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Scattered Petals

von

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I

Seufzend zog Machi seinen Schal enger um den Hals - wer hätte denn gedacht, dass es ausgerechnet heute Nacht so bitterlich kalt werden würde? Er verfluchte sich nur erneut dafür, dass er sein Auto hatte stehen lassen, andererseits hätte er nicht so viel trinken können, wenn er selbst gefahren wäre. Dazu kam, dass seine Freunde nichtmal weit weg von seiner Wohnung lebten, gerade mal eine halbe Stunde zu Fuß, aber er hatte die Witterung deutlich unterschätzt. Dass es langsam anfing zu schneien, ließ ihn fluchen, während er den Blick schweifen ließ - natürlich konnte er auch kein Taxi auf der Straße entdecken. Dabei würde er gerade jetzt alles dafür geben, sich irgendwo aufzuhalten, wo es warm war. Warum hatte er auch so ein Idiot sein müssen und darauf bestehen, dass er unbeschadet nachhause finden würde? Wenn es nicht Nacht gewesen wäre, würde er sich deutlich wohler fühlen…Kopfschüttelnd ließ er den Blick schweifen, während seine Schritte auf dem bereits liegenden Schnee knirschten. Da kannte er Paris beinahe wie seine Westentasche und trotzdem verfluchte er diese Stadt gerade. Es war einfach alles zu viel. Zwei Flaschen Wein hatten so verlockend erschienen, jetzt wusste er nichtmal mehr, warum er darauf bestanden hatte, allein nach hause zu gehen. Zumindest erreichte er langsam den kleinen Park, welchen er im Sommer immer durchquerte um schneller zuhause zu sein - der Weg direkt hindurch ersparte ihm knappe zehn Minuten und so kalt wie ihm war, hieß er diese Abkürzung mehr als willkommen auch wenn eine Stimme in seinem Hinterkopf versuchte, ihn zu warnen, dass es viele dunkle Stellen in diesem Park gab und man niemandem trauen konnte.
 

Aber es war doch viel zu kalt um irgendwelchen illegalen Geschäften nachzugehen. Machi schüttelte murrend den Kopf, wenn er schon drauf gehen würde, dann war er selbst Schuld, aber wenigstens würde er nicht zu einer Statue gefrieren! Er hatte es halb durch den Park geschafft, vorbei an verschneiten Bänken und einem kleinen, zugefrorenen See, als er plötzlich ein Rascheln hörte und für einige Sekunden erstarrte. Der Schnee fiel lautlos vom Himmel, kein Wind war in den letzten Minuten aufgekommen und doch war er sich mehr als sicher, dass irgendjemand ebenfalls hier war. Nur wieso? Machi runzelte die Stirn, bevor er weiter ging, vielleicht war das auch Einbildung? Immerhin, nüchtern war er definitiv nicht mehr…Trotzdem beschleunigte er seine Schritte und sei es nur um auf der sicheren Seite zu sein, bis er den Park verlassen hatte und erleichtert aufseufzte. Das seltsame Gefühl, dass außer ihm noch eine weitere Person auf der Straße war, ließ sich jedoch nicht abschütteln und er blieb unter einer Straßenlaterne stehen, während er sich vorsichtig umsah. Alles was er jedoch sehen konnte, war eine schlafende, verschneite Stadt. Im nächsten Moment fand er sich an der Mauer des Hauses wieder, vor dem die Laterne stand und erstarrte. Sein Gegenüber schenkte ihm nur ein charmantes Lächeln, bevor er seine spitzen Eckzähne aufblitzen ließ und noch während ihm der Schal vom Hals gezogen wurde, schrie ihm sein Verstand eine absolut unlogische Erklärung entgegen - Vampir. „Tut mir Leid, ich würde mich ja vorstellen, aber ich bin so furchtbar…durstig…“ Es dauerte einige Sekunden bis Machi bewusst wurde, dass sein Gegenüber japanisch gesprochen hatte, dann durchfuhr ihn ein stechender Schmerz und alles um ihn herum wurde dunkel.
 

Als Machi die Augen wieder aufschlug, fand er sich auf einem weichen Bett wieder - in einem ihm unbekannten Raum und Panik drohte ihn zu überfallen, als die Erinnerung an den seltsamen Mann zurück kam, welcher ihn abgefangen hatte. Jetzt wo er etwas Abstand dazu hatte, wortwörtlich gesprochen, fielen ihm auch wieder dessen Augen ein. Sie hatten rot gewirkt im Licht, aber es war keine Mordlust darin zu erkennen gewesen…War das der Grund, wieso er noch lebte? Machi runzelte die Stirn, bevor er mit einer Hand langsam über seinen Hals strich, zuerst rechts, dann links, aber er konnte keine Bissstelle finden. Dabei hätte er schwören können, dass der stechende Schmerz welchen er empfunden gehabt hatte, von spitzen Eckzähnen verursacht worden war…Lange konnte er sich in diesen Gedanken jedoch nicht verlieren, da sich plötzlich Schritte näherten und er ließ irritiert den Blick schweifen, bis ihm bewusst wurde, dass die Tür zu diesem Raum offenbar von einem Regal verdeckt war. Nur wieso, war ihm ein Rätsel. „Guten Morgen, Schönheit.“ Langsam setzte er sich auf und hob knapp eine Augenbraue - der Mann vor ihm wirkte genau so wie der Mann, welcher ihn angegriffen gehabt hatte. Nur dass er jetzt die Gelegenheit hatte, ihn besser zu erkennen.
 

Trotz den langen, blonden Haaren, waren da asiatische Gesichtszüge und er ertappte sich bei der Frage, ob diese Haarfarbe wohl natürlich war, bevor er schlucken musste, als ihre Blicke sich trafen. Diese warmen, braunen Augen schienen direkt in seine Seele sehen zu können. „Entschuldige die Unannehmlichkeiten, ich bin sicher, du wärst lieber zuhause, aber ich hatte Angst, du erfrierst, wenn ich dich liegen lasse und ich hatte keine Lust quer durch die Stadt zu laufen nur um eventuell heraus zu finden, wo du lebst.“ Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und Machi war unsicher, ob er gerade veralbert wurde oder nicht, das konnte niemand ernst meinen. Oder? Vampire waren ein Märchen. Erst dann fiel ihm auf, dass sich in diesem Raum keine Fenster befanden und er allein durch elektrisches Licht erhellt wurde und dass er absolut keine Ahnung hatte wie spät es war. „Ah…So viel Mühe hätte ich schon erwartet dafür, dass Ihr Euch ja offenbar an meinem Blut vergangen habt…“ Machi schnaubte leise, ihm wurde schwindlig, je länger er aufrecht saß und er war sich mehr als sicher, dass es nicht daran lag, dass er zu viel getrunken hatte. Er wusste, wie sich ein Kater anfühlte und das war einfach eine andere Art der Erschöpfung, welche ihm gänzlich unbekannt war und das ließ nur noch einen Schluss zu. Sein Gegenüber runzelte verwirrt die Stirn und Machi fragte sich, wieso er sich überhaupt die Mühe gab, zu einem Monster so höflich zu sein. „Ich habe mich doch dafür entschuldigt.“ „Vielleicht akzeptiere ich Eure Entschuldigung nicht, weil sie nicht angemessen genug war?“ Die Worte hatten seine Lippen verlassen, bevor er richtig darüber nachgedacht hatte und Machi funkelte den anderen Mann nur düster an. Völlig egal ob Vampir oder nicht - etwas Etikette durfte er ja wohl erwarten, oder nicht?
 

Für einige Momente herrschte Stille zwischen ihnen, dann nickte der blonde Mann langsam und jetzt war es an Machi, irritiert zu schauen, als dieser sich langsam vor ihm verbeugte. „Sehr wohl. Bitte verzeiht mein ungestümes Handeln, aber ich befand mich in einer misslichen Lage. Falls ich Euch beleidigt haben sollte, tut es mir außerordentlich Leid und ich werde dafür Sorge tragen, dass jemand zur Verfügung steht, um Euch nachhause zu geleiten, solltet Ihr Euch besser fühlen. Auch wenn ich hoffe, Ihr bleibt noch etwas.“ Einige Sekunden lang war sich Machi unsicher, ob sein Gegenüber ihn veralbern wollte, dann jedoch nickte er nur knapp. Er fühlte sich nicht wirklich in der Lage um selbst nach hause zu kommen, wenn er ehrlich war. Nur dieses Mal mochte es nicht am Wein liegen. „Wisst Ihr…Für eine Entschuldigung, fehlt mir immer noch ein Name…Denn ich bin sicher, dass Euch keiner der Namen gefallen wird, welche ich mir bereits überlegt habe.“ Damit schenkte er dem Blonden ein zuckersüßes Lächeln, was diesen zum lachen brachte. „Verzeiht. Natürlich. Offenbar lassen meine Manieren wirklich zu wünschen übrig in diesem Jahrhundert…Nennt mich Yoshiki.“ Zumindest bestätigte sich damit seine Theorie, dass dieser wenigstens Halbjapaner sein musste und Machi nickte befriedigt, so weit, so gut. „Machi. Und ich wäre dankbar wenn wir es bei diesem einen Vorfall belassen könnten, Yoshiki. Ich bin ungern Blutspender ob freiwillig oder nicht.“ Dieser nickte langsam, offenbar gedanklich längst woanders und skeptisch musterte Machi sein Gegenüber - er wirkte nicht mal wie ein Vampir, jetzt hier, hätte er ihn für einen ganz normalen Mann halten können, aber er wusste, dass genau das der Vorteil dieser Rasse war.
 

Man sah ihnen nicht an, welche Kräfte sie besaßen, oder dass sie eigentlich Monster waren. Kreaturen der Nacht…“Ich werde Euch etwas zu Essen bringen lassen, Machi und danach werde ich mich zurück ziehen. Falls Ihr es wünscht, sehen wir uns wieder, wenn die Sonne untergegangen ist.“ Damit verschwand der Vampir und Machi sah diesem mit schief gelegtem Kopf nach, irgendetwas an diesem war seltsam, aber er konnte es nicht greifen. Zwar war es seine erste Begegnung mit einem unsterblichen Wesen, aber dass jedes von ihnen so traurig wirken sollte, bezweifelte er. Und doch hätte er schwören können, dass der Vampir wirklich bereute, ihn gebissen zu haben. Nur warum? Seufzend fuhr er sich etwas durch die Haare, dann ließ er erneut den Blick schweifen. Das Zimmer war eigentlich sehr hübsch eingerichtet, beinhaltete nur zu viele Regale für seinen Geschmack, welche alle mit Büchern bestückt waren - hatte der Vampir ihn in seiner Bibliothek untergebracht? Aber wieso sollte er das tun? Und viel wichtiger, wieso sollte sich in so einem Raum dann ein Bett befinden? Es ergab alles keinen Sinn. Vor allem war er ja noch am Leben. Waren Vampire nicht dafür bekannt, ihre Opfer blutleer zu saugen? Hatte Yoshiki deswegen so traurig gewirkt? Weil er ihn hätte töten sollen? Über seinen wirren Gedanken begann er doch langsam einzuschlafen und machte es sich mit einem letzten Seufzen richtig im Bett bequem. Er wollte nicht nachdenken, nur ausruhen.
 

Machi erwachte durch den himmlischen Geruch einer frisch gebrühten Kanne Tees und blinzelte irritiert - auf dem Nachttisch stand ein Tablett voller Köstlichkeiten, zusammen mit der Kanne und einer Tasse und er streckte sich ordentlich, bevor er sich aufgesetzt gehabt hatte, dass er sich vorsichtig etwas Tee einschenken konnte, er hatte absolut keine Ahnung, was das war, aber es roch so gut. Er hätte sich fast die Lippen verbrannt unter dem ersten Schluck und verzog das Gesicht. Zu heiß. Was bedeutete, dass er gar nicht lange geschlafen haben konnte. Das war seltsam, aber er fühlte sich schon um einiges besser als vorher, weswegen er nicht weiter darüber nachdachte und sich stattdessen mit Genug dem Essen widmete, welches zu seiner großen Freude ebenfalls noch warm war. Da hatten die Diener des Vampirs gute Arbeit geleistet. Nachdem er aufgegessen hatte, wagte er es sich erneut am Tee zu nippen, welcher mittlerweile eine angenehme Temperatur erreicht hatte und schloss für einen Moment die Augen. Es war alles so surreal. Die ganzen letzten Stunden kamen ihm vor wie ein Traum, auch wenn er immer noch in diesem seltsamen Raum war und seine Klamotten trug, mit welchen er aus dem Haus gegangen war. Kopfschüttelnd war er schließlich aufgestanden, um das leere Tablett zur Tür zu bringen und zögerte, als er die Klinke berührte.
 

Die Tür war nicht abgeschlossen. Und Yoshiki hatte es ihm frei gestellt, zu gehen, oder nicht? Andererseits war seine Neugier geweckt und wann würde er schon wieder dazu kommen, mit einem Vampir zu reden? Schlussendlich hatte er das Tablett im Zimmer stehen gelassen und sah sich neugierig im Flur um. Dieser war dunkel, aber was erwartete er von einem Vampir auch anderes? Der Boden war mit Teppich ausgelegt, was er erst nach wenigen Momenten bemerkte - genau wie die Tatsache, dass er keine Schuhe mehr trug. Oh. So viel also dazu, dass er gehen durfte, wann immer er wollte. Machi runzelte die Stirn, während er weiter lief und schließlich in einem runden, offenen Raum landete - dieser beinhaltete nichts, außer zwei Türen und Machi hob skeptisch eine Augenraue, war er jetzt zum Versuchskaninchen erkoren worden und musste sich durch ein Labyrinth kämpfen, dass er nach hause konnte? Das war doch bescheuert. Mit einem leisen Schnauben hatte er die Augen geschlossen und seine Konzentration gebündelt, bevor er sich für die linke Tür entschieden hatte. Diese führte ihn erneut in einen Gang und er nickte langsam mehr zu sich - wurde echt Zeit, dass er nach hause kam. Dieses Gemäuer war ihm unheimlich. Dieses Mal endete sein Weg erneut in einem großen Raum, dieser beinhaltete allerdings Fenster und während Machi die schweren Vorhänge zur Seite zog, dass er einen Blick hinaus riskieren konnte, wurden ihm zwei Dinge bewusst. Er kannte die Aussicht nicht und die Sonne ging bereits unter, was nur bedeuten konnte, dass er irgendwie einen ganzen Tag verschlafen hatte.
 

Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herum fahren und einen Schild aus Feuer erschaffen, während er sich innerlich fragte, ob er lebensmüde war. Andererseits es wäre wohl fahrlässiger sich in einem Haus mit einem Vampir aufzuhalten und nicht sofort kampfbereit zu sein. Dass Yoshiki ihn amüsiert musterte, ließ Machi leise schnauben, bevor er den Schild wieder verschwinden ließ und sich langsam durch die Haare strich, als wäre nichts passiert. Immerhin, bisher war er mit dieser Strategie gut durchs Leben gekommen. Nur sein Gegenüber schien davon so gar nicht beeindruckt zu sein. „Was macht eine Hexe in Paris?“ Machi zuckte mit den Schultern, während er das Gesicht verzog, er hätte es sich denken sollen, dass der Andere sofort durchschaute, was er war. „Das Gleiche wie ein Vampir. Leben.“ Yoshiki lachte leise und Machi erschauderte, während er deutlich spürte, wie er rot wurde. Nun gut. Vampire waren nicht wirklich unbedingt lebendig, aber etwas Besseres war ihm gerade nicht eingefallen als Konter. „Ihr habt mich erschreckt.“ Damit machte er bereits drei Schritte nach hinten, man wusste ja nie. „Erschreckt? Was dachtet Ihr denn, dass Euch hier überfallen könnte?“ Er konnte den Spott in dessen Stimme hören und erschauderte. Hier war er auf verlorenem Posten, ein gerade aufgewachter Vampir war meist hungrig und Machi musste schlucken, er konnte Yoshikis Alter unmöglich einschätzen, noch wusste er, ob Vampire ab einem gewissen Alter weniger Blut tranken oder nicht…“Ihr.“
 

Es war nur noch ein leises Hauchen, welches seine Lippen verlassen hatte und im nächsten Moment stand Yoshiki direkt vor ihm und ließ die Fingerspitzen über seine Brust gleiten. Machi war sich mehr als sicher, dass dieser spüren konnte, wie heftig sein Herz gerade schlug, er hatte noch nie mit einem Vampir Erfahrungen gemacht und hatte es auch nie vorgehabt wenn er ehrlich zu sich selbst war. Er versuchte ja sogar zu verleugnen, was er selbst war. „Ich würde eine solche Schönheit nur angreifen, wenn ich kurz vor dem Verhungern wäre, so wie gestern.“ Yoshikis Raunen verursachte Gänsehaut und als dieser die Finger an seine Wange legte, schnappte Machi erschrocken nach Luft. Ihm wurde bewusst, dass er sich mit dem Rücken an der Wand wiederfand. Vor ihm der Vampir. Sollte er so versuchen zu fliehen, würde er ihn schwer verletzen oder töten müssen…Seine Beine wurden weich, je länger er Yoshiki in die Augen sah und für einen Moment fragte sich Machi ob es stimmte, dass Vampire Hypnose beherrschten, dann strichen weiche Lippen über die seinen und er zuckte so heftig zusammen, dass er sich selbst erschreckte. „Was jedoch den Teil eines Überfalls betrifft…“ Yoshiki lächelte düster und Machi keuchte auf, als dieser ihn erneut geküsst hatte und gleichzeitig eng an sich heran zog. Was sollte das denn werden? Richtig darüber nachdenken hatte er jedoch nicht können, sein Verstand verabschiedete sich Stück für Stück und schließlich erwiderte er den Kuss zitternd. Was war nur passiert, dass sein Leben plötzlich so auf dem Kopf stand?

II

Wie lange sie sich küssten, wusste Machi nicht. Zeit schien ihre Bedeutung verloren zu haben, als die Lippen des Vampirs seine eigenen berührt hatten und schlussendlich schnappte er erschrocken nach Luft, als Yoshiki sich wieder von ihm löste. Ihm war schwindlig und er zitterte am ganzen Körper. Er musste wirklich den Verstand verloren haben, einen Vampir zu küssen. „Wunderschön.“ Yoshikis Raunen ließ ihn erschaudern und als dieser ihm über sein linkes Ohr leckte, gab Machi einen leisen Laut von sich, bevor er ihm willig seinen Hals präsentierte. Er konnte nicht anders, seine Reflexe waren komplett ausgeschalten und als er Yoshikis Lippen auf seinem Hals spüren konnte, stöhnte er leise auf. Der logische Teil von ihm schrie ihm zu, dass er das nicht tun sollte, nicht tun durfte und dass er Yoshiki von sich schieben sollte, aber der andere Teil in ihm? Wollte mehr. Es war so lange her, dass er sich irgendwem hingegeben hatte, aus Angst, sich nicht mehr kontrollieren zu können. Zwar beherrschte er seine Magie, jedoch bedeutete das nicht, dass keine Unfälle passieren konnten. Es wäre nicht das erste Mal. Die Erinnerung schließlich war es, welche ihn aus seiner Trance riss und Machi schubste den Vampir von sich mit aller Kraft die er aufbringen konnte, während er versuchte, sich zu orientieren. Ein Knurren verließ Yoshikis Lippen und Machi funkelte diesen düster an - verdammter Mistkerl. „Glaubst du wirklich, ich lasse mich noch mal von dir beißen?!“ Jetzt war die Zeit für Höflichkeiten endgültig vorbei und er bleckte die Zähne. Zwar fehlten ihm die beeindruckenden Reißzähne, aber das bedeutete nicht, dass er nicht in der Lage war sich zu verteidigen.
 

Er durfte ihn nur nicht zu nahe an sich heran lassen. Denn was dann passierte, hatte er jetzt deutlich gemerkt. „Oh keine Sorge, Schönheit. Ich kann mich beherrschen.“ Damit wurde er erneut an die Wand gepinnt, dieses Mal mit dem Gesicht voran und gab einen erschrockenen Laut von sich - verdammt. Das regte ihn jetzt schon auf. Er war einfach zu langsam. „Aber lass uns doch etwas spielen.“ Damit wurde ihm in den Nacken gebissen und er sank stöhnend zusammen. Eigentlich kein Wunder, dass ein Vampir seine Schwachstelle direkt gefunden hatte. Trotzdem kostete es ihn jegliche Willenskraft, nicht nachzugeben. Er war kein Spielzeug oder ein Zwischensnack! „Warum verleugnest du dich, Machi? Die Hexenverbrennungen waren vor über zweihundert Jahren…“ Ein leises Wimmern entkam seinen Lippen und er biss sich so hart auf die Unterlippe, dass er Blut schmecken konnte. „Du versuchst so krampfhaft in eine Gesellschaft zu passen, zu der du nicht mal gehörst. Warum? Du schuldest den Menschen nichts. Warum willst du nicht frei sein?“ Dass Yoshiki ihm diese Worte ins Ohr wisperte, brachte ihn nur erneut zum zittern und gleichzeitig fragte er sich, woher der Vampir das alles wissen konnte. Dann wurde ihm bewusst, dass dieser offenbar Fähigkeiten hatte, von denen er nicht mal irgendetwas hatte ahnen können. „Wenn du mir sagst, woher du das alles weißt…“ Machi schnappte nach Luft, während er enger an den kalten Körper hinter sich gezogen wurde. „Vielleicht beantworte ich dir dann deine Frage.“ Kurz befürchtete er, dass Yoshiki sich nicht darum kümmern würde, was seine wahren Motive waren, dann wurde er umgedreht und erneut geküsst. „Einverstanden, Prinzessin.“
 

Mit einem amüsierten Schnauben schüttelte Machi den Kopf, worauf hatte er sich da nur eingelassen? Allerdings folgte er dem Vampir widerstandslos durch die scheinbar unendlichen Gänge und hob eine Augenbraue als er sich in einem modern eingerichteten Wohnzimmer wieder fand. Ein großes, dunkelbraunes Sofa befand sich an einer Wand, an der gegenüberliegenden Wand war ein Kamin eingelassen und direkt daneben befand sich ein Regal voller Bücher und Machi ertappte sich dabei, sich zu fragen, wie viele Bücher der Vampir besaß, allerdings ergab es Sinn. Die Jahrhunderte mussten langweilig sein, wenn man nichts hatte, womit man sich unterhalten konnte und seufzend ging er vor dem Kamin in die Hocke um die Holzscheite darin mit einer kurzen Berührung zum brennen zu bringen. Es war zwar nicht kalt im Raum, aber wenn er die Chance bekam, sich mit seinem Element zu umgeben, wäre er ein Narr, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen. Zwar würde er gegen einen Vampir nicht unbedingt gute Karten haben, aber das war Nebensache. „Ums kurz zu machen, die Menschen werden nie damit aufhören, Hexen zu verbrennen, Yoshiki. Sie haben immer noch Angst vor Dingen, die sie nicht verstehen können und ich habe Freunde gefunden…“
 

Machi musste schlucken, während er in die Flammen starrte. „Freunde, die keine Ahnung haben, was du bist, nicht wahr? Wie kannst du sie Freunde nennen, wenn du ihnen vorenthält, was du wirklich bist?“ Stille. Natürlich wusste er, dass der Vampir Recht hatte, vielleicht tat es auch deswegen so weh. Aber er wusste nicht, wie er sich verteidigen sollte. Die Wut welche in seinem Inneren aufstieg war schwer zu kontrollieren, aber er schaffte es, diese hinunter zu schlucken. Es wäre unfair, es an Yoshiki auszulassen. „Warum lebst du nicht in der Unterwelt, wie alle deiner Art? Was ist es, dass dich so an die Menschenwelt fesselt, Machi?“ Er zuckte zusammen bei diesen Worten und war im nächsten Moment auch schon aufgesprungen, dass er Yoshiki düster anfunkeln konnte, während das Feuer aus dem Kamin sich um seinen Körper schlängelte. „Bevor ich dort einen Fuß hinsetze, sterbe ich lieber!“ Yoshiki hob eine Augenbraue und Machi schnaubte, während er versuchte sich zu beruhigen, bevor er doch noch aus Versehen die Einrichtung in Brand setzen würde. „Ich lebe gerne in dieser Welt, Yoshiki. Sie mag kein Teil von mir sein, aber sie ist mir so viel lieber, als das ganze, übernatürliche, arrogante Pack.“ Der Vampir sah ihn unbeeindruckt an und Machi konnte nicht anders als zu fluchen, während die Flammen seine Haut berührten und es wirken ließen, als würde er brennen. „Wegen ihnen wäre ich beinahe gestorben. Sie waren nicht für mich da, wie die Menschen. Ohne meine Freunde wäre ich nicht mehr am Leben!“ Für einige Sekunden starrten sie sich gegenseitig an, dann wurde er von Yoshiki in die Arme gezogen und das Feuer erlosch.
 

„Es tut mir Leid das zu hören.“ Machi zuckte mit den Schultern, er hatte dieses Detail eigentlich für sich behalten wollen, aber jetzt war es zu spät. Und er wollte definitiv nicht weiter darüber reden. „Um deine vorherige Frage zu beantworten, Prinzessin. Wenn ich Blut trinke, kann ich Erinnerungen sehen. Je mehr Blut ich trinke, desto mehr kann ich sehen und über die Person erfahren, welche ich gebissen habe.“ Machi runzelte die Stirn, das wollte keinen großen Sinn für ihn ergeben. „Aber…ich hatte Schutzmaßnahmen ergriffen. Ich habe ein psychisches Schild…“ Der Vampir unterbrach ihn, bevor er weitersprechen konnte. „Ich denke nicht, dass du schnell genug warst um dein Schild aufzubauen bevor ich zugebissen habe. Ich habe dich innerhalb von Sekunden überwältigt.“ Und leider war auch das die Wahrheit, was Machi tief aufseufzen ließ. „Du hattest noch nie mit einem Vampir zu tun, nicht wahr?“ Der Rothaarige verzog das Gesicht, bevor er den Kopf schüttelte und Yoshiki grinste unschuldig. „Freut mich irgendwie, dass ich der Erste war. Aber andererseits erklärt das auch vieles.“ Ein Knurren verließ Machis Lippen und der Vampir hob eine amüsierte Augenbraue. Im nächsten Moment hatte er Yoshiki gegen die Brust geschlagen und funkelte ihn düster an.
 

