur vergleichsweise wenige Beine die eher Armen ähnelten und in hummerscherenartige Klauen übergingen. Das obere Ende ihrer insektenartigen Leiber das wahrscheinlich sowas wie ein Kopf sein sollte wurde gekrönt von einem riesigen runden Maul das mit hunderten von spitzen Raubtierzähnen umgeben war und rund um dieses Maul drapiert hatten sie vier wabblige augenähnliche Gebilde die ein bisschen wie rotes Fruchtgummi aussahen.

<Taxxons. Sie sind freiwillige Verbündete der Yirks .>

Kommentierte der Andalit das Bild dass sich mir bot und ich wusste er wollte den fünf Kindern so viel wie möglich auf den Weg mitgeben bevor seine Zeit um war.

Er sprach ihnen sogar noch Mut zu und übermittelte beruhigende Gedanken an sie obwohl er selber sicher Todesängste litt während die Hork-Bajirs und Taxxons schließlich wie gut ausgebildete Soldaten ausschwärmten um das Gelände zu sichern und erst recht als schließlich Visser Drei- der Yirkgeneral- aus dem Schiff kam.
 

Er, oder besser gesagt der Körper den er benutzte sah aus wie ein Andalit. Ein Andaliten-Controller.

<Ja. >Sagte Issrin in meinem Kopf.
 

Ma-Shen ... Y a h e e n Zwei-Zwei-Vier. Sie war eines seiner jüngeren Poolgeschwister und gehörte dann später als Soldat eine Zeit lang zur selben Einheit wie er. Sie haben zusammen ihre Ausbildung durchlaufen und Visser Drei ist besessen von den Andaliten. Er ist grausam, gefährlich und verrückt. Einmal sagte sie mir der Rat der Dreizehn hätte einen erfahrenen Siebenhundertzehner auf ihn angesetzt um beim ersten Verdacht einen G a s h a d gegen ihn aussprechen zu können. Anscheinend hat es sich bisher noch nicht ergeben. B e d a u e r l i c h e r w e i s e.>

<Was ?> Fragte ich nur verständnislos denn natürlich wusste ich nicht im Geringsten was ein Siebenhundertzehner oder ein Gashad war aber Issrin sagte nichts mehr.
 

Stattdessen wandte sie sich wieder Visser Drei zu der nun direkt vor dem sterbenden Andaliten stand.

<So, so> Sagte er und seine telepathische Stimme war laut und deutlich in meinem Kopf.

<Was haben wir denn da? Einen aufsässigen Andaliten. Aber keinen gewöhnlichen wie ich sehe. Prinz Elfangor-Sirinial-Shamtul. Es ist lange her und es ist mir eine Ehre. Ich meine, Ihr seid inzwischen immerhin eine Legende. Wie viele unserer Kampfschiffe habt Ihr vernichtet seit wir uns das letzte mal begegnet sind ? Sieben oder waren es am Ende der Schlacht gar Acht?>

Elfangor schwieg aber ich hatte irgendwie nicht zuletzt aufgrund der wenig freundlichen Emotionen von Issrin dass Gefühl es könnten auch durchaus mehr als acht gewesen sein.
 

<Prinz. Ihr seid der allerletzte Andalit in diesem Sektor des Weltraums. Euer Kuppelschiff ist zerstört worden. Ich sah wie es beim Sturz in die Atmosphäre dieser kleinen Welt vollkommen ausbrannte.>

<Andere werden folgen!>

Gab der Andalit zurück. Seine telepatische Stimme war nichts weiter als ein schmerzvolles Ächzen aber sie war dennoch irgendwie kraftvoll , stolz und voller Hass.

<Ja, aber bis sie kommen ist es zu spät. B o d e n wird mein eigener kleiner Beitrag zum yirkanischen Imperium sein. >

<Warum? was wollt ihr mit diesen Menschen?> Fragte Elfangor verzweifelt,

<Ihr habt die Taxxons als eure Verbündeten. Ihr habt die Hork-Bajirs und dazu noch unzählige Sklaven in den anderen von euch besetzten Welten. Warum auch noch die Menschen?>

<Nun mein hochgeschätzter Feind , weil es ihr Schicksal ist uns zu dienen.> Visser Drei lachte höhnisch während er langsam nähertrat.

Sieben Milliarden von Körpern!. Bei dieser Menge an fortpflanzungsfreudigen, robusten Wirten können wir unser Herrschaftsgebiet unaufhaltsam über das gesamte Universum ausbreiten. Wir werden hunderte neue Pools errichten müssen um auch nur für die Hälfte dieser Menschenkörper genügend Nachwuchs aufzuziehen!. Ja, Andalit. Du hast gut und tapfer gekämpft aber du hast verloren. Stell dich endlich der Realität.>
 

Visser Drei schritt direkt auf Prinz Elfangor zu. Issrin und ich, wir beide konnten die Angst des Andaliten am eigenen Leib spüren doch anstatt seine Furcht zu zeigen oder ihr nachzugeben unterdrückte er irgendwie den Schmerz seiner Wunde und kämpfte sich hoch auf seine Beine. Er wusste dass es keine Möglichkeit gab zu entkommen und ebenso dass er sterben würde. Hier durch die Hand seines Feindes und tausende von Lichtjahren von seiner Heimat entfernt aber er wollte aufrecht sterben und seinem Mörder dabei ins Gesicht schauen!.
 

<Ob dieser Shig - Dapsen steht oder nicht ist unwichtig. Er wird einen langsamen schmerzhaften Tod sterben. >

Sagte Issrin in meinem Kopf doch obwohl es harsch klang und sie sich die allergrößte Mühe gab ihre Emotionen vor mir abzuschirmen merkte ich doch wie sehr mein Körper zitterte.
 

Ich spürte das verräterische brennen in meinen Augen die momentan ihre waren und ich wusste die Yirk empfand trotz all dem Hass zu mindestens so etwas wie einen winzigen Funken Respekt vor dem Mut dieses Andaliten.

Ganz anders als Visser Drei es zu genießen schien seinem tödlich verletzten Widersacher noch mehr zu verhöhnen.

<Eines zumindest verspreche ich Euch bevor ich euch töte Prinz.> spottete er.

<Wenn wir diesen Planeten mit seiner reichen Beute an Körpern erst in unserer Gewalt haben werde ich Visser Eins sein und dann werde ich mit der Zustimmung des hohen Rates gegen die Heimatwelt der Andaliten vorgehen und ich, ich persönlich werde es auch sein der Eure Familie zur Strecke bringt. Ich werde die Implantierung meiner treuesten Gefolgsleute in ihre Köpfe beaufsichtigen und ich hoffe sehr dass sie dagegen ankämpfen und Widerstand leisten denn so kann ich sie in Gedanken schreien hören.>
 

Elfangor schlug zu!.

Sein Schwanz schnellte so schnell nach vorn, dass es wirklich kaum zu sehen war und verpasste mit seiner Hornklinge nur um wenige Millimeter den Kopf des Vissers . Aber er erwischte ihn wenigstens an der Schulter und schnitt eine tiefe Wunde in seine blaue Haut.
 

Eine dunkle, fast schwarze Flüssigkeit die von der Konsistenz her wie Blut aussah quoll heraus und in meinem Kopf hörte ich wie Visser Drei vor Schmerz aufheulte.

Fast Zeit gleich schoß aus dem skorpionschwanzartigen Fortsatz des Andalitenschiffes ein gleißend heller Strahl blauen Lichtes und traf die erste Kampfdrohne .

Hork Bajirs und Taxxons liefen panisch auseinander und da Issrin und ich quasi nur wenige Meter davor standen konnten wir die unglaubliche Hitzewelle spüren als die Kampfdrohne sich mit einem lauten Zischen in Nichts auflöste.

<Feuer! , verbrennt sein Schiff!.>

Schrie der Visser und die Nacht wurde von einer grellen Explosion in taghelles Licht getaucht.

Aus dem Kommandoschiff und der noch exestierenden Kampfdrohne schoßen rote Strahlen und als sie das Andalitenschiff trafen lösten sie es -wie auch zuvor der blaue Strahl die Kampfdrohne- vollkommen auf und dann, dann sah ich warum Issrin Visser Drei mindestens genauso sehr verabscheute wie den Andaliten.
 

Vor meinen Augen begann er nämlich plötzlich sich zu verwandeln. Sein Andalitenkopf wurde größer, immer größer, geradezu monströs.

Die vier Läufe verschmolzen jeweils zu zwei Beinen wobei jedes Bein anschwoll und so dick wurde das mir nichts Passendes einfällt um das auch nur ansatzweise zu beschreiben. Die schmächtigen Andalitenarme wurden immer länger und länger.

Unglaublich lang bis sie sich schließlich in Famgarme verwandelten. In der schrecklich aufgedunsenen Fratze erschien, ganz zum Schluß erst- ein riesiges Maul mit mindestens armlangen Zähnen. Innerhalb von nur wenigen Minuten war der anmutige Andalitenkörper verschwunden und ein Ungeheuer von einem fernen Planeten war an seine Stelle getreten . "ROOOAAARRRGGG!!!" Brüllte es und Issrin hielt sich verzweifelt die Ohren zu.
 

Visser Drei war ein Monster geworden gegen dass die Hork-Bajirs und Taxxons wie süße Kuscheltiere wirkten und zu meinem großen Entsetzen das die Yirk in mir mindestens in selben Maß teilte streckte er schließlich einen seiner widerlichen Fangarme aus und packte damit den Andaliten am Hals.

Dann hob er ihn hoch . Ein ums andere Mal schlug Prinz Elfangor zwar mit seinem Schwanz zu doch gegen eine solche Kreatur konnte er damit nichts das geringste tun.

Immer höher und höher hob der Visser den Todgeweihten in die Luft ,seinem sperrangelweit aufgerissenen Maul entgegen.

Schließlich fiel der Andalit in den riesigen Rachen und würde kurz darauf von den gewaltigen Zähnen in Stücke gerissen. Die Hork-Bajirs gaben ein seltsames Geräusch von sich das nach Triumph klang. Die Taxxons hingegen hatten es plötzlich sehr eilig und umringten Visser Drei . Sie reckten sich ihm buchstäblich entgegen wie treue Hunde und im nächsten Augenblick sah ich auch warum- Ein Stück Andalitenfleisch war aus seinen Monsterrachen gefallen und der vorderste Taxxon machte sich sofort darüber her .

Das war zuviel für Issrin.

Von grenzenlosem Enttsetzen und Ekel gepackt wandte sie sich ab und stürzte davon.

Sie rannte so schnell sie konnte und stolperte dabei unzählige Male .
 

Immer wieder fiel sie in den Dreck und dann als sie es endlich zurückgeschafft hatte bis zu dem Eingang an dem wir die Baustelle betreten hatten, völlig durchnäßt mit modrigem Brackwasser und schlamm, erbrach sie sich. Ich konnte es nur zu gut verstehen .

Wäre ich an ihrer Stelle gewesen hätte ich mit gröster Wahrscheinlichkeit genauso reagiert.

"Kreatur!, schrie sie mit meiner Stimme und wischte sich den Mund zitternd mit meinem Ärmel ab .

"Energiewesen!, war dieser erbärmliche dreckfressende halbandalitische Abschaum eines Vissers was ich sehen sollte?! Antworte mir!" Doch nichts geschah.
 

Auch nicht als sie die Baustelle vollkommen hinter sich ließ und in die fremde Stadt in der wir uns befanden tiefer hineinging.

Hier sprachen eigentlich alle englisch.

Das bemerkte ich bereits nach kürzester Zeit als ich die Mundbewegungen der Leute die uns hie und da entgegenkamen etwas genauer beobachtete aber wir verstanden seltsamerweise dennoch jedes Wort.

Das Energiewesen will das wir verstehen.

Dachte ich mir und fühlte ganz sachte nur die Zustimmung der Yirk .
 

Inzwischen waren wir in einer Art Fußgängerzone angekommen und es waren kaum Leute auf der Straße.

Irgendwo weinte jemand und ein paar Mädels ungefähr in meinem Alter unterhielten sich über irgendwelche Jungs die sie toll fanden und wie man sie dazu bringen könnte dass sie einen zum Date ausführten .

Daneben gab es natürlich noch Straßenlärm, Hundegebell, Obdachlose die an mir vorbeischlurften und murmelnd Selbstgespräche führten und all den anderen Alltagslärm einer typischen Großstadt die selbst nachts nie wirklich schläft aber das war auch schon alles. Ich sah und hörte nichts was es wert sein konnte gesehen oder gehört zu werden.
 

Nur eine Kirche die in der Ferne vor uns aufragte war das einzig Markante in dem vor uns liegenden Häusermeer .

<Menschen. R e l i g i o n e n . Unnötig und nichts als Lügen>

Kommentierte Issrin meine Gedanken .

Es war seit einer Ewigkeit das erste was sie sagte und seltsamer weise machte es mich wütend.
 

Ich meine ich bin nicht im geringsten religiös und ich weiß nicht ob es nun einfach nur an dem Blauen lag der mich hier her gebracht hatte oder an der Summe all dessen dass ich seit nun über zwei Monaten erleiden musste.

Vielleicht war es auch einfach nur die noch schmerzhaft frische Erinnerung an Visser Drei oder Issrins Gedankenstimme die mir in diesem Moment besonders herablassend und beleidigend vorkam .

Ich weiß es nicht.

Aber auf jeden Fall war ich gerade kurz davor sie mental anzuschreien als plötzlich...
 

SPARE DIR DEINE WORTE ISSRIN NEUN-ACHT-FÜNF YA TERASH DENN DAS GÖTTLICHE LIEGT STETS IM AUGE DES BETRACHTERS.FÜR LOU BIN ICH EIN GOTT UND AUCH DIE YIRKS HATTEN EINST IHRE GÖTTER .GÖTTER AUS FLEISCH UND BLUT .
 

Mit einem Mal war alles vorbei.

Die Stadt war verschwunden und wir waren wieder zurück.

Hingen wieder wie vorhin in der Luft über dem Abhang.

Der Blaue- oder besser gesagt zumindest der Körper den er sich selbst gegeben hatte war auch wieder da .

"Nun wo ihr gesehen habt ist es an der Zeit zu wählen. Wie habt ihr euch entschieden?." Fragte er uns.

"Welche Entscheidung, ?!" Gab Issrin ziemlich energisch mit meiner Stimme zurück-

" Ständig sprichst du von einer Entscheidung, Energiewesen. Aber ich habe dich nicht um diese Reise gebeten. Du hast mich gegen meinen Willen aus meinem Körper entfernt. Du hast mich bloßgestellt und mir bis auf etwas das wir ohnehin schon vermuten nichts gezeigt ausser die Widerwärtigkeit von Visser Drei. Bei Noor, ich werde meinen Vorgesetzten Bericht erstatten und wir werden eine Möglichkeit finden dich aufzuspüren. Vielleicht entkommst du eine Zeit lang aber du wirst dich nicht ewig verstecken können . Irgendwann werden wir dich einfangen. Wir werden dich einfangen und uns deine Macht zu Nutze machen. Wir werden dich zu unserem Werkzeug machen, du...-"
 

Ab hier wurde sie wirklich unhöflich doch den Blauen kümmerte das nicht .

Anstatt etwas zu erwidern schnippte er noch ehe Issrin fertig war in einer sehr menschlichen Geste einfach nur mit seinen blau glühenden Fingern und auf einmal war mein Mund still.

Ich war alleine in meinem Kopf und die Yirk schwebte in ihrer natürlichen Gestalt und stumm direkt neben mir.

A r m e I s s r i n!.
 

Unwillkürlich musste ich lachen denn auch wenn er allmächtig war und in einer Realität weit fernab meiner Vorstellungskraft existierte schien der Blaue doch einen sehr bodenständigen Sinn für Humor zu haben .

Ausserdem, da war ich mir in diesem Moment ebenfalls fast sicher mochte er die Yirks nicht sonderlich auch wenn er mir am Anfang seines Auftauchens zumindest das Gefühl vermittelt hatte er würde uns beide gleichwertig behandeln.

"Da irrst du dich Lou."

Der Blaue sah erst mich an und schließlich Issrin während er weitersprach .

"Wir lieben das Leben. Jedes Leben . Besonders aber höher entwickelte empfindungsfähige Lebensformen wie euch Menschen. Auch die Yirks sind empfindungsfähig aber sie sind sehr jung .Jünger noch als ihr. Man muß geduldig mit ihnen sein."

"Okay, aber s i e wird Sie nicht lieben dafür dass Sie das jetzt noch mal mit ihr gemacht haben!. " Kicherte ich.

"Ich meine kann sie uns denn wieder verstehen?. Sie wissen schon, so wie vorhin?"

"Ja." Der Blaue lächelte.

" Issrin Ya-Terash kann mich verstehen und dich auch weil ich es so will . Allerdings kann sie sich dir dieses Mal nicht mitteilen . Soll ich ihr wieder eine Stimme geben die du hören kannst?"

"Nein lieber nicht .Ich glaube es ist ganz okay so."

"Gut. Dann frage ich euch jetzt noch einmal: Wollt ihr dieselbe Macht bekommen die Tobias, Jake, Rachel, Marco und Cassie von Prinz Elfangor – Sirinial - Shamtul erhielten?. Wollt ihr die Gabe besitzen durch bloßes Berühren eines Wesens seine Gestallt annehmen zu können ?. "

"Wie bitte ,Sie wollen dass wir uns in andere Lebewesen....in Tiere verwandeln können wie Visser Drei?. Diese Kinder können das auch durch...durch diesen Würfel ?!" Fragte ich ungläubig "Das ist doch jetzt nur ein Scherz- ...oder?"

"Nein Lou, kein Scherz und nicht nur in jene Geschöpfe die ihr Menschen Tiere nennt . Ihr könntet die Gestalt Jedes Wesens annehmen das einen Körper und annähernd DNS-ähnliche Erbsubstanz besitzt."

Der Blaue schnippte wieder und der Escafil-Würfel erschien direkt über seiner Hand schwebend.
 

"Ich will euch aus eurer misslichen Lage retten und gebe euch dazu die andalitische Macht des Morphens. Ja dir auch Issrin Neun-Acht-Fünf aber es ist ganz allein eure Entscheidung. Immerhin sind selbst meiner Macht Grenzen gesetzt. Ich brauche euren freien Willen ."

"Gut , klingt zwar alles irgendwie verrückt aber was wenn ich... wenn wir dieses Morphen nicht wollen?"

"Nun, Issrin Ya- Terash hat bereits zugestimmt. Aber wir brauchen euch beide um den Schaden zu beheben . Wenn du nun ablehnst müssen wir einen anderen Weg finden. Ich würde euch auf der Stelle verlassen und alles in den Zustand zurückversetzen wie es war bevor ich eure Zeitlinie unterbrochen habe. "

"Was?!"
 

Ungläubig starrte ich das Lichtwesen an.

"Sie meinen sie setzen Issrin zurück in meinem Kopf und wir beide hängen dann wieder an eine Baumwurzel geklammert den Abhang da runter bis wir irgendwann abstürzen und sterben ?! ."

" Ja."

"Gut" ich seufzte.

"Dann nehme ich natürlich an weil ich gar keine andere Wahl habe, aber ich finde das nicht gerade fair mich in dieser Situation zu fragen. Außerdem glaube ich auch dass es keine so gute Idee ist Issrin diese Fähigkeit zu schenken.

Oder sie mir zu geben und die Yirk danach wieder in meinen Kopf zu lassen. Ich meine dieser Andalit, Prinz Elfangor hat den fünf Kids auf der Baustelle doch diese Macht gegeben um damit gegen die Yirks zu kämpfen richtig?. Würde ich da der Menschheit kein Eigentor schießen?. Issrin hätte doch sicher nichts Besseres zu tun als gleich zu ihren Leuten zu rennen und ihre Vorgesetzten zu informieren über die Kinder und über das morphen, über Sie und alles andere auch dass sie uns gerade gesagt und gezeigt haben. "

"Ja ich weiß dass sie das tun wird. Auch wenn sie das alles im Moment noch für eine ässerst reale Halluzination hält und sich köstlich darüber amüsiert aber das ist nicht wichtig denn jede Entscheidung die ihr trefft ist nur einer der Wege und die Zukunft ist offen. Somit kann der selbe Weg der alles vernichtet unter bestimmten Umständen auch alles retten ."
 

Der Blaue lächelte etwas.

Gleichzeitig senkte sich der Escafil-Würfel nun tatsächlich auf seine Hand nieder und im selben Augenblick wo er die leuchtend blaue Haut berührte lief ein angenehmes Kribbeln durch meinen ganzen Körper.

Issrin schien es ähnlich zu gehen denn als ich zu ihr hinsah kringelte sich zusammen als würde sie von unzähligen Fingern angestupst. Allerdings nur wenige Sekunden lang denn wie auch bei mir war das merkwürdige Gefühl genauso schnell wieder weg wie es gekommen war .

"Ihr habt nun die Macht ." Sagte die Stimme des Blauen .

"Ja gut, dann könnten Sie jetzt ja...-"
 

Eigentlich hatte ich noch ´Mich wieder auf den Boden zurücksetzen´ sagen wollen.

Ich hatte meinen Kopf drehen wollen um diesem Energiewesen in sein für uns generiertes Gesicht zu sehen doch das konnte ich nicht mehr denn es war verschwunden.

Aber nicht nur das!.

Issrin war plötzlich wieder in mir und ich- oder besser gesagt mein Körper den sie nun kontrollierte - hätte auch gar keine Kraft dazu gehabt etwas zu sagen weil er alles davon brauchte um sich mit beiden Händen an die Wurzel zu klammern .
 

-Die s e l b e beschissene Wurzel an der wir auch schon gehangen hatten bevor dieser durchgeknallte Allmächtige aufgetaucht war!.

Morph

<F i l s h i g ! Ein Trugbild nichts weiter. Beim Ersten der Ersten ich wusste es!>

Schrie die Yirk in meinem Kopf .

Hätte ich gekonnt hätte ich ebenfalls geschrien, aber ich war nach wie vor viel zu verstört um irgendetwas zu tun.

Gleichzeitig schien mein Verstand auf der Stelle zu treten als es mir plötlich wie Schuppen von den Augen fiel: Das

M o r p h e n !

Wir konnten das Morphen nutzen, um uns zu befreien!.

Vielleicht hat der Blaue auch genau das gemeint als er sagte "Ich will euch aus eurer misslichen Lage retten und gebe euch dazu die andalitische Macht des Morphens... D a z u !. Also nicht als kleine Extrabeigabe, sondern um uns hier raus zu helfen! . .

<Natürlich !> Höhnte Issrin mit beißenden Spott als sie meine Gedanken las.
 

<Ich werde diesen Körper verlassen , seine DNS-Struktur übernehmen, diesen Hang nach oben kriechen und mich in einen Menschen morphen um dich hinauf zu ziehen. Debile Kreatur, verstehst du denn gar nichts?!. Es war eine Halluzination. Möglicherweise eine Reaktion des menschlichen Gehirns auf das Voor-Harr -Serum . Ich werde nicht d r a u s s e n sterben ungschützt vor der Trockenheit aufgrund eines absolut lächerlichen Symptoms! .>

<Es kann sein dass du recht hast Issrin aber ganz ehrlich , ich glaube das nicht. Ich bin mir sicher dass der Blaue echt war und dass du morphen kannst . Ausserdem haben wir ja sowieso nichts zu verlieren . >

Erwiderte ich .

<Oh doch!.>

Sagte Issrin düster.

<Mehr als du ahnst. Du würdest tot sein noch bevor ich oben bin auch wenn der Plan gelänge und ich morphen könnte. Ich bin für Bewegung an Land nicht geschaffen . Ohne einen Körper kann ich eine kurze Weile überleben- auch im Trockenen -aber ich wäre hilflos. Du hast keine Vorstellung wie es ist zu so zu sterben wie du es von mir verlangst!.>

<Bitte Issrin versuch es!. > Bettelte ich.