„Du magst das lustig finden, aber ich nicht. Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, mich vor allen übernatürlichen Wesen zu verstecken und dann kommst du daher und … meine ganze Welt steht Kopf, Yoshiki. Und es gefällt mir nicht. Weder deine Fähigkeiten, noch dass du mich mitgenommen hast. Ich weiß, dass ich dankbar sein sollte, aber…“ Machi verschränkte murrend die Arme vor der Brust, bevor er den Anderen wieder von sich geschoben hatte und sich aufs Sofa fallen ließ. „Warum interessierst du dich so sehr dafür, wie ich mein Leben verbringe? Wenn ich mich für den Rest meines Lebens verstecken will ist und bleibt das meine Sache.“ „Meinst du nicht, den Rest des Lebens das deine Freunde vor sich haben?“ Dieses Mal konnte er nicht anders als die Augen zu verdrehen und ein Sofakissen nach Yoshiki zu werfen, welches diesen gegen die Schulter traf und dann zu Boden fiel. „Ich weiß, dass ich länger lebe als Menschen, erinnere mich nicht daran!“ Machi schüttelte müde den Kopf, während er sich wieder aufgesetzt hatte, dass er aufstehen konnte. Sein Leben war so einfach gewesen noch vor zwei Tagen und jetzt war es einfach nur noch wahnsinnig kompliziert. Er hatte keine Ahnung, was er tun oder sagen sollte, warum er sich überhaupt zu rechtfertigen versuchte. Es war eine Situation in die er nie hatte geraten wollen und welche ihn deutlich überforderte. Als Yoshiki ihn erneut an sich zog, zuckte Machi leicht, jedoch legte er dann die Arme um den Anderen und schüttelte langsam den Kopf. „Ich erwarte nicht, dass du mich verstehen kannst, Yoshiki. Aber lass mich gehen. Lass mich mein Leben weiterführen wie bisher und…“ Ein weiterer Kuss brachte ihn zum schweigen und auch wenn er nicht wollte, er schaffte es nicht, sich zu lösen. Dafür waren die Lippen des Vampirs zu weich, der Kuss zu sanft. Er war noch nie so voller Gefühl geküsst worden und ehe er es sich versah, liefen Machi Tränen über die Wangen und er schluchzte leise auf.
 

Er wehrte sich nicht, als Yoshiki begann ihn sanft aber bestimmt zurück in Richtung Sofa zu schieben, ließ es sogar zu, dass der Vampir ihn auf seinen Schoß zog und vergrub das Gesicht an dessen Halsbeuge. „Sht. Ich weiß dass du keinen Grund hast um mir zu vertrauen, aber ich bin für dich da.“ Machi schluchzte erneut auf, bevor er die Zähne in der Schulter des Vampirs vergrub. Er wusste nicht, was er damit in seinem Gegenüber auslöste aber gerade war es ihm auch völlig egal. Yoshiki hatte es geschafft, seine Schutzmauern zu durchbrechen, ohne dass er es ihm erlaubt hatte, die psychischen und die physischen und er war der Erste aus der Übernatürlichen Welt, der nett zu ihm gewesen war. Eine gefühlte Ewigkeit lag er in Yoshikis Armen und weinte, bis ihm vor Erschöpfung die Augen zufielen. Sein Schlaf jedoch war nur von kurzer Dauer und als er aus einem Alptraum hochschreckte, war es der Vampir, welche ihn beruhigen konnte. „Du solltest bei mir bleiben, Machi. Hier kannst du so sein, wie du bist.“ Er schüttelte den Kopf, während er sich müde durch die Haare fuhr und dann tief durchatmete. „Ich kann nicht, Yoshiki. Ich habe ein Leben, das ich nicht aufgeben kann.“
 

Wenigstens bekam er nur einen Kuss auf die Stirn, statt einer genervten Antwort und er war wahnsinnig dankbar, dass Yoshiki offenbar langsam ein Einsehen hatte. Wie sollte er sich auch von jetzt auf gleich einem anderen Leben zuwenden? In einer Realität, welche er bisher nur verleugnet gehabt hatte? „Dann lass mich dich morgen früh nachhause bringen. Es ist zu kalt draußen, als dass ich es riskieren kann, dich jetzt vor die Tür zu lassen.“ Machi hob langsam eine Augenbraue, dann musste er lächeln. „Hast du Angst, dass die Hexe erfriert?“ Yoshiki wandte stumm den Blick ab und Machis Grinsen wurde noch breiter, bevor er dem Vampir einen liebevollen Kuss auf die Wange drückte. „Bisher habe ich jeden Winter überstanden. Ein bisschen Schnee und Kälte schrecken mich nicht ab.“ Trotzdem war es schön zu hören, dass es zumindest eine Person gab, welche sich Sorgen um ihn machte. Wobei sich Machi verdammt sicher war, dass seine Freunde bereits ebenfalls begannen, sich Sorgen zu machen. „Wer weiß, was für Kreaturen da draußen lauern, Machi. Du bist unerfahren, was diese Welt angeht, das hast du selbst zugegeben. Und zu viel Kälte kann auch das heißeste Feuer zum erlöschen bringen.“ Er hatte ansetzen wollen zu protestieren, seinem Gegenüber zu sagen, dass er durchaus selbst in der Lage war, auf sich aufzupassen, allerdings hielt ein Blick in diese wunderschönen, braunen Augen ihn davon ab und er musste schlucken. Warum lag so viel Trauer in Yoshikis Blick? Und wieso schnitt ihm das so sehr ins Herz? „Machi.“ Er zwang sich die Augen zu schließen, weil er sicher war, dass er ansonsten erneut anfangen würde zu weinen und sah erst auf, als Yoshiki seine Hand nahm um sie sanft zu drücken. „Warum kümmert es dich so sehr, was aus mir wird?“
 

Einige Momente herrschte Stille zwischen ihnen, nur die Holzscheite im Kamin knackten und Machi hätte schwören können, dass er hören konnte, wie der Vampir nachdachte. Es schien eine gefühlte Ewigkeit zu vergehen und Machi begann sich Sorgen zu machen, dass der Ältere in irgendeine Starre verfallen wäre, weswegen er beinahe in die Luft sprang, als Yoshiki sich wieder regte. „Es ist schwer zu erklären. Wenn du dich mit Vampiren besser auskennen würdest, wüsstest du, dass wir nur einen einzigen Partner auf Lebenszeit haben, vorher bestimmt. Du kannst es Seelenverwandte nennen. Wir suchen uns vielleicht Menschen oder andere Wesen zum Zeitvertreib, aber das kann einen Seelenverwandten nicht ersetzen, Machi. Ohne diesen fühlt es sich an, als würde ein Teil von dir fehlen.“ Der Rothaarige runzelte die Stirn, deutlich unsicher, was das mit ihm zu tun haben sollte. „Machi…Unser Seelenverwandter muss nicht immer die gleiche Spezies sein, wie wir. Einer meiner besten Freunde ist in einer Beziehung mit einem Werkater. Sie sind das glücklichste Paar das ich kenne.“ Machi hob beide Augenbrauen, dann ergab es langsam Sinn und mit großen Augen starrte er sein Gegenüber an, während er den Atem anhielt. „Was…“
 

Langsam wurde ihm bewusst, wie schnell sein Herz gerade schlug und wie ungewohnt es für ihn war, sich allein in einem Gebäude mit einem Vampir aufzuhalten. Es hätte auch jedes andere übernatürliche Wesen sein können, aber für gewöhnlich fühlte er sich unter seinesgleichen nie wohl. Immer angespannt, immer auf dem Sprung. Jederzeit bereit, sich zu verteidigen. Seit er hier mit Yoshiki saß, hatte er sich entspannter gefühlt als die ganzen Jahre davor. Etwas verwirrt vielleicht, aber das war wohl zu erwarten wenn man in einer fremden Umgebung wach wurde. Seine Wachsamkeit hatte nachgelassen und trotz dass Yoshiki ihm gezeigt hatte, wie einfach er ihn überwältigen konnte, hatte er nie daran gedacht, diesen mit seiner Magie anzugreifen. Wie hatte er das alles übersehen können? „Yoshiki…“ Andererseits war das völlig unmöglich. Schließlich war er doch…Machi erstarrte vollkommen, als ihm bewusst wurde, dass der Vampir auch schon so traurig gewirkt hatte, als er aufgewacht war. Hatte dieser da bereits gewusst, dass sie untrennbar verbunden waren? Er schnappte nach Luft und die Welt um ihn herum begann sich zu drehen. Er hatte doch nur nach hause gewollt. Und seine Ruhe haben. „Ich bin mehr als sicher, dass du mein Seelenverwandter bist, Machi. Wie könnte ich es da ertragen, dass du dich selbst quälst?“

III

Drei Wochen waren seit Yoshikis Geständnis vergangen und mittlerweile wusste Machi nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. So sehr er auch hatte gehen wollen, er hatte es nicht gekonnt. Nicht weil Yoshiki ihn daran gehindert hätte, sondern weil er neugierig gewesen war. Wenn diese übernatürliche Welt, vor der er die ganzen letzten dreißig Jahre davon gelaufen war, ihn trotzdem hatte einfangen können, würde es dafür einen Grund geben. Und er wollte herausfinden, welchen. Die letzten Tage hatte er sich mit sehr vielen Büchern aus Yoshikis Bestand beschäftigt und war doch nicht schlauer geworden. Es gab einfach zu viel, das für ihn nicht greifbar war. Nicht ohne sich der Unterwelt zu nähern. Yoshiki hatte ihm zugesichert, dass er ihn begleiten würde, aber alles in ihm sträubte sich dagegen. Murrend ließ Machi das Buch sinken, welches er in Händen hielt, er hatte in den letzten zehn Minuten ein und die selbe Seite mindestens fünf Mal gelesen, wusste jedoch immer noch nicht, was darauf geschrieben stand. Er war einfach nicht mehr aufnahmefähig. „Hallo, Prinzessin.“ Yoshikis Arme schlangen sich von hinten um ihn und mit einem frustrierten Laut schmiegte sich Machi an den Vampir, ließ den Kopf gegen dessen Brust sinken. „Warst du draußen?“ Ein leises Summen folgte als Antwort und Machi schmunzelte. „Wie gemein.“
 

Yoshiki lachte und ließ sich neben Machi aufs Sofa fallen, dass er ihn sanft küssen konnte. „Keine Sorge, ich hab dir was mitgebracht. Und ich habe nach deinen Freunden gesehen.“ Machi hob eine Augenbraue, bevor er Yoshiki erneut geküsst gehabt hatte. „Du hättest nicht extra kreuz und quer durch die Stadt gehen müssen…“ Und doch war er dankbar, dass der Vampir es getan hatte, obwohl er ihn nichtmal darum gebeten hatte. Vielleicht hatte er in letzter Zeit auch zu viel von Mayu, Emiru und Kaya geredet. „Das ist das Mindeste, was ich dafür tun konnte, dass du zugestimmt hast, mir eine Chance zu geben. Ich will, dass du glücklich bist, Machi. Bei allem was du tust. Sobald der Schnee schmilzt, kannst du dich sicherlich wieder persönlich mit ihnen treffen.“ Wenn das alles nur so einfach wäre. Aber er nickte stumm, lehnte den Kopf an Yoshikis Schulter und gähnte leise auf. „Kommst du mit mir in die Badewanne?“ Er hasste dieses Wetter wenn er ehrlich war. Yoshiki hatte ihm seinen Garten gezeigt gehabt und erst dort hatte er begriffen, wieso dieser sich solche Sorgen um ihn machte. Es war keine gewöhnliche Kälte, diese war nie so schneidend gewesen und als sie nach zehn Minuten das Gebäude wieder betreten hatten, war er bis auf die Knochen durchgefroren gewesen. Offenbar war wirklich irgendetwas da draußen, dass sich nicht logisch erklären ließ, denn weder dem Vampir, noch dessen Dienern, von denen er wenigstens einige kennen gelernt hatte mittlerweile, machte der Winter weiter zu schaffen. Nur er war mittlerweile hier eingesperrt. Warum aber sollte es auch jemand auf ihn abgesehen haben?
 

„Vom zu vielen Grübeln bekommst du irgendwann Falten.“ Machi schnaubte leise, schüttelte langsam den Kopf und hatte sich dann von Yoshiki gelöst, dass er aufstehen und in Richtung Badezimmer verschwinden konnte, während er deutlich den Blick des Vampirs auf sich brennen spürte. Das Wasser war schnell eingelassen und als Yoshiki den Raum betrat, hatte er sich längst seiner Klamotten entledigt und etwas Schaum ins Wasser getröpfelt. „Denkst du wirklich, dass du das Recht hast, mir zu sagen, dass ich alt aussehe? Es herrschen immer noch sechshundert Jahre Unterschied zwischen uns.“ Damit ließ sich Machi in die Badewanne sinken, seufzte genüßlich auf und keuchte erschrocken, als Yoshiki sich nackt hinter ihn sinken ließ. „Mhm, Alter ist nur eine Zahl und du wirst immer wunderschön für mich sein.“ Damit wurde ihm bereits in den Nacken gebissen und er ließ den Kopf nach vorne fallen. „Hah…Ich liebe deinen Charme.“ Yoshiki lachte amüsiert auf und er spürte, wie dessen Reißzähne seine Haut anzuritzen begannen. „Aber ich schwöre dir, wenn du jetzt mein Blut trinkst, dann lasse ich dich erstarren, übergieße dich mit Wasser und stelle dich als Eisstatue in den Garten!“ Yoshiki lachte erneut, leckte ihm nochmal über den Nacken und Machi ließ sich mit einem genüßlichen Laut noch tiefer ins Wasser gleiten und legte den Kopf auf Yoshikis Brust ab. „Weißt du, manchmal frage ich mich, ob du nicht etwas damit zu tun hast. Mit dieser seltsamen Kälte, die offenbar nur mich überkommt sobald ich einen Schritt nach draußen setze. Allerdings bist du nicht alt genug um so eine starke Magie zu besitzen.“
 

Machi runzelte die Stirn, nur Urvampire besaßen die Macht, mehrere Fähigkeiten zu vereinen, unter anderem Magie. Zwar wurden diese Fähigkeiten durch die Blutlinie weitergegeben, jedoch schwächer als davor, bis irgendwann ein Vampir mit magischen Fähigkeiten übrig blieb, der es vielleicht mit einem ausgebildeten Zauberer oder einer Hexe aufnehmen konnte, sofern er mit seiner Magie im Reinen war. „Hast du deine Freunde auf mich angesetzt, um mich einsperren zu können?“ Unschuldig blinzelte er sein Gegenüber an, welcher ihn nur noch enger an sich heran drückte und langsam den Kopf schüttelte. „Du musst mich ja wirklich für grausam halten, dass du mir so etwas unterstellst. Aber ich versichere dir, dass dem nicht der Fall ist. Was hätte ich davon, Machi? Weder deine Freunde noch deine Familie könnte mir gefährlich werden und du bist in deiner eigenen Welt ein Außenseiter. Es gibt keinen Grund, dich einzusperren.“ Das klang sogar plausibel. Yoshiki begann ihm durch die Haare zu streicheln und Machi seufzte, starrte an die roten Blüten auf der weißen Badezimmerwand. Yoshikis Lieblingsblumen. Diese waren überraschend oft im Schloss verteilt, aber sie fielen ihm nur nach und nach auf. Rosen in verschiedenen Farben, vorherrschend jedoch blau - und eben ab und an auch rot. „Entschuldige. Aber ich bin es nicht gewohnt, irgendwo eingesperrt zu sein. Auch wenn ich einen Fuß vor die Tür setzen könnte…“ Machi verzog das Gesicht und hatte sich dann gedreht, dass er den Vampir sanft küssen konnte, während er die Finger über dessen Brust gleiten ließ. „Wieso lenkst du mich nicht von diesen düsteren Gedanken ab?“
 

Gedankenverloren strich Machi mit den Fingerspitzen über die Bücher vor sich und murrte lautlos vor sich hin. Nach dem Bad hatte er sich wieder seinem Lesematerial zugewandt, während Yoshiki in die Küche verschwunden war. Es war seltsam, aber seit er hier war, bestand der Vampir öfters darauf, selbst zu kochen und behielt die Diener nur um aufzuräumen und sauber zu machen. Nicht, dass es ihn stören würde, aber er wusste nicht, wie weit er den Geschmacksknospen eines Vampirs trauen konnte. Zwar sah er Yoshiki auch normales Essen zu sich nehmen, aber ob dieser es überhaupt genießen konnte, hatte dieser ihm nie verraten. „Das ist doch Wahnsinn.“ Machi atmete tief durch, dann hatte er den Raum durchschritten und die Stirn an das Glas des einzigen Fensters hier gelehnt und nach draußen gestarrt. Alles was er sehen konnte war weiß. Der Schnee bedeckte den Garten vor ihm lückenlos. Das Gras, die vielen Büsche und Bäume welche dort verteilt waren. Sogar der kleine See in der Mitte war gefroren und glitzerte verheißungsvoll im Sonnenlicht. Noch etwas, an dass er sich erst hatte gewöhnen müssen. Der Vampir konnte sich problemlos im Tageslicht bewegen, es verbrannte ihn nicht, es blendete nur unwahrscheinlich, dass Yoshiki immer eine Sonnenbrille tragen musste. Allerdings hatte er ihm erklärt, dass auch das verwandelten Vampiren erst ab einem gewissen Alter möglich war und geborenen Vampiren je nach Stärke.
 

Es gab auch geborene Vampire, welche noch nie das Sonnenlicht hatten erblicken können und für Kinder jeder Art war es tödlich, sich unter freiem Himmel zu bewegen, wenn es nicht Nacht war. Er hatte so viel über diese neue Welt lernen müssen in der er jetzt lebte, aber es fühlte sich gut an, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Auch wenn er Yoshiki das erste Mal ordentlich erschreckt gehabt hatte, als dieser das Wohnzimmer betreten hatte, wo er komplett in Flammen gestanden hatte und bei der Erinnerung musste Machi schmunzeln. Das war kein schöner Anblick gewesen und nicht zu vergleichen mit damals, als sein Temperament mit ihm durchgegangen war. Es hatte länger gebraucht um dem Vampir zu erklären, dass das Teil eines Rituals gewesen war um seine Energien zu reinigen und der Grund, wieso er dabei nackt gewesen war. Hach ja. Der Vampir mochte zwar mehr Erfahrung haben, was das Übernatürliche anging, aber offenbar hatte dieser bisher nie eine Beziehung mit einer Hexe geführt, was Machi durchaus erheitert hatte. Vielleicht sogar mehr, als es sollte. Summend wandte er sich schließlich wieder vom Fenster ab, dass er sich ordentlich strecken konnte und fuhr sich durch die Haare. Langsam aber sicher würde er hier drinnen wohl noch verrückt werden, aber in keinem Buch war irgendetwas gestanden über einen Kältezauber, welcher sich nur auf eine Person konzentrierte. Vielleicht sollte er sich doch mal die Bücher über Flüche genauer ansehen. Er hatte nur keine Ahnung wie er hätte verflucht werden können. Ihm wollte auch niemand einfallen, welchen er verärgert haben könnte.
 

Yoshiki riss ihn erneut aus seinen Gedanken und für einige Sekunden starrte Machi den Vampir völlig überfordert an, bis ihm bewusst wurde, dass er kein Wort von dem verstanden hatte, was dieser gesagt hatte. Redete dieser etwa in der uralten Sprache der Vampire mit ihm? Aber Yoshiki wusste doch, dass er diese nicht beherrschte. Noch nicht, sie hatten Unterrichtsstunden ausgemacht, aber bisher waren sie kaum zu etwas gekommen. „Yoshiki?“ Dieser legte den Kopf fragend schief und im nächsten Moment hatte Machi das Gefühl, als würde er aus seinem Körper gerissen werden. Er wollte schreien, aber alles was ihm entkam war ein leises Keuchen, bevor er die Augen öffnete und sich irritiert umsah. Um ihn herum war alles dunkel und er hätte schwören können, dass er gerade noch bei Yoshiki gewesen war. Aber hier war er umgeben von kompletter Finsternis und Einsamkeit. Machi erschauderte, als sich Kälte in seinem ganzen Körper auszubreiten begann und automatisch griff er nach der Magie in seinem Inneren um zu verhindern, dass er erfrieren würde. „So sehen wir uns also wieder.“ Machi erschauderte erneut, als ihm bewusst wurde, wem diese Stimme gehörte und er wünschte sich nichts mehr, als etwas sehen zu können. Aber offenbar existierte hier wirklich nichts…außer ihm.
 

Für den Moment zumindest. „Du glaubst du bist in Sicherheit bei diesem Vampir, kleine Hexe? Nur weil er dein Seelenverwandter ist und versprochen hat, dich zu beschützen? Wie naiv.“ Schnaubend verschränkte Machi die Arme vor der Brust, für einen Einschüchterungsversuch war ihm das fast schon zu blöd. „Du hast keine Ahnung, worüber du redest, Vater.“ Hätte er gekonnt, hätte er der Person welche für diesen Zauber verantwortlich war, ins Gesicht gespuckt. Dieser Mann verdiente es gar nicht, dass er ihn so nannte, aber er wusste, dass er sich im Moment auf verlorenem Gebiet befand. Und nichts war gefährlicher als sich auf unbekanntem Terrain mit dem Feind anzulegen, auch wenn er wusste, wozu dieser in der Lage war. Juka lachte amüsiert und in Machi begann sich alles zu verkrampfen, bevor er seine Schutzschilde aufbaute. Sicher war sicher. Er konnte diesen Mann zwar halbwegs einschätzen, aber wie es momentan um dessen Geisteszustand bestellt war, war ihm ein Rätsel. Wobei er zugeben musste, dass er erleichtert war, dass seine Mutter solche Fähigkeiten gar nicht besaß. Ein Zusammentreffen mit ihr wäre aber auch durchaus unerfreulicher verlaufen. Trotzdem traf der erste Schlag ihn unvorbereitet und er stolperte einige Schritte zurück, froh darüber, dass er nie aufgehört gehabt hatte, seine Fähigkeiten zu trainieren, denn ansonsten wären seine Schutzschilde jetzt schon zerfallen wie Staub im Wind. „Oh mein kleiner Liebling. Wir haben so viel falsch gemacht bei dir. Es ist ein Jammer, dass deine Mutter es nicht geschafft hat, dich von diesem erbärmlichen Leben zu erlösen.“
 

Es war schwer, die Energien zu greifen, welche ihn hier umwirbelten. Machi kniff die Augen zusammen, während er sich zwang, nicht zuzuhören. Sein Vater wollte ihn durcheinander bringen und dafür sorgen, dass seine Verteidigung zerbrach. „Denkst du nicht, dass es erbärmlicher ist, sich so sehr vor einem Kleinkind zu fürchten, dass man es töten will?!“ Machi schüttelte den Kopf, während er sich vorsichtig umher tastete und schließlich zupackte. So wie es sich anfühlte, hatte er es geschafft, zumindest einen dünnen Faden von Jukas Magie zu erwischen und er konzentrierte sich darauf, irgendwie musste er aus diesem Zustand entkommen können, egal was es war. Denn es gefiel ihm absolut nicht dass sein Vater es geschafft hatte, zu ihm durchzudringen. Nach all diesen Jahren konnte es nicht mal irgendetwas Gutes bedeuten. Nur dass er versuchen wollte, das zu beenden, woran seine Mutter gescheitert war. „Glaubst du wirklich, dass du es schaffst, mich so aus dem Gleichgewicht zu bringen? Ach Machi, ich hätte viel mehr von dir erwartet.“ Zum Glück schien Juka abgelenkt genug, dass er gar nicht spürte, wie er sich an dessen Magienetz zu schaffen machte und vorsichtig streckte Machi seine Hände weiter aus - er musste die Mitte finden. Die Stelle, an welcher die Magie am dichtesten war und dort angreifen.
 

Je mehr sein Vater begann ihn verbal zu demütigen, desto mehr nutzte er es um sich voran zu tasten, bis er auf einen Widerstand stieß und grinsen musste. „Was kann dir der Vampir denn bitte bieten? Ein besseres Leben? Du glaubst doch nicht wirklich, dass du so etwas von einem Monster bekommen kannst? Er behält dich nur, weil du eine Rarität bist, ein köstlicher Zwischensnack. Mehr sieht er nicht in dir.“ Juka hatte sicherlich weiter reden wollen, aber in genau diesem Moment hatte Machi seine ganze Magie auf den Knotenpunkt konzentriert und diesen in Flammen aufgehen lassen, dass das letzte, was er hören konnte ein erstickter Aufschrei war, dann verschwamm die Welt um ihn herum und er fiel. „Machi?“ Als er wieder zu sich kam, lag er in Yoshikis Bett, genau auf der Seite, auf welcher er schlief, seit Yoshiki ihn gebeten hatte, ihm eine Chance zu geben und ihm zu vertrauen. Er fühlte sich so erschlagen, als ob ein Lastwagen ihn überrollt hätte und gab einen gequälten Laut von sich. „Liebling…Was ist denn nur mit dir passiert? Ich wollte dich gerade zum Essen holen, aber du hast starr ins Leere gesehen und nicht auf mich reagiert…“ Oh. Offenbar hatte er da bereits schon unter dem Bann seines Vaters gestanden. Müde schaffte er es gerade so, zu Yoshiki aufzusehen, bevor ihm erneut die Augen zugefallen waren. „Es tut mir Leid.“ Mehr brachte er nicht über die Lippen, bevor die Erschöpfung ihn in ihren Bann zog und mit sich riss.

IV

Irgendetwas hier war seltsam. Das war eines der ersten Dinge, welche Machi auffielen, während er langsam erwachte. Er fühlte sich beobachtet, als wäre er die Beute für ein hungriges Raubtier und mit einem erschrockenen Laut saß er im nächsten Moment senkrecht im Bett, eine Feuerkugel in der Hand, jederzeit bereit, anzugreifen oder sich zu verteidigen. Ein leises Lachen aus der Ecke des Schlafzimmers jedoch lenkte ihn ab und die Kugel wurde größer und heller, bis er die Gestalt erkennen konnte, welche sich in den Schatten versteckt hatte und langsam eine Augenbraue hob. Machi hingegen blinzelte völlig verwirrt. Diese Person sah aus wie Yoshiki, allerdings war er sicher, dass dieser ihm erzählt hätte, wenn er einen Zwillingsbruder hatte, was nur einen Schluss zuließ. „Du gefällst mir, Kleiner. Jederzeit wachsam, sogar im Schlaf…Wobei ich zugeben muss, ich hätte nie gedacht, dass mein Sohn ausgerechnet eine Hexe zu seinem Auserwählten erklärt.“ Machi schüttelte den Kopf, bevor er die Kugel in die Luft geworfen hatte, wo sie verblieb, ein bedrohliches Licht ausstrahlend, welches den Vampir beleuchtete. „Und ich hätte nie gedacht, dass ich mich mit alten, perversen Männern herum schlagen muss, die ungefragt neben meinem Bett auftauchen.“ Damit hatte sich Machi aus dem Bett erhoben, den Blick nach wie vor fest auf sein Gegenüber gerichtet, welcher nur grinsend die Hände hob - und er zuckte zusammen, hatte im nächsten Atemzug eine Wand aus Feuer zwischen ihnen erscheinen lassen und verengte leicht die Augen. Yoshiki hätte ihn durchaus vorwarnen können. „Oh~ sag nicht, du hast Angst vor mir, kleine Hexe?“ Der Vampir wirkte immer noch viel zu amüsiert und es juckte Machi in den Fingern, ihm das arrogante Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. „Angst? Ich traue keinem Mann den ich in meinem Schlafzimmer vorfinde, wenn ich ihn nicht eingeladen habe, das ist ein bedeutender Unterschied!“
 

Machi schnalzte unbegeistert mit der Zunge und verzog das Gesicht als sein Gegenüber wirklich die Frechheit besaß, darauf in Gelächter auszubrechen. Durfte das wahr sein? Er hatte schlecht geschlafen, erinnerte sich nur verschwommen an seinen Vater und dann wurde er mit einem Verrückten konfrontiert. Allerdings kam er nicht dazu, ihm zu sagen, was er von ihm hielt, weil sich die Tür öffnete und Yoshiki entsetzt zwischen ihnen hin und her sah. „Vater! Ich hatte dir nicht erlaubt…“ Dieser unterbrach seinen Sohn jedoch mit einer Handbewegung und Machi machte einen Schritt auf Yoshiki zu, was sich als ein großer Fehler erwies, nachdem dessen Vater schneller war und er plötzlich eine Hand in seinen Haaren hatte, welche seinen Kopf in den Nacken zog und ihn fluchen ließ. „Selbst Schuld, wenn du mir verschweigst, dass du dir mit einem solchen Leckerbissen das Bett teilst.“ Bevor ihm jedoch über den Hals geleckt worden konnte, hatte Machi zugeschlagen, es wunderte ihn nicht mal, dass der ältere Vampir unbeschadet durch seine Flammen gekommen war, noch dass dieser aufrecht stehen blieb, obwohl er ihm die Faust gegen die Wange gedonnert hatte. Yoshiki war schon stark, wie stark musste dann dessen Vater erst sein? „Oh…Wunderschön, schlagfertig und weiß nicht, was gut für ihn ist…Ich beginne zu verstehen, was du an ihm findest.“ Bitte?! Hatte er sich etwa verhört?! Machi knurrte leise, allerdings legte Yoshiki einen Arm um ihn und zog ihn eng an sich heran und dessen Vater schien endlich zu verstehen, zumindest ging er einige Schritte zurück und Machi atmete tief durch, wenn er Lust auf eine Familienzusammenführung gehabt hätte, hätte er auch seinen eigenen Vater gewähren lassen können.
 