< Du m u ß t es einfach versuchen !. Je länger wir warten und diskutieren desto schlechter werden die Chancen und es wird niemand vorbeikommen das weißt du. Sieh dir meine Erinnerungen an. Wir werden so und so sterben wenn du nichts tust!>
 

Kurz fühlte ich wie Issrin nachdachte ganz für sich allein dann sagte sie .

<Also gut.Ich werde es tun. Schlußendlich kommt es auf das selbe hinaus. Alles ist besser als an Kandronahunger in einem verwesenden Leichnam zu sterben >

<Niemand von uns wird hier heute sterben>

Sagte ich seltsam ruhig und fühlte gleichzeitig auch wie verwirrt Issrin war über meine Zuversicht.
 

Gleichzeitig bebte ihre Gedankenstimme aber vor Angst als sie schließlich sagte:

< Aber du mußt dich lange festhalten. Ausserdem wird der Schmerz den du momentan fühlst noch um einiges zunehmen da es dein eigener ist sobald ich diesen Körper verlasse. >

<Ja ich weiß .Viel Glück!> Sagte ich tapfer .

Aber ich bekam keine Antwort mehr.

Stattdessen fühlte ich wie Stück für Stück die Kontrolle und das Gefühl für meinen Körper zurückkehrten
 

Im Gegensatz zu sonst begann es dieses Mal bei den Zehen und Beinen, arbeitete sich langsam meine Hüften hoch über den Rücken bis zu meinen Schultern. Wie genau sie das machte weiß ich zwar nicht doch es geang Issrin tatsächlich die Kontrole über meine Hände zu behalten bis sie fast ganz draussen war aus meinem Kopf und für den Bruchteil einer Sekunde fühlten sich meine Arme und Finger fremd und taub an obwohl die Yirk beinahe nicht mehr in mir war.

Dafür kehrte der Schmerz aber umso heftiger und mit voller Wucht zurück als sich die letzten paar Zentimeter von Issrin warm und glitschig aus meinem Ohr schoben.

AHHH!, AUTSCH!, AUAAAA ! Verdammter Schmerz!

Kurzzeitig war mir als würde mir jemand die Arme wortwörtlich ausreißen.
 

Meine Handflächen waren aufgerissen und brannten wie Feuer während mir fast schwarz vor Augen wurde und mein Verstand sich seltsam leer anfühlte.

So als wäre mein Gehirn nichts weiter ein einziges schwarzes Nichts aus dem hie und da wie in Leuchtbuchstaben unzusammenhängende Gedankenfetzen zu mir durchdrangen. Aber irgendwie hielt trotzdem durch.
 

Es gelang mir nach einigen Tasten sogar eine winzige Kuhle unter dem ganzen nassen Gras zu finden in der ich mich zumindest mit einem Fuß etwas abstützen konnte während die Yirk sich an einer art Schleimfaden auf meine rechte Schulter abseilte.
 

Bequem war das alles deshalb zwar lange noch nicht aber doch um einiges erträglicher. So hing ich also da wartete und versuchte gleichzeitig die eklige nass- warme Spur zu irgnorieren die Issrin auf ihrem Weg an meiner Kleidung hinterließ. .Leider hatte sie nicht gelogen und brauchte tatsächlich ewig lange für ihren Weg.
 

Schon von meiner Schulter bis zum Ellbogen vergingen sicher fünf Minuten und dann von dort zu meiner Hand mindestens noch mal so viele . Als sie dort endlich angekommen war verharrte sie sogar einen Moment und ich wurde für wenige Sekunden so schläfrig und irgendwie auch benommen dass ich beinahe losgelassen hätte als Issrin endlich weiterkroch .

Weitere zehn Minuten später hatte sie dann das Gras bewältigt und ich konnte die Yirk so gut wie nicht mehr sehen.

Jetzt war nur noch zu hoffen dass der Blaue wirklich existiert hatte.
 

Als ich nämlich so völlig hilflos da hing und auch mit der Yirk nichts weiter zu geschehen schien ausser dass sie jetzt oben war und ich nicht, war ich auch schon beinahe so weit daran zu zweifeln und ihn als Hirngespinst abzutun.
 

Sich in Tiere verwandeln können so ein Schwachsinn!

Ich verfluchte mich im stillen für die ganze blöde Idee überhaupt hier her gekommen zu sein und schloß bereits mit der Welt ab als plötzlich doch etwas geschah:

Ein seltsames Gebilde schien direkt aus dem Gras über mir zu wachsen!.
 

Erst war es zwar winzig und nicht viel größer als meine Hand aber es wuchs schnell. Immer schneller.

Es blähte sich auf als sei es ein großer Ballon.

Ein ziemlich ekliger schleimiger Ballon aus graugrünem Wabbelfleisch der nach dem er circa einen Meter Durchmesser erreicht hatte auch noch anfing sich in die Länge zu ziehen.
 

Eine unansehnliche schleimige Riesenschnecke, mindestens so lang wie ich selbst lag schließlich wenige Sekunden später über mir im Gras und ich konnte auch wenn ich von meiner Position aus längst nicht alles sah zumindest ein bisschen erkennen dass die Veränderungen weiter gingen.

Arme und Beine ploppten wie gallertartige Fleischwürste aus dem walzenförmigen Körper, verformten sich und bekamen schließlich Konturen und Knochen während an ihren Enden Finger und Hände wuchsen .

Die Haut wurde rosiger und auch zunehmend matter als der schützende Yirkschleim verschwand.

Haare dunkelbraun und lockig, - meine Haare- wuchsen rasend schnell aus der nackten Kopfhaut und ich hörte ein ersticktes Stöhnen.

So als würde die Gestalt die da gerade über mir „gewachsen“ war mit dem Gesicht nach unten flach auf der Erde liegen.

"Issrin?"

Rief ich zu ihr hinauf als ich das Gefühl hatte sie müsste jetzt eigentlich fertig sein doch sie antwortete nicht.

Stattdessen hörte ich aber mals ein Stöhnen. Diesmal klang es fragend.

Es folgte ein Rascheln als sie sich immer noch im Gras liegend ungeschickt zur seite drehte mit dem Rücken zu mir und dann hörte ich sie nur noch schreien.

Ein spitzer Mädchenschrei – meine eigene Stimme- hallte unnatürlich laut von den Bäumen wieder und zerriss die Stille des Waldes.

„Issrin!“

Rief ich wieder- nun allerdings panisch.

Endlich, abgelenkt durch meine Stimme hörte die Yirk auf zu schreien. Stattdessen begann sie zu lachen .

Das beruhigte mich etwas.

Allerdings auch nur bis sie sich mir zuwandte ,also auf dem Bauch liegend den Abhang hinunter spähte denn die Person die mir da entgegen sah war ich. Hundertprozentig und absolut so als würde ich in einen Spiegel sehen!.
 

Der einzige Unterschied bestand darin dass das Gesicht meines zweiten Ichs dass mir entgegenblickte mit Erde verschmiert war und glühte.

Also jetzt nicht abnormal wie die Leute in Comics wenn sie radioaktiv verstrahlt worden sind sondern einfach nur ziemlich crazy.

Ich meine da war einfach dieses Leuchten in ihren Augen und dieses absolut irre Grinsen .
 

„ Ich habe gewusst das ich es kann!. Es war mir in dem Moment klar wo ich mich auf dich konzentriert habe. Ich habe gespürt wie du ruhig wurdest. Alle Geschöpfe werden ruhig bei der DNS-Übernahme. Jetzt habe ich Beine und Füße und Knochen- !.Ich habe Haare und Finger und Arme. Und ich habe Augen!. Ich bin jetzt ein Mensch!.“

Gluckste sie schließlich und klang dabei wie ein kleines Kind während sie mir wie zum Beweis ihre Hände entgegenstreckte und an ihrer Haut herum zupfte.

„Trocken. sinnierte die Yirk weiter. Gleichzeitig rümpfte sie ein wenig angewidert die Nase und schien mich dabei fast zu vergessen.

„ Für Yirks ist das nicht gut. Gar nicht gut. Aber Menschen sind Landbewohner. Ihr müsst euch nicht feucht halten. “

„Issrin b i t t e !“

Die Erde unter meinem Fuß bröckelte etwas.

"Du mußt irgend was tun, ich kann mich nicht mehr lange halten."

„Ah ja , dich retten . Aber du weißt ja nicht wie das ist. Erst war ich ich und jetzt bin ich du. Es ist so faszinierend und seltsam. Nicht unangenehm aber ... Das einzige was mich stört ist allein zu sein in meinem Kopf. Kein Wirt , kein anderer Yirk um zu kommunizieren. Wie ertragt ihr Menschen die Einsamkeit? Yirks sind nie allein.“
 

Mein Fuß verlor den Halt.

Meine Finger gaben nach.

„ISSRIN! ICH STÜRZE AB! ICH WERDE DA RUNTERFALLEN MIR DEN HALS BRECHEN UND STERBEN UND DANN BIST DU WIRKLICH ALLEIN!“

Dieses Mal schrie ich und das schien Issrin endlich auf die Beine zu bringen.
 

Ohne ein Weiteres Wort sprang sie auf und kam wenige Sekunden später mit einem langen stabil aussehenden Ast zurück den sie mir hinunter hielt währnd sie sich selber gut an dem schlanken Baum abstützte zu dem die lebensrettende Wurzel gehörte die ich nun endlich loslassen konnte. Einmal ließ sie das Holz und damit auch mich zwar fast los da sie kurzzeitig mein ganzes Gewicht halten musste während ich irgendwie nach oben kletterte aber schließlich schafften wir es doch.
 

Unendlich erleichtert blieb ich einige Minuten im nassen Gras liegen und war einfach nur dankbar überlebt zu haben. Als dann aber die Feuchtigkeit des Bodens anfing durch meine Kleidung bis auf meine Haut vorzudringen befand ich dass es vielleicht doch ganz gut wäre endlich aufzustehen.

„Danke „ Sagte ich zu Issrin die irgendwie seltsam zusammengekauert vor mir am Boden hockte und mich interessiert musterte.

Ihre Zähne klapperten und sie rieb sich mit den Händen über die eng vor der Brust verschränkten Arme .
 

Verwirrt sah ich genauer hin und erst als ich mich weit genug gefasst hatte realisierte ich dass sie vollkommen nackt war.

Natürlich denn Kleidung war kein fixer Bestandteil meiner DNA aber dennoch obwohl es nicht mal ein echter anderer Mensch war der da vor mir hockte wie ein Häufchen Elend verschwitzt und mit bereits leicht blauen Lippen sondern nur eine täuschend echte Homo Sapiens -Kopie von mir selbst war ich peinlich berührt und musste sogar wegsehen als ich schließlich hinter Issrin trat und ihr wortlos meine Jacke über die Schultern legte.

„Was hast du vor?“

Fragte sie sofort und wollte sie sogar wieder abstreifen obwohl ihr sicher ganz elendig kalt war.

„Du frierst und du hast nichts an. Vertrau mir in diesem Punkt einfach auch wenn ich sowieso nur irgendein böser Wirt bin der dich aufs Kreuz legen will “

Erklärte ich ihr trocken.

„Frieren... Natürlich."

Gedankenverloren zog Issrin meine Jacke fester um ihren Menschenkörper und versuchte auch irgendwie die Beine darunter zu ziehen was ihr aber allerdings nicht ganz gelang.

„ Auch wir haben ein Kälteempfinden. Aber es ist nicht so wie bei euch . Wir sind nicht homöotherm.“

„Okay, "ich seufzte. "Dann sind wir uns ja einig dass homöotherm zu sein ohne Kleidung mitten im Wald und das auch noch Anfang Oktober eine ganz schlechte Idee ist. Dafür kriegst du allerhöchstens den Darwin-Award. Vielleicht solltest du dich also jetzt lieber wieder… na ja.. z u r ü c k m o r p h e n ?! “ .

„Ja, das sollte ich tun.“ Issrin sah mich an und ich weiß nicht wie ich ihren Blick beschreiben soll. Sie wirkte irgendwie ratlos und verloren.
 

All die Euphorie die sie gerade eben noch darüber empfunden hatte nun tatsächlich in einem menschlichen Körper zu stecken und morphen zu können war von einer Sekunde zur anderen einer seltsam melancholischen Stimmung gewichen und sie verwandelte sich auch nicht zurück.

Plötzlich ohne ersichtlichen Grund stand die Yirk sogar auf .
 

Sie ließ meine Jacke fallen und es schien als wolle sie den weg zurückgehen den wir gekommen waren. Jedoch schaffte sie nur ein paar schrite bevor sie ins Schwanken geriet und einfach umfiel.

Zu ihrem Glück war ich ihr gleich nachgelaufen und konnte sie so gerade noch auffangen kurz bevor sie mit dem Kopf vorraus auf den Boden knallte.

„Was ist los ?“ Fragte ich.

„Ich…ich weiß nicht. Es ist dieser Körper…Alles dreht sich. Mein Herz rast und ich fühle mich plötzlich so schwach . Ich zittere und mein Kopf… mein Kopf ist… Bei N o o r g e s h , es ist so still!"

Die Stimme der Yirk brach.
 

Zwar weinte sie nicht aber ihre Augen glitzerten und neben den blauen lippen war sie auch gefährlich blass.

"Vielleicht ein Schock." schlug ich vor.

"Ich meine es ist doch alles ein bisschen viel gerade oder und Menschen reagieren eben so wenn sie ziemlich viel Angst haben und überfordert sind. Manche übergeben sich sogar oder der Kreislauf klappt zusammen. Das ist alles ganz normal. "

"Angst. Ja das könnte es sein. Aber... aber ich...ich habe es noch nie so nah gefühlt und hatte bisher immer die Möglichkeit mich etwas zurückzuziehen von diesen ganzen Symptomen "

"Ja, entweder das oder du hast diese ganzen Symptome- zumindest die psychischen- bei mir ausgelöst .Deine Disziplinierungsmaßnahme ganz am Anfang . Sicher erinnerst du dich."
 

Obwohl sie mir irgendwie wirklich leid tat während sie sich gegen meine Schulter lehnte und am ganzen Körper zitterte konnte ein Teil von mir sich diese Bemerkung nicht verkneifen.

Ich meine das muß man verstehen, soviel Macht hatte Issrin auf mich ausgeübt in den letzten zwei Monaten.

Sie hatte mich zu oft unterdrückt, gedemütigt und erpresst und ich genoß es einen kurzen Moment auf eine beinahe sadistische Weise sie zu verspotten.

Allerdings nur solange bis ich sie wieder an sah denn an den überheblichen Yirk der mir bestimmt hunderte Male damit gedroht hatte meine Mutter und meine Schwester Emily zu Wirten machen zu lassen erinnerte nichts mehr.
 

Issrin war einfach nur starr vor Angst , wie verloren in einem fremden Körper und ich war im Moment kein bisschen besser wie sie.

"Vergessen wir das, okay? .Morph dich einfach nur wieder zurück damit wir endlich gehen können. Ich will einfach nur mehr nachhause." Murmelte ich.

Gleichzeitig ekelte ich mich plötzlich vor der Berührung ihres duplizierten Körpers und stieß die Yirk etwas grober als beabsichtigt von mir weg.

Sie stolperte und ich hörte sie schluchzen als sie hin fiel doch dieses Mal half ich ihr nicht.
 

Ich hockte ich mich einfach nur mit dem Rücken zu ihr ins feuchte Gras und wartete. Einerseits weil ich ihren Anblick nicht länger ertragen konnte, anderer seits aber auch weil mir sehr wohl klar war das selbst das Wenige was ich von der Verwandlung Yirk zu Mensch mitbekommen hatte ausreichte um mir mindestens zwei Wochen lang Alpträume vom Feinsten zu bescheren .
 

Sicher der Morphingtechnologie verdankte ich mein Leben aber es war trotzdem auch widerlich genug um auf eine weitere genauere Beobachtung dessen was sich nun hinter mir abspielte freiwillig zu verzichten.

Erinnerung

Auf dem Heimweg war Issrin die ganze Zeit über merkwürdig still.

Sie überließ mir sogar die Kontrolle über meinen Körper und ich verbrachte einen wundervollen Nachmittag mit meiner Familie ohne auch nur ein einzges Mal an ihre Anwesenheit oder diese Sache mit dem Morphen erinnert zu werden.
 

Erst am sehr späten Abend als ich dann im Bett lag und beinahe schon eingeschlafen war sagte sie meinen Namen.

"Bitte nicht!"

Murmelte ich müde und vergrub meinen Kopf unter dem Polster während ich in Gedankensprache ziemlich mies gelaunt hinzufügte:

< Der Tag war auch so schlimm genug und du hast dich stundenlang nicht gemeldet, Issrin. Warum ausgerechnet jetzt wo ich schlafen will?>

<Weil ich mit dir sprechen muß und du wirst mir zuhören, jetzt auf der Stelle... Ich will dich nicht uninformiert lassen>

<Okay,>

Ich setzte mich halb auf und stopfte mir meinen Kopfpolster hinter den Rücken damit ich mich nicht an die kalte Wand lehnen musste.

<Dann erzähl mal. Ich höre zu>

< Tatsache ist dass ich die Macht des Morphens besitze. Ich bin der erste Yirk mit dieser Eigenschaft und dein Körper hat sie ebenfalls. Du bist der erste morphingfähige Wirt- ausgenommen Visser Dreis Andalitenkörper. Das macht dich unvorstellbar wertvoll.>

<Wie bitte? M e i n Körper?. Gar nicht mehr d i e s e r Körper oder d e i n e r?!. Das sind ja ganz neue Töne >

Gluckste ich amüsiert doch Issrin hatte dieses mal seltsamerweise so gar keinen Sinn für Humor und wurde nur wütend .

<Wessen Körper auch immer, verstehst du nicht ?!. Ich muß deine Fähigkeiten meinem direkten Vorgesetzten melden.

Gleich Morgen Früh und das einzig Positive daran ist, dass man dadurch weder meine nahen Geschwister noch Yaheen oder mich hinrichten wird, falls ans Licht kommt dass wir meine Voor- Har Infektion verschwiegen und das Imperium bestohlen haben.

Ich habe keine Zeit für deine dummen Spiele!>

Fuhr sie mich an.
 

Doch ich verstand tatsächlich nicht und die offensichtlich schlechte Laune der Yirk verwirrte mich nur noch mehr.

Immerhin hatte ja auch der Blaue gesagt dass Issrin ihre Artgenossen informieren würde.

Bestimmt wird sie befördert und der Auftrag um den sie sich ohnehin nicht sonderlich gerissen hat, wird jemand anders zugeteilt, also läuft doch alles glatt für sie.

Stellt sich jetzt nur noch die Frage wer ihr unmittelbarer Vorgesetzter ist.

Meint sie diesem Mistkerl Sub-Visser Zweihundertdreiundfünfzig dem ich einmal im Yirkpool "begegnet" war, oder diesen anderen Yirkgeneral Visser Zwanzig-irgendwas? Ist sie vielleicht deswegen so nervös?. Ist er auch wie Visser Drei?

< Visser Neunundzwanzig .Nein er ist nicht wie Visser Drei.>

Antwortete Issrin auf meine privaten Gedanken .

<Aber ich muß auch nicht ihn oder Sub-Visser Zweihundertdreiundfünfzig informieren, sondern Yaheen Zwei-Zwei-Vier.>

<Y a h e e n ?!>

Kurzzeitig war ich wirklich sehr erstaunt.

<Aber ich dachte eher ihr...->

<Du dachtest wir stehen uns nahe weil sie mich gerettet hat. Nun das tun wir auch, zu mindestens nach Yirkverhältnissen. Immerhin ist sie mein Nessirk – eine Art hoher Leutnant des Imperiums- u n d mein Vormund. Jetzt hast du Fragen. Viele...

Hör dir erst an was ich dir zu sagen habe und entscheide dann ob du sie mir stellen willst >
 

Issrins Emotionen die mir seltsamer weise sehr viel näher waren als sonst, berührten mich.

Ich nahm eine Art Zerrissenheit wahr.

So etwas wie einen leichten Anflug von Konfusion und einem Hauch Sorge.

Es verwirrte mich wirklich sehr, besonders das letzte aber es machte mich auch neugierig .

Deshalb schwieg ich und stellte etwas erstaunt fest, dass Issrin zu erst die Kontrolle übernahm, bevor sie endlich zu einer Erklärung ansetzte.
 

<Fakt ist dass ich sowie dein aktueller Status dem Imperium bekannt ist Order bekommen werde dich frei zu geben. Nicht erst in vier Tagen sondern sofort. Du wirst dann viel zu wichtig sein um weiterhin als Testobjekt verschwendet zu werden.

Vielleicht wirst du einem Visser zugeteilt oderein Mitglied des hohen Rats selbst erhebt Anspruch auf dich als permanenten Wirtskörper. Du wirst dein Land verlassen müssen, deinen Kontinent... Möglicherweise auch deinen Planeten.

Da aber die Eroberung dieses Planeten nicht abgeschlossen ist, wird Yaheen auch nichts für die anderen beiden Objekte…Deine F a m i l e tun können.

Natürlich werde ich sie bitten deine Loyalität bei der Zuteilung zu berücksichtigen, aber das ist alles.

Sie werden zu Wirten gemacht. Alle beide.>

<W a s?!>

Flüsterte ich in Gedanken und hatte kurzzeitig das Gefühl außerhalb meines Körpers zu stehen.

<Das ist doch jetzt nur ein Scherz Issrin oder? ich…ich meine s a g mir dass das nur ein schlechter Scherz ist!.

Du und ich wir hatten einen Deal!. Du hast immer wieder gesagt man wird sie verschonen. Du hast gesagt sie sind unwichtig und du wirst alles dafür tun damit man sie in Ruhe lässt wenn ich dich nicht bekämpfe. Du hast es v e r s p r o c h e n und ich h a b e dich nicht bekämpft!. ich habe sogar dein L e b e n gerettet!. Bei Gott Emily ist doch erst zwölf weißt du was du ihr damit antust?!. Du k a n n s t das nicht ernst meinen. Wenn du das tust dann bist du nicht einen Deut besser als Visser Drei!. Du…->.

<Still!, >

Zischte Issrin wütend. <Ich warne dich Lou, strapaziere nicht meine Geduld in dem du mich mit diesem halbandalitischen Leichenfresser vergleichst. Ich habe mein Wort gehalten solange es in meiner Macht stand das zu tun.

Unsere V e r e i n b a r u n g war nie offiziell gültig, du weißt es! Außerdem wäre es einfacher für mich zu schweigen.

Es ist ein bloßer Akt der Freundlichkeit dich zu informieren!>

<Einen Akt der F r e u n d l i c h k e i t nennst du das?! . Warum erzählst du mir überhaupt was du mit Em und Mama vor hast?. Macht es dir vielleicht auf irgendeine kranke Art einfach nur S p a ß mich daran zu erinnern dass ich weitergereicht werde wie irgendein lebloses Ding?, Genießt du es mir zu sagen dass man jetzt auch noch meine Familie versklaven wird nach dem ich mitgeholfen habe die letzte Hoffnung der Menschheit an euch auszuliefern ?! .Bestimmt wirst du auch diese fünf anderen Kinder grinsend deinen Leuten übergeben und auch noch behaupten du tust ihnen damit einen Gefallen!.>

In der Art und weise wütete ich weiter. Wie lange genau weiß ich nicht aber Issrin überließ mich auch einfach meiner Wut .
 

Das war es ja gerade was es auch irgendwie noch viel schrecklicher machte: Dass ich sie nicht einmal wirklich dafür hassen konnte denn ich spürte ja die ganze Zeit dass sie nicht gerade glücklich war mit dieser Situation .
 

Wie viel einfacher wäre es für mich wenn ich sie einfach nur verachten und hassen könnte!.

Dachte ich bitter als meine mentalen Kräfte schließlich erlahmten.

Wenn sie mich einfach nur für mein Verhalten bestrafen und wie ein kranker Sadist auslachen würde wäre der Gedanke an das was meiner Familie und mir bevorstand um einiges leichter zu ertragen.