Zumindest hatte er sich duschen und umziehen dürfen, bevor sie sich im Wohnzimmer zu dritt gegenüber saßen, die beiden Vampire mit einem Glas Blut vor sich und Machi mit Wein. Auch wenn das keine gute Idee war auf leeren Magen, aber er brauchte etwas um seine Nerven beruhigen zu können. „Wie lange wolltest du ihn noch vor mir verstecken?“ Yoshiki zog eine Grimasse und Machi ließ den Kopf gegen dessen Schulter sinken, er hatte keine Ahnung worum es ging, aber offenbar waren Vampire mit über sechshundert Jahren immer noch nicht ausgewachsen. Oder Yoshikis Vater war einfach überängstlich. Vielleicht auch einfach beides? Machi nippte an seinem Wein, hatte diesen jedoch fast wieder ausgespuckt, als der ältere Vampir weiter redete. „Jetzt wundert es mich zumindest nicht mehr, dass du den Thron nicht besteigen wolltest.“ Moment. Was? Hustend richtete sich Machi wieder auf und starrte Yoshiki ungläubig an, welcher mit einem sanften Lächeln zurück sah und nach seiner Hand griff. So perplex wie er selbst war, ließ er das sogar zu, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Yoshikis Vater. „Oh, hat er dir das auch verschwiegen? Ich beherrsche die Unterwelt, Machi. Es mag dir komisch erscheinen, dass ausgerechnet ein Vampir König ist…“ Der Rest ging in einem statischen Rauschen unter und Machi bekam erneut das Gefühl, zu fallen. Allerdings war es dieses Mal nicht so schlimm, trotzdem konnte er nur irritiert blinzeln, während sich in seinem Kopf sämtliche Gedanken überschlugen.
 

Es wollte alles keinen Sinn ergeben. Hatte Yoshiki ihm das absichtlich verschwiegen oder einfach nicht mehr daran gedacht? Was sollte er davon halten? War das mit dem Seelenverwandten alles nur ein Vorwand gewesen? „Machi?“ Yoshikis Stimme klang so dumpf, so weit entfernt als wäre sie unter Wasser und genau so fühlte er sich gerade auch, als würde er ertrinken. Im nächsten Moment war Machi aufgesprungen und aus dem Zimmer gestürmt. Er wusste zwar nicht, wo er hin wollte, aber weg war eine sehr gute Idee. Leider kam er nicht weit, denn kaum dass er die Tür aufgerissen hatte, kam ihm ein Schwall Eiseskälte entgegen, welcher ihn beinahe erstarren ließ. Egal wie sehr er sich dagegen stemmte, es war als ob eine unsichtbare Macht ihn aufzuhalten versuchte und ein Schrei verließ Machis Lippen, er merkte nicht mal, dass seine Magie außer Kontrolle zu geraten drohte, noch dass er schließlich komplett in Flammen stand. Und endlich, endlich schien der Widerstand vor ihm nachzugeben und er stolperte mehr oder weniger in den Garten, wo er nach wenigen Schritten im Schnee auf die Knie sank und das Gesicht in den Händen vergrub. Ihm wurde schlecht und ein erneuter Schrei entkam ihm, welcher seine Magie neu aufflammen ließ. Dass der Schnee um ihn herum zu schmelzen begann nahm er gar nicht wahr, noch dass er recht schnell in einer Pfütze saß. Dafür war die Angst zu groß, dass das alles nur eine Falle gewesen war um ihn endgültig zu töten. Unterstanden dem Vampirkönig etwa auch die anderen Wesen? Vor allem die, die Magie ausüben konnten? War das ein Komplott seines Vaters?
 

„Machi!“ Er hörte Yoshiki zwar, konnte darauf jedoch nicht antworten, dafür drehten sich seine Gedanken zu sehr im Kreis. Die Panik verhinderte, dass er seine Magie wieder unter Kontrolle bringen konnte. Hatten sie versucht, ihn hier gefangen zu halten, bis seine Mutter einen zweiten Versuch unternehmen konnte, ihn endgültig zu töten? Selbst die Bäume und Rosenbüsche in seiner Umgebung begannen bereits aufzutauen und Machi erschauderte, war er hier überhaupt je sicher gewesen? Natürlich, das Schloss stand an der Grenze zwischen Unterwelt und Menschenwelt, für jede nicht magische Kreatur nur eine Ruine, aber eigentlich perfekt. Zeit schien ihre Bedeutung zu verlieren, während er sich wünschte, nicht so dumm gewesen und auf einen Vampir gehört zu haben. Yoshiki hatte Recht gehabt - er hatte absolut keine Erfahrung mit der magischen Welt, natürlich war er da leichte Beute gewesen. Machi schluchzte auf, während die Flammen höher und höher loderten, genährt von seiner Verzweiflung und dem Selbsthass. Vielleicht sollte er wirklich alles einfach hinter sich lassen. Jedoch konnte er nicht komplett in Selbstmitleid zerfließen, eine leise Stimme schaffte es zu ihm durchzudringen, als bereits der halbe Garten von Schnee befreit war und lichterloh brannte und Machi zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und noch mehr, als jemand ihn an sich zog, dessen Geruch ihm viel zu vertraut war, als dass er ihn je würde vergessen können. Kaya. Aber was machte dieser hier? Und wieso stand er nicht selbst in Flammen? „Ah~ ich denke, das ist genug.“
 

Weiche Finger strichen zärtlich über seine Wange und er keuchte auf, als Kaya ihn küsste, Im ersten Reflex hatte er seine komplette Magie gegen diesen gewandt, aber das schien sein Gegenüber nicht davon abzuhalten, ihn weiter zu küssen und je länger sie sich so eng aneinander geschmiegt auf dem Boden befanden, desto schwächer wurde seine Gegenwehr, bis Kaya ihm die Zunge in den Mund drängte und ihn leise aufkeuchen ließ. Es war so gut. Wieso fühlte es sich so schön an, Kaya zu küssen? Dessen Lippen schmeckten nach Zimt und Schokolade und er wollte nicht, dass sie sich je wieder voneinander lösen mussten. Irgendwann ließ Kaya jedoch von ihm ab und Machi keuchte erschrocken auf, als dieser sich die Lippen leckte und ihm ruhig in die Augen sah. Er hatte nie gewusst, dass Kaya so wunderschöne, blaue Augen hatte. War das nicht eigentlich völlig unmöglich? „Hm, ich hatte sehr lange keine Hexe mehr. Die lassen mich gar nicht rein…“ Kaya kicherte leise und Machi konnte diesen nur anstarren, er hatte das Gefühl, als hätte ihn mit einem Schlag alle Kraft verlassen, weswegen er auch nicht weiter protestierte, als Kaya ihn eng an sich heran drückte und begann ihm den Nacken zu kraulen. „Wir hätten schon so viel Spaß haben können, Kätzchen. Aber du musstest ja unbedingt vor allem davon laufen.“ Er verstand kein Wort, aber hier, in Kayas Armen fühlte er sich sicher, weswegen er schließlich langsam die Augen schloss und kaum mitbekam, dass er hochgehoben wurde. Ansonsten hätte er sich wohl gefragt, wie Kaya es schaffte, ihn zu tragen, immerhin war dieser so schlank gebaut, dass es absurd erschien, es wäre diesem möglich auch nur ein Fass voller Wein zu schleppen. Und Machi war sich mehr als nur sicher, dass er mehr wog, als so ein Fass.
 

Dass Kaya jedoch versuchte ihn auf dem Sofa abzulegen, resultierte darin, dass er sich an diesem festklammerte, bis Kaya die Augen verdrehte und ihn richtig auf seinen Schoß zog. Danach wurde Machi wieder ruhiger, aber funkelte die Vampire vor sich trotzdem böse an. „Wenn ihr mich töten wollt, sagt es gleich…“ Yoshiki sah ihn erschrocken an, aber darauf ging Machi nicht ein - Vampire waren Schauspieler, Meister darin sich zu verstellen, nur um zu bekommen, was sie wollten…Ob sein Vater Recht gehabt hatte? Allein bei dem Gedanken zuckte er leicht zusammen und gleich noch mal, als Kaya ihm über den Oberschenkel strich und er das Gefühl hatte, dass ein kleiner Blitz durch seinen Körper geschossen war. Woher kam denn jetzt diese mehr als unpraktische Erregung? „Oh Machi.“ Er blinzelte irritiert, dass Yoshiki vor ihm auf die Knie ging, hätte er nie erwartet. Nicht so. Nicht hier. Und allgemein einfach nicht. „Es tut mir so Leid. Ich hätte dir wohl alles von Anfang an erzählen sollen, aber ich hatte Angst, wie du reagierst. Es ist nicht leicht, als Vampirprinz zu leben und vor allem muss man ständig Bewunderer abwehren und verzweifelte Wesen, die sich einem zu Füßen werfen um selbst besser dastehen zu können. Ich hatte einfach Angst…“ Damit hatte Yoshiki seine Hand genommen, um ihm einen sanften Kuss zu geben und Machi schloss die Augen. Er wollte nicht darüber nachdenken wenn er ehrlich zu sich selbst war. Er wollte…nichts. „Gut, nachdem das geklärt ist, denke ich, dass es an der Zeit ist, dass du dich endlich mal öffnest, darling und deinem Herzblatt erzählst, was mit dir los ist. Dass du dich nicht auf dem aufsteigenden Ast befindest, sollte klar sein…“
 

Kayas Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken und Machi hob langsam eine Augenbraue. Was zum…“Oh Herzchen, bitte. Dachtest du wirklich ein Mensch hat die Macht dich zu stoppen? Wobei ich zugeben muss, dass es amüsant war, dass wir uns so lange schon kennen und du keine Ahnung hast, was ich bin.“ Kaya kicherte erneut und Machi schnaubte leise. „Was bist du dann denn bitte?“ Er murrte, als der Andere sein Gesicht zu sich drehte, hätte aber auch nie erwartet, so viel Freude in dessen Augen lesen zu können. „Ich bin ein Incubus, Schätzchen. Und du schmeckst wahnsinnig lecker.“ Fast wäre er von Kayas Schoß gefallen, schüttelte schließlich nur ungläubig den Kopf und strich sich langsam durch die Haare. „Reizend. Sonst noch Geheimnisse von denen ich wissen sollte?“ Kaya zuckte mit den Schultern, bevor er seine Fingernägel begutachtete und Machi dann die Hüfte tätschelte. „Einige, mon cher, aber ich denke es ist viel wichtiger, dass du dir einen Sprung über deinen Schatten erlaubst und endlich mal erzählst, was mit dir nicht stimmt. Vom offensichtlichen abgesehen, dass du einem Vampir vorwirfst, dass er töten will, wenn er dich doch offenbar so sehr liebt, dass er bereit ist, dich zu teilen um zu verhindern, dass du von innen heraus ausbrennst.“ Machi seufzte tief auf, bevor er Yoshiki ein schwaches Lächeln schenkte, welcher immer noch vor ihm auf dem Boden kniete. „In Ordnung. Ich sollte am Besten am Anfang anfangen, hm?“ Yoshiki nickte und Machi lehnte sich müde zurück, wobei er sich nicht mal daran störte, dass er immer noch auf Kaya saß. Irgendwie war das beruhigend. Solange er nicht darüber nachdachte, was einer seiner besten Freunde eigentlich war. „Dann brauch ich eine neue Flasche Wein.“

V

Es hatte einige Minuten gedauert, bis Machi bereit war, überhaupt irgendetwas zu tun, außer sich an seinem Weinglas festzuhalten, aber weder Kaya, noch Yoshiki hatten es übers Herz gebracht, ihn zu etwas zu drängen. Sogar Yukihiro hatte sich zurück gehalten, dabei schien dieser am Meisten erpicht darauf, mehr über den Gefährten seines Sohnes zu erfahren. „Wo fange ich nur an…“ Machi drehte sein halbvolles Weinglas gedankenverloren in den Händen, bevor er den Kopf auf Yoshikis Schulter sinken ließ und einen tiefen Atemzug nahm. Dass Kaya ihm aus dem gegenüberstehenden Sessel ein beruhigendes Lächeln schenkte, bemerkte er zwar, aber er konnte es nicht erwidern. Das war der Teil seiner Vergangenheit, von dem er sich geschworen hatte, ihn zu vergessen und nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. Aber bevor er doch noch irgendwann die ganze Stadt in Flammen aufgehen lassen würde…“Meine Eltern wollten zwar immer Kinder, aber offenbar war ich schon direkt nach der Geburt eine Enttäuschung für sie. Sie haben sich trotzdem bemüht, zumindest bis zu dem Tag an dem ich meinen Test machen musste um herauszufinden, welche magischen Fähigkeiten ich habe.“ Machi seufzte leise, bevor er mit einem großen Schluck das Glas austrank und sich auf die Unterlippe biss. „Da war ich vier Jahre alt und meine Mutter hat versucht mich zu töten, kaum dass wir wieder zuhause waren.“ Für einige Sekunden herrschte Stille, dann legte Yoshiki einen Arm um seinen Liebsten und zog ihn noch enger an sich heran, was Machi ein leises Schluchzen entlockte. Es war so lange her und schmerzte trotzdem immer noch grauenvoll, darüber zu reden. „Sie ist gescheitert weil meine Kräfte sich von selbst aktiviert haben und wäre mein Vater nicht dazwischen gegangen, wäre sie wohl gestorben.“ Und es wäre wohl besser so gewesen.
 

Aber das brachte er nicht über sich, es auszusprechen. Denn auch wenn er Mana den Tod wünschte, es würde wohl nichts ändern. Weder an seiner Situation, noch an seinem Leben. „Danach hat mein Vater zwei Jahre lang versucht, mich zu seiner perfekten Marionette zu formen…Nachdem er mich dafür bestraft hat, dass ich mich verteidigt habe. Ihr könnt euch vorstellen, dass das nicht gut lief…“ Ein müdes Lächeln huschte über Machis Züge und er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Außerdem wollte und konnte ich der Folter anderer Lebewesen nicht viel abgewinnen und ich bin sicher, er hätte mich ebenfalls versucht zu töten, wenn das magische Konzil nicht auf mich aufmerksam geworden wäre, weil ich in einer Panikattacke unser Haus angezündet hatte.“ Das war damals wirklich kein schöner Anblick gewesen und er erinnerte sich nur zu gut daran, dass er sich gewünscht hatte, dass die Flammen doch endlich ihn verschlingen würden, anstatt seiner Umgebung. „Das Konzil hat sicher gestellt, dass ich von meinen Eltern weg und auf eines ihrer Internate kam. Eigentlich hätte ich dort lernen sollen, meine Kräfte zu kontrollieren.“ Machi zuckte mit den Schultern, bevor er sich Wein nachschenkte und für einige Momente diesen einfach im Glas sanft hin und her schwenkte. Damals hatte er wirklich gedacht und gehofft, dass alles besser werden würde. Wie sehr er sich damals geirrt gehabt hatte! „Aber es wurde nur noch schlimmer.“ Mit einem trockenen Lachen nippte Machi am Wein, er wollte nicht weiter reden. Er war zu müde, immerhin sein Ausbruch vorhin hatte ihn ordentlich erschöpft, aber er wusste auch, dass es nie wieder eine Gelegenheit geben würde, so offen über seine Vergangenheit zu sprechen. Also nahm er noch einen Schluck Wein, bevor er weiter sprach und versuchte die besorgten Blicke der Anderen auszublenden. „Kinder können wahnsinnig grausam sein. Vor allem wenn sie aus angesehenen Zaubererfamilien stammen und sich für das Beste überhaupt halten. Ich war nicht lange auf dem Internat…Die Lehrer waren nett, aber nachts war niemand da, der mir helfen konnte. Ich hab versucht, durchzuhalten. Die Demütigungen und den Spott darüber zu ertragen, dass ich nur in Elementarmagie gut war…Mittlerweile weiß ich, dass sie alle Angst vor mir hatten.“
 

Immerhin, Elementarhexen waren zwar hoch angesehen, aber nur, wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte waren und perfekt mit ihnen umgehen konnten. Davor waren diese unberechenbar und Machi erschauderte, als er sich daran erinnerte, was mit einem seiner ehemaligen Klassenkameraden passiert war. Eine Lufthexe, dem sie magieunterdrückende Handfesseln und ein Halsband hatten anlegen müssen, wann immer sie keinen Unterricht gehabt hatten, weil dieser sich noch weniger im Griff gehabt hatte, als er selbst. Anstatt irgendetwas dagegen zu unternehmen und Einzelunterricht anzubieten, war es einfacher gewesen, ihn direkt ruhig zu stellen. Wäre er geblieben? Ihm wäre wohl das Gleiche passiert…So in Gedanken versunken zuckte Machi richtig, als Yoshiki ihm sanft über die Wange strich und starrte seinen Liebsten für einige Sekunden mit schreckensweiten Augen an, bevor er ihn erkannte und das Weinglas abstellte, dass er die Arme um ihn legen und das Gesicht an seiner Schulter vergraben konnte, während Yoshiki begann ihm sanft über den Rücken zu streicheln. „Es ist alles gut, Machi. Wenn du nicht weiter darüber reden willst, dann verstehen wir das. Du hattest eine schreckliche Kindheit…“ Kaya nickte zustimmend und ein leises Schluchzen entkam Machis Lippen. „Ich hab euch nicht mal alles erzählt…Das waren die harmlosen Jahre…“ Beide Vampire tauschten einen Blick mit dem Incubus aus, dann verließ Yukihiro wortlos das Zimmer. „Oh Liebling. Wenn es für dich leichter ist, kann ich auch dein Blut trinken, hm? Dann musst du es nicht erzählen.“ Machi zögerte, dann schüttelte er den Kopf und hauchte Yoshiki einen sanften Kuss auf die Lippen. „Nein. Du kannst meine Erinnerungen Kaya nicht zeigen und ich möchte es nicht nochmal wiederholen müssen nach heute. Aber danke.“
 

Yoshiki nickte langsam und Kaya gab ein Seufzen von sich. „Wenn es für dich einfacher ist, kann ich auch darauf verzichten. Machi, wir wollen nicht, dass es dir schlechter geht…“ Fast hätte er bei Kayas Worten gelacht, aber eher weil er sich vollkommen überfordert fühlte. „Schon gut…Aber ich fürchte, einer von euch muss mich später ins Bett tragen…“ Damit hatte Machi sein Weinglas erneut angesetzt und dieses Mal in einem Zug ausgetrunken. Besser, aber noch nicht genug. „Ich hab es geschafft, vier Jahre auszuhalten. Irgendwie. Dann kam einer der Zauberer auf die Idee, dass es helfen könnte, meine Kräfte zu bündeln, wenn man mir die Haare schneidet…Ich bin aufgewacht, bevor sie mir eine Glatze verpassen konnten, aber ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine Kurzhaarfrisur und sie sah schrecklich aus…Ich hab ihn grün und blau geschlagen und bin abgehauen.“ Machi zuckte unbeeindruckt mit den Schultern, während seine Fingernägel sich in Yoshikis Oberschenkel gruben, was diesen dazu brachte, ihre Finger sanft miteinander zu verschränken und diese festzuhalten. „Danach hatte ich keinen Ort mehr an den ich zurück kehren konnte. Meine Eltern wollten mich tot sehen, die anderen Kinder hassten mich und ich war kurz davor aufzugeben. Welchen Sinn hatte das Leben denn, wenn keiner mich wollte? Ich bin ziellos durch die Unterwelt geirrt, bis mich ein Gestaltwandler gefunden hat.“ Erneut streckte sich Machi um Wein nachzuschenken, murrte jedoch, als Kaya ihm die Flasche wegnahm und ihm zuzwinkerte. „Tut mir wahnsinnig leid, Herzchen, aber du fängst bald an zu lallen und wir wollen dich doch verstehen können.“ Machi verdrehte die Augen, hatte Kaya die Zunge heraus gestreckt und den Kopf geschüttelt - also wirklich. Was dachten die Zwei nur von ihm bitte? „Hat mich zuerst zu Tode erschreckt…Na ja, wenn man sich plötzlich Auge in Auge mit einem Wolf wiederfindet…“ Machi lachte leise und kuschelte sich noch etwas mehr an Yoshiki heran. Langsam wurde er wirklich müde, also war es vielleicht doch gut, dass Kaya ihm den Wein vorenthielt. „Er hat sich um mich gekümmert, oder zumindest hat er es so genannt. Eigentlich hat er mich nur gebraucht, dass ich ihm helfe, Dinge zu stehlen. Ich weiß nichtmal mehr seinen Namen, aber nachdem er gestorben ist, bin ich in die Menschenwelt und hab nie zurück geschaut.“
 

Langsam wischte sich Machi über die Augen, woher kamen denn jetzt nur diese verdammten Tränen? Wie unpraktisch. „Ich hatte zuerst Angst vor den Menschen. Aber irgendwie schien ich Glück gehabt zu haben. Ein junges Paar hat mir geholfen, mich zurecht zu finden, ich konnte mich einfach als Waisenkind ausgeben und keiner hatte Fragen gestellt…Es war so einfach.“ Mehr Tränen kamen jetzt nach und erneut wischte sich Machi über die Augen. Es war so lange her, wieso traf es ihn denn immer noch? „Mit knapp siebzehn haben sie mir geholfen, eine Arbeit zu finden. Zuerst als Kassierer in einem Supermarkt, dann in einem Musikladen. Ich weiß nicht, aber irgendwie…Bin ich da hängen geblieben. Musik war so neu für mich, dass ich am Anfang meine Kollegen verstört habe, weil ich mich über jede neue CD gefreut habe, die wir abgespielt haben…“ Mit einem leisen Schniefen fuhr sich Machi durch die Haare, eigentlich waren diese Erinnerungen sogar noch recht frisch, aber für ihn fühlte es sich an, als wäre das ein anderes Leben gewesen. „Na ja, irgendwann hab ich erfahren, dass es so etwas wie Konzerte gibt…Wo die Bands live spielen, nicht auf CD. Und da hab ich dann Kaya kennen gelernt.“ Ein schiefes Grinsen legte sich auf Machis Lippen, während Kaya in schallendes Gelächter ausbrach und sich gerade noch rechtzeitig die Hand vor den Mund schlug. „Das ist eine Art, zu sagen, dass wir einander über den Haufen gerannt haben, Herzchen…Du warst so wahnsinnig niedlich, ich hätte dich am Liebsten an Ort und Stelle ins Bett gezerrt.“ Kaya zwinkerte ihm zu und Machi spürte deutlich, wie er rot wurde und automatisch rutschte er noch ein Stück enger zu Yoshiki heran, während er seinen besten Freund versuchte böse anzusehen. „Vergiss es. Jetzt weiß ich was du bist…“ Kaya schüttelte deutlich amüsiert den Kopf und Yoshiki schlang die Arme enger um seinen Freund. „Keine Sorge…Ihr Zwei könnt euren Spaß haben, ich bin erstmal bedient.“ Kaya leckte sich die Lippen und Machi musste den Blick abwenden, weil sein Herz einen ungesund schnellen Rhythmus angenommen hatte - verdammter Dämon.
 

Verdammter Wein. Er wollte doch nur noch ins Bett und schlafen. Und vielleicht auch einfach nie wieder aufstehen. „Na…Jedenfalls…seitdem kenne ich Kaya. Mayu und Emiru hab ich erst vor vier Jahren kennen gelernt, als ich mit Kaya unterwegs war…Und das wars eigentlich. So spannend ist meine Lebensgeschichte auch nicht…“ Dass er die ganzen Details weggelassen hatte, konnte ihm keiner übel nehmen, oder? Immerhin, was war spannend daran, von einem Jungen zu erzählen, der beinahe erfroren wäre, weil er nicht genug wärmende Klamotten am Leib getragen gehabt hatte oder der hatte warten müssen, bis das erbeutete Gut umgewechselt war, bis er etwas hatte essen dürfen? „Du wolltest wissen, wieso die Menschenwelt mir so viel bedeutet, Yoshiki…Weil sie anders ist. In der Unterwelt wird dir nur geholfen, wenn du als Gegenleistung etwas von dir gibst. Hier…hier ist das anders. Menschen helfen dir, weil sie es wollen. Ich habe all das Geld, was ich verdient hab, dem jungen Paar gegeben, dass mir geholfen hatte und mittlerweile sind sie umgezogen. Irgendwo in die Bretagne wo das Wetter besser ist…Ich denke nicht, dass ich sie je wieder sehen werde. Aber sie wollten das Geld zuerst gar nicht…Das ist es, was mich fasziniert. Dass niemand von Kindern erwartet, dass sie alles können oder sofort perfekt sind.“ Machi gähnte leise auf, bevor er langsam die Augen schloss. Er war so wahnsinnig müde mit einem Schlag. Vielleicht hatte es auch gut getan, sich mal alles von der Seele reden zu können. So sicher war er sich in dem Punkt allerdings noch nicht. „Wir sollten dich ins Bett bringen.“ Yoshikis sanfte Stimme ließ ihn leise murren und Machi bekam kaum mit, wie der Vampir ihn hochhob, noch wie dieser sich an Kaya wandte und dem Incubus ein Gästezimmer anbot. Alles was im Moment für ihn noch zählte, war Yoshiki und er vergrub das Gesicht an dessen Halsbeuge mit einem leisen Laut. Morgen würde er sich bei Kaya entschuldigen. Eventuell.
 