<Du kannst mich weiter beschimpfen . Hasse mich und versuch gegen meine Kontrolle zu rebellieren!

Ich werde dich nicht dafür bestrafen. Weder jetzt noch später. Aber selbst wenn es dir Erleichterung verschafft – zumindest kurzzeitig- wird es deiner Familie nicht helfen. Durch dich kenne ich sie und man könnte versuchen es volontär zu tun. Du könntest mit ihnen sprechen.>

<N i e m a l s !>

Fauchte ich immer noch unter Schock vor Angst und Wut doch Issrin redete einfach weiter .

<Täusche dich nicht Lou. Glaube nicht ich empfinde kein Bedauern darüber mein Wort brechen zu müßen denn das tue ich und gäbe es die Möglichkei,t würde ich deine Schwester beanspruchen. Als meinen Wirtskörper. Aber ich bin kein Zivilist und habe andere Aufgaben. Bedauerlicherweise>
 

Ein leichtes Echo von Issrins Emotionen drang zu mir durch während sie mit mir sprach. Ich fühlte so etwas wie Furcht . Doch es kümmerte mich nicht.

<Warum erzählst du mir das alles?. Warum hast du auf einmal so viel für mich übrig und was willst du mit Emily?

Willst du sie damit beschützen?,vor was?. >Fragte ich .
 

Doch Issrin ließ sich davon nicht beirren.

<Das Warum ist ganz allein meine Angelegenheit. Eine Antwort steht dir nicht zu.>

Sagte sie schlicht und zog sich gleichzeitig merklich von mir zurück

<Nur so viel: Du könntest beruhigt sein, Ich würde sie gut behandeln. Aber das ändert nichts an meiner Situation. Deshalb werde ich keine Sekunde zögern deine Familie auszuliefern, wenn es mir befohlen wird. Du hast Yaheen Zwei-Zwei-Vier kennengelernt und nach yirkanischen Verhältnissen ist sie überaus korrekt: Ein treuer Diener des Imperiums und kein Quäler. Sie duldet solche auch nicht lange unter ihren Untergebenen und vor allem wird es auch nur wenig brauchen um Emily und deine Erzeugerin zur Aufgabe zu bewegen. Sie werden nicht lange leiden. >

<Oh doch sie werden leiden! Sie werden leiden wie ich gelitten habe und es immer noch tue. Du lebst vielleicht in meinem Kopf Issrin und du warst ganz kurz die billige Kopie eines echten Menschen aber du verstehst trotzdem nichts von uns!. Absolut g a r n i c h t s !. Also schenk dir dein Mitleid. Meine Familie braucht nichts von dir und ich auch nicht!>

Gab ich böse zurück doch Issrin antwortete mir auch nicht mehr.

Sie kontrollierte zwar weiterhin meinen Körper aber hatte sich gleichzeitig mental vollkommen von mir abgeschirmt.

So lag ich also halb im Bett starrte an die Wand und war zu keiner einzigen Bewegung fähig .
 

Unter anderen Umständen hätte ich das mit Sicherheit ziemlich merkwürdig gefunden denn vor unserem Erlebnis im Wald hätte die Yirk nach einer Antwort wie meiner Letzten keine Sekunde gezögert mich dafür brennen zu lassen.

Niemals hätte sie sich von mir derart beschimpfen lassen ohne mich anschließend dafür zu bestrafen. Es hätte mich wirklich stutzig machen sollen einfach so davon gekommen zu sein doch das tat es nicht weil mir einfach alles egal war.
 

Vor meinem geistigen Auge sah ich stattdessen nur wie die beiden Menschen die ich am

meisten liebte gewaltsam zu Sklaven des yirkanischen Imperiums gemacht wurden.

Ich stellte mir vor wie man sie hinunter zum Yirkpool bringen würde.

Wie sie schreien und weinen würden kurz bevor man ihre Köpfe in die bleifarbene Flüssigkeit tauchte.
 

Ich stellte mir vor wie die zwei Yirkschnecken denen man ihre Körper zugeteilt hatte, nachdem Mama und Em erst fast im Schleim des Yirkpools ertränkt worden waren, schließlich in ihre Ohren kriechen würden.

Immer und immer wieder.
 

Eigentlich war ich mir sicher gewesen so auf keinen Fall mehr einschlafen zu können aber irgendwann, irgendwie passierte es doch.

Ich schlief ein und ich träumte.
 

Im Traum stand ich wieder vor der Baustelle.

Hinter mir war das riesige Gebäude und rundherum die fremde Stadt die der Blaue uns gezeigt hatte .

Die Stadt .
 

"Du kennst diese Stadt dein Gefühl schon einmal hier gewisen war kein Irrtum du w a r s t es."

Sagte Issrins Stimme.

Ich wollte mich bewegen, wollte mich von der Baustelle abwenden aber ich kam nicht vom Fleck.

Mir blieb nichts anderes übrig als da zu stehen und mir anzusehen was immer ich auch sehen sollte.

So als stünde ich wieder unter der Macht des Blauen obwohl es nur ein Traum war .

Der Blaue!... die M a c h t !.

"...Normalerweise mischen wir uns nicht in die Belange anderer empfindungsfähiger Wesen ein aber diese Regel wurde bereits mehrmals verletzt.

Von einer anderen Macht als unserer .Ich bin nur hier um zu berichtigen und zu geben was verloren gegangen ist ... die Leben vieler anderer beeinflussen... das Schicksal womöglich in die richtigen Bahnen lenken... "

Murmelte die Stimme des allmächtigen Wesens in meinem Hinterkopf und dann auf einmal änderte sich die Kulisse meines Traums.
 

Plötzlich war es Tag und ich sah anstatt des unheimlichen Baugrundstücks auf dem der Andalitenprinz Elfangor gestorben war ein beinahe fertiggestelltes Haus.

Es war weiß verputzt und ziemlich groß ,

Auffällig bunte Vorhänge von denen kein einziger zu den restlichen passen wollte schmückten sehr sauber geputzte Fenster. Ein nagelneuer nach frischen nadelholz duftender Holzzaun umgab das Grundstück und auch alles andere sah ausgesprochen einladend und gepflegt aus.
 

Ich wusste plötzlich irgendwie auch dass dieses Haus auf seiner Rückseite eine überdachte Holzterrasse hatte von der aus man auf einen kleines langweiliges aber sehr gepflegtes Stückchen Rasen sehen konnte das wiederrum von einer dichten Hecke umsäumt wurde .

"Du warst schon einmal hier. Du kennst diese Gegend . Diese Stadt!.Sie heißt...-"
 

Verwirrt blickte ich mich um und stellte überrascht fest dass nicht nur die Gegend sich verändert hatte sondern ich auch.

Ich war jetzt nämlich nicht mehr achtzehn Jarhe alt sondern ein kleines Mädchen und meine Mama- ebenfalls viel jünger und ohne Sorgenfalten dafür aber mit kugelrundem Schwangerschaftsbauch war ebenfalls da.

Sie stand lächelnd direkt neben einem großen muskulösen Mann der mich auf dem Arm trug .

"Bald schon werden wir alle hier wohnen Lou. Sagte er auf einmal zu mir "Schon dieses Jahr wenn deine kleine Schwester auf der Welt ist ist das Haus ganz fertig und dann hole ich euch nach. Wir werden hier alle zusammen Weihnachten feiern und du wirst deine Onkel und deine Cousins endlich kennenlernen . Freust du dich?."

W a s ?
 

Verwirrt sah ich den fremden Mann an der mit mir nun ausgelassen im Kreis herumtanzte.

Er hatte einen amerikanischen Akzent, lachende grünbraune Augen, ein blasses Gesicht mit einer ziemlich markanten Nase und einen Dreitagebart. Seine dichten, dunkelbraunen Locken hüpften lustig auf und ab wenn er den Kopf bewegte und kitzelten mich an der Wange .

Es waren Die selben Locken und die selben Augen!.

Er hat die gleichen Locken und Augen wie i c h !...

Versprechen

"Daddy!"
 

Schlagartig war ich wach und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die dunkle Stille meines Zimmers. Die Erinnerung an meinen Vater war noch so verwirrend frisch und vertraut in meinem Kopf dass es richtig weh tat.
 

Immerhin hatte ich ihn geliebt damals eben ganz genau so wie nur ein kleines Mädchen ihren Papa lieben konnte. Für mich war er ein Held gewesen der absolut alles konnte und in einem geheimnisvollen märchenhaften Land wohnte aus dem neben Disneyfilmen und Coca Cola auch noch all diese anderen coolen Sachen kamen die das Herz einer Sechsjährigen höher schlagen ließen.

Ich hatte ihn vergöttert bis zu diesem einen Tag vor gut zwölf Jahren an dem er von heute auf morgen einfach verschwunden war .

Er hatte meine Mutter und uns Kinder ohne jede Erklärung von jetzt auf gleich auf einem Berg Schulden und mit einem halbfertigen Haus in den USA sitzen lassen.

Alle Briefe die meine Mama ihm geschrieben hatte um irgendwie wieder in Kontakt zu kommen waren ungeöffnet wieder zurückgekommen da unbekannt verzogen.
 

Auch auf Telefonanrufe reagierte mein Vater nicht mehr.

An seinem Arbeitsplatz sowie auch bei den Behörden schien ihn niemand zu kennen und da meine Mama und Alex eben nun mal eine Fernbeziehung par Excellence geführt hatten und sie sich zu der Zeit zusätzlich zu zwei kleinen Kindern auch noch um ihre eigene an Krebs erkrankte Mutter hatte kümmern müssen hatte einfach das notwendige Geld gefehlt um mal schnell in die USA zu fliegen.
 

Schweren Herzens verkaufte Mama also drei Monate nach dem mysteriösen Verschwinden ihres Verlobten das gemeinsame Haus um einiges weniger als es eigentlich wert war nur um es schnellstmöglich loszuwerden und strich meinen und Ems Erzeuger damit unwiderruflich komplett aus unserem Leben.

Es gab nicht mal ein Foto von ihm in den Familienalben oder sonst irgendwas. So als hätte er nie existiert.
 

<Ja dein V a t e r . Die Erinnerung lag tief verborgen und überlagert in deinem Bewusstsein. Es war schwer sie zu erreichen. Aber die Bilder die sie verursachte bis ich es schaffte sie vollständig hervorzuholen, waren sehr faszinierend.>

Issrin!.

Sie hat also in meinem Hirn herumgestochert während ich geschlafen habe und mir diesen Traum beschert !.

<Ja das habe ich. Ich dachte es müsste einfacher gehen das Engramm zu erreichen wenn du schläfst. Es war nicht meine Absicht dich zu wecken .>

Nicht ihre Absicht, was soll das sein sowas wie eine Entschuldigung?!,.

Mir entkam ein höhnisches Lachen.
 

Ich meine das muss man sich nur einmal vorstellen: Das war meine letzte Nacht mit meiner Familie, vielleicht sogar die letzte Nacht auf diesem Planeten und diesem Ding in meinem Kopf fiel nichts besseres ein als sich über mich lustig zu machen und mich mit privaten Erinnerungen zu quälen die ich lange zeit erfolgreich versucht hatte zu vergessen.
 

Ich konnte auch absolut nicht mehr verstehen warum ausgerechnet sie über die Ermordung von Prinz Elfangor Abscheu verspürt hatte.

Immerhin wird Issrin sobald der Morgen kommt in meinem Körper direkt zu Yaheen laufen, erst meine Familie zu Sklaven machen lassen und anschließend auch für den Tod der fünf Morphkrieger verantwortlich sein .

Sie ist in keiner Weise anders als Visser Drei!

<Ich wollte dich weder quälen noch amüsiere ich mich. Das will ich klar stellen. Mein Interesse gilt den Absichten des Energiewesens und was meine Gefühle gegenüber dem Visser betrifft lag die Ursache meines Ekels nur an der Art der Hinrichtung des Andaliten, nicht an seinem Tod.

Ich habe schon viele Vollstreckungen gesehen. Unter anderen auch den Tod eines verräterischen Yirks durch Kandrona-Entzug an Bord von Visser Neunundzwanzigs Mutterschiff. Ich beobachtete ich schon einige Verhöre gefangen genommener Angehöriger feindlicher Wirtsspezies auf der Ya-Terash und das zu einer Zeit wo ich noch wesentlich jünger war als heute>

Verhöre von von Wirten?!

Dachte ich nur denn ich weigerte mich zwar nach wie vor strickt direkt mit Issrin zu sprechen aber war gleichzeitig auch verwirrt.

Warum sollten Kreaturen wie die Yirks die ja einfach in das Gehirn ihrer Gefangenen eindringen können Zeit damit verschwenden lang und breit irgendwelche Fragen zu stellen die der Feind jederzeit mit Lügen beantworten kann? .

<Eine kluge Frage. Für einen Menschen >
 

Issrin lachte grimmig bevor sie fortfuhr:

<Natürlich handelt es sich dabei um keine echte Befragung. Das richtige Wort dafür wäre eher Masseninfestation denn ein Wirtskörper wird dabei innerhalb sehr kurzer Zeit von vielen unterschiedlichen Yirks besetzt wobei der Erste alle wichtigen Informationen aus dem noch intakten Gehirn herausholt und den Platz danach an andere freigibt die unter langsamer Folter den Verstand vollkommen zerstören. Wäre ich selbst Visser Drei gewesen, hätte ich diesen andalitischen Shighadar auf mein Kommandoschiff bringen lassen. Ich hätte angeordnet seine Wunden zu versorgen und ihn nach einer kurzen Erholungsphase im Kryoschlaf so lange wie nur möglich am Leben zu erhalten um genau das tun zu können.

Da ich als Visser auf Grund meines Ranges als erster Yirk das Privileg gehabt hätte in sein Gehirn einzudringen, hätte ich augenblicklich erkannt dass die Morphkrieger Menschen sind . W e r sie sind.

Somit hätten wir neben fünf morphingfähigen Körpern auch den Escafil-Würfel für uns beanspruchen können.

Du siehst also, Elfangor das Tier a l l e i n e zu töten, seine Erinnerungen ungenutzt vergehen zu lassen , seinen Körper dann auch noch zu fressen wie ein primitives Tier war egoistisch, dumm und widerwärtig.

Gegen die Natur jedes Yirks, eine Behinderung der erfolgreichen Inbesitznahme dieses Planeten.

Sogar ein debiler V e e r i k wäre ein würdigerer Visser als dieser nutzlose Abschaum . Er wird für diesen Fehler mit dem Leben bezahlen sobald mein Bericht den übrigen Führern der dritten Reihe vorliegt. >

<Was?!,>

Musste ich einfach fragen und vergaß wie betäubt von Entzetzen und Ekel sogar völlig meinen Vorsatz zu schweigen.

<D a s hättest du mit dem Andaliten getan obwohl er verletzt war und wehrlos?!. Was für eine Art von widerlicher Kreatur bist du eigentlich?.Ich meine gibt es überhaupt irgend eine n o r m a l e Regung in dir?! >

<N o r m a l. Was für ein Wort ausgerechnet von einem Beutejäger>
 

Issrin lachte wieder dieses mal allerdings als hätte ich gerade einen sehr guten Witz erzählt bevor sie vollkommen ungerührt hinzufügte <Hasse mich!, verachte mich Lou. Es spielt keine Rolle. Du stellst Fragen und ich beantworte sie. Ich bin ehrlich und verschweige nichts solange ich noch in dir bin. So war es abgesprochen.

Aber es war nicht Teil der Abmachung das die Antworten deinem egozentrischen Fleischfresserverstand gefallen werden. Abgesehen davon haben A n d a l i t e n , besonders Elfangor das Tier zig tausende Yirks ermordet. Wir befinden uns mit ihnen seit über dreißig eurer Jahre im Krieg und sie sind dreckige Mörder und Lügner. Verräter die keine Gnade kennen. Daher verdienen sie auch keine.Ich denke diese Antwort ist deinem Denken vertrauter.>
 

Eine Weile schwiegen wir Beide .

Dann als ich mich wieder etwas beruhigt und Issrins Informationen halbwegs verdaut hatte fiel mir plötzlich noch etwas ein.

<Weißt du zumindest wem Mama und Em zugeteilt werden könnten?.Ich meine kennst du Yirks die dafür in Frage kommen würden?, hast du zumindest irgend eine Ahnung?.>

<Nein. >

Gab Issrin knapp zurück.

<Das zu wissen ist nicht die Aufgabe eines niederen Initianten. Abgesehen davon bin ich noch nicht lange in Yaheens Einheit. Aber die Beiden werden für unsere Belange nicht sehr wichtig sein und ich werde mit meinem Vormund sprechen.

Aufgrund dessen was ich über das Auswahlverfahren der Objekte weiß nehme ich an das der Wirtscode des adulten weiblichen Objekts…- deiner M u t t e r – wie deiner zu anfangs auch- auf vierundfünfzig enden wird. Das Mädchen ist jung und deine Schwester. Du hast einem Yirk das Leben gerettet und verdienst daher die Freiheit- zumindest glaubt Yaheen das - Darauf wird sie auch als vierter Nessirk Rücksicht nehmen.

Wahrscheinlich wird Emily als Vierzehner klassifiziert und als permanenter Wirtskörper einem Zivilisten zugeteilt. Möglicherweise auch einem Techniker oder Wissenschaftler an Bord von Visser Neunundzwanzigs Mutterschiff.

Wer auch immer sie übernehmen wird, sicher ist dass sie beide mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Position enden in der sie nicht Gefahr laufen getötet zu werden. Das ist es doch was du hören willst.>
 

Ja das war es und auch wenn ich noch immer schreckliche Angst hatte verging zumindest allmählich meine Wut auf Issrin und wurde von tiefer Traurigkeit abgelöst denn mir wurde klar dass die Yirk tatsächlich kaum irgendetwas tun konnte um meiner Familie zu helfen und das Wenige das in ihrer Macht stand würde sie mit vollstem Einsatz tun.

Ich wusste es einfach.
 

<Danke , Issrin. >

Sagte ich leise und in meiner Kehle saß ein schmerzhafter Kloß während Tränen über meine Wangen liefen.

<Nicht! > Zischte die Yirk warnend und ihre Gedankenstimme klang kalt während sie die Kontrolle übernahm um mich am Weinen zu hindern und brüsk meine Tränen wegwischte.

<Danke mir nicht Es gibt keinen Anlass dazu. Du hast mein Leben gerettet und ich stehe in deiner Schuld.

Alles dafür zu tun deinen nächsten Angehörigen das Unvermeidliche so angenehm wie nur möglich zu machen ist das Höchste was du als Gegenleistung erwarten kannst . Das E i n z i g e was ich tun kann.>

18-1.4-1

-Generation 700, mittlerer Zyklus, Tag 86,4 / 18-1.4-1

-Erddatum: 07.09.1999 (Gregorianischer Kalender, Kontinent: Europa)
 

Die Übernahme einens freigeborenen Körpers ist aufregend und schockierend zugleich. Dieser Wille. Dieser Hass !.

Die unbeschreibliche Angst des Wirtsverstandes.

Es lässt sich kaum in Worte fassen.

Noch um einiges intensiver ist es allerdings wenn es sich dabei um einen Menschen handelt.
 

Ich musste mein Objekt zu anfangs disziplinieren was sehr unangenehm für mich war.

Trotz aller Instruktionen meines Vorgesetzten, trotz all dem Wissen über die Infestation eines Angehörigen dieser noch nicht vollständig eroberten Spezies das man mir zu vermitteln versucht hat. Es gibt nichts, absolut nichts was einen Yirk tatsächlich auf den ersten Kontakt mit dem Geist einer solchen Kreatur vorbereiten kann denn Menschen sind - obwohl sie technologisch äusserst primitiv sind - eine eher komplexe Spezies.
 

Ähnlich komplex wie die Nahara aber gleichzeitig auch willensstark wie die ansonsten geistig äusserst minderbemittelten Hork Bajirs.

Ihre mentalen Abwehrmechanismen hingegen sind sehr gering. Vergleichbar mit denen der Maks oder Taxxons und ähnlich wie die Taxxons werden sie auch von einem äusserst starken Erhaltungstrieb gelenkt.

Dabei handelt es sich allerdings nicht um den Fress- oder Jagdinstinkt wie man es bei einem egozentrischen, hierachisch lebenden Omnivoren mit einer Präferenz für Fleisch erwarten würde sondern um den Wunsch sich fortzupflanzen.
 

Deshalb gibt es auch so viele von ihnen denn mit sieben Milliarden Wesen auf nur einem einzigen, relativ kleinen Planeten stellen sie tatsächlich die massenreichste Wirtsspezies unter all den anderen Lebensformen dar die wir uns zu diesem Zweck bereits zu eigen gemacht haben.

In Kontrolle sind sie schwierig, selbst die Volontären denn sie lassen sich durch nichts zum Schweigen bringen ausser durch eine gut durchgeführte Semi-Inzision.

Selbst mein Observator sagt das.
 

Natürlich stellt sein eigener Wirtsgeist ängst keine Bedrohung mehr dar. Ebenso wenig wie der meines Körpers. Aber die Unfähigkeit zur Rebellion durch wachsende Kongruenz ändert im Gegensatz zu den anderen Wirtsarten noch lange nichts an ihrer Gefährlichkeit denn die meisten Menschen geben nicht auf.
 

Viel mehr lauern sie, beobachten und leisten mit anderen Mitteln Widerstand. Eines davon und mit Abstand das Gefährlichste ist dabei die Kommunikation denn viele von ihnen beginnen bereits nach kürzester Zeit zu diskutieren und zu argumentieren.

Sie versuchen, kaum hat sich der erste Schock über den vollständigen Verlust der Körperkontrolle etwas gelegt, langsam aber stetig in Kontakt zu treten und da sie den Yirk trotz seiner überragenden Fähigkeiten keines wegs als überlegen akzeptieren wollen sprechen sie eigentlich fortwährend mit dem Ziel gehört und schlussendlich als gleichwertig akzeptiert zu werden.

Es klingt lächerlich ja und viele Yirks die noch niemals selbst den Verstand eines Menschen in ihrem eigenen gefühlt haben werden es vermutlich auch nicht verstehen aber Menschen – das ist eine Tatsache- sind nun einmal weder Hork-Bajirs noch Maks oder Taxxons.

Und erst recht sind sie keine Gedds mit freien Händen.

Viel mehr befinden sie sich bereits weit ab der neolithischen Phase und haben neben einem starken Ego auch ein unverrückbares Bild über sich und ihren Platz in der Welt die sie sich selbst erschaffen haben.
 

In dieser Hinsicht ähneln sie wohl eher Leeranern oder Ongakianern und wie bei diesen Spezies kann man diese leidige Tatasache auch bei den Menschen mit noch so vielen Disziplinierungsversuchen nicht ändern.

Ein freigeborener Mensch wird niemals schweigen und will man ihn nicht brechen, muß man lernen mit der fortwährenden unwillkommenen Untertonung des eigenen Lebens und Handelns zurecht zu kommen.

Äusserst lästig zwar aber keines wegs gefährlich und wenigstes weniger stumpfsinning -monoton als das Gejammer freigeborener Hork-Bajirs , werden viele jetzt meinen.

Ein geringer Preis für ein aufrechtes Leben in einem solchen Präzisionswerkzeug und sie haben natürlich Recht.
 

Ein menschlicher Körper ist ein wahres Wunderwerk der Evoution und diesen Preis allemal wert. Natürlich ist auch das“ Geplapper“ nicht gefährlich. Zumindest solange man sich nicht näher darauf einlässt.

Leider ist das jedoch auf die Dauer beinahe unmöglich und ist einem Menschen erst ein mal das gelungen was er will, begeht man erst einmal den unverzeihlichen Fehler ihm tatsächlich zu lange zu zu hören, kann es sein dass es einem den Verstand kostet.
 

"Besser aufrecht sterben als auf den Knien leben."

Ein berühmter Mensch namens Emilliano Zapata hat das gesagt und die Historie dieser Spezies ist dementsprechend auch voll von unzähligen anderen Subjekten die diese Meinung teilten.