Er merkte kaum, wie er auf ihrem weichen Bett abgelegt wurde, geschweige denn, dass Yoshiki langsam begann ihn umzuziehen, was dazu führte, dass sich Machi murrend auf die andere Seite drehte und vor sich hin grummelte. Tief in seinem Unterbewusstsein jedoch wusste er, dass er in Sicherheit war. Dass ihn Yoshiki nie würde verletzen können und dass er endlich jemanden gefunden gehabt hatte, der ihm genug bedeutete um sich ihm wirklich öffnen zu können. Immerhin, war er nicht gezwungen worden, zu reden, er hätte nicht alles erzählen müssen. Aber es war besser so. Immerhin wollten sie sich doch gegenseitig besser verstehen können und als Yoshiki ihn sanft zudeckte und sich neben ihn legte, kuschelte sich Machi automatisch in den Armen des Vampirs zusammen, welcher begann ihm sanft durch die roten, langen Haare zu kraulen. Der abwesende Blick in den Augen des Vampirs entging ihm dadurch, aber den sanften Kuss auf die Stirn spürte Machi auch noch in seinen tiefsten Träumen und es dauerte nicht lange, bis ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen lag und er friedlich vor sich hin schlummerte. Yoshiki hingegen starrte wachsam in die Dunkelheit, als würde er dort eine Ursache finden können, um herauszufinden, wer den Fluch auf sein Schloss gelegt hatte und wieso. Das Eis, welches Machi die ganze Zeit zurück gehalten hatte, hatte schlussendlich doch nur einem Zweck gedient und mittlerweile war er sich mehr als sicher, dass Machi hatte sterben sollen. Erneut. Entweder durch eigene Hand, indem seine Fähigkeiten ihn von innen heraus ausbrannten oder dadurch, dass der Vampir ihn anfallen und aussaugen würde. Immerhin, Hexenblut war anders, als das von Menschen, es war köstlicher, aber auch weniger davon reichte aus um einen Vampir zu sättigen. Menschen schmeckten im direkten Vergleich langweilig und fade und natürlich tranken Seelenverwandte nur noch von ihrem Partner. Dazu die Anstrengung eingerechnet, die er selbst hatte überwinden müssen um diese Mauern zu verlassen…Er wollte das nicht mit Machi besprechen, aber er würde es wohl müssen, sollte sein Vater keinen Anhaltspunkt finden können. Yoshiki schloss müde die Augen, bevor er den Mann in seinen Armen aufmerksam betrachtete. Egal, was noch kommen würde, er würde dafür Sorge tragen, dass Machi dieses Mal so wenig Schaden wie möglich davon trug. Und wenn er dafür sein Leben würde opfern müssen. Machi hatte genug gelitten, es wurde Zeit, ihm zu beweisen, dass auch das Übernatürliche schöne Seiten aufweisen konnte und ihm zu zeigen, wie schön die Ewigkeit an seiner Seite sein konnte. Selbst wenn sie nicht gekrönt werden würden. Es würde sich für alles eine Lösung finden lassen und mit einem sanften Lächeln, strich Yoshiki seinem Liebsten nochmal durch die weichen Haare, bevor er selbst die Augen schloss. „Ich liebe dich, Machi.“

VI

Das malerische Café in einer kleinen Seitenstrasse, weit weg von neugierigen Blicken war beinahe leer, bis auf ein Paar an einem der Tische direkt am Fenster, aber diese waren komplett miteinander beschäftigt und nahmen nichts um sich herum wahr. Einer der Gründe, wieso Machi dieses Café gewählt hatte. Hier hatten sie Ruhe und niemand würde sie stören können. Außerdem war es Menschengebiet und dementsprechend viel sicherer als seine sonstigen Lieblingsorte. Skeptisch musterte Machi sein Gegenüber, bevor er den Kopf schüttelte und tief durchatmete. „Nein, Mayu. Ich hab dir von Yoshiki nichts erzählt, weil ich…“ „Weil du so selten jemanden an dich ranlässt, dass es ein Wunder ist, dass der arme Kerl noch nicht schreiend davon gelaufen ist?“ Mayu verdrehte die Augen und Machi zuckte zusammen, als ihm gegen die Stirn geschnippt wurde. Wie gemein. „Oh jetzt schau doch nicht so, du weißt ganz genau, dass ich Recht habe. Die ganze Zeit die wir uns kennen warst du immer single und das nicht, weil keiner dich haben wollte…“ Mayu schüttelte den Kopf und begann in seinem Kaffee zu rühren, während Machi eine Grimasse zog. Es so direkt nochmal zu hören war irgendwie anders. Und schmerzhafter. Auch wenn es der Wahrheit entsprach. Nur wie sollte er seinem besten Freund erklären, dass er niemanden an sich heran gelassen gehabt hatte, aus Angst, denjenigen aus Versehen zu töten? Seine Kräfte waren nicht so einfach unter Kontrolle zu bringen. Ohne Kayas Hilfe hätte er immerhin auch Yoshikis Schloss nieder gebrannt. Es war eigentlich ein Wunder, dass er überhaupt das Schloss hatte verlassen dürfen ohne dass ihm jemand gefolgt war, aber Kaya hatte es geschafft gehabt, Yoshiki davon zu überzeugen, dass er gut auf sich selbst aufpassen konnte und dass nichts dagegen sprach, sich wieder selbst mit seinen Freunden zu treffen.
 

Dass Emiru hatte arbeiten müssen war nur ein unglücklicher Zufall gewesen, aber er genoß auch die Zeit nur mit Mayu. Wenigstens war diesem nichts passiert! „Sag mal, was hast du eigentlich mit deinen Haaren gemacht?“ Machi legte den Kopf etwas schief, rührte nochmal in seinem Kaffee und sah seinen besten Freund fragend an. Mayu zuckte ertappt zusammen und er bereute die Frage beinahe schon. Aber er war eben neugierig und dass Mayu jetzt seine Spitzen blau gefärbt gehabt hatte, war eben neu. Er kannte ihn nur mit braunen Haaren. „Na ja…Ich kann mich nicht erinnern, aber Emiru meinte, dass ich von einer Nacht mit Kaya so nachhause gekommen bin…Er wollte, dass ich es überfärbe, aber bis jetzt hab ich nur Komplimente dafür bekommen…“ Machi runzelte die Stirn, das klang irgendwie seltsam. Und täuschte er sich oder wirkte Mayu wahnsinnig verlegen? „Mayu…Ich finde die Farbe wunderschön. Es sind deine Haare, wieso solltest du sie denn dann überfärben?“ Der Andere zuckte mit den Schultern, biss sich auf die Unterlippe und Machi konnte nicht anders als eine Hand auf Mayus Hand zu legen. „Hey…Lass dich nicht so von Emiru kontrollieren, ja?“ Eigentlich hatte er noch mehr sagen wollen, zuckte dann aber heftig zusammen, als sich ihnen jemand näherte und Emiru sich auf einen Stuhl neben ihnen fallen ließ. „Hallo Schatz.“ Mayu bekam einen Kuss auf die Wange und Machi konnte sich gerade so davon abhalten, die Augen zu verdrehen. Eigentlich mochte er Emiru, aber jetzt gerade verfluchte er ihn. Sehr sogar. Hätte er nicht noch ein paar Minuten warten können?
 

Es war seltsam, aber wie er die Beiden jetzt so beobachtete, machte es beinahe den Anschein, als ob Mayu Angst vor seinem Liebsten hatte. Machi runzelte die Stirn, während er an seinem Kaffee nippte, hatte er das früher einfach nur nicht gesehen oder hatte sich etwas zwischen den Beiden verändert? „Na, worüber redet ihr schönes, hm?“ Mayu zuckte mit den Schultern, bevor er den Blick abwandte und Machi hob beide Augenbrauen, während er nach Worten suchte. „Haben uns nur ausgetauscht, was ich die letzten Wochen verpasst habe, als ich krank war.“ Ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ja es war eine Notlüge, aber hätte er denn die Wahrheit sagen sollen? Dass es ihm unmöglich gewesen war, das Haus zu verlassen? Dass er eigentlich schon bei Yoshiki eingezogen war, obwohl er immer noch alle seine wichtigen Sachen in seiner eigenen Wohnung gelagert hatte? Wenn Mayu merkte, dass er der Frage mehr oder weniger auswich, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken und Machi war wahnsinnig dankbar dafür. Immerhin war das etwas, von dem er nicht wollte, dass irgendwer es erfuhr. Mayu war eine Ausnahme, als einer seiner besten Freunde, aber Emiru traute er so weit nicht über den Weg. Lange hatten sie sich nicht mehr im Café aufgehalten, nicht nachdem die Stimmung durch Emirus Erscheinen komplett gekippt war und auf dem Nachhauseweg grübelte Machi die ganze Zeit darüber nach, was passiert war. Vielleicht sollte er auch Kaya erstmal fragen, wann dieser Mayu die Haare gefärbt gehabt hatte und wieso. Immerhin hatte Mayu nie eine rebellische Seite gezeigt, dieser war immer die Stimme der Vernunft gewesen, die Person die ihn hatte zurück halten können, bevor er sich zu sehr aufgeregt gehabt hatte.
 

Es ergab alles keinen Sinn. Als Machi das Schloss betrat, wäre er beinahe in Yukihiro gerannt und gab nur noch einen erschrockenen Laut von sich, als er zurück stolperte und hätte der Ältere ihn nicht festgehalten, hätte er wohl den Boden kennen gelernt. „Wohin des Weges Schönheit und dann auch noch so schnell?“ Machi zuckte nur mit den Schultern. „Zurück in Yoshikis Bett weil mir kalt ist…Danke fürs auffangen.“ Damit hatte er sich losgerissen und sich auf die Suche nach seinem Liebsten gemacht. Was auch immer mit Yukihiro nicht stimmte, er hatte jetzt keine Zeit um sich damit zu befassen, noch wollte er es. Dass dieser ihm mit rotblühenden Augen nachsah, entging Machi zum Glück, sonst hätte er seine Prioritäten wohl doch nochmal überdacht. Zum Glück war Yoshiki in der Küche schnell gefunden und seufzend ließ sich Machi auf einen der Küchenstühle sinken und vergrub das Gesicht in den Haaren. „Hast du die Woche Zeit? Du musst mir helfen rauszufinden ob ich nicht einen schrecklichen Fehler begangen habe.“ Yoshiki drehte sich bei diesen Worten um und erst jetzt wurde Machi bewusst, wie seltsam es war, dass der Vampir selbst kochte, aber nun gut. Allgemein war es viel zu still hier. Hatte Yoshiki die Diener etwa schon nach hause geschickt? Oder hatte dessen Vater sie alle als Zwischensnack verspeist? „Natürlich, Liebling. Worum genau geht es denn?“ „Mayu.“ Das Wort schien auszureichen dass Yoshiki das Gesicht verzog und Machi fragte sich erneut, was er falsch gemacht hatte. Irgendetwas hier war verdammt seltsam. Allerdings ignorierte er das Gefühl in seinem Inneren, als Yoshiki ihm ein Sandwich vor die Nase stellte und sein Magen zu knurren begann. Ups. „Ok, ich erzähle dir später alles…“ Yoshiki schüttelte schmunzelnd den Kopf und Machi widmete sich grinsend dem Sandwich - dass der Vampir extra für ihn auch noch in der Küche herum experimentierte war schon beinahe zu viel des Guten. Aber nur beinahe.
 

Wenn Machi ehrlich zu sich selbst war, konnte er sich daran gewöhnen, nicht selbst kochen zu müssen. Es war so viel einfacher, wenn man jemanden hatte, der das übernahm. Und trotzdem hätte er sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet jemand der selbst nur Blut zum überleben brauchte, sich je so um ihn bemühen würde. Das Schicksal ging wirklich seltsame Wege, aber offenbar ab und an sogar erfreuliche. Noch dazu, weil Yoshiki doch eigentlich Diener hatte. Aber die schienen in letzter Zeit entweder alle ausgedehnten Urlaub zu genießen oder ausdrückliche Order zu haben, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. „Also… Und jetzt zurück zu meinem Problem.“ Machi seufzte leise auf, bevor er sich eine Haarsträhne um den Finger wickelte. Wie fing er das denn am Besten an one dass Yoshiki ihn für verrückt erklärte? Wobei der das vermutlich sowieso schon längst getan hatte, nach allem was in den letzten Tagen alles passiert war…Lange dauerte es nicht, bis schließlich alles aus ihm heraus gesprudelt war, über seinen Verdacht hin dass Mayu und Emiru doch nicht diese traumhafte Beziehung führten, wie er die ganzen Jahre gedacht hatte und dass es gut sein konnte, dass Mayu kein Mensch war. Der Punkt war schwerer zu erklären gewesen, aber nachdem er Yoshiki daran erinnert gehabt hatte, dass Elementarhexen für gewöhnlich die gleiche Haarfarbe wie ihre Elemente hatten und Mayus blau einen Farbton hatte, den er noch nie in der Menschenwelt gesehen gehabt hatte, hatte sein Liebster verstanden, was er ihm hatte sagen wollen. Dass die Möglichkeit bestand, dass Mayu ebenfalls eine Hexe war, deren Kräfte kontrolliert oder versiegelt worden waren. Und dass es nur einen Weg gab das zu überprüfen - durch Mayus Erinnerungen.
 