Oft sogar kämpften und starben obwohl die Lage aussichts los war.

Sie sind Narren.

Vollkommen verdrehte, verrückte Wesen die lieber in den Tod gehen als sich ihren Feinden zu unterwerfen.
 

Ich selbst habe ein Abkommen mit dem Wirtskörper geschlossen.

Nach wie vor verschone ich die nächsten Angehörigen meines Objektes. Ich zögere die Infestation dieser Kreaturen hinaus ohne wirklich zu wissen warum

Möglicherweise um den Widerstand gering zu halten und weil sie ohnehin bedeutungslos wären, wertlos für unsere Belange.

Vielleicht aber auch weil ich es sonst nicht ertragen könnte.

Nicht noch einmal.
 

Yaplin Neun-Acht-Fünf , ein Initiant neben dem ich nach meiner Ankunft auf Nan eingegliedert wurde, verdächtigt mich deshalb bereits der Wirtssympathie.

Natürlich weiß ich dass es üblich ist, sich gegenseitig zu beschuldigen.

Üblich unter Initianten und niederrangigen Yirks.

Ich habe nichts zu befürchten solange es keinen Anlass gibt und keine Beweise.

Aber das Schlimme daran ist nicht das.

Nicht die Angst vor einer möglichen Bestrafung oder dem Tod, sondern dass ich selbst nicht weiß in wie weit es nur das ist , nur eine Anschuldigung.

Ob ich nicht bereits beeinflusst bin.
 

Bei Noorgesh, je länger ich auf der Erde bin und diese Kreaturen studiere desto mehr frage ich mich was Visser Eins tatsächlich über sie wusste als er sie leichtfertig mit Klasse Fünf kategorisierte.
 

-Improvisiert replizierter Auszug aus dem Erdentagebuch von Issrin Ya-Terash , Sechshundertfünfundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig- Eins-Acht-Drei

Abschied

Der Morgen kam früh. Viel zu früh.

Seltsam war es ein letztes Mal zuhause zu sein und den Sonnenaufgang durch mein Zimmerfenster zu sehen . Schwer war es mich trotzallem ganz normal zu verhalten. Zu duschen und meine Lieblingsklamotten anzuziehen als wäre es ein ganz normaler Tag obwohl er es nicht war.

Issrin gab mir freie Hand solange ich es schaffte mich zusammen zu reißen und ich hielt mich tapfer doch als ich schließlich nach unten gehen wollte und schon von weitem das Geschirrgeklapper hörte übertönt von Mamas Lachen und mir der Geruch nach Kakao und Kaffee in die Nase stieg war es um mich geschehen .

Tränen stiegen mir in die Augen. Ich versuchte zwar sie mit dem Ärmel wegzuwischen doch es kamen sofort neue nach. die ersten Schluchzer schütteten mich noch ehe ich es schaffte sie zu unterdrücken und ich konnte einfach nicht aufhören.
 

Issrin hasste es wenn ich weinte doch sie übernahm wortlos.

Ungewohnt langsam und beinahe behutsam diesmal.

Dann lief sie die Treppen hinunter und setzte sich mit einem entspannten „Morgen Leute“ zu meiner Familie an den reichgedeckten Frühstückstisch.

„Hi,“ Sagte meine kleine Schwester doch sie musterte mein Gesicht gleichzeitig auch mit einem ihrer typischen skeptischen Emily-Blicke bevor sie hinzufügte „Hast du etwa schon wieder was vor weil du so bald schon wach warst und hast du grade geweint?.Ich meine deine Augen sind irgendwie so komisch rot und du siehst auch sonst nicht gut aus“ , Gleichzeitig zog sie die Stirn in Falten und ich hatte gewusst dass es so kommen wurde.

Emily war nämlich ziemlich clever.

Also sie war jetzt kein Wunderkind in Mathematik oder so was aber auf jeden Fall eine gute Beobachterin und sie hatte gleichzeitig auch eine Begabung für diese ganzen emotionalen zwischenmenschlichen Sachen. Deshalb war es auch beinahe unmöglich sie anzulügen wenn sie einen kannte und wäre ich tatsächlich ich gewesen in diesem Moment, wäre ich spätestens jetzt ein bisschen nervös geworden.

Aber Issrin war nicht ich.

Sie blieb gelassen ohne aus der Rolle zu fallen.

„Nö, alles okay. Ich bin nur ein bisschen fertig weil ich ziemlich mies geschlafen hab heute Nacht. Aber mit dem Anderen hast du recht. Ich muß dann wirklich noch ein paar Sachen erledigen und hab echt nicht lang Zeit “

Antwortete sie mit meiner Stimme und obwohl ich es eigentlich schon längst hätte gewohnt sein müssen fand ich es immer wieder aufs Neue schockierend wie unglaublich echt die Maskerade der Yirk wirkte.

Ihre Worte und der Tonfall, einfach alles klang hundertprozentig genauso wie ich es gesagt hätte.

„Aha. Lass mich raten, der Freundschaftsklub oder?“

„Bingo, der Freundschaftsklub.“

Die Yirk nahm sich ebenfalls ein Stück Brot und bestrich es hauchdünn mit Butter.

„ Ich meine wer weiß, wenn du willst nehme ich dich mal mit. Nicht jetzt aber vielleicht heut abend. Dann haben wir endlich mal wieder ein bisschen mehr Zeit miteinander und es gibt da sowieso ein paar Sachen die ich noch mit dir besprechen will. “

<Mit ihr besprechen?!,>

Fragte ich Issrin panisch in Gedanken.

<Was willst du Emily sagen doch nicht etwa was du bist und das…->

<Still!>

Issrin berührte mit ihrer Aufmerksamkeit warnend eine sehr bestimmte Stelle in meinem Verstand und obwohl es nur eine Drohung war, nicht mehr - zuckte ich automatisch zusammen während sie fortfuhr :

<Doch. Ich werde mit ihr darüber sprechen weil du dich weigerst es zu tun. Natürlich wird es auch getan werden wenn sie unkooperativ sein sollte , so wie es bei dir und schon vielen anderen Menschen zuvor getan wurde. Der einzige Unterschied wird darin bestehen dass du dieses mal dabei sein wirst Lou. Du wirst spüren wenn ich sie packe und mit deinen Händen ihren Kopf in den Pool drücke und du wirst machtlos dagegen sein. Deine Starrsinnigkeit kann ihr nicht helfen.>

Issrins Emotionen drangen trotz all ihrer Bemühungen das zu verhindern zu mir durch, Frustration, Unwillen, Bedauern und in diesem Moment wusste ich es ganz sicher : Die Yirk sträubte sich innerlich gegen den Gedanken Em Gewalt antun zu müssen denn während sie meine Mama oft genug als ermüdend und zudringlich bezeichnet hatte, hegte sie ganz andere Gefühle bezüglich meiner kleinen Schwester.
 

Oft genug hatte sie sich in den letzten zwei Monaten um einiges mehr mit ihr abgegeben als es für ihre Scharade notwendig gewesen wäre und hatte sich dabei über ihre neugierige, sture Art amüsiert wie wir Menschen es tun wenn wir unsere Haustiere bei irgendwelchen drolligen Spielen beobachten.

Issrin mochte Emily – wenn auch auf eine sehr seltsame Art und Weise- und wollte ihr keine Schmerzen zufügen aber sie war gleichzeitig auch nichts weiter als ein kleiner Diener des yirkanischen Imperiums. Ein Lehrling, das war mir inzwischen klar geworden .
 

Nichts weiter als ein unwichtiger leicht ersetzbarer Kadett der Befehle befolgen muss . Deshalb wird sie es trotzdem machen. Sie wird sich niemals weigern. Auch dann nicht wenn diese Befehle bedeuten dabei mit zu helfen ein kleines Kind zu versklaven das ihr am Herzen liegt, dachte ich bitter.

<Sklaverei ist kein Begriff den meinesgleichen dafür verwenden würden. Aber in einem Punkt stimme ich dir zu: Ich bin schwach. Nutzlos und eine Schande für meinen Bund. Nur deshalb befinde ich mich auch hier auf diesem Planeten unter den wachsamen Augen meines Vormundes. Bei Noorgesh, Ich hätte das Angebot des Energiewesens niemals annehmen sollen. Aber ich dachte es wäre nicht real. Eine Halluzination und dann… - Es war ein Fehler >

Antwortete Issrin ungefragt auf meine stillen Gedanken.

Ich wollte etwas erwidern doch ich kam gar nicht dazu als Em uns plötzlich aus unserem inneren Dialog riss.

„Heut abend?, cool, aber na ja… ich weiß eigentlich gar nicht ob ich noch mitgehen will .“

Sagte sie und wirkte auf einmal mindestens so angespannt und besorgt wie Issrin sich anfühlte.

„Ich meine eine aus meiner Klasse war vor Kurzen mal dort und sie ist ziemlich schnell wieder abgehauen. Sie hat gesagt die sind alle so nett dort und so gut gelaunt. immer fröhlich. Richtig unnatürlich und unheimlich. Fast wie irgend eine komische Sekte oder so was“

„Ach was.“

Issrin die bemerkt hatte dass sich ihre düsteren Gedanken bereits gefährlich verdächtig auf meinem Gesicht abzuzeichnen begannen zwang mich wieder in den Hintergrund und setzte stattdessen eine um einiges entspanntere Miene auf .

„Ich meine gib doch nichts drauf was dir irgendwelche Idioten erzählen. Du bist doch viel schlauer als die. oder glaubst wirklich dass wir eine Sekte sind ?!“ .“
 

Während sie das sagte gab sie meiner lockeren Plauderstimme die vollkommen im Gegensatz zu ihren wahren Gefühlen stand passend zu ihrem Pokerface auch noch eine gespielt entrüstete Note.

„Na ja eine Sekte wahrscheinlich nicht. Dann wohl doch eher ein Haufen Körperklau-Aliens die die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Wahrscheinlich sitzt grad nicht mal Lou sondern Issrin Ya-Terash hier neben mir am Tisch. Ach ja Sister Space Invader: Es heißt übrigens Tagebuch, nicht Wochenbuch “

„Hey!,"

die Yirk lachte etwas und warf meiner kleinen Schwester eine hastig zusammengeknüllte Serviette an den Kopf.

.„Soll das etwa heißen du hast es schon wieder getan?!. Ich hab dir glaub ich schon hundertmillionen Mal gesagt du sollst nicht an meinen Laptop gehen ohne mich zu fragen!. Okay, hundertmillionen und einmal mit jetzt grade mitgerechnet.“

„Ja ich weiß ,"

Emily legte die Serviettenkugel neben ihren Teller anstatt sie zurückzuwerfen und rührte kurz ein wenig schuldbewusst in ihrem Kakao.

Ihr blasses Gesicht das eine etwas jüngere Kopie von meinem eigenen Gesicht war wurde leicht rot als sie nach ein paar Sekunden des Schweiges endlich fortfuhr:

„Aber die Geschichten über Issrins Erdentagebuch sind halt wirklich echt gut geworden weißt du. Sie wirken so echt und ich möchte einfach nur wissen wie es mit ihr weitergeht. Jetzt hast du aber schon über eine Woche nichts mehr geschrieben und ich habs nicht mehr ausgehalten nur deshalb hab ich nachgeguckt ."

“Ja schon klar.“

Issrin seufzte.

„Und ich find es auch toll dass du meine Geschichten magst, ehrlich. Aber weißt du mir fehlt momentan einfach die Zeit für sowas und es gibt auch noch viel coolere Dinge als Geschichten . Es gibt Wichtigeres als sich Zuhause zu verkriechen und irgendein Zeug zu schreiben dass sowieso nie irgendjemand lesen wird ausser dir und Mama. Ich meine die Zeiten ändern sich grade ziemlich okay, und in naher Zukunft wird sowas einfach niemand mehr lesen wollen.“
 

So als wäre das alles nicht wichtig griff die Yirk nach längerem Zögern zum ersten Mal in all den Tagen seit sie in meiner Familie lebte nach dem Nutellaglas. Schweigend schmierte sie sich ganz wenig davon auf ihr Butterbrot , rührte es danach aber nicht an und saß nur reglos auf dem Stuhl als würde sie es nicht wagen das zu essen.

„Was ?!. Fragte nun Emily nach einer weile wo sie mich -oder bessergesagt das was sie für mich hielt- nur ungläubig angestarrt hatte . Ihre Augen waren dabei weit aufgerissen.

„ Habe ich jetzt nen Gehörsturz oder hast du wirklich gerade gesagt es gibt wichtigere Dinge als Geschichten?. Ausgerechnet du?!. Ich meine Erst schreibst du ewig fast gar nichts und dann auf einmal gleich was wirklich Gutes und jetzt willst du nicht damit weitermachen, einfach so?. Stattdessen hängst du die ganze Zeit nur mit dem Freundschaftsklub rum und mußt wie irgendein Butler dauernd was für die erledigen sogar mitten am Sonntag! Ich meine du bist echt nur mehr komsich in letzter Zeit und es würde mich .auch wirklich total interessieren was das für Sachen sind die du da machen mußt. Aber du redest ja nicht mehr mit mir . Irgendwie bist du gar nicht mehr meine Schwester seit du zu… na seit du zu denen gehörst weißt du das?.“

„ Ach Emily bitte übertreib doch nicht so und lass Lou doch erst mal wach werden. Sicherlich schreibt sie immer noch gerne aber Prioritäten ändern sich nun einmal mit der Zeit. Das ist bestimmt alles was sie damit sagen wollte. Ich weiß wovon ich rede denn immerhin war ich ja auch einmal in eurem Alter. Ausserdem möchte ich wenigstens noch ein bisschen in Ruhe meine Familie genießen bevor ich los muß.“

Mischte sich nun auch meine Mutter ein denn sie konnte es nicht leiden wenn bereits am Frühstückstisch gestritten wurde

.

Meine Mama...

Jetzt habe ich sie schon solange nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht wie es ihr geht oder was aus ihr geworden ist aber trotzdem werde ich glaube ich nie vergessen wie sie aussah.

Sie war optisch genau das Gegenteil von meiner Schwester und mir. Eine ziemlich kleine und eher stämmig gebaute Frau mit feinem fast schon weißblondem leicht gewelltem schulterlangem Haar und rosigerempfindlicher Haut die sofort einen Sonnenbrand bekam.

Auf ihrer Nase hatte sie ein paar Sommersproßen die sie sich jeden Morgen sorgfältig wegpuderte und Ihre Augen waren hellblau.

Ausserdem arbeitete sie nicht selten fünfundvierzig Stunden die Woche in miesbezahlten Jobs um Em und mich irgendwie durch zu bringen und sie liebte – ebenfalls ganz im Gegensatz zu meiner Schwester oder mir- Kleider und Röcke.
 

Das markanteste an ihr aber war dass sie beinahe ständig lächelte, trotz dem ganzen Mist der ihr im Leben passiert war . Na ja vielleicht auch gerade deshalb

Auch an diesem einen Morgen schmunzelte sie mich über die Brötchen und die Butter hinweg an und in ihren Augen blitzte etwas Verschwörerisches .

Ich wusste sofort dass sie dachte es ginge in meinem Fall um einen Jungen.

Um diesen Raphael vielleicht, wegen dem ich überhaupt erst darüber nachgedacht hatte Vollmitglied beim Freundschaftsklub zu werden...

Natürlich konnte sie den wahren Grund für mein Verhalten nicht einmal ansatzweise erahnen.

Emily eigentlich auch nicht aber wie bereits gesagt sie hatte sehr feine Antennen und sie ließ nicht so einfach locker.

„ Na komm schon Lou, oder sollte ich lieber sagen Misses Bodysnatcher?- was haben deine Herren und Meister dir so wichtiges aufgetragen,dass du das unbedingt heute machen mußt?“

„Das wirst du noch früh genug erfahren Emily. Spätestens wenn ich dich heute abend meinem Vorgesetzten bringe. Es wird eine große Überraschung für dich sein.“

Sagte Issrin mit einer für mich sehr untypischen Stimme und Ausdrucksweise.

Erst war ich verwirrt doch dann verstand ich. Die Bedeutung der Worte sickerte in meinen Verstand und mir wurde schlagartig klar dass sie ihre Maskerade soeben vollkommen abgelegt hatte und das erste mal mit meiner Familie so sprach wie zu mir . Dass sie sich freiwillig als das zu erkennen gab was sie wirklich war.

Ein Yirk!.

N e i n !...
 

Entsetzt starrte ich Em durch meine Augen an die im Moment nicht meine waren und sah auch das was ich erwartet hatte.

Ihr Gesicht war vor Schreck wie erstarrt und ohne jede Mimik . Wie eine wächserne Maske..

Allerdings nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach.

„Cool Lou wirklich cool!. japste sie schließlich als sie es nach ein paar Minuten endlich wieder schaffte zu sprechen.

„Das war jetzt wirklich, wirklich echt shizophren und voll unheimlich. Fast wär ich auch wirklich drauf reingefallen. Ich meine vielleicht wird ja wirklich keine Autorin mehr aus dir aber du solltest wenigstens zum Theater gehen mit der Nummer!“

Issrin erwiederte nichts. Stattdessen lächelte sie nur vage bevor sie ihren Tee austrank und aufstand.

Bei Gott!, niemand von ihnen ahnt etwas und sogar Emily die noch am ehesten in der Lage gewesen wäre dahinter zu steigen was hier wirklich die ganze Zeit abläuft denkt nur ihre beknackte große Schwester macht grad nur irgend einen harmlosen Scherz mit ihr!. EINEN HARMLOSEN SCHERZ!
 

Wie gerne hätte sie alle beide angeschrien, ihnen gesagt was ihnen bevorstand und sie gewarnt. Ich wollte nicht so von ihnen weggehen in dem Wissen dass sie vermutlich beide noch heute gewaltsam zu Controlllern gemacht werden und ich sie danach nie wieder sehen würde.

Der bloße Gedanke daran dass ich mein Zuhause nur noch ein letztes Mal von Innen sehen durfte und zwar dann wenn Issrin wieder kommen würde um meine kleine Schwester zu holen die ich solange ich konnte und unter Aufgabe meines eigenen Lebens beschützt hatte machte mich wahnsinnig und ich begann zu kämpfen. Ich rebellierte und stemmte mich seit langer langer Zeit tatsächlich mit all meiner Kraft die ich nur irgendwie aufbringen konnte gegen die Yirk.

Aber es war zwecklos. Viel zu lange schon hatte ich die fremde Präsenz in mir stillschweigend und vor allem freiwillig akzeptiert. Dieser Körper der früher einmal meiner gewesen war war bereits auf sie geeicht und meine Synapsen so sehr an die fremde Kontrolle gewöhnt dass mein Gesicht trotz aller Bemühungen nicht einmal ein bisschen zuckte solange Issrin es nicht wollte.

Sie blockierte meinen Widerstand auch ohne Jede Mühe und wischte mich beiseite so als wäre ich nichts weiter als eine lästige Fliege die sie verscheuchen musste.

Dieser eine letzte Augenblick.

Diese Erinnerung an meine Familie wie sie da am Frühstückstisch sitzen und mich anlächeln ist das letzte schöne Bild das mir von ihnen bleiben wird .

Das wurde mir plötzlich mit trauriger Gewissheit klar und Issrin stimmte mir stillschweigend zu.
 

Sie hatte zwar Mitleid mit mir , das nahm ich ebenfalls wahr aber es hatte nichts tröstliches sondern war nichts weiter ein kaltes ,passives Bedauern und sie tat oder sagte auch nichts um mein Leiden irgendwie zu lindern als sie sich nach wenigen Sekunden schließlich abwandte und mit einem halbherzigen "Ciao" an meine Mutter das Haus verließ.

Umstellt

Wieder waren wir auf dem Weg zu Yaheen diesmal aber nicht um das Leben eines Feindes zu retten sondern um die Leben meiner gesamte Familie an genau diesen Feind auszuliefern und und im Gegensatz zu den anderen beiden Malen wo ich dem hochrangigen Yirk in Julia Navratilovas Körper einen Besuch abgestattet hatte nahm ich dieses Mal auch kaum etwas von meiner Umwelt wahr.

Zum einen war natürlich alles deutlich gedämpft durch Issrins Kontrolle, zum andern verkroch ich mich aber auch vollkommen bewusst in den einzigen privaten Winkel meines Verstandes den die Yirk mir gestattete. Ich wollte nichts mehr sehen, nichts hören. Wünschte mir nichts zu fühlen und einfach tot zu sein doch da ich das eben leider nicht war war ich dennoch gezwungener maßen Zuschauer während Issrin mit meinem Rad durch die Stadt zu Yaheen fuhr .

Dazwischen hielt sie zwei Mal an. Einmal um die DNA einer langhaarigen grauen Katze zu übernehmen die ihr über den Weg lief und dann noch mal als sie angebunden vor einem Supermarkt einen ziemlich stattlichen Dobermann entdeckte.

Eigentlich verabscheute sie Tiere jeglicher Art das wusste ich inzwischen nur zu gut und ganz .besonders Hunde fand sie mehr als nur abstoßend. Deshalb hielt die Yirk als sie den Rüden erst mit einem Keks aus meinem Rucksack ablenkte und anschließend gezwungenermaßen sein Fell mit meiner bebenden Hand berührte auch demonstrativ die Luft an. Freiwillig hätte sie das niemals getan, das war mir klar aber das stand auch nicht zur Debatte. Viel mehr brauchte sie eben einfach ein paar gute Morphs die sie ihrem Vormund vorführen konnte und zwar nicht als Yirk sondern mit meinem Körper. Selbst wenn das bedeutete dass eine der wenigen DNA-Proben die sie dafür in der Stadt ergattern konnte ohne in einen Zoo einzubrechen die eines Hundes war.

Trotzdem saß der Ekel tief und mehr als einmal wischte Issrin sich die Hand angewidert an meiner Jeans ab während sie wieder auf das Rad stieg und anschließend weiterfuhr.

Dabei war sie allerdings ganz in sich selbst versunken und wäre bestimmt mitten in sie hineingefahren hätte meine plötzliche Verwunderung über das was sich da vor meinen Augen auftat sie nicht aus ihren Gedanken gerissen denn da war eine Straßensperre!.
 

Alles rund um Yaheens Wohnhaus war großräumig abgesperrt worden, sogar der Park. Gleichzeitig wimmelte es vor Polizisten und nicht nur das .

Nicht nur Polizisten.

Da waren auch mehrere schwarze Kleinbusse und maskierte Männer mit schwarzen Uniformen , Helmen und schutzsicheren Westen die bis an die Zähne bewaffnet Patronengürtel, kleine Maschinenpistolen und Scharfschützengewehre spazieren trugen.

SEK!, dachte ich sofort Sondereinsatzkommando, GSG9 !.

Einmal hatte ich mit meiner Mama eine Doku über sie im Fernsehen gesehen und auch wenn es schon ein paar Jahre her war war mir augenblicklich klar dass es bei diesem Aufgebot an Polizei und und schießerpropten Maskenmännern nicht nur um einen kleinen Einbrecher gehen konnte der Oma Ilses Perlenkette gestohlen hatte und sich jetzt mit der Katze als Geisel im Keller verbarrikadierte.

Die GSG 9 ist auf Antiterrorkampf, Geiselbefreiung und Bombenentschärfung spezialisiert und wird deswegen auch hauptsächlich zur Festnahme von Schwerstkriminellen eingesetzt. Einsätze die für normale Beamte im Streifendienst einfach viel zu gefährlich sind fallen in ihr Gebiet und . ganz anders als die Spezialkommandos der Länderpolizei, die für ähnliche Aufgaben ausgebildet werden ist die GSG 9 eine Einheit vom Bund und kann deshalb auch außerhalb der Bundesrepublik eingesetzt werden. Da ist sicher ganz was Großes am Laufen. Vielleicht ein Geiselnehmer oder ein wahnsinniger Bombenbauer.

Überlegte ich und war gleichzeitig vollkommen schockiert über einen Anblick den ich sonst nur aus dem Kino oder von actionreichen Ballerfilmen kannte .

<Ja vielleicht aber ich bezweifle es .>

Kommentierte Issrin die meine Erinnerungen an alles was ich über GSG 9 wusste hyperstimuliert hatte, meine Gedanken .

Zeitgleich war sie auch stehengeblieben und abgestiegen.

So stand sie eine Weile einfach nur da mitten auf dem Bürgersteig an der Kreuzung kurz vor dem Park und konzentrierte sie sich mit meinen zusammengekniffenen Augen auf die unvermummten Gesichter der Polizisten in der Ferne bevor sie sich schließlich seelenruhig wieder umdrehte und mein Rad locker und unauffällig vor sich herschiebend in einer kleinen, sehr schmalen Gasse zwischen zwei eng aneinander stehenden Häusern einbog.

Dort ließ sie das Rad einfach fallen.

Zeitgleich schien alle Kraft aus meinem Körper zu weichen als sie sich schließlich an eine der Wände lehnte. Ich fühlte den kalten Putz binter mir trotz der Jacke und nicht nur das.

Auch die Reaktionen meines Körpers die die Yirk zumindest für ein paar Minuten erfolgreich unterdrückt hatte forderten jetzt ihren Tribut: Ich begann zu zittern .Gleichzeitig pochte mein Herz so heftig dass ich trötz meines momentan eher passiven Zustandes das Gefühl hatte es würde mir jeden Moment aus der Brust platzen und auf den Gehsteig hüpfen und in meinem Hals saß ein schmerzhafter Kloß während mein Mund vollkommen trocken war und ich im totalen Gegensatz dazu am ganzen Leib schwitzte wie irre.

Kalter Angstschweiß!.

Was ist los?. Wovor hat Issrin solche Angst vor den Polizisten ? vor der GSG9?.
 

<Ja das habe ich.>

Antwortete die Yirk ungefragt und knapp.

<D u solltest ebenfalls Angst haben denn ich kenne einige von ihnen. Bessergesagt ich erinnere mich an die Gesichter ihrer Wirte. Diese Human-Controller u jagen keinen Terroristen im Keller dieses Hauses sondern Yirks. Genauergesagt einen Nessirk und ihren verräterischen Adjutanten. Mich. Allerdings gibt es da tatsächlich eine Katze und sie ist keineswegs eine Geisel. Damit rechnen sie nicht. >

<Was ?!>

Fragte ich nur nun vollkommen verwirrt und wusste im ersten Moment nicht ob Issrin jetzt tatsächlich versucht hatte einen Scherz zu machen oder einfach nur vollkommen durchgedreht war.

Ich ahnte nicht einmal ansatzweise was sie vor hatte bis ich plötzlich voller Entsetzen merkte dass sie eine ganz bestimmte Erinnerung aus meinem Gedächtnis zerrte .

Sie hielt sie fest.

Zwang meinen Verstand sich darauf zu konzentrieren und als meine Hände plötzlich merkwürdig warm zu kribbeln begannen und die Yirk meine Augen nach unten richtete damit auch ich es sehen konnte wusste ich was sie vor hatte: Sie verwandelte sich – mich- in eine Katze !.

Auf meinen Handrücken wuchs bereits ein Fell, ein richtiges echtes graues, halblanges Katzenfell während mein Körper den ich momentan nicht unter Kontrolle hatte sich zusammengekauert im Schatten der beiden Häuser vor neugierigen Blicken verbarg und lasst mich euch eines sagen: Morphen ist wirklich ziemlich strange und wahrscheinlich neben der Fremdsteuerung durch einen Yirk eins von den krassesten Dingen die man als Mensch überhaupt erleben kann.

Ich meine erstens einmal verändert sich dein ganzer Körper. Der Körper mit dem du geboren wurdest verdreht sich , verwandelt sich und wird zu etwas völlig anderem. Dabei tut es nicht einmal weh obwohl du natürlich weißt dass es eigentlich ganz grauenhaft wehtun sollte wenn sich mit einem gespenstischen Knacken und Knirschen dein ganzer Schädel verformt oder deine Wirbelsäule sich streckt bis du auf einmal einen Schwanz hast der hinten aus deiner Hose raushängt.

Tja und genauso ging es nun auch mir als ich wie ein passiver Beobachter Issrin bei der Verwandlung meines Körpers zusah.

Zu meinem Glück hatte sie sich bei meinem ersten unfreiwilligen Morph wenigstens für eine Katze entschieden und die sind uns Menschen -auch wenn es trotzdem so unheimlich war dass ich das Gefühl hatte jeden Moment in Ohnmacht zu fallen -wenigstens noch ziemlich ähnlich.

Sie haben vier Gliedmaßen, Augen, eine Nase, Zehen und Haare und sind keine Käfer oder so was sondern einfach ganz normale Säugetiere die ich noch dazu ziemlich mag.

Ja sicher war es trotzdem total abgefahren auch und ein bisschen eklig aber gleichzeitig irgendwie auch echt cool wie meine runden Ohren einfach so nach oben rutschten und dabei ihre Form änderten.

Irgendwie hatte ich dabei zwar die ganze Zeit das komische Gefühl irgendjemand würde mit spitzen unsichtbaren Fingern an ihnen ziehen und rumkneten bis sie endlich die richtige Form hatten und zu den spitzen Ohrmuscheln der Katze geworden waren aber sie waren gleichzeitig auch so groß dass sie zu meiner in diesem Moment noch ganz normalen Menschengröße passten.

Hört sich unlogisch an ich weiß aber so ist das eben mit dem Morphen. Es läuft nicht gleichmäßig ab und man beschließt auch nicht einfach jetzt mal eben ganz langsam und gemächlich zu diesem oder jenem Tier zu werden. Vielmehr passiert alles total plötzlich.

Völlig unvorhersehbar und erzeugt dadurch manchmal sogar eine unfreiwillige Komik.
 

So auch bei meinem ersten Katzenmorph wo als erstes mein ganzer Körper immer mehr von diesem seidigen Angorafell bekam bis ich es überall unter meiner Kleidung fühlte und mir einfach ohne es zu wollen dachte ich sehe jetzt bestimmt aus wie irgend so ein Typ in einem Furryanzug.

Oder wie eine zu kleingeratene, silbergraue Version eines Wookie während Schnurrhaare - natürlich ebenfalls in überdimensionaler Größe- aus meinem Geicht sprießten.
 

Das Schrumpfen hingegen ließ beinahe ewig auf sich warten und setzte erst ein als jedes einzelne Katzenhaar an seinem Platz war und glaubt mir: Es ist schon verrückt genug ein richtiges Fell zu bekommen aber dann auch noch immer kleiner und kleiner zu werden ist noch mal ganz anders seltsam weil man ja weiß dass man mit beiden Beinen fest auf der Erde steht und es sich trotzdem so anfühlt als würde man gerade sehr schnell fallen.
 

Meine Menschenfinger wurden dramatisch kürzer , verkrümmten sich zu winzigen Zehen und ich spürte auch wie sich diese kleinen Hauttaschen samt den dazugehörenden Katzenkrallen bildeten . Spitze gekrümmte Miniwaffen gut verborgen in meinen unscheinbaren Samtpfoten waren das die zeitgleich mit dem Katzengebiss erschienen.
 

Ganz zum Schluss, erst als ich bereits auf allen vieren war, unfähig noch länger aufrecht zu stehen und genauso klein wie eine echte Katze , bildete sich der Schwanz aus.

Erst kam er einfach nur so aus meiner Wirbelsäule und war nichts weiter ein hässliches dünnes mit Haut überzogenes Ding.

Lang und nackt wie der Schwanz von einer Ratte aber er bekam nach dem er voll ausgewachsen war auch sehr schnell sein flauschig- buschiges Erscheinungsbild .

Danach war ich fertig und wirklich rundherum eine richtige Katze die auf einem Stoffhaufen hockte der meine Kleidung war!. Und erst die Sinne!. Ich meine erinnert ihr euch an diese ganzen hochwissenschaftlichen Studien wie Tiere die Welt wahrnehmen?.

Ob sie alles in Schwarz weiß sehen oder nicht und so weiter. Ich meine ich kann es natürlich nicht von allen Tieren sagen aber zu mindestens bei der Katze war es nicht so.
 

Die Augen waren zwar nicht weiß gott wie toll und ziemlich kurzsichtig denn bereits nach circa sechs Metern sah ich alles nur mehr grauenhaft verschwommen . Aber dafür hatte ich ein etwas größeres Gesichtsfeld als die menschliche Lou und im Dunkeln würde mir kein Zweibeiner so schnell etwas vormachen. Ich sah sogar Farben allerdings nicht so wie ein Homo-Sapiens sie wahrnehmen würde denn es gab keine Rottöne wodurch sich alles in seltsamen blau-violett und grün-gelb präsentierte doch daran konnte man sich gewöhnen. Die Nase war wie erwartet sehr gut und erst das Gehöhr!.

Durch die Muskeln in meinen Ohren konnten sich meine Lauscher jetzt nämlich um hundertachtzig grad drehen um Schallquellen zu orten und das funktionierte sogar ohne dass Issrin bewusst darauf achten mußte. Gleichzeitig konnte sie durch einen kleinen Trick von Mutter Natur den Zeitunterschied zwischen verschiedenen Geräuschen sogar messen.

Ich meine Menschen haben doch schon größte Schwierigkeiten damit zwei nebeneinander sitzende Vögel am Zwitschern zu unterscheiden oder?.

Tja, eine Katze strengt sich dabei nicht einmal an .
 

„Miau!“

Sagte mein Katzenmund und hätte ich gekonnt hätte ich einerseits laut darüber gelacht als mir bewusst wurde dass es tatsächlich real war andererseits aber auch vor Schreck gewimmert wie gleichzeitig noch etwas ganz was anderes zu mir durchdrang denn zusätzlich zu Issrins und meiner Persönlichkeit hatte sich nun auch noch eine dritte Präsenz zu uns gesellt.

Nicht wirklich ein Verstand zwar aber auf jeden Fall Instinkte. Das „Wissen“ und die Erfahrungen der Katze deren DNS die Yirk in meinem Körper übernommen hatte, hatte sie gleich als Zusatzpaket gratis mit dazu bekommen und nun wo der dazu passende Körper fertig war drängte dieses sehr einfache „Sein“ einfach nach vorn und schob Issrin ohne jede Anstrengung beiseite.

Die Katze war taff, ziemlich furchtlos und hatte trotz ihrer Domestizierung etwas unauslöschbar wildes, Raubtierhaftes an sich . Wie ein Tiger im Miniformat, ja Ich glaube das ist die beste Art um es auszudrücken . Ich meine klar, sicher hatte sie auch ihre Ängste wie jedes andere Wesen auch aber da im Moment weder eine Gefahr von dominanten Katern drohte und auch kein Hund oder Raubvogel versuchte sie anzugreifen war die Katze ruhig .

Sie lebte nur für den Moment, im Hier und Jetzt und das einzige was ihr momentan wichtig war war ihr leerer Magen.

Sie hatte Hunger.

Sicher die Autos waren laut und da waren auch sehr viele unbekannte Menschen und Gerüche aber die machten ihr keine Angst denn diese Katze war ein Stadtbewohner und auch wenn sie nicht wirklich intelligent war- zumindest nicht im Sinne von dem was wir Menschen unter intelligent verstehen- war sie doch irgendwie ziemlich clever . Auf eine schlichte und sehr praktische Art und sie hatte auch bereits die Erfahrung gemacht dass nichts von all dem gefährlich war solange man sich davon fernhielt.

Ausserdem kannte sie die Gegend seit sie ein kleines Kätzchen gewesen war und wusste auch dass es hier Mäuse und Ratten im Überfluss gab . Manchmal sogar Eichhörnchen und kleine Vögel und alle waren sie Beute. Die Katze wollte sie jagen.

Jagen töten und fressen.

Es war schon interessant denn Im Grunde beobachtete ich nur da ich nun nicht mehr von einem normalen Yirk fremd gesteuert wurde sondern von einem Yirk der unter dem Einfluss der instinktiven Intelligenz einer guten alten Hauskatze stand.

Aber es hatte trotzdem eine gewisse Situationskomik als Issrin, die Angehörige einer hochentwickelten Alien- Spezies die sogar Raumschiffe mit Überlichtgeschwindigkeitsantrieb bauen konnten unter Einfluss der Katze plötzlich anfing an einer winzigen Lacke Mäusepipi herum zu schnuppern um die Witterung des kleinen Tierchens aufzunehmen dass grade erst an der Hauswand entlanggelaufen war.

<Issrin! Sagte ich schließlich als die Yirk zu allem Überfluss auch noch begann sich in ihrem neuen Katzenkörper in Bewegung zu setzen und sich dabei immer mehr von Yaheens Wohnhaus entfernte. <Issrin, du gehst in die falsche Richtung !> doch sie reagierte gar nicht auf mich . Der Katzenverstand hatte sie völlig unter Kontrolle.

Vollkommen!.

Jagen töten und fressen!. Die Beute suchen. Sie finden, wittern und warten. Beobachten und lauschen. Leise-leise Ihren kleinen Kratzefüßchen lauschen. Lauern, anvisieren und Springen!. Sie packen und schütteln und töten!. Dann das Fleisch an einen ruhigen Ort bringen und fressen. Jagen, töten und fressen!.

Das war alles was die tierische Intelligenz mir antwortete, immer und immer wieder und langsam, das muss ich zugeben, bekam ich es mit der Angst zu tun denn ich hatte absolut kein Interesse daran demnächst als Nutznießer dieses Morphs gezwungener Maßen Beef Tartar alla Mäusefilet kosten zu müssen.
 

<Issrin hör mir zu!, du bist keine Katze , sondern ein intelligentes Wesen , ein Yirk!. Raumschiffe , Welten erobern , andere Völker versklaven erinnere dich!, wehr dich dagegen!. Denk an deinen Vormund!. Erinnerst du dich an sie? Yaheen Zwei-Zwei-Vier ?, du wolltest doch zu ihr nur deshalb bist du gemorpht. Das bist nicht du !. Es ist nur ein Morph, eine Kope!> Redete ich hastig und nervös auf sie ein.

Gleichzeitig versuchte ich schon ein wenig panisch die Kontrolle über meinen verwandelten Körper zurück zu erlangen und endlich hatte ich Erfolg.

Zwar nicht mit der Kontrolle über den Körper aber die Katze blieb zu mindestens stehen.

Ihr Schwanzende zuckte nervös hin und her denn sie war verwirrt.

Unsicher und das war sie gar nicht gerne.

Deshalb tat sie schließlich auch das was Katzen eben meistens tun wenn sie mit einer Situation überfordert oder einem Gegner eindeutig unterlegen sind: Sie ergriff die Flucht und trat damit endlich - endlich!- in den Hintergrund.

<Dieses Tier,… Es hatte die Kontrolle über mich und es wollte eine Maus fressen! >

Sagte wenige Sekunden später statt den sehr einfachen und klaren Raubtierinstinkten nun Issrins Gedankenstimme in meinem Kopf .

Ihre vernünftige und im Moment sehr verunsicherte und zittrige Gedankenstimme .

<Ja>

Antwortete ich trocken.

<Katzen fressen Mäuse. So ist das eben und ich schätze wir haben grad auch gelernt dass man beim Morphen nicht nur den Körper übernimmt.>

<Ja. Auch im Menschenmorph den ich aus deiner DNA erzeugt habe hatte ich mit Instinkten zu kämpfen aber…->

<Was?,>

ich musste lachen.

<Instinkte ?!. Also ich glaube dir ja dass du mit dem Menschsein vielleicht ein bisschen überfordert warst aber wir haben definitiv keine Instinkte!.>

<Natürlich habt ihr das>

Giftete Issrin zurück und sie fühlte sich dabei ganz und gar nicht freundlich an.

<Aber bei dieser Kreatur hier war es etwas anderes. Nicht nur Instinkt. Dein Körper war bereits hungrig als ich zu morphen begann. Danach war er als Katze hungrig. Das war eine gefährliche Kombination .Ich habe diese primitiven Raubtier-Neigungen wohl eindeutig unterschätzt. Nur deshalb habe ich auch die Kontrolle verloren.>

Aha.Schon klar

Dachte ich nur für mich selbst und wollte gleichzeitig nur zu gerne noch mehr über diese sogenannten „Menscheninstinkte“ wissen .

Die Yirk allerdings sagte nichts mehr obwohl sie mehr als deutlich meine Neugier spürte und ich kannte sie mittlerweile auch gut genug dass ich wusste dass sie mir keine Antwort geben würde, egal was ich auch tat. Deshalb ließ ich es auch bleiben als Issrin kehrt machte und zu Yaheens Wohnhaus zurücklief.

Hinrichtung

Katzen fallen in einer Großstadt nicht sonderlich auf.

Das merkt man als erstes wenn man selber eine Katze ist denn plötzlich kannst man überall hingehen ohne dass sich irgendjemand groß darum kümmert.

Sogar mitten durch die Vordertüre eines Hauses das von einem Schwarm schwerbewafneter GSG9- Männer umstellt ist.

Niemand würde einen beachten.

Noch dazu hat man diese absolut unglaublichen Sinne und kann obwohl so ein Katzenkopf grade mal fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter vom Boden entfernt ist rennen wie ein olympiadischer Supersprinter und aus dem Stand ganz locker zwei Meter hoch springen.

Ein Mensch schafft dieses Kunststück nicht einmal mit Anlauf und selbst wenn müßte er damit das Größenverhältnis zumindest halbwegs stimmt ohne jede Ansrengung schnell mal auf das Dach eines zehn Meter hohen Hochhauses hüpfen können.

Ich hätte also durchaus beruhigt sein können aber ganz nach guter alter Menschenart hatte ich nicht gerade ein gutes Gefühl als Issrin die Treppen hinauflief und uns somit Yaheens Wohnung immer näher brachte denn schon von weitem hörten wir Stimmen: Zwei Frauen oder besser gesagt mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zwei Yirks in den Körpern der Frauen die sich unterhielten und eine der Stimmen gehörte zweifellos Yaheen- oder auch Jullia Navratilova- wie immer man es auch sehen mochte.

Die andere hingegen kannte weder ich noch die Yirk welche meinen Körper bewohnte, aber sie klang auch keines wegs frendlich während sie in einer mir fremden Sprache auf Issrins Vormund einredete -fast schrie .

<Wo ist dein vertrocknetes Stück Dreck eines Verräters. Damit meint sie mich. Ich werde gesucht. Sobald sie mich haben werden sie uns töten.>

Erklärte Issrin mir lapidar noch ehe ich dazu kam die Frage zu stellen was diese fremden Worte bedeuteten .

Gleichzeitig fühlte ich ihren Ärger und ihre Furcht doch sie gab mir gar nicht erst die Chance auf weitere Antworten.

Stattdessen lief sie die Treppen wieder hinunter bis sie eine leicht angelehnte Wohnungstür entdeckte .
 

Ohne Zeit zu verlieren huschte sie durch den Spalt hinein und musterte die Umgebung . Es gab einen ähnlichen Flur wie in Yaheens Wohnung allerdings etwas geräumiger und das selbe galt auch für das dahinter liegende Wohnzimmer, und die Küche welche hier ein eigenständiger Raum war.

Dort standen neben halbvollen Tassen auch noch angebissene Frühstücksbrötchen auf dem Esstisch herum und es roch nach Kaffee und Früchtetee. Einer der drei rustikalen Holzsessel war umgefallen und zwei flauschige rosa Kinderpantoffel mit lachenden Minniemaus-Köpfen lagen quer im Zimmer verteilt . Das Küchenfenster war sperrangelweit offen und wir konnten die falschen GSG9- Leute draussen Befehle brüllen hören.

Kein Zweifel. Die Leute die hier wohnen waren allem Anschein nach ohne viele Erklärungen und wenig freundlich aus ihrer Wohnung komplementiert worden damit die Controller hier in Ruhe ihre Arbeit machen können.

Issrin antwortete zwar nicht aber sie stimmte mir zu . Gleichzeitig fühlte ich voll böser Ahnungen wie sie hastig nach meinen Verstand griff und eine Erinnerung öffnete.
 

Flash!

Vor meinem Inneren Auge erschein ein Körper.

Mein riesiger plumper menschlicher Körper der sich kurz darauf auch aus der quecksilberartigen Anmutigkeit der kleinen grauen Langhaarkatze herauszuschälen begann.

Das Fell verschwand und gab rosige weiche Haut frei, meine Augen wurden viel besser dafür aber waren meine Ohren plötzlich fast taub und ich wuchs.

Wuchs mit atemberaubender Geschwindigkeit während der Katzenschwanz in meine Wirbelsäule zurückflutschte und die zierlichen Pfötchen sich zu Füßen und Händen umformten. Wenige Minuten später stand ich- nun wieder auf zwei Beinen und splitterfasernackt- in einer fremden Wohnung .

Der Katzenverstand in meinem Kopf war verschwunden.

Die Welt- meine Welt- war mir plötzlich wieder so viel vertrauter aber gleichzeitig kam mir meine eben noch so gute Nase fast wie betäubt vor während ich mich langsam und schrittweise an den beinahe nicht existenten Geruchsinn der Spezies Homo Sapiens gewöhnte und vor allem war mir kalt.

Auch wenn ich es nicht so real fühlte wie Issrin die im Augenblick ziemlich erbärmlich zitterte.

Die Yirk schien sich aber nicht im geringsten darum zu kümmern als sie plötzlich eines der angebissenen Brötchen vom Tisch nahm und ohne jeden Genuss dafür aber mit noch viel mehr Eile zu essen begann. Ich für meinen Teil wusste nicht so recht was ich davon halten sollte denn auf der einen Seite wimmelte es da draußen nur so vor schwer bewaffneten Controllern die uns umbringen wollten und auf der anderen Seite gab es für den Ekel der mich bei dem Gedanken erfüllte dass Issrin mir da irgend ein Zeug rein stopfte dass irgendwelche Fremden schon im Mund gehabt hatten keine Worte . Hätte ich auch nur ansatzweise die Kontrolle über meinen Körper gehabt hätte ich mich dagegen gewehrt oder mich zumindest übergeben und Issrin wusste das . Sie fühlte meinen Widerwillen doch natürlich dachte sie gar nicht daran es bleiben zu lassen sondern genehmigte sich sogar noch ein zweites Brot bevor sie sich endlich dazu herabließ mit mir zu sprechen.

<Dieses Mal muß ich vorbereitet sein. Ich werde es nicht noch einmal riskieren mich diesen tierischen Instinkten auszuliefern wenn ich mich in diesen Hund morphe.>

Erklärte sie mir ruhig.

Der H u n d ?!,

Dachte ich nur denn und war im ersten Moment viel zu geschockt denn auch wenn mir der Katzenmorph irgendwo sogar gefallen hatte war ich auf den Dobermann nicht gerade scharf.

Ich meine es ist jetzt nicht so dass ich keine Hunde mag- ganz im Gegenteil als kleines Mädchen hatte ich zig Hundebücher gewälzt in der Hoffnung irgendwann mal einen eigenen zu bekommen wenn ich Mama deswegen nur lang genug damit in den Ohren lag.

Tja leider hatte sich der Wunsch Jahr um Jahr nicht erfült und als diese Hoffnung im etwas reiferen Grundschulalter schließlich und endlich begrub hatte ich- um mich zumindestens einbisschen darüber hinwegzutrösten kein eigenes Haustier zu haben- in den Ferien regelmäßig im nahegelegenen Tierheim ausgeholfen.

Aber gerade deshalb wusste ich eben auch dass Dobermänner nicht nur irgendwelche knuffigen Promenadenmischungen waren sondern in erster Linie Schutz und Gebrauchshunde.

Oft werden sie bei der Polizei, beim Zoll und beim Militär eingesetzt. Manchmal auch für die Jagd oder einfach nur als Wachhunde. Sie sind relativ groß und kräftig was vielen Menschen Angst macht und haben zusätzlich auch noch einen ziemlich ausgeprägten Beschützerinstinkt.