Denn auch wenn diese verändert worden waren, Yoshiki würde es merken. „Mhm, wenn ich ein paar Jahre zurück gehen muss, wird das mindestens einen Liter Blut fordern.“ Machi nickte langsam, während er den Kopf an Yoshikis Schulter sinken ließ und für einige Sekunden einfach nur ins Leere starrte. Genau das war der Punkt an dem es kompliziert wurde. „Deswegen will ich dass du mit kommst. Wenn wir nur rausfinden können, ob Mayu die Haare wirklich gefärbt wurden oder ob er eines Morgens so aufgewacht ist, reicht das als Hinweis, den Rest bekomm ich dann hoffentlich allein raus.“ „Ok. Das dürfte nicht ganz so viel Blut brauchen…Wann willst du Mayu überfallen?“ Machi schenkte seinem Liebsten ein unschuldiges Lächeln, dann drückte er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Mittwoch oder Donnerstag, da arbeitet Emiru länger und ich kann nicht riskieren, dass er was davon mitbekommt. Ich meine, stell dir vor, er kommt rein, während du gerade die Zähne in Mayus Hals versenkt hast…Könnte unschön werden.“ Andererseits, wer würde entspannt reagieren wenn der eigene Partner sich in den Fängen eines Vampirs befand? Yoshiki gab eine leise Zustimmung von sich, während er etwas vor sich hin summte und Machi sanft gegen die Stirn tippte. „Du hast keine Ahnung wie froh ich bin dich gefunden zu haben. Ohne dich ist mir einiges an Spaß entgangen die letzten Jahre.“ Mit einem leisen Lachen verdrehte Machi die Augen, löste sich von seinem Freund und ging zum Kühlschrank um sich ein Glas Traubensaft einzuschenken. „Ich bin nicht sicher ob ich es als Spaß sehen kann, meinen besten Freund zu foltern…Aber wenn das deine Art ist mir zu sagen wie einsam, traurig und leer dein Leben ohne mich wäre, akzeptier ich das so.“
 

Donnerstag hatte nicht schnell genug kommen können. Es war ein Wunder, dass Machi überhaupt noch geschlafen hatte und während sie auf dem Weg zu Mayus und Emirus Wohnung waren, hätte Yoshiki schwören können, dass er kleine Flammen auf Machis Haaren tanzen sah. „Liebling…Hör auf so gestresst zu schauen und entspann dich. Ich versteh ja, dass du Angst hast, aber wenn du weiter so nervös bist, gehst du in Flammen auf.“ Machi konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen und seinen Freund beleidigt anzusehen. „Sei doch still. Das ist absolut nicht hilfreich, verstanden?! Wenn Mayu du weißt schon was ist…Dann ändert das einfach alles! Und ich bin dazu nicht bereit…“ Im nächsten Moment fand er sich in Yoshikis Armen wieder und sah diesen beinahe erschrocken an. Sie waren hier doch mitten unter Menschen, es war heller Tag und all diese Gedanken verließen Machis Kopf, kaum dass sein Liebster ihn sanft geküsst hatte. Yoshikis Lippen waren so weich, dass man kaum glauben mochte, es mit einem Vampir zu tun zu haben und als sie sich wieder voneinander lösten, dauerte es einige Sekunden bis Machi bewusst wurde, was für ein mieser Trick das gewesen war. Allerdings hatte es geholfen, dass er sich ruhiger fühlte und die letzten Meter zu ihrem Ziel legten sie schweigend, dafür aber Hand in Hand zurück. Kaum dass Machi die Klingel betätigt hatte kam die Panik jedoch wieder und er war froh, dass Mayu ihnen die Tür öffnete, bevor er doch noch darüber hatte nachdenken können zu verschwinden. Immerhin, er wollte das hier, er musste heraus finden, was das alles auf sich sich hatte. „Hey…Tut mir leid, dass wir zu spät sind, ich wusste nicht, was ich anziehen soll.“ „Das weißt du nie…Und trotzdem habe ich dich noch nie nackt gesehen.“
 

Mayu verdrehte die Augen und Machi lachte leise auf, bevor er seinem besten Freund ein Küsschen auf die Wange drückte und dann zu seinem Liebsten sah. „Hey, ich hab dir immerhin was mitgebracht.“ Damit hatte Machi den Vampir schon halb durch die Tür geschoben, er hätte nur nicht damit gerechnet, dass Yoshiki sich verbeugte um Mayu einen Handkuss zu geben. Oder dass sein bester Freund dabei rot anlief. Aber nun gut. „Wenigstens hast du wen mit Manieren gefunden.“ Mayu seufzte leise und Machi hätte schwören können, dass etwas in den Augen des Anderen aufgeblitzt war, aber es war zu schnell verschwunden um es wirklich erkennen zu können. „Ach sei still.“ Kopfschüttelnd hatte er sich an seinem besten Freund vorbei geschoben, sich die Schuhe von den Füßen gestreift und sich dann aufs Sofa fallen lassen. Soweit so gut. Es schien zumindest nichts anders zu sein als sonst. Die gruselige Jadeschlange stand immer noch auf dem Wohnzimmertisch vor ihm. Machi erschauderte während er die Statue betrachtete. Er hatte schon immer ein schlechtes Gefühl bei dem Ding gehabt. Ganz egal wie oft Mayu ihm auch versichert hatte, dass sie nicht beißen würde. Davon überzeugt war er nicht mehr, je länger er sich dieses Ding betrachtete, desto mehr hätte er schwören können, zu sehen, wie die Augen sich bewegten. Wer stellte sich bitte auch eine angreifende Königskobra in die Wohnung? Noch dazu in Lebensgröße…Die spitzen Zähne schienen im Licht zu funkeln und Machi rückte sicherheitshalber ein Stück davon weg. „Hast du immer noch Angst vor der Kleinen?“ Mayu lachte leise und Machi schenkte ihm einen bösen Blick. „Wie trinkst du deinen Kaffee, Yoshiki? Bei Machi muss ich nicht fragen - der trinkt ihn so schwarz wie sein Herz. Andererseits sollte ich ihm vielleicht einen Milchkaffee machen, nachdem er jetzt dich hat?“ Noch bevor Yoshiki hatte antworten können, hatte Mayu ein Sofakissen an den Kopf bekommen und verschwand lachend in der Küche, während Machi sich mit vor der Brust verschränkten Armen auf dem Sofa zurück lehnte und schmollte. Unglaublich. Wieso mochte er den Idioten nochmal so sehr?
 

Wenig später war das alles jedoch komplett vergessen, Mayu und Yoshiki in ein Gespräch über Kunst vertieft und Machi betrachtete die beiden, während er an seinem Kaffee nippte. Trotz Drohung hatte er von Mayu einen schwarzen Kaffee bekommen und er war selten so dankbar für eine Tasse gewesen an der er sich hatte festhalten können. Immerhin brauchte er das gerade für seine Nerven. Auf den ersten Blick schien Mayu absolut unverändert zu sein, dessen Persönlichkeit fröhlich wie Immer. Aber unter dieser Maske…Er hatte das Gefühl, dass er beinahe sehen konnte, wenn ein Teil von Mayu aktiv wurde, der nicht dessen jetzigem Ich entsprach. Es war schwer zu erklären, ein Flirren in der Luft, welches er noch nie wahr genommen gehabt hatte. Vielleicht hatte er auch erst wieder mit seinen Kräften in Einklang kommen müssen? Immerhin, die Magie war immer schon Teil von ihm gewesen. Aber zu wissen, was er damit anstellen konnte, war etwas anderes. Ganz früher hatte sie immerhin ihn kontrolliert. Machi schreckte aus seinen Gedanken, als Mayu ihn ansprach und er blinzelte erstmal irritiert, schenkte seinem besten Freund ein entschuldigendes Grinsen. „Tut mir Leid…Was hast du gesagt?“ Mayu zuckte mit den Schultern und sah zwischen Machi und Yoshiki hin und her. „Hab nur gefragt wie ihr euch kennen gelernt habt. Letztes Mal wurden wir ja unterbrochen.“ Oh. Machi räusperte sich verlegen, tauschte einen Blick mit seinem Liebsten und zuckte schwach mit den Schultern. „Na ja…Wir sind irgendwie ineinander gerannt.“ Das stimmte sogar, nur die Details waren definitiv nichts, was er wiederholen sollte. Dass Yoshiki etwas näher an Mayu gerutscht war, ließ Machi im ersten Moment die Stirn runzeln, dann verstand er. Solange der Andere abgelenkt war, konnte Yoshiki besser zubeißen. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sein Liebster Mayu erst hypnotisieren würde, aber nun gut. Dann halt so. „Er hat mich zu einem Kaffee eingeladen, als Entschuldigung, dass er nicht auf den Weg geachtet hat und…“
 

Im nächsten Moment wäre Machi beinahe vom Sofa gesprungen als es klingelte und er fluchte leise, als Mayu sich entschuldigte um zur Tür zu gehen. „Alles gut…Wir schaffen das schon.“ So zuversichtlich wie Yoshiki war er zwar nicht, jedoch nickte Machi langsam und zwang sich tief durchzuatmen. Wieso wurde es denn jetzt auch bitte so kompliziert? Yoshiki war so kurz davor gewesen, zuzubeißen… Womit er nicht gerechnet gehabt hatte, war Emiru, welcher mit vor der Brust verschränkten Armen plötzlich vor dem Sofa stand. Wo kam der denn schon wieder hier? „Ich dachte, du musst arbeiten.“ Der Satz war Machi über die Lippen gekommen, bevor er darüber hatte nachdenken können und er zuckte leicht, als er daraufhin mit einem fast schon mörderischen Blick bedacht wurde. „Raus. Du und dein Freund. Sofort.“ Emiru knurrte nur noch und Machi hob verwirrt beide Augenbrauen. Was sollte das denn jetzt? „Entweder du bewegst dich, oder ich helfe nach, verstanden?!“ Als Emiru einen Schritt auf ihn zumachte, hätte Machi schwören können, dass die Kobra auf dem Tisch ihn anzischte und er sprang beinahe schon auf, darauf bedacht so viel Abstand wie möglich zwischen Schlange und sich selbst zu bringen. „Emiru…Was hab ich bitte getan, dass du uns jetzt rauswerfen willst? Darf ich mir keinen schönen Nachmittag mehr mit Mayu machen?“ Bevor er jedoch hatte weiter reden können, hatte sich ein Arm um seine Schulter gelegt und er sah irritiert zu Yoshiki auf, welcher ihn sanft mit sich in Richtung Flur zog. „Lass den beiden ihre Privatsphäre, Machi.“ Was zum Henker?! Er hatte ansetzen wollen zu protestieren, jedoch streifte sein Blick Mayu, welcher nach wie vor im Flur stand, mit gesenktem Kopf und Machi erschauderte. Irgendetwas stimmte hier nicht und er würde definitiv noch heraus finden was es war. Allerdings zog er sich brav seine Schuhe an, umarmte Mayu und hatte mit Yoshiki dann auch die Wohnung verlassen. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und er war sich sicher, dass er gerade einen wahnsinnig großen Fehler begangen hatte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  EndlessRain
2020-01-30T20:29:08+00:00 30.01.2020 21:29

*kickt Emiru aus dem Fenster*
Niemand mag dich!! >___< (Zumindest nicht in der FF u.û)
Das der irgendwas im Schilde führt, riecht man doch Kilometerweit gegen den Wind <____<
Und er taucht immer zum unpassendsten Zeitpunkt auf, fast so als würde er sie ausspionieren >__<
*schiebt Mayu zu Kaya* u.u
Kaya ist viel besser uû
Vielleicht weiß Emiru ja von Mayus Kräften und … OH! Die Schlange! Emiru hat sie über die Schlange beobachtet! O___O
Zumindest in der Wohnung, aber was war das dann mit dem Café … hum …

Aber warum ist kaum mehr von den Dienern in Yoshikis Schloss?
Und Yukihiro traue ich auch nicht so ganz <___<
Irgendwas ist da gaaaanz faul … u.û

Von:  EndlessRain
2019-12-20T20:37:40+00:00 20.12.2019 21:37
Hach … Q_______Q
*schnüff*
Machi … er tut mir so wahnsinnig leid und omg ich möchte ihn flauschen q_q

Es ist so grausam, was ihm alles passiert ist, dafür aber so schön, dass er Menschen/Wesen gefunden hat, die ihn mögen, lieben und ihm helfen <3
Und Yoshiki passt ja auch noch gut auf ihn auf u.u

Aber wo ist Yukihiro hin? Bzw wieso ist er einfach gegangen?
Wollte er es Machi damit leichter machen? >__<

Und dieses Eis, dieses böse Eis >__<
Von:  EndlessRain
2019-10-05T18:50:25+00:00 05.10.2019 20:50
Ich feier ja so ein bisschen sehr den Auftritt von Yoshikis Vater und Kaya xDDDD
Aber das es Machi verstört ist auch kein großes Wunder irgendwie u.u
Wenn Yoshiki ihn aber hätte töten wollen, dann hätte er das doch schon längst machen können … oder dessen Vater u.u"

Und ich weiß nicht wieso, aber für einen Moment war ich sicher, dass Kaya zu Yoshikis Daddy gehört o...ô
Wobei die sicherlich auch interessant wären … xD

Bin aber gespannt, was Machi zu erzählen hat >___<
Von:  EndlessRain
2019-10-05T18:37:15+00:00 05.10.2019 20:37
Armes Machi >___<
Wenn ihm als Einziger so kalt ist … kommt das dann von seinem Daddy? o.o"
Würde mich nicht wundern, nachdem Juka versucht ihn zu töten …

Ob Yoshiki ihn wirklich beschützen kann? >__<
Oder tötet Machi im Endeffekt seinen eigenen Vater?
Wenn er stärker werden würde …
*grübelt*
Von:  EndlessRain
2019-09-19T20:26:15+00:00 19.09.2019 22:26
Awww Q_____Q
Hach … *schnief*
Die Beiden zusammen sind so wahnsinnig niedlich, das zerreißt mir fast das Herz … qq
(Aber sie haben sich gefunden <3 Auch wenn Machi vielleicht nicht gesucht hat xD)

Aber was ist in Machis Vergangenheit passiert? Warum
waren die anderen alle gemein zu ihm? >_____<

Gnihihi und bei Werkater musste ich sofort an Seth denken, wobei Közi auch gehen würde … o.ô

Und du hast keine Ahnung, was für ein perfektes Bild ich von Yoshiki und Machi im Kopf habe ;o;
Von:  EndlessRain
2019-09-16T18:43:54+00:00 16.09.2019 20:43
Mein Herzlilein!
Meine Gefühle … T____T
Hach ~
Ich hätte nie gedacht, dass die Beiden so dermaßen niedlich zusammen sind u.u
Da hat Machi Glück, dass er zumindest an einen charmanten Vampir geraten ist xDDD
Gnihihihi >3
Hab mich schon gefragt, was Machi ist wegen der Feuerwand, aber Yoshiki hats mir verraten /D
*anfeuer*
Weiterschreiben!


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