<Höchst interessant was sich alles in deinem Verstand verbirgt. Ja, dieser Morph wird wirkich sehr nützlich sein für das was ich tun muß.> Lachte Issrin in meinem Kopf doch es war kein fröhliches Lachen sondern wirkte viel mehr aufgesetzt und vor allem fühlte sie sich passend dazu mindestens so ängstlich und besorgt an wie ich war .
 

Leider hielt sie das aber dennoch nicht davon ab wenige Sekunden später die erneute Verwandlung meines Körpers einzuleiten und so sehr ich es auch verhindern wollte , so wenig konnte ich tatsächlich dagegen tun .

Den Rest erspar ich euch nur soviel: Wenige Minuten später war ich körperlich vollkommen ein Hund – oder besser gesagt ein ziemlich hässliches nacktes Vieh das nach Hund aussah denn es dauerte ewig bis endlich das rappelkurze goldbraun-schwarze Dobermannfell erschien.

Es fühlte sich an wie eine warme, sanfte Welle die mich von Kopf bis Fuß einhüllte während gleichzeitig die Hundeintelligenz in mir hochkochte. Tja, und wenn man bedenkt wie besorgt ich-und sogar Issrin- bezüglich dieses Morph gewesen waren, könnte man meinen der erste Kontakt mit diesem Verstand hätte uns Angst einjagen müßen doch seltsamerweise tat er das nicht.

Ganz im Gegenteil wir waren begeistert. Denn entgegen all meiner Erwartungen war der Hund kein bisschen aggressiv .

Sicher er war neugierig und wachsam weil das einfach Eigenschaften waren die man dem Dobermann über unzählige Hundegenerationen hinweg bewusst angezüchtet hatte und die fremde Umgebung machte ihn vielleicht ein bisschen skeptisch aber trotzden war er vorallem enspannt und gut drauf und mit gut drauf meine ich jetzt nicht dieses schwammige kaum fassbare kümmerliche Etwas dass wir Menschen unter glücklich oder guter Laune verstehen sondern eher so als ob man irgendwie vollkommen auf Droge wäre: Es war die reine , vollkommene Essenz des Glücks!. Noch dazu war dieser Hund relativ jung.

Ein frecher Teenager mit der Intelligenz eines Zweijährigen .

Er wollte laufen und spielen und riechen.

R i e c h e n !

Sehen konnte er zwar auch doch das war uninteressant und die Augen waren dementsprechend schlecht – um einiges schlechter sogar noch als die der Katze aber das war egal denn es gab so viel zu riechen und deshalb tat der Dobermann das dann auch und glaubt mir: Hunde haben zwar eine prima Nase aber dafür nicht wirklich sowas wie ein ausgeprägtes Zeitgefühl .
 

Desshalb habe ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht wirklich eine Ahnung wie lange dieser Morph schwanzwedelnd und in bester ich-rauch-mein-Ganja-den-ganzen-Tag-Manier durch die fremde Wohnung getrabt war um an allem möglichem zu schnuppern.

Zum Schluß sogar an irgendwelchen ausgetretenen Herrenturnschuhen im Flur deren Besutzer mitten durch einen schönen großen Hundehaufen gelatscht war- bis Issrin diesen Morph unter Kontrolle bekam aber schließlich schaffte sie es und das sogar um einiges besser als bei der Katze.
 

Sie fühlt sich sogar überraschend wohl in diesem Morph und es scheint ihr auch irgend etwas daran vertraut zu sein!. –Nein!, nicht nur vertraut!

Sie hat Erfahrung mit dieser Art von Verstand oder zu mindestens mit etwas sehr Ähnlichem!. Dache ich schockiert. Ich kam allerdings gar nicht mehr dazu Issrin tatsächlich zu fragen denn sie hatte neuerdings die unangenehme Angewohnheit sehr auf meine eindeutig nicht an sie adressierten Gedanken zu achten.

<Dieser Hund ist ein Hork - Bajir auf vier Beinen... nun ja .Vielleicht nicht ganz. Möglicherweise ist er etwas intelligenter als ein Hork-Bajir.>

Erklärte die Yirk.

Gleichzeitig lachte sie und ich mochte es nicht. Ich mochte ihre Respektlosigkeit vor dem Leben freigeborener Wesen nicht .

Aber noch viel weniger gefiel mir die Vorstellung diese fies aussehenden zwei Meter hohen Klingenmonster namens Hork Bajirs könnten in Wirklichkeit tatsächlich einfach nur harmlose nette Doofies sein wie der Dobermann in dessen Körper wir momentan steckten .

Doch anstatt weiter zu sprechen lachte Issrin nur weiter- dieses mal allerdings nicht über ihre eigenen schlechten Witze sondern eindeutig über mich bevor sie schließlich den Hundekörper hinaus in das Treppenhaus und zielstrebig die Treppen hinauf lenkte und glaubt mir, wäre ich nicht so wütend gewesen über die unerträgliche Arroganz der Yirk und gleichzeitig wie paralysiert vor Angst hätte es mich über alle Maßen erstaunt wie still und leise sich ein derartig großes und wuchtiges Tier bewegen konnte .

Denn die schwieligen Dobermannpfoten machten tatsächlich kaum ein Geräusch auf dem kalten Steinboden.

Dafür hörten wir die unbekannte Frauenstimme nun aber umso lauter als Issrin sich schließlich an Yaheens Wohnungstür angelangt mit höchster Anstrengung damit ab mühte die widerspenstige Klinke so leise wie möglich mit unseren plumpen Vorderläufen zu öffnen die zwar zum Rennen perfekt geeignet , aber für komplexere Arbeiten absolut nicht geschaffen waren.

„Es hat keinen Zweck die Tat zu leugnen um deinen Visser zu schützen, wann siehst du das endlich ein?. Bei Noor,wenn ich erst mit dir fertig bin wirst du dir wünschen zu getanden zu haben. Du wirst aus diesem armseligen Menschenkörper herauskriechen und ich werde dich wie einen Wurm zertreten. Ja genau das werde ich tun und wer weiß?, vielleicht kann Nestreen hier dem winzigen Verstand deines Wirts mehr Nützliches entocken als ich dir wenn du erst tot bist .“

Sagte die Stimme dieses mal zwar in meiner Sprache doch sie klang genauso böse und kalt wie vorhin.
 

Die Tür war inzwischen offen und als Issrin unsere schmale Hundeschnauze vorsichtig durch den Spalt schob um sie noch weiter aufzudrücken konnten wir sie auch riechen : Zwei Menschen die vor Angst und Nervösität wie verrückt schwitzten und auch noch drei andere fremdartige Gerüche die der Hundeverstand nicht wirklich zuordnen konnte . Es war eine seltsame irgendwie erdige Note die merkwürdiger weise ausgerechnet mein geruchsbindes Menschengehirn an irgend etwas ganz Bestimmtes erinnerte. Die Emotionen die mit diesem Geruch einhergingen mochte ich ganz und gar nicht und

am liebsten hätte ich Issrin darum gebeten meine Erinnerungen danach zu durchsuchen doch ich kam nicht dazu denn in dem selben Moment wo wir beide durch trübe Hundeaugen zwei diffuse Schatten beobachteten von denen einer die am Boden kniende Yaheen Zwei-Zwei-Vier war und der Andere vor ihr Stehende ihr Henker und ich über diesen Geruch nachgrübelte traf die Yirk in mir eine Entscheidung.
 

Plötzlich und so schnell wie kein Mensch jemals sein würde zwängte sie sich durch die Tür und rannte auf die Gestalt die nicht Yaheen war zu.

Die verwunderte Yirk bemerkte uns zwar und riss schützend die Arme hoch während sie sich noch in unsere Richtung drehte aber zu spät.

Mitten im Laufen sprang Issrin und landete direkt auf der Brust des Feindes.

BOMPF!.

Vierzig Kilo wütender Dobermann rissen die zweibeinige Gestalt buchstäblich von den Beinen und noch während sie fiel knallte ihr Hinterkopf erst mit voller Wucht gegen die Kante des Couchtisches und anschließend nochmal mit Karacho auf Yaheens Wohnzimmerparkett .

Kurz darauf roch die Hundenase Blut die aus einer kleinen Platzwunde des nun ohnmächtigen Controllers kam .

Aber das war noch nicht alles.

Unsere feinen Ohren hörten auch noch zwei andere höchst interessante Geräusche : Eines davon war ein mit Flüssigkeit gefüllter runder Behälter welcher mit einem lauten KLONK! zu Boden fiel um seinen gesamten Inhalt auf dem Teppich loszuwerden und das andere ein etwas kleinerer metallischer Gegenstand - vermutlich ein für Menschen modifizierter Draconstrahler- der in Richtung Yaheen davon schlitterte.
 

Issrin wollte sich gerade dem Behälter zuwenden als ein verdächtiges ,selbst für Hundeohren kaum hörbares klick! ihre volle Aufmerksamkeit erforderte.

Hastig wandte sie sich zur Seite um und wir sahen in Yaheens vor schmerz verzerrtes Gesicht. Die Unterlippe war aufgeplatzt und aus einer Wunde irgendwo unter der dichten schwarzbraunen Haarpracht ihres Wirtskörpers sickerte Blut . Gleichzeitig konnte sie die Augen vor Schwäche kaum offen halten, ausserdem war ihre rechter Fuß seltsam verdreht und schien grausam wehzutun aber irgendwie hatte sie es trotzdem geschafft blitzschnell über den Boden zu robben um sich den Draconstrahler zu schnappen.

Einen entsicherten und auf vaporisieren gestellten Draconstraher den sie nun halb auf der Seite liegend direkt auf uns richtete.

„Andalit!“

Zischte Yaheen.

Obwohl es nur ein einziges geflüstertes Wort war klang es wie ein Fluch und ich wusste im nächsten Moment würde sie abdrücken.

Auch wenn wir gerade ihr Leben gerettet hatten, würde sie uns ohne mit der Wimper zu zucken einfach töten wie Ungeziefer.

Intrige

TSSSIUUUPPP!,TSSSIIIIUPPP!

Issrin sprang und der rote Lichtstrahl verpasste uns nur um Haaresbreite.

Wortwörtlich denn das Fell des Dobermanns stank gotterbärmlich als es angesengt wurde. Yaheen –Na- vai...-

M a- Sh e n! ,Issrin -Ya-Terash voi ! >

Schrie die Yirk in meinem Kopf und Yaheen hielt tatsächlich inne .
 

Anstatt erneut auf uns zu feuern musterte sie uns nun mit zusammengekniffenen Augen und mir wurde klar, dass Issrin so eben "laute" Gedankensprache verwendet hatte- ganz genauso wie Prinz Elfangor auf der Baustelle!

Allerdings brachte ihre momentane offensichtliche Verwunderung Yaheen nur für einen kurzen Moment dazu, die Waffe etwas zu senken.

„Du wagst es mich deinen Mentor zu nennen ?. Wie amüsant , S h i g h a d a r . Besonders weil zu sterben das Einzige ist dass ich dich lehren werde bevor mein eigenes Ende kommt .Ich werde dich töten, hier und jetzt. Ganz egal mit welchen absurden Lügen du mich auch zu verwirren versuchst “

Ächzte sie hasserfüllt .
 

Gleichzeitig richtete sie den Draconstrahler wieder auf unseren Hundekopf und obwohl ihre Hand dabei wie verrückt zitterte wusste ich der nächste Schuss würde uns garantiert nicht verfehlen.

<Sie glaubt es nicht !. Sie erkennt dich nicht!. Verdammt I s s r i n , morph!. MORPH ZURÜCK!>

Schrie ich die Yirk in meinem Kopf an und zu meinem Glück tat sie das auch.

Mein Menschenkörper wuchs langsam aber stetig aus dem Dobermann heraus.
 

Yaheen war gelinde ausgedrückt etwas erstaunt als dieses Mal mein Gesicht -gottseidank - als aller erstes erschien und wenn ich ehrlich sein soll, musste man es ihr zu Gute halten, dass sie uns nicht aus einem bloßen Reflex heraus dennoch erschoßen hatte als wir wie irgend so eine ziemlich verrückte, flügellose Hunde- Sphynx vor ihr standen.
 

„Esol ya Kannronoor!...Tamel voi ne?! …."

Hauchte sie und das war für einige Sekunden das einzige das sie über die Lippen brachte .

Geichzeitig starrte sie uns vollkommen fassungslos an und ihre/Julias Augen waren dabei mindestens so groß wie Suppenteller.
 

Auch als Issrin wieder als ich vor ihr stand- als ich vollkommen nackt wohlgemerkt- änderte sich das nicht .

Stattdessen fiel ihr die Waffe aus der Hand ohne dass sie es bemerkte .

"Ein Energiewesen hat mir die Macht gegeben. Mir in meiner natürlichen Gestallt und diesem Wirtskörper ebenfalls. Ich bin gekommen in der Absicht Bericht zu erstatten. Aber Ich bezweifle dass wir viel Zeit für Erklärungen haben werden,

M a -N e s s i r k. "

Sagte Issrin schließlich um dieses unangenehme Schweigen zu durchbrechen und hob nun wo mein Körper wieder vollständig menschlich war, den Draconstrahler auf um ihn auf Yaheens Henkerin zu richten .

Sie war zwar nach wie vor ohnmächtig, begann allerdings bereits sich wieder ein wenig zu regen.

„Beim Licht des Kandrona, in der Tat… !.“

Yaheen schloß kurz die Augen und schien noch einmal alle Kräfte zu sammeln bevor sie fortfuhr:

„ Sie … den Yirk den du attackiert hast... sein Name lautet Akdor-Vier-Fünf-Drei. Er ist ein oberer G a s h e m von Visser Sechzehn und wurde geschickt um mich zu verhören. Das Voor Har ... Du bist nicht erkrankt sondern wurdest damit infiziert... Vorsätzlich... Eine von Visser Neunundzwanzigs Laboreinrichtungen forschte.... an Voor Har. Die Forschungen des Vissers wurden aber als er sich an den Hohen Rat wandte, nicht genehmigt... Deshalb beschloß er... sie allem Anschein nach auf ... eigene Faust durchzuführen... im Geheimen . Er vertraute nur wenigen Yirks...Vertrauenswürdigen und solchen... die keine andere...Alternative hatten als...vertrauenswürdig zu sein...

Wenn...sie am Leben bleiben wollten... Dennoch... erfuhren seine Feinde ganz offensichtlich davon oder...es gab...eine "undichte Stelle" wie es die Menschen sagen würden...Wie auch immer. Jedenfalls... nutzten sie die Gelegenheit. Sie wussten, dass der Visser und ich... aus dem selben Pool stammen, dass wir uns nahe stehen... Sie rechneten damit dass ich versuchen würde dich zu retten.

Es war eine Intrige von Anfang an... und nun beschuldigt Visser Sechzehn mich eines misslungenen Anschlags auf ihn im Auftrag von Visser Neununzwanzig .
 

Eine Lüge, natürlich! Ich denke nicht... dass unser Visser... Voor-Har als Waffe gegen andere Yirks verwenden wollte. Aber das spielt keine Rolle mehr. Meine unauthorisierte Entwendung von Serum, die verschwundene Probe in dem nicht genehmigten Labor und deine Erkrankung die auftrat kurz bevor ich dich als Vermittler gegenüber seinem vierten Nessirk auf sein Schiff geschickt hätte, sind ihnen Beweis genug. Der Hohe Rat hat bereits sein Einverständnis gegeben und Visser Neunundzwanzigs Methoden waren ihnen schon länger ein Dorn im Auge.

Jetzt werde ich des Hochverrats angeklagt und sterben .

Genauso wie unser Visser falls sie seiner habhaft werden . Du natürlich auch nachdem du dich gestellt hast. Da du jung und beinahe ausgereift bist , wirst du an Bord von Visser Sechzehns Mutterschiff gebracht werden und dort die letzte Verbindung eingehen wie es beim Rest deines Bundes und allen meinen noch lebenden...nahen Geschwister samt deren Initianten bereits geschehen ist. Ein schmerzloser und gnädiger Tod in Anbetracht der Umstände. Deine Nachkommen werden seine Reihen unterstützen"

"Ich verstehe. Aber bei allem Respekt vor dir und allem dass du uns gelehrt hast, Ma-Shen: Ich denke nicht dass ich das tun werde .Nicht kampflos. Ich...ich werde fliehen!. Ich werde diesen Wirtskörper zu den Morphkriegern bringen. Es sind keine Andaliten, nur Menschen wie sie. Halbwüchsige.

Mein Wirt wird ihren Widerstand unterstützen und ich kann in dem Wissen sterben dass einige der Verräter und Intriganten mir bald folgen werden ... Vermutlich bin ich kein sehr guter Diener des Imperiums. Ich war es nie."

Issrins Stimme klang seltsam emotionslos und stand im vollkommenen Gegensatz zu ihren wahren Emotionen die zu mir überschwappten während sie hastig ihren Blick durch den Raum schweifen ließ und ihr Verstand fieberhaft versuchte eine Lösung aus dieser Misere zu finden .
 

Schubläden waren aus den Schränken gerissen worden und der Inhalt aus jedem einzelnen Regal achtlos zu Boden geworfen.

Auf dem Teppich und nur wenige Meter von Yaheen entfernt lag ein cirka zwanzig zentimeter langes Gefäß dass von der Form und Dicke her im ersten Moment absurderweise an eine Thermosflasche erinnerte. eine schleimige , erdig und leicht modrig riechende Flüssigkeit hatte darum herum eine Pfütze gebildet welche nun gemächlich in das modische Bodentextil sickerte während etwas mir mittlerweile sehr Vertrautes mitten drin lag: Ein Yirk ohne seinen Wirt.
 

<Der niedere Sekundant des Gashem. Seine Aufgabe wäre es gewesen die letzten Informationen aus dem Verstand des Menschen zu ziehen den Yaheen im Moment bewohnt.>

erklärte Issrin mir ungefragt.

Gleichzeitg fühlte ich in ihr plötzlich einen Funken von Hoffnung aufglimmen. Sie klammerte sich verzweifelt daran wie ein Ertrinkender an einen treibenden Ast und so gering er auch war, er war immerhin mächtig genug um mich ebenfalls mit Euphorie zu erfüllen und so beobachtete kurz darauf wie im Traum wie sie sich über den immer noch ohnmächtigen Wrtskörper von Akdor Vier-Fünf-Drei beugte um ihn mit einer Hand zu berühren....

Nein !

Nicht berühren ü b e r n e h m e n !.

Sie übernahm die DNS dieser unschuldigen Person!.

"Ich verstehe M a -C a t l a . Diese Menschen.... ihre Ideale...ihre Ideen und Gedanken...Sie sind sehr gewinnend nicht wahr?. Egozentrische Individualisten! ... Wir verabscheuen sie dafür seit wir ihren Planeten betreten haben aber im Grunde ist nichts so individualistisch wie das Leben selbst. Bei Noorgesh!,vermutlich muss man selbst erst im Sterben liegen um das zu erkennen, abgesehen davon ist unser Volk kalt und grausam geworden. Das was wir tun... hier und auf anderen Welten hat nichts mehr damit zu tun uns zu verbessern oder Fortsschritt zu erlangen . Ganz im Gegenteil. Ja, das denke ich auch wenn ich stets Befehle befolgt habe seit ich dem Pool entstiegen bin... Seit ich Leben durch meinen Gehorsam schützte. Ich war nie wie mein Geschwister Yarash . .Niemand der etwas bewegt. Und desshalb... -In dir fühle ich Noorgeshs Licht leuchten Issrin und ich hoffe sehr dass du lange genug lebst um dein Ziel zu erreichen . Auch wenn ich mir nicht im Geringsten vorstellen kann, wie du das anstellen willst."

Wieder Yaheens Stimme.
 

Aus den Augenwinkeln sah ich wie ihre Mundwinkel leicht zuckten und schließlich ein dünnes Lächeln hervorbrachten. Die Augen der schwerverletzen Yirk schienen durch Issrin hindurch zu blicken und als wäre sie in Gedanken an längst vergangene Zeiten versunken während mein Yirk sich anschickte den reglosen Leib der rothaarigen Frau deren DNS sie soeben gestohlen hatte zu entkleiden. aber ich hörte ihr gar nicht wirklich zu, ebenso wenig wie Issrin denn es war- auch wenn ich es nur wie von weitem mitbekam - in der Tat wahre Schwerstarbeit einer Bewusstlosen die einem wie ein nasser Sack in den Armen hing Schicht für Schicht die Uniform vom Körper zu schälen.

Die Frau selbst war noch dazu hochgewachsen, gut trainiert und muskulös was das alles zusätzlich erschwerte und bestimmt bot Issrin auch einen unfreiwillig komischen Anblick als sie eine gefühlte Ewigkeit später verschwitzt und zitternd in der viel zu weiten Kleidung vogelscheuchengleich in Yaheen/Julia Navratilovas Wohnung stand und hätte ich in diesem Augenblick die Kontrolle über meinen eigenen Körper gehabt hätte ich mit Sicherheit ein Grinsen nicht unterdrücken können.
 

Allerdings wäre es auf der stelle noch direkt auf meinen Lippen zu Eis erstarrt wenn ich gewusst hätte was Issrin als nächstes vorhatte.

Natürlich konnte ich nicht grinsen oder lachen.

Und genauso wenig konnte ich verhindern dass Issrin plötzlich und ohne jede Vorwarnung den Draconstrahler entsicherte und feuerte .
 

TSSSIUP! TSSSIUUUP!.

Die gleißend roten Strahlen erfassten den Körper der Ohnmächtigen als sie gerade die Augen öffnete. Sie sah zu uns auf und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war eine einzige Frage während sie sich zischend in Luft auflöste.

Akdor Vier-Fünf-Drei starb ohne einen Laut von sich zu geben und mit ihm sein Wirt.

Eine unscshuldige Sklavin der Yirks.

<NEEEEEEIIIN!!!!! NEEEEIN!,NEEEEEEEEEIN!" Ich schrie .

Nur dieses eine Wort.

Immer und immer wieder.

Ich tobte.

Wehrte mich.

Wie von Sinnen.
 

Doch Issrin achtete nicht darauf.

So als wäre es im Augenblick vollkommen still in meinem Kopf wandte sie sich wieder nach Yaheen um und sagte ruhig:

"Du weißt dass ich dich auch töten muss. "

"Ja. Mich und meinen Wirt. Aber besser ich sterbe jetzt durch dich als nach tagelanger Folter in den Händen des machthungrigen Sighadar und seinen Verbündeten... Möge das Licht des Kandrona auf all deinen Wegen bei dir sein . Es soll auf dich scheinen , und dich stärken Issrin Eins-Acht- Drei! ."

"Und auch dich Yaheen Eins- Zwei-Null-Drei-Vier... Ma-Shen."

Issrin schluckte schwer.

Plötzlich zitterte ihre Stimme und ich fühlte die warmen Tränen der Yirk über meine Wangen laufen als sie dieses Mal gnädigerweise meine Augen schloß und nochmals abdrückte.

Dankbar...

Ich war ihr so dankbat in diesem Moment es nicht sehen zu müssen und spürte wie mein Verstand sich beruhigte. Zumindest ein wenig. Gleichzeitig fühlte ich mich aber immer noch wie betäubt und erschlagen. Wie unter Schock und kurz vor dem Zusamenbruch. So als würde ich demnächst einfach umkippen und dass wo ich im Moment doch nicht einmal die Kontrolle über einen Körper hatte der einfach umkippen könnte!

Seltsame floureszierende Gebilde explodierten vor meinem inneren Auge in abstrakten diffusen Mustern, die langsam Formen anahmen : Kreise ,Elipsen .., Nein nicht Viele. Nur noch zwei.
 

Die Gesichter von Julia Navratilova und Akdors Wirtin kurz bevor sie sich in Nichts auflösten... Akdor wie er den Mund öffnete, erst vor Überraschung , dann zum lautlosen Schrei zu dem weder er noch seine Wirtin noch fähig waren .

Ausruhen dachte ich in meiner Verzweiflung. Einfach nur ausruhen...

Ich versuchte meine Gedanken wieder zu fokussieren.Weg von all dem Schrecklichen und an irgendetwas Schönes zu denken.

An meine Mama, meine kleine Schwester...

An Irgendwen der nicht in seine Moleküle zerlegt wurde und tot war.
 

Schließlich öffnete Issrin wieder die Augen aber ich bekam es nur am Rande mit .

Nach wie vor hatte ich das Gefühl hinter geschlossenen Lidern in die Finsternis zu starren. Sonnenlicht fiel zum Fenster herein und blendeten die Yirk.

Sie blinzelte ,doch ich spürte es nicht.

Nicht einmal mehr meine Gedanken, das Einzige über dass ich bislang noch nicht die Kontrolle verloren hatte gehorchten mir noch.

Sie entzogen sich mir , verdrehten sich und flossen ineinander, wie ein wildes verrücktes Farben- Geschmiere auf einer Leinwand . Wie ein wirrer zusammenhangloser Strudel der im Grau endete.

Grau...

Danach kam nichts mehr.

Alles wurde dunkel.

17-118.4-4

-Generation 700, mittlerer Zyklus, Tag 82,4/ 17-118.4-4

-Erddatum: 01.09.1999 (Gregorianischer Kalender, Kontinent: Europa)
 

Wie alle Initianten verließ ich meinen Pool zum ersten Mal für längere Zeit als Halbwüchsiger, kurz nachdem die hundertvierte Häutung vollkommen abgeschlossen war.

Ich war zu alt um weiterhin als Larve bezeichnet zu werden, aber gleichzeitig zu jung für ein wertvolles Mitglied der Crew aber bereit für einen Wirt.
 

Weil meine bisherigen Leistungen immer zufriedenstellend gewesen waren, weder besonders vielversprechend noch besorgniserregend genug um sich näher mit mir zu befassen und ich auch körperlich der Norm entsprach , beschloß mein Observator kurz nach dem die sechste Z-Raum -Transmission samt den letzten Entwicklungsberichten meines Bundes ihn erreicht hatte, mich am Leben zu lassen.

Gleichzeitig wurde ich für den aktiven Dienst freigegeben.
 

Die ersten Aufgaben die einem derart jungen Yirk zugeteilt werden, sind entsprechend seinem geringen Erfahrungswert simpel.

Die Erinnerung an meine Basis-Infestation ist nichts womit ich mich oft befasse. Nur ein verblassendes Echo in meinen Gedanken und was ich durch meine ersten Augen gesehen habe, sehe ich heute nur noch unscharf vor mir.

Vergleichbar mit den verblichenen Sepiafarben Fotografien der Menschen...

Eine Art primitiver bildgebender Methode, bei der mit Hilfe von optischen Verfahren ein Lichtbild auf ein lichtempfindliches Medium projiziert und dort direkt und dauerhaft gespeichert wird.

Aber es ist immer noch da.

In meinem Fall bestanden meine Aufgabenzu anfangs aus einfachen logistischen Tätigkeiten an Bord meines Geburtsschiffs.

Später dann aus niederen Arbeiten im Poolareal oder auf den unteren Decks.

Der Gedd den man mir dafür zuteilte war ein gutes Werkzeug für meinen unreifen Verstand.
 

Mit meinem fortschreitenden Alter änderten sich natürlich die Aufgaben und die Wirte.

Es folgten zwei Nahara , ein Mak .

Aber auch wenn sie äusserlich vollkommen unterschiedlich waren und andere Fähigkeiten besaßen als mein vorhergehender Gedd-Körper, waren sie im Grunde alle gleich: Wirtsgeboren, unterwürfig, Schwach.
 

Eine Generation und zwei Zyklen verbrachte ich im Gehirn des weiblichen Maks.

Überwachte die Werte des Pools in dem ich geboren worden war: Nährstoffgehalt, Säurewert, Temperatur, Sauerstoffsättigung , suchen nach vorhandenen Krankheitserreger und vieles mehr.
 

Viele kleine Details die das Leben der Crew sicherten.

Man hatte mir diese Aufgabe gegeben, weil ich ein Talent für Zahlen und eine äusserst geringe Fehlerquote hatte .

Drei andere Yirks mit ähnlichen Fähigkeiten teilten mit mir den Dienst in Schichten.

Als einer von ihnen zum Isaro-Niao-Pool abkommandiert wurde um die letzte Verbindung einzugehen und meine Bundgeschwister nach und nach auf andere Posten versetzt wurden, beklagte ich mich nicht.
 

Ich war mir inzwischen sicher, mein gesamtes restliches Leben mit dem scannen von Poolflüssigkeit zu verbringen und die Arbeit ging mir leicht von der Hand.

Verständlicherweise war ich überrascht , als ich plötzlich an anderer Stelle angefordert wurde.

Nicht als Poolwart sondern als niedere Wache.

Öder Dienst wie er jedem Kadetten am Beginn seiner Laufbahn bevorsteht .

Dennoch war ich nervös als ich meinen vertraut gewordenen Mak-Körper aufgab . So wie wohl jeder junge Yirk der auf das Kommandoschiff seines Vissers versetzt wird .
 

Ich ging zusammen mit hundert anderen.

Die meisten von ihnen waren einige Generationen jünger oder älter als ich.

Keiner von ihnen stand mir sonderlich nahe oder war mit mir direkt verwandt.

Somit war das einzig tröstliche die Enge unseres Transportbehälters und umgeben zu sein von den letzten vertrauten Gerüchen, eingehüllt in die warme Flüssigkeit des heimischen Pools .
 

Die Nährflüssigkeit schmeckte verschmutzt und verbraucht als sie uns aus dem Transportbehälter befreiten und nach den Routinescans in den schiffsinternen Pool umsiedelten.
 

Unsere Wirte, so wurde uns mitgeteilt , würden erst in zwei weiteren Tagen eintreffen .

Zwei weitere Tage um die fremde neue Umgebung die jetzt mein Zuhause sein würde in mich aufzunehmen.

Zwei Tage die angefüllt waren mit Kolligationen und Simulationen um die bestmögliche Kongruenz mit dem neuen Körper zu gewährleisten.

Dennoch war es , als ich schließlich in den Kopf meines neuen Wirtes eindrang, mit nichts vergleichbar was ich bisher gefühlt hatte.

Der Hork-Bajir war bei weitem nicht so geschickt wie ein Mak, weit weniger flink und wendig als die Nahara mit den vier Gliedmaßen und dem geschickten Greifschwanz der eine Fußhand ersetzen konnte .
 

Aber dafür spürte ich auch eine Kraft die keiner meiner vorherigen Wirte je bestitzen würde.

Der Intellekt hingegen war ähnlich primitiv wie der eines Gedds aber gleichzeitig auch stark und rebellisch.

Das Objekt war männlich und sein Name war Mek.

Man hatte ihn an der nördlichen Aussengrenze der Simplat-Ebene gefunden als er sich an den weiblichen Leichnam eines ausgewachsenen Hork-Bajirs klammerte.

Ein jämmerliches kränkliches Bündel mit noch stumpfen Klingen war er und hatte das Maul voll mit säuerlich stinkender, vorverdauter Rinde.
 

Der Anführer der Grenz-Patroulie hatte trotzdem beschloßen ihn mitzunehmen um den Sitz der Widerstandszelle von der er stammte aufzudecken, da der Hett-Simplat-Pool nach wie vor von aggresiven Freigeborenen heimgesucht wurde.

Keine wirkliche Bedrohung zwar , da bis auf etwas unwegsames Gelände die gesamte Hork-Bajir-Heimatwelt unter yirkanischer Herrschaft stand und der Großteil der noch wild lebenden Population am Quantuumvirus der Andaliten zugrunde gegangen war. Aber dennoch war es ein ressourcenfressendes Ärgernis dass es schnellstmöglich ein für alle Mal abzustellen galt.
 

Bedauerlicherweise waren die Engramme die sein erster Yirk in Meks Kopf vorfand verstümmelt und verworren . Wertlos.

Man beschloß den jungen Hork-Bajir dennoch zu behalten da er wie nur sehr wenige Unbehandelte seiner Art immun gegen das Virus zu sein schien und er diente in seinem jungen Leben bereits vielen Yirks .

Trotzdem hatte er sein widerspenstiges Verhalten nie abgelegt.

Auch nicht mir gegenüber denn als erster meiner fünf Wirte bisher widersetzte Mek sich.

Er versuchte meine Arbeit zu stören und die Kontrolle an sich zu reißen, wann immer er konnte .
 

Zu anfangs war es eine schwierige Erfahrung für mich.

Frustrierend und erschreckend, auch wenn der Hork-Bajir es natürlich nicht schaffte durchzubrechen.

Ich vermisste meine loyale Mak Sriil .

Aber ich ertrug es zwei Noortrani.

Dann kam es zu einem Zwischenfall.
 

Eine gebrochene Plasmaleitung in den Gefangenendecks.

Ein anderer Yirk der mit mir zusammen seinen Dienst versehen hatte, starb noch an Ort und Stelle qualvoll in seinem von Plasmaverbrennungen übersähten Wirt.

Ich, mein Körper, war ebenfalls schwer verletzt worden.

Nicht lebensgefährlich, doch es würde lange dauern bis er wieder für die Infestation freigegeben werden konnte.

Bis dahin musste er in einer Stasiskammer verwahrt, und mir ein neuer Wirt zugeteilt werden .
 

Ein Taxxon der einen der beim Plasmabruch verletzten Ingenieure ersetzen sollte und bei Bedarf eine Kampfdrohne steuern konnte , diesmal .

Wieder ein neues Aufgabengebiet.

Wieder ein vollkommen fremder Geist in meinem.

Wieder eine mir bis dahin nicht vertraute Spezies .
 

Ich machte mich bereits auf die erste Begegnung mit diesem neuen Verstand gefasst und rechnete mt dem schrecklichen Hunger den man diesen Kreaturen nachsagte.

Ich nahm an jeder mir vorgeschlagene Kolligation teil und durchlebte Simulationen bis mein Geist vollkommen erschöpft und meine Neuronen wund waren, nur um vorbereitet zu sein.

Doch den vorgesehenen Wirt erhielt ich nie.
 

Der Transporter mit dem das Dutzend Taxxons eintreffen sollte, wurde noch im Aka´rem-Sektor von einem andalitischen Kampfgeschwader angegriffen und vollkommen zerstört.

Alles vorbei.

Jede Sorge umsonst.
 

Wieder war ich in einem Pool. Ohne Wirt, nicht frei. denn natürlich sind auch die dauerhaft im Pool stationierten Yirks nicht von jeglicher Arbeit entbunden.

Wir archivierten Engramme und Daten anderer, um sie Unerfahrenen zugänglich zu machen.

Wir elliminierten Fehler im internen Computersystem und ordneten Dateien.

Aber der Gedanke mich nicht mit den primitiven Instinkten des Taxxons auseinandersetzen zu müssen, die so mächtig waren, dass nicht einmal ein erfahrener Yirk sie wirklich kontrollieren konnte, beruhigte mich, auch wenn ich in diesem Zustand meinem Observator keine wirkliche Ehre machen konnte .

Keine erwähnenswerte Leistung bringen konnte für das Imperium.

Wenn man es genau nimmt, war ich genauso nutzlos wie am Tag meiner Geburt.
 

Warum ich also bereits nach zwei Zyklen passivem Dienst zusammen mit zweihunderfünfzig anderen nach Nan abkommandiert wurde, ausgerechnet ich und noch dazu in den unmittelbaren Wirkungsbereich meines Observators, ist mir vollkommen unbekannt.

Immerhin hatte ich mir bis dahin nichts zu Schulden kommen lassen .

Ich war verlässlich und arbeitete schnell .

Trotzdem , obwohl ich mir bis heute nicht sicher bin ob ich mich geehrt fühlen sollte oder bestraft, war auch dankbar für die Gelegenheit mich beweisen zu können .
 

Mein Geschwister Yarash Eins-Acht-Zwei der inzwischen an der aktiven Planung zu einer zweiten Angriffswelle gegen Leera beteiligt war, beglückwünschte mich ebenfalls dazu in einer letzten Z-Raum-Kolligation.

Er meinte, Nan wäre eine vielversprechende Welt .

Unsere Rettung im Kampf gegen die Andaliten und die Menschen, so nennt sich die dort herrschende Spezies, wären um einiges angenehmere Wirte als Taxxons.

Leichter zu handhaben, primitiv und sich der Invasion nicht einmal ansatzweise bewusst obwohl inzwischen bereits tausende von Yirks mitten unter ihnen lebten.

Es waren die selben Informationen die ich mir bereits aus dem Archiv beschafft hatte.

Die Simulationen zu den menschlichen Wirtskörpern waren atemberaubend , aber wirkten zugleich harmlos.

Friedlich im Vergleich zum Verstand des Taxxons .
 

Deshalb glaubte ich ihm, und war begierig darauf, diesen Planeten schon bald durch die Augen ihrer Bewohner zu sehen.

Ich w a r es, bis ich meinen Wirt erhielt.
 

-Improvisiert replizierter Auszug aus dem Erdentagebuch von Issrin Ya-Terash , Sechshundertzweiundneuzig-Zwei-Zweiundvierzig-Hundertzweiundzwanzig-Achtzehn-Zweikommafünfunddreißig

Flucht

Als ich mir wieder bewusst wurde ... Wieder zu mir kam - allerdings ohne wirklich zu wissen wie viel Zeit tatsächlich vergangen war , war ich nicht mehr in dieser Wohnung.

Auch nicht mehr in dem umstellten Haus . Stattdessen starrte ich auf eine Straße .Regentropfen prasselten unaufhörlich auf die Windschutzscheibe und meine Hände klammerten sich verkrampft um ein Lenkrad...

Autofahren...
 

Meine Mama hatte pünktlich zu meinem achtzehnten Geburtstag regelrecht darauf bestanden, dass ich den Führerschein mache.

Obwohl ich das eigentlich nicht wollte.

Obwohl ich mich wie verrückt davor fürchtete und trotz im zweiten Anlauf bestandener Prüfung normalerweise schon beim Gedanken hinter dem Steuer zu sitzen schreckliche Unfallbilder meinen Kopf füllten und ich schweißnasse Hände bekam.

Natürlich fuhr nicht ich selbst im Moment sondern Issrin aber das Gefühl auf einer unkontrollierbaren Kanonenkugel zu sitzen blieb.... Moment mal , Hände !

Meine Hände?! Nein nicht meine Hände...
 

Es waren Frauenhände ja, aber sie steckten in schwarzen Handschuhen und sie waren nicht länger zierlich sondern groß und kräftig.

Ich hatte auch immer noch den schwarzen GSG-9 Anzug und die schussichere Weste an die mir Issrin in Yaheens Wohnung übergestreift hatte aber jetzt war diese...diese Uniform mir nicht mal mehr ein bisschen zu groß sondern schmiegte sich passgenau an plötzlich viel zu muskulöse Arme und durchtrainierte Bauchmuskeln...
 

Schlagartig fiel mir alles wieder ein , auch der letzte Morph den mein Yirk übernommen hatte.

NEIN!

Das war definitiv nicht mein Körper sondern der dieser Person , Akdors Wirtin.

Ich steckte im Körper einer TOTEN Frau... Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Meine Mutter , meine Schwester! Was war mit ihnen passiert? Immerhin waren sie ganz allein und hatten nach wie vor keine Ahnung .

Bei ihnen würden die Yirks als Allererstes nach mir suchen und sie würdem die Beiden bestimmt nicht einfach nett fragen was sie wussten...

NEIN!!!!...
 

vollkommen desorientiert und panisch schlug ich mental um mich. Griff nach der Kontrolle wie ich es in den letzten Monaten schon viele viele Male getan hatte. Issrin war gerade abgelenkt und konzentrierte sich vollkommen darauf den Wagen zu lenken.Völlig unerwartet wurde sie von meiner mentalen Keule getroffen und riss das Lenkrad herum .

Regen, Nässe Glätte...

FALSCHE SPUR!

RRRRUUUMMMM! HUUUUUP, HUUUUUP!
 

Nur haarscharf wich die Yirk einem engegenkommenden Fahrzeug aus und stieß mich grob zurück . <Das ist also der Dank dafür dass ich dich retten will. Wenn du sterben willst dann versuche es nocheinmal. Mach dem Ganzen ein Ende. Ich habe nichts zu verlieren.>

<Mich retten?! dass ich nicht lache Issrin , es geht dir doch gar nicht wirklich um mich oder...oder um mein Scheiß wertloses Leben sondern nur um Rache. Du willst dich nur an deinen Leuten rächen indem du mich zu diesen Kindern bringst. An diesem Visser der Yaheen auf dem Gewissen hat. Du hast es selbst gesagt dort in Yaheens Wohnung und ganz egal was dein Plan ist, du weißt ich werde kooperieren aber nicht allein. Nicht ohne meine Familie>

< Rache ist nur einer meiner Gründe und ich habe einen Plan. Deine Familie ist kein Teil davon... Y a - N o o r, alles was Deinesgleichen als Ausbildung bezeichnet ist weniger von Wert als die erste Kolligation Neugeborener. Deine Fähigkeiten dieses Fahrzeug zu steuern und die Kenntnisse über die damit verbundenen Regeln sind absolut unzureichend! >

< Verflucht Issrin, versuch nicht abzulenken! Du hast in meinem Haus gelebt, mit meiner Famile und egal was du sagst, ich weiß dass du gerne bei uns warst! Du magst Emily und ...->

<Halt den Mund! Dein Leben zu leben war nur Teil meiner Tarnung. Eine willkommene Abwechslung im Leben eines Soldaten nicht mehr also unterstelle mir keine unnötigen Emotionen wo keine sind.Du weißt nichts über mich !>

<Ich unterstelle dir nichts und ich werde auch nicht den Mund halten, nur weil du es mir sagst. Nicht jetzt und auch nicht später. NIEWIEDER!>

Meine mentale Stimme schrie.
 

Inzwischen war ich nämlich nicht mehr nur verzweifelt sondern knapp davor durchzudrehen.

<Du magst Emily nicht so wie ein Mensch sie mögen würde, das stimmt aber sie ist dir wichtig. Erst gestern wolltest du sie noch beschützen und jetzt lässt du sie im Stich obwohl du weißt dass sie sie holen werden. Sie werden meine kleine Schwester holen und einen von deinen Leuten in ihren Kopf stecken. Sie werden Em foltern und ihr wehtun nur weil sie wissen wollen wo ich bin... Wo wir sind obwohl meine Schwester in Wirklichkeit gar nichts weiß. Genauso wie meine Mama. Issrin , ich flehe dich an , bitte wir müssen zurück und die Beiden holen, jetzt sofort !>

<Sie holen!>

Issrin lachte rauh und für den Bruchteil einer Sekunde brach ein Echo ihrer eigenen Angst und Verzweiflung zu mir durch.

< Visser Sechzehn führt jetzt offiziel die Invasion deines Landes an .Er sucht mich nach wie vor, genauso wie andere Yirks die sich ihm wiedersetzen und er wird nicht aufhören bis er mich findet. Noch denken seine Untergebenen ich bin in dir und mich zu finden hat höchste Priorität. Aber wenn der G a s h e m nicht zurückkehrt, sich nicht orten lässt und auch auf keinen ihrer Funksprüche mehr antwortet, werden sie annehmen, Yaheen hätte Akdor überrumpelt und seinen Wirt gestohlen. Sie werden alles abriegeln und eine großangelegte Suche starten. Wenn das passiert, werden sie nicht mehr nach dir suchen sondern nach i h r .>

Vielsagend deutete Issrin auf mein Gesicht das im Moment nicht meines war.
 

Die Yirk kämpfte schon lange in diesem Krieg und wusste wie es lief.

Mir war klar dass es keinen Ausweg gab und dass wir nicht gewinnen konnten, nicht gegen hunderte von Yirks die uns tot sehen wollten.

Aber trotzdem wehrte sich alles in mir dagegen.

<Was soll das heißen ? Du kannst das nicht tun, du kannst meine Leute sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.Kehr sofort um...B i t t e kehr um !>

<Die Zeit ist zu knapp um umzukehren. Akdors Einheit hat mich bereits darüber informiert dass sie deine Familie in Gewahrsam genommen haben kurz bevor ich in dieses Gefährt gestiegen bin. Ich habe mich jetzt seit über zwanzig Minuten nicht mehr bei ihnen gemeldet und befinde mich auf einer nicht genehmigten Mission. Es gibt keine Alternative >

<Du lügst!>

<Nein.>

Issrins Gedankenstimme war zu einem heiseren Flüstern zusammengeschrumpft überlagert von Wut, Trauer und Reue.

<Und wenn es sie gäbe...Die Möglichkeit sie zu retten vor...Vor der I n f e s t a t i o n wohin sollte ich diese Menschen bringen nachdem ich sie gerettet und auf wundersame Weise unzählige feindliche Yirks ausgeschaltet habe? Ich bin vollkommen auf mich allein gestellt, ein gesuchter Verräter der einem zum Tod verurteilten Visser dient und nur d u besitzt die Morphingkräfte. Nur d u kannst dich unerkannt unter den Menschen bewegen. Deine Angehörigen sind bereits Wirte . Akzeptiere es.>

<Das kann ich nicht! Ich...ich bin nicht wie du. Kein S o l d a t . Kein.. Monstrum ohne jede Moral . Ich bin ein Mensch mit einem Herz! Mit Gedanke und Gefühlen! I c h kann nicht rumlaufen und kaltblütig irgendwelche Leute umbringen oder sie einem noch schlimmeren Schicksal überlassen. Wie soll ich einfach da sitzen und nichts tun?, Ich konnte ja nicht mal d i c h sterben lassen!>

< Wenn du überleben willst, wirst du lernen müssen, solche Dinge zu tun. Wenigstens wirst du jeden Tag wissen dass sie noch am Leben sind.Damit haben deine meinen nächsten Verwandten etwas vorraus>

<Okay und was soll das jetzt sein? So was wie ein schlechter Versuch von dir mich zu trösten?>

Fragte ich spöttisch und versuchte so unbarmherzig zu klingen wie ich konnte obwohl da nur Trauer war und Hoffnungslosigkeit.

Obwohl mir vollkommen klar war dass die Yirk augenblicklich wusste dass ich längst aufgegeben hatte und mich in meine eigene mentale Ecke verkroch.

Weil ein unauslöschlicher Teil in mir trotz allem froh darüber war dass ich am Leben bleiben würde und weil es die Wahrheit war.

Realistisch . Vernünftig...

Ich hasste mich dafür.
 

"Nein" .

Tief atmete Issrin durch. Sie biss sich auf die Unterlippe und Tränen verschleierten kurz ihre Sicht.

Mit einer knappen Bewegung wischte sie sie weg und meine Stimme... Die Stimme meines momentan gemorphten Körpers klang barsch. Ungewohnt tief und rauchig .

"Es gibt keinen Trost . Für keinen von uns "
 

Danach kam nichts mehr und wir schwiegen uns an .

Schließlich schaltete Issrin das Autoradio ein.

Ob sie es tat um sich selbst abzulenken oder über eventuell bereits aufgestellte Absperrungen auf dem Laufenden zu sein , konnte ich nicht sagen.
 

Vermutlich war es von beidem ein bisschen was während wir durch den langsam schwächer werdenden Regen dahinfuhren.

Wie gebannt konzentrierte ich mich auf die Anzeigen des Wagens versuchte meine Gedanken im vom ständigen Rauschen unterbrochenen Gedudel des schlecht eingestellten Senders zu ertränken aber schon nach fünf Minuten hielt ich es nicht mehr aus.

Es ist schwer mit seinen eigenen Gedanken alleine zu sein wenn man gerade alles verloren hat was einem wichtig ist.

Besonders wenn man es einfach nicht mehr gewohnt ist, allein mit seinen Gedanken zu sein...

<Wohin fahren wir ,Issrin?>

<Zum Flughafen. Das ist der kürzeste Weg>

<Zum Flughafen?>

<Ja>

<Okay, aber aber dorthin zu fliegen wo diese Kinder leben in diese Stadt, das ist sicher wahnsinnig teuer und es wird auch nicht gleich ein Flug gehen und dann gibts auch noch einen Haufen Sicherheitskontrollen und Checks. Vielleicht müssen wir stundenlang dort warten und bis dahin suchen sie uns schon längst.Tut mir leid aber das ist wirklich ein ziemlich schlechter Plan!>

<Wage es nicht meine Pläne zu kritisieren wenn du nichts davon verstehst !>

Fauchte Issrin mich an.
 

Ich fühlte wie gehetzt sie war ihre nackte Todesangst und ihren Hass.

Jedes einzelne Wort klang wieder genauso wie die meiste Zeit seit sie mich als ihre persönliche Geisel hielt aber nur für einen Moment , dann fasste sie sich wieder und sagte , zwar immer noch abweisend dafür aber um einiges ruhiger:

< Der Plan w ä r e schlecht wenn Yaheen nicht einiges an Bargeld für einen Notfall in dieser Wohnung gelagert hätte.>

<Wieviel?>

<Über dreitausend in der hier gebnräuchlichen Landeswährung>

<Gratuliere, >

Ich seufzte in Gedanken und konnte nicht verhindern dass ich zumindest ein bisschen weniger nervös war .

<E i n Problem weniger. Aber du kannst nicht in diesem Morph hier einfach in ein Flugzeug steigen.> <Nein.>

Issrin seufzte ebenfalls ,allerdings eindeutig genervt .

<Ich hatte gehofft eine Lösung würde sich ergeben bis ich an meinem Ziel angekommen bin aber...->
 

Mitten im Satz unterbrach Issrin sich selbst und legte mitten auf der Straße eine Vollbremsung hin.

Glücklicherweise war unser Hintermann ein vorsichtiger Fahrer und weitgenug entfernt.

Vor uns, am Straßenrand hingegen stand ein hochgewachsener blonder Typ in Anzug und Kravatte vor seinem ziemlich teuer aussehenden Mercedes der gerade noch damit beschäftigt gewesen war in sein Handy zu brüllen und nervös vor seinem Fahrzeug auf und ab zu gehen ,als hinge sein Leben davon ab , auf der Stelle weiterfahren zu können.
 

Jetzt allerdings hielt er sein klobiges graues Nokia nur schweigend an sein Ohr gepresst und starrte uns fassungslos mit weit offenstehendem Mund an.

<BIST DU JETZT VÖLLIG VERRÜCKT GEWORDEN ISSRIN ?!, > schrie ich sie an.

<WARUM MACHST DU DAS?>

Doch die Yirk antwortete nicht.

Stattdessen kurbelte sie nur das Fenster runter und legte den Rückwärtsgang ein.
 

Ich fühlte wie meine Mundwinkel sich zu einem gewinnenden Lächeln nach oben zogen und wie tatsächlich so etwas wie Zufriedenheit und Erleichterung in Issrin aufkam als sie zu dem nach wie vor ziemlich verdutzen Mann sagte:

"Sie sehen aus als könnten Sie dringend eine Mitfahrgelegenheit brauchen.

Also, ich weiß ja nicht wo sie hinwollen, aber wenn ihr Ziel auf dem Weg zum Flughafen liegt, kann ich Sie gerne ein Stück mitnehmen"

Notlösung

"...Wenn ihr Ziel auf dem Weg zum Flughafen liegt kann ich sie germe ein Stück mitnehmen..."
 

Im ersten Moment war ich einfach nur verwirrt über Issrins Worte, ihren freundlichen Tonfall.

Natürlich wusste ich auch sofort dass sie etwas mit dem Mann vorhatte; dass rein gar nichts mit Nächstenliebe zu tun hatte !

Ich spürte richtiggehend; wie sie nachdachte während sie diesen großen blonden Typen musterte der ohne lange darüber nachzudenken, sein Gepäck aus dem Kofferraum des eigenen Wagens holte und auf dem Rücksitz unseres Fluchtautos deponierte um sich anschließend sichtlich zufrieden mit sich und der Welt im Beifahrersitz nieder zu lassen .

Warum auch nicht ?

"Mein" Menschenmorph sah ja auch vertrauenerweckend aus , die Stimme klang selbstbewusst und souverän.

Dazu kam natürlich noch eine vertraute Uniform und dass Akdors Wirtin eine nicht grade unattraktive,durchtrainierte Frau im ungefähr gleichen Alter von Issrins potentiellen Opfer war und gerade sehr glaubwürdig Interesse heuchelte ...
 

Verdammt!

Was zum Teufel wollte sie nur von ihm ?

Sicher, Issrin hatte grade noch behauptet sie wolle mich retten und zu diesen Kindern bringen die am anderen Ende der Welt gegen die Yirks kämpften, einfach nur um den Vissern den Tag zu versauen, aber inzwischen kannte ich dieses Wesen in meinem Kopf lange genug um zu wissen, dass ihre Pläne sich manchmal schlagartig ändern konnten, oder zumindest schlagartig für menschliche Begriffe .

Würde sie ihn vielleicht irgendwie zu ihrem neuen Wirt machen?

Mich in dieser Situation allein lassen ?

Würde Issrin mich vielleicht sogar töten, nur damit sie lebendig davonkam und ihre Haut retten konnte? ...
 

Egal wie sehr ich darüber nachdachte.

Mein Verstand war und blieb ein einziges großes Fragezeichen, gleichzeitig hatte ich schreckliche Angst davor demnächst zu sterben.

Eine Angst die nicht gerade weniger wurde, als sie dem Fremden immer noch lächelnd , eine Hand reichte, und gleichzeitig mit der Anderen nach meinem Hosenbund tastete während sie irgendeinen erfundenen Namen säuselte, um ihn abzulenken.

Ich war wie betäubt.

Stand nach wie vor unter Schock und und registrierte alles nur wie durch Nebel, aber als meine Finger schließlich einen kühlen metallischen Gegenstand streiften und sich darum schlossen, begriff ich plötzlich und mich durchfuhr ein eisiger Schreck :

Der Draconstrahler!

Das bedeutete ich würde weiterleben, aber es war s e i n Todesurteil!
 

<Nein, alles nur nicht das! Nicht noch einmal! NICHT NOCH EIN MENSCHENLEBEN!>

Verzweifelt stemmte ich mich gegen Issrin sowie sie die kleine Waffe auf den jetzt völlig verdutzten Mann richtete, und sich...mich- gleichzeitig zurückmorphte .

Ich versuchte sie daran zu hindern, den Abzug zu drücken während ich gezwungenermaßen den zu Tode erschreckten Mann der vor lauter Panik vollkommen erstarrt war und nicht einmal mehr schreien konnte obwohl er es definitiv wollte, direkt in die weitaufgerissenen Augen sah,.

Ich meine jeder der hautnah mit ansehen muß, wie sich das komplette Gesicht eines Mitmenschen von einem Moment zum anderen plötzlich vollkommen verändert , würde schreien wollen!
 

Aber obwohl Issrin allein schon durch den Morphprozess abgelenkt war , konnte ich trotz aller Anstrengungen nicht wirklich etwas gegen ihre Kontrolle ausrichten.

Meine Hände zitterten zwar , während mein Körper schrumpfte und Muskelmasse verlor ,bis ich fast in meinen gestohlenen Kleidern versank, aber nur gering und die Yirk hatte natürlich nach wie vor vollkommenen Zugriff auf meine Gedanken und Gefühle, also dementsprechend auch mit Gegenwehr gerechnet.

Deshalb schaffte sie es auch mühelos das Zittern auszugleichen, als sie schließlich trotzdem mehrmals feuerte.
 

TSSSIIIUP!

Der rote Strahl erfasste den Mann , aber im Gegensatz zu Akdor oder Yaheens Wirtskörpern löste er sich dadurch nicht sofort in Luft auf , sondern sank nur bewusstlos in sich zusammen!

Bewegungslos , bis auf den Brustkorb der sich gut sichtbar hob und senkte, obwohl Issrin noch weitere Male auf ihn schoss!

Bewusstlos aber nicht tot..

Issrin hatte ihn nicht umgebracht!

Vor Erleichterung hätte ich laut aufgeatmet, hätte ich es gekonnt...
 

TSSSIIIUP,TSSSIIIUP;TSSSIIIUP!

Drei weitere Dracon-Entladungen trafen den Ohnmächtigen, sein Körper zuckte wieder und wieder wie unter Stromschlägen, das Gesicht verzog sich zu einer Fratze wie bei einem Wahnsinnigen.

<Issrin, nein, hör auf , er ist doch schon ohnmächtig, b i t t e !>

<Ja, das ist er und er wird es auch bleiben , bis wir unser Ziel erreichen. Lange genug um seine DNA zu übernehmen .Dadurch dass ich mehrmals auf ihn gefeuert habe, wird er zusätzlich verwirrt sein wenn er wieder zu sich kommt.Er wird sich an nichts von dem erinnern, was in den letzten fünf Minuten passiert ist. Nicht einmal ein Yirk wird auf die Engramme zugreifen können.

Wahrscheinlich tagelang nicht, vielleicht auch nie mehr. Ich weiß, du dachtest ich würde dich eliminieren oder ihn, aber das wird nicht nötig sein, auch wenn es vernünftiger wäre es zu tun. Logischer und einfacher als sich mit seinem reglosen Körper zu befassen, aber ich will es nicht. Keine weiteren unnötigen Toten mehr und d u... ist dir immer noch immer nicht klar wie wertvoll du bist?

Würde ich mich ergeben, dich Visser Sechzehn übergeben und vor ihm auf den Bauch kriechen... Würde ich diese M o r p h e r verraten , bereuen , Yaheen verraten und diesem Shighadar die Treue schwören, wäre ich frei. Keine Verurteilung , keine Schuld. Ich würde sogar befördert werden. Bekannt , gefürchtet. Dann hätte ich alles : Eine gute Position, Macht...

Nein. Meine Art zu denken unterscheidet sich von deiner, aber das spielt keine Rolle. Ich werde sterben. Du wirst leben. Das ist alles was wichtig ist>
 

Issrins Gedankenstimme klang leise während sie mit mir sprach und sie fühlte sich erschöpft an, zermürbt deprimiert und... enttäuscht?!

Etwa wegen mir weil ich gedacht hatte sie würde diesen armen Kerl umbringen? Oder sogar mich?

Seit wann machte ausgerechnet sie sich überhaupt Gedanken darum was ich dachte?

Warum? und Moment mal ... Sterben ? Was sollte das heißen? Was meinte sie damit ?...
 

Wie sooft reagierte Issrin natürlich nicht auf meine privaten Gedanken, aber sie hörte mir eindeutig immer noch zu.

Ich konnte richtig spüren wie ihre Aufmerksamkeit zumindest großteils auf mir lag und ihre Gefühlslage sich noch weiter verschlechterte.

Kurz, ganz kurz nur hielt sie inne .

Es fühlte sich so an als wolle sie noch irgendetwas sagen, aber sie tat es nicht.
 

Stattdessen überließ sie mich noch verwirrter als ich ohnehin schon war meinen Gedanken die sich ähnlich einer Endlosschleife immer wiederholten und im Kreis drehten.

Ich meine das muß man sich nur mal vorstellen, was ich gerade erlebte, was mit mir passierte mit meinem Körper , um mich herum...

Ich hatte neben meinem gesamten Leben auf einen Schlag auch meine gesamte Familie verloren und alles was mir jemals wichtig gewesen war.

Ich wusste wusste weder was ich denken, oder tun sollte, noch ob ich das hier tatsächlich überleben würde und wenn ja, was danach kommen würde und ob ich das was kam dann überhaupt wollte.

Ich hatte nicht darum gebeten in einen Krieg zwischen Ausserirdischen Rassen verwickelt zu werden!

Ich hatte nicht darum gebeten Issrins Wirt zu sein.

Ich war kein Kämpfer und schon gar kein Held sondern nur ein unwichtiges Mädchen.

Ein wertloses Etwas ohne Vergangenheit und Zukunft.

Alles was ich gekannt hatte war vorbei und alles was blieb war Angst.

Meine einzige Konstanten waren Verwirrung und Wut und immer wenn ich dachte , ich hätte jetzt endlich die Spitze des Schlimmsten erreicht was einem einzelnen Menschen in seinem Leben überhaupt passieren konnte, kam noch etwas neues Schreckliches dazu dass mich vollkommen aus der Bahn warf.
 

Dermaßen, dass ich nach Issrins neuester Nachricht erst gar nicht wirklich mitbekam , wie sie den Draconstrahler wieder verstaute und sich das Sakko des Mannes überstreifte, das nach wie vor auf seinem Schoß lag .

.

Danach erleichterte sie ihn nach kurzem Suchen auch noch um die Uhr, das Handy, den Reisepass und die Brieftasche- eine Brieftasche die um einiges dicker war als es meine jemals sein würde- und warf die Uniforms-Handschuhe nach hinten auf den Rücksitz wo schon ein Helm und die schusssichere Weste lagen, bevor sie meine jetzt nackte,verschwitze und zittrige Hand auf seine legte.
 

Erst als Issrin den Morphingprozess einleitete und der Knopf der eindeutig nicht auf Männerproportionen angepassten Hose sich verabschiedete , weil meine Hüften wenn auch nicht wirklich dick, doch etwas massiger wurden und ich einen kleinen Bierbauch bekam samt allem anderem was Männer zu Männern macht, kehrte ich schlagartig in die Realität zurück.

Wie von weither fühlte ich wie mir Haare im Gesicht und auf der Brust wuchsen , und noch an einigen anderen Stellen wo man als Achtzehnjährige einfach keine Haare haben sollte, während mein kleiner Busen vollkommen verschwand und mein Brustkorb dafür kräftiger und breiter wurde .

Dasselbe passierte mit meinen Schultern, die das Sakko danach zwar perfekt ausfüllten, aber alles was ich darunter trug, zum zerreißen spannten.

Das Einzige was wirklich noch einigermaßen passte, waren die Schuhe.

Gleichzeitig fühlte ich wie vorher schon bei der Katze und dem Dobermann den Verstand des Mannes in mir hochkommen während die letzten Veränderungen des Morphs abgeschlossen wurden und das Testosteron schlagartig meinen Körper flutete.

Na ja nicht wirklich Verstand. Schließlich hat man es bei einem Morph nie mit einem kompletten Bewusstsein zu tun, nicht einmal dann wenn es sich dabei um ein vernunftbegabtes Wesen handelt - aber auf jeden Fall machte ich Bekanntschaft mit seiner Art zu denken , seinem Wesen und eines war mir augenblicklich klar:

Dieser Mann war eindeutig ein vollkommen anderer Mensch als ich es je sein würde!

Um einiges lauter, zielstrebiger, rücksichtsloser und vor allem erfolgreich, einfach nur weil er eben haargenau wusste wer er war und was er wollte... oder nein, nicht nur das!

Er war nicht nur erfolgreich, er war der Erfolg!

Das personifizierte unerschütterliche Selbstbewusstsein eines männlichen Homo Sapiens .

Hätten wir uns in der Steinzeit befunden, wäre er der Platzhirsch gewesen der den Jägern seines Stammes gesagt hätte , wo es langgeht , aber da wir uns in der Gegenwart befanden , war er wahrscheinlich nur in einer höheren leitenden Position , ein wichtiger Geschäftsmann oder saß im Vorstand eines größeren Unternehmens wo er sich gezwungenermaßen anstatt mit Mammuts , mit der Jagd nach dem großen Geschäft und dem "Erlegen" anderer Anzugträger seiner eigenen Spezies zufrieden geben musste.

Kurz: Er war ein Mann der es von Kindesbeinen an gewohnt war eine Menge Glück zu haben und alles was er hatte als Selbstverständlichkeit an nahm und als etwas dass seiner Meinung nach jeder andere auch erreichen konnte, wenn er sich nur genügend Mühe gab und auch ohne den Menschen , dessen DNA Issrin gestohlen hatte persönlich zu kennen, reichte schon ein kurzer Blick in die groben Züge seiner Persönlichkeit aus um mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen zu können, dass ich ihn nicht mochte.

Genauso wenig wie seinen Körper der so ganz anders war als mein eigener .
 

Natürlich war mir gleichzeitig auch klar , dass dieser Zustand nicht von Dauer sein würde und nur eine Notlösung darstellte, um unentdeckt zu bleiben, nur für den Fall dass es am Flughafen schon vor Yirks wimmelte die Yaheen in Akdors Wirtskörper vermuteten.

Aber trotzdem kam diese Erfahrung einer absolut alptraumhaften zweiten Pubertät im Schnelldurchlauf gleich und war in einer vollkommen neuen nie gekannten Weise erschreckend .

Erschreckend und widerlich zugleich.
 

Issrin spürte natürlich wie es mir ging , meinen Ekel und den extremen Widerwillen ein Mann sein zu müssen , aber im Gegensatz zu mir reagierte sie auf das alles nur mit Erstaunen.

Es machte ihr im Gegensatz zu mir eindeutig keine Angst und kümmerte sie auch nicht im Geringsten dass sie jetzt in einem männlichen anstatt in einem weiblichen Wirtskörper steckte während ich verwirrt und entsetzt in einem kleinen Winkel meines Verstandes kauerte und mich fühlte, als hätte man mich gerade einer unfreiwilligen Geschlechtsumwandlung unterzogen.
 

Seelenruhig nahm sie das Handy und gab immer noch benebelt von dem unerschütterlichen Ego ihres Morphs eine Nummer ein die sie beiläufig aus meinem Gedächtnis kramte.

"Ein Taxi zum Haupteingang des Flughafens bitte und Schnell. "

Sagte die tiefe, leicht näselnde Stimme des Mannes zu einer älteren Frau am anderen Ende der Leitung ...

Meine Stimme!

"Gerne. Es kann aber sein dass Sie ein wenig warten müssen, die meisten Fahrer sind belegt und der Verkehr, ich...-"

"Hören Sie, ich habe weder Zeit noch Lust zu warten oder mich mit ihnen über die aktuelle Verkehrslage zu unterhalten ,dafür aber jede Möglichkeit einen guten Fahrer angemessen zu bezahlen oder mich an ein anderes Unternehmen zu wenden."

"Natürlich. Bitte warten Sie, ich werde schauen was ich tun k-..."

" Danke."

Issrin wartete nicht einmal die Antwort der Dame ab und legte auf noch während sie den Motor startete und davonbrauste.



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  Chai-Cherry-Tea
2020-09-06T08:56:06+00:00 06.09.2020 10:56
Hi,
Finde es auch gug, dass du es im Stil eines Tagebuchs oder Berichts geschrieben hast, das macht es persönlicher. Schönes Kapi <3
Antwort von:  Fandalite
06.09.2020 18:22
Danke ^^

Musste ja die Tagebucheinträge retten, zum verwerfen waren sie mir zu schade ;)
LG!
Von:  BloodyOyster
2018-10-15T20:08:40+00:00 15.10.2018 22:08
Hallo.
Das Morphen von Frau zu Mann hast du hier auch sehr gut und detailreich beschrieben.
Mir machts immer mehr Spaß, deine FF zu lesen.
:) lg
Antwort von:  Fandalite
17.10.2018 22:44
Keine Sorge, bald geht es hier weiter, vielleicht sogar schon diese Woche und es kommen noch ca. 7-8 Kapitel

LG!
Von:  BloodyOyster
2018-10-14T16:54:16+00:00 14.10.2018 18:54
Hallo.
Die Flucht mit dem Auto und Issrin's Vorhaben haben mich sehr gepackt. Ich hoffe Lou gelingt die Rettung ihrer Familie, sie hat es verdient, vielleicht kann sie auch andere unschuldige Menschen retten.
Tolles Kapitel, wie immer. :)
Lg *_*

Von:  BloodyOyster
2018-10-13T16:31:30+00:00 13.10.2018 18:31
Hi.
Du hast das vergangene Leben mit dem vielen Wirtswechseln echt toll beschrieben, es gibt Einblicke in jedes individuelle Wesen.
Schönes Wochenende. :)

Von:  BloodyOyster
2018-10-12T19:23:02+00:00 12.10.2018 21:23
Hi.
Meine Güte, das Kapitel hatte es echt in sich, hat bei mir alles an Emotionen hervorgerufen die es gibt: Angst, Wut, Entsetzen, Mitleid.
Du weißt schon wie du die Leser dazu bringst dranzubleiben. :) ^^ Lg
Antwort von:  Fandalite
12.10.2018 22:55
Hey,

Danke ^^ Ganz ehrlich lagen (und liegen!) mir diese letzten Fluchtszenen in Lous Heimatstadt bevor die Beiden auf die Animorphs treffen mir sehr am Herzen, daher freut es mich umso mehr wenn die Kapitel genau das auslösen, was sie auslösen sollen. Übrigens wollte ich mich mal bedanken, dass du hier so eifrig Reviews schreibst <3 Ich freue mich jedes Mal total darüber
THX!
Antwort von:  BloodyOyster
12.10.2018 23:17
Ich danke dir auch für deine eifrigen Reviews. Bin immer total happy dann.
Von:  BloodyOyster
2018-10-11T21:34:49+00:00 11.10.2018 23:34
Hi.
Genial wie Issrin und Lou den Unterschied spürbar von Katze zu Hund miterlebten.
Aaahh, aber dieser Cliffhangemusste nicht sein, es war grad so spannend, menno. ;)
Danke für das spannende Kapitel.
Von:  BloodyOyster
2018-10-10T18:08:00+00:00 10.10.2018 20:08
Hi.
Wie du das mit dem Morphen beschrieben hast, einfach toll. Fand es gut, das Issrin an eigenen Leib erfahren hat wie es ist, wenn die sie von einer Katze kontrolliert wurde.
Bin gespannt aufs kommene Kapitel.
Gruß
Antwort von:  Fandalite
11.10.2018 23:02
Danke!

Issrin und Lou werden auch noch ein paar Mal in verschiedene andere Gestalten schlüpfen müssen bevor sie endlich in Sicherheit sind ^^
Freut mich also sehr dass dir meine Beschreibung des Morphens gefallen hat und natürlich hast du recht dass es gut für Issrin ist auch mal auf der "anderen" Seite zu stehen, geschieht ihr ganz recht XD

LG
Von:  BloodyOyster
2018-10-08T19:46:17+00:00 08.10.2018 21:46
Hi.
Dieses Kapitel hat mich traurig und wütend zugleich gemacht, traurig wegen Lou dass sie ihre Familie wahrscheinlich nie wieder sieht, wütend wegen Issrin das sie so kalt ist.
Danke für dieses gefühlvolle Kapitel.
Lg

Von:  BloodyOyster
2018-10-07T23:41:18+00:00 08.10.2018 01:41
Huhu.
Wieder ein schöner Einblick ins Tagebuch, sehr aufschlussreich und informativ (oder ist sas dss Gleiche? XD).
Lg
Antwort von:  Fandalite
08.10.2018 21:20
Hey,

Danke ^^

Ich freue mich immer total über deine Meinung und finde auch super dass die Tagebucheinträge von Issrin so gut ankommen, schauen wir mal wann ich wieder Kapitel schreibe. Eigentlich wollte ich die Story ja dieses Jahr beenden aber wenn es so weitergeht, wird es doch wohl eher 2019 : /

LG!
Antwort von:  BloodyOyster
08.10.2018 21:52
Momentan schreibe ich an einer zweiten FF, das hab ich am Ende meiner ersten FF geschrieben. Sobald ich zufrieden mit ihr bin und sie fertig ist, werde ich sie wöchentlich hochladen.
Lg
Von:  BloodyOyster
2018-10-06T19:28:28+00:00 06.10.2018 21:28
Hi.
Hat mir wieder gut gefallen, jedoch fies von Issrin Lou's Tränen zu unterdrücken, der Yirk mag wohl keine Gefühle, verhielt sich da verständlos.
LG, und schönes Wochenende. :)




